Villa Flavia suburbana

  • Was liegt dir an dieser unbedeutenden Persönlichkeit bloß?", wandte er an, denn er war sicherlich nicht auf den Kopf gefallen, auch wenn sie ihn nach allen Regeln der Kunst bezirzen mochte.
    So viel Verstand wahrte er sich, um kritisch darob zu sein, warum man sich für einen Mann so einsetzen konnte.
    Die Liebkosungen genoss der Flavier ungemein und erwirderte sie sofort trotz der Skepsis, die in seiner Brust wuchs. Und so langsam kehrte auch das Verlangen zurück, welches sie auch unweigerlich spürte, solange sie auf ihm lag.
    Gekonnt griff er nach dem Becher, welchen sie abstellen wollte, führte diesen zum Mund und trank einen kräftigen Schluck, ehe er das Restwasser auf seine Brust tröpfeln lies.
    "Wenn du in meiner Nähe bist, wird mir doch recht heiß.", erklärte er mit einem Grinsen auf den Lippen und lehnte sich auf die Ellebogen gestützt nach hinten auf.
    "Ich weiß wirklich nicht, warum ich ihm eine Chance geben soll.", fuhr er kritisch fort und gab ihr einen schnellen Kuss.

  • Furianus war nicht so leicht für einen politischen Gefallen zu gewinnen, wie Septima gehofft hatte. Er stimmte nicht, um des lieben Friedens Willen, einfach zu und ließ sich anschließend von ihr verwöhnen. Oh nein, das wäre auch viel zu einfach. Sie überließ ihm den Becher mit Wasser und verfolgte seine Bewegung, als er das restliche Wasser auf seine Brust tropfen ließ. Sie lächelte, ob seiner Worte und erwiderte den Kuss, ehe sie sich etwas aufrichtet und ihre Lippen langsam an seinem Hals entlang tiefer wanderten. Zwischen den zärtlichen Liebkosungen ihres Mundes antwortete sie ihm auf seine Frage, mal wieder mit einer Gegenfrage. „Waren wir nicht alle einmal, mehr oder weniger unbedeutend?“ Mit ihrer Zungenspitze folgte sie leicht der Wasserspur und fand eine Stelle, an der sie einen Moment länger verharrte. Sie beendete das erregende Spiel und schaute hinauf zum Flavier. Mit beiden Armen hatte sie sich rechts und links seiner Taile auf dem Bett abgestützt und setzte sich nun auf. Gewiss hatte er nun einen guten Blick über ihren schlanken Leib, der an zwei Stellen leider nicht so schlank war, wie sie es gerne gewollt hätte.
    Septima wusste, dass sie Furianus eine Antwort schuldete und mit einem einfachen ‚Tu es einfach für mich.’ würde sie ihre Bitte um besagte Stelle für den Octavier nicht genügend unterstützen können. Somit holte Septima etwas weiter aus.
    „Bevor du dir falsche Dinge in deinem Kopf vorstellst, versuche ich es dir zu erklären. Besagter Octavier wurde mir bei einer Feier zu den Ludi Romani von einer hiesigen Freundin vorgestellt, so dass wir ins Gespräch kamen. Eine Weile später trafen wir uns auf den Feierlichkeiten der Fontinalia erneut, und wieder ergab sich das Gespräch. Dabei habe ich einen guten persönlichen Eindruck über den jungen Mann gewonnen und halte ihn für einen durchaus fähigen und unterstützungswürdigen Politiker.“ Langsam strichen ihre Hände an den Seiten des Brustkorbes von Furianus entlang, über seinen Bauch und den Lendenansatz entlang. „Nun versuche ich meinen Einfluss auf dich geltend zu machen, dass du ihm ein wenig unter die Arme greifen magst.“ Sie lächelte ihren Liebhaber an und ihre Hände wanderten wieder hinauf zu seiner Brust, den Hals entlang und kurz darauf spürte er ihre Brüste auf seiner Haut und die Lippen auf seinem Mund. „Bitte, tu mir einfach den Gefallen.“ fügte sie leise hinzu ehe sie ihren Kuss leidenschaftlicher fortsetzte. Sie hatte nicht gelogen, höchstens eine Kleinigkeit, wie die Liebe, weggelassen, weshalb Furianus nicht an ihren Worten zweifeln dürfte.


    Sim-Off:

    Edit: Einiges hinzugefügt und ausführlicher geschrieben.

  • Es bedurfte nicht mehr all zu vieler Worte, ehe ihr Liebhaber ihrer Bitte, Octavius Macer bei seiner Wahl zum Quaestor zu unterstützen und ihm den besten Posten, nämlich den des Quaestors Principis zu geben, zustimmte. Glücklich darüber, ihr Ziel erreicht zu haben, verbrachte Septima zwei wundervolle Tage auf der Villa suburbaner des Flaviers, ehe sie zurück nach Rom und in die Arme ihres Gatten reiste. Im Gepäck hatte sie zwei Stuten aus der Zucht von Furianus, sowie viele gute Ratschläge für eine erfolgversprechende Pferdezucht.

  • Sie kamen mit dem Pferd, es war schon etwas später, aber Seneca war wie besessen von der Idee den Flavier so schnell wie möglich festzunehmen, und so hatte er seine Truppe wie ein Tyrann vor sich hergetrieben, die Tiere schnauften, und die Männer waren entschlossen nach dem Fehlschlag in der städtischen Villa der Flavier, hier nun den gesuchten Mann zu finden.
    Die Männer stiegen von ihren Pferden, banden sie fest, und bewegten sich zur Porta, wo einer der Miles heftig gegen diese hämmerte..

  • "Optio Iunius Seneca von der Prätorianergarde. Wir möchten mit deinem Herren.... Sprechen.", raunte Seneca die letzten Worte dieses Satzes, während sich die Miles vor dem Haus in Position brachten. Einer von ihnen trug einen großen Hammer bei sich, falls die Tür entgegen der Erwartungen zu bleiben würde..

  • Der Sklave nickte und wusste, dass da keine großen Aktionen möglich waren.


    "Gut, tretet hinein.", er leitete die Prätorianer, recht viele an der Zahl, in das große und offene Atrium.
    "Bitte wartet hier, ich hole den Dominus. Zur Zeit empfängt er seinen Medicus.", schließlich war das hier noch immer ein consularisches Haus und der Mann, der da wohnte, bekleidete zu viele Ämter und Posten, als dass man sich hier Gewalt gefügig machen musste. Zudem war der alte Flavier sowieso sehr krank und das über Jahre - wohin konnte er denn fliehen?

  • Seneca nickte, und verkniff sich sämtliche Kommentare. Wortlos ließ er sich und seine Kameraden ins Atrium führen, und schaute sich ein wenig in der doch recht netten Villa um, während er auf den Flavier wartete. Als der Sklave ihn dann holen wollte, raunte Seneca ihm ein "Beeil dich." hinterher, während er und seine Männer wortlos herumstanden.

  • Nach recht kurzer Zeit, so lange, wie das Anziehen für eine schwere Toga dauerte, ging der Senator ruhigen Schrittes, hinter ihm sein Medicus, einige Leibwächter und ein paar andere wichtige Zeugen - darunter auch sein guter Freund Senator Caelius Potitus.


    "Salvete Prätorianer.", brachte er ohne jegliche Mimik hervor und bewegte sich auf die Männer ruhigen Schrittes zu.
    "Was verschafft mir die Ehre? Zu meiner Enttäuschung ist dieser Besuch sicherlich nicht im Zusammenhang mit den Ermittlungen des ominösen Todes meines Neffen, Senator Flavius Piso, zu stellen."


    Komisch, dass er so routiniert in der Begegnung mit der schwarzen Garde war. Damals Messalina, dann der unterschwellige Groll der Aelier gegen seine Familie und nun das. Niemals beehrten sie einen, um zu helfen. Nur Prudentius Commodus, die Götter hatten ihn selig, war da eine gute Ausnahme. Wäre dieser Mann noch am Leben und in Amt und Insignien, dieser Hominus Novus von Praefectus Urbi wäre schon längst beiseite geschafft worden.

  • Seneca hatte seinem Helm abgenommen, und grüßte den Senator,
    "Salve Senator.", dann fuhr er fort, natürlich hatte es nichts mit dem Tod seines Neffen zutun, aber jeder der Verdächtigen welchen Seneca über den Weg gelaufen war, hatte so einen Spruch drauf, "Da liegst du goldrichtig Senator.", antwortete Seneca etwas sarkastisch, und kam dann zur Sache..


    "Im Namen des Praefectus Urbi, dem Stellvertreter unseres verstorbenen Kaisers, und dem Praefectus Praetorio, bist du, Senator, unverzüglich festzunehmen, und nach Rom zu überführen.", rasselte Seneca seine Phrase ab, die heute wohl auch schon andere zu hören bekommen haben. Seneca blickte den älteren Mann regungslos an, es war einfach kein Platz für zu viele Emotionen unter der schwarzen Rüstung, auch wenn der kranke Kerl es wohl im Carcer nicht leicht haben würde.
    Gespannt waren auch die Miles, welche die Leibwächter des Senators argwöhnisch beäugten.

  • Diesen Sarkasmus konnte sich der Prätorianer sparen, denn mit dem Tode eines Senators scherzte man nicht. So verfinsterte sich der Ausdruck des Flaviers und die Augenbraue glitt unweigerlich nach oben, als er den letzten Satz vernahm.


    "Und der Grund dafür wäre was?", entgegnete er ruhig, jedoch bestimmt. "Was wirft ER mir vor?", setzte er dann nach und wartete gebannt auf die Antwort des Prätorianers. Er konnte sich schon denken, dass in der Zeit eines Notstandes der ein oder andere Widersacher schnell beseitigt werden konnte. In den Wirren würde das keiner merken. Doch keinen Senator, keinen Consular.
    Er verschränkte die Hände vor der Brust, obgleich er wusste, dass auch seine Sklaven, welche schon das ein oder andere Mal im Amphitheater kämpfen musste, den Prätorianern würden unterlegen sein. Flucht war ausweglos, gar irrwitzig bei seinem Zustand. Und in der Zelle würde er es dem Novus nicht leicht machen - er war zwar krank, doch zäh genug, um die Carcerhaft bis zur Aufklärung der Sache zu überstehen. Und wenn nicht, dann starb er wenigstens als eine Art Märtyrer, so dass das politische Lager gut auf den Novus hätte einschlagen können.

  • Seneca wurde ernster, er gab seinen Männern Handzeichen, langsam begaben sie sich in Position, die Hand bereit am Knauf der Gladii, "Verschwörung, Mitschuld am Tod des Kaisers und seiner Familie, und weiteres.", Seneca setzte langsam seinem Helm wieder auf, die Zeit der Respekterweisung war vorbei.
    "Wahr oder nicht, ich habe meinen Befehl dich in gewahrsam zu nehmen und werde diesen auch Ausführen. Leiste keinen Widerstand Senator.", fuhr Seneca fort und blickte kurz auf die Miles hinter sich, welche in voller Montur bereit standen.
    "Brauchst du noch ein paar Minuten?", fragte der Iunier dann doch noch etwas diplomatischer, auch in anbetracht der Verfassung des Mannes.

  • Der Flavier lachte auf.
    "Komisch, das selbe habe ich ihm noch zugesprochen.", sagte er süffisant.
    Die Prätorianer schienen in Eile zu sein, so dass er seine Hände ausbreitete und ein wenig zur Seite schritt, um seinen Sklaven zu bedeuten notwendige Dinge einzupacken.
    "Warum sollte ich Widerstand leisten? Wenn ihr mich ermorden wolltet, hätte ihr das schon getan. Wenn ich im Carcer verenden soll, so brauche ich Zeit, um meine Salben zu holen. Eine Flucht in meinem Zustand wäre aberwitzig.", entgegnete er recht nüchtern.


    "Holt meine Salben und ein Stück Papyrus sowie eine neue Tunika.", wies er seinen Leibsklaven an, "Schickt einen Boten nach Misenum zu meiner Frau und meinem Kind, sagt ihnen ich bin wohlauf. Gebt meinen Klienten Bescheid, sowie der Familie in Rom."
    Er drehte sich zu dem Optio um und nickte ruhig.
    "Ein paar Stunden wären mir lieber, Optio. Doch angesichts der Tatsache, dass ich Eure Geduld nicht überstrapazieren sollte, gebt mir noch zehn Minuten, um die Angelegenheiten zu klären und ich werde wiederum den gesamten Verlauf über keinerlei Probleme bereiten. Darauf gebe ich dir mein Wort." Ja, der gesamte Verlauf. Ob er diesen überstehen konnte, wusste er selber nicht, doch er wollte sich bemühen. Alleine schon aufgrund der Freude, die ihn überkommen sollte, wenn der Novus am Galgen hing. Oder in der Arena, ja, das wäre viel bekömmlicher - in der Arena sollte jener sterben.

  • "Gut, ich verlasse mich darauf, meine Männer und ich werden draußen warten.", sagte Seneca jetzt ruhiger, schließlich hatte sich die Situation etwas entspannt. Auch die Soldaten verließen wieder die Kampfhaltung und die Hände ließen von den Griffen der Schwerter ab.
    "Miles, Pergite!", sagte Seneca knapp und verließ allen vorran die Villa, um draußen schon einmal die Pferde bereit zu machen, und um den Senator ein wenig Zeit zu geben seine Sachen zu packen.

  • Der Flavier nickte dankend und wandte sich wieder seinen Sklaven zu.
    "Das Papyrus, wo ist es? Subito!", rief er energisch und nickte ab und an etwas ab, ob es nun die richtige Tunika war, die richtigen Salben oder auch nur notwendige Sachen wie Seife und andere Utensilien, die er dort sicherlich brauchen würde. Auch wenn er bald in Gefangenschaft sein sollte - er war immer noch Senator und kein Tier. Ein wenig Würde konnte man sich auch im Carcer erhalten.
    Dann kam das Papyrus und der Flavier schrieb hastig darauf.


    Liebste Gattin,


    mir bleibt keine Zeit für Floskeln. Der Novus wirft mir Kaisermord vor, ich werde im Carcer inhaftiert. Bringe dich in Sicherheit, verlasse Italia, er kann sich auch an dir und meiner Tochter vergreifen - das werde ich nicht zulassen. Nimm dafür alles Geld aus Misenum zusammen, verkaufe alles, nimm nur leichtes Gepäck mit und segle mit der Penelope gen Britannia, besuche vorher Vater, vermutlich muss er auch fliehen.
    In Britannia bin ich aufgewachsen, dort habe ich Freunde und nicht zuletzt ist dies so abgelegen, dass der Novus keinerlei Interesse daran zeigen sollte.
    Weise den Verwalter an mein Hab und Gut zu sichern, er soll an meine Klienten schreiben, alle mobilisieren. Falls ich sterbe, kann mein Tod gegen den Novus verwendet werden, ich sterbe unschuldig.
    Er soll auch einen fähigen Advocatus finden. Und ich will alle Informationen über den Tod des Kaisers, wer es war, warum und aus welchem Ziel.


    Ich küsse euch Beide und falls es meine letzten Zeilen sind, so berichte meiner Tochter wer ich war, dass ich sie geliebt habe und sie stets stolz darauf sein soll welchen Geblüts sie ist.


    In Treue,
    Sen. Lucius Flavius Furianus


    Kurz besah er sich den hastig formulierten Brief. Seine Augen füllten sich mit Wasser, doch bevor der erste Tropfen hernieder fallen konnte, rieb er sie mit dem Handrücken weg.
    Catilina war eine stolze Frau, eine Frau, der er solche Bürden auferlegen konnte. Und er war sich gewiss, sie würde ihn rächen. Und das wünschte er sich, obgleich dies nieder zu schreiben die Familie in unnötige Gefahren stürzen konnte.


    "Nimm es entgegen, Bursche, und schleiche dich unauffälig nach Misenum. Die Ausgangssperre kannst du umgehen, dafür sind die Soldaten zahlenmäßig unterlegen und du zu schlau.", wies er einen der Jungen an, die in der dritten Generation der Familie dienten. Es war ein schlauer und hinterlistiger Kerl, wenn nicht er, dann würde es keiner schaffen unauffällig nach Misenum zu gelangen.
    "Und nun packt meine Sachen in die Kutsche. Nehmt die offene - alle sollen sehen, wer im Carcer einquartiert wird. Alle sollen es sehen, alle.", die letzten Worte wurden ruhiger und leiser. Nun erst wurde ihm bewusst, dass es sein Ende sein konnte. Er hatte es sich anders vorgestellt. Heroisch irgendwo, nicht im Carcer und nicht als vermeintlicher Kaisermörder. Das war kein Tod, den sich ein Mann wie Furianus hatte vorstellen können. Doch "tempus fugit".
    Er drehte sich auf dem Absatz um und ging in die Richtung der Tür, seine Sklaven folgten ihm. Nun erst bereute er es nicht irgendwo doch Legatus Legionis geworden zu sein und in den Tod noch einige Centurien mitnehmen zu können. Ja, das wäre sicherlich heroisch. Doch nun, ohne Amt und Insignien, so stand er nackt dar und konnte sich nicht wehren. Ärgerlich, sehr ärgerlich und zutiefst deplorabel war das.


    "Ich bin bereit, Prätorianer.", rief er zum Optio und bestieg den leichten Wagen, welcher soeben vorgefahren kam. Seine Sklaven beluden ihn mit den kleinen Habseligkeiten und die Kutsche fuhr los gen Roms Tore.

  • Seneca nickte nur leicht während er dem Senator in die Augen blickte. Dann wies er seine Männer an, den Wagen des Senators zu "Umringen", also jeweils 6 Miles sollten vor und hinter dem Wagen reiten,
    "Pergite!", rief Seneca knapp, und zeigte mit seinem Arm nach vorne, grob in Richtung also, während sich die Kolonne langsam in Bewegung setzte. Einen letzten Blick war der Iunier noch auf das prunkvolle Anwesen, während die sein Gaul langsam vor sich hin stapfte.

  • Der ehemalige Consular, seinen Titeln, Rechten und Pflichten enthoben, war schwer gezeichnet von der Tortur der Kerkerhaft und damit einher gehenden Folter. Seine Klienten warteten vor den Toren der Castra auf diesen, welcher von zwei Milites der Garde gestützt vor die Tore gebracht worden war. Seine Augen waren leer und sicherlich zwei digiti nach hinten eingefallen, er humpelte und die Atmung war unglaublich schwer. Gleich vor Ort wurde er in eine schlichte Sänfte gelegt, welche ihn in ihrem eigentümlich wakelnden Tempo gen den Toren der Stadt brachte, umring von zahlreichen Klienten und Protegees sowie einigen Milites der Praetorianergarde. Schließlich wurde er an die Balearen verbannt. Ein unwirklicher Ort, unzivilisiert und dreckig - aber dennoch nicht so demütigend wie die völlige Enteignung, der Entzug all seiner Meriten und Verdienste, des hart erkämpften Status des Consulars. Doch dies nicht genug, sie nahmen ihm seinen Ring, sein Purpur und den kleinen Halbmond, welchen ein Patrizier am Knöchel trug. Er war nichts, er war nicht einmal ein Bürger - ein Niemand, ein Peregrinus.
    Der innere Schmerz darob überwog die physischen Torturen. Teilweise wünschte er den Tod, doch nur der in ihm geschürrte Hass gegenüber dem Emporkömmling, welcher sich nun anmaßend Kaiser nannte, bündelten seine Lebenskräfte.
    Vor den Toren der Stadt sattelte man auf eine geschlossene Kutsche um, in welcher der Arzt ihn notdürftig versorgen konnte. Die offenen Stellen wurden gereinigt und verbunden, die Atmung wurde mit einem Getränk aus Kräutern und Opium ruhiger gestellt und das Liegen, auch wenn es sehr holprig einher ging, war noch angenehmer als der kahle Stein im Carcer.
    Vor den Toren seiner ehemaligen Villa rustica wollte man ihn wiederum nicht einlassen, ehe ein ehemaliger Klient, denn die meisten wandten sich öffentlich aus Kalkül von ihm ab, ein Eques namens Sartorius Marcus, allen ehemaligen Sklaven seines Patrons mit dem Tod drohte. Es war nicht mehr sein Haus.
    Ein paar Sklaven eines Klienten huschten in die Villa rustica und sammelten mit Hilfe der ehemaligen flavischen Sklaven notdürftig Kleidung, Papyrus, sehr persönliche Gegenstände und ein wenig Geld, was die Sklaven ihrem alten Dominus zur Verfügung stellten - es war ohnehin seine Privatschatulle gewesen, die sie öffneten. Die Prätorianer monierten sich ob der langsamen Verfrachtung des Consulars auf ein staatliches Getreideschiff und riefen zur Eile, so dass sich nur eine halbe Stunde später drei Wagen voller Hab und Gut, welches man ihm doch aufgrund seiner Stellung zugestand, in Richtung Ostia in Bewegung setzten. Während dem ganzen Prozedere sagte der schwer angeschlagene und ehemalige Senator kein Wort, er brauchte die Energie, um sich am Leben zu halten.
    Sein Rom, sein Ideal, es war tot. Wie auch bei ihm der Körper, so exisierte nur eine Hülle von dem, was es einmal war. Und innen wohnte ein Despot, von Raserei und Wut getrieben.
    Ein treffender Vergleich.

  • Ein galanter Stratege, schlachtenerprobt und weise, angetan in schimmernder Rüstung, die Feldherrenbinde um die Brust und das das wallende Paludamentum um die Schultern, den Busch von Rosshaar auf dem Haupte, das Schwert in der Scheide und hoch zu Ross. Auf diese Weise imaginierte Manius Minor sich jenen Imperator perfectus, dessen Normen auch er als strahlender Schwärmer des Militärwesens eines Tages zu genügen gedachte, sodass es letztlich unumgänglich erschien, nun endlich die hohe Kunst der Reiterei sich anzueignen. Durchaus schon war er viele Male auf dem Rücken eines Pferdes gesessen, hatte gar halb Italia zu Pferd durchquert und dabei die grässlichsten muskulären Schmerzen zugezogen, doch hatte er niemals selbst das Tier geführt, ja auch nur Zügel in Händen gehalten. Folglich bedurfte er eines Instruktoren, der ihm all jene Qualitäten zu verleihen imstande war, derer er einst als Offizier im Dienste des Kaisers bedurfte, wofür Onkel Furianus' Landsitz unweit von Rom, wo jener ein eigenes Gestüt samt Auslaufflächen und adäquater Dienstbotenschaft unterhielt, geradezu prädestiniert erschien.


    Gleich am Tage nach seiner Ankunft suchte er somit den Reitstall auf, wo ihn bereits Indutiomarus, der Meister der Stallungen, mit einem Pferd am Zügel erwartete.
    "Dies ist nun der stolze Hengst, auf welchem ich die Reitkunst lernen soll?"
    , salutierte er den Hühnen, der ihn um einen Kopf überragte, mit freundlichem Lächeln, was jenen indessen inspirierte, in höchstes Amusement zu verfallen und nach einem kehligen Auflachen zu replizieren:
    "Nein, Domine! Ein Hengst wäre für einen Anfänger viel zu temperamentvoll! Das hier ist eine ruhige Stute - sieh!"
    Sogleich deutete er auf die Hinterläufe des Rosses, wo der junge Flavius zweifelsohne selbst, sofern nicht ohnehin sämtliche Umrisse in jener Proximität als verschwommen sich erwiesen hätten, die Genitalien des Viehs nicht zu identifizieren vermocht hätte, die an jenem Orte, wie er vermutete, wohl similär zum Menschengeschlechte zur Gänze fehlten.
    "Oh, selbstredend."
    , erwiderte er dennoch endlich, wobei es ihn in nicht geringem Maße kalmierte, vorerst mit einem gutmütigen Exemplar konfrontiert zu sein, da doch trotz sämtlicher Träume und Wünsche die Größe jener Tiere ihm einen gewissen Respekt einflößte.
    Und schon schritt der Rittmeister zur Tat, erkundigte sich noch rasch,
    "Hast du bequeme Klamotten an? Dann können wir anfangen!"
    , und reichte dem Jüngling auch bereits die Zügel, welche dieser ein wenig konsterniert in Empfang nahm, als handele es sich um eine höchst fragiles Exemplar einer Tonskulptur.
    "Du solltest dich mit dem Pferd vertraut machen! Es ein bisschen streicheln und tätscheln und ihm vielleicht einen Apfel geben!"
    Nun erst nahm der junge Flavius Notiz davon, dass Indutiomarus eine sorgsam verschlossene Tasche am Gürtel trug, welcher er nun eine Frucht entnahm und ihm in die freie Hand drückte, was neuerlich für nicht geringe Konfusion sorgte, da die Stute just in jenem Augenblick des erstrebenswerten Gutes gewahr wurde und mit den Zähnen danach schnappte, was seinerseits Manius Minor intuitiv zurückweichen ließ, uneingedenk der Zügel, welche wiederum das Tier drängten ihm zu folgen.
    "Pass auf deine Finger auf!"
    , warnte noch der Rittmeister, als das Ross bereits seine Fänge in dem Obst versenkt und der Jüngling furchtsam die Hand zurückriss, sodass eine Hälfte des süßen Präsentes schlicht zu Boden fiel, ehe das Tier bereits das Haupt senkte, um auch sie sich ebenso einzuverleiben. Verschreckt stand indessen der Jüngling daneben, unschlüssig, ob sein Vorsatz sich jenen Bestien zuzuwenden, tatsächlich als eine weise sich würde erweisen.
    "Hab keine Angst! Sachmet ist ein ganz liebes Mädchen!"
    , intervenierte dessenungeachtet Indutiomarus aufs Neue, obschon der Jüngling noch diskomfortiert sich fühlte von dem Gedanken, seiner Finger in jenem mahlenden Mundwerk verlustig zu gehen, das den Apfel binnen kürzester Zeit zum Verschwinden gebracht hatte.
    "Du kannst sie ruhig ein bisschen tätscheln. So!"
    , bemühte der Rittmeister ein weiteres Mal, diesmal sich direkt zum Pferde wendend und den gewünschten Vorgang präsentierend, indem er seine Hand zum Hals der Stute führte und dort sanft darüber strich, was der junge Flavius lediglich nach einigem Zögern imitierte, um mit Erstaunen konstatieren zu können, dass an jener Stelle sich bereits die Mähne des Tieres über das kurze Fell legte, welches er ob der similären Farbe in seiner Fehlsicht mitnichten hatte wahrgenommen.

  • Einige Zeit darauf war es Manius Minor endlich gelungen, sein Ross zu besteigen, was indessen neuerliche Niederlagen impliziert hatte, da der Jüngling ob seiner Leibesfülle als definitiv außerstande sich erwiesen hatte, allein sich zwischen die vier Knäufe des Sattels zu schwingen, obschon die Stute mit einem Stockmaß von lediglich drei Cubiti selbst dem etwas klein gewachsenen Jüngling bequem das Überblicken des Pferderückens gestattete. Nach diversen, durchaus demütigenden Bemühungen endlich hatte Indutiomarus endlich ein Trepplein hervorgeholt, mit dem er den jungen Flavius recht bequem in den Sattel verfrachtete, sodass nun endlich der eigentliche Reitunterricht beginnen konnte.
    Nachdem diese herculische Obliegenheit nun erledigt war, ergriff Indutiomarus nun das Halfter, an welchem doch die Zügel ebenso appliziert waren.
    "Du kannst schonmal die Zügel nehmen. Aber vorerst werde ich die Kommandos geben. Deine Aufgabe wird es nur sein, dich ruhig auf dem Pferd zu halten. Jede deiner Körperregungen wird nämlich später dazu dienen, das Pferd zu kontrollieren, insbesondere deine Schenkel, Gewichtsverlagerungen und natürlich Bewegungen an den Zügeln. Aber dazu kommen wir später, wie gesagt. Jetzt musst du einfach nur die Bewegungen von Sachmet aufnehmen, ohne aber die Körperspannung zu verlieren. Aber du sagtest ja schon, dass du nicht das erste Mal auf einem Pferd sitzt."
    Der Jüngling vermochte kaum zu sagen, welche jener Informationen ihn in höherem Maße konsternierten: So sollte er einesteils jedwede Körperregung kontrollieren, was ihm für gewöhnlich lediglich dann gelang, wenn er etwa vor Schreck erstarrte und damit sämtliche Muskeln kontrahierte, womit ihnen selbstredend auch der Bewegungsspielraum genommen war. Mochte dies angesichts dem vor ihm Liegenden ein Zustand sein, welcher sich nur allzu leichtlich erreichen ließ, waren die konkreteren Anweisungen von noch höherer Komplexität, denn wie war es zu bewerkstelligen, zur gleichen Zeit das Auf und Ab des Pferderückens zu absorbieren, ohne nicht zugleich der Körperspannung verlustig zu gehen? War man in jenem Falle nicht genötigt, jede Regung des Tieres zu antizipieren, um zur rechten Zeit den Muskeln die adäquaten Befehle zu erteilen?


    Doch während Manius Minor noch spintisierte, hatte Indutiomarus bereits Fahrt aufgenommen und zog die Stute mit sich, die sich folglich ebenfalls unvermittelt in Bewegung setzte, weshalb der junge Flavius vor Schreck beinahe zu Boden gepurzelt wäre. Doch bewiesen hier die ungezählten Stunden hoch zu Ross doch ihre Utilität, da sie dem Jüngling nun gestatteten, sich im Sattel zu halten und nach einer Weile gar in jene familiare Stellung zu verfallen, in welcher er die meiste Zeit auf ihrer Reise nach Mantua hatte verharrt.
    "Setz dich gerade hin, Domine!"
    , erfolgte indessen prompt die Schelte des Indoktrinators:
    "Du willst doch wie ein Patrizier aussehen und nicht wie ein altes Mütterchen auf ihrem Ochsenkarren!"
    Selbstredend hatte er dies überaus korrekt insinuiert, weshalb der Jüngling tatsächlich seinen Rücken straffte, wobei ihm nun gewahr wurde, dass die Bewegungen seiner Stute nunmehr in weitaus stärkerem Maße sich in seinem Leib fortsetzten und ihn in merklicher Weise durchschüttelten. Keinesfalls hatte er sich das Reiten derartig inkommod imaginiert! Doch waren die Würfel längst gefallen und keinesfalls würde er nun, da er unter höchsten Mühen Sachmets Rücken erklommen hatte, kleinmütig sich davon stehlen, um nicht zuletzt seinem Onkel Furianus, dem begeisterten Reiter, wie auch seinem Vater und den übrigen Anverwandten einzugestehen, dass er außerstande war jene Kunst sich anzueignen. Tapfer biss er sich somit auf die Lippe, blickte nach vorn und mühte sich, jenem Geholper zumindest durch die Imagination seiner selbst als stolzer Feldherr, welcher mutig zur Schlacht ritt, seinen kläglichen Lektionen zumindest subjektiv einigen epischen Glanz zu verleihen, zumal Indutiomarus nunmehr gar das Tempo erhöhte, sodass mit zunehmender Dauer jener Übung auch seine Schenkel waren genötigt, durch Druck in die Flanken des Tieres zu vermeiden, dass der stolze Reiter seitlich hinab rutschte und kläglich im Staube der Reitbahn landete.


    Mit einem beherzten
    "Brrrr!"
    , lief der Lehrer endlich aus und kam zum Stehen, nachdem er zuvor unzählige Male nicht der Stute, sondern deren Reiter eine Order nach der anderen hatte erteilt, um seinen Sitz bis in die kleinsten Finessen zu korrigieren, insonderheit ihn von der temporalen Lordose abzuhalten, aber auch die Position seiner Füße am Bauche Sachmets aufs Genaueste zu fixieren. Fühlte der Jüngling sich somit überaus exhaustiert und kleinmütig, da doch augenscheinlich er außerstande war, über einen längeren Zeitraum jene Haltung zu bewahren, die einem Reiter wohl anstand, so wirkte Indutiomarus überaus relaxiert und zeigte der derartig breites Lächeln, während er vom Zentrum des Reitplatzes auf das stehende Ross zutrat, dass selbst der fehlsichtige Flavius dieses zu erkennen vermochte:
    "War doch gar nicht so schwer, oder?"
    "Nunja."
    , japste Manius Minor, seine Ermattung schwerlich verbergen könnend,
    "Es gibt durchaus zahlreiche Aspekte zu beachten!"
    Jener Locus communis war indessen nicht geeignet, wie etwa bei Grammaticus oder dem Rhetor zustimmende Worte zu ernten, sondern vielmehr ließ der kernige Instrukteur lediglich ein kehliges Lachen vernehmen.
    "Nicht so verkopft, junger Mann! Reiten lernt man einfach durch Reiten! Lass' dich auf dein Pferd ein, werde eins mit ihm! Dann kommt alles andere von selbst!"
    Jene Aussage wiederum konfundierte den Jüngling zur Gänze, da er doch zu keinem Zeitpunkt eine irgend geartete autopoietisch sich evolvierende Expertise verspürt hatte, sondern vielmehr jede Minute im Sattel als höchst schweißtreibendens Laborieren vernommen hatte, sodass er nun, nach nach jener ersten Lektion, bereits eine große Bandbreite muskulären Ermattungsschmerzes in seinem Leib verspürte, wie er sie selbst nach einem ganzen Tag heiteren Dahintrabens niemals hatte eingestellt, ungeachtet des Umstandes, dass ebenso eine derartig zirkuläre Explikation keinerlei Stütze mochte darbieten. Letztlich gelangte er somit zu dem Schluss, die Ergründung jener salbungsvollen Worte ebenso wie das laboreuse Exerzieren mit dem Ross für den heutigen Tage zu einem Ende zu bringen, da ihm nunmehr nur nach einer einzigen Praktik gelüstete:
    "Ich nehme an, ich benötige ein Bad! Und eine Massage!"
    Insonderheit aber musste er aber der ledernen Feminalia ledig werden, welche er zur Schonung der zarten Haut auf der Innenseite seiner Oberschenkel für die Reitstunden angelegt hatte, die indessen sich als äußerst inkommod erwiesen, zumal auf der Villa keinerlei Beinkleid zu finden gewesen war, welches in ordentlicher Weise den voluminösen Schenkeln des Jünglings adäquat gewesen wäre, womit sie über die übliche, dem ungeübten Hosenträger wohlmerkliche intrapedale Enge hinaus an Kommodität hatte eingebüßt. Da das Entkleiden, Baden und Massiert-Werden hingegen aufs Trefflichste harmonierte, war der junge Flavius guter Dinge, dass zumindest jener Teil der Reiterferien sich als überaus delektierlich würden erweisen.

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