Sitzungssaal des Ordo Decurionum

  • Lando beobachtete die Sitzung, die eine seltsame Eigendynamik entwickelt hatte, mit wachem Geist, überlegte das eine oder andere Mal einzuschreiten, entschloss sich letztendlich dafür, die seinen diese Schlacht alleine schlagen zu lassen. Die Sorge, Ragin damit zu überfordern bestätigte sich nicht, eher im Gegenteil. Der Junge schlug sich vergleichsweise gut. Erst als Hadrianus Iustus zur Befragung ansetzte, kam Ragin ins schwimmen, was vielleicht auch gut so war, schließlich lernte man erst auf bockigen Pferden den festen Sitz.


    Die Argumente, die er zu hören bekam, erinnerten ihn irgendwie an Dinge, die er schon einmal in diesem Saal zu hören bekommen hatte. Und tatsächlich, alles wiederholte sich, Lando lehnte sich in seinem Stuhl zurück, und nahm einen Schluck Wasser. Auch als Harlif sich zu Wort meldete, blieb Lando nicht mehr als ein geringschätzendes Stirnrunzeln, er hatte sich schon fast daran gewöhnt, dass Harlif im römischen Luxus zu vergessen schien, wie er selbst begonnen hatte, und es sich zur Aufgabe gemacht zu haben schien, anderen diesen Weg so schwer wie möglich zu machen.
    Aber das würde erst von Interesse sein, solange Harlif richtig abstimmte.


    Lando zählte durch die Reihen, während Iustus und Ragin sich miteinander beschäftigten und bekam eine leichte Mehrheit für seine Sache zusammen, wenn er die germanischstämmigen Decuriones, mit einigen wackligen Opportunisten wie Harlif, und zuverlässige Römer wie Maecenas zusammenrechnete. Allerdings würde Maecenas noch nicht abstimmen dürfen, und Harlif schien sich im Moment eher auf Iustus Schiene zu bewegen. Unfassbar, wie Lando fand, der Romanisierung seit je her kritisch sah. Die Aufnahme von Ragin war also immernoch eine sehr wacklige Angelegenheit, vor allem als Witjon sich anmaßte, die Diskussion abrupt zu beenden, und zur Abstimmung aufzurufen. Lando hob eine Augenbraue, sparte sich jedoch einen Kommentar, er würde Witjon später auf diesen taktisch unklugen Zug aufmerksam machen, der Ragin jetzt vielleicht sogar den Einzug in den Ordo vermiesen könnte.
    Was er aber nicht tat, denn als die Decuriones, die Lando als zuverlässige Partner seiner Sache einstufte, für Ragin abstimmten, gesellte sich auch noch jemand hinzu, der Lando mit seinem Ja vollkommen überraschte: Marcus Petronius Crispus.


    Lando versuchte nicht allzu verblüfft zu schauen, hatte er den alten Veteranen doch für einen loyalen Verfechter der Romani-Soli-Politik in Germanien betrachtet. Allerdings wollte Lando sich auch nicht dem Glauben hingeben, Crispus hätte die Seiten gewechselt. Der alte Mann schien eher einen gewissen Realitätssinn zu offenbahren, der Lando beeindruckte. Für einen Realo hätte er den Mann nicht gehalten. Aber umso besser. Natürlich war Lando klar, dass der Mann sich in Zukunft dafür einen Gefallen erkaufen würde, und er selbst würde das nicht vergessen. Müssen. Dürfen.


    Iustus ließ sich die Abfuhr von Witjon nicht gefallen, und Lando konnte das sogar irgendwie verstehen, auch wenn Iustus sich mit seiner aufbrausenden Art hier wohl keinen Gefallen tat. Allerdings stürmte der Mann nach draußen, bevor er eine Stimme abgab, was als Enthaltung gezählt wurde. Und mit Crispus als Abweichler war die Sache perfekt, Lando hob die Hand und beförderte Ragin mit einer simplen Geste :dafuer: in den Ordo Decurionum.

  • argin freute sich sehr, dass er von Petronius Crispus gewählt wurde. bei ihm würde er sich noch für dessen Vertrauen bedanken müssen. Schde fand er es, dass Harlif ihn nicht gewählt hatte. Eigentlich hatte der junge Duccier ihn für einen freund der Familie gehalten. Doch dann fiel ihm ein, dass er und Iustus der aus dem Saal gestürmt war, von der selben Familie stammten. Wahrscheinlich hatte ihn also Witjons scharfe eine Stimme gekostet. trotzdem war er seinem Vetter für den Beistand dankbar. Und da es auf Harlifs Stimme nicht angekommen war, denn die mehrheit hatte für ihn gestimmt, war er auch so gewählt worden. Nun war er also ein Mitglied des Ordo Decurionum. Ob er nun nochmal wegen seines Standes abgewiesen werden würde? Aber das war ihm egal, viel mehr freute er sich über die Bestätigung. Aber was war jetzt zu tun? Sollte er sich schon bedanken, oder erst noch warten, bis ihn jemand auch wirklich zum Mitglied ernannt hatte? Fragend blickte er zu Loki und Witjon...

  • Witjon seufzte verhalten, als Iustus ausrastete und aus dem Saal stürmte. Er schüttelte nur den Kopf, zählte daraufhin die Stimmen und verharrte kurz mit überraschtem Blick auf dem Petronius, der Ragin seine Stimme gegeben hatte. Neben Harlifs Enthaltung - die Witjon voll und ganz verstehen konnte - zählte er eine Mehrheit an Zustimmung und verkündete daraufhin:
    "Kraft meines Amtes als Vorsitzender des Ordo Decurionum - Witjon betonte diese Worte besonders, da er entgegen der Meinung des Regionarius noch nicht offiziell seinen Rang als Vorsitzender abgegeben hatte; ein neuer Vorsitzender musste erst einmal gewählt werden - ernenne ich hiermit Marcus Duccius Rufus zum Vollmitglied des Ordo Decurionum Mogontiaci! Meinen Glückwunsch." Er nickte dem jungen Mann zu und ließ dann einen Moment der Glückwunschbekundungen zu.


    Dann griff er die Tagesordnung wieder auf. "Nun gut, kommen wir zum Thema Tempelsanierungen." Er schaute seinen Vetter Duccius Verus an und erklärte: "Duccius Verus, du hast das Wort. Wie steht es um die Arbeiten?"

  • Ragin war also auch endlich im Ordo. Jetzt waren es schon vier Duccii an der Zahl und Phelans Freude darüber wuchs imens. Es gefiel ihm an der Seite seiner Vettern wichtige Entscheidungen mit seiner Stimme zu treffen.
    Das Iustus abgedampft war, passte ihm sehr gut, auch wenn er gerne noch weitere Dünschissgedanken von dem selbigen gehört hätte. Wer glaubte eigentlich dieser Kerl wer er war? Den Göttern sei Dank hatten die beiden noch nie Kontakt miteinander und wurden auch noch nicht einander vorgestellt. Als die Abstimmung gelaufen und Ragin als vollwertiges Mitglied des Ordos aufgenommen worden war, machte sich bereits Witjon daran den nächsten Punkt auf der Tagesordnung anzusprechen. Er erteilte Phelan direkt das Wort, woraufhin dieser aufstand und das Wort an die werten Herren richtete.


    "Ich danke dir." ließ er kurz verlauten und zog aus seiner Tasche die Liste, auf der er fein säuberlich alle Schäden katalogisiert hatte.


    "Meine werten Decuriones, da ich der Nachfolger von Petronius Crispus bin, der fantastische Arbeit in seiner Amtszeit vollbracht hat, habe ich mir die Aufgabe zu teil gemacht, mich um die Tempel zu kümmern.
    Jeder weiß, dass es in einer Stadt nie perfekt ist, egal wie viel Mühe man sich geben hat und egal wie viele positive Ergebnisse man erzielt hat.
    Es gehörte für Phelan an der guten Manier, Crispus noch einmal so in Erinnerung im Ordo zu rufen, er würde ihm zwar Nacheifern, aber vermutlich nicht so eine gute Sache vollbringen könnten, wie er es getan hat.


    "Ich weiß, dass die Tempel vor geraumer Zeit ebenfalls schoneinmal im Gespräch waren, aber meine Herren. Es muss gehandelt werden! Nicht das alle Tempel neu aufgesetzt werden müssten, aber sie sind erheblich sanierungsbedürftig. Mein Vetter Duccius Marsus hat mir den Architekten der Freya Mercurioque zur Verfügung gestellt, die die Schäden zu katalogisieren." er rollte seine Schrift aus und las vor.


    Organisation des Gutachtens
    (ANTE DIEM IX KAL MAI DCCCLIX A.U.C. (23.4.2009/106 n.Chr.)


    Die kapitolinische Trias


    - Fundament an manchen Stellen Risse
    - II. und IV. Säule neigen sich vom nötigen Standpunkt weg
    .. - Stein brüchig und nicht standfest
    - Dachgebälk und Schindeln komplett erneuerungsbedürftig


    Kosten: ~5000 Sz.


    Mars


    - Sockel beschädgit
    - Fundament scheint abzusacken


    Kosten: ~250-750 Sz.


    Apollo


    - zwei Säulen unsanierbar, müssen neugebaut werden
    - an den stützenden Wänden bröckeln Steine heraus


    Kosten: ~1000 Sz.


    Augustus


    - weist keinerlei Mängel auf


    Isis und Mater Magna


    - Bagatelschäden am Dach


    Kosten: ~50-100 Sz.



    Nachdem er alles verlesen hatte, ging es direkt weiter.
    "Den Tempel der kapitolinischen Trias habe ich sofort auf die eindringliche Bitte des Archtitekten schließen lassen. Ein Wunder, dass noch kein Bürger der Stadt von einem Steinhagel erschlagen wurde." dann rollte er seine Schrift zusammen.


    "Meine Herren, wir können uns glücklich schätzen, dass es nur einen Tempel massiv getroffen hat, die Schäden der anderen werden ohne all zu großen Aufwand beseitigt werden können."
    Jetzt kam der Joker, bevor es einwürfe gab, wer das denn bezahlen sollte. Natürlich hatte der Ordo Geld, aber trotzdem wurde es nicht unbedacht aus dem Fenster geschmissen, alles musste besprochen werden, auch wenn eine eventuelle Finanzierung klar auf der Hand lag. Doch Phelan zog nun seinen Joker.


    "Bevor ich die Schäden katalogisiert habe, bekam ich einen Brief aus Rom von Senator et Pontifex Marcus Aurelius Corvinus." Ein Mann, den hier bestimmt viele kannten, wenn nicht unbedingt vom Aussehen, aber dennoch vom Namen.


    "Er hat sich angeboten, die Tempelsanierung finanziell zu unterstützen und das aus privater Hand!"


    Nun gut, etwas triumphal sagte Phelan das schon, da er froh war dem Ordo etwas schlüssiges vortragen zu können. Alles war durchgeplant und es schien keine Probleme zu geben.


    "Der nächste Schritt wäre, ihm die Liste zukommen zu lassen, ebenfalls ein ausführliches Dankesschreiben und die Termine, wann was geschehen soll. Gibt es aber Fragen?"


    Irgendwas gab es einfach immer zu fragen und bevor gebremst zu werden, wies er lieber selber darauf hin. Leider konnte er sich nicht so gut in Worten ausdrücken und mit stilistischen Hilfen um sich werfen wie sein Vetter Ragin es vor einigen Augenblicken fantastisch getan hatte. Fragend schaute er zu seinem Vetter Witjon, er würde sich bestimmt dazu äußern wollen.

  • Das war scheinbar die Quittung dafür das er nicht den jungen Duccii in den Ordo gewählt hatte.


    Marsus hat den Architekten zur verfügung gestellt........
    Numerius schnaufte kurz abfällig über diese falsche Zuweisung der Arbeitskräfte und der verdienste.


    Schliesslich war Lysander noch bei ihm angestellt, wohnte bei ihm und Arbeitete bei ihm im Betrieb.


    "Tz............Marsus, was hatte er denn schon getan." dachte er sich und so saß er da und brummelte vor sich hin.

  • Verus schaute Witjon erwartungsvoll an. Warum? Er hatte die Sache eingeleitet, ja. Aber es war nun eigentlich zuerst die Sache der anderen Decuriones, ihre Meinung kund zu tun, oder nicht? Witjon entschied sich dennoch, ein paar Worte beizusteuern.
    "Zunächst einmal möchte ich richtigstellen, dass nicht ich persönlich den Architekten zur Verfügung gestellt habe. Lysander ist Angestellter unseres Honorators Hadrianus Capitolinus und verrichtet in dessen Namen seine Arbeiten für das Handelskonsortium."
    Der junge Duccier hatte Harlifs bösen Blick durchaus wahrgenommen und wollte verhindern, dass böses Blut zwischen den Sippen der Duccier und der Hadriani bald die Beziehungen beeinträchtigte. Witjon nickte Capitolinus zu und fuhr dann fort.
    "Duccius Verus, sind deine Kostenangaben verbindlich, oder besteht die Möglichkeit, dass Folgeschäden zu einem späteren Zeitpunkt der Reparaturen entdeckt werden? Ich würde dem Senator Aurelius gern eine gewisse Sicherheit geben. Niemand sagt Geldmittel für Arbeiten zu, von denen er nicht sicher sein kann, dass sie zu seiner Zufriedenheit ausgeführt werden. Was meint ihr, meine Herren Decuriones?"
    Witjon sprach absichtlich nun die anderen Mitglieder des Ordos an, denn er wollte sie in die Diskussion einbeziehen.

  • Überrascht stellte Crispus fest, dass Lando sich in keiner Weise zu der Angelegenheit äußerte - vermutlich, weil Rufus sich bereits selbst ausreichend verteidigt hatte und abgesehen davon genügend Stimmen zusammenkamen. So gab es keine weiteren Diskussionen mehr, sondern der nächste Punkt wurde aufgerufen: Die Schäden an den Tempeln.


    Von dieser Angelegenheit hatte der Petronier große Ahnung, denn auch er hatte zu Beginn seiner Amtszeit eine Liste der Schäden aufgestellt. Offensichtlich hatte Verus es ihm gleichgetan (und dabei auch auf hauseigene Spezialisten zurückgegriffen). Die Ergebnisse waren erschreckend: Waren die Tempel im letzten Jahr noch einigermaßen passabel, schien der letzte Winter große Schäden verursacht zu haben, sodass dringend Handlungsbedarf bestand. Ein Tempel hatte sogar geschlossen werden müssen!


    Nachdem Marsus Belanglosigkeiten eingeworfen hatte, musste er sich daher rasch zu Wort melden:


    "Wir müssen sofort handeln! Wenn der Tempel des Iuppiter wegen Baufälligkeit geschlossen werden muss, ist es im Grunde schon zu spät! Den Göttern wird so etwas nicht gefallen!


    Ich beantrage deswegen, dass wir unverzüglich mit den Renovierungsarbeiten anfangen, bevor die Götter durch unsere Untätigkeit weiter gekränkt werden! Wir müssen das Geld vorerst vorstrecken - wenn der Senator das ganze im Nachhinein noch bezahlen will: schön und gut. Aber lange Verhandlungen können wir uns nicht leisten!"


    In Anbetracht des drängenden Handlungsbedarfs vergaß der Petronier ganz, sich darüber zu wundern, dass ein Senator für die Kosten aufkommen wollte, der nicht einmal Patron der Stadt war oder dass die Sanierung des Theaters ebenso unter den Tisch fiel...

  • "Wir können uns sicher sein, dass der Architekt alle Schäden lokalisieren, analysieren und bewerten konnte." das konnte man zwar nicht mit der göttlichen Allwissendheit sagen, aber Lysander hatte nicht gefuscht oder die Sache nur halbherzig getan. "Ich sehe das wie Decurio Crispus, wenn wir noch länger warten, werden sich die Schäden eventuell ausbreiten, aber in den nächsten Tagen wird sich da sicher nichts ändern. Wenn der Tempel einstürzen würde .. ich will nicht daran denken. Auch da hat Crispus Recht, wenn wir den Zorn der Götter nicht auf uns und die Stadt lenken wollen, sollten wir schnell anfangen, doch zunächst sollten wir schauen, ob es finanzierbar wäre, falls Aurelius Corvinus absprünge. Auf ihn zu Warten würde wahrlich lange dauern und dann ist es vielleicht für den Tempel zu spät." Es gefiel ihm, dass der Petronier sich sehr in die Sache einschaltete. Solange war seine Amtszeit ja noch nicht abgelaufen und Phelan fand, dass man an seinem Verhalten sehen konnte, wie sehr ihm die Stadt als Decurio am Herzen lag. Mal sehen was die anderen Decuriones dazu sagen würden. Der junge Priester nickte dem Petrionier zu und fügte noch bei "Einen Tempel zu schließen ist wie eine Gottheit einzusperren .." das sollte noch einmal als Priester der Stadt zu bedenken geben, dass es wirklich brannte. Seine Worte sollten nicht energisch klingen, er wollte sich nicht herausstellen. Das Magistrat war sein Amt, es war seine Aufgabe und er berichtete nun darüber. Zusammen stark sein ist die Frage.

  • Das Thema Tempel sagte Ragin noch nicht viel. Aber auch er war der Meinung, dass ein kaputter Tempel niemandem nützte. Allerdings sagte er nichts, was auch daran lag, dass er gar nicht wusste ob es angebracht war, jetzt schon was zu sagen. Schließlich hatte Maecenas eben auch noch nicht mitgewählt. Vielleicht waren sie erst das nächste Mal wirklich mittendrin und nicht nur dabei.

  • Eine Gottheit einzusperren. Lando lächelte amüsiert, waren für ihn die römischen Tempel doch sowieso nichts anderes als Gefängnisse für die Götter, die doch eigentlich in jeder lebenden Zelle wirkten. Nichtsdestotrotz waren die Tempel wichtiges Repräsentationsmittel einer Stadt, und somit maßgeblich für das Interesse der Decuriones. Auch wenn Lando nicht viel mit dem römischen Götterverständnis anfangen konnte, wusste er doch um die Bedeutung der Tempel.


    "Aye.", schaltete er sich schließlich in die kaum Diskussion nennbare Wortführung ein, "Soweit ich weiß, verfügen wir über ausreichende Mittel, um eine derartige Renovierung durchzuführen, ohne auf die Geldmittel des Senators warten zu müssen. Sollte er sich an sein Angebot halten: umso besser. Wenn nicht, haben wir dennoch keine klaffende Lücke in unserer Finanzierung, und müssen uns keine Gedanken um eine direkte oder indirekte Beteiligung am römischen Wahlkampf machen. Ich stimme daher dem Vorschlag des Petronius zu."


    Etwas langweilte diese Sache Lando schon, hatte er doch ein Faible für Wortgefechte. Aber vielleicht würde sich im weiteren Verlauf der Sitzung noch die Möglichkeit ergeben, sich noch einmal kräftig zu keilen...

  • Der Vorschlag fand also auch Landos Zustimmung, Phelan hatte zwar erwartet, dass es noch das ein oder andere von ihm zu kritisieren gab, aber er beließ es dabei und gab sein Einverständnis. Die übrigen Decuriones waren wohl ebenfalls überzeugt, dass Crispus Vorschlag genau das richtige sei und stimmten somit ebenfalls zu.


    "Gut, werte Herren .. Ich werde ein Schreiben an den Senator et Pontifex aufsetzen und ihm unseren Dank aussprechen. Des weiteren lege ich ihm meine Liste bei mit den summierten Gesamtkosten. Schon morgen werden die Arbeiten beginnen, ich werde später noch einige Arbeiter zusammen treiben, die schon einmal Gerätschaften, Werkzeuge und die Baustelle aufstellen werden."


    So, da war es raus. Eigentlich ganz einfach, wie Phelan fand. Er hatte einfach mal das Wort als Magistrat ergriffen und die Katze beim Schwanz gepackt. So würde es gemacht werden. Langsam nahm er mit etwas stolz und einem Schmunzeln auf den Lippen seinen Platz wieder ein und wartete auf den nächsten Punkt der Tagesordnung.

  • "Sehr schön.", konstatierte Lando, "Dann wäre das ja geklärt... können wir dann mit dem nächsten Punkt fortfahren?"


    Er sah Marsus fragend an, der sich bisher bedeckt hielt, die Sitzung auch fortzuführen...

  • "Aye. Als nächstes: Die Statue zu Ehren des Kaisers. Die Statue ist seit längerem fertiggestellt und in der Curia eingelagert. Wir können sie also bald aufstellen. Was halten die Herren vom ANTE DIEM IV NON IUL DCCCLIX A.U.C. (4.7.2009/106 n.Chr.)?"

  • "Ich denke, das ist ein bisschen knapp."


    stellte Crispus fest, obwohl er diese Äußerung eher von einem der Magistrate erwartet hätte - schließlich war es vermutlich hauptsächlich ihre Aufgabe, diese Feier vorzubereiten.


    "Also wegen der Vorbereitung..."

  • Witjon seufzte leicht und kramte in seinem gedanklichen Kalender. "Hmgut. Dann verschieben wir das und setzen als Termin den KAL AUG DCCCLIX A.U.C. (1.8.2009/106 n.Chr.) an. Die Vorbereitungszeit sollte bis dahin genügen."


    Sim-Off:

    Entschuldigt die Dreistigkeit, aber ich habe momentan wenig Zeit und das hier zieht sich schon zu lange hin.


    Nachdem keine weiteren Einwände dazu kamen, fuhr Witjon mit dem nächsten Punkt fort. "Kommen wir nun zu einer Angelegenheit, die mich persönlich betrifft. Ich wurde vom Legatus Augusti Pro Praetore Vinicius Lucianus frühzeitig aus dem Amt des Duumvirn berufen, weil er mich an der Stelle des Magister Officiorum wissen wollte. Daher möchte ich hiermit offiziell meine Amtsgeschäfte meinem Kollegen übergeben. Bis zum Ende der Amtsperiode behalte ich den Vorsitz des Ordo inne, nach den Wahlen auf Stadtebene werde ich dann selbstverständlich den Vorsitz an den neuen Duumvir abgeben." Er blickte in die Runde. "Die nächsten Wahlen sollten spätestens Mitte August abgehalten werden." Mehr fiel Witjon dann plötzlich nicht mehr zu dem Thema ein und er machte eine Pause, während der er ein wenig in seinem Gedächtnis kramte. Wenn es noch irgendetwas zu sagen gab, würde sich sicherlich noch jemand melden.

  • Crispus stutzte. Lucianus hatte einen amtierenden Duumvir einfach an eine andere Stelle berufen? So rücksichtslos kannte er seinen alten Kommandeur gar nicht! Was das schon wieder sollte?


    "Eigentlich kann ein Duumvir sein Amt nicht mitten während der Amtszeit niederlegen, Duccius! Du müsstest deine Tätigkeit also eigentlich weiterhin wahrnehmen, bis wir einen neuen Duumvir wählen. Oder aber der Kandidat von der Wahl damals mit den nächstvielen Stimmen rückt nach und bekommt dein Amt bis zur nächsten Wahl.


    Aber so geht's eigentlich nicht!"

  • "Doch, geht es.", warf Lando ein, den es wieder wurmte wie sehr Crispus sich dagegen wehrte den faktisch nicht vorhandenen Einfluss des Ordo Decurionum auf die Stadtverwaltung zu akzeptieren: "Es ist nicht das erste Mal, dass ein Duumvir vor seiner Zeit vom Posten wegbefördert wird, immerhin liegt das in der Kompetenz des Legaten. Das Duumvirat basiert nicht nur auf dem Vier-Augen-Prinzip, sondern auch darauf, dass Ausfälle wie durch Todesfälle und Beförderungen kompensiert werden können. Ich kann deine Sorge um das Wohl der Stadt verstehen, aber ich konnte auf den Straßen noch keine Randalierer und wütende Mobs beobachten, die gegen den Despotismus des Numerius Novius Bellutus vorgingen. Solltest du dennoch der Meinung sein, den aktuellen Zustand untragbar zu finden, ist die Poststelle der Stadtverwaltung sicherlich auch für deine Eingaben offen."


    Burgfrieden hin oder her, der Petronier zeigte sich hier mal wieder von einer Seite, die Lando nicht nur einmal den Realitätsverlust in manchen Instanzen des öffentlichen Lebens zeigte. Der alte Bürger hatte sich die Spitze in seinen Worten einfach verdient.

  • Wieder einmal ärgerte Crispus sich, dass diese Germanen so romanisiert waren wie die Skythen am Rande der Erde. Offensichtlich herrschte hier kein Verständnis für die Prinzipien römischer Magistraturen - Annuität und eben Kollegialität! Es war höchste Zeit, dass sein Patron etwas im Senat unternahm! So sehr er den jungen Duccius mochte - nun ärgerte er sich wieder, diesen barbarischen Germanen eine weitere Stimme geschenkt zu haben.


    "Mag sein, dass es bei euch so ist und das Gesetz das nicht ausdrücklich ausdrückt, aber es gibt keine zwei Duumvirn, damit einer da ist, wenn der andere fehlt, sondern eben wegen diesem Vier-Augen-Prinzip. Jede Stadt des Reiches ist nach dem Vorbild Rom geschaffen, wo auch seit jeher zwei Consuln üblich sind! Aber gut, wenn hier die Mos Maiorum nichts zählt, dann beschwere ich mich eben anderswo."


    Wahrscheinlich hatten die Germanen nur Kriegsfürsten, die im Zweikampf an die Macht kamen und dort solange blieben, solange sie ihren Konkurrenten die Schädel einschlagen konnten - keine Zivilisation eben!

  • "Dass es bei uns so ist?", hob Lando belustigt die Augenbrauen, und sah Crispus gespielt dümmlich an, "Wo ist denn 'bei euch'?? Ich meine, natürlich stecke ich 'bei uns' mittendrin, aber mich würde dennoch eine Erklärung von 'uns' stark interessieren. Und wo du gerade dabei bist, kannst du mir auch erklären warum du dir anmaßt das Mos Maiorum zu erwähnen, wenn ein designierter Senator der Stadt Rom, Stellvertreter des Kaisers und oberster Rechtsprecher in der Provinz diese Entscheidung getroffen hat. Aber ich bin mir sicher, dass du in deiner Fachkompetenz auch in der Lage bist, die Fehler eines solchen Mannes aufzuzeigen.."


    Mittlerweile troff Landos Stimme nur so vor Hohn, der alte Crispus verrannte sich hier in Idealismen, die mit der Realität nichts mehr gemein hatten. Zum Abschluss ätzte er noch ein wenig nach: "Achja, und selbst 'bei uns' weiß man, dass auch Rom nicht nur einmal nur einen einzigen Konsul gehabt hat. So etwas bringt die Realität mit sich, aber ich bin mir sicher, Petronius Crispus, wenn du nur stark genug daran glaubst wird auch diese sich dir beugen. Gleich nach dem Legaten."

  • Was bildete sich dieser aufgeblasene Duccius Lando eigentlich ein? Er verhöhnte ihn hier vor allen Decurionen, als wäre er ein alter Mann, der nicht mehr ganz bei Trost war! Eine Unverschämtheit!


    "Nur weil deine Sippe hier fast den ganzen Ordo gekauft hat, brauchst du mich nicht anreden wie einen dummen Jungen, Duccius! Wozu habt ihr das ganze überhaupt verkündet? Ihr habt das ganze doch sicher eh schon daheim im stillen Kämmerlein beschlossen, da kann man sich die Zeit hier doch sparen, oder?"


    Er wusste zwar nicht, was den Legaten geritten hatte bei dieser Entscheidung, aber er war sich sicher, dass diese Duccier ihre Finger im Spiel hatten. Wie hatte er nur so dumm sein können, noch einen von ihnen in den Ordo zu lassen - oder dies zumindest zu unterstützen!

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