Was bisher hier geschah...

  • Gerade wollte Lucius etwas einwenden, als Marsus das Thema wechselte und die anderen Anwesenden sofort darauf einstiegen. Zufrieden war er aber keinesfalls: Von einer zeitlichen Dauer des Straftatenzwecks war doch nirgends etwas zu lesen. Abgesehen davon war der junge Petronier davon überzeugt, dass diese Taugenichtse nicht nur ein Verbrechen zusammen begangen hatten, denn sonst wäre Hermipus wohl kaum auf ausgerechnet diesen Haufen zurück gekommen, um seine Pläne durchzuführen. Schließlich konnte man Diebstahl und Einbruch theoretisch auch als einzelne Straftaten betrachten, sodass diese Prämisse auch erfüllt war.


    Sagen wollte er aber nichts, wenn der Alte schon wieder von Hispania zu schwelgen begann - so blieb ihm nichts, als den Mund leicht zu verziehen und sich dem Essen zuzuwenden, wo es nun an den Nachtisch - in Honig eingelegte Früchte - ging.

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  • Während er mit Lucius über den Prozess debattiert hatte, ließ Witjon sich das Huhn a la fronto schmecken, dessen Quälität er dem Gastgeber gegenüber zwischenzeitlich lobte, wobei er dieses Lob dem Zeitgeist entsprechendem mit einem deftigen Rülpser unterstrich. Schließlich wurde der Nachtisch aufgetragen, den Witjon ebenfalls gern entgegen nahm, während Octavena und Marcus von Hispania erzählten.


    "Mhm", brummte Witjon und nickte, während er sich eine der honigtriefenden Leckereien in den Mund schob. "Du meinst die Leute hier sind...frostiger?", beantwortete er dann Octavenas Einschätzung der germanischen Bevölkerung mit einem amüsierten Schmunzeln.


    "Dabei lässt du jetzt aber die vielen Peregrini außen vor, werter Petronius, die unsere Civitas und die ganze Provinz so zahlreich bevölkern", sagte er zudem im Anschluss. "Hälst du es nicht für gewagt, da gleich von einem Volk zu sprechen?" Eine weitere Frucht verschwand in seinem Mund, woraufhin er sich die klebrigen Finger ableckte.

  • Audaod benahm sich im Laufe der Cena wie es sich für einen Civis beim Essen gehörte. Das Huhn a la fronto wurde ordentlich zerpflückt und die Überreste - Knochen, Hautfetzen, Knorpel - lässig auf dem Boden des Hauses verteilt. Zuhause in der Casa Duccia würde Audaod sich hüten sich dermaßen zu benehmen, denn von Marga konnte er im Anschluss vermutlich eine ordentliche Tracht Prügel erwarten. Ganz zu schweigen davon, dass sie ihn später zum Wischen verdonnern würde.
    Aber wozu war man denn auch bei Römern zu Gast, wenn nicht um sich deren Tischsitten gemäß zu benehmen? Und deshalb rülpste er ebenfalls herzhaft, um seine Zufriedenheit zu demonstrieren und sparte auch nicht am Wein, der ihm angeboten wurde. Und während sich sein Vater mit Lucius über Rechtsprobleme stritt, verschlang Audaod Hühnchenfleisch und warf hin und wieder einen Blick auf die schöne Octavena, von der er den Blick bei Wodans wachsamem Auge nicht lassen konnte!
    Schließlich wurde dann noch Süßes aufgetischt. Das war großartig, Audaod liebte Süßigkeiten! Umso emsiger griff er also hier zu. Da es im Gespräch nun aber auch nicht mehr um die Juristerei ging, gab er ebenfalls seinen Senf dazu: "Ich würde gerne einmal selbst erleben, wie warm es südlich der Alpes tatsächlich ist. In Italia ist es doch auch so warm wie in Hispania, oder Achaia? Oder Asia? Mein Grammaticus sagte immer, dort werde es im Sommer um einiges heißer als hier. Das kann ich eigentlich kaum glauben..."

  • Bei dem Gedanken an das Essen zu Hause lief Octavena gleich wieder das Wasser im Mund zusammen. Nicht, dass ihr das Essen hier in Germanien nicht schmeckte, aber es war nun mal anders. Daran änderte auch nichts, dass sie sich den Nachtisch genüsslich auf der Zunge zergehen ließ.
    Marsus' Erwiderung holte sie dann aber doch wieder zurück zum Gespräch und Octavena lächelte ein wenig schief. "Die Winter", korrigierte sie ihn, "Die Menschen sind einfach anders als in Hispania."
    Dann wandte sie sich an Callistus, der sich offenbar die Hitze des Südens nur schwer vorstellen konnte. Octavena konnte es ihm nicht einmal verdenken. Sie hatte sich schließlich umgekehrt auch nicht vorstellen können, wie kalt es in Germanien wirklich war. Schließlich hatte sie ihr Leben lang nur das Klima Hispanias gekannt. "Ich war bisher nur in Hispania und hier, deshalb kann ich nicht sagen, wie warm es andernorts wirklich ist, aber es stimmt wirklich mit der Hitze. Die Luft ist im Sommer dann sehr trocken und um die Mittagszeit kann man sich kaum rühren."

  • Zur Qualität der Menschen konnte Crispus nur noch wenig sagen - es war einfach zu lange her, dass er in Tarraco gelebt hatte, selbst wenn er glaubte sich zu erinnern, dass die Menschen dort ein wenig heißblütiger gewesen waren... musste am Klima liegen.


    "Von den Peregrini habe ich auch nicht gesprochen. Aber die römischen Bürger hier und anderswo haben ja doch viel gemeinsam - wir sprechen Latein miteinander, ehren dieselben Götter, haben dieselben Rechte, leisten Seite an Seite Kriegsdienst..."


    Natürlich konnte er nicht leugnen, dass es auch manche Unterschiede gab - andererseits gab es wohl auch einen gewissen Unterschied zwischen Athenern und Spartanern, zwischen Etruskern und Latinern oder zwischen Keltiberern, Asturen und Cyneten.


    "Das mit dem Wetter stimmt aber wirklich. In Hispania haben wir um die Mittagszeit immer ein paar Stunden Pause gemacht, da hatte quasi kein Laden auf und kein Magistrat war ansprechbar. Alle saßen im Schatten und fächerten sich Luft zu..."

  • "Naja, was dieselben Götter angeht, stimmt das so wohl nicht ganz. Aber Latein, Recht und Kriegsdienst sind für uns Cives alle gleich, da hast du recht", stimmte Witjon dem Petronier zu.


    Weil der Nachtisch nun aber auch langsam zur Neige ging und weil Witjon darauf brannte, endlich Tacheles zu reden, sagte er schließlich zu Octavena mit einem leichten Grinsen: "Und diese herrlichen Zustände hast du aufgegeben und dich letzten Endes hierher aufgemacht, um dir eine Zukunft aufzubauen. Meine Anerkennung dafür." Dass sie von ihrem Vater im Streit hergeschickt worden war, wusste Witjon so direkt nämlich nicht, weshalb er auch nicht das Fettnäpfchen sah, auf das er gerade zusteuerte. Aber vielleicht waren die Petronier ja so klug, ihre Gäste gar nicht erst darauf aufmerksam zu machen. Vielmehr erwartete Witjon nun, dass Octavenas Onkel die Vorlage nutzte, um eine Heirat nochmal offiziell in dieser Runde vorzuschlagen, was Witjon auch mit einem unmissverständlichen Blick in Crispus' Richtung verdeutlichte.

  • Zukunft aufbauen? Nein, das direkt wohl eher nicht.
    Octavenas Lächeln fror ein wenig ein bei der Bemerkung, die zu den schönen Erinnerungen an Tarraco nun auch den Ärger mit ihrem Vater addierte. Die ewigen Streitereien wegen nichts und wieder nichts und ihre Mutter, die nicht mehr da war, um alles einzurenken.
    Octavena schob diese Gedanken bei Seite. Das war Vergangenheit und dem Blick nach zu urteilen, den Marsus ihrem Onkel zugeworfen hatte, hatte diese Floskel auch mehr der Überleitung für eine eventuelle Zukunft dienen sollen. So sparte sie sich eine Erwiderung und schwieg mit einem nun ein wenig erzwungenen Lächeln, während ihr immer noch die Erinnerungen an ihre Eltern im Hinterkopf herum spukten.

  • "Ach, ihr Duccier mit eurer Germanentümelei - im Wesentlichen sind's wohl die gleichen!"


    bemerkte Crispus und grinste - natürlich wusste er um die spezifischen Unterschiede der Kultformen und so weiter, wie es im Collegium Pontificium auch stets ausführlich diskutiert wurde. Trotzdem zeigte schon der Umstand, dass Germanen und Römer in die gleichen Tempel gingen, dass die Vorstellungen zu entfernt nicht sein konnten.


    Die Anmerkung an Octavena ließ ihn erneut schmunzeln, denn er wusste aus Bassus' Briefen, dass das Mädchen seinem Cousin schlicht über den Kopf gewachsen war und er sie loswerden wollte. Nunja, recht erklärlich war das aber auch nicht, denn eigentlich war sie ihm gegenüber recht fügsam und höflich. Wahrscheinlich antwortete sie deshalb auch nicht, was den Alten bemüßigte, sich zu äußern:


    "Naja, bei all den großen, hübschen Germanen hier..."


    Die Größe war zumindest ein Stereotyp, der auch in Hispania gepflegt worden war. Das Aussehen weniger - eher die Wildheit der Barbaren, die den Legionen angeblich das Leben schwer machte...


    Damit war das Essen aber auch schon fast an seinem Ende angelangt. Nun war noch die Frage, wie er die Jugend los wurde, um nicht in Anwesenheit Octavenas über sie zu feilschen wie über ein Stück Vieh. Eine Hausführung war kaum möglich, denn so sehenswert waren die Räume der Domus Petronia nicht. So blieb nur eins:


    "Ich hoffe, es hat geschmeckt - Marsus, möchtest Du vielleicht kurz mit mir in den Garten kommen? Gallicus hat ein paar schöne rote Blumen gefunden und ich frage mich, ob die sich nicht im Tempel des Apollon gut machen würden..."


    Diese Ausrede war ziemlich weit hergeholt - es stimmte zwar, dass Morag bzw. Gallicus rote Blumen gepflanzt hatte, aber Crispus interessierte sich nicht im Geringsten dafür, wie die Tempel der Stadt dekoriert waren. Und schon gar nicht würde er so etwas mit einem anderen Decurionen besprechen...

  • Octavena schien Witjons Bemerkung nicht ganz so gut zu gefallen wie dieser es sich erhoffte. Sie sagte auf einmal gar nichts mehr, wohingegen jedoch ihr Onkel zu plappern anfing. Hübsche Germanen? Witjon war sich nicht sicher, ob er dazu überhaupt einen Kommentar machen sollte.


    Zum Glück bat Crispus dann allerdings, dass Witjon mit ihm in den Garten kommen möge. Dass es dabei nicht um die Blumen im Garten gehen würde, sondern um die petronische Blume, die dort auf der Liege weilte, konnte Witjon sich dann auch denken.
    "Ja, natürlich", nickte er deshalb und folgte dem Hausherrn bereitwillig hinaus.

  • In Sachen Bürgerrecht und Volkstum teilte Lucius die Ansichten seines Vaters kaum - sie waren auch völlig unlogisch, denn wieso sollte beispielsweise Germanenfürst, der das römische Bürgerrecht bekam, damit das Volk wechseln? Ein Affe im Hemd war immer noch ein Affe! Und ein Athener und ein Korinther hatten eben doch weitaus mehr gemeinsam als ein römischer Bürger aus Aegyptus und ein Mann wie Duccius Marsus. Er verkniff sich aber auch hier alle Kommentare.


    Als die Alten dann unvermittelt den Raum verließen, erschrak der junge Petronier fast ein wenig. Auch wenn er persönlich kein Problem damit hatte, wenn einfach alle den Mund hielten und ihren Gedanken nachhingen, wusste er, dass die gesellschaftliche Konvention diesen Zustand als unangenehm bewertete. Der Alte würde ihm vorwerfen, dass er immer nur mit sich selbst beschäftigt sei und ein miserabler Gastgeber und was würde nur passieren, wenn es ihn selbst nicht mehr gäbe...


    Also war er wohl gezwungen, den jungen Duccier mit irgendwelchem Geplauder zu unterhalten - Octavena würde ihm da bestimmt sowieso nicht helfen. Er bereitete sich schon darauf vor, ihn zur Jagdsaison zu befragen, als ihm plötzlich ein Gedanke kam - jetzt, wo der Alte nicht da war, konnte er eigentlich auch versuchen, das Gespräch in interessantere Bahnen zu lenken!


    "Duccius...äh Callistus..."


    In den Untiefen seiner Erinnerung wusste Lucius noch, dass Callistus ihm seinen germanischen Namen verraten hatte, als sie sich zufällig an den Saturnalien getroffen hatten. Damals war er allerdings sturzbetrunken gewesen und abgesehen davon hatte die Schande, noch kein Mädchen gehabt zu haben, die Erinnerung an alles andere überschattet. Also blieb der römische Name.


    "Hast du dich schonmal mit Geometrie beschäftigt?"

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  • Dass der alte Petronier und Audaods Vater den Raum verließen, nutzte Audaod um noch ein paar Honigfrüchte in seinen Mund zu stopfen, bevor die Reste abgeräumt wurden. Dumm nur, dass ausgerechnet mit ihm nun Lucius reden wollte. Und worüber! Geometrie, das war definitiv nicht Audaos Lieblingslernstoff.


    "Mhmh", machte er und versuchte schnell zu schlucken, damit er normal reden konnte. Das war ihm zwar nun doch etwas peinlich, besonders vor Octavena. Aber die schien sowieso gerade nicht so gesprächig zu sein, also antwortete Audaod einfach hastig: "Zwangsläufig, ja", bejahte er die ihm gestellte Frage und erkannte dann, dass er wohl noch etwas mehr dazu sagen sollte, wenn das Gespräch nicht gleich wieder versiegen sollte. "Also, neben dem Unterricht beim Grammaticus - Cinadon heißt der, kennst du ihn vielleicht? - also da hatte ich jedenfalls noch einen anderen Lehrer, der mir Geometrie beibringen sollte. Aber so richtig viel Erfolg hatte der - das muss ich wohl eingestehen - nicht." Er zuckte mit den Schultern und setzte ein entschuldigendes Lächeln auf. Dass Lucius ein besonderer Fan der Geometrie war, ahnte er nicht.

  • Zu gern hätte Octavena gewusst, worüber Marsus und ihr Onkel im Garten redeten, trotzdem bemühte sie sich nach außen hin möglichst gelassen zu wirken und sich ihre brennende Neugier nicht anmerken zu lassen. Irgendwer musste ja auch zumindest versuchen, dieses Gespräch zu retten ehe Lucius das Gerede um die Geometrie noch weiter vertiefte. Sie wusste, dass das zu einem seiner Lieblingsthemen gehörte - er bließ sich ja auch immer so auf mit seiner unverrückbaren Logik und alldem - aber Callistus hatte bereits durchblicken lassen, dass das wohl eher weniger sein Bereich war, und so beschloss Octavena, ihrem Cousin ungebeten und vermutlich auch unerwünscht zur Hilfe zu eilen und im Zweifelsfall zu versuchen, dass Thema ein wenig zu wechseln.
    "Na ja, korrigiert mich, wenn ich mich irre, aber nach dem Bisschen, was ich bisher über Geometrie weiß, muss es sich dabei ja auch um ein eher trockenes Thema handeln." Sie zuckte mit den Achseln. "Ich für meinen Teil glaube jedenfalls, dass ich mich dafür auch eher weniger begeistern könnte. Das ist alles so theoretisch. Da nutze ich meine Zeit doch lieber für einen Spaziergang über das Forum an der frischen Luft."

  • Zitat

    Original von Numerius Duccius Marsus
    Octavena schien Witjons Bemerkung nicht ganz so gut zu gefallen wie dieser es sich erhoffte. Sie sagte auf einmal gar nichts mehr, wohingegen jedoch ihr Onkel zu plappern anfing. Hübsche Germanen? Witjon war sich nicht sicher, ob er dazu überhaupt einen Kommentar machen sollte.


    Zum Glück bat Crispus dann allerdings, dass Witjon mit ihm in den Garten kommen möge. Dass es dabei nicht um die Blumen im Garten gehen würde, sondern um die petronische Blume, die dort auf der Liege weilte, konnte Witjon sich dann auch denken.
    "Ja, natürlich", nickte er deshalb und folgte dem Hausherrn bereitwillig hinaus.


    Als sie nach draußen traten, stellte Crispus fest, dass es bereits dunkel geworden war. Lange sog er die kühle Luft ein, dann deutete er auf die Bank, die unter dem Säulengang stand und nahm selbst Platz.


    "Nun, Marsus - was meinst du?"


    Schmerzlich erinnerte der alte Petronier sich an das letzte derartige Gespräch mit Massula - damals hatte es an dieser Stelle einen Rückzug gegeben. Blieb zu hoffen, dass es diesmal etwas erfolgreicher war...

  • Zitat

    Original von Petronia Octavena
    "Na ja, korrigiert mich, wenn ich mich irre, aber nach dem Bisschen, was ich bisher über Geometrie weiß, muss es sich dabei ja auch um ein eher trockenes Thema handeln." Sie zuckte mit den Achseln. "Ich für meinen Teil glaube jedenfalls, dass ich mich dafür auch eher weniger begeistern könnte. Das ist alles so theoretisch. Da nutze ich meine Zeit doch lieber für einen Spaziergang über das Forum an der frischen Luft."


    Wie Lucius bereits befürchtet hatte, hatten Germanen ebenfalls keinen Sinn für die wirklich schönen Künste der Logik, Mathematik und so weiter. Trotzdem hatte er scheinbar das Glück gehabt, einen separaten Lehrer für dieses Thema gehabt zu haben - Lucius hatte nur die wenigen Bemerkungen von Xanthippus gehabt, sodass er alles selbstständig hatte lernen müssen. Wieder einmal zeigte sich die Ungerechtigkeit des Schicksals: Die duccischen Halbwilden bekamen die Bildung hinterhergeworfen, ohne sie zu schätzen zu wissen, während er, der dazu ausersehen war, nicht nur keinen Lehrer bekommen hatte, sondern dazu auch noch einen ignoranten Vater, der am besten alles, was mit Zahlen zu tun hatte, aus dem Leben seines Sohnes verbannt hätte.


    Dass ein Mädchen von so etwas keine Ahnung hatte, war aber wieder klar - und das Thema, auf das sie zu sprechen kam, zeigte wieder einmal, wie einfach sie gestrickt war. Sapzierengehen auf dem Forum - es gab wohl kaum eine irrationalere Beschäftigung, die nicht nur nutzlos, sondern wahrscheinlich sogar teuer war, wenn man bedachte, was sie manchmal so vom Forum mitbrachte. Lucius brauchte bloß in die Ecke zu schauen, wo dieser Athicus bereit stand und durch seine bloße Anwesenheit sein Erbe auffraß.


    "Spazierengehen? Gehst du auch gern 'Spazieren', Duccius?"


    fragte er mit einem spöttischen Lächeln - solche Zeitverschwendung war nicht einmal einem Duccier zuzutrauen!

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  • Zitat

    Original von Marcus Petronius Crispus
    Als sie nach draußen traten, stellte Crispus fest, dass es bereits dunkel geworden war. Lange sog er die kühle Luft ein, dann deutete er auf die Bank, die unter dem Säulengang stand und nahm selbst Platz.


    "Nun, Marsus - was meinst du?"


    Schmerzlich erinnerte der alte Petronier sich an das letzte derartige Gespräch mit Massula - damals hatte es an dieser Stelle einen Rückzug gegeben. Blieb zu hoffen, dass es diesmal etwas erfolgreicher war...


    Jetzt, wo es ans Eingemachte ging, wurde der Ton des Petroniers sogar richtig freundschaftlich. Witjon war das nicht gewöhnt, aber vielleicht konnte das ja mit der Zeit noch kommen. Er beantwortete die Frage zunächst mit einem schmalen Lächeln und ließ sich mit Worten einen Augenblick Zeit, während er sich ebenfalls auf der Bank niederließ. Es war schon dunkel und auch der Duccier genoss die abendliche Luft, die hier im Atrium so viel besser war als das, was man gelegentlich auf der Straße zu riechen bekam, wo der Gestank der Gerber oder der Abfälle einem schonmal in die Nase stieg.


    "Deine Nichte ist eine reizende Frau", gab Witjon schließlich zu. "In meinen Augen hätte sie schon längst einen Ehemann haben müssen", ergänzte er dann ohne Vorwurf in der Stimme. Vielmehr war es leichte Verwunderung darüber, dass dem eben noch nicht so war.

  • Zitat

    Original von Petronia Octavena
    "Na ja, korrigiert mich, wenn ich mich irre, aber nach dem Bisschen, was ich bisher über Geometrie weiß, muss es sich dabei ja auch um ein eher trockenes Thema handeln." Sie zuckte mit den Achseln. "Ich für meinen Teil glaube jedenfalls, dass ich mich dafür auch eher weniger begeistern könnte. Das ist alles so theoretisch. Da nutze ich meine Zeit doch lieber für einen Spaziergang über das Forum an der frischen Luft."


    Zitat

    Original von Lucius Petronius Crispus
    "Spazierengehen? Gehst du auch gern 'Spazieren', Duccius?"


    fragte er mit einem spöttischen Lächeln - solche Zeitverschwendung war nicht einmal einem Duccier zuzutrauen!


    "Ich...äh", stutzte Audaod für einen Moment, denn Lucius' spöttischer Kommentar überraschte ihn. Der Petronier hatte wohl nicht sehr viel dafür übrig. Aus seinem Mund klang das Wort beinahe wie eine Krankheit. "Also, Spazieren um des Spazierens Willen liegt mir auch nicht unbedingt, gebe ich wohl zu. Aber gegen einen gelegentlichen Rundgang durch die Straßen habe ich auch nichts einzuwenden, denn man trifft ja immerhin viele Bekannte und kann hier und dort auf die Einladung zu einem Becher Wein oder gar für eine gemeinsame Cena hoffen. Ich hörte, so verdienen sich manche Leute sogar tagelang ihr Abendessen." Er zuckte mit den Schultern. War doch eigentlich ganz nett, Umgang mit anderen zu pflegen. Besonders, wo es bei manchen Leuten zuhause in den eigenen vier Wänden nicht immer so schön war wie auf der Straße, wo immer Abwechslung herrschte.


    "Zur Verteidigung der Geometrie muss ich aber noch sagen, dass sie nicht so theoretisch ist, wie du denkst", sagte er dann noch zu Octavena. "Immerhin können nur mit ihrer Hilfe derart gerade Straßen, so präzise Rundbögen oder detailreich gestaltete Häusereingänge und Säulenpassagen errichtet werden. Die Geometrie sichert das Bestehen der Architektur." Er lächelte Entschuldigend ob dieser Belehrung, fügte dann jedoch noch hinzu: "Aber wenn man die ganze Schose lernen soll, ist es trotzdem manchmal recht dröge..."

  • Die Erklärungen des Ducciers deckten sich erneut mit Lucius' Vorurteilen - dass die Barbaren allesamt Freibiergesichter waren, war ja zu erwarten gewesen. Dann barg das Spazierengehen zwar wieder einen gewissen Nutzen und war damit auch in gewisser Weise rational, andererseits war das Sich-Einladen eine Gewohnheit, die Lucius sehr lästig fand - wenn er einmal einen eigenen Haushalt haben würde, würde er niemanden einladen, der ihm keinen Gewinn einbrachte, egal was die anderen denken würden.


    Immerhin brach Callistus aber auch eine Lanze für die Geometrie - ihr praktischer Nutzen war tatsächlich etwas, wofür sogar der Alte etwas übrig hatte. Da dieser allerdings trotzdem der Meinung war, dass das etwas für Griechen und Ingenieure, nicht aber für junge Honoratioren war, hatte dieser Respekt wenig genützt...


    "Dröge? Blödsinn!"


    tat er die Einschränkung dann doch ab - er konnte so eine Haltung überhaupt nicht fassen: Die Schönheit eines vollkommenen Kreises, geschnitten von einer Geraden, die Fläche des Dreiecks, die sich auf wundersame Weise durch einfachste Operationen berechnen ließ - es gab kaum etwas, was spannender war!


    "Wenn Vitruvius und andere sich auch nur dem theoretischen Gelaber und dem schönen Reden gewidmet hätten, würden wir jetzt in einer Lehmhütte hocken wie die-"


    Beinahe hätte er "Germanen" gesagt - glücklicherweise bemerkte er aber gerade noch rechtzeitig diese Entgleisung. Er stockte kurz, dann entschied er sich für ein


    "Wilden."


    Dadurch konnte der Duccier gar nicht beleidigt werden - "wild" war eine unbestimmte Eigenschaft, die ebenso auf Germanen wie auf Skythen oder Berber zutraf. Und wenn er sich doch mit dieser asoziierte, war er selbst schuld...

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    Klient - Herius Claudius Menecrates

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  • Zitat

    Original von Numerius Duccius Marsus
    "Deine Nichte ist eine reizende Frau", gab Witjon schließlich zu. "In meinen Augen hätte sie schon längst einen Ehemann haben müssen", ergänzte er dann ohne Vorwurf in der Stimme. Vielmehr war es leichte Verwunderung darüber, dass dem eben noch nicht so war.


    "Ich versteh's auch nich'. Wahrscheinlich hätte ich mich ein bisschen mehr dahinterklemmen müssen..."


    erwiderte Crispus nachdenklich - wie kriegte er nun am besten die Kurve? Kurz überlegte er, dann entschied er sich für den direkten Weg:


    "Aber du könntest den Umstand ändern - ich würde ihr eine angemessene Mitgift mitgeben..."


    Letztlich war die Ehe ja auch nur ein Geschäft (zumindest wenn man sich nicht so dumm anstellte wie Crispus und eine Frau ehelichte, die quasi nichts besaß). Momentan war der Alte zwar ein wenig knapp bei Kasse, aber als Pontifex und Geschäftsmann hatte er ja doch die eine oder andere Einnahme...

  • Zitat

    Original von Lucius Petronius Crispus
    "Spazierengehen? Gehst du auch gern 'Spazieren', Duccius?"


    fragte er mit einem spöttischen Lächeln - solche Zeitverschwendung war nicht einmal einem Duccier zuzutrauen!


    Zitat

    Original von Caius Duccius Callistus
    "Zur Verteidigung der Geometrie muss ich aber noch sagen, dass sie nicht so theoretisch ist, wie du denkst", sagte er dann noch zu Octavena. "Immerhin können nur mit ihrer Hilfe derart gerade Straßen, so präzise Rundbögen oder detailreich gestaltete Häusereingänge und Säulenpassagen errichtet werden. Die Geometrie sichert das Bestehen der Architektur." Er lächelte Entschuldigend ob dieser Belehrung, fügte dann jedoch noch hinzu: "Aber wenn man die ganze Schose lernen soll, ist es trotzdem manchmal recht dröge..."


    Die spöttische Bemerkung von Lucius war ja zu erwarten gewesen. Octavena rollte mit den Augen, schluckte die giftige Erwiderung allerdings herunter, die sie ihm am liebsten an den Kopf geworfen hätte. Es musste ja schließlich nicht sein, dass sie ihre Zankereien nun auch noch vor einem Gast austrugen. Das war es - zumindest dieses Mal - nicht wert.
    Also überging Octavena ihren Cousin einfach und antwortete lieber dem jungen Duccius, der ja an den Nutzen der Geometrie erinnert hatte.
    "Oh, das meinte ich auch weniger." Sie lächelte ein wenig. "Ich könnte mich dafür einfach nicht interessieren."
    Das wäre der Punkt gewesen, an dem Octavena es einfach dabei belassen hätte, gerade weil sie das Thema - wie Callistus schon so schön gesagt hatte - dann doch eher dröge fand, doch auf Lucius traf das scheinbar mal wieder nicht zu. Der fing sofort mit einer großartigen Argumentation, warum die Geometrie angeblich nicht theoretisch sei, an und am liebsten hätte Octavena laut aufgeseufzt. Wenn es nach ihr ging, konnte Lucius das sehen und sich daran festbeißen wie er wollte - Solange er sie damit in Frieden ließ.
    "Mag ja sein, aber es ist doch eigentlich immer so, dass man dafür erst einmal ein bestimmtes Wissen erlernen muss. Oder willst du mir erzählen, dass einer von denen ohne dieses Wissen völlig planlos los gelaufen ist und ein Haus aus dem Boden gestampft hat?"


  • Als Erwiderung auf Crispus' Einschätzung nickte Witjon nur. Er wusste nicht, wie viel Engagement der Petronier tatsächlich in eine Vermählung seiner Nichte gesteckt hatte. Witjon gegenüber hatte er sich jedenfalls nicht immer sehr geradeheraus gezeigt, aber das lag vielleicht auch einfach an der Art des Alten, gelegentlich um den heißen Brei herumzureden.


    "Ich könnte", pflichtete Witjon schließlich bei, als Crispus ihm eine angemessene Mitgift anbot. Jedoch schwang noch eine gute Portion Zögern in seiner Stimme mit. "Allerdings habe ich eine Bedingung: Die Hochzeit soll nach den Bräuchen meiner Vorväter stattfinden."


    Bevor der Petronier jetzt entsetzt protestieren konnte, hob Witjon sogleich die Hände in die Luft und sprach weiter: "Lass mich das erklären. Du erinnerst dich an meine erste Frau, Prudentia Callista? Damals gab es einige Verstimmungen und Missverständnisse bei der Hochzeit. Meine Sippe hat den Großteil der römischen Ehebräuche nicht verstanden oder war entsetzt darüber. Zum Beispiel über den Brautraub, wie er bei Römern üblich ist. Das stellt nach ubischem Recht ein schweres Verbrechen dar. Und das muss ich ehrlich gesagt nicht noch einmal so haben."


    Kurz konnte man einen Schimmer Bedauern in Witjons Blick wahrnehmen, als er die Bilder seiner weinenden Mutter und seiner entsetzten Vettern wieder vor Augen hatte. Nein, das musste nicht noch einmal geschehen, wenn er eine andere Lösung finden konnte.
    "Deshalb mache ich dir folgenes Angebot: Nach römischem Recht ist die Ehe als Vertrag gültig, egal nach welchen Riten sie geschlossen wird. Wir melden die Vermählung ordnungsgemäß beim Eheregister und ich lasse die Hochzeitsfeier nach meinen Vorstellungen vorbereiten. Natürlich werden deine Gäste und du frühzeitig über den Ablauf und den Sinn dahinter informiert.
    Nach den Gepflogenheiten meiner Ahnen ist es zudem üblich, dass nicht die Frau eine Mitgift einbringt, sondern der Mann sein zukünftiges Weib deren Vater sozusagen abkauft. Sprich: Ich zahle dir - in Ermangelung der Anwesenheit von Octavenas Vater - einen angemessenen Brautpreis."

    Witjon hielt kurz inne und sah Crispus erwartungsvoll an.
    "So hätte deine Nichte einen Mann, ich endlich mein Weib und du bekämst einen ordentlichen Bonus für deine Haustruhe..."

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