Schriftlich. Die Römer mussten wirklich einen Narren an diesen kleinen Zeichen gefressen haben, dass sie für alles und jedes ein Schriftstück brauchten. War bei ihnen das Wort eines Mannes so wenig wert, dass sie dafür immer geschriebene Beweise brauchten? Elfleda verstand diese Sitte nicht wirklich, ließ sich aber nichts davon anmerken.
Und zum Glück kam ihr in dieser Situation jemand zur Hilfe. Ein junger Bursche, bestimmt einen halben Kopf größer als sie, kam angeschlichen und deutete ihr und Oda, leise zu sein. Elfleda ließ sich nichts anmerken und lächelte stattdessen vertrauensvoll Witjon und Callista an, bis der junge Mann heran war und Witjon begrüßte.
Lächelnd beobachtete sie die Begrüßung der beiden Männer und wartete darauf, dass Witjon sie vorstellte. Die beiden wechselten zwischen germanisch und römisch in den Sprachen munter hin und her, so dass sie nicht alles verstand. Sie hoffte, dass das im Haus anders sein würde, sonst würde sie in der ersten Zeit wirklich doch heftigere Probleme in der neuen Sippe haben, als sie erwartet hätte.
Ragin plapperte munter drauf los und verriet schon fast das Geschenk, das wohl eine Überraschung werden sollte. Elfleda musste ein wenig lachen. So ein großer Bursche, und so verplant! Nun, er hatte ja auch noch keinen Bart, vielleicht war er jünger, als er aussah. Überhaupt schien er alles zu sagen, was ihm in den Sinn kam, so dass es wirklich schwer viel, nicht zu lachen, wenn man ihm so zuhörte. Elfleda jedenfalls schaffte es nicht ganz und kicherte ein wenig vor sich hin.
“Mich freut es auch, Ragin. Du hast recht, Rodewini kann sehr einnehmend sein. Aber für einen Fürsten gehört sich das ja auch so. Und glaub mir, die Ehre liegt auch ganz auf meiner Seite, in eine so ehrbare Sippe einzuheiraten.“ Einen Moment juckte es sie regelrecht in den Fingern, „so eine lustige Sippe“ zu sagen, aber sie wollte den Bogen nicht aus Versehen noch überspannen. Sie gaben sich zwar alle sehr spaßig, aber heute war ja auch ein freudiges Fest. Wenn sie in einer Woche noch so wären, würde Elfleda sich mehr trauen, und wenn sie über ihre Stellung hier Klarheit hatte. Aber im Moment war sie lieber so liebreizend, wie sie nur sein konnte, wenn sie etwas wollte.
“Und ja, du hast recht. Es ist alles etwas… ungewohnt hier. So hoch und soviel Stein, und so viele Menschen. Aber ich werde mich schon schnell daran gewöhnen.“
Hoffe ich, setzte sie in Gedanken dazu. Wenn sie jede Nacht so schlaflos verbrachte wie die letzte, tat Lando ihr jetzt schon leid. Aber die Aufregung war einfach zu groß gewesen, und sie glaubte nicht, dass sie sich wirklich schnell an diese Veränderung würde anpassen können.
Das, was er zu Callista gesagt hatte, hatte Elfleda nicht verstanden. Da waren zu viele Worte, die sie nicht kannte oder die keinen Sinn ergaben. Sie wusste ja noch nicht einmal, dass Alexandria eine Stadt und Koine eine Sprache war.