Der Eintopf würde gewiß erst den Anfang machen, denn langsam verspürte Marcus wie seine Lebenskräfte danach drängten, zurück zu kehren, aber dafür würde er erst mal eine ordentliche Portion von dem guten Schmaus brauchen. Mit jedem Atemzug erinnerte ihn jedoch sein Körper daran, daß die Lebenskräfte wohl noch länger auf sich warten laßen würden, denn immer wieder pochte der Schmerz durch sein Bein und bei jeder minimalen Bewegung wurde es schlimmer. Selbst mit den geschloßenen Augen drehte sich noch alles um ihn herum und er hatte immer noch das Gefühl, er würde auf dem Schiff sitzen, die Wellen würden ihn hoch und runter heben und das Meer um ihn herum rauschen. Marcus seufzte leise und öffnete langsam die Augen. Gequält verzog Marcus sein Gesicht, denn im Grunde hatte er nicht große Lust zu erzählen, wie das Ganze gekommen war, es war auch ganz schön deplorabel, wie sein Vetter betonen würde. So brummte Marcus erst noch unbestimmt und ließ die Frage unbeantwortet im Raum schweben, während er lieber den Erzählungen von Hannibal lauschte. Das mit der Nervosität sagte Marcus mittlerweile etwas, dank seines Schreibers, so nickte Marcus marginal und seufzte erneut, selbst wenn er immer noch froh war, daß die Schiffe direkt nach Italia gereist sind und nicht erst zum Caesar, wie es erst geheißen hatte. Aber so war die ganze pikante Situation, die sich noch ergeben könnte, ein wenig leichter zu bewältigen, denn immerhin hatte Marcus hier Familie und die Möglichkeit, sich dezent zurück zu ziehen, war in Italia leichter als irgendwo in der Provinzeinöde. Ein Lächeln erntete Hannibal mit der Erzählung von seinem Sohn. Größer war er also geworden? Marcus schloß die Augen, selbst als der Wein eingeschenkt wurde, und atmete tief ein. Er freute sich, endlich wieder nach Rom kommen zu können, endlich wieder seine Familie zu sehen und vielleicht einige Tage sich von allem, was mit Soldaten, Militär und Legion hatte, völlig zu entfernen. Einfach einige Tage ein einfacher Bürger sein, kein centurio und kein Soldat.
„Das klingt gut, Hannibal...bei Mars und allen guten Göttern, ich kann kaum ausdrücken, wie froh ich bin, wieder in Italia zu sein!“
Marcus öffnete die Augen und griff nach dem Becher mit Wein.
„Das mit dem Bein...ach, das war eine unglückliche Angelegenheit. Wir sind in einem Dorf auf parthische Reiter getroffen und die haben uns angegriffen. Wir hatten damit nicht gerechnet und waren nur ein kleiner Trupp gewesen. Die Bauern des Dorfes hatten es auch übel auf uns abgesehen. Einer der Dorfbengel hat mich tatsächlich erwischt...und das hier am Bein war wohl eines der parthischen Pferde...nicht gerade ruhmvoll, hm?“
Marcus verzog erneut das Gesicht, leidend und geknickt. Der Becher zitterte in seiner Hand, denn immer noch war Marcus von dem kurzen Marsch vom Schiff zu der Hafenspelunke ziemlich erschöpft. Doch der Wein tat ihm gut, selbst wenn es nur ein gepanschter und nicht gerade herausragender Wein war, aber genießbar! Aus einem nicht abwegigen Grund zögerte Marcus nach seiner Tochter zu fragen, ein Knoten bildete sich in seiner Bauchgegend und er verschob es – unbewußt! - auf später. Hoffentlich würde er aber bald die Gelegenheit haben, nach Rom zu reisen. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen als er darüber nachdachte, wie es wohl am Besten möglich war, vielleicht Urlaub? Eher unwahrscheinlich, selbst wenn sie es sich nach dem langen, sehr langen Feldzug wirklich auch verdient hatten, aber wahrscheinlich hätten sie so lange wie die Hellenen vor Troja liegen müßen, um eine Woche in Rom gewährt zu bekommen. Marcus hob die Hand und kratzte sich am Nacken.
„Hast Du etwas von Epicharis gehört? Und woher wußtest Du eigentlich, daß wir heute hier landen?“