Die germanische Hochzeit | - Gästebegrüßung und erstes Geplänkel -

  • Schriftlich. Die Römer mussten wirklich einen Narren an diesen kleinen Zeichen gefressen haben, dass sie für alles und jedes ein Schriftstück brauchten. War bei ihnen das Wort eines Mannes so wenig wert, dass sie dafür immer geschriebene Beweise brauchten? Elfleda verstand diese Sitte nicht wirklich, ließ sich aber nichts davon anmerken.
    Und zum Glück kam ihr in dieser Situation jemand zur Hilfe. Ein junger Bursche, bestimmt einen halben Kopf größer als sie, kam angeschlichen und deutete ihr und Oda, leise zu sein. Elfleda ließ sich nichts anmerken und lächelte stattdessen vertrauensvoll Witjon und Callista an, bis der junge Mann heran war und Witjon begrüßte.
    Lächelnd beobachtete sie die Begrüßung der beiden Männer und wartete darauf, dass Witjon sie vorstellte. Die beiden wechselten zwischen germanisch und römisch in den Sprachen munter hin und her, so dass sie nicht alles verstand. Sie hoffte, dass das im Haus anders sein würde, sonst würde sie in der ersten Zeit wirklich doch heftigere Probleme in der neuen Sippe haben, als sie erwartet hätte.


    Ragin plapperte munter drauf los und verriet schon fast das Geschenk, das wohl eine Überraschung werden sollte. Elfleda musste ein wenig lachen. So ein großer Bursche, und so verplant! Nun, er hatte ja auch noch keinen Bart, vielleicht war er jünger, als er aussah. Überhaupt schien er alles zu sagen, was ihm in den Sinn kam, so dass es wirklich schwer viel, nicht zu lachen, wenn man ihm so zuhörte. Elfleda jedenfalls schaffte es nicht ganz und kicherte ein wenig vor sich hin.


    “Mich freut es auch, Ragin. Du hast recht, Rodewini kann sehr einnehmend sein. Aber für einen Fürsten gehört sich das ja auch so. Und glaub mir, die Ehre liegt auch ganz auf meiner Seite, in eine so ehrbare Sippe einzuheiraten.“ Einen Moment juckte es sie regelrecht in den Fingern, „so eine lustige Sippe“ zu sagen, aber sie wollte den Bogen nicht aus Versehen noch überspannen. Sie gaben sich zwar alle sehr spaßig, aber heute war ja auch ein freudiges Fest. Wenn sie in einer Woche noch so wären, würde Elfleda sich mehr trauen, und wenn sie über ihre Stellung hier Klarheit hatte. Aber im Moment war sie lieber so liebreizend, wie sie nur sein konnte, wenn sie etwas wollte.
    “Und ja, du hast recht. Es ist alles etwas… ungewohnt hier. So hoch und soviel Stein, und so viele Menschen. Aber ich werde mich schon schnell daran gewöhnen.“
    Hoffe ich, setzte sie in Gedanken dazu. Wenn sie jede Nacht so schlaflos verbrachte wie die letzte, tat Lando ihr jetzt schon leid. Aber die Aufregung war einfach zu groß gewesen, und sie glaubte nicht, dass sie sich wirklich schnell an diese Veränderung würde anpassen können.


    Das, was er zu Callista gesagt hatte, hatte Elfleda nicht verstanden. Da waren zu viele Worte, die sie nicht kannte oder die keinen Sinn ergaben. Sie wusste ja noch nicht einmal, dass Alexandria eine Stadt und Koine eine Sprache war.

  • Während Callista noch versuchte die auf sie eintrömenden Eindrücke zu verarbeiteten, kamen bereits neue dazu. Diesmal in der Form eines jungen Germanen, der sich an Marsus heranschlich, aber damit auch dessen Verlobte überraschte. Mit einem schüchternen Lächeln und in völliger Stille beobachtete das Schauspiel,es wirkte fast, als hätten sie sich lange nicht gesehen. Marsus ließ ihre Hand los und Callista rang einen Augenblick um Fassung, blickte einmal nervös zu den Frauen, die sich allerdings viel fröhlicher gaben. Nur sie schien so eine übersensible Frau zu sein und sich wegen alles und jedem Gedanken zu machen, die anderen sahen eher so aus als würden sie den Tag genießen. Selbst Elfleda schien recht entspannt und Callista fragte sich, wie die junge Braut das schaffte. Allein wenn sie nur daran dachte, dass ihr dasselbe nächste Woche bevorstand, hatte sie dicke, schwere Steine im Bauch. Und bekam Herzklopfen. Ihr Körper konnte eben noch nicht so recht entscheiden, ob er mehr Angst oder mehr Freude empfinden sollte. Daher beneidetete sie Elfleda ehrlich um ihre Haltung. Sie hoffte nur, ihre Tante würde es einrichten können, bis zu ihrer Hochzeit dabei zu sein. Ansonsten würde sie eine andere, erfahrene und verheiratete Frau fragen müssen, die sich um sie kümmern würde. Es gab da gewissen Dinge, bei denen sie einfach seelische Unterstützung brauchen würde...


    Doch ihr Gedankenschwall wurde unterbrochen, als Marsus das Wort wieder an sie richtete. Oder viel eher, sie vorstellte, wie sie annahm, denn zwischen dem unverständlichen Germanisch erkannte sie ihren Namen, der sich allerdings etwas anders anhörte. Etwas weicher, wenn man ihn germanisch aussprach. Ihr gefiel das irgendwie gut, vor allem da die römische Aussprache den meisten hier eher schwer fiel. Und sie wollte ja niemandem irgendwelche Umstände bereiten. Als Marsus dann aber erzählte, dass Rufus fließend Latein konnte, hellte sich Callistas Gesicht tatsächlich auf und aus dem schüchternen Lächeln wurde ein offenes, freundliches. Gute Nachrichten für sie, noch jemand, mit dem sie würde sprechen können! Eigentlich machte sie gerade den Mund auf um die Begrüßung einzuleiten, doch der junge Rufus war schneller und sprach sie auf Latein an, nachdem er einige Dinge gesagt hatte, die sie wiederum nicht verstand. Anscheinend würde sie herum kommen mehr Germanisch zu lernen!!


    Dann allerdings war sie überrascht, als Rufus sie nach ihren Griechisch Kenntnissen fragte, sie hatte ja zusammen mit Thalna Unterricht erhalten und etwas griechisch. Wobei es ihr bedeutend leichter fiel es einfach nur zu verstehen, anstatt es selbst zu sprechen. Allerdings gefiel ihr der Gedanke, dass es nun eine Sprache geben würde, sie außer Rufus und ihr wahrscheinlich hier niemand sprach. Dann würde Marsus gleich einmal sehen, wie sich das anfühlte! Mit einem ganz klein wenig schelmischen Lächeln sprach sie Rufus also auf - ganz einfachem - Griechisch an.


    "Chaire Rufus. Ti kànis?" (Sei gegrüsst Rufus, wie geht es dir?) Für den Rest wechselte sie dann aber auch ins Latein, denn erstens war ihr Griechisch nicht gut genug und zweitens wollte sei auch, dass Marsus es verstand. Sie hätte es als unhöflich empfunden, jetzt nur noch griechisch zu sprechen, außerdem war es schon anstrengend genug zwischen zwei Sprachen hin- und herzuwechseln. "Es freut mich sehr deine Bekanntschaft zu machen, Duccius Rufus. Da ich noch nie in Alexandria war muß ich deinen Worten Glauben schenken und bis jetzt hat sich Mogontiacum als sehr schöne Stadt entpuppt. Die Menschen sind sehr freundlich zu einer Römerin, die nicht mal die Hälfte versteht." Sie grinste leicht und blickte dann zwischen den anderen hin und her. Zwischen den vieren entspann sich dann wieder eine Unterhaltung auf Germanisch und Callista begnügte sich damit bei Marsus zu stehen, sich an seiner Hand festzuhalten und die Leute zu beobachten. Das sollte fürs erste reichen.

  • Auch Harlif hatte die Einladung erhalten und hatte lange in seinen Kisten gekramt um das gute germanische Gewand zu suchen.
    Letztendlich wurd er fündig und begab sich dann auch auf die Feierlichkeit.


    Mulmig wurde ihm schon noch ein wenig, da er öfters die Gedanken nicht vertreiben konnte, das Lando nun das bekam, was er schon hätte haben können wenn...........


    Er wischte die Gedanken beiseite, heute sollte ein schöner, feierlicher Tag sein.


    Auf dem Festgelände angekommen sah er das schon viel Volk anwesend war und seufzte um sich direkt danach ins Getümmel zu stürzen.

  • "Es tut mir sehr leid, dass ich mich nicht an alle Namen erinnern kann, welche an diesem Treffen teilgenommen haben. Es ist schon einige Zeit her. Aber natürlich freut es mich später mit ihnen zu sprechen, wenn sie anwesend sind. Es interessiert mich brennend, was alles nach unseren Verhandlungen passiert ist."
    Wieder lächelte Venusia und kurz drifteten ihre Gedanken zu jenen Momenten zurück wo sie im Namen des Römischen Reiches unterwegs war und gute sowie schlechte Erfahrungen mit den Nachbarn des Reiches hatte. Ja, es war beides gewesen. Sogar auf eigenem Boden gabs unschöne Erfahrungen. Dennoch hatte die Arbeit ihr gefallen und sie diese gern gemacht.
    "Es wäre sehr schön, wenn wir es auf ewig bleiben."
    Natürlich war das alles bei Weitem nicht. Oft genug haben irgendwelche Stammesfehden sich auch nicht Verbindungen unterdrücken lassen, haben sich Sippen erst vertragen und wegen eines Misverständnisses dann bis zum Tode bekriegt. Alles war möglich, nicht planbar und auch nicht vorhersagbar.
    "In Aegypten und Alexandria leben sogar sehr viele Menschen und der große Fluss Nil zieht sie alle an. Es ist wirklich sehr warm dort und im Sommer könnte man wirklich meinen, dass die Sonne einem direkt über dem Kopf steht. Es ist ein sehr schönes Land und sehr weit weg. Man muss sogar mit dem Schiff über ein Meer fahren oder monatelang mit dem Reisewagen durch viele andere Länder drumherum fahren."
    Elfleda kam das sicher alles sehr ungewohnt vor, erinnerte sich doch Venusia daran wie ihr die Reise nach Britannien damals vorkam und wie unendlich weit damals alles schien. Inzwischen hatte sie viele Reisen hiter sich gebracht und es wirkte nicht mehr alles so gigantisch wie es damals noch war.

  • "Das sehe ich,"
    sprach Venusia lächelnd auf die Bemerkung mit den Hausaufgaben. Sie konnte allerdings nicht anders als ihren Cousin noch einmal zu mustern und innerlich etwas "Stirn runzelnd" über einiges nachzudenken.
    "Der Nachrichtenaustausch war in der Tat sehr spärlich. Vermutlich hat er mehr über uns erfahren als wir über ihn. Händler sind wirklich gute Nachrichtenquellen."
    Diese Information musste jetzt erst einmal sacken. Also die, dass Leif einen Sohn hatte und sie sich nun mit diesem gerade hier unterhielt.
    "Dann möchte auch ich dich hier im Reich begrüßen. Die Familie hatte das sicher schon getan."
    Reine Höflichkeitsfloskeln aus dem Umstand resultierend, dass sie einfach wirklich überrascht war und sich etwas fassen musste um sich im Moment wieder unbeschwert und normal zu geben. Ob man es merkte, dass sie im Moment etwas unsicher war? Eventuell, vielelicht, aber vielleicht auch nicht. Sie hatte lange Zeit solch Konversationen führen müssen und Verhandlungen geleitet und durchgestanden, die wesentlich schlimmer waren als von einer Nachricht fast aus den Schuhen geworfen zu werden.
    "Wie lang bist du denn schon hier und was hast du bis vorher gemacht."
    Ob es ehrliche Neugierde war oder einfach nur eine Frage um die Konversation nicht zum Erliegen zu bringen, war im Moment nicht heraus zufinden.

  • Langsam wurde die ganze Sache hier noch einmal viel spannender. Jetzt parlierten sie in drei Sprachen und immer verstend mindestens eine Person etwas nicht. Nur er vermochte alle Sprachen zu verstehen, zumindest das Meiste davon.


    "Tja Marsus, du solltest schnell Koiné lernen, sonst kann ich deiner Frau deine ganzen peinlichen Kindergeschichten erzählen, ohne dass du es merkst!" witzelte er in der Sprache seines Stammes. Eigentlich kannte er ja gar keine Geschichten von ihm, aber die würden sich sicher ans Tageslicht befördern lassen.


    "Ich habe mich hier auch sehr schnell zurecht gefunden. Du wirst sehen, es dauert nicht lange und dann ist das schon fast normal für euch und wenn du erst Latein sprichst, wird es noch viel einfacher. Unser Magister bringt dir das bei und solange du die Sprache der Römer noch nicht sprichst, wird sich immer jemand von uns finden, der dir gerne hilft. Ich bin mir sicher, dass dich alle in der Familie unterstützen werden, denn ab heute gehörst du ja zu uns und die Familie ist das Wichtigste" hoffentlich gelang es ihm seine neue germanische-was war sie eigentlich, seine Schwägerin?- ein wenig in Ruhe zu wiegen und sie zu unterstützen. Sicher war das alles nicht so einfach für sie. So genau wusste er noch nicht was Oda hier machte. Sie kam aus Elfledas Stamm, aber ansonsten konnte er sie noch nicht einordnen. Aber wahrscheinlich war sie einfach mit der Sippe mitgekommen und wollte ihrer Freundin den Rücken stärken.


    Aber auch Callista wollte er nicht verschmähen...es war ganz schön schwer niemanden zu vernachlässigen, wenn man verschiedene Sprachen benutzen musste.
    "Wunderbar. Dann bin ich sicher, dass ich noch etwas zeit habe, bis ich endgültig alles verlernt habe. Das muss aber sicher sehr schwer für dich sein, deine zukünftigen Familienmitglieder nicht zu verstehen. Hast du vor unsere Sprache zu lernen? Von uns jüngeren versteht dich ja jeder, mal abgesehen von Elfleda vielleicht. Sogar Sontje also Duccia Vera scheint jetzt Latein zu sprechen, denn sie hat mir einen Brief geschrieben."


    Wo waren die eigentlich alle? Er schaute sich kurz um, sah auch einige bekannte Gesichter, aber direkte Familienmitglieder sah er nicht.

  • Sie sollte bei einem Lehrer Latein lernen? Das war Elfleda nun ganz neu. Davon hatte Lando auch nichts gesagt, dass sie dafür extra einen Lehrer bekommen würde. Elfleda wusste nicht genau, ob sie sich geschmeichelt oder bedrängt fühlen sollte von dieser Vorstellung. Immerhin wollte sie zwar mit den Leuten hier auskommen, aber sich dafür doch nicht verbiegen. Und ihre Sprache gehörte ein wenig zu ihr dazu. Aber vermutlich war das einfach besser, und ein wenig konnte sie ja auch schon. Wenn es halt nun mal auch etwas dauerte, bis sie einen Satz herausbekam.
    “Ja, das stimmt. Die Sippe ist das wichtigste.“
    Blut war nicht umsonst dicker als Wasser, und im Zweifelsfall musste man sich auf seine Sippe einfach verlassen können. Es gab nichts schlimmeres, als von ihr ausgestoßen zu werden und nicht mehr zu ihr zurückzukönnen. Zumindest in Elfledas Welt. In kalten Wintern stirbt der einsame Wolf, aber das Rudel überlebt. Diese alte Weisheit gab es nicht von ungefähr.


    Just in diesem Moment quietschte ein kleines Kind in der Nähe, und Elfleda drehte sich automatisch nach dem Geräusch um. Nicht, dass lachende und glucksende Kinder ein seltenes Geräusch wären, aber dennoch hatte das Geräusch etwas an sich, dass sie sich umblicken ließ. Und kurz darauf sah sie auch, was es war, das das Kind so zum Lachen brachte.
    “Oh, da ist Lando. Ihr entschuldigt mich bitte, aber ich sollte besser mal zu ihm gehen. So am Tag der Hochzeit sollte ich ihn zumindest begrüßt haben“, meinte sie lachend und im Scherz. Sie sah ihre neue Verwandtschaft noch mal strahlend an, um sich zu vergewissern, dass es ihr niemand übel nahm, und machte sich dann auf den Weg zu ihrem Bräutigam.

  • Zitat

    Original von Silko
    Silko hatte seine Rüstung angelegt, aber er hatte sich trortdem natürlich auch ein wenig herausgeputzt. Allerdings war es nicht seine Aufgabe sich hier zu vergnügen, sondern für die Sicherheit zu sorgen. So stand er neben dem Gartentor und schaute gant genau wer das alles hereinkam. Einmal hatte er kurz gestockt, sich dann allerdings gefreut, denn der junge Mann den er auf den ersten Blick nicht erkannt hatte, war der junge Ragin, der aus Alexandria nach Hause zurückgekehrt war. Er war deutlich gewachsen und maskuliner geworden, wenn er auch immernoch ungefähr so breit wie ein Schilfrohr war. So schenkte er ihm ein freudiges Lächeln, sprach aber nicht weiter mit ihm sondern konzentrierte sich wieder darauf, dass niemand zur Feier hineinkam, der dort nichts zu suchen hatte.


    Ein großer schwarzer Mann in der Uniforn eines Vigils stand neben der Gartenpforte der duccischen Casa und beäugte die Umgebung. Natürlich musste Quintus ihm längst aufgefallen sein: ein großer Mann in schwarzer Uniform, der ein rotbraunes Pferd die Straße entlang führte. Der Duccier grinste, dieser schwarze Hüne konnte doch eigentlich nur Silko sein. Ein ganz schöner Aufstieg, den der Leibwächter da hingelegt hatte.
    Hinter ihm war Fuhon mittlerweile leidlich nervös, roch er doch den heimischen Stall, in dem er immer so dermaßen gut versorgt worden war.


    Als der Praetorianer hernagekommen war, sprach er den Nubier an.


    Heda, ist dies das Haus des Tiberius Duccius Lando?

  • "Aber nur wenn der Praetorianer da vor mir keine Angst vor Büchern hat und auf den germanischen Namen Arbjon hört" antwortete er erst ungerührt und musste dann aber doch breit grinsen. Silko hatte Arbjon schon immer gemocht. Das lag auch daran, dass er der einzige richtige Soldat der Duccier war und sie beide relativ ähnlich dachten.

    "Heilsa, Arbjon, es ist schön dich zu sehen. Ich hoffe du hattest eine angenehme Reise."
    der Nubier humpelte zu dem Soldaten und strackte ihm die Hand hin. Das humpeln war nicht mehr stark, aber ein wenig hatte er noch Schmerzen im Narbengewebe. Aber er ging davin aus, dass sich das noch verflüchtigen würde.

  • Quintus musste lachen. Auch er hatte die Episode in Rom nicht vergessen, als Eila seinem Präfekten ein Buch an den Kopf geworfen hatte. Glücklicherweise war dieser "Ausrutscher" ohne Folgen geblieben.


    Heilsa Silko, ich hoffe, du passt hier auch gut auf. Nicht, dass am Ende noch jemand den Bräutigam klaut oder sich dieser klammheimlich absetzt.


    Er kannte seinen Vetter und schätzte ihn genau so ein.


    Was ist denn mit deinem Bein passiert?

  • Während das Gespräch wieder auf germanisch geführt wurde, schaute sich Callista etwas um, immer noch brav an der Hand ihres Verlobten natürlich. Der Schutz, den er damit schon jetzt ausstrahlte, machte es ihr einfacher ihrer Neugier nachzugehen. Außerdem würden wahrscheinlich sowieso die meisten verstanden haben, was es mit ihr auf sich hatte, also, wer sie war, meinte sie natürlich. Erst, als Rufus sie noch einmal ansprach, widmete sie ihre Aufmerksam wieder den anderen.


    "Ich glaube nicht, dass es für mich eine andere Möglichkeit gibt als Germanisch zu lernen. Es wird den Kontakt erheblich vereinfachen und ich kann ja nicht von allen erwarten, dass sie Latein sprechen ... im eigenen Haus ... meine ich. Also ... mhhh ... du weißt schon. Es wäre sehr unhöflich, wenn alle Duccier nur wegen mir Latein sprechen müssten."


    Callista hatte sich irgendwann mittem im Satz verheddert, falsch gedacht und musste sich korrigieren. Sie hoffte, Rufus verstand trotzdem was sie meinte und nahm ihr das kurze Zögern nicht übel. Aber es war ihr wichtig, dass sie die Dinge treffend formulierte, damit es keine Missverständnisse gab. Und niemand sollte denken sie sei eingebildet oder unhöflich und würde jetzt verlangen, dass jeder latein sprach, nur weil sie kein Germanisch konnte. Griechisch hatte sie schließlich auch gelernt, wenn auch nur ein ganz kleines bisschen. Hier allerdings, mit den vielen Möglichkeiten zum üben und auf Fehler hingewiesen zu werden, würde es sich viel schneller und einfacher lernen.

  • "Da muss man wohl keine Angst haben. der hat sich von einer hübschen frau in Ketten legen lassen und glaub kaum, dass er da entfleuchen kann oder will. Aber ich passe zumindest auf, dass niemand hieneinkommt, der nicht soll. Ich weis nicht ob du das mitbekommen hast, aber Sveija war ja entführt worden und offenbar hatten wir auch einen Spitzel in der Casa. Beides ist zum Glück noch relativ glimpflich abgelaufen, aber das ist es schon richtig ein wenig vorsichtiger zu sein."


    Silko schaute grimmig, auch wenn er an seine Verwundung dachte.


    "Wir waren in Magna um diese..." er wollte Germanenhexe sagen besann sich dann aber doch eines besseren "...Seherin zu besuchen. Dabei hat sich Witjon mit einem Sklavenhändler angelegt und dann kam es zum zweikampf. Witjons Kampf war unentschieden und dann habe ich gegen einen Sklavenhändler kämpfen müssen. Irgendjemand musste ja auf die Chaotentruppe aufpassen. Er hat mich am Oberschenkel aufgeschlitzt, aber ihn hat es übler erwischt. Aber es geht schon wieder. Landos Frau hat mich gut behandelt und die Narbe schmerzt nur noch etwas. Ich hoffe es hört bald auf. Aber dein Bruder hat sich bei seinem Kampf gut geschlagen, du kannst stolz auf ihn sein. So, aber jetzt solltest du dein Pferd abgeben und die Feier besuchen. Die Geschichte wirst du sicher noch ein paar mal erzählt bekommen."

  • Alexandria. Es war das zweite Mal heute, dass Elfleda dieses Wort heute hörte. Es klang so, als müsse ihr das irgend etwas sagen, aber Elfleda war sich nichtmal jetzt sicher, dass es eine Stadt war, oder doch ein Landstrich oder etwas vergleichbares. Auch, dass dort so viele Menschen sein sollten, konnte sie sich nicht vorstellen. Wenn die Flüsse dort wegen der Hitze austrockneten, was tranken die dann? Und wenn es dort so viele gab, wo kamen die her?
    Elfleda begann zu begreifen, wie klein und überschaubar ihre Welt bislang doch gewesen war, und wie groß und unbekannt diese neue Welt, in die sie gestoßen wurde. In diesem Moment war sie froh, Landos Hand zu fühlen. Er würde sie sicher durch diese Welt führen, er hatte es ihr versprochen. Sie hoffte nur, dass es eine langsame Führung sein würde, immer schön einen Schritt nach dem anderen. Zumindest vorerst.
    “Ich hab noch nie ein Meer gesehen“, gestand Elfleda lächelnd. Sie kannte das nur aus Geschichten und stellte es sich in etwa wie einen großen See vor, dessen Ende man nicht sehen konnte und auf dem die Wellen etwas höher waren, und dessen Wasser man nicht trinken durfte. Aber so weit nach Norden war sie nie gereist, um wirklich das Meer zu sehen. Dort war ja auch das Land der Chauken und Friesen. Und dass es im Süden auch noch ein anderes Meer gab – oder vielleicht auch dasselbe Meer – davon wusste Elfleda bis eben auch noch gar nichts.
    “Ich sehe schon, es gibt hier sehr vieles, was ich erst noch kennenlernen muss.“
    Ganz kurz blickte sie dabei zu Lando hinüber, den sie auch erst richtig kennenlernen musste, und der ihr wohl auch heute noch Dinge zeigen würde, die sie so nicht kannte. Er sah auch zu ihr herüber und Elfledas Lächeln wurde einen Moment etwas verlegener.
    “Verzeih mir die neugierige Frage, aber deine Kinder… sie haben römische Namen?“
    Es war Elfleda vorhin schon aufgefallen, aber da wollte sie es nicht so direkt gleich ansprechen. Aber jetzt, nach ein paar nett gewechselten Worten ließ sie die Frage fast wie beiläufig fallen und konnte doch ihre Neugier so hoffentlich befriedigen. Denn ein wenig verwunderte es sie schon. Sie dachte bisher, unter den Römern hätten die Sippe Wolfriks nur zusätzlich römische Namen, aber Lando hätte sicher die richtigen Namen der Kinder bei der Vorstellung genannt, wenn sie welche hätten. Kurz fragte sich Elfleda, ob ihr zukünftiger Mann das dann auch bei ihren Kindern so handhaben würde wollen. Aber da stand für sie jetzt schon fest, dass ihre Kinder einmal richtige Namen haben würden, damit sie den Stämmen und den Göttern bekannt sein würden.

  • Als Quintus von den Abenteuern seines Bruders hörte, zog eine Augenbraue hoch. Hört hört, das hatte er von dem Bücherwurm nicht erwartet.


    Du hast sicher Recht. Wir sehen uns doch später noch, oder?


    Aber da wurde der Duccier bereits von seinem verfressenen Gaul weitergezogen, der endlich in diesen tollen Stall wollte, wo es die besten Mohrrüben des Imperium Romanum gab...

  • Ragin konnte Callista sehr gut verstehen. Er hatte zwar die Sprache seiner Gastgeber in Alexandria gesprochen, doch hatte auch er es ihnen rechtmachen wollen und sich so römisch wie möglich benommen. Aber das war nun vorbei. Jetzt war er wieder die meiste Zeit Ragin und nicht Rufus.


    Dann entschuldigten sich Elfleda und Oda, weil sie zu Loki gingen. Eigentlich hatte auch er zum Familienoberhaupt gewollt, aber da wollte er ihn jetzt nicht stören. Es würde ihn auch später noch begrüßen können.

    "Ich verstehe genau was du meinst. Also ich wäre dir nicht böse, wenn du keine Lust hättest unsere Sprache zu lernen. Ohnehin können ja nur unsere älteren mitbewohner kein Latein. Aber wenn du sie lernen magst, helfe ich dir auch gerne. Wobei das dein Mann sicher auch machen wollen wird. Ähm also, der kann das ja auch noch besser als ich"
    nun wusste Ragin was sich geändert hatte: Es waren mehr Frauen da, in deren Gegenwart er sich in Verlegenheit oder um Kopf und Kragen reden konnte. Wenn was mit Sontje war, würde er von Phelan eine auf den Deckel bekommen und bei den beiden anderen frauen, von ihren Ehemännern. Nun hieß es offenbar wirklich: Erst denken, dann reden!



    "Aber ich hoffe ihr seid mir nicht gram, wenn ich euch jetzt alleine lasse. Ich möchte mal reingehen und den Rest begrüßen. Ich weis nicht ob das so schnell geht, vielleicht versucht Marga ja gleich wieder mich zu mästen. Wir werden uns nachher sicher noch viel erzählen können."


    Mit einem Lächeln machte er sich auf den Weg um in den Gängen der Casa nach weiteren Familienmitgliedern zu schauen und sie zu begrüßen.

  • Es würde natürlich Sinn machen mit jemandem Germanisch zu lernen, der es ihr auf Latein erklären konnte. Da kamen nicht nur Marsus und Rufus in Frage, sondern wohl auch noch andere in der Casa, nur vielleicht eben Elfleda nicht. Obwohl auch Callista der Gedanke kam, dass sie vielleicht zeitgleich schwanger werden würden. War immerhin möglich und dann wäre es sicherlich schön, sich gegenseitig zu erzählen, wie man sich fühlte. Und das ginge nur, wenn wenigstens eine die Sprache der anderen lernte. Man konnte ja nicht immer auf einen der Männer zum übersetzen zurückgreifen. Oder man sagte vielleicht etwas, dass diese gar nicht hören sollen. Callista schmunzelte. Sie taute nun immer mehr auf und fühlte sich etwas wohler. Ihr nervöser Blick zu Vodafonis fehlte beinahe gänzlich und sie lächelte still vor sich hin. Wie sollte man in dieser Gesellschaft auch nicht permanent lächeln!?


    "Natürlich, geh ruhig deine Familie begrüßen. Du wirst dich bestimmt sehr freuen, sie alle wiederzusehen. Und sie freuen sich auch." sagte sie und kam ihrem Verlobten zuvor, der sicherlich auch etwas hatte sagen wollen. So mutig war sie sonst nicht, aber Rufus hatte sie schnell ins Herz geschlossen. Er schien sehr nett und war hilfsbereit, wie eigentlich alle hier. Fragend blickte sie dann zu Marsus.


    "Und jetzt?" Wahrscheinlich würden sie sich einfach zu den nächsten Leuten dazustellen und Marsus würde sie vorstellen. Aber das bisschen Ruhe dazwischen war eigentlich auch sehr angenehm.

  • "Der Comes wird auch kommen, ich hoffe du hast kein Problem damit, zusammen mit deinem Vorgesetzten zu feiern. Das wird ein Fest, das verspreche ich dir.", auch wenn Lando sich naturgemäß einige Sorgen machte, viele Germanen auf einem Haufen, die sorglos feierten und sich keine Gedanken über morgen machten waren seit je her eine Einladung für Feinde, die Festlichkeiten in einem Blutrausch enden zu lassen. Solange sie nicht die Festlichkeit an sich ehrten, und das traf normalerweise auf Römer zu. Lando blinzelte, und wischte den Gedanken beiseite. Sie waren anerkannte Bürger des römischen Reichs, er würde sich darauf verlassen müssen dass niemand auf dumme Gedanken kam.


    "Oh...", meinte Lando, als ihm ein bekannter Rotschopf auffiel, der sich wenige Schritte weiter mit zwei jüngeren Frauen germanischer Natur unterhielt, als sie kurz herüberblickte, nutzte er die Gelegenheit ihr mit einer knappen Geste zu verstehen zu geben, dass es ihr jemanden vorstellen mochte.


    "Du kennst ja genug von unserer Sippe, ich denke nicht, dass dir langweilig wird. Das einzige Problem könnte die Sprache sein, bei der Überzahl germanischstämmiger Gäste wird Latein wohl eine Sprache sein, die heute seltener gesprochen wird. Was aber nichts macht, die Sprachen der Stämme sind so verschieden, dass sich meine Gäste teilweise auch nicht miteinander verständigen können. Ich habe im Gefühl das wird ein lustiger... oh, Maecenas, darf ich dir jemanden vorstellen?", meinte Lando, wandte sich um und deutete auf seine bezaubernd schöne Braut, die sich soeben aus ihrem Gespräch gelöst hatte, und nun zu ihm herüberkam, "Elfleda, dies ist Lucius Purgitius Maecenas, Magister Scriniorum, mein ehemaliger Untergebener und mittlerweile ein treuer Freund von mir und der Familie. Er ist wahrscheinlich der einzige Römer, der es mit einem Germanen im Heben von Bierkrügen aufnehmen kann, und der Nerven genug hat, mich auch zu ertragen. Maecenas, dies ist Elfleda, meine Braut und bald bessere Hälfte. Sie ist die Tochter eines Fürsten der Mattiaker, einem Rom treu verbundenen Stamm im Osten."

  • "HARLIF!!!", erscholl schließlich die Stimme des Bräutigams, als dieser seinen langjährigen Freund erblickte. Er winkte dem ehemaligen Duumvirn und nunmehrigen Ritter des Reiches zu sich und Elfleda heran, komplimentierte einfach ein Pärchen älterer Honoratoren aus dem Vicus südlich der Stadt in die Menge der Gäste, und wandte sich dann mit breitem Grinsen dem Neuankömmling zu. Hände wurden kräftig geschüttelt, Schultern noch kräftiger geklopft, und schließlich kam es zu einer noch innigeren Umarmung. Von der Stimmung seines Freundes bekam Lando nicht viel mit, zu sehr war er mit dem Abend an sich beschäftigt.


    "Harlif, darf ich dir meine Braut vorstellen?", er deutete auf seine selbst nach zig Vorstellungen noch blendend aussehende Braut, und lächelte diese aufmunternd an, "Schatz, das ist Harlif, Sohn des Guthand, der einzige Freund, der mir noch seit meiner Zeit bei den Heruten geblieben ist, treue Seele, verlässlicher Feilscher, Miteigner unseres Handelskonsortiums, Schürzenjäger, Gallonenvernichter und zudem Ritter des Reichs. Harlif, dies ist Elfleda, Tochter des Sarwolf, eines Fürsten des Stammes der Mattiaker, ihre Leute haben in den vergangenen Kriegen an der Seite der Römer gestanden, und tapfer gegen Modorok gekämpft."

  • Elfleda unterhielt sich grade mit zwei Frauen aus der Familie, bei der ihre Sippe für diese Tage untergebracht war. Zum Glück ging das auf germanisch, auch wenn die beiden Frauen einen anderen Dialekt hatten als Elfleda. Sie glaubte, sie waren Ubierinnen, war sich aber nicht ganz sicher. So unterhielt sie sich leichthin, ließ sich gratulieren und bewundern und übte sich in Konversation, als sie merkte, dass Lando in ihrer Nähe ihr unauffällig ein Zeichen gab. Sie verabschiedete sich von den beiden Germaninnen und kam langsam zu ihrem Bräutigam. Er stand neben einem Römer, also versuchte Elfleda wieder, sich auf eine lateinische Konversation gefasst zu machen.
    “Willkommen auf dem Fest“, begrüßte Elfleda Meacenas. Diesen Satz konnte sie mittlerweile nun fehlerfrei und fließend, so dass man fast glauben mochte, sie spreche gut die Sprache der Römer. “Es ist mir eine Ehre, einen Freund meines Mannes kennen zu lernen.“ Auch das ging mittlerweile schon recht flüssig. Allerdings würden weitere Sätze nun wohl etwas brauchen, da sie die nicht mehr auswendig aufsagen konnte.
    Doch auch, wenn Elfleda das nun schon oft am heutigen Tage in der einen oder anderen Form gesagt hatte, war ihr lächeln freundlich und warm und ihre Stimme klang wach und aufrecht, als hätte sie ihre Worte nur für den Purgiter gewählt und für niemanden sonst.

  • Gerade unterhielten sich Lando und Elfleda mit einem älteren Pärchen, als Lando plötzlich neben ihr einen neu ankommenden Gast rief. Ganz leicht zuckte Elfleda zusammen. Normalerweise war sie nicht sehr schreckhaft, aber der Ausruf kam doch etwas plötzlich und so dicht neben ihrem Ohr, dass sie den Reflex nicht unterdrücken konnte.
    Harlif – sein Name war ja nicht zu überhören gewesen – kam heran, und Elfleda musterte ihn kurz. Er war ein gutaussehender Mann, wohl noch keine dreißig, und sichtlich germanischstämmig. Selbst, wenn der Name es nicht schon verraten hätte, hätte Elfleda ihn nicht als Römer eingeschätzt.


    Landos Vorstellung war sehr blumig, und Elfleda musste immer breiter lächeln. “Oh, dann ist es mir eine besondere Freude, dich kennenlernen zu dürfen, Harlif. Ein Mann mit so vielen Talenten darf auf einem Fest nicht fehlen. Und wenn du meinem Mann schon so lange ein treuer Freund bist, dann will ich auch dir eine Freundin sein.“
    Sie lächelte breit und ging auf die etwas spaßigeren seiner Titel ein. “Zumindest, solange die Schürzen meiner Basen vor dir gefeit sind. Aber die eine oder andere Gallone werden wir heute wohl auftreiben können.“

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