Ihrer Maske hatte die Katzengöttin sich mittlerweile wieder entledigt, störte das goldene Ding doch ungemein beim Essen. Ohnehin hatte es zu sehr den Blick eingeschränkt.
Mehr und mehr genoss sie schließlich die Feier, denn allein der Umstand, dass sie hier in aller Öffentlichkeit ihre Zuneigung zu Celeste ausleben konnte, war ein enormer Pluspunkt. Es wurden flüchtige Liebkosungen ausgetauscht, sich gegenseitig mit würzigen Leckereien gefüttert und, mit zunehmendem Weinkonsum, kichernde Bemerkungen ausgetauscht. Der Wein... Amneris war, wie ihre göttliche Begleiterin, nicht sonderlich trinkfest. Alkohol pflegte sie selten zu sich zu nehmen, schlicht weil sie zum einen kaum Gelegenheit dazu hatte und zum anderen in ihrem Metier stets ein wacher Geist gefragt war. Jenen verlor Amneris, alias Sachmet, hier allerdings zunehmend, denn auch ihre Sklavin trug Sorge dafür, dass ihr Weinbecher niemals leer wurde. Und dies auf eine so selbstverständliche und unsichtbare Art und Weise, dass die Nubierin dies nicht einmal bemerkte. Allerdings gab es auch wahrlich genug Ablenkung.
Der "Einritt" des Gastgebers entlockte der um Grimmigkeit bemühten Sachmet ein Grinsen und so stimmte auch sie ins "Novum vetus vinum bibo, novo veteri morbo medeor" mit ein. Allerdings wurde ihre Aufmerksamkeit schnell von den unzähligen Leckereien in Beschlag genommen. Unmöglich alle Gerichte beim Namen zu nennen, ja sie war sich nicht einmal sicher, alle Zutaten schon einmal gesehen zu haben. Experimentierfreudig wie Amneris jedoch war, entschied sie sich von allem ein wenig zu probieren. Ein Ding der Unmöglichkeit, wie sich herausstellte, war doch schlicht zu viel vorhanden, um es an einem Abend allein zu essen. So lehnte sie sich nach einer Weile mit einem Seufzer der Zufriedenheit zurück und hoffte vor dem nächsten Gang wieder ein wenig Platz in ihrem Magen zu haben.
Es war kein Platz. Aber das machte nichts, Sachmet gedachte nicht die Hauptspeisen auszulassen und so wurde abermals probiert und probiert, bis tatsächlich nichts mehr hinein passte. Um den scharfen Geschmack loszuwerden wurde mit reichlich Wein nachgespült, was die sonst so beherrschte Amneris immer unbedarfter werden ließ. Nicht einmal Celestes 'Flirtereien' entlockten ihr mehr böse Blicke, nein, es war ein wundervoller Abend, warum sollten sie nicht ihren Spaß haben. So sah auch Sachmet sich wohlwollend um, machte keinen Unterschied mehr zwischen Mann und Frau, Sklave und Senator, sondern betrachtete allein mit dem Blick einer Raubkatze die Herdentiere, die nur auf einen Jäger warteten, der sie erlegte. Natürlich, sie schaute nur. Nach etwas anderem stand ihr derzeit noch nicht der Sinn - wie auch, lag doch die fleischgewordene Aphrodite neben ihr.