[Pons Rheni] Die Renovierung der Brücke

  • Gemeinsam mit Marcus Carteius Nerva, dem jungen Architectus vom Bauhof der Legio machte sich Crispus auf, die Rhenus-Brücke zu inspizieren. Dazu mussten sie allerdings die gesamte Stadt durchqueren, was nach wie vor zu Fuß erledigt werden musste (Crispus ritt ungern und hatte sich noch immer keine Sänfte zugelegt). Nachdem sie die Principia verlassen hatten, hatten sie allerdings wieder den gesamten Stab des Magistratus bei sich, angefangen bei den Vigiles, die liktorengleich mitmarschierten, über die Schreiber bis hin zu dem Boten, der schnell Nachrichten übermitteln konnte (was Crispus allerdings kaum brauchen würde, wie er annahm).


    Endlich erreichten die Brücke: Wie üblich wurde sie um diese Tageszeit wenig genutzt: Die Händler kamen morgens in die Stadt und verließen sie am späten Nachmittag, ansonsten herrschte eher wenig Betrieb in Richtung freies Germanien. Umso besser, denn so konnte der Architekt sich die Brücke in aller Ruhe ansehen.


    "Schau' dir alles an. Ich muss wissen, wie lang die Renovierung dauert und was man ungefähr dafür braucht. Das ganze muss zügig gehen."


    Der Architekt nickte und begann am Hang zum Wasser hinabzuklettern, um sich die Pfeiler aus nächster Nähe anzusehen. Crispus folgte ihm und bemerkte dabei wieder einmal, dass er älter geworden war. Das Ufer war mit Spundbohlen befestigt, sodass der Fluss nicht ständig neues Material abtragen konnte (es sei denn, er trat über die Ufer). Nach kurzem Verschnaufen konnte er sich ebenfalls an die Betrachtung der Brücke machen. Sie war mehr als drei Stadien lang und ruhte auf einundzwanzig mächtigen Steinpfeilern, die jeweils die Fluten zu teilen schienen, jeweils gute zwei Ruten breit und sechs Ruten lang. Darauf lag eine Holzkonstruktion aus Eichenstämme, die eine 4 Ruten breite Fahrbahn trugen. Und diese Holzkonstruktion war das Problem, wie Crispus rasch feststellte. Die Steinpfeiler ruhten im Wasser, hatten zwar hier und da ein paar Abnutzungserscheinungen durch Treibeis des vergangenen Winters, sahen aber nicht ernstlich beschädigt aus.


    "Da muss man ein bisschen Mörtel reinschmieren, dann hält das wieder - kein großes Problem!"


    erklärte Nerva, als er den Blick des Petroniers erkannte. Dann deutete er auf das Brückengestell, das deutliche Schäden aufwies.


    "Da müssen wir aber bisschen mehr machen - ich denke, dass die ganze Konstruktion nach und nach erneuert werden muss, damit es wieder ordentlich hält. Wir brauchen Baumstämme - eine ganze Menge davon sogar!"


    "Müssen wir die Brücke sperren?"


    fragte Crispus, denn wenn die Brücke geschlossen wurde, war dies ein großes Problem für die Stadt - die Händler kamen nicht hinein, wenn man nicht ausreichend Flößer einstellte, was zusätzliche Kosten verursachen würde. Auch Nerva schien dies zu kommen, denn er legte seine Stirn in Falten und dachte nach.


    "Man könnte vielleicht in Abschnitten vorgehen. Zuerst die eine Seite, dann die andere. Macht die Sache aber bisschen komplizierter."


    Das hatte Crispus sich fast gedacht. Nunja, ein notwendiges Übel, wenn man die Stadt nicht unnötig schädigen wollte. Dennoch fehlten ihm noch immer Informationen.


    "Wann können wir anfangen? Und was würde der Spaß kosten? Und wie lange dauert das ganze?"


    Der Architectus lachte kurz auf ob der Ungeduld des alten Magistraten. Beschwichtigend hob er die Hände.


    "Ruhig, ruhig! Ich muss mir das ganze genauer anschauen, damit ich es auch wieder so hinkriege! Dann muss ich ermitteln, wie viel Holz ich brauche und was ich wiederverwenden kann. Und dann hängt es natürlich davon ab, wie viel ihr bezahlen könnt, also wie viele Leute wir einstellen können - ihr nehmt Legionäre? Die dürften billig sein, wenn ihr mit dem Legaten verhandelt!"


    Diese Antworten stellten Crispus zwar nicht ganz zufrieden (er hatte gehofft, sofort klare Einschätzungen zu bekommen), dennoch musste er die Sache wohl oder übel akzeptieren. Gedankenverloren blickte er auf den Rhein hinaus, der träge vor sich hinfloss - bald schon würde das Wasser steigen und Eisschollen mit sich bringen - wenn es besonders kalt werden würde.

  • Carteius Nerva fuhr unterdessen ungestört mit seinen Untersuchungen fort. Nach einiger Zeit kletterte er den Abhang wieder hinauf und begann, die Brücke von oben zu inspizieren, die Länge von Brettern mit seinen Schritten abzumessen und durch das Klopfen auf die Oberfläche den Zustand der Stämme zu kontrollieren. Crispus hatte sich inzwischen ein wenig zurückgezogen, da er wenig beisteuern konnte und dem Architekten nur im Wege stand.


    Schließlich beschloss er, dass er mit dem Herumgestehe seine Zeit verschwendete und rief dem Architekten, der gerade über das Geländer der Brücke kletterte, um den Unterbau der Fahrbahn zu betrachten, zu


    "Ich geh' wieder! Schreib' mir einen Bericht mit Kostenvoranschlag, erwarteten Ressourcen und Arbeiterbedarf! In die Curia!"


    Der Architekt gab Zeichen, dass er verstanden hatte und Crispus verließ die Brücke, um in sein Officium zurückzukehren.

  • Am Morgen, nachdem Crispus seinen Brief an die Legio geschickt hatte, erschien er an der Rhenusbrücke, begleitet von Carteius Nerva, dem Legionsbaumeister, der die Renovierungsarbeiten leitete. Crispus wurde wie üblich von zwei Vigiles mit Stöcken, seinem persönlichen Scriba Arminianus und zusätzlich dem Boten, der ihm von Amts wegen zustand (diesmal hatte der Magistratus ihn mitgenommen, da er befürchtete, etwas vergessen zu haben), begleitet. Während sie auf die Legionäre warteten, unterhielt sich der ehemalige Centurio mit dem Architectus.


    "Ich habe mir gedacht, dass eine Centuria in den Wald geht und dort neue Stämme holt, während die andere hier an der Brücke bleibt und schonmal damit anfängt, die Planken rauszureißen, die schlecht sind - erstmal nur auf der rechten Seite."


    "Und wie erkennen die Legionäre, welche Bohlen sie rausreißen dürfen?"


    warf Crispus ein, da er sich nur allzu gut daran erinnerte, dass Legionäre von Natur aus dumm waren. Einen einzelnen Legionär konnte man schon mit etwas anspruchsvolleren beauftragen - sobald sie aber in Gruppen agierten, musste man ihnen alles ganz genau vorschreiben, damit sie keine Fehler machten (wahrscheinlich, weil dann niemand sich verantwortlich fühlte).


    "Ich hab sie gestern markiert - mit einem Kreuz."


    Crispus nickte - eine sehr kluge Entscheidung! Der alte Magistratus mochte den jungen Architekten immer mehr!


  • ~ Servius Falcidius Gutta ~




    Die Centurien IV und V der II. Kohorte, welche von der Legio II entsandt wurden, kamen an und zeigten die typische Zuverlässigkeit, die man von den Soldaten des Imperiums erwartete. Auch heute enttäuschten sie niemanden mit ihrer beachtlichen Marschkolonne aus 160 einsatzbereiten, mehr oder weniger freiwillig anwesenden Soldaten. Im Schlepptau hatten die Soldaten verschiedene Materialien wie Steine und Zement, den opus caementitium, verladen auf Maultiere, Karren und allen anderen Transportmöglichkeiten, die man damals kannte.


    Als die Legionäre die Brücke und den wartenden Magistraten erkannten, postierten sich die beiden Centuriones vor ihren Männern und brachten diese beeindruckende Ansammlung mit einer simplen Handbewegung zum stehen. Schlagartig verklungen die lauten, synchronen Marschgeräusche, der aufgewirbelte Staub verzog sich.


    "Magistratus!", rief der Centurio Gutta mit selbstsicherer Stimme, "160 Männer, wie angefordert zur Stelle! Wir erwarten die Instruktionen!". Irgendwo kam der Petronier ihm doch bekannt vor...

  • Crispus ging geradezu das Herz auf, als er die Soldaten anmarschieren sah. Vorn die beiden Centuriones, den Vitis in der Hand, das Schwert auf der linken Seite, dann ihre Stellvertreter und zuletzt in Viererreihen die Mannschaften. Wie sehr erinnerte es ihn an die Zeit, als er selbst noch anstelle der beiden Hauptleute gestanden hatte, als er noch das Geräusch von 160 Paar Stiefeln auf Pflaster hinter seinem Rücken gewohnt gewesen war, als er Männer mit dem Stock gezüchtigt oder mit der Zunge gelobt hatte. All jene Zeiten, die er noch immer als so glücklich empfand, waren jedoch vorbei: Er war ein alter Mann, der im Zivilleben immer weicher zu werden drohte und nun zum Verwaltungshengst aufstieg.


    So war er fast ein wenig wehmütig, als einer der Centurionen Meldung machte und dann auf weitere Befehle wartete. Mit dem alten Befehlston erwiderte er dann endlich


    "Centurio, wir werden heute mit den Vorbereitungen für die Renovierung beginnen! Optio Carteius Nerva wird alles Nähere klären!"


    Carteius Nerva wirkte fast begeistert, ein solches Heer von Arbeitern herumkommandieren zu dürfen und legte sogleich los.


    "Also, wir haben zwei Aufgaben - für jede Centuria eine. Die einen - ihr - werden an der Brücke bleiben. Ich habe die morschen Bohlen mit roten Kreuzen markiert - die Männer müssen sie herausbrechen. Im Unterbau müsst ihr dabei aufpassen, damit ihr nicht runterfallt - am besten mit Seilen festbinden!


    Die zweite Gruppe schlägt frisches Holz als Ersatz. Wir gehen heute in den Wald, der der Civitas gehört. Ich werde euch hinführen. Wir brauchen Eichenholz, möglichst hohe Bäume. Wie genau das Holz dann bearbeitet werden muss, erkläre ich vor Ort. Ich hab' schon Berechnungen."


    Er deutete auf eine zusammengeklappte Tabula, die offensichtlich seine Pläne enthielt. Dann sah er sich die Szenerie noch einmal an und runzelte die Stirn.


    "Vielleicht bauen wir aus dem rausgemachten Holz gleich noch eine kleine Bauhütte, damit der Zement nicht nass wird, wenn's regnet - die Holzfäller kommen aber gleich mit mir!"


    Damit marschierte er los, direkt auf die Brücke zu, denn die Gemeindewälder Mogontiacums befanden sich teilweise auf der anderen Rhenus-Seite. Dorthin wurden die Männer nun geführt, ständig vom Architekten persönlich überwacht.


    Unterdessen hielt Crispus sich im Hintergrund. Als Magistratus war es nicht seine Aufgabe, an vorderster Front mitzuarbeiten - er war eher der Schreibtischtäter. So blieb ihm nichts anderes, als zu schweigen und die Meinung zu entwickeln, dass der Architekt etwas weibisches hatte - vielleicht nur sein künstlerisches Wesen und die schnelle Art zu Sprechen? Nunja, irgendwie mochte er diesen Nerva schon, aber in Teilen war er ihm auch ein kleines Bisschen suspekt...


  • ~ Servius Falcidius Gutta ~




    Gutta hörte sich die Erklärung des Petroniers genau an. So wie er sich verhielt, der Befehlston eines alten Veteranen... das musste doch der alte Primus Pilus sein. Erst jetzt erkannte Gutta ihn wieder, doch er dachte nicht daran, auf anderer Seite erkannt zu werden. Als der Primus Pilus selbst noch im Amt war, war der Falcidier erst kurz vor seiner Beförderung zum Optio und somit für einen so großen Mann noch unbedeutend. Ohne Crispus darauf anzusprechen, schwenkte der Centurio schweigend seinen Blick zu Nerva, welcher selbst noch aktiv in der Legion tätig war.


    Der Architectus ließ bei seiner Erklärung durchaus eine weibliche Ader hervorstechen, die dem Centurio sofort auffiel, der natürlich besonders männlich war und ob der schnellen Aussprache die Stirn runzelte. Auch diese Hände, völlig unbeschädigt und sanft, ohne Hornhäute ließen eher den Verdacht zu, es mit einem halben Mann zu tun bekommen zu haben. Egal. Gutta nickte seinem Kameraden zu, der mit seinen 80 Mann bald schon gen Wald losmarschierte.


    "Also gut, ran an´s Werk!", rief Gutta motiviert mit seiner rauen, ernsten Stimme, während er sich zu seinen Männern wandte:



    "Also gut, Mädels! Packt eure Äxte aus, wir dürfen die ungebrauchten Bohlen herausbrechen, welche markiert sind! Na los doch, keine Zeit verlieren!", trieb er seine Männer an.

  • Crispus nickte zufrieden, als die Legionäre sich an die Arbeit machten. Während Carteius Nerva mit der einen Centuria davonmarschierte, blieb er bei den anderen. Falcidius Gutta gab seinen Männern die Instruktionen und diese ergriffen ihre Äxte und machten sich an die Brücke. Der Magistratus folgte ihnen etwas langsamer und stellte fest, dass der Architectus wirklich ganze Arbeit geleistet hatte: Die schadhaften Bretter waren sauber mit roten Kreuzen versehen worden - zum einen solche, die bereits gebrochen waren, zum anderen aber auch Exemplare, die eher etwas durchgelaufen wirkten denn wirklich einsturzgefährdet.


    Doch andererseits hatte der alte Veteran nicht besonders viel Ahnung von Bautechnik und vertraute Nerva völlig. So konnte er entspannt zusehen, wie die Legionäre die Bretter aus der Brücke hebelten, teilweise mit der Axt zerschlugen und dann wegbrachen oder anderweitig bracchial vorgingen. Aber so waren Legionäre eben oft: Lieber Handeln als Denken!

  • | Marcus Carteius Nerva


    Während die eine Centuria munter drauflosriss, führte Nerva die anderen Männer über die Brücke auf die linke Rhenus-Seite. Wieder einmal wurde ihm dabei bewusst, wie breit der Fluss war (denn es dauerte eine ganze Zeit, ihn zu überqueren) - der göttliche Augustus hatte schon gewusst, warum er ihn als Grenze wählte!


    Auf der anderen Seite verließen sie nach kurzer Zeit die spärlich bewohnte Vorstadt und betraten den dunklen, germanischen Wald (obwohl noch immer eine breite Schneise, in deren Mitte die Straße lag, vorhanden war). Der Architectus hatte sich genau informiert, wo die Gemeinde-Gebiete lagen und konnte den Centurio genau dorthin führen.


    "Der Stadt gehört der Wald von hier bis zu dem Stein da hinten! Macht die höheren Bäume raus und passt auf, dass sie beim Fällen nicht zerbrechen! Und schaut, dass ihr Eichen nehmt!"


    Der Centurio bestätigte und gab die Befehle an seine Männer weiter, während Nerva aus seiner Tasche ein paar Werkzeuge zauberte, die er zum Anzeichnen des passenden Zuschnitts benötigte. Außerdem überprüfte er gleich noch seine Tabula, auf der er sich alles vorgezeichnet hatte. Zuerst brauchte er längere Bäume, mit denen er den Boden der Brücke legen konnte. Dafür waren dicke Bretter am geeignetsten. Für das Geländer hingegen genügten auch dickere, gerade gewachsene Äste, die man im Grunde nur entasten und -rinden musste.





    IMMUNIS - LEGIO II GERMANICA

  • | Marcus Carteius Nerva


    Als es Abend wurde, blickte Nerva stolz auf seine Arbeit (und die der Legionäre): Während die Männer immer wieder Bäume aus dem dichten Wald geholt hatten, hatte er die Zeit damit verbracht, Anweisungen zu geben, wie sie zuzuschneiden waren. Das hatten wiederum die spezialisierteren Legionäre ausgeführt, sodass jetzt eine ganze Reihe von ordentlich gearbeiteten Bauteilen fertig war. Innerhalb von ein paar Tagen würden sie vermutlich alles beisammen haben - hoffte zumindest der Carteier!


    "Kehren wir zurück - es wird langsam spät!"


    mahnte er den Centurio, der ihm bei der Überwachung der Ausschneide-Arbeiten unterstützt hatte und so ständig in seiner Nähe war. Hoffentlich hatten die Soldaten am Fluss gut gearbeitet und nicht falsche, möglicherweise tragende Elemente der Brücke herausgerissen! Doch das erfuhr er recht bald, denn kaum hatte er den Rat gegeben, teilte der Centurio Befehle aus und innerhalb kürzester Zeit waren die Soldaten versammelt, hatten die Bauteile auf die Wägen geladen und machten sich auf den Rückmarsch.





    IMMUNIS - LEGIO II GERMANICA

  • Während die Legionäre arbeiteten, beschloss Crispus, sich lieber anderen Aufgaben zuzuwenden und verließ die Baustelle wieder. Erst am Abend kehrte er zurück, um die Absprachen für den nächsten Tag zu treffen und den Fortschritt zu überprüfen.


    Als er an der Baustelle ankam, war er nicht schlecht beeindruckt: Auf der linken Rhenus-Seite stapelte sich bereits Holzabfall, den die Soldaten aus der bestehenden Brücke gebrochen hatten. Aus einem Teil davon war außerdem ein Unterstand gebaut worden, unter dem die empfindlicheren Baumaterialien gelagert wurden. Der Centurio Falcidius Gutta kam ihm entgegen, doch gerade als er mit dem Offizier sprechen wollte, sah er auf der Brücke den anderen Teil des Baukommandos kommen: Angeführt von Carteius Nerva marschierten achtzig Mann, die ziemlich müde wirkten und Karren mit weiteren Bauteilen mit sich führten. Offensichtlich funktionierte alles ganz gut.


    Der zufrieden wirkende Architekt kam auf den Petronier zu und begrüßte ihn.


    "Salve, Magistratus! Wir sind gut vorangekommen! Morgen können wir schon teilweise mit der richtigen Arbeit anfangen!"


    Diese Neuigkeit erfreute auch Crispus, sodass dieser lächelnd antwortete


    "Sehr gut. Centuriones, auch euch möchte ich für die gute Arbeit danken! Gebt den Männern heute eine Extra-Ration Wein! Ansonsten sehen wir uns morgen wieder. Was ihr mitbringen müsst, sagt euch Carteius! Was das dann kostet, sagt ihr mir, dann rechne ich das ab."


    Der Architekt nickte stolz und begann dann, den beiden Hauptleuten zu erklären, dass sie Hämmer, Nägel und verschiedene andere Werkzeuge mitbringen sollten. Im Anschluss verabschiedeten sich alle, die Soldaten wurden zusammengerufen, aufgestellt und marschierten schließlich vondannen.


  • ~ Servius Falcidius Gutta ~


    Obgleich die Arbeiten sehr gut und zu vollster Zufriedenheit des Centurios voranschritten, trieb dieser seine Männer unaufhörlich an, nicht schlapp zu machen. Die Männer taten dies glücklicherweise nicht und waren es ohnehin gewohnt, von ihren Vorgesetzten gehetzt zu werden. Sie widersprachen nicht - keine wagte es, den strengen Gutta in seiner Befehlsgewalt anzuzweifeln. Er war respektiert und fair, aber auch berüchtigt unter den Männern.


    "Na los doch, lasst euch nicht von meiner Großmutter in den Schatten stellen!".


    Dieser Kommentar brachte einen Legionär dazu, hämisch zu Grinsen und zu seinem Nachbarn zu flüstern:


    "Wenn seine Großmutter so stark ist... bei Jupiter, die schießt doch garantiert Blitze aus dem Arsch! Hehe...", kicherte es.


    "Hast du was über meine Großmutter zu sagen, Legionarius!?".


    "Nein, Centurio...", antwortete er scheinheilig.


    So verstrich die Zeit und es stapelte sich eine beachtliche Menge Holz, von welchem ein Teil für einen Materialienunterstand genutzt wurde. Nun konnten die wertvollen Baumaterialien von Regen und Schnee unberührt ihr Dasein fristen.


    Als der Petronier den Falcidier ansprach, nickte dieser. Er nahm zur Kenntnis, was morgen vonnöten wäre, salutierte (wohl aus Respekt), bevor die Centuriones anschließend ihre Männer abtreten ließen. Erneut setzte sich eine beachtliche Kolonne aus zwei Centurien in Bewegung und verschwand in der abendlichen Dunkelheit des Waldes.




  • ~ Servius Falcidius Gutta ~


    ... fängt den Wurm, sagte man sich doch immer. Nur dummerweise fingen die Legionäre sich nichts ein, was ihnen mehr oder weniger von Nutzen gewesen wäre, sondern einen Haufen Arbeit. Recht war ihnen diese Tatsache trotzdem, denn eine Ablenkung vom öden Exerzierplatzalltag kam immer wieder recht. Anders hatte es auch Centurio Gutta nicht in Erinnerung, welcher nun mit der eigenen Truppe und derer des Kameraden wieder zu der Baustelle marschierte. Sie waren ausgerüstet mit den von ihnen verlangten Werkzeugen: Hämmer, Nägel und alle weiteren Gegenstände, die für einen Brückenbau eben so benötigt wurden.
    Während die disziplinierten, römischen Soldaten nach einem kurzen Wink Guttas eine schnurgerade Formation bildeten, sah er sich nach dem Magistraten um. Er und dieser sonderbar weiblich wirkende Architectus hatten garantiert die nächsten Instruktionen.



  • | Marcus Carteius Nerva


    An diesem Tag erwartete sie jedoch nicht der Magistratus, sondern nur Nerva der Architekt. Er war bereits wesentlich früher an die Baustelle gekommen, um letzte Vorbereitungen für den heutigen Arbeitstag zu treffen und stand daher bereits am Aufgang zur Brücke, als die Soldaten anmarschierten. Zufrieden registrierte er, dass sie die erwarteten Werkzeuge bei sich hatten.


    "Salve, Centuriones!"


    grüßte er heute militärisch und nahm Haltung an, ehe er selbstständig bequem stand und damit begann, die heutigen Aufgaben durchzugehen.


    "Heute haben wir wieder zwei Partes. Die Centuria, die gestern mit mir unterwegs war, geht wieder in den Wald. Wir brauchen noch ein paar Teile. Legionarius Gavius hat mir gestern schon beim Ausschneiden und Auswählen geholfen. Er sollte das heute machen, ich gebe ihm die Unterlagen.


    Die anderen bleiben wieder hier und fangen schonmal an, den Unterbau zu renovieren. Wir haben gestern schon die dicken Tragebalken zurechtgemacht, die müssen wir an die Pfeiler in der Mitte des Flusses, die müssen ausgetauscht werden. Ich werde dabei helfen und das ganze hier beaufsichtigen. Also wir arbeiten im Grunde von unten nach oben."


    erklärte er und sprach dann noch einmal mit dem Legionär Gavius und reichte ihm die Tafeln, auf denen die Muster angezeichnet waren. Dann wandte er sich an Centurio Falcidius und bestimmte mit ihm gemeinsam die Männer, die die einzelnen Arbeitsgruppen anführten. Gemeinsam mit ihnen ging er die Plätze durch, an denen gewerkelt werden musste und gab konkretere Anweisungen.


    "Damit wäre dann ja alles klar - also fangt an!"


    meinte er schließlich zuletzt und ließ die Männer machen, während er sich an Falcidius wandte.


    "Der Magistratus hat gestern gemeint, dass er nicht wüsste, wie die Materialien abgerechnet werden. Weißt du da was oder muss er da mit dem Lagerpräfekten sprechen?"





    IMMUNIS - LEGIO II GERMANICA


  • ~ Servius Falcidius Gutta ~



    Wieder diese feminine, runterratternde Stimme, die eine reine Qual für des Centurios Ohren war. Gut, dass diese nicht bluteten, dachte er sich. Wenn einer seiner Männer so klingen würde, er würde schon irgendwie aus der Truppe fliegen, spekulierte der Hauptmann weiter, während er zuhörte. Der Centurio musste sich jedoch mit dem Gedanken anfreunden, sich den Architectus noch eine Weile anhören zu müssen und kam schon einmal damit klar, mit Nerva ein funktionierendes Arbeitsverhältnis aufzubauen. Gutta nickte, als seine Ohren erlöst wurden. Seine Stimme demonstrierte genau das Gegenteil von jener des Architectus.


    "Na denn... mal sehen, was wir tun können.", sprach er und wandte sich an seine Männer, "Ran an´s Werk! Ich kann euch nicht sehen, wie ihr hier rumtrödelt! Da wird mir ja ÜBEL!". Bald machten sich die Legionäre an die Arbeit, in den ihnen zugewiesenen Gruppen.


    "Da ist eine Sache des Stabes und der Stadtverwaltung, Architectus.", erwiderte Gutta auf die anschließend folgende Frage, "Ich kann da leider nicht viel dazu sagen.".



  • Nachdem er sich bis zur Mittagsstunde mit einigem Papierkram und zwei persönlich vorgebrachte Anliegen von hiesigen Bauern herumgeschlagen hatte, fand Witjon nun endlich Zeit, der Baustelle an der Rhenusbrücke einen Besuch abzustatten. Er hatte Petronius Crispus sowie zwei Liktoren im Schlepptau. Die restliche Bagage, die üblicherweise in seinem Schatten herumkreuchte, hatte er heute in der Curia gelassen. Als sie auf der Baustelle eintrafen, waren die Arbeiten bereits in vollem Gange. Trotz eisiger Kälte und mittlerweile regelmäßig fallenden Schnees arbeiteten die Legionäre hart und ohne großartige Unterbrechungen. Erwartungsvoll blickte Witjon zu seinem Magistratus. Wer war der beauftragte Architekt? Wie lange würde der Bau noch dauern? Und was wurde hier überhaupt genau gemacht?

  • Crispus folgte dem Duumvir etwas schleppend, denn seit letztem Jahr machten ihm im Winter seine Beine Probleme - vielleicht sollte er mal die Heilbäder des Grannus aufsuchen und um göttliche Heilung beten? Doch das verschob er doch lieber auf dann, wenn die Brücke und die anderen Projekte einigermaßen vollendet waren. Daher ignorierte er den Schmerz und kam kurz nach Marsus an der Baustelle an. Einen Augenblick brauchte er, um sich zu orientieren, dann erkannte er jedoch den Centurio, der bereits die Einheit gestern geführt hatte. Offensichtlich sprach er gerade mit seinem Architectus Nerva, während seine Männer sich über die Brücke hermachten. Es wurden bereits Balken zu ihrem Bestimmungsort transportiert, während andere an Seilen zu der tragenden Konstruktion hinuntergelassen wurden, wo man ebenfalls Teile ausbessern musste.


    "Da vorn ist Carteius Nerva, der Baumeister. Er hat die Pläne und so gemacht. Gehen wir 'mal zu ihm."


    Er führte den Duumvirn hinunter zum Ufer, wo es offensichtlich gerade um Abrechnungen ging, denn Nerva antwortete dem Centurio soeben mit


    "Hm, dann -"


    In diesem Augenblick erkannte er den Magistratus mit seinem Besucher und salutierte vor beiden. Seine militärische Disziplin litt offensichtlich nicht unter seiner Eigenständigkeit, die er hier ausleben durfte. Crispus stellte die Anwesenden vor (soweit er die Namen kannte):


    "Das ist Carteius Nerva und Centurio...Falinius? Sie gehören beide zur Legio II und sind uns kostenlos zur Verfügung gestellt worden."


    Den Duumvir brauchte er wohl kaum vorzustellen - er war stadtbekannt (auch bei den Legionären, obwohl diese ja gar nicht wählen durften oder seiner Zuständigkeit unterstanden).


  • ~ Servius Falcidius Gutta ~



    Sie waren gerade inmitten der Besprechung, als der Magistratus und der Duumvir, scheinbar zu einem routinemäßigen Kontrollgang, angerauscht kamen. Auch Gutta salutierte vor den städtischen Beamten, während im Hintergrund weiterhin die Legionäre und wenigen Probati ans Werk gingen. Die Temparaturen indes nahmen langsam ab...
    "Falcidius, Magistratus", war sich der Centurio nicht zu scheu, seinen richtigen Namen erwähnt zu haben. "Salve, die Herren.".



  • Witjon begrüßte die beiden Soldaten freundlich und eröffnete ihnen sein ehrliches Interesse an den Arbeiten.
    "Salvete Centurio Falcidius und Optio Carteius. Erfreut euch kennen zu lernen. Wie gehen die Arbeiten voran? Verlief bisher alles ohne Zwischenfälle?"
    Mit einem Schmunzeln registrierte Witjon, dass der Petronius offenbar im Alter ein schwächeres Gedächtnis zu erdulden hatte.


  • ~ Servius Falcidius Gutta ~


    "Die Freude ist ganz auf meiner Seite.", erwiderte der Centurio mit seiner markanten, rauen Stimme und sah sich nach hinten um. "Zwischenfälle scheint es bis jetzt keine gegeben zu haben.". Die Arbeiten am Unterbau zeigten indes sehr gute Fortschritte, wie Gutta ebenfalls zufrieden feststellte.


    "Wir liegen im Zeitplan, Duumvir.", merkte er an.



  • | Marcus Carteius Nerva


    Ein wenig misstrauisch blickte Nerva zu dem Centurio, der die Frage für ihn zu beantworten schien - dabei war doch er der Bauleiter! Aber die Antwort war so knapp, dass er beschloss, noch weitere Ausführungen anzuhängen:


    "Wir tauschen die kaputten Teile der Brücke soeben aus. Dabei vollenden wir zuerst die eine Seite und gehen erst dann zur anderen über, damit die Brücke die ganzen Bauarbeiten über passierbar bleibt! Es sollte eigentlich alles klappen, aber wenn der Winter zu früh hereinbricht, könnte es zu Verzögerungen kommen - aber im Moment sieht es nicht so aus."


    Er blickte zum Himmel, der heute einigermaßen blau war. Der Wind war allerdings schon ein wenig kühl - vielleicht würde der eine oder andere Legionär sich eine Erkältung holen. Aber das war kein Problem, denn der Magistratus schien ebenfalls zufrieden mit der Erklärung.





    IMMUNIS - LEGIO II GERMANICA

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