atrium | Die Saturnalienfeier der Flavier

  • Tilla schüttelte den Kopf. Nein, tut mir leid. Wir sind zwar alle zusammen hier. Aber ich habe Cadhla noch nicht gesehen. erwiderte sie auf Bridhes Frage und warf einen Blick in die Runde, ob die germanische Kriegerin doch noch auftauchen würde. Stattdessen tauchte ein Mann auf, der sie ansprach, sich sogar vor ihnen verbeugte. Tilla wich einen Schritt zurück, sah ihn ganz erstaunt an, während er sprach. "Bona Saturnalia, holde Damen! Wäre dies nicht das Fest des Saturnus, sondern jenes der Venus, wir hätten bereits die Schönheit zu verehren gefunden. Indes, gestattet mir die Ehre, euch diese Geschenke im Geiste der Saturnalia überreichen und euch in diesem Hause begrüßen zu dürfen."


    Zaghaft ergriff sie das Pferd und nahm es an sich. Tilla mochte Pferde, würde gene mehr mit diesen Geschöpfen zu tun haben und einer der Bewohner des aurelischen Hauses, hiess sogar pegasus. Fest presste Tilla das tönerne Pferd an sich und lächelte scheu den Mann mit dem falschen Bart an. "So ihr einen Wunsch habt, heute Abend, so lasst es mich nur wissen, es wird mir eine auszunehmende Freude sein, ihm zu entsprechen. Und nun, fühlt euch ganz wie zuhause" Sollte sie jetzt nicken? Sie tat es einfach und sah ihm nach. Jetzt beehrte er die Herren Titus Aurelius Ursus und Marcus Aurelius Corvinus. Ihre Wangen glühten. Die freundlichen Worte und das unerwartete Geschenk hatten sie vollends überrumpelt. Auf Caelyns Frage konnte sie keine Antwort geben. Wusste sie doch ebensowenig wer der Mann gewesen war.


    Jetzt entdeckte sie in dem Getümmel Micipsa, der sich soeben am Wein verschluckte. Ihre Herrin Prisca, die heute ein blaues Gewand trug, welches ihr ausgezeichnet stand. Oh, und da war Luca und Fiona mit Minna. Tilla fiel auf, wieviele Leute und Namen sie inzwischen kannte. es war ein ganz neues Gefühl im Gegensatz zu den alleine verbrachten fünf Jahren auf der Straße, wo sie jedem ausgewichen war. Ihr Blick streifte Luca. Tilla schluckte, während sie dachte, dass ihr Herzklopfen jeder Anwesende hören würde. Wer von ihnen würde den ersten Schritt machen? Und was sollte sie bloß tun, wenn er sie ansprach? Herrjeh.. so viele Gedanken schwirrten in ihrem Kopf herum.

  • Siv stand, etwas gelangweilt, herum, lehnte an einer Säule und beobachtete das Treiben in dem Raum. Sie wusste eigentlich gar nicht so genau, warum sie hier war. Irgendein seltsames Fest, dass die Römer feierten – dass sie zusammen mit ihren Sklaven feierten, die offenbar einmal im Jahr keine waren. Siv begriff den Sinn darin nicht ganz. Warum die Sklaven einmal im Jahr nicht wie solche behandeln? Um sich über sie lustig zu machen? Oder damit sich die Römer in ihrer Großzügigkeit sonnen konnten? Sie war mitgekommen, weil ein Teil von ihr doch neugierig gewesen war, aber nun stand sie hier und wusste nicht wirklich etwas mit sich anzufangen. So viele Menschen… viel zu viele Menschen. Und wieder so ein Haus, das für ihren Geschmack zu groß war und dass sie einengte. Sie zog sich noch ein Stück hinter die Säule zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Auf ihrem Weg durch den Raum war sie an Tilla und Caelyn vorbeigekommen, die sich mit einer anderen Frau unterhalten hatten, und Siv hatte kurz überlegt sich dazuzustellen, aber in dem Moment war ein Römer zu ihnen getreten. Er hatte auf eine seltsam verdrehte Art und Weise angefangen zu reden, die es ihr noch schwerer als ohnehin schon machte, zu verstehen, aber offensichtlich hatte er irgendetwas davon gefaselt, dass sie tun und lassen sollten, was sie wollten. Genau, dachte sie spöttisch. Und wenn dieses Fest vorüber ist? Sie war schnell weitergegangen, hatte sich durch die Menschen hindurch geschlängelt und die aufkommende Panik bekämpft, die sich in ihr breit machen wollte, als ihr mehrere entgegen kamen, und sich dann zu der Säule verzogen.


    In ihrer Nähe konnte sie Corvinus entdecken, zusammen mit einem anderen Römer, den sie kannte, und noch zwei Männern. Wieder schnitt sie eine Grimasse. Das Fest mochte einen hehren Anspruch haben, aber mit den Sklaven ließen sich die Römer dann doch nicht ein, nicht länger jedenfalls als es dauerte sie zu begrüßen. Nein, sie verstand nicht ganz, wozu dieses Fest gut sein sollte. Oder was sie feiern sollte – dass sie Sklavin war? Die für die Dauer dieses Festes frei war? Und am besten auch noch dankbar sein, für etwas, dass bis vor kurzem noch selbstverständlich für sie gewesen war? Ihre Miene verriet wenig von dem, was sie fühlte, nur ihre Augen funkelten. Am liebsten würde sie gehen. Aber sie hatte keine Wahl als hier zu bleiben, zumindest bis der erste aus dem aurelischen Haushalt nach Hause ging. Es war das erste Mal gewesen, dass sie die Villa verlassen hatte, seit sie angekommen war, und sie würde den Weg zurück nicht finden. Und sie hasste es, hasste es, auf jemanden angewesen zu sein. Sie, die sich in jedem Wald, egal welcher Art er sein mochte, zurecht fand, die vermutlich sogar blind ihren Weg finden würde… Sie fühlte sich verloren in dieser Stadt, kaum dass sie das Haus verließ. Rom mit seinen Straßen und Gassen und Plätzen erschien ihr wie ein einziges Labyrinth.

  • Zitat

    Originale von Caelyn, Tilla Romania


    Das war Flavius Gracchus, der Hausherr. antwortete ich nüchtern auf Caelyns Frage und öffnete meine Hand um mir das Geschenk des Flaviers genauer zu betrachten.
    Es war die tönerne Figur einer Katze, einem Tier, dem ich hier zum ersten mal begegnet war. Ich lernte es, als ein Geschöpf mit zwei Gesichtern kennen. Auf der einen Seite ein liebreizendes Wesen, das einem den Tag versüßen konnte und auf der anderen Seite ein wildes, freiheitsliebendes Tier, das unberechenbar war und einem auch Schmerzen zufügen konnte.
    Dann mußte ich an Tillas Bezeichnung für Micipsa denken, den sie auch Katze genannt hatte.
    Nein, eine Katze war ich nicht!


    Caelyns Frage hatte mich dann doch aus meinen Gedanken gerissen.


    Es ist möglich, daß es diesen Namen auch in Britannien gibt, doch ich komme aus Hibernia. Das ist die Insel, die im Westen von Britannien liegt. Und du, woher kommst du? erkundigte ich mich dann. Sicher war es besser, zumindest für eine Zeit lang, einen Plausch zu halten. Dann würde wenigsten die Zeit vergehen.
    Trotz allem blieb ich aber wachsam, beobachtete die Menschen, die an mir vorbei gingen. Einem wollte ich keinesfalls heute begegnen, oder wollte ich es doch?

  • Zitat

    Original von Siv


    Lächerlich. Dieses Fest war einfach nur lächerlich. Die Römer, deren Sinne längst erschlafft waren von den dekadenten Lustbarkeiten, in denen sie sich den Rest des Jahres suhlten, gaben sich hier einmal im Jahr einen ganz anderen Kick. Sie feierten zügellos wie sonst auch, jedoch vor der Kulisse ihrer Sklaven, sie holten sie zu sich an den Tisch wie artige kleine Haustiere, reichten ihnen Leckerbissen, banden ihnen Schleifchen ins Haar, belächelten sie und ergötzten sich an der unterwürfiger Dankbarkeit der Kreaturen die den Rest des Jahres nur Dreck für sie waren.
    Es fehlt nicht viel und sie platzen alle gleich vor Selbstgefälligkeit, dachte Severus, wie eine angestochene Schweineblase.
    Er hatte wirklich nicht kommen wollen, hatte schon das Pferd gesattelt und alles gepackt um sich für ein paar Tage aus der Stadt zu verziehen. Letztes Jahr war auch er dankbar für das Fest gewesen, weil er da ein einziges Mal aus dem Carcer rauskam, aber für diese verlogene Veranstaltung hier konnte man doch wirklich auch nur dann dankbar sein, wenn die Alternative Einzelhaft in Kälte und Dunkelheit hiess... Ausserdem war er nicht gerade scharf darauf, Bridhe über den Weg zu laufen.


    Aber trotz der Aussicht, endlich mal wieder Wald zu sehen und frische Luft zu atmen, bedrückte ihn die Vorstellung, in ein paar Tagen zu Mittwinter, Jul, ganz alleine zu sein. Und so war er dann doch kurzerhand in das Atrium getreten, in der Hoffnung unter dem Haufen von Gästen vielleicht auch seine Stammesgenossin Minna zu sehen, und ein paar Worte mit ihr wechseln zu können bevor er noch etwas mit Aquilius klärte und dann aufbrach.
    Er trug eine dunkle Reisetunika und den Mantel über dem Arm, alles an seiner Erscheinung, seiner Haltung sprach davon, dass er nicht zu bleiben gedachte. Ein zynisches Lächeln auf den Lippen ging er durch das Atrium und sah sich nach Minna um.
    Fionas rote Locken hatte er jedenfalls schon erspäht. Und dann leuchtete ihm, neben einer Säule am Rande des ganzen Troubles auch ein lichtblonder Schopf.
    "Heilsa!", grüsste er und trat auf dessen Besitzerin zu, ging ein Stück um die Säule herum und erblickte erst dann auch ihr Gesicht. Das war gar nicht Minna. Doch auch sie eine Schönheit - was für eine Schönheit! Stolz und aufrecht, die Haut wie Schnee, mit funkelnden Augen und Haar wie feingesponnenes Gold. Sifgleich dünkte sie ihm. Er dachte an das was Tilla ihm erzählt hatte.
    "Du musst ... Siv sein.", sagte er langsam, etwas zögernd, in seiner Muttersprache, und sah sie fragend an. Und wappnete sich schon dagegen, ein verständnisloses lateinisches Wie bitte? Was ist denn das für eine komische Barbarensprache? Ich heisse Bissula. zur Antwort zu bekommen.

  • Na, das war doch mal interessant! Das blasse Mädchen kam von der grünen Insel.
    Irgendwann hatte ich davon schon mal gehört. Ich fragte mich nur, wie die hier her kam. So viel ich wußte, interessierten sich doch die Römer gar nicht für die grüne Insel. Weiß der Himmel warum! "Aha, Hibernia! Is´n weiter Weg bis hier her, was? Also ich komm aus Gallien, genauer gesagt aus Augustodunum. Vielleicht hast du davon schon mal gehört?"
    Warum hatte ich nur das Gefühl, daß sie mir nicht wirklich zuhörte. Sie machte so´nen abwesenden Eindruck. Ihre Augen lasteten nicht auf mir sondern schweiften in der Gegend umher. Ob sie jemanden suchte?
    Eigenartiges Mädchen!
    "Sag mal, willst du nichts trinken, Bridhe?" fragte ich sie, um ihre Aufmerksamkeit zurückzugewinnen.

  • Einen kleinen Schluck flüssigen Mut habe ich schon auf meinem Zimmer genossen, mächtig viele Leute hier, ein wenig Grundlage kann nicht schaden. Ich schlängele mich durch die Leute, einen Haufen an Dienstpersonal hat's hierher verschlagen, als ob die Aurelii und die Claudii auf Kosten der Flavii ihre Bagage durchfüttern lassen will. Morgen gibt's dann kalte Milchsuppe ... :D


    Einen Becher mit 4/5 Wasseranteilen und ein (nur!) Gebäck balancierend schaue ich mich dann um, mit dem Rücken zum Buffet, einige sehr appetitliche Kringel mit meiner vollen Körperbreite verdeckend. Geheimer Vorrat. Ich proste mimisch Onkel I. Gracchus und Onkel II. Aquilius zu, verzichte aber auf den traditionellen Saturnalien-Gruß um nicht Teigstücke durch die Gegend zu prusten. Io Saturnalia!


    Bridhe steht bei anderen Hüpfern, das Mädchen vom Sklavenmarkt ist auch dabei. Die anderen kenne ich nicht. Bridhe spielt trauernde einzige Hinterbliebe bei ihrem eigenen Begräbnis, macht ein Gesicht, als hätte sie in einer Stunde ihr Vermögen an die Germanen, ihre Unschuld an die Gallier und ihren Geschmackssinn an die Briten verloren. Tut mir schon weh, aber - Bona Saturnalia! nicke ich einem Unbekannten zu - aber man kann sich auch im Selbstmitleid suhlen wie ich an einem freien Tag im Federbett. Ich winke mal zur Weibsgruppe hinüber, momentan ist aber mein Bedarf an komplizieren Frauen ziemlich gedeckt. Hatte vor kurzem mit einem Überangebot zu kämpfen. Schau an, Micipsa ist auch da; günstiger Zeitpunkt, neu in ein Haus zu kommen, gleich eine Riesenfete im Gange.


    Schau an, offensichtlich auch Römer - Titus Aurelius Ursus, Marcus Aurelius Corvinus -da, nicht nur Angehörige der Multi-Kulti-Kelten-Libyer-Germanen-Fraktion, kenn' ich die? Nein, völlig unbekannt, raten wir? Claudier oder Aurelier? Wo ist Aurelia Helena? Oder Helena Aurelia? Ich nehme noch einen Schluck und einen Kringel vom Berg hinter meinem Rücken.

  • Das atrium war mittlerweile schon ziemlich mit Menschen gefüllt. Viele fröhliche Gesichter, - doch nicht nur. Wie konnte es sein, daß die traurigen Gesichter hier gar Sklaven gehörten? Warum genossen sie nicht diesen Tag, der doch ganz besonders ihr Tag war?


    Da trat auch schon Flavius Gracchus auf ihn und Corvinus, der aus irgendeinem Grund immer noch in Ursus' Nähe war, zu, um sie zu begrüßen und ihnen hübsche Tonfigürchen als Präsent zu überreichen. Das Vögelchen war wirklich hübsch und von einer besonderen Anmut.


    "Io Saturnalia, Gracchus", wünschte Ursus mit einem fröhlichen Lächeln. "Und hab Dank für die Einladung zu diesem Fest - und für dieses schöne Geschenk. Darf ich Dir ebenfalls eine Kleinigkeit verehren?" Auch Ursus trug einen Beutel mit sich und holte eine Kerze hervor. Das Wachs war wie ein Schiff geformt und die Kerze war auch tatsächlich schwimmfähig.


    Direkt nach Gracchus kam auch Flavius Aquilius heran. "Io Saturnalia, auch Dir Aquilius. Darf ich auch Dir eine Kleinigkeit überreichen?" Auch er erhielt eine derartige Kerze, bevor sich Ursus einen Becher vom angereichten Tablett nahm.

  • Gracchus war bald ausgemacht, ebenso wie Aquilius. Es war ein seltsames Gefühl, von Gracchus nicht Aurelius genannt zu werden, hatte ich doch bei ihm am allerwenigsten damit gerechnet, dass er darauf bestehen würde, diese Förmlichkeit zu wahren. Ich war bereits bei unserem letzten Zusammentreffen über jene Schwelle geschritten, was mir angesichts der unglückseligen Umstände auch durchaus passabel erschienen war und noch erschien. "io Saturnalia, Gracchus!" wünschte ich daher schmunzelnd und nahm erfreut das kleine Geschenk entgegen, welches Gracchus aus dem Hut zog. Es war ebenfalls ein kleines Figürchen aus Ton, und als ich es näher in Augenschein nahm, gewahrte ich auch das Tier, welches es wohl darstellten sollte.


    Während der nächsten Augenblicke spielte sich alles etwas außerhalb meiner Aufmerksamkeit ab, denn viel zu sehr war ich mit mir selbst beschäftigt. Eine Maus. Eine Maus. Ein unter der Erde hausendes Nagetier, dem man mit Katzen und Wieseln zuleibe rückte, um es auszurotten. Ein Sendbote des Apollon Smintheus, dem Seuchen sendenden Heilgott. Ich blinzelte Gracchus misstrauisch an - glücklicherweise war er gerade mit Ursus beschäftigt. Konnte es sein, dass er wusste, was Caius argwöhnt hatte? Dass er informiert war über meinen jetzigen Wissensstand? Dass er gar ahnte, welchen Ausbruch ich vor wenigen Tagen gehabt hatte? An Händen und Unterarmen waren die Schnitte noch allzu deutlich zu erkennen, und doch... Ich ließ den Blick über die versammelte Sklavenschaft schweifen. War nicht ein Spitzel dabei? Unsinn, Marcus. Du übertreibst.


    Angestrengt wandte ich mich wieder Gracchus zu, nicht ohne Aquilius zuvor mit einem leicht unsicheren Blick zu streifen. Trug er einen nicht geringen Anteil hieran? "Herzlichen Dank, Gracchus. Du sollst auch nicht unbeschenkt bleiben", sagte ich und zog einen kleinen, aber für seine Größe recht schweren Briefbeschwerer in Form eines kleinen, stämmigen Elefanten hervor. Ich reichte ihn Gracchus und musterte danach Aquilius. "Salve Caius, bona Saturnalia wünsche ich dir. Dies ist für dich, du wirst es sicher gut gebrauchen können", sprach ich und überreichte ihm ein kleines Zedernholzkästchen. Darin befand sich, gebettet auf dunkelrotem Samt, eine kostbare Schreibfeder mit vergoldeter Spitze. Für seinen besten Freund griff man schon einmal tiefer in die Tasche, und ich hatte dieses aus einer besonders hübschen, gemusterten Greifvogelfeder gefertigte Schmuckstück selbst ausgesucht. Schief grinste ich ihn und seinen Vetter an. Mir wollte dabei nicht aus dem Kopf gehen, was er mir offenbart hatte. "Ich hoffe, ihr habt euch untereinander noch nicht beschenkt? Der Einfachheit halber haben wir das Austauschen von Kleinigkeiten nämlich auf den Abend verschoben, wenn wir in geselliger Runde am Funkeln in den Augen der anderen teilhaben können", bemerkte ich und blickte auf die Ecke des atrium, auf dem eine beschauliche Menge von uns mitgeführter kleiner Päckchen und Pakete noch darauf wartete, den Besitzer zu wechseln.


    Aus den Augenwinkeln bemerkte ich Prisca, die mir etwas lustlos erschien, sich jedoch gekonnt zusammenriss. "io Saturnalia", wünschte ich den Sklaven, denen ich dies noch nicht gewünscht hatte. Meine Augen suchten Siv und fanden sie alsbald im Gespräch mit einem flavischen Sklaven. Sein Blick sprach Bände, und ich verzog kurz missbilligend das Gesicht, ehe ich den Kopf wandte. "Ich vermute, Felix hält sich noch außerhalb Roms auf? Um seine Gesundheit steht es doch aber zum Besten?" wandte ich mich wieder an dessen Familie.

  • Zitat

    Original von Severus


    Siv fuhr herum, und ihre Haare beschrieben einen hellen Halbkreis um ihren Kopf und ihre Schultern, als sie die Worte hörte, diese vertrauten Laute, so lange nicht gehört… Nicht das Germanisch Brix’, dessen Aussprache so anders war – auch wenn es für sie nicht wirklich eine Rolle gespielt hatte, war es doch wenigstens etwas aus ihrer Heimat. Aber jetzt hörte sie einen Chatten sprechen, einen ihres Volkes… Sie sah den Mann an, der vor ihr stand und sie ebenfalls anstarrte, nahm die hochgewachsene Erscheinung in sich auf, die warme Tunika, der Mantel über seinem Arm, die blonden Haare. Graugrüne Augen schienen sie durchdringend zu mustern. Wieder sagte er etwas, aber Siv stand für Momente einfach nur da und sah ihn an, während sie versuchte zu begreifen, was gerade in ihr vorging. Die unterschiedlichsten Emotionen begannen auf einmal in ihr zu toben. Die Menschen um sie herum schienen auf einmal nicht mehr wirklich da zu sein, und auch die Geräusche drangen nur noch gedämpft an ihr Ohr. Erinnerungen drangen an die Oberfläche, an ihr Zuhause, ihre Familie…


    "Du bist Chatte? Du…" Sie hob die Hand und berührte mit den Fingerspitzen kurz seine Wange, so als müsste sie sich überzeugen, dass er wirklich da war. Die Sehnsucht, die sie in den letzten Tagen, seit ihrem Gespräch mit Cadhla, wieder weit unter die Oberfläche gedrängt hatte, einfach weil es zu schmerzhaft war, sie ständig zu fühlen, so viel schmerzhafter als der Zorn… "… bist Chatte…" Endlich fand Siv wieder in die Gegenwart zurück und musterte ihn erneut, sah ihn fragend an. So viele Fragen lagen ihr auf einmal auf der Zunge, aber sie beherrschte sich zumindest etwas. Dass er ebenfalls ein Sklave war, war anzunehmen, und die brennenden Fragen nach ihrer Heimat würde er ihr vermutlich kaum beantworten können – sie war ja selbst erst seit wenigen Wochen in Rom, er würde kaum noch neuer sein als sie. "Wer bist du? Und woher weißt du meinen Namen?"

  • Zitat

    Original von Ursus, Corvinus und Aquilius


    Mit einem dankbaren Nicken nahm Gracchus Ursus' Geschenk entgegen.
    "Ein Schiff, welches selbst sich den Weg durch die Dunkelheit leuchtet - eine überaus sinnvolle Angelegenheit, so man rechtzeitig den Absprung zurück auf das Festland schafft, ehe das Wachs unter den Füßen zu schmelzen beginnt. Hab Dank, Aurelius."
    Unbemerkt schlich der nomen gentile sich in Gracchus' Satz, zu sehr war die Distanz in ihm verwurzelt, als dass er ohne besonderes Augenmerk darauf sie konnte aus sich drängen. Die kleine Gabe des zweiten Aureliers folgte, Corvinus - Freund seines Geliebten, ein merkwürdiges Beziehungskonstrukt und ihm längst nicht geheuer, obgleich von Seiten Aquilius' völlig ohne Bedenken zu betrachten, so doch von des Aureliers Position her mit Aufmerksamkeit zu observieren, da doch selbst dessen Sklaven dramaturgisch des Aquilius' Pendant mit demjenigen des Aurelius' hatten ziehen lassen. Zudem schwang im Anblick Corvinus' ein leichtes Gefühl des Schames in Gracchus Gemüt ob der Begebenheiten am Tempel der Vesta, welche womöglich durchaus nachvollziehbar, doch mitnichten verzeihlich gewesen waren.
    "Ich danke dir. Wie überaus passend, sind doch viele der Pergamente, welche durch meine Hände gehen, von solch folgenschwerer Güte, dass nur ein gewaltiges Tier sie am Boden der Tatsachen halten kann."
    Es war Gracchus ein leichtes, den geforderten Mimen zu geben, solange es um nichts ging - und um nichts ging es während der Saturnalia - doch sobald die Sachlage in prekäre Gefilde abzudriften drohte, wurde gänzlichen Mutes er verlustig und jeglichen Talentes. Seitdem sein Vater nicht mehr unter den Lebenden weilte, gab es nur noch drei Personen, welche ein solches Debakel konnten herbeiführen - seine Gemahlin Antonia, Aristides' Mutter Agrippina und sein Vetter Aquilius, die ersteren aus Gründen der eisigen Frostigkeit, welche sie stetig zum umwehen schien, der letztere aus Gründen des hitzigen Feuers, welches in ihm glühte.
    "Caius,"
    war darum das erste Wort, welches jenem entgegen schlug, ehe sich Gracchus eines besseren besann.
    "Bona Saturnalia, Vetter!"
    Er zog einen kleinen tönernen Stier aus seinem Beutel, womöglich auch einen Ochsen - trotz des Detailreichtums waren die entscheidenden Regionen nicht allzu deutlich ausmodelliert -, und reichte ihn seinem Vetter.
    "Adäquat."
    Flucht nach vorn war stets die beste Verteidigung, je eher er alle Gäste würde begrüßt haben, desto eher würde auch er sich zurücklehnen können. Ohnehin waren die beiden Aurelier mit Aquilius bereits umsorgt.
    "Bitte entschuldigt mich, die übrigen Gäste ..."
    Mit einer weiteren Verbeugung - einen halben Nachmittag hatte er jene Bewegung bis zu ihrem flüssigen Lauf einstudiert, glaubte er doch selbst im Ansinnen der Saturnalia zur Perfektion gereichen zu müssen - verabschiedete er sich und zog weiter seine Runde.



    Zitat

    Original von Micipsa


    Ein großgewachsener, dunkelhäutiger Mann war sein nächstes Ziel - unzweifelhaft ein Sklave, womöglich aus dem aurelischen Haushalt, wäre eine wohlgebaute Gestalt mit solch markanten Gesichtszügen ihm doch unweigerlich bereits aufgefallen, wäre sie Teil der eigenen Villa.
    "Bona Saturnalia, werter Herr! Willkommen im flavischen Hause! Wenn du die Güte mir gewähren möchtest, dir im Geiste des Saturnus dies kleine Präsent überreichen zu dürfen?"
    Die Figur eines Wolfes war es diesmalig, welchen Gracchus aus dem Beutel griff und Micipsa überreichte.
    "Welch Glücksgriff, es scheint, die Roma ist dir sehr zugeneigt. So sei an diesem Tage um so mehr ein Sohn ihres Volkes und delektiere dich an diesem Fest."
    Auch hier verabschiedete Gracchus sich mit einer Verbeugung vorerst wieder, da der Gast bereits einen Becher Wein in Händen hielt, gab es hier keine weitere Pflicht.



    Zitat

    Original von Aurelia Prisca


    Im Vorbeigehen wurde Gracchus sich seines Neffen Lucanus gewahr, doch obgleich alle Gäste prinzipiell gleich waren, so würde jener noch einige Augenblicke warten müssen, waren doch erst auswärtige Gäste zu begrüßen. Eine weitere Dame hatte sich im Raume eingefunden, von Stand doch diesmalig ohne Zweifel, hatte Aquilius sie doch beim Fest der Meditrinalia im Hause der Aurelia aus der Ferne mit Namen genannt, Prisca oder Helena musste dies darum sein.
    "Ein jedes Jahr erleuchtet Saturnus mit seinem Licht die Welt, und wahrlich, auch unserem Hause vergisst er nicht, güldenen Glanz zu senden. Bona Saturnalia! Gewähre mir überaus belangloser Gestalt die Gunst, dir dies Geschenk im Geiste der Saturnalia überreichen zu dürfen."
    Es war ein Löwe, welchen Gracchus aus seinem Beutel zog, und Prisca darreichte.
    "Verblassen musste der goldfarbene König in deinem Angesichte, darum ziert nur tönerne Farbe ihn, und doch, welch edles Tier würde mehr dir zur Ehre gereichen. Sei willkommen im Hause der Flavier!"
    Allmählich wurde es ein wenig anstrengend, doch gleichsam war der Beutel mit sigillaria noch immer gut gefüllt.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Während ich versonnen und freudig in das Stimmengewirr eintauche, zupft jemand an meiner Toga.


    "Dominus Luca, Attalus schickt mich, die ..., diese Dinger sind fertig."


    Hm? Oh, fein, der Küchenjunge hält mir ein rundes Tablett aus Silber vor den Bauchnabel.


    "Wohin soll ich damit?"


    Ich trinke einen Schluck, schiebe den Kringel ganz in den Mund und spüle kräftig nach und stelle den Becher ab.


    "Gib es mir, ich nehme das schon, die anderen kannst Du dann zum Tisch zu den anderen Sachen stellen. Danke Dir." (Küchenjunge ab.)


    Mit dem Tablett beladen, kann es nun richtig losgehen. Es ist, wie mir scheint, wunderbar geraten. Attalus ist nicht so schlecht, wie sein Puls versprochen hat, manches Mal ist er wirklich ein Künstler. Ich bin zufrieden mit mir und der Welt ...

  • Ich hörte Caelyns Redeschwall nur mit einem Ohr zu. Zu sehr war ich damit beschäftigt gewesen, die Umgebung zu sondieren. Hatte ich da nicht einen großgewachsenen blonden Mann gesehen? Nein, das war er nicht! Wieder sah ich zu Caelyn, die immer noch erzählte.


    Ah, aus Gallien! Nein, dein Augustodings kenne ich nicht. Ich war noch nie in Gallien!


    Es tat mir ja leid, sie gab sich so viele Mühe, mich in ein Gespräch zu verwickeln, doch ohne Erfolg.
    Wieder ließ ich den Blick schweifen, da drüben stand Luca, mein Lebensretter. Er hatte mich wohl beobachtet. Er war einer der wenigen, die wirklich wußten, wie es um mich stand.
    Dann das Grüppchen um Aquilius, die beiden fremden Männer, die bei ihm standen kamen mir irgendwie bekannt vor. Sie mußten beide Aurelier sein. Ja, den einen hatte ich kürzlich im Garten gesehen und der andere? Woher kannte ich den bloß? Wenn ich es nicht besser gewußt hätte, hätte ich behauptet, ihn vom Samhainfest zu kennen. Aber da waren doch keine Römer!


    Caelyn erzählte immer noch.
    Wie bitte, was? Oh, etwas zu trinken? Nein danke, ich mag keinen Wein. Sag mal kennst du die beiden Männer? Das müßten doch Aurelier sein, nicht wahr?
    Ich zeigte auf besagte Männergruppe und hoffte, sie könne mir gleich deren Namen verraten.

  • "Hallo, hier bin ich!", wollte ich ihr noch zurufen. Warum unterhielt ich mich eingentlich mit ihr? Genauso gut hätte ich mich mit dem Briefkasten unterhalten können, das hatte ungefähr die gleiche Wirkung gehabt!
    Irgendwie konnte mich nichts mehr schocken! Ohne Worte sah ich zu Tilla. Gerade als ich mich abwenden wollte kam dann doch noch Text.
    Wer? Was für Männer? Ich drehte mich um und sah in die Richtung, in die sie deutete.
    "Ach die meinst du! Ja, das sind Aurelier. Um genau zu sein, das ist der Rabe und der Bär." antwortete ich scherzhaft.
    "Nein, nein! Der eine ist Aurelius Corvinus und der andere ist mein Bärchen :D, Aurelius Ursus. Warum fragst du?"
    Vorerst blieb ich noch bei ihr stehen, vielleicht würde sie ja jetzt etwas gesprächiger.

  • Gebannt verfolgte sie Lucas Weg, der kurzzeitig von Siv, die einfach an ihnen vorbeilief, versperrt wurde. So wusste Tilla, dass auch diejenige anwesend war, für die sich Severus so interessiert hatte. Nur seltsam, dass Cadhla sich nicht hatte blicken lassen. Bridhe und Caelyn unterhielten sich derweil miteinander. Darüber aus welchen Gegenden sie stammten. Eine mittlerweile üblich gewordenen Anfangsfrage seitens Caelyns. Tilla verdrehte die Augen und trat beiseite. Luca war schon wieder in der Menge verschwunden. Sie sah sich noch einmal um und beschloß Siv nachzufolgen. Vielleicht traf sie ja von selbst auf Severus? Eine gute Frage!


    Geschickt wich sie dem Hausherrn aus, der immer noch seine Runde drehte und die Geschenke verteilte. Das tönerne Pferd hielt Tilla immer noch ganz fest in ihrer Hand. Der nette Mann ging zu einigen Leuten die sie weniger gut oder eher gut kannte. Aufmerksam verfolgte Tilla ihn bis er nach Micipsa bei Prisca stehen blieb. Bestimmt bekam sie auch eine Figur. Tilla konnte nicht erkennen welches Tier es war, aber sie hätte es zu gerne gewusst. Weitere Schritte lenkten sie zu der Stelle, wo Siv bereits Severus gegenüber stand. Mit einem verschmitzten Lächeln bedachte Tilla die beiden Erwachsenen und sah sich abermals nach Luca um. Der hatte ein Tablett in der Hand. Sollte sie zu ihm hingehen? Ja oder nein? Tilla atmete tief durch und gab sich einen Ruck. Hej, wie gehts dir? winkte sie ihm zu. So, jetzt hatte sie es ihm aber gezeigt, dass sie auch da war.

  • Zitat

    Original von Caelyn


    Ursus! Ich frage mich nur, woher ich ihn kenne! antwortete ich Caelyn. Doch mit meinen Gedanken war ich ganz woanders. Ich rätselte immerzu, wo ich ihn schon einmal gesehen haben könnte. Bei diesem römischen Fest? Nein! Ob ich einfach zu ihm gehen und fragen sollte? Ach nein! Lieber nicht? Aber warum nicht? Heute war doch dieses eigenartige Fest, an dem angeblich alle gleich waren.


    Bitte entschuldige mich, Caelyn!


    Mit einem dünnen Lächeln ließ ich sie stehen und lief zielstrebig zu diesem Ursus, der sich in einem Grüppchen mit Aquilius, Corvinus und Gracchus zusammengefunden hatte.
    Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und sprach ihn einfach an.


    Entschuldige bitte! Ich frage mich die ganze Zeit, woher wir uns kennen!

  • Eigenartig waren diese Römer. Soviel war sicher. Misstrauisch hob Minna eine Braue, als sie zusammen mit den anderen claudischen Sklaven das festlich geschmückte Atrium der Flavier betrat. Was sollte das Ganze hier? Den Zweck dieser Veranstaltung erkannte sie beim besten Willen nicht. Heute wären alle gleich gestellt, egal ob Herr oder Sklave, hatte man ihr gesagt. Pah, welch ein Hohn! Nur ein Narr glaubte diese unverfrorene Lüge. Sie war fest davon überzeugt, dass es sich hierbei nur um einen Vorwand der Römer für ein Besäufnis handelte. Unmittelbar nach diesem Fest würden sie doch wieder nur Sklaven sein, die die Drecksarbeit für sie erledigen durften. Verächtlich schnaubte sie durch die Nase. Wie sie dieses Römerpack verabscheute!


    Überrascht schaute sie den Weinbecher an, der ihr plötzlich in die Hand gedrückt wurde. "Danke dir." Sie rang sich zu einem Lächeln. Fiona schien im Vergleich zu ihr richtig gut drauf zu sein. Vielleicht sollte sie sich ein Beispiel an ihre Freundin nehmen und diese Tage einfach genießen anstatt sich darüber das Hirn zu zermatern. Wann hatten sie sonst schonmal die Gelegenheit dazu völlig ausgelassen zu sein? Einen Sinn würde sie ohnehin nicht in diesem Fest finden. Vorsichtig nahm sie einen Schluck vom Wein. Es schüttelte sie leicht, als sie den Geschmack des Alkohols wahrnahm. War das etwa unverdünnter Wein? Met wäre ihr in diesem Moment lieber gewesen, aber zur Not tat es auch dieses Gesöff um dieses Fest zu überstehen. Mit diesem Entschluss nahm sie einen weiteren Schluck.


    Anschließend ließ sie ihren Blick über die Menschenmenge gleiten. Es war bereits einiges los hier. Wie sich herausstellte, waren auch einige bekannte Gesichter zugegen. Sie entdeckte die kleine Tilla und winkte ihr zu. Hoffentlich genießt das Mädchen den Alkohol diesmal in Maßen. Sie zwinkerte ihr kurz zu und wandte sich dann wieder um. Kurze Zeit später erblickte sie Ursus, der sie beim Samhainfest überrascht hatte. Dennoch hatte er sie nicht verraten und das rechnete Minna ihm noch heute hoch an. Er war zwar Römer, doch sie nickte ihm achtungsvoll zu. Ob er es überhaupt bemerkte? Es war eher ein angedeutendes Nicken von ihr gewesen. Schließlich brauchten die anderen Römer, die bei ihm standen, nichts davon mitbekommen.

  • Ursus lächelte Gracchus an. "Aber natürlich. - Und entschuldigt bitte auch mich, ich sehe da noch einige Leute, die ich begrüßen möchte." Er nickte Aquilius und Corvinus zu und drehte sich dann um.


    Doch bevor er wirklich weitergehen konnte, wurde er von Bridhe angesprochen. Er erkannte sie sogleich und lächelte sie freundlich an, während er nach einer weiteren schiffsförmigen Kerze fischte. "Io Saturnalia, Bridhe. Hier, möge sie Dir ein wenig Licht schenken, wenn Du es brauchst. - Du erinnerst Dich wirklich nicht an mich?" Er mußte da doch breit grinsen, immerhin hatte sie sich ihm ganz schön an den Hals geworfen. Vielleicht war es besser, daß sie sich nicht erinnerte. "Wir kennen uns von eurem Totenfest. Schön, daß es Dir wieder gut geht. Ich hoffe, die Vergiftung hat keine bleibenden Schäden hinterlassen? Dein streitsüchtiger Freund hatte ja nicht auf mich hören wollen, als ich sagte, daß Du viel Wasser hättest trinken sollen." Er sprach leise genug, daß diejenigen, die nahe bei ihnen standen, nichts von dem Fest hörte. Er wollte nicht im Nachhinein doch noch Ärger heraufbeschwören.


    Weiter hinten hatte er Tilla und Caelyn gesehen. Und auch Fiona, Minna und Siv hatte er schon erblickt, wobei Siv bereits wieder verschwunden war. Nun, er würde sie schon finden.

  • Zitat

    Original von Dido
    ...


    Mit regungsloser Miene verfolgte Sciurus, wie Dido eilig von dem Tisch kletterte, und wollte sich bereits abwenden, als das Sklavenmädchen weiter das Wort an ihn richtete. Er mochte Kinder nicht - doch wie bereits erwähnt, mochte Sciurus niemanden, so dass auch Kinder nicht die Ausnahme bildeten, sondern sich der Regel eingliederten. Infantilität war nicht unbedingt eine Erscheinung der Kindheit, manch erwachsener Sklave, welcher dem Saturnalienfest an diesem Tage würde beiwohnen, zeigte weit weniger Reife als das kleine, blonde Geschöpf vor ihm, so dass Dido als Teil des Haushaltes nicht mehr oder weniger Bedeutsamkeit beizumessen war, als anderen Sklaven. Dass sie sich zudem darum bemühte, auch während Abwesenheit ihres Herrn einen Platz in der Rangordnung zu behalten, zeugte von berechnender Weitsicht und Intelligenz, was Sciurus weit mehr schätzte denn blinde, instinktive Emotion. Stumm taxierte der Sklave die kleine Person während sich langsam das Atrium füllte. Als der Ruf der Agrippina deren Enkel Serenus erreichte, um ihn zurück nach Baiae zu beordern, hatte sie explizit dafür Sorge getragen, dass dessen Leibsklavin im Haushalt in Rom verweilte, und es war dies aus dem Grund, dass sie das Mädchen mit verantwortlich machte, für die Flausen des jungen Herrn, unter anderem seine Flucht nach Aegyptus. Diese Abneigung der Matrone gegenüber der kleinen Sklavin hatte Sciurus bereits mit großem Interesse verfolgt, als sein Herr selbst nach seiner Seereise eine Zeit lang in Baiae verweilte, damalig noch aus dem Grund, etwaig einzugreifen, wenn der junge Serenus in Gefahr geriet, da Sciurus' eigener Herr sich in den Kopf gesetzt hatte, für jenen Sorge zu tragen, was somit auch seine Aufgabe war.


    Nun jedoch hatten die Konstellationen sich gewandelt. Serenus stand erneut unter der Hand seiner Großmutter, Dido dagegen würde in Abwesenheit ihres Herren und dessen Vaters entweder für sich selbst Sorge tragen, oder aber ein Opfer des Hauses werden, gleichsam würde es für sie nicht einfach sein, sich durchzusetzen. Womöglich konnte sie nützlich für ihn sein und falls nicht, so würde auf diese Weise immerhin eine Sklavin aus ihr, welche wusste, wo ihr Platz war - zumindest, sofern Sciurus nicht sich eines Tages ihrer würde entledigen müssen.
    "In Ordnung." Er ging ein Stück weit in die Hocke, so dass sein Gesicht auf einer Höhe mit dem ihren war, seine Stimme erstarb zu einem Flüstern. "Wenn du möchtest, kannst du mich heute Nacht nach Rom hinein begleiten, sofern du während der kommenden sinnfreien Tage nicht auf der faulen Haut liegen willst."
    Nach Rom hinein war dabei wörtlich zu nehmen, denn seine Geschäfte würden Sciurus tief hinein in die Eingeweide der lupa treiben, und eine schmale, kleine Gestalt konnte ihm dabei wahrlich von Nutzen sein. Zudem würde dort sich zeigen, ob sich die Mühe lohnte.


    Aus den Augenwinkeln wurde der Sklave sich seines Herrn gewahr, welcher auf höchst insipide Art und Weise die Saturnaliengaben an die Gäste verteilte. Brauchtum war nichts, dessen Sinn Sciurus je hatte hinterblicken können und gerade in diesem Falle schien es ihm noch immer äußerst befremdlich, obwohl er Zeit seines Lebens diese Tage bereits jedes Jahr erneut durchlebte, auf die ein oder andere Weise, je nach Güte des Haushaltes, dessen er Teil gewesen war.

  • Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus


    Ich war erstaunt! Ursus kannte sogar meinen Namen! Er überreichte mir eine Kerze. Möge sie dir ein wenig Licht schenken, wenn du es brauchst, hatte er zu mit gesagt. Oh ja, ein Licht konnte ich gut gebrauchen, befand ich mich doch momentan in tiefster Dunkelheit.


    Ich danke dir, ich werde es gut gebrauchen können. sagte ich schüchtern.


    Nein, ich kann mich nicht recht erinnern. An unserem Samhainfest waren doch gar keine...Römer anwesend. Oder doch?


    Das war ja sehr mysteriös. Er grinste auch so eigenartig, so als ob er unser zusammentreffen mit etwas lustigem pder peinlichem in Erinnerung hatte. Doch dann fiel mir ja wieder ein, daß ich nicht das ganze Fest bei vollem Bewußtsein miterlebt hatte.


    Leider kann ich mich nicht mehr so gut erinnern. Was ist denn passiert, daß du so darüber erheitert bist?


    Er mußte tatsächlich anwesend gewesen sein. Woher hätte er das mit meinem Rauschzustand wissen sollen?


    Nein, der Rausch des Pilzes war schon bald wieder verflogen. Mir war am nächsten Tag noch etwas übel. Ich glaube ich sollte soche Dummheiten in Zukunft lassen.


    Erst als er meinen streitsüchtigen Freund erwähnte, fuhr ich zusammen. Es war als wäre mir ein Geist begegnet, der mich zu Tode erschrecken wollte.


    Er ist nicht mehr mein Freund. antwortet ich ihm traurig und war den Tränen nahe. Genau das war der Grund, warum ich eigentlich diesem Fest fern bleiben wollte. Es war immer noch so, daß die kleinste Kleinigkeit, die mich an Severus erinnerte, zu Tränen rühren wollte.

  • "Doch, ein Römer war dabei: Ich." Ursus blickte Bridhe prüfend an und das Lächeln erstarb, als er die tiefe Traurigkeit in ihren Augen sah. "Dies ist euer Fest, Bridhe. Du solltest eigentlich fröhlich sein und es genießen", meinte er und berührte sie ganz leicht am Arm.


    "Es ist nichts schlimmes passiert, Du hattest mich nur mit jemandem verwechselt. Mach Dir deswegen keine Gedanken, ja?"


    Ihre Traurigkeit schien mit dem germanischen Sklaven irgendwie zusammenzuhängen. Sie sah sehr blaß aus. Merkwürdig. Sie schien doch dem Burschen so viel zu bedeuten? "Er ist nicht mehr Dein Freund? Das tut mir leid... Er hat sich so um Dich gesorgt und Dich auf seinen Armen heimgetragen. - Entschuldige, das geht mich natürlich gar nichts an. Wie sieht es aus? Möchtest Du einen Becher Wein?"


    Vielleicht war es besser, sie irgendwie abzulenken. "Denk heute nicht an Dinge, die Dich traurig machen. Die Saturnalien sind nur einmal im Jahr. Zum sorgen hast Du nach dem Fest doch immer noch Zeit. Sieh die Lichter und die frohen Augen der Beschenkten. - Komm, schauen wir mal, ob wir Tilla glücklich machen können." Denn für Tilla hatte er noch etwas spezielles besorgt.

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