Es war ein sonniger und sehr warmer Tag, als eine Gruppe von Sklaven geschäftig im Garten umherwuselte, Stühle, einen Tisch sowie Sonnenschutz und Erfrischungen anrichtete. Sie hatten keinerlei Blick für die summenden Bienen, die nicht minder geschäftig dabei waren farbenprächtige Blumen zu bestäuben, sahen nicht die fröhlich zwitschernden Vögel und schenkten auch dem kleinen Springbrunnen keine Beachtung.
Nach und nach zerstreuten sie sich, suchten sich eine andere Beschäftigung, derer es im flavischen Haushalt zahlreiche gab. Lediglich zwei blieben zurück, um den in Kürze erscheinenden Herrschaften zu Diensten zu sein. Diese erschienen wie aufs Stichwort nur Augenblicke später, eine davon, Antonia, in ein fliederfarbenes Gewand gehüllt und mit einem undeutbaren Lächeln im Gesicht. Die zweite ging neben ihr, war ungleich kleiner und nahm eine ihrer Hände in Beschlag. In der anderen hielt die Claudia einen Brief, zweifellos der Grund für jenes Lächeln.
An dem Freilufttablinum angekommen entließ Antonia ihren Sohn aus ihrer Hand, bedeutete ihm sich zu setzen und nahm selbst direkt daneben Platz, sodass sie auf der gleichen Seite des Tisches saßen. Sie hatte ihm bereits ein wenig aus der Nachricht seines Vaters vorgelesen, um sogleich den Vorschlag anzuhängen, nun, da er schreiben lerne, könne er doch eine Antwort an Gracchus verfassen – wenngleich sie selbst es sich nicht nehmen lassen würde, ebenfalls einige Zeilen an den im fernen Achaia verweilenden Gatten zu richten. Zumal der Junge erst seit Kurzem in die Geheimnisse der Schriftkunst eingeführt wurde – von ihr selbst, nach wie vor, denn ein angemessener Lehrer war äußerst schwer zu finden, wenn man Ansprüche hatte wie Antonia.
Ihre Hand wanderte zu einer der bereitliegenden Wachstafeln, welche sie vor Minor schob.
“So, Minimus, weißt du, was das Wichtigste beim Briefe schreiben ist?“, fragte sie, die bereits wusste, dass sie ihrem Sohn wohl des Öfteren an diesem Tage den Griffel würde führen müssen. Nichtsdestotrotz war sich die Claudia sicher, dass ihr Gemahl sich über selbstgeschriebene Worte Minors freuen würde, wie krakelig und unvollkommen sie auch noch sein mochten.. ohnehin war sie sich einer Sache sicher: Kein Kind hatte jemals schneller und eifriger gelernt, als Minor.