[Hortus] Iulii in viriditate

  • Vestinus erwischte sich dabei, wie er ab und an zu Cara schielte. Er genoss es, wenn sie ihr Gesicht verzog und es bereitete ihn eine gewisse Genugtuung. „Meine Lehrer?“ Sprach er erstaunt. „Wohl eher meine Familie. Besonders als Kind habe ich einige Schäden erlitten, welches mich bis heute prägen. Du bist übrigens nicht ganz Unschuldig daran... ich bin ein Produkt meiner Umgebung...“ Er lachte und stupste sie mit der Hüfte an. Diese Beziehung konnte ja noch heiter werden. Zum Glück war die Casa nicht groß genug, dass Cara sich vor ihm verstecken konnte. Vestinus würde sie ihn den Wahnsinn treiben. Das war sein Plan!


    Aufmerksam lauschte er Corona und nickte. „Da hast du natürlich vollkommen recht, Corona. Wir beide haben uns sehr schlecht benommen. Cara ihr schlechtes Verhalten wird sich bessern, dass verspreche ich! Meines natürlich auch...“ schob er noch schnell hinterher.


    „Nun, wenn die Damen jetzt zum Markt gehen, möchte ich sie natürlich nicht davon abhalten. Ich werde mich noch etwas im Hortus umsehen und mich dann auf meine Arbeit stürzen.“ Er lächelte beiden zu. „Ach Cara, ob du mir vielleicht einen Gefallen tun könntest? Ich bräuchte eine neue Tunika für die Arbeit, etwas flottes. Du weiß schon, es sollte gut aussehen. Aber nicht besser als die Kleidung meines Vorgesetzten. Leider habe ich für so etwas kein Händchen. Würdest du mir etwas heraus suchen auf dem Markt? Oder besser gleich zwei.“ Mit einem Engelsgleichen lächeln bat er sie darum. Sie würde bestimmt nicht ablehnen. "Corona könnte dich ja Beraten, wenn sie mag."

  • Iulius Drusus hatte kaum von seinem Bruder gesprochen und hatte er es in einer Weinlaune dann doch getan, dann hatte er sich zumeist reichlich schlecht über Clemens ausgelassen. Von daher wusste Cara nicht inwieweit ihre Informationen der Wahrheit entsprachen. Obschon sie ihren Vater vergöttert hatte, so blauäugig war sie dann doch nicht, jedes seiner Worte für bare Münze zu nehmen. Auch Drusus hatte seine Schwächen besessen. Wenn sie nun aber all das, was sie über den alten, dahin geschiedenen Clemens gehört hatte, filterte, dann stand am Ende eine Erkenntnis: Der Mann war kein guter Mensch gewesen, hatte über jeden und alles schlecht geredet und hatte mit teilweise unverhältnismäßigen Reaktionen geglänzt. So war sie sich sicher, dass in Kaesos Erwiderung tatsächlich ein Fünkchen Wahrheit glimmte. Einfach hatte der junge Mann es wohl nicht gehabt. Dennoch...>Wie soll man etwas verderben, das schon verdorben ist...<, ging es ihr grimmig durch den Kopf. Coronas Kommentar bewahrte sie jedoch davor, diesen Gedanken laut auszusprechen. „Ihr benehmt euch wie kleine Kinder!“, sagte sie und schürte damit Caras Trotz (auch deswegen, weil ihr ein Stimmchen mit zwei Flügeln an den Ohren zuwisperte, dass die Iulia damit durchaus Recht hatte). Ihr war es absolut ernst. Hier in Rom war nicht genug Platz für sie beide und sie ahnte schon, dass auch er dieser Meinung war und jede Gelegenheit beim Schopfe fassen würde, um sie an die Decke gehen zu lassen. Ein Blick in sein Gesicht, auf dem sich ein Zug der genüsslichen Genugtuung breit gemacht hatte, bestätigte ihr Vermutung. Wenn er aber glaubte, sie würde klein bei geben – dann DANN! hatte er sich getäuscht.
    Ich sage dazu nur: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, mein lieber Cousin...“, erwiderte sie mit einem Zuckerlächeln und fing dabei den strengen Blick ihrer Verwandten auf, der sie dazu ermahnte, doch etwas netter zu Kaeso zu sein. Schließlich durchlebte dieser eine besonders schwere Zeit. Beeindrucken ließ sich davon nicht. „Wenn du mich fragst, dann sieht er nicht gerade „verletzt“ aus und hat überraschend viel Kapazität für negative Energien...“, erwiderte sie, als stünde der Betreffende nicht neben ihr, sondern dreißig Meter weiter entfernt außer Hörweite.


    Seinen Hinweis bezüglich ihres Verhaltens ignorierte sie schlichtweg. So lange sie beide so nah beieinander waren, würde es immer zu solchen Streitigkeiten kommen. In ihren Augen war es daher schon „schlechtes Benehmen“ zu versprechen, sich zu bessern, zu ändern. Es würde nicht geschehen und das wusste Kaeso genauso gut wie sie selbst.
    >Bin ich seine Dienstmagd?!< Eine steile Falte zeichnete sich zwischen ihren Brauen ab. Ihr blick glitt zu Kaeso >Der macht Scherze – soll er doch seinen Dreck-< und sie öffnete schon den Mund, um ihm eine wütende Antwort entgegen zu schleudern – doch die mahnende Anwesenheit Coronas hielt sie davon ab. Trotzig schob sie das Kinn vor. „Das sehe ich...“, entgegnete sie.
    „Du solltest dich schämen...als ein Iulius solltest du etwas mehr Wert auf deine Erscheinung legen....überhaupt, rasieren könntest du dich auch mal wieder...“, Cara strich ihm zum Zeichen mit dem Handrücken über die Wange. Anders als er wohl erwartete, sagte sie nichts weiter auf seine Bitte – lehnte aber auch nicht explizit ab, sondern ließ ihn einfach stehen. „Gehen wir zu Centho“, Sie hackte sich bei Corona ein, ohne Kaeso noch eines Blickes zu würdigen. „Dann können wir ihn auch fragen, was denn das mit dem Sklaven sollte. Na?
    Gemeinsam schritten sie von dannen...

  • Argwöhnisch beobachte Vestinus das Verhalten seiner Cousine. Sie schien unbeherrscht und wollte ihn am liebsten bei jeden Wort ans Leder. Zum Glück für ihn, war Corona dar. Wie ein guter Jäger hielt sie ihren kampflustigen Hund an der Leine und tätschelte seinen Kopf, damit jener sich beruhigt.


    „Vorsicht Cara, jetzt gehst du zu weit.“ Ermahnte er seine Cousine, die im Begriff war seinen Vater und ihn selber zu Beleidigen. Vestinus mochte seinen Vater noch nie, aber hier galt es die Ehre zu verteidigen. Sein von Ironie und Sarkasmus getränktes Gesicht wurde ernster, seine Augen kleiner.
    Er konnte seiner Cousine natürlich nicht lange böse sein und so versuchte er die Situation zu überspielen.


    Als ihr Handrücken sein Gesicht berührt, ging er instinktiv einen Schritt zurück. Er mochte es gar nicht von anderen Menschen berührt zu werden, dies wusste diese schlaue Natter aber bestimmt schon.
    „Da hast du natürlich Recht.“ Er fuhr über sein Kinn und schüttelte langsam den Kopf. „Der Sklave der mich heute rasiert hat, wird ausgepeitscht. Ich werde es mit Centho seiner Erlaubnis veranlassen.“ Mit kühlen Blick schaute er seine Cousine an und ließ sie nicht wissen, ob er es ernst damit meinte. Etwas Züchtigung und Essensentzug sollten es vielleicht auch tun.


    Nachdem ihn die beiden Frauen den Rücken zugekehrt hatten, schaute er sich noch etwas um. Sein Blick fiel auf die große fülle der Pflanzenwelt, welche im Hortus zu finden war, aber seine Gedanken gereisten nur um Cara. Würde es bei kleinen harmlosen Scharmützeln bleiben, oder würde sie einen Schritt weiter gehen. Vestinus würde versuchen ihr erst einmal aus dem Weg zu gehen. „Hoffentlich bringt sie mir die Kleidung mit...“ sagte er zu sich selbst. Seine Bitte war durchaus ernst gemeint. Aber zum Glück war Vestinus die nächste Woche nicht in Rom und konnte Cara ihren Launen damit entgehen.


  • Da saß sie nun und genoss die strahlen der Sonne auf ihrer gebräunten Haut. Corona dachte ein wenig nach über dieses und jenes und vor allem über den Tiberius und das Treffen mit diesem. Seit dem sie damals in diesem Garten gewesen waren, hatte sie nichts mehr von ihm gehört, aber da sie nicht wusste wie sie einen Brief an ihn beginnen sollte, schrieb auch sie ihm nicht. Am Ende mochte es ihm genauso gehen, aber die junge Iulia konnte nicht aus ihrer Haut und wusste nicht mehr weiter.


    Dafür ging es dem gebrochenen Bein ihrer Mutter inzwischen um einiges besser und eigentlich war die Pompeia schon wieder so wie man sie kannte. Sie war wieder ganz die herrische Matrone, die nun, da Corona mit dem Tiberius einmal ein Treffen unter Aufsicht des griechischen Sklaven Nicocholus gehabt hatte, zwischenzeitlich immer wieder der Überzeugung war, ihre Tochter würde nun endlich heiraten.


    Allerdings hatte sie nichts mehr gehört und ihr Tutor war in Ägypten und irgendwie war sie einfach nur noch nachdenklich. Wohin sollte sie mit sich? Und vor allem: Wohin mit der ganzen Zeit, die sie hatte?


    Neben ihr lagen die Nähsachen und ein feiner Stoff in einem weichen Sandton, aus dem sie eine Tunica nähen wollte. Auch das hellgrüne Gewandt, welches sie gerade trug, hatte sie vor einiger Zeit erst selbst angefertigt.


    Unweit der Nähsachen lag ein Pergament. Sie überlegte schon seit Tagen, was sie Cara schreiben könnte, denn irgendwie wollte sie ihr schreiben, wusste jedoch nicht was. Sie hätte ihr so gerne von dem Tiberius erzählt, aber es war wohl etwas übereilt nach dem einen Treffen ohne große Zuhörer und Zuschauer. Ein zweites Treffen musste da schon noch sein. Nun ja, genau genommen wäre es das Dritte, denn sie war ja mit Centho bei ihm zur Cena und das war eigentlich das erste Mal gewesen, dass sie einander getroffen hatten, aber... es musste noch ein Treffen her!


    Die junge Römerin war ungeduldig und unzufrieden und irgendwie auch unglücklich. Sie mochte den Tiberius. Verliebt konnte man es wohl nicht nennen, aber ein wenig warm wurde ihr schon, wenn sie an ihn dachte. Er war einfach so freundlich und aufmerksam und konnte sehr gewandt sprechen. So viel Sympathie hatte sie eigentlich noch nie für einen fremden Mann gehabt.


    Inzwischen hatte sie sich sogar von der jungen Furia, welche Centhos Kind erwartete, ein bisschen Nachhilfe in der Küche geben lassen. Inzwischen brachte sie wenigstens ein paar einfache Gerichte so hin, dass sie genießbar waren und dies war sicherlich als großer Fortschritt zu verbuchen.


    Sie sah sich um und fragte sich, wo denn da ein Sklave sein könnte. Sie bekam Durst, aber es war niemand da.

  • Flavus hatte bis gerade eben geschlafen. Sein Lebensstil hier in Roma hatte sich so entwickelt wie es von ihm zu erwarten gewesen war. Heute aber hatte er zum ersten Mal seit langem eine lange und durchschlafen Nacht hinter sich, dennoch bedeutete dies noch lange nicht das er ein Frühaufsteher war.


    Mit zerzaustem Haar ging er durch die Casa, eigentlich war er auf dem Weg zum Locus. Kurzfristig entschloss er sich aber einen Abstecher in den Hortus zu machen, irgendwie hatte er das Gefühl etwas frische Luft würde ihm guttun.


    Zuerst bemerkte Titus Corona gar nicht, als sie dann aber in seinem Blickfeld auftauchte erschrak er beinahe ein wenig. Diese Frau hatte Titus bisher noch nie hier gesehen, das mochte wohl aber auch daran liegen das er nicht wirklich viel Zeit in der Casa zubrachte.


    "Salve und entschuldige, ich wollte dich nicht stören."


    Hübsch war sie diese Frau, aber wer sie wohl war? Titus dachte zwar nach, aber sie war ihm völlig unbekannt. Eilig versuchte er zumindestens seine Haare einigermaßen glatt zu streichen, denn gegen die morgentlichen Tränensäcke konnte er ohnehin nichts machen.

  • Corona lüpfte eine Augenbraue, als so ein zerzauster, junger Römer durch den Garten stromerte und sie anfangs nicht bemerkte. Er wirkte etwas unausgeschlafen und als wäre er gerade aus dem Bett gefallen.


    "Salve. Du störst mich nicht. Du irritierst mich lediglich. Bist du neu hier in der Casa?" fragte die junge Iulia interessiert. Seit Centho nicht mehr in der Casa war, bekam sie kaum etwas mit in der Casa. Nun gut, sie war auch die meiste Zeit damit beschäftigt gewesen, ihre Fähigkeiten als Hausfrau zu verbessern, damit sie für ihren zukünftigen Gatten - egal wer das dann sein würde - nicht eine all zu große Enttäuschung darstellen konnte.

  • Titus lächelte schelmisch:


    "Ich irritiere dich? Das hat schon lange keine Frau mehr zu mir gesagt."


    Titus sah Corona kurz an bevor er weitersprach:


    "Aber verzeih meine Unhöflichkeit. Mein Name ist Titus Iulius Flavus, ich bin der Sohn von Iulius Potitus. Wir sind erst vor wenigen Tagen hier in Rom angekommen und wohnen nun hier in der Casa Iulia. Und wer bist du wenn ich fragen darf?"

  • Coronas Augenbraue blieb in der Höhe. Dieser Kerl erschien ihr reichlich seltsam. "Soso, ein Iulius. Mein Name ist Iulia Corona. Ich bin eine Cousine von Centho. Er ist auch mein Tutor, mein Vater war Tiberius Iulius Marius. - In der letzten Zeit tauchen viele neue Iulier auf und das irritiert etwas. Einige von ihnen bekommt man kaum zu Gesicht und wenn dann nur bei der Cena." erklärte die junge Frau ihm.


    "Da du von wir sprichst... Gehe ich recht in der Annahme, dass dein Vater auch hier in der Casa wohnt?"


  • Proximus weilte in der Casa, er hatte zwischen verschiedenen Terminen wieder einmal Zeit, in der Casa sich den schönen Dingen des Lebens zu widmen.


    So saß er nun im Hortus. Er hatte sich aus Misenum frischen misenischen Landwein mitgebracht und sich von den Sklaven eine Kline in den Hortus stellen lassen. Dort lag er nun, die Sonne schien und wärmte ihn, so dass er ab und an nicht alles auf dem Papyry lesen konnte, so blendeten die wärmenden Strahlen.


    Ab und an trank er ein Schluck Wein und es wurde ihm bewusst, dass es abseits des ganzen Trubels vieles gab, was einen das Leben geniessen lies.


    In der Casa waren die letzte Zeit viele neue Familienangehörige gekommen und wieder gegangen.


    Einige waren aber auch geblieben, was Proximus sehr gefiel.


    Jetzt wo Centho in Aegypten war, war es kurzzeitig etwas ruhiger in der Casa gewesen.


    Proximus hindes pendelte zeitweise zwischen Misenum und Rom.


    Nichtsdestotrotz war es einfach schön in der Sonne zu liegen und nichts zu tun.

  • Einen Iulius Centho kannte Titus nicht. Er machte sich auch nicht groß die Mühe nachzudenken ob er diesen Mann kannte, denn er hatte bisher sein ganzes Leben im Osten des Imperiums verbracht.


    "Hm, einen Centho oder Iulius Marius kenne ich leider nicht. Aber ich bin überaus erfreut dich kennen zu lernen Iulia Corona."


    Titus lächelte sanft. Dann fuhr er fort und antwortete auf die Frage der Corona:


    "Ja, mein Vater weilt auch noch in der Casa, ich habe ihn heute aber noch nicht gesehen. Wir sind erst kürzlich nach Rom gekommen da mein Vater hier geschäftlich zu tun hat."

  • Nun weiteten sich Coronas Augen aber doch ziemlich erstaunt. Ja wie? Er kannte Centho nicht? "Lucius Iulius Centho ist Augur, Quaestor Classis und außerdem sozusagen das Familienoberhaupt hier in Rom." erklärte die junge Iulia ihm sehr ernst. "Er ist allerdings momentan in Ägypten. Wenn er wieder da ist, wirst du ihn sicherlich kennen lernen.


    Sie blickte ihn ernst an. "Ich kam mit meiner Mutter nach dem Tod meines Vaters hierher. Pompeia Lucia wirst du wohl kennen - oder nicht. Ein vielleicht gibt es nicht. Meine Mutter brennt sich einem ins Gedächtnis."

  • Titus schüttelte mit dem Kopf:


    "Tut mir leid, aber um ehrlich zu sein kenne ich beinahe keinen Iulier. Wie gesagt, ich bin zum ersten mal in Rom, zum ersten Mal in Italia. Ich habe bisher mein ganzes Leben in der Provinz verbracht und dort ist man so gut wie keinem Iulier über den Wege gelaufen mit dem man nicht sehr nahe verwand ist."


    Titus pausierte und sortierte seine nächsten Worte:


    "Aber ich bin in freudiger Erwartung unsere Gens besser kennenlernen zu können."

  • Corona überlegte kurz und schmunzelte dann. "Als ich aus Germania hierherkam, kannte ich auch niemanden. Das ist jetzt fast schon ein Jahr her." erklärte die junge Iulia ihrem entfernten Verwandten.


    "Wo warst du denn bisher, Flavus?" fragte sie dann sehr interessiert.

  • "Darf ich mich zu dir setzen? Im Sitzen redet es sich leichter."


    fragte Titus, wartete aber keine Antwort ab sondern setzte sich frech neben Corona hin.


    "Nun, geboren und aufgewachsen bin ich in Damascus. Mein Vater ist Geschäftsmann und hat sich auf die Einfuhr und Weiterverfrachtung von orientalischen Gütern spezialisiert. Er besitzt einige Handelsschiffe die unserer Familie ein gutes Einkommen und damit einen guten Lebensstandard ermöglicht. Der Nachteil ist das wir nie all zu lange an einem Ort leben und immer wieder nach möglichen profitablen Geschäften durch das Imperium ziehen. Dieses mal hat es uns halt nach Roma verschlagen."


    Man konnte hören das diese ständige Reiserei dem jungen Iulier nicht sonderlich zusagte und er lieber an einem Orte sesshaft wäre. Doch konnte er sich dies nicht aussuchen und so lebte er sein Leben mit dem Geld seines Vaters an den Orten an denen sie gerade waren in vollen Zügen, ganz so als wolle er alles an einem Tag schaffen was andere Personen vor Ort in ihrem Leben machten. Dies wurde aber von seinem Vater dann als Rumtreiberei ausgelegt was ihre Beziehung schon lange belastete. Aber was sollte Titus auch machen, so war es nunmal. Er hatte sich in diese Lebensweise ergeben und er sah zur Zeit keinen Grund dies zu ändern.


    Als er dann genug nachgedacht hatte und wohl einige Minuten nichts gesagt hatte fasste er sich wieder und fragte Corona:


    "Aber ich will dich nicht langweilen. Vermutlich hast du in Germanien wesentlich mehr erlebt als ich im Osten. Stimmt es das die Germanen nur mit einem Fell bekleidet und ansonsten völlig nackt umherlaufen? Ich habe einige Geschichten über das wilde Germanien gehört, aber nie etwas genaues gehört."

  • Corona wollte gerade ja sagen, da saß er auch schon neben ihr. Frechdachs! Irgendwie dreist, aber auch erheiternd. Sie kicherte wie ein kleines Mädchen, weil sie es dann doch erheiternd fand.


    "Das klingt so, als hätte dein Vater einige Seszerzen auf die Seite bringen können." mutmaßte die junge Frau und begann mit einer ihrer Locken zu spielen, die ihr mal wieder aus der Hochsteckfrisur gepurzelt war.


    "Also, zu aller erst einmal war ich in Germania Inferior. Um genau zu sein in der Colonia Claudia Ara Agrippinensium. Mein Vater war zu letzt Legionarius. Ich wurde in der Colonia groß und die Germanen, die ich sah, trugen weder das ganze Jahr Felle noch waren sie halbnackt. Sie trugen seltsame Beinkleider aus Stoff und nur im Winter trugen sie Felle, weil diese gegen die eisige Kälte und den Schnee schützten." erklärte Corona ihm freundlich und kicherte wieder. "Germania Inferior hat nicht wirklich etwas mit dem wilden Germanien zu tun. Die Geschichten sind mir bekannt, aber man sagte mir, dass sie zwar kämpfen würden wie wilde Tiere, aber eben nach wie vor Menschen sein. Wenn alle Germanen nackt herumlaufen würden, hätte ich in meinem Leben schon so viele nackte Männer gesehen, dass ich die Schamesröte entweder nicht mehr loswerden würde - oder nicht mehr erröten könnte. - Außerdem wäre meine Mutter schon längst tot umgefallen. Für sie gibt es nichts schlimmeres als zu viel nackte Haut."


    Sie errötete leicht. "Ich bekam irgendwann einmal ein neues Zimmer, weil man von meinem aus einen See sehen konnte, wo im Sommer einige Männer zum Baden hingingen..."

  • Titus empfand die Anwesenheit von Corona als angenehm. Er genoss es sich mit ihr zu unterhalten. In ihrer Nähe fühlte er sich einfach wohl und geborgen, auch wenn er diese Person erst wenige Minuten kannte. Das mochte wohl daran liegen das er sich schon lange mit niemandem mehr so richtig hatte unterhalten können, schon gar nicht mit jemandem in seinem Alter. Nach außen hin gab Titus stets den selbstbewussten starken römischen Jungen, der es verstand andere in seinen Bann zu ziehen. Auch sein Verhalten gegenüber seinem Vater und dem schon beinahe alltäglichen um die Casa's ziehen des Nachts mochte einen glauben machen Titus tat einfach was er wollte, doch dem war nicht so. Wenn man tiefer ging, so konnte man entdecken das er gar nicht so selbstbewusst und aufgeweckt war, sondern das er sich diese Lebensweise aufgebaut hatte um auf niemanden angewiesen zu sein. Immer wenn er irgendwo in seiner Kindheit neue Freunde gefunden hatte, dann zogen sie weiter an einen anderen Ort. Deshalb hatte Titus schon früh in seiner Kindheit eine Art Mauer um sich gebaut die ihn davor schützte verletzt zu werden. Das aber erkannte so leicht niemand, nicht einmal sein Vater. Dieser glaubte immer noch Titus sei einfach verzogen und zu nichts nütze.


    Wieder ertappte sich Titus dabei wie er in Gedanken versunken war. Als er dies bemerkte lächelte er Corona dann herzhaft an und meinte:


    "Also keine halbnackten Menschen, auch keine Frauen. Dann habe ich wohl nichts versäumt wenn ich noch nicht in Germanien war. Ich hatte darauf vertraut das die Frauen dort vielleicht freizügiger wären als hier."


    Titus lachte sanft und ließ erkennen das dies als Scherz gemeint war. Dann fügte er hinzu:


    "Ach, wieso rot werden. Es ist doch ganz etwas natürliches jemanden nackt zu sehen. Das wird auch bei deiner Mutter nicht anders gewesen sein, ansonsten wage ich zu bezweifeln das wir zwei uns hier jetzt unterhalten könnten."


    Wieder grinste Titus schelmisch und wartete auf eine Reaktion von Corona.

  • Corona schmunzelte. "Etwas freizügiger, was ihre Sexualität betrifft sind sie vielleicht schon." meinte sie ein wenig geheimnistuierisch. "Germanen und Römer kann man einfach nicht vergleichen. Sie sind anders. Näher an der Natur, glaube ich. Vielleicht auch wilder. Sie sind richtige Dickschjädel. Unterwerfen wollen die sich eben auch nicht."


    Empört öffnete sie den Mund und fechelte sich dann mit ihrer schlanken Hand Luft zu, als wäre ihr zu heiß. "Ich glaube, beim Ehemann ist das etwas anderes als bei... einem fremden Mann." meinte sie überzeugt und griff nah ihren Nähsachen. Sie tat so, als würde sie eine Naht überprüfen, dachte aber eigentlich nur kurz nach.


    Schließlich sah sie wieder auf und ihre braunen Augen mit dem helleren Ring um die Pupille, welchem sie ihren Namen verdankte, blickten geradewegs in die des jungen Iuliers. "Meine Mutter macht sich sorgen, ich könnte verderben und mich würde dann niemand heiraten wollen, glaube ich manchmal."

  • Titus musste schmunzeln als Corona seine Worte offensichtlich unangenehm waren. Er lächelte sie keck an und erwiderte dann ihren Blick. Er musste wirklich zugeben das diese Frau wunderschöne Augen hatte. Er lächelte sanft als er meinte:


    "Ich denke da braucht sich deine Mutter nun wirklich keine Sorgen zu machen. Eine so hübsche Frau wie du wird sicher einen geeigneten Ehemann finden. Wir Männer sind in diesem Punkt wesentlich unkomplizierter als deine Mutter bereit ist zu zugeben."


    Während seines letzten Satzes wandelte sich sein sanftes Lächeln immer mehr in ein Grinsen.

  • Corona fächelte sich immer noch Luft zu und versuchte auszublenden, dass sie eigentlich gerade ziemlich errötet war, in der Hoffnung, dass die rote Färbung ihrer Wangen dann schnell wieder verschwand.


    "Von einer römischen Braut wird aber so einiges erwartet, wenn sie das erste mal in die Ehe geht." erklärte die junge Iulia ihrem Verwandten und ärgerte sich insgeheim über sein Grinsen. "Ich glaube, das eigentliche Problem ist, dass ich bislang viel zu wenige Leute kenne. Es hatte zwar jemand Interesse gezeigt, aber der ist jetzt einfach... naja... er meldet sich nicht mehr und das stimmt mich traurig."


    Sie versuchte zu lächeln, scheiterte aber kläglich und nahm schließlich ihre Pergamentrolle in die Hand, um damit spielerisch nach Titus zu schlagen. "Es ist unanständig eine junge Frau so in Verlegenheit zu bringen, junger Iulius!"

  • Titus hielt sich schützend die Hände über den Kopf als Corona mit dem Papyrus nach ihr schlug und musste unweigerlich lachen. Erst nachdem er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte konnte er sprechen:


    "Es hat jemand Interesse gezeigt? Wer ist denn der Narr der sich nicht mehr meldet wenn er an so einer Frau wie dir interessiert ist? Entweder sein Interesse liegt eher am anderen Ufer und er wollte nur etwas beweisen als er sein Interesse bekundete oder es müssen wirklich von den Göttern verursachte Umstände aufgetreten sein damit seine Post dich nicht erreichen kann. Ich auf jeden Fall würde bei so einer Frau wie dir nichts unversucht lassen."


    Titus grinste weiter über beide Ohren. Ach wie war das doch herrlich endlich mal an einem Ort zu sein und nicht gleich wieder an Abreise denken zu müssen.....

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