Nuptiae Consulares - Festzug und Ankunft

  • "Talassio! Talassio!"
    "Talassio! Talassio!"


    mit diesen Rufen wurde das Brautpaar immer wieder angerufen, während es die lange Prozession vom Quirinal hinab- und dann den Esquilin wieder hinaufführte. Der Weg war ziemlich lang und der Consul hatte ganz vergessen, wie anstrengend es war, die Steigung seines Heimathügels hinaufzukommen. Immer wieder fragte er sich, wie er es nach diesen Strapazen noch schaffen sollte, seine Braut über die Schwelle zu tragen.


    Doch von all dem ließ er sich nichts anmerken, als er breit lächelnd, den Schweiß auf der Stirn, durch die Gassen Roms marschierte. Vor ihm stolzierte der kleine Flavius, kurz dahinter folgten die beiden anderen Knaben, die Laevina begleiteten. Die Luft war erfüllt vom diffusen Spiel der Tibicines, die man für diesen Zweck angeheuert hatte. Außerdem begleitete ihn noch sein treuer Sekretär Lukios, in der Hand einen Beutel Nüsse - denn immer wieder musste der Bräutigam inne halten und ein paar Kindern, die jubelnd auf ihn zu sprangen, mit ein paar Nüssen befrieden. Auch zu diesem Ritus machte Durus gute Miene und warf die Früchte immer wieder auf den Boden, von dem er selbst wohl nie etwas aufgehoben hätte, um es zu essen.


    Aber immerhin lenkte ihn das von den Spottliedern ab, die mancher Hochzeitsgast zum Besten gab...

  • Der Brautzug hatte die Villa Aurelia kaum verlassen, war kaum eine halbe Meile voran gekommen, da sehnte Gracchus bereits sich danach, aus der Schlange aus Menschen auszubrechen, bog doch unweit ein Weg ab, welcher nach einer Biegung zur Villa Flavia hin führte, die so nah und doch in diesem Augenblicke unendlich fern ihm war. Gerne hätte er alternativ sich in die hinteren Regionen des Zuges begeben, dessen Ende gewöhnlich ob der unterschiedlichen Geschwindigkeiten der Teilnehmer mit der Zeit immer weiter sich auseinander zu ziehen beliebte, doch eilte unermüdlich seine Gemahlin Antonia an seiner Seite, nicht zulassend, dass allzu viel Raum zwischen sie und ihren Sohn konnte gelangen, dass nichts ihm übrig blieb, als ihrer ausschreitenden Geschwindigkeit sich anzupassen. Einen Fuß vor den anderen zu setzen erforderte ob dessen Gracchus' gänzliche Konzentration, dass er nicht einmal der zotigen Sprüche wurde gewahr, zu welchen trotz - oder gerade wegen - des Status Tiberius' die Gäste sich ließen hinreißen.


    "Der Atem des Consuls ist wohl lang,
    ob da auch sein Genius mithalten kann?
    Heute Nacht muss er's endlich beweisen,
    die Aurelia hinein in die Ehe reißen!
    D'rum nimm sie, Tiberius, gleich richtig ran,
    dass an den Mächtigen sie sich gewöhnen kann!"

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Ich kriegte zum Glück nicht näher mit, was mit Ursus in den letzten Minuten des Mahls geschah, sonst wär ich womöglich zu allem Überfluss auch noch eifersüchtig geworden...
    So konnte ich mich auf die Aufregung konzentrieren, die sich nun breit machte. Die Feier war vorbei, nun kam der Zug zu meinem neuen Heim, der Moment, der mir gleichermaßen Angst wie auch Spannung bescherte rückte immer näher.
    Ich war froh und erleichtert, als Durus Frau den Part meiner Mutter übernahm, irgendwie hatte ich daran gar nicht mehr gedacht. Einmal mehr wurde mir bewusst, wie sehr man sich um mich kümmerte! Würde sich das jetzt ändern? Aber nein, da war ja noch der Räuber, Durus. Er würde sich in Zukunft um mich sorgen. Strahlend nahm er sich an meine Seite und nachdem die Fackel, die von dem jungen Flavier vor uns hergetragen wurde, entzündet war, konnte der Zug losgehen.
    Auf der Strecke war mir zunächst kalt, doch wenig später ging es mir wie meinem Gatten: Der Weg war weit und Rom wird nicht zu Unrecht die Stadt auf den sieben Hügeln genannt. Ich hätte nichts einzuwenden gehabt, hätte er mich schon jetzt - bis zur Türschwelle - getragen. Aber natürlich ging das nicht.
    Die frische Luft nüchterte mich merklich aus - was ich ein wenig bereute.
    Als ich die Spottlieder der Gäste hörte, die eigentlich Durus gewidmet waren, bekam ich ein wenig Angst. Ich drückte Durus und hoffte, er würde sehr lieb und sanft zu mir sein!
    Ansonsten kriegte ich nicht viel mit von den Menschen die unseren Zug begleiteten: Der Wein und die Aufregung, das viele Neue und das seltsame Gefühl eines starken Mannes an meiner Seite machte mich ein wenig benommen.

  • Mit größter Seriosität kam der junge Flavius seiner heiligen Obliegenheit nach, die er bei jenem Spektakel zu erfüllen hatte. Vor sich Fackel aus dem Holze der Weißdorne haltend, als handele es sich bei ihr um einen goldenen Legionsadler, setzte er einen Fuß vor den anderen. Fortuna war es zu danken, dass er nicht tatsächlich die Spitze des Zuges zu übernehmen hatte, da er jeglicher Kenntnis der urbanen Topographie der Urbs entbehrte und selbst zu jenem Zeitpunkt, an dem der Brautzug jene Abbiegung in Richtung der Villa Flavia Felix passierte, kaum den Weg nach Hause gefunden hätte, sondern einige Sklave sich an die Spitze gesetzt hatten, denen zweifelsohne aufgetragen worden war, die Festgesellschaft vor jenen allgegenwärtigen Banditen und Bettlern zu bewahren.


    Indessen vernahm der Knabe auch jene tendenziösen bis obszönen Spottverse, deren Absingen an diesen Festtage gestattet war, wobei er sich die Bedeutung jener ordinären Worte nicht zu erschließen vermochte, was ihn in anhaltendes Spintisieren über jene mirakulösen Äußerungen stürzte.

  • Irgendwo in dem Zug hatten sich auch Macer und Albina eingereiht, deren eigener Brautzug ja auch noch nicht so lange her war. "Talassio!", stimmte auch Macer gelegentlich in die Rufe mit ein, die das Brautpaar auf dem ganzen Weg begleiteten. Hier und da knirschte eine Nuss unter ihren Füssen oder kullerte mit einem hohlen Geräusch davon, wenn jemand dagegen trat. Viel zu hören war im Lärm der Rufe, der Flöten und der Spottverse allerdings nicht.

  • Der fröhliche Zug kam schließlich oben auf dem Esquilin, wo das Hauptportal der Villa Tiberia lag, an. Davor blieb man stehen und Durus blickte sich um: Ihm schien, dass es mancher nicht bis hierher geschafft und die Gesellschaft sich verkleinert hatte! Dann fiel sein Blick auf die beiden Dienerinnen, die Rocken und Spindel hinter seiner Frau hergetragen hatten - ob Laevina eine geschickte Spinnerin war? Letztendlich spielte dies jedoch keine Rolle, denn Durus war wirklich nicht darauf angewiesen, dass seine Frau hübsche Tunicen herstellte!


    Während nun gleich der Kampf um die Hochzeitsfackel entbrannte, kümmerte der Bräutigam sich um die weiteren Rituale, die nun folgen würden. Zwei Sklaven der Tiberier hatten bereits Öl und Wolle, mit dem der Türpfosten von der Braut gesalbt und eingewickelt werden musste. Wohlwollend blickte der Tiberier zu seiner Frau - dies war ihr Part!

  • Angekommen an meinem neuen Zuhause war ich froh, dass ich Prisca, die uns treu gefolgt war, einen nach Sicherheit suchenden Blick zuwerfen konnte. Ich fasste Mut, als mein Gatte mit den Ritualen begann und nahm anschliessend das Öl entgegen.
    Nicht gerade sparsam rieb ich den Türramen damit ein, ich wollte auf keinen Fall etwas falsch machen - nachher war es noch zu wenig und einer der Gäste oder noch schlimmer der anwesenden Priester würde einen Einwand gegen den Vorgang haben.
    Auch die Spindel und die Wolle nahm ich entgegen.
    Natürlich hatte ich spinnen gelernt, auch wenn ich keine Mutter gehabt hatte, die es mir hätte beibringen konnte. Ich hatte meinem Vater sogar einmal ein Tuch gefertigt und es ihm zum Geburtstag geschenkt - das war allerdings Jahre her und ich war etwas ausser Übung. Trotzdem war das Ergebnis nun ganz ansehnlich und bald war der Türrahmen so umwickelt, wie es sein sollte, wie ich es mit Tiberia Albina abgesprochen hatte.
    Nun würde Durus mich in sein Haus tragen, er würde mich endgültig zu seiner Frau machen. Aufgeregt und freudig strahlend, blickte ich ihn erwartungsvoll an und nahm nur noch ihn wahr. Die Menge, die etwas geschrumpft war - beim beschwerlichen Gang erwiesen sich die wirklich guten Gäste - verschwand und ich suchte Zuneigung, vielleicht in meiner Naivität sogar Liebe in Durus Augen.

  • Zwar war Durus in diesem Augenblick tatsächlich sehr glücklich, seine Frau endlich heimführen zu können - doch mit Liebe hatte dies wohl wenig zu tun. Vielmehr begannen seine Gedanken ebenfalls weiterzugehen zu dem, was nun als eine private Feier für sie beide kommen würde. Durus hatte es schon häufig getan, doch noch nie mit einer freien Frau (soweit er sich erinnerte). Und ob Laevina wissen würde, was zu tun war?


    Dann jedoch war das Türritual beendet und der wirklich beschwerliche Teil der Hochzeit kam: Durus musste das Mädchen über die Schwelle hiefen - kein leichtes Unterfangen für einen älteren, gesetzten Senator! Dennoch ging er das Problem rasch an und griff mit dem einen Arm unter den ihrigen, mit dem anderen ging er auf Höhe der Kniekehlen und hob - aus dem Kreuz heraus, was sofort einen ziemlichen Schmerz in diesem Bereich verursachte. Tapfer lächelnd stapfte er die nächsten beiden Schritte durch die offene Tür hindurch und ließ seine Gattin rasch wieder ab. Am liebsten hätte er sich nun den Rücken gehalten - doch er zwang sich dazu, es zu unterlassen, sondern voranzuschreiten in das Atrium, wo auch schon das nächste Ritual zu vollführen war:


    Auch hier hatten die Sklaven bereits alles vorbereitet und hielten eine kleine Schüssel mit Wasser, sowie ein Art Pfanne mit glühenden Kohlen bereit. Nach kurzem Warten ergriff der Bräutigam zuerst das Wasser und reichte es mit einem freundlichen Blick an Laevina weiter. Auch das symbolische Feuer wechselte dann seinen Besitzer, sodass deutlich wurde, dass nun die Aurelierin die Hausherrin war, die am häuslichen Kult Anteil hatte.


    Nun war die symbolische Übergabe der Mitgift an der Reihe.

  • Gemeinsam mit Septima folgte Ursus dem Zug. Ihre Anwesenheit allerdings hinderte ihn daran, die anzüglichen Sprüche zu rufen, die er sich vorher überlegt hatte. Auf keinen Fall konnte er solche Dinge aussprechen, wenn seine zukünftige Frau neben ihm ging! Nein, das ging auf keinen Fall.


    "Vorsicht, die Nüsse sind rutschig", warnte Ursus fürsorglich, während sie den nicht allzu weiten Weg gingen. "Du hast lange in Hispania gelebt, hat man mir erzählt. Ich bin leider nie dort gewesen. Hat es Dir dort gefallen? Und wie gefällt Dir Rom? Gewiß hast Du es schon gründlich erforscht?" Es war gar nicht so leicht, eine unverfängliche Unterhaltung zu beginnen. Natürlich lagen ihm tausend Fragen auf der Zunge. Doch die meisten davon wären jetzt im Moment ganz und gar nicht angebracht gewesen.

  • Nachdem Prisca das Festmahl als Eine der Ersten verlassen hatte, war sie nun eher unter den letzten Gästen zu finden, die sich dem Brautzug zum Anwesen der Tiberer angeschlossen hatten. Das machte ihr allerdings überhaupt nichts aus, konnte sie doch so die Voranschreitenden viel besser beobachten (wenn auch nur von hinten). Und lange dauerte es auch nicht, bis sie einige bekannte Personen darunter ausgemacht hatte.Ach da sind ja Ursus und Septima …, erspähte Prisca das 'frisch verbundene' Paar ganz in der Nähe. Arme Septima! … Ob sie mir arg böse ist, dass ich ihren flehentlichen Blick vorhin beim Festmahl so geflissentlich ignoriert habe?, fragte sich die Aurelia schuldbewusst, doch andererseits: Was hätte ich denn tun sollen, als ihr Onkel sie regelrecht von uns "weggezerrt" hat? … Ich konnte mich ihm ja schlecht aufdrängen und einfach mitgehen, rechtfertigte die Aurelia in nachhinein ihr Zögern. Die bestimmende Art des Tiberers hatte ihr in dem Moment durchaus Respekt eingeflößt, auch wenn sie sonst eigentlich nicht so schüchtern war.


    Aber was soll´s. Letztendlich traf es Septima doch hervorragend mit Ursus! Oder sah sie das anders? Bei Gelegenheit wollte Prisca unbedingt nach haken, warum ihre Freundin so verzweifelt gewirkt hatte. Für den Augenblick beließ sie es aber bei dem Vorsatz, denn in Gegenwart ihres eigenen Cousins konnte sie ja schlecht nachfragen.


    Vielmehr verfolgte die Aurelia nun die traditionellen Riten an der Haustüre mit großem Interesse, obgleich sie gleichzeitig ein leicht flaues Gefühl im Magen verspürte. Erklären konnte sich Prisca dies nicht, war es doch der lang ersehnte Augenblick auf den alle gewartet hatten. Auch Laevina hatte sich doch so sehr darauf gefreut! ...Ob es an jenen Spottliedern lag, die immer wieder in der Menge erklungen? Jeder wusste wohl was damit gemeint war und in Verbindung mit dem, was tatsächlich in so manchen Schlafgemächern geschehen mochte, fand Prisca diese Anfeuerungsrufe an den Bräutigam alles andere als lustig. Besser nicht weiter darüber nachdenken. Wünschen wir uns lieber, dass es in Wirklichkeit bei uns ganz anders sein wird, schloss Pricsa die geliebte Cousine in ihre innigsten Gedanken mit ein.


    So versunken in ihre Gedanken bemerkte Prisca zunächst gar nicht, dass Septimas Vetter zufällig ganz in ihrer Nähe stand. Deshalb sah sie eher unbewusst in dessen Richtung bis sie endlich bemerkte, dass sie ihn regelrecht anstarrte. Prisca biss sich auf die Unterlippe. Herrje, wie lange starre ich ihn denn schon so an? Hoffentlich hat er jetzt nicht gerade zu mir herüber geschaut. ... Nur nicht rot werden!, hoffte die Aurelia inständig und blinzelte kurz, so als sei sie gerade aus einem Traum erwacht, ehe sie den Blick schnell wieder auf das Geschehen vor ihnen richten konnte …

  • Der Weg von dem einen Berg runter und den nächsten wieder hinauf, war gar nicht mal so kurz. Da blieb viel zu viel Zeit zum reden, wie Septima feststellen musste. Kaum waren sie ein paar Schritte gegangen, und die ersten Spottverse erklangen, fing Ursus auch schon an sie zu bevormunden. „Ja, ich weiß das die liegen gebliebenen Nüsse zu Unfällen führen können. Sie sind schließlich rund und das sorgt dafür, dass man sich weiter fortbewegt, wenn falsch auf sie getreten wird.“ belehrte sie ihren quasi Verlobten. ‚Er soll ja nicht denken ich wäre dumm.’ fügte sie nur für sich hinzu und schaute Ursus von der Seite her an. ‚Mhm, sein Profil ist markant-aristokratisch, wenn auch das Gesicht eine Nuance zu lang ist.’ Ja doch, es Septima wirklich schlimmer treffen können mit einem Ehemann.


    Und schon folgten Fragen, über ihr Land, in dem sie aufgewachsen war, über Rom und ob sie auch schon alles gesehen hätte. Für einen kurzen Moment verdrehte die junge Frau ihre Augen. Na hoppala, war sie da gerade etwa auf eine Nuss getreten? ‚Das würde mir jetzt noch fehlen, dass ich dem Mann neben mir in die Arme falle. Tzzz.’ Kurz schaute sie sich um, ob hinter Ursus und ihr vielleicht der Flavier mit seiner claudischen Frau ging. Wenn schon fallen, dann doch wenigstens in ein paar interessante Arme.


    Noch bevor sie auf Ursus Fragen antwortet, stimmte die Tiberia in die Spottverse der Gäste mit ein.


    Laevina, hold und fein
    Wird heut’ Nacht zur Frau
    Drum nimm sie, Durus, stark und rau
    Damit sie’s auch wirklich sei


    Übermütig lachend schaute sie Ursus an. „Was ist mit dir? Traust du dich nicht ein Sprüchlein zum Besten zu geben, nur weil mein Onkel Consul von Rom ist?“ reizte sie den Aurelier immer noch lachend.


    Anschließend wurde Septima wieder etwas ernster, obwohl sie noch immer mit einem Ohr auf die derben Sprüche lauschte, die mal hier und dort erklangen und der ein oder andere Spruch ihr auch ein Lächeln entlockte.


    „In Hispania ist es ähnlich warm wie in Italia. Überhaupt gibt es recht viele Ähnlichkeiten zwischen den Ländern. Ich habe nie verstanden, weshalb mein Vater ausgerechnet dort auf seinem Landgut leben wollte, als hier in Rom zu sein, wo das Leben tobt.“ Septima wusste sehr wohl, dass sie damals der Grund gewesen war, weshalb ihr Vater aus Rom fort wollte, aber das würde sie heute niemandem mehr auf die Nase binden, so dass sie lieber so tat, als verstünde sie ihren Vater nicht. Widersprechen konnte er nicht mehr, da Gracchus schon längst zu den Ahnen gegangen war.

  • Nanu? Hatte sie seine Fürsorge falsch verstanden, daß sie so belehrend antworten mußte? Ursus nahm sich vor, ein wenig vorsichtiger zu sein. Schließlich wollte er sie nicht schon verärgern, bevor sie auch nur verlobt waren. "Ja, genau so ist es", sagte er einfach leichthin und lächelte, auch wenn ihm danach in dem Moment nicht gerade zumute war.


    "Talassio! Talassio!", stimmte er schnell in die Rufe ein, um vor ihr zu verbergen, daß er sich geradezu unsicher fühlte in ihrer Gegenwart. Dann erstaunte sie ihn ein weiteres mal, indem sie diesen Spruch losließ. Gut, es waren bereits weitaus deutlichere gerufen worden, aber aus solch einem hübschen Mund hatte er nicht mit so etwas gerechnet. Und dann fragte sie auch noch, warum er nichts rief. "Mit trauen hat das eher weniger zu tun", erwiderte er lachend. "Ich dachte, ich sollte Deine zarten Ohren lieber schonen. Doch wie ich sehe, ist das nicht nötig." Er zwinkerte ihr zu und gab nun doch auch etwas zum Besten:


    "Als Consul ist Durus stark und redegewandt,
    doch ist er auch fähig in der Pflicht als Ehemann?
    Seine junge Frau wird es wohl bald wissen,
    Zur Not hilft sie nach, ein kleines bißchen!"


    Gut, dichten war nicht ganz seine Stärke. Aber sie waren hier ja auch nicht bei einem Dichtwettbewerb.


    Als sie auf ihren Vater zu sprechen kam, mußte Ursus doch ein wenig schmunzeln. Er wußte natürlich, warum ihr Vater auf dem Land gelebt hatte. Doch mußte er es ihr nicht unbedingt auf die Nase binden. Außerdem war es ein ausgesprochener Pluspunkt für die junge Tiberia, daß sie ihren Vater in Schutz nahm. Das zeigte ihre Loyalität der Familie gegenüber. Eine Loyalität, die sie hoffentlich auch ihrer neuen Familie entgegenbringen würde. "In Rom tobt wahrhaftig das Leben, ich bin sicher, es wird Dir hier gefallen." Eigentlich wollte er noch etwas weiterplaudern. Doch sie erreichten gerade die Villa Tiberia. Nun war es an der Braut, den nächsten Schritt zu tun.

  • Wohlwollend registrierte Septima das Lächeln, welches nicht von Ursus Gesicht wich als sie ihm das mit den Nüssen erklärte. Entweder war er gut im Verstellen seiner Person, oder er war einfältiger als sie dachte, so dass ihm ihre Belehrung nichts ausmachte.


    „Meine Ohren müssen nicht geschont werden. Noch bin ich es nicht, die diesen Spott ertragen muß. Diese Sprüche selbst zu rufen ist etwas ganz anderes, als sie auf die eigene Person gemünzt ertragen zu müssen.“ erklärte sie Ursus. Und wie es schien, würde es nicht mehr all zu lange dauern, bis sie zu zweit ebenfalls an diesem Punkt sein würden, wo über ihrer beider Libido gespottet wurde. Ob Ursus ein guter Liebhaber sein würde? Jetzt, wo sie dem ganzen eh nicht mehr entfliehen konnte, würde es doch auch keinen Anstoss erregen, wenn sie den Stier bei den Hörnern packte, oder?


    Kurz entschlossen trat Septima einen Schritt näher an den Aurelier heran und hackte sich mit ihrem Arm bei ihm ein. Ihre freie Hand schob sie unter seinen Ärmel der Tunika, ganz so, als wolle sie ihre Hand dort wärmen. „Ja, Rom kann durchaus auch aufregend sein.“ erwiderte sie mit ihrer verführerischsten Stimme. Die Zweideutigkeit ihrer Worte war von Septima beabsichtigt. Sie wollte schauen, wie prüde oder überheblich ihr zukünftiger Gewaltinhaber war.


    Inzwischen hatten sie den Weg zur Villa Tiberia zurück gelegt und Septima wunderte sich, wie schnell die Zeit auf dem Weg verflogen war. „Bald ist es für die Braut so weit. Wollen wir hoffen, dass mein Onkel nicht all zu sehr dem Wein zu spricht. Ich habe gehört, dass soll die Manneskraft durchaus negativ beeinflussen.“ sprach Septima ganz ungeniert weiter, als würden sie sich über das Wetter unterhalten. Nur halbherzig schaute sie dabei zu, wie die Aurelia den Türpfosten mit Öl salbte. Dabei strich ihre Hand sanft über den leichten Haarflaum von Ursus auf dessen Unterarm.


    Endlich war Laevina mit dem Ritual fertig und die Gäste konnten ins Innere des Hauses gehen. Dort folgte sogleich die nächste Zeremonie.

  • Der Brautzug und die damit verbundenen recht derben Spottlieder waren schon eher nach Celsus' Geschmack als die steife Festtagstafel zuvor und so sang er aus vollem Hals und eher ambitioniert als wohlklingend mit, während der Zug der Gäste sich allmählich der Villa Tiberia näherten.


    "Im Senat als Consul, im Cubiculum als Stier,
    hart muss Durus ran,
    sonst wird das nichts hier..."


    Die Türrituale nach der Ankunft waren nun wieder weniger spannend, und der junge Tiberier vertrieb sich ein wenig die Zeit, indem er erst Ursus und Septima beobachtete, die zusammen ein doch ganz schönes Bild abgaben, und dann den Blick über die übrigen Gäste schweifen ließ. Für einen Moment lang dachte er schon, Aurelia Prisca sei nicht mehr unter den Anwesenden, aber dann entdeckte er sie zu seiner nicht geringen Freude ganz in seiner Nähe, und siehe da, sie schaute ihn gerade an. Was für schöne Augen diese Frau doch besaß...
    Celsus warf wieder einmal einen drängenden Blick auf Septima und versuchte deren Aufmerksamkeit für einen Moment von ihrem zukünftigen Mann abzulenken. Wenn sie jetzt immer noch nicht aus den Pötten kam und ihn der Aurelia vorstellte, dann musste er die Dinge eben selbst in die Hand nehmen.

  • "Und Du meinst, dann wird es Dir etwas ausmachen, diese Sprüche zu hören? Ich glaube, die beiden da vorne sind viel zu sehr mit dem beschäftigt, was jetzt an Zeremonien noch folgt, als irgendetwas anderes wahrnehmen zu können." Zumindest glaubte er, daß es ihm so ergehen würde. Wobei er sich zumindest über das Tragen der Braut über die Schwelle keine Sorgen machen mußte. Seine Braut war gewiß federleicht und würde ihm keine Schwierigkeiten bereiten.


    Ihre weiteren Worte und ihre Hand unter dem Ärmel seiner Tunika überraschten Ursus. Hatte er doch damit gerechnet, daß sie eher schüchtern war. Doch nun belehrte sie ihn eines besseren und zeigte deutlich, daß sie es faustdick hinter den Ohren hatte. Was ihm durchaus lieber war, versprach es doch eine abwechslungsreiche Ehe zu werden. Ihr Tonfall... Er unterdrückte ein Schmunzeln. "Diese Art der Aufregung, die ich in Deiner Stimme zu erkennen glaube, wirst Du ganz gewiß nicht missen müssen", raunte er ihr zu und lächelte, als hätte er ihr gesagt, daß der Winter in diesem Jahr gewiß nicht zu streng ausfallen würde.


    "Wie ich sehe, bist Du bestens informiert", mußte Ursus nun doch lachen. "Aber es stimmt, übermäßiger Weingenuß kann solch unangenehme Folgen haben, vor allem nach einem anstrengenden Tag. Jedoch kann es in seltenen Fällen auch gerade ins Gegenteil umschlagen." Er betrachtete seine Zukünftige, um sich keine Regung entgehen zu lassen.

  • Natürlich bemerkte ich, wie anstrengend es für Durus war, mich zu tragen, doch ich ließ mir nichts anmerken und zog zwei mögliche Schlüsse.
    Entweder ich musste dringend abnehmen - oder ich musste Durus zum Marsfeld scheuchen und in die Thermen. Dort würde er ab jetzt nicht mehr faul rumhängen und Politik machen, sondern sich selbst trainieren. Ein Mann, der kaum in der Lage war, seine Frau über die Türschwelle zu tragen - das war doch wirklich eine Schande. Und schade war es auch.
    Die fiesen Gesänge hörten nicht auf und nur mit Mühe gelang es mir, sie zu ignorieren. Doch tatsächlich wich der Mut mit jedem Schritt, den ich in mein neues Heim tat. Ich nahm würdevoll und aufrecht die Insignien der Hausherrin - Feuer und Wasser - entgegen und stellte sie wie geplant vorsichtig ab. Hiermit war ich nun Herrin des Hauses.
    Zum Glück hatte meine pronubia mich gut auf den Abend vorbereitet - als nächstes war ich dran.
    Die Asse, die ich mitgebracht hatte, verteilte ich überlegt aber zügig. Eins plazierte ich in Durus offener Hand und schenkte ihm ein süsses Lächeln. Das zweite legte ich unter dem Murmeln eines Gebetes, das so alt war, dass ich es selbst nicht verstand, im Hausschrein.
    Schliesslich musste ich das Haus erneut verlassen und verbeugte mich vor dem nächstgelegenen Schrein an der nächsten Straßenecke. Als wäre es das Heiligste der Welt legte ich vorsichtig die verbliebene Münze auf den kleinen Altar und wandte mich dann langsam wieder dem Haus zu.
    Drinnen und bei Durus angekommen wusste ich, dass es nun bald "ernst" werden würde. Nur eine Zeremonie stand mir noch bevor, die ich als äusserst peinlich empfand. Dann würden Durus und ich uns sicher bald zurückziehen können.

  • „Jetzt mögen sie mit den Ritualen beschäftigt sein, aber auf dem Weg von eurer Villa zu unserer Villa, der nicht gerade kurz ist, da mussten sie sich den Spott anhören. Ja doch, da würde es mir schon etwas ausmachen. Dir nicht?“ Würde sie etwas einen Ehemann bekommen, der so… mhm… offen war? Vielleicht könnten sie sich ganz gut miteinander arrangieren?


    Gerade als es interessant wurde, und sie bei Ursus weiter nachfragen wollte, welche Art der Aufregung er aus ihrer Stimme interpretiert zu haben glaube, bemerkte Septima Celsus Blick. Ihr fiel siedendheiß das Versprechen wieder ein, dass sie ihm Prisca vorstellen wollte. Somit musste sie diese durchaus intime Unterhaltung leider unterbrechen. Aber vielleicht würde das ihren Zukünftigen nur noch neugieriger machen? Charmant lächelnd ließ sie Ursus Arm wieder los und zog ihre gut gewärmte Hand wieder unter dem Ärmel seiner Tunika hervor. „Du entschuldigst mich bitte kurz, Aurelius? Mein Vetter gab mir gerade zu verstehen, dass ich ihm noch einen Gefallen schulde.“ Sie wartete höflich auf Ursus Zustimmung, ehe sie sich zu Celsus wand.

  • "Nein, mir würde es nichts ausmachen. Ich weiß es ja besser, als diese neidischen Schreihälse." Ursus lachte und schaute seine zukünftige Frau bewundernd an. Sie war sehr schön. Bei diesem Anblick konnte doch kein Mann versagen! Zumindest glaubte er das nicht. Allerdings nahm er sich auch fest vor, an seiner eigenen Hochzeit nur sehr mäßig Wein zu trinken. Er würde Cimon vorher genau instruieren, dann konnte eigentlich nichts schiefgehen.


    Ah, gerade bevor sie auf seine weiteren Worte reagieren konnte, fing sie einen bettelnden Blick ihres Vetters auf. Wie schade! Ursus warf dem Störenfried einen bösen Blick zu, lächelte aber schon wieder, als er sich Septima zuwandte. "Selbstverständlich, Tiberia. Wir werden alle Zeit der Welt haben, uns weiter zu unterhalten und... gerade dieses Thema weiter auszuloten." Er neigte leicht den Kopf und ließ sie mit großem Bedauern ziehen. Was für eine Frau!

  • Septima erwiderte Ursus Nicken und ging dann, mit wiegenden Hüften - denn sie wusste den Blick des Aureliers auf sich - zu ihrem Vetter Celsus herüber. Bei ihm angekommen, wand sie sich noch einmal zu Ursus um, zum einen um sich zu vergewissern, dass er ihr wirklich hinterher geschaut hatte, und zum anderen, um ihm ein letztes, strahlendes Lächeln zu zu werfen.


    Dann sprach sie endlich Celsus an. „Bitte entschuldige die Verzögerung. Mir… ist etwas dazwischen gekommen.“ Letzteres sprach sie etwas gestelzt, denn sie war ihrem Vetter ein wenig böse, dass er sie mit dem Aurelier einfach so allein gelassen hatte. „Sieh nur, dort drüben ist Prisca! Komm, ich stell euch einander vor.“ Sofort nahm sie Celsus beim Arm und ging die wenigen Schritte hinüber zu Aurelia Prisca. „Prisca! Darf ich dir meinen Vetter Tiberius Celsus vorstellen? Celsus, dies ist Aurelia Prisca, eine Cousine von Aurelius Ursus.“ Auffordernd schaute sie zwischen den beiden hin und her. Sie hatte ihre Pflicht getan, der Rest lag nun bei Prisca und Celsus.

  • Die Zeremonie nahm weiter ihren Lauf und Prisca stellte erfreut fest, dass ihre Cousine sich wirklich gut als neue Hausherrin machte. Würdevoll und routiniert führte sie die traditionellen Rituale durch und sollte sie dabei wirklich unsicher oder gar aufgeregt gewesen sein, so verbarg sie dies prächtig unter dem Schleier, mit dem sie ihre jugendliche Schönheit allein für ihren frischgebackenen Gemahl aufsparte. Frisch?! Bei genauerer Betrachtung desselbigen und wie er seine Braut - mehr oder weniger anmutig - über die Schwelle hievte trug, kam die Aurelia nicht umhin kurz über dessen genaues Alter und seine Konstitution nach zu grübeln. Zweifellos war der Consul älter wie vergleichsweise Marcus oder Ursus - über vierzig sicher, nur ob eher Anfang oder Ende … hm? Naja äußerlich wirkt er durchaus attraktiv nur, … ob er den vielen Anfeuerungsrufen auf seine Person tatsächlich gerecht werden kann?, konnte sich Prisca einen leicht spöttischen Gedanken nicht verkneifen wenn sie daran dachte, dass auch Männer mit zunehmenden Alter so ihre "Problemzone(n)" bekamen. … Ob dies nun bei dem Consul eher der Rücken wäre, oder am Ende gar doch die Vorderseite beträfe, das konnte "Prisca! … " anhand ihrer oberflächlichen Beobachtungen freilich nicht schlussfolgern.


    Oh, wer ruft denn da nach mir?, noch ganz in ihren Gedanken versunken drehte sich Pricsa zu der bekannten Stimme um und erkannte in dem Moment Septima die ihren Vetter im Schlepptau mit dabei hatte. "Oh Septima!… ehm, Salve Tiberius! Es ist mir eine große Freude endlich Deine Bekanntschaft zu machen" ,wo wir doch schon so viel über dich geredet haben. Zuerst etwas überrascht drein schauend fing sich die Aurelia sogleich und lächelte nun beide gleichermaßen herzlich an. Und nun? Prisca erwiderte zunächst leicht fragend Septimas auffordernden Blick, ehe sie noch schnell hinzu fügte: "Wo habt ihr denn meinen Cousin gelassen?Septima will mich doch jetzt nicht etwa allein stehen lassen, mit ihrem Vetter - oder doch? ...

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