Hauptverhandlung IUD PUB I/DCCCLX - Faustus Octavius Macer vs. Gnaeus Varius Burrus

  • Ein Aushang an der Basilica gab bekannt, was heute verhandelt werden sollte:


    Hauptverhandlung IUD PUB I/DCCCLX
    Faustus Octavius Macer vs. Gnaeus Varius Burrus


    Die Anklage lautet auf Mord an Caius Octavius Cato.


    Iudices sind Spurius Purgitius Macer, Marcus Vinicius Lucianus und Lucius Flavius Furianus.

  • Macer hatte sich an diesem Morgen natürlich seine schönste Toga umgeworfen und war schon früh zu den Gerichtshallen gekommen. Insgeheim erhoffte er sich ein gut besuchten Prozess, bei dem sein Bekanntheitsgrad etwas steigen könnte.


    Froh gelaunt betrat er die Halle und grüßte zunächst den Praetor, um dann auf seinem Anklägerstuhl Platz zu nehmen. Salve Praetor Purgitius Macer, ein wunderschöner Tag, um Mördern den Prozess zu machen.

  • Macer hatte vor einigen Tagen, als die Anzeige erstatt wurde, gar nicht gefragt, ob Octavius Macer sich durch einen Anwalt vertreten lassen würde, oder die Anklagerede selber halten würde. Nun erschien er offenbar alleine, womit die Frage beantwortet war. Da der Täter angeblich schon geständig war, war dies natürlich eine gute Gelegenheit, einen sicheren Sieg einzufahren und damit auch einen gewissen Ruhm als Gerichtsredner zu sammeln. Zumindest dachte Macer sich, dass der andere Macer sich eben dieses dachte.


    "Salve, Octavius Macer", grüßte er allerdings neutral, da er als Praetor und vorsitzender Richter natürlich nicht voreingenommen sein durfte. "Erst der Tag, an dem es keine Mörder mehr gibt, wird ein wunderschöner Tag sein", antwortete er philosophisch und für ihn ungewohnt pessimistisch und wusste genau, dass wohl vorher noch die Welt untergehen oder zumindest die Menschheit aussterben musste, ehe es keine Mörder mehr gab.

  • Bei einem ihrer vielen Spaziergänge hatte Septima den Aushang über die Verhandlung wegen Mordes an Caius Octavius Cato gelesen. Kläger war Octavius Macer, was die junge Frau dazu veranlasste, dieser Verhandlung beiwohnen zu wollen. Wann hatte sie schon mal die Gelegenheit, den Mann ihres Herzen frei bewundern zu können.


    Somit hatte sie sich an diesem Tag, selbstverständlich in Begleitung ihres Leibwächters Baldemar, unter die Zuschauermenge gemischt.

  • "Salve, Vinicius Lucianus", grüßte Macer den Iudex zurück. "Wir haben noch nicht angefangen. Wie du siehst, sind wir noch lange nicht komplett." Er deutet auf die offensichtlich noch leeren Plätze, sowohl auf dem Tribunal der Iudices als auch auf der Anklagebank.

  • Just in diesem Moment betrat der flavische Senator den Verhandlungsraum und steuerte, dieses Mal an der Zuhörerbank vorbei, direkt auf das Tribunal zu, wo er neben Macer Platz nahm.


    "Salvete, die Herrschaften. Entschuldigt, aber die Straßen Roms sind heute wieder einmal überaus voll.", entschuldigte er sich ungebunden mit einem leichten Lächeln.

  • Am Tag der Verhandlung ließ ich es mir nicht nehmen, den Gefangenen selbst zu Basilica Ulpia zu überführen. Ich war ihm so lange hinterher gewesen, da wollte ich auch dabei sein wenn ihn (hoffentlich) endlich die Gerechtigkeit ereilte. Dass der Schurke selbst nur herumgeflucht hatte, als er über den Prozess in Kenntnis gesetzt worden war, dass er anscheinend gar nicht dabeisein wollte, das spielte keine Rolle. Für sein Verbrechen sollte er sich verantworten.
    Zwei Soldaten flankierten den Gefesselten, und ich ging vorneweg, so traten wir in die Basilica Ulpia. Das Hallen der Caligae kündigte uns an. Die Milites drückten den Gefangenen auf die Anklagebank und nahmen neben ihm Aufstellung, ich trat vor den Praetor und führte grüßend die Faust zur Brust.
    "Salve Praetor Purgitius! Centurio Decimus Serapio, ich bringe dir den Angeklagten Gnaeus Varius Burrus. Ich war in diesem Fall mit den Ermittlungen und dem Verhör betraut. Hier die Ergebnisse der Vernehmungen."
    Mit diesen Worten reichte ich ihm das Protokoll, auf dem fein säuberlich vermerkt war, was ich während der langen unschönen Sitzungen aus dem Messermörder hatte herausquetschen können.



    Protokoll – Verhör des Gnaeus Varius Burrus


    Name des Gefangenen:
    Gnaeus Varius Burrus alias "Sadales Polxemidas"
    Stand:
    Römischer Bürger
    Festname:
    ANTE DIEM IV NON SEP DCCCLIX A.U.C., Petersilienweg, Subura, wegen Verdacht des Mordes an Caius Octavius Cato



    Ergebnisse des Verhörs:


    Vorgeschichte:
    Gnaeus Varius Burrus stammt aus Lanuvium in den Albaner Bergen. 33 Jahre alt. Ledig. Eltern sind Kleinbauern, konnten sich nicht gegen Latifundienbesitzer behaupten, sind verarmt. Varius ging nach Rom, um Arbeit zu finden. Wohnt seitdem in der Subura. Wechselnde Tätigkeiten als Tagelöhner, Hafenarbeiter, Fuhrknecht und Rausschmeißer. Änderte seinen Namen in Sadales Polxemidas. (Sadales nach einem Gladiator aus Lanuvium, Polxemidas nach dem Protagonisten der Schundgeschichte "Polxemidas, Held der Ägäis".) Verfiel der Trunksucht und dem Wettfieber, machte Schulden.


    Tathergang:
    Am Wahltag ANTE DIEM VIII KAL SEP DCCCLVIII A.U.C. wurde Varius wegen Mietschulden von seinem Vermieter (L. Ennius Probus, Besitzer einer Insula in der oberen Kanalgasse) vor die Türe gesetzt. Ebenso sein Kumpan "Strepitus", mit dem er sich das Zimmer geteilt hatte. Die beiden Männer lungerten daraufhin am Fuße des Viminal herum, tranken und bettelten um Almosen. Gegen Mittag trafen sie auf ihr Opfer: Caius Octavius Cato, ohne Leibwächter oder sonstige Begleiter, auf dem Rückweg von der Curia Iulia, wo er sich vergeblich zur Wahl gestellt hatte. An der purpurgesäumten Toga erkannten sie seinen Stand. Bettelten ihn vergeblich an. Folgten ihm bis in die Gasse "Krumme Stiege", wo sie ihn hinterrücks angriffen.
    Varius hat im Verhör gestanden, Octavius mit einem Messer in den Rücken gestochen zu haben. Das Opfer drehte sich daraufhin um, es kam zu einem kurzen Handgemenge. Laut Aussage des Varius war es Strepitus, der den Octavier dann mit einem Stich ins Herz endgültig tötete. Nach dem Mord raubten die beiden dem Opfer die Geldbörse, wurden dann gestört und flohen.
    Sie teilten die Beute. Varius verbrauchte seinen Anteil u.a. für seine Wettleidenschaft. Sein Komplize Strepitus starb im letzten Sommer an einem Fieber. (Diese Aussage bez. Strepitus wurde inzwischen von uns überprüft, sie entspricht der Wahrheit.)


    Einschätzung des Gefangenen:
    In unserem Gewahrsam zeigte sich Gnaeus Varius Burrus als abgestumpfter Gewalttäter mit verrohtem Wesen. Er offenbarte einen starken Groll gegen bessergestellte und reiche Personen, und legte keinerlei Reue für seine Bluttat an den Tag.



    F. Decimus Serapio
    Centurio Cen IV Coh I Cohortes Urbanae

  • Fast schon etwas zu spät, huschte Calvena, gefolgt von Simplex in den Gerichtssaal und drückte sich dann unauffällig an der Wand lang ein wenig nach vorn, damit sie etwas sehen konnte. Wie so häufig ärgerte sie sich ein wenig darüber, dass sie eben etwas kleiner war und damit Schwierigkeiten hatte über die vielen Köpfe hinweg zu sehen. Simplex schob sich hinter ihr her und drängte den ein oder anderen aufdringlichen Mann beiseite. Schließlich hatte sie einen Platz gefunden, von dem sie aus, das Geschehen ein wenig beobachten konnte. Sie war hier, weil Macer ihr von dieser Verhandlung erzählt hatte. Dass auch Tiberia Septima hier war, konnte sie nicht ahnen, sah diese aber auch nicht, weil ihr so viele Menschen im Weg standen.


    Sie entdeckte Macer und die drei Richter und dann wurde auch schon der Gefangene herein geführt. Sie stellte sich auf die Zehenspitz und versuchte einen Blick auf den Mann zu erhaschen, doch mehr als seinen zusammen gesunkenen Rücken und ein paar dunkler Haare konnte sie nicht viel erkennen. Schließlich wartete sie einfach ab, was geschehen würde.

  • Es dauerte noch eine ganze Weile, bis endlich alle wichtigen Personen eingetreten waren.


    Macer selbst ging zu den Iudices um sie persönlich zu begrüßen. Salve Senator Vinicius Lucianus. Salve Senator Flavius Furianus


    Dann begab er sich wieder auf die Klägerseite und nach weiteren Momenten wurde endlich das Schwein von Mörder in die Halle gebracht. Auch wenn es Macer nie besonders berührt hatte, der Anblick dieses Mannes war grauenvoll.
    Erst jetzt bekam Macer die letzte Motivation, endlich Gerechtigkeit walten zu lassen und er würde nicht eher ruhen, bis er verurteilt worden sei.


    Er schaute gespannt zum Praetor, der jeden Augenblick die Verhandlung eröffnen sollte.

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    Sadales Polxemidas oder auch Gnaeus Varius Burrus wurde zu seiner großen Unbill zur Verhandlung und in diesen Raum gebracht. Auf dem Weg hierher hatte er genug Zeit noch viele seiner Beleidigungen und Verwünschungen auszustoßen und laut auf sich aufmerksam zu machen. Er war zwar gefesselt gewesen, aber man hatte ihm nicht den Mund gestopft. Selbst noch auf den Stufen zum Gebäude war er nicht still zu bekommen. Irgendwann saß er dann auf der Bank und die beiden Urbaner, die ihn hier hergeschleift hatten, blieben neben ihm stehen. Sie hatten wohl Angst, dass er weglaufen könnte.


    Sadales selbst gab keinen guten Anblick ab. Die Tage im Carcer hatten ihn schon ein wenig gezeichnet. Dunkle Augenringe zierten das narbige Gesicht, er wirkte etwas verdreckt und abgemagert. Ihm fehlte das gute Essen von einigen Tagen, das er sonst gewohnt war. Bei der CU gab es ja nicht so viel.


    Nun saß er hier, sah sich um. Lauter Reiche waren hier zu sehen, sein Blick verfinsterte sich. Sie alle hatten ja gut reden. Sie mussten nicht hungern, konnten jederzeit nach Hause gehen und bekamen die besten Speisen, die man sich vorstellen konnte. Er hatte dafür zu kämpfen gehabt oder zu morden. Sein Opfer hatte es verdient. Doch noch schwieg er, wollte abwarten was passieren würde.

  • Die Liktoren des Praetors waren heute vollzählig versammelt. Es waren zehn an der Zahl und sie hatten einen gesonderten Platz neben den Protokollanten und anderen Gerichtshelfern des Praetors. Quintilius Sermo und Mettius Serranus hatten darum gebeten, in direkter Nähe des Angeklagten stehen zu dürfen, was ihnen gewährt worden war. So flankierten sie die Männer der Cohortes Urbanae und achteten darauf, dass der Mann, den sie über die heutige Verhandlung informiert hatten, auch ja nicht entwischen konnte. Für Sermo hatte dieser Fall obendrein eine gewisse persönliche Bedeutung. Nicht, dass der Angeklagte ihm auch nur einen Fliegenschiss wert gewesen wäre. Vielmehr war er daran interessiert, wie die Geschehnisse der Nacht des Rattenbeißens - in die er ja leidlicherweise auch involviert gewesen war - ein Ende nehmen würden. Und merkwürdigerweise war er außerdem gespannt, den Centurio von den Decimern noch einmal zu sehen. Warum? Er wusste es nicht. Nach seiner unfreiwilligen Nacht im Verhörraum der Castra musste er oft an diesen Mann denken, der ihn so gewissenhaft ausgequetscht - oder es zumindest versucht - hatte. Wie dem auch war, Sermo wechselte nur einen kurzen Seitenblick mit seinem Freund Mettius und fixierte dann den Angeklagten, der hereingeführt wurde. Verachtung erfüllte seinen Blick. Sermo konnte solche Kreaturen nicht ausstehen. Menschen, die für eine leppischen handvoll Geld töteten. Abschaum, mehr war dieser Mann nicht. Centurio Decimus legte das Protokoll vor und stellte sich dann ebenfalls zur Anklagebank hinzu. Sermo nickte ihm nur knapp zu und richtete dann seinen Blick wieder auf die Besucher, die den Prozess mitverfolgen wollten. Es waren viele gekommen, doch bekannte Gesichter hatte er noch nicht erkennen können. Einzig Octavius Macer kannte er, dem er bei Blickkontakt ebenfalls kurz zunickte. Sermo konnte es nicht leugnen, er fühlte sich tatsächlich wohl als Vertreter des Gesetzes - auch wenn es nur in der Rolle des Liktors war.

  • Wie spektakulär für Caius! Eine öffentliche Verhandlung, bei der es um den Mord an einem angesehenen Römer ging. Nun drängte sich auch Caius - ein wenig zu spät - durch die Zuschauermassen. Der Fall zog einiges an Öffentlichkeit an. Es brauchte zwar eine Weile, aber letztlich hatte er sich durchgekämpft, bis in die zweite Reihe, und hatte eine vorzüglichen Blick über einen etwas kleineren, dickeren Römer.
    Zuerst richtete sich sein Fokus auf die drei Richter, alles anscheinend Senatoren, vermutlich relativ bekannte. Vom praetor meinte Caius sogar schon einmal gehört zu haben, er meinte zu wissen, dass jener mal Statthalter einer nördlichen Provinz gewesen sei. Danach schweifte sein Blick über die Anklage- und Verteidigerbank, blieb kurz an dem etwas ärmlich aussehendem Angeklagten hängen, und wanderte dann über die Zuschauermassen. Hier war er besonders erstaunt, denn man sah das gesamte Spektrum Roms - normale, anständige Bürger, einfache, sensationsgeile Arbeiter, sogar schicke Frauen fand man im Publikum.

  • Nach und nach tröpfelten die noch fehlenden Prozessbeteiligten ein und Macer legte keine unnötige Eile an den Tag. "Salve, Flavius Furianus", begrüßte er auch seinen zweiten Iudex und dankte ihm ebenso wie dem ersten für sein Erscheinen. Den Angeklagten nahm er mit einem Nicken zur Kenntnis und die Meldung des Centuio nahm er entgegen, wie er schon so viele Meldungen zuvor in früheren Jahren entgegen genommen hatte. "Danke Centurio. Sollte es zur Verurteilung kommen, nehmt ihr den Mann nachher wieder mit." Auch Zuschauer kamen noch und solange der Raum noch nicht zum Bersten gefüllt war, sollten diese ruhig so viel vom Prozess mitbekommen.


    Dann eröffnete Macer offiziell die Verhandlung. "Ich bitte um Ruhe. Es geht heute um die Anklage von Faustus Octavius Macer gegen Gnaeus Varius Burrus wegen Mordes an Caius Octavius Cato. Ich stelle fest, dass Kläger, Beklagter und das Gericht vollzählig anwesend sind. Die Hauptverhandlung des Iudicium Publicum ist damit eröffnet und ich erbitte für alle Beteiligten den Beistand von Iustitia." Er machte eine kurze Pause. "Der Kläger hat das Wort."

  • Neugierig, da dies ihre erste Verhandlung war, der die junge Patrizierin beiwohnte, schaute sie sich die einzelnen Personen und deren Sitzaufteilung genau an. Leider hatte sie niemanden dabei, der sie über die Aufgaben der einzelnen, teilnehmenden Personen aufklären konnte. Septima nahm sich vor, bei ihrem nächsten Treffen Macer danach zu fragen. Vielleicht würde sie auch öfters einer Verhandlung beiwohnen, dann würde sie es vielleicht selbst herausfinden.


    Dann wurde der Angeklagte herein geführt. Es mußte auf jeden Fall der Angeklagte sein, denn so heruntergekommen, wie dieser ausssah, konnte es unmöglich jemand anderes sein. 'Der sieht schon aus wie ein Verbrecher.' ging es durch Septimas Kopf. 'Nein, wirklich kein schöner Anblick.' Da richtete sie ihr Augenmerk lieber wieder auf Octavius Macer., der in seiner Toga eine unglaublich gute Figur machte. Immerhin war sie hauptsächlich wegen ihm hier her gekommen.


    Purgitius Macer ergriff das Wort und die Verhandlung wurde eröffnet. Gespannt schaute Septima auf ihren Liebsten, um sich einfach nur an seiner Stimme zu ergötzen. 'Ob er mich wohl bemerken wird?' fragte sie sich und fühlte noch einmal mit der Hand über ihr kunstvoll hochgesteckts Haar. Saß auch alles noch richtig? Ja doch, die Haare hielten ihrer Überprüfung stand. Auch Senator Flavius Furianus war anwesend, und Septima versuchte ebenfalls zu diesem einen kurzen Blickkontakt, zwecks Begrüßung durch ein einfaches Kopfnicken herzustellen. Ob die Männer sie überhaupt in der Masse von Zuschauern erkennen mochten, konnte Septima nicht einschätzen. Aber immerhin hatte Baldemar ihr einen guten Platz erkämpft, von dem aus sie ungestört der Verhandlung zuschauen konnte.

  • Das Gericht war vollständig, der Angeklagte auf eine Bank gesetzt und die Zuschauer gespannt. Was würde mit dem Mörder geschehen?


    Das Wort wurde nun an Macer geleitet, er erhob sich bedächtig. Kurz dachte er noch einmal über das Protokoll der CU nach, dann sammelte er seine Worte, die zusammen mit seiner Wut nun ein Wortinferno hervorbringen sollten.
    Er ging ein paar Schritte vor, um näher am Angeklagten zu sein, es war still, er räusperte sich ein letztes Mal...


    Werte Iudices, Werte Senatoren, Bürger von Rom!
    Wir sind heute zu dieser Verhandlung gekommen, um Gerechtigkeit einzufordern, um Gerechtigkeit in einem Mordfall.
    Lasst mich kurz den Tathergang erläutern: Es war Wahltag ANTE DIEM VIII KAL SEP DCCCLVIII A.U.C., mein ehrenwerter Verwandter Caius Octavius Cato musste leider eine Niederlage wegstecken. Er war enttäuscht, traurig. Er wählte den kürzesten Weg nach Hause, der durch die Subura führte. Dort haben ihm zwei Männer aufgelungert, die eine Almose verlangten. Octavius Cato war dazu nicht bereit, die beiden waren verärgert und haben ihn getötet und ausgeraubt.

    Er machte eine kurze Pause, dann ging er noch ein paar Schritte und zeigte direkt auf Burrus.
    Dieser Mann, Gnaeus Varius Burrus, ist einer der Mörder, von Wettschulden und Trinksucht getrieben. Immerhin hat er den Mut, die Tat zu gestehen, auch wenn er seinem Komplizen den entgültigen Todesstoß anzettelt. Der Komplize ist bereits dahingerafft, so dass wir dessen Aussage nicht mehr zur Kenntnis nehmen können.
    Wieder machte er eine kleine Pause, bevor er zum Ende seiner Anklage kam.
    Es ist meiner Meinung nach gleichgültig, wer meinen Verwandten entgültig getötet hat. Beide sind als Mörder dahinzustellen und dem entsprechend auch zu verurteilen. Deshalb plädiere ich gemäß dem Codex Iuridicialis § 73 auf Mord an Caius Octavius Cato. Aufgrund der Skrupellosigkeit und der Tatsache, dass sie das Opfer letzendlich sogar noch ausgeraubt haben, plädiere ich sogar auf Abschnitt 2, Todesstrafe! Mit diesen Worten setzte er sich und wartete ab, was nun geschehen sollte.
    Innerlich kochte er von seinen Gefühlen, nur langsam konnte er sich wieder beruhigen.





    *edit: Rechtschreibteufel, Einfügung (kein Einfluss auf jeglichen Inhalt)

  • Macer folgte der Anklagerede schweigend und mit neutralem Gesichtsausdruck. Sie war kurz, aber deutlich. Macer blickte kurz zu seinem Iudices, dann zum Angeklagten. "Der Angeklagte hat das Wort."

  • [Blockierte Grafik: http://img44.imageshack.us/img44/4729/sadalesava.jpg]


    Sadales alias Burrus kannte sich mit Prozessen nicht ein bisschen aus. So war er erst überrascht, als er auf einmal zum Sprechen aufgefordert wurde, aber dann fackelte er nicht lange. Er erhob sich, aufgrund der hinter dem Rücken gefesselten Hände etwas ungelenk, und dann auch seine Stimme, die tief, dabei etwas heiser war.


    “Warum soll ich hier was sagen?! Ihr gelackten Possenreisser habt doch eh schon beschlossen mich kalt zu machen!
    Schaut euch nur an, da hockt ihr, vollgefressen und selbstgefällig, behängt mit Klunkern, aufgetakelt in euren Togen – von dem Wert einer dieser Togen könnte eine Familie in der Subura ein Jahr lang auskommen! Ihr Purpurschwätzer glaubt ihr könnt mich verurteilen!
    Aber ich war's nicht. Ich hab diesen Typen nicht umgebracht. Obwohl er so geizig war wie der Tiber stinkend, und obwohl er uns übel beschimpft hat, den Strepitus und mich. Wir wären doch Abschaum, hat er gesagt. Ne Arbeit sollen wir uns suchen, hat er gesagt. Scheiße, ich hab versucht eine zu finden! Aber die ganzen Sklaven nehmen uns doch die Arbeit weg! Für nen einfachen Römer gibt’s da nichts mehr zu finden, was einigermassen anständig bezahlt wäre!“


    Der Angeklagte ballte die gefesselten Hände zu Fäusten und sah zornig in die Runde der Ankläger und Zuschauer, funkelte vor allem die Urbaner anklagend an.


    “Ja, ihr da, ihr habt gut reden! Ihr habt selbst Sklaven, und jede Menge Geld, genug Essen sowieso, euch Blutegel schert es einen Dreck wenn in der Subura die Menschen vor die Hunde gehen!!
    Aber ich hab diesen Octavius nicht umgebracht. Strepitus war das. Ich hab noch gesagt lass es sein, aber er war stinkwütend, weil der Kerl uns so beschimpft hat. Ich hab kein Blut an meinen Händen, und das hab ich auch gleich gesagt, aber diese Schweine in Uniform da, die ham nicht locker gelassen, die haben mich solange geprügelt, bis ich dann halt genau das gesagt habe was sie hören wollten!“

  • Macer nickte langsam, während er den Angeklagten reden hörte. Es wäre ja auch zu einfach gewesen, wenn dieser nun noch einmal öffentlich alles zugegeben hätte und der Prozess damit schon so gut wie beendet wäre. Immerhin war es das erste Mal, dass Macer sich als vollgefressen bezeichnen lassen musste, zumindest wenn er die Ausbrüche des Angeklagten auch auf die anwesenden Richter bezog. Das rang ihm zumindest ein leichtes Lächeln ab.


    "Ich stelle fest, dass sich der Angeklagte bezüglich der eben gehörten Anklage als nicht schuldig betrachtet. Bisher hat der Ankläger keine Zeugen benannt oder andere Beweismittel in die Verhandlung eingeführt." Er wandte sich direkt an Octavius Sura. "Möchtest du dies nun nachholen?" Noch bevor der Octavier antworten konnte, hob Macer jedoch die Schriftrolle hoch, die ihm der Centurio zuvor ausgehändigt hatte. "Das Protokoll der vom Angeklagten bereits erwähnten Vernehmung liegt dem Gericht bereits vor", erklärte er kurz dazu, damit alle Beteiligten auf demselben Sachstand waren.

  • Bevor Macer seinen Zeugen aufrufen lies, wollte er doch noch kurz auf die beleidigende Worte des Angeklagten zu sprechen kommen.
    Dessen Beschimpfungen hatten ihn äußerlich kaum berührt, innerlich aber hat er einen empfindlich Nerv bei Macer getroffen. Noch konnte er sich beherrschen.


    Ich werde über die Anschludigen an unsere Gesellschaft unkommentiert lassen. Jedem römischen Bürger ist es möglich eine Arbeit zu bekommen, kann es nicht sein, dass du zu faul und betrunken warst, um überhaupt irgendwie etwas Anständiges zu suchen.


    Wie mein Verwandter auf eure Gedränge reagiert hat, kann hier niemand bezeugen. Selbst wenn er euch beleidigt hat, euch als Abschaum bezeichnet hat, ist es KEIN Grund einen Mord zu begehen!


    Nun konnte endlich sein Zeuge kommen, er sollte die Anklage noch erdrückender machen. Wir haben nun mehrere Versionen von unserem Angeklagten gehört. In dem Verhör durch die Cohortes hat er angegeben, er hätte Octavius Cato zumindest mit einem Messer gestochen. Nun behauptet er, er hätte gar kein Blut mehr an den Fingern...allein diese Verfahrenheit deiner Geschichten hier stinken nach einer Lüge. Aber um dem noch mehr Nachdruck zu verleihen und um auch dem Protokoll mehr legitimation zu geben, möcte ich jetzt den Centurio der Cohortes Urbanae Faustus Decimus Serapio in den Zeugenstand rufen!


    Er nickte dem Centurio zu, der sich daraufhin erhob...

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