Duccia Venusia

  • Die Tür öffnete sich und ihr Neffe kam herein. Er sah mitgenommen aus. Also jetzt nicht so als wäre er ein Lumpensammler, nein. Keineswegs! Er wirkte eher so als würde ihm jeden Moment die letzte Puste ausgehen und er einfach umfallen. Stumm deutete sie auf einen Stuhl in der Nähe ihres Schreibtisches und nickte erst einmal stumm.
    "Mich erreichte gerade der Brief, dass Loki getötet wurde. Ich lese zwar die Worte, aber ich kann es nicht glauben. Das kann doch gar nicht gehen."
    Noch immer machte sie sich Gedanken über die Bedeutung des Überfalls in diesem Brief. Ihr war ziemlich klar, dass dieses Wort hier in diesem Zusammenhang eine ganz andere Bedeutung hatte. Doch die Gedanken, die sich ihr hier aufdrängten, wollte sie nicht glauben. Das konnte einfach nicht wahr sein.
    "Dir wurde auch ein Brief gesadt wie es ausschaut. Aber komme doch erst einmal zu Luft ehe du mir antwortest."
    Ihre Erscheinung wirkte geschäftsmännisch neutral, aber in der Stimme konnte man ein Flattern erkennen, dass eindeutig zeigte, dass sie alles andere als ruhig war und sogar ziemlich aufgewühlt.

  • Sie wusste es. Das machte die Sache einfacher, aber nicht weniger dringlich. Die Aufforderung, zu Luft zu kommen kam er in der Art nach, dass er zuerst eine Karaffe mit Wasser lokalisiert, dann einen Becher, letzteres mit ersterem füllte, letzteres in einem Zug leerte und sich dann auf das Bett seiner Tante warf. Sie waren unter sich, die römische Unpersönlichkeit des familiären Umgangs verlor seine Gültigkeit an der Türschwelle.


    "Witjon hat mir geschrieben...", begann er noch schwer atmend, "...und mein Wissen hört damit auf, dass er mit Überfall keinen Überfall gemeint hat. Das war es dann auch. Haben sie dir anderes geschrieben?"


    Er glaubte zwar nicht daran, und würde Witjon gehörig den Kopf waschen wenn es tatsächlich so wäre, aber nachfragen kostete nichts. Die Sache war abstrakt, und sie waren hier am anderen Ende der Welt... unerreichbar, und fast jeder Möglichkeit beraubt aktiv einzugreifen.


    "Ich habe gewisse Leute angesprochen. Witjon MUSS zum Ritter ernannt werden. Das gibt ihnen ein wenig Luft, und Witjon die Möglichkeit das Loch zumindest etwas auszufüllen, dass Lando hinterlassen hat.", raunte er, und machte damit klar, dass seine Sorge vor allem den politischen Konsequenzen galt, die folgen würden.

  • Nur selten sah sie ihr Bett als Sitzgelegenheit vor. Doch nun lag ihr Neffe darauf. So richtete sie sich neu aus um ihn besser sehen zu können und nicht den Hals verdrehen zu müssen.
    "Nein, mehr haben sie mir auch nicht geschrieben. Er sei ehrenvoll bei einem Überfall im Wald getötet worden. Sicher ist es eine Erleichterung zu wissen, dass er nach Walhall kommt. Aber warum gab es diesen Überfall?"
    Noch einmal las sie den Brief als würde durch nochmaliges Durchgehen mehr Klarheit herrschen. Aber genau das tat es nicht. Es blieb einfach der gleiche Brief wie vorher.
    Die nächsten Worte ihres Neffens ließen sie aufschrecken. Wie konnte er nur nach so kurzer Zeit darüber nachdenken? Innerlich seufzte sie. Selbst sein Vater war nicht so berechnend und manchmal herzlos gewesen. Sie hatte Leif sehr gut gekannt und auch Alrun. Sie konnte es irgendwie nicht verstehen. Auch wenn Alrik recht hatte, so hätte er doch einen oder zwei Tage damit warten können.
    Dagmar früher und Venusia heute waren sehr schicksalsergeben. Sie hatte lernen müssen schnell das Geschehene zu verdauen und mit neuem Mut alles weitere anzugehen. So würde es auch hier sein.
    "Hast du schon eine Vorstellung wie wir das hinbekommen können? Du hast natürlich recht und auch die anderen mit denen du gesprochen hast."
    Es schwächte die Familie in Germania. In ihr wuchs auch immer weiter der Entschluß so bald wie möglich nach Germania zu fahren um sich dort zu zeigen und vielleicht auch ein wenig ihre Familie damit zu unterstützen. Schließlich hatte sie eine Menge für die Provinz gemacht. Das durfte doch noch nicht vergessen sein.

  • "Ich wollte eh zu seinem Patron, dem Consular Vinicius Lucianus, du erinnerst dich vielleicht an ihn. Da kann ich gleich auch einmal versuchen diese Sache anzuschieben. Außerdem habe ich einen... sagen wir dünnen... Kontakt in die Kanzlei des Kaisers. Mal sehen, was ich daraus machen kann. Viel auf jeden Fall nicht, aber es dürfte schon helfen, wenn ein paar Steine rollen.", sprach Vala mehr zu sich selbst als zu seiner Tante.


    "Und du? Hast du ein paar Kontakte, die da helfen könnten?"

  • "Den Vinicier kenne ich, ja. Er ist auch der Patron von Primus. Wenn du zu ihm gehst, grüße ihn doch bitte. Aus kleinen rollenden Steinen kann schnell ein Felssturz werden. Das stimmt."
    Dann dachte sie nach. Sogar etwas länger. Wen könnte sie in dieser Sache zu Rate ziehen oder wer helfen?
    "Hmm...die Prudentier wären sicher gut. Aber die kennst du selbst. Dann kenne ich noch den Senator Purgitius. Doch wenn ich ehrlich bin, würde ich diesen nur im Äußersten Notfall ansprechen. Ansonsten sidn meine Kontakte hier leider sehr dünn gesät."

  • "Ich denke, der Vinicier wird reichen. Er ist Consular... ein verdienter Mann Roms.. wenn sein Wort nicht genug Gewicht hat, seinen Klienten in den Ritterstand zu befördern, dann läuft etwas gehörig schief.", sinnierte Vala darüber, bevor er sich auf die Seite legte und seine Tante schräg ansah: "Du kennst den Senator Purgitius? DEN Spurius Purgitius Macer, der bei einer Wahl glatte einhundert Prozent der Stimmen verbuchen konnte?"


    Vala zeigte sich stark beeindruckt. Und gleichsam fingen seine Gedanken an in eine Richtung abzuschweifen, die ihm durchaus zugute kommen würde. Wenn er es richtig nutzte...


    "Nein, es wäre wahrscheinlich wirklich keine gute Idee, ihn mit der Sache zu behelligen.", was weniger aus Rücksicht auf den Senator oder auf die dünne Verbindung zu seiner Tante gesagt wurde, denn aus reinem Egoismus: er würde den Senator selbst gut gebrauchen können, da musste er den dünnen Faden nicht vorher schon belasten, in dem er seinen Vetter zum Ritter machte.

  • "Das sollte in der Tat etwas wert sein. Allerdings ist in Roma so viel möglich. Aber bei einem Consul..."
    Es überraschte Venusia schon ein wenig, dass ihr sonst so gut informierter Neffe nichts davon wusste, dass sie mit Macer einige Zeit zusammen gearbeitet hatte.
    "Nach dem der Legatus Germanicus Sedulus nach der großen Schlacht in Germania in Roma beim Kaiser verstorben war, wurde der Purgitier sein Nachfolger. Ich unterstützte seine Arbeit dann als Magistra Scrinorium. Ich habe ihn vor einigen Tagen besucht. Da du so explizit nachgefragt hast, ja ich kenne ihn. Genau jenen."
    Kurz schwieg Venusia ehe sie ihre Gedanken weiterführte.
    "Ich möchte auch nicht, dass er denkt, dass ich den Kontakt nur zu ihm gesucht habe um Familienmitgliedern einen Vorteil zu verschaffen. Das wäre nämlich ungerecht. Ich war ihn um der alten Zeiten Willen besuchen. Auch habe ich seine Frau kennen lernen dürfen. Übrigens sehr nett."
    Mehr sagte sie dazu nicht. Sie wusste, dass solch Themen Vala nicht interessierten.
    "Ich hatte auch schon einmal mit dem damaligen Kaiser gespeist und auch mit der Kaiserin. Außerdem war Sarolf mal ihr Klient. Wir kannten einst wichtige Personen."
    Diese Zeit war allerdings schon lange her und hier und dort vergessen.

  • "Nur war das eine andere Zeit...", murmelte Vala aus einer plötzlich Eingebung heraus. Dieses 'wir', von dem seine Tante sprach, existierte nicht mehr. Aufgegeben und neu erstanden. Aus Ruinen. Vieles war früher einfacher gewesen. Aber wie sagte man noch? Einfach ist langweilig. Man wuchs mit der Zahl seiner Aufgaben, und je schwerer diese waren, desto größer wurde man selbst.


    "Was einen nicht umbringt, macht einen stärker.", grummelte Vala, der sich vom Bett erhob und im Zimmer herumzutigern begann, "Sie haben vielleicht Lando umgebracht, aber uns macht das stärker. Wenn wir uns darum bemühen. Ich werde den Senator Vinicius Lucianus aufsuchen, und ich denke, ich könnte noch den einen oder anderen Kanal öffnen, um das Ziel zu erreichen. Aber schnell wird es nicht gehen."

  • Erneut musterte sie ihren Neffen. Der Kaiser mochte tot sein, aber die Kaiserin lebte soweit sie es wusste noch immer. Nach Sarolfs Tod hatte man den Kontakt leider nicht aufrecht erhalten können, aber man hätte ihn auffrischen können. Scheinbar dachte ihr Neffe daran nicht. Ja, es war vergangen und heute vieles anders als damals. Allerdings nicht alles.
    "Es muss auch nicht schnell gehen. Wichtig ist nur, dass man sein Ziel nicht aus den Augen verliert und seinem Weg treu bleibt. Das werden wir. Da bin ich mir sicher."
    Kurz dachte sie noch einmal nach.
    "Richte doch bitte Vinucius Lucianus meine Grüße aus wenn du ihn besuchst. Vielleicht erinnert er sich noch an mich. Wir haben ja doch einige Zeit zusammen gearbeitet."
    Es wäre schön, wenn sie noch nicht ganz vergessen worden ist.

  • "Richtig.", schloss Vala, "Das werden wir."


    Die erneute Aufforderung, den Vinicier von ihr zu grüßen verstand Vala als Einleitung des Endes dieses Gesprächs, was ihm nur allzu willkommen war. Immerhin gab es sehr viele Dinge zu erledigen, und sie wurden nicht weniger.


    "Mach ich, keine Sorge. Ich mach mich dann wieder auf... wir werden voneinander hören. Auf bald, Dagmar..", sprach's, verabschiedete sich bei den Kinder und verschwand durch die Tür wieder im Gewusel der Casa...

  • Wieder einmal lagen vor Venusia einige leere Seiten. Wie gern wollte sie zu dieser Zeit bei ihrer Familie sein und nun saß sie hier. Die Reise hatte sie wegen der Krankheit ihres Mannes abgebrochen. Das musste sie ihnen nun mitteilen. Die Sorge um ihren Mann war keines wegs kleiner geworden. Den Kindern versuchte sie unbesorgt gegenüber zu treten und erklärte ihnen jeden Tag wieder, dass ihr Papa bald wieder gesund ist und sie sich keine Gedanken machen mussten. Dann lächelte sie wie immer und hatte die Kleinen überzeugt. Doch innerlich sah es ganz anders aus. Sie machte sich die größten Sorgen und wären die Kinder nicht gewesen, wäre sie in Misenum geblieben. So saß sie nun weit ab und und wusste nicht was für ihn tun konnte außer dem was sie schon tat.



    Duccia Venusia, Casa Decima Mercator, Roma, Italia


    Ad
    Gens Duccia
    Casa Duccia
    Mogontiacum
    Germania



    Meine liebe Familie,


    wie gern wäre ich in den dunklen Stunden bei euch und würde auch gern Loki die letzte Ehre erweisen. Leider halten mich unschöne Dinge in Italia fest und ich muss die nächste Zeit hierbleiben. auch steht der Winter an und die Reise über die Alpen wird nur noch gefährlicher.


    Ich muss in Roma verweilen weil mein geliebter Mann an einer schlimmen Krankheit leidet und seit vielen Wochen das Bett in Misenum im Castellum hüten muss. Inzwischen ist es so schlimm, dass er dieses schon nicht mehr verlassen kann. Er ist ein Schatten seines alten Seins und kaum noch zu erkennen. Große Sorgen plagen mich. Mein Halt sind unsere Kinder. Als Mutter muss man ein Vorbild sein und ich möchte nicht, dass sie sich Sorgen um ihren Vater machen.


    Liebe Familie, ich werde euch besuchen kommen sobald es mir möglich ist und auch das Wetter es erlaubt. Es tut mir so leid nicht an eurer Seite sein zu können.


    Schreibt mir doch bitte wie es euch geht und was Mogontiacum und die Provinz so machen und natürlich auch ihr. Hier in Roma bekommt man leider nur viele gefilterte Nachrichten und nur selten Informationen aus erster Hand.


    Vergebt mir bitte auch, dass ich meinen Brief in Anbetracht meines Kummers kurz halte. Ich wollte euch nur Schrieben, dass es uns soweit gut geht und nichts weiter passiert ist.


    In Gedanken bin ich bei euch. Mögen die Götter stehts über euch wachen und an eurer Seite sein.


    Eure


    Dagmar



    Nachdem das geschafft war, lehnte sie sich zurück und ich kämpfte erneut mit den Tränen. Das Klopfen an der Tür hielt sie davon ab sich gehen zu lassen. Nach einem kleinen Moment in dem sie sich wieder zurecht machte und die Tränen wegwischte, bat sie den Klopfenden herein. Es war der Sklave, den sie hatte rufen lassen um das Schreiben an die Familie zum Cursus zu bringen. Sie gab ihm den Beutel mit den Sesterzen und das Schreiben.

  • Da war sie nun wieder zurück. Nach dem Magnus bestattet worden war, hielt sie sich noch einige Zeit auf dem Landgut auf. Sie brauchte Zeit, musste allein sein und fand Trost über ihren Verlust bei ihren Kindern. Es gab leider sonst keine Arbeit in die sie sich stürzen konnte und so besorgte sie sich Schriften um einfach nur lesen zu können, ihren Kindern einiges beizubringen. Dann spielte sie stundenlang mit ihnen, ging spazieren und beantwortete geduldig die Fragen der kleinen Racker.


    Vor kurzem erst hatte sie sich in der Lage gesehen zurück nach Roma zu kehren. Alles hier würde sie an ihn erinnern und das war der schwerste Teil ihrer Rückkehr. Natürlich hatten auch die Kinder lange am Verlust ihres Vaters zu knabbern gehabt. Irgendwie hatte sie es jedoch geschafft die Kinder besser darüber hinweg zu trösten als sich selbst. Sie vermisste ihren Mann, ihre Familie, Germania und alles weitere, das sie an ihre Heimat erinnerte. Vielleicht sollte sie noch einen Brief nach Germania schicken und ihre Familie in Mogontiacum fragen ob sie sie vielleicht besuchen kommen könnte. Aus diesen Gedanken gerissen wurde sie von ihren Kindern, die in diesem Moment laut rufend ins Zimmer gelaufen kamen...

  • Sie war überrascht und freute sich sehr etwas von ihrem Verwandten zu hören. Das Siegel hatte sie schon gebrochen als sie sich auf auf ihr Bett fallen ließ und den Text las.


    Duccia Venusia
    Casa Decima
    Roma


    Daag Dagmar,


    ik bi ejust in Aleksandrie anjekommen, un' ik mott saje: datt Mer, datt bringt' mi nomma um. De Wech torög mak I siker över Lann', kini teen Perde bekum' mi nomma op een Skip drup. Storm, belunga Seelüt un' e widrig Tid sann eno füa mi Lebe. Ik hebbet overleft, bat ik brook sir keen tweite Akt.


    Ik heb mi et rekte Lump jebroche, un' et lökt net ut, as op et wöd faste hile. De widrigkite op de Ris ham minge Pecunia rekt opbrukt, un' ik wör di heel dangbar, wenne et hinkrigs mi e nue Wessel to senne.


    Hu geit et i Roma? Hu sinn dinge Chin? Un' watt is möt di? Nue Hirat in Utsicht? Un' wer mott si na de römische 'setz drum kumere? Witjon?


    Schriev mi beck, ik won inne Gastellum vonne Legio Tweeuntwennich...


    Til ars...





    Mit Bestürzung las sie den Bericht über den Reiseverlauf. So schlecht war es ihr nicht ergangen, aber sie war auch nicht im Herbst verreist. Den Göttern sei Dank war er noch am Leben. Die nächste Frage beschäftigte sie noch mehr als die schlechten Meldungen. Eine neue Heirat. Egal ob nach römischen oder alten germanischen Regelungen musste sie wieder heiraten. Wer sollte es sein? Sie hatte keine Ahnung. Witjon, ja. er musste sich wohl drum kümmern. Er war wohl am ehesten derjenige, der sich anstatt eines Vaters darum kümmern sollte. Wäre sie in Germanien Witwe geworden, hätte sie einen Verwandten ihres verstorbenen Mannes geheiratet. Es gab einige männliche Decimer. Aber ob die sie heiraten würden? Wollte sie das überhaupt? Das wusste sie nicht. Sie konnte auch nicht noch einmal erwarten in den Genuß einer Liebeshochzeit zu kommen. Wer ihr vorgeschlagen wurde und willig war sie zu heiraten, würde es auch werden. Ob es ihr gefallen würde? Nein, natürlich nicht. Ob sie sich damit abfinden würde. Ja, das würde sie. Sie kannte so viele Beispiele wo es gut ausging. Man lernte sich kennen, schätzen und auch lieben. Sie konnte noch Kinder bekommen und das war auch wichtig, dass sie noch mehr Kinder in die Welt setzen würde. Ihr Verwandter hatte nur Recht damit es anzusprechen und sie musste sich beeilen ehe sie zu alt dafür wurde. Somit war wohl klar, was sie nach Alexandria antworten würde. Doch sie würde nicht gleich antworten. Morgen. Da hatte sie über alles nachdenken können.

  • An diesem Tag hatte sie endlich Zeit Alrik zu antworten. So saß sie nun am Tisch, gebeugt über Pergament mit der Feder in der Hand. Noch einmal las sie die Tabula, überdachte ihre Antwort und legte dann los.



    Duccia Venusia, Casa Decima, Roma, Italia


    AdTitus Duccius Vala
    Castellum Legio XXII
    NikopolisAlexandra et Aegyptus


    Daag Alrik,de glövst net wie ik mia freid det zu lesen. Wa de Reis soa arg? Dat tua ma leed. De rekte Lumb jebroche? Bi de Götter. Ik hop de wirst schnell wieda jesund.
    Een neue Wessel, ik werd ma schaue wat ik so schaffe. Ick schriev di dann.


    Aleksandrie is a groote et smucke Stadt. Look se dia richtig a. Ik war jerne da.


    Mi geit et goot. De Kinners wachsen et jedeien. Se möjen Roma. Nen behten allenig föhl ik mia. Wejen de nue Hirat hebben ik lang übalegt. Et iet an da Zeit wieder wat Neeis zu finden. Na de römische Jesetz kan ik det allenig suchen. Aba na de unsrige mutt det de Sippenüpperste mache. Dit ist wohl de Witjon. Doomaals hat de Sarolf zujesacht. Nach welche Jesetz solls wohl sein?


    Werd wieda g'sund mien Jung. De Jötter mojen bia da seen.


    Til ars
    Dagmar


    Nun musste der Brief nur noch auf den Weg gebracht werden.

  • Ephialtes hatte Venusia natürlich Bescheid gegeben und so war sie auch wie der Sklave dem Besucher versichert hatte zu Hause um ihn zu empfangen. Dem Herbst entsprechend hatte sie sich für diesen Tag Kleidung in braunen und orangefaribigen Tönen ausgesucht. So konnte sie bessern mit dem Wetter umgehen wenn sie die entsprechenden Farben auch trug. Als es nun an der Tür klopfte, bat sie den Besucher auch herein.

  • Selbstsicher wollte Sextus bereits den Weg ins Atrium einschlagen und blieb dort stehen, als der Sklave, der ihn führen sollte, aber weiter voranschritt. Doch auch das angenommene Tablinum war nicht das Ziel ihrer Reise. Und so war der Aurelier etwas verwundert, als der Sklave schließlich an einem Raum anklopfte, der sich nach dem Betreten als Cubiculum entpuppte.
    “Salve, Duccia Venusia. Danke, dass du mich empfängst.“ Ganz wie selbstverständlich ging Sextus dabei über die Wahl der Räumlichkeiten hinweg, wenngleich diese in seinen Gedanken durchaus eine Rolle spielten. Die Frau, die sich ihm präsentierte, war älter, aber noch gutaussehend. Zu alt für seinen Geschmack eigentlich, und nicht unbedingt sein Beuteschema. Allerdings machte die einfache Tatsache, dass sie ihn in ihr Privatzimmer gebeten hatte, und dass sie Valas Tante war, die Sache doch wieder etwas interessanter. Sextus erinnerte sich noch sehr genau an die Fragen seines Verbündeten bezüglich Sextus' Cousinen. Wer könnte es ihm da also verwehren, wenn er sich nun die Tante Valas etwas näher ansah?

  • Nachdem es geklopft hatte, war Venusia aufgestanden um den Besucher an der Tür in Empfang zu nehmen. Eine Sklavin betrat sofort den Raum und blieb neben der Tür stehen. Sie wollte für die Wünsche der Herrschaften bereit stehen.
    "Salve Aurelius. Man hatte mir gesagt, dass es um meinen Neffen geht. Für ihn und seine Freunde habe ich immer Zeit. Möchtest du etwas zu Trinken oder eine Kleinigkeit um den Magen ein wenig zu füllen? "
    Sie wusste nicht ob es wirklich ein Freund von Vala war. Über diesen Herren hatten sie soweit sie sich erinnern konnte noch nicht gesprochen und wenn doch. So hatte sie es vermutlich ob ihrer etwas einsamen und düsteren Trauerzeit wohl vergessen. So wie er jedoch gegenüber Ephialtes angekündigt worden war, erschien es ihr als wäre er ein Freund von Alrik und sie sollte sich diese Zeit auch dafür nehmen.
    "Aber bitte, nimm doch Platz."
    Sie deutete auf eine Sitzgruppe, die rechts von der Tür stand. Ihr Arbeitstisch stand links davon. Dann ging sie vor und setzte sich in einen von den drei Stühlen. Drei Stühle, weil sie auch hier mit ihren Kindern saß und Spiele spielte oder ihnen etwas erklärte.

  • “Wein, wenn du hast. Hälfte Wasser.“ Sextus begleitete die Duccia zu den drei Stühlen und setzte sich dann auf denjenigen, der näher zu dem von ihr gewählten stand. Kurz fragte er sich, warum sie überhaupt hatte drei Stühle hierhin stellen lassen, ob sie desöfteren Gäste in ihrem Schlafgemach zu empfangen pflegte und derer mehr als einen zur gleichen Zeit (gepaart mit ein paar wirklich unpassenden Bildern), aber er ließ sich davon nicht ablenken.
    “Und da du es gerade ansprichst: Ja, es geht um deinen Neffen. Genauer gesagt um ein Schreiben, welches er mir aus Ägypten gesandt hat.“ Er ließ ihr einen kurzen Moment, die Neuigkeit aufzunehmen, und beobachtete ihre Reaktion, ehe er fortfuhr. “Ich bin mir nicht sicher, was seine Kommunikation mit seiner Verwandtschaft angeht und inwiefern ich dir also nun Dinge berichte, die du unter Umständen schon weißt. In dieser speziellen Korrespondenz also ging es darum, dass sich seine finanziellen Mittel wohl dem Ende zuneigen und ich einen gemeinsamen Freund, der nach Ägypten versetzt wurde, bei dir vorbeischicken möge, einen Wechsel für ihn zu überbringen. Nur ist die Sache die, dass besagter Freund wohl schon abgereist ist und folglich die Bitte nicht erfüllen kann.“ Er ließ ihr nun erst einmal die Gelegenheit, etwas zu erwidern, er wollte sie ja nicht einfach niederreden.

  • Kaum hatte der Besucher sienen Wunsch ausgesprochen schon war die Sklavin losgelaufen um den Getränkewunsch zu erfüllen und es dauerte auch nicht lange bis der Aurelier einen Becher in der gewünschten Mischung vor sich zu stehen fand. Sie hatten sich gesetzt und Venusia widmete ihre Aufmerksamkeit ganz ihrem Gast. Immernoch war sie überrascht, dass ihr Neffe so gute Bekanntschaft mit einem Aurelier gemacht hatte.
    "Er hatte mir aus Aegyptus geschrieben und auch einen Wechsel gewüscht. Dass seine finanziellen Verhältnisse allerdings so schlecht aussehen, das hatte er wohl eher verschwiegen. Von einem speziellen Freund hatte er allerdings nicht gesprochen. Du willst also den Versandt des Wechsels übernehmen?"
    Abwartend sag sie den Aurelier an. Es war schon seltsam, dass er eine ihr unbekannte Person mit der Besorgung des Geldes beauftragen wollte, die nun irgendwie verschwunden war und nun dieser Mann bei ihr auftauchte. Ihrerseits begann sie ihn nun auch zu mustern. Irgendetwas bei diesem Besuch kam ihr eigenartig vor. Sie wusste im Moment nicht was es war. Aber da lag ihr definitiv etwas im Magen. Aufgeschlossen lächelte sie, verbarg ihre Bedenken für den Moment hinter ihrem becher mit Wasser und lächlte dann wieder weiter als sie ihn abstellte. Venusia war es gewöhnt zu Verhandeln und ihre Gefühle nicht zu zeigen. Das hatte sie in Germania in irher Zeit als Magistra und Comes gelernt. Wenn sie es daraus anlegte, konnte sie ein harter Verhandlungspartner sein. Da es um ihren Neffen ging, einer der wenigen direkten Verwandten, die sie noch hatte, wollte sie diese Seite nicht zeigen und verhielt sich offen und hilfsbereit. Wenn sie helfen konnte, so wollte sie es natürlich tun. Im Moment fehlte einfach die Offenbarung seiner Absichten. Sie war sich allerdings sicher, diese hoffentlich bald erfahren zu können.

  • Sextus nahm den Wein entgegen und nippte zwischendurch immer wieder einmal daran. Nicht der beste, den er je getrunken hatte, aber auch nicht der schlechteste, und die Mischung war ganz genehm.
    “Den Versand? Nein. Mich persönlich binden ohnehin mein Amt und meine Aufgaben an Rom. Ich bin Haruspex, musst du wissen, und hoffe baldigst in den Senat aufgenommen zu werden.“ Was nach dieser ewigen Wartezeit – immerhin bald zwei Jahre! - auch Zeit wurde. “Mein Interesse bestand eher darin, meinem Freund einen Gefallen zu tun. Häufig ist es Männern unangenehm, ihre weiblichen Verwandten direkt um Geld zu bitten, so dass solche Sorgen, wiewohl sie zu oft unangenehmen Folgen führen können, lieber verschwiegen werden. Und da Quintilius Sermo – so der Name besagten angedachten Überbringer des Wechselverkehrs – nun diesen Freundschaftsdienst nicht erfüllen kann, wollte ich dich ins Bild setzen.“ Er konnte ja nicht wissen, dass Vala zwar seiner Tante geschrieben hatte, dass er Geld brauchte, aber nicht das von Sermo, und auch nicht, dass er Sextus über all diese Dinge geschrieben hatte. Konnte ja keiner Gedanken lesen, schon gar nicht über Kontinente hinweg.
    “Allerdings könnte ich dir anbieten, dass dein Bote auf der Nordwind mitfahren kann, wenn sie das nächste Mal nach Alexandria fährt. Das Schiff ist im Besitz meiner Gens. Wobei ich meine, dass die Decimi ebenfalls über eigene Schiffe verfügen, falls du lieber auf deine Schwägerschaft für einen solchen Dienst zurückgreifen möchtest.“

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!