[Esquilin] Casa Accia Ducciaque

  • Zitat

    Original von Lucius Petronius Crispus
    Am Ende durfte Pythagoras sogar mit ihm im Bett schlafen. Den Griff fest umklammert und tief versunken in den weichen Kissen schlummerte er ein und hatte endlich Zeit, sich ein bisschen von dieser doch recht anstrengenden Reise in seine Zukunft zu erholen...


    Lucius träumte einen wunderschönen Traum: Er stand im sonnigen Griechenland in einer Stoa und vor ihm stand ihm Euklid Rede und Antwort zu all den Fragen, die ihm während der Elemente-Lektüre aufgekommen waren. Gerade waren sie bei den irrationalen Größen nach Eudoxos von Knidos angekommen - eine ziemlich knifflige Sache, denn dass es zwei Zahlen gab, die keinen noch so kleinen gemeinsamen Teiler hatten, erschien dem jungen Petronier nicht unbedingt logisch. Deshalb fragte er nochmals genauer nach, wie man denn nun von den Längenverhältnissen in einem Pentagramm Schritt für Schritt auf irrationale Proportionen kommen konnte. Die Antwort war allerdings ein wenig verwirrend:
    "Wach auf Domine! Wach auf!"
    Zuerst war Lucius ein bisschen verwirrt, dann aber verschwamm die Welt vor ihm und er sah die Schwärze der Rückseite seiner Augenlider - ein Traum! Er zog an der Decke und grub seinen Kopf geradezu in das Kissen, das praktischerweise beide Ohren zugleich bedecken konnte. Doch nun berührte ihn sogar eine Hand und rüttelte ein bisschen an ihm.
    "Aufwachen, Domine!"
    Erst Stück für Stück wurde ihm bewusst, dass das Rütteln auffallend zaghaft war - Armin schüttelte ihn immer mit Schmackes und der Alte zog ihm normalerweise direkt das Kissen weg - und das Bett auffallend weich. Wo war er?


    Er schlug die Augen auf und blickte in das Gesicht eines Fremden - nein, doch nicht: Jetzt kam ihm, wo er und wer der Kerl vor seiner Nase war: die Casa Accia, der Sklave von gestern Abend! Draußen dämmerte bereits der Morgen, trotzdem hatte der Sklave eine Öllampe in der Hand. Und er hielt noch immer nicht den Mund:
    "Wach auf, Domine! Dein Vater ist bereits beim Frühstück!"
    Schlagartig war Lucius wach. Wenn er etwas wusste, dann, dass der Alte es hasste, wenn er lang schlief. Daheim in Mogontiacum war er stets bei Sonnenaufgang aus dem Bett geworfen worden und auch während der Reise waren sie prinzipiell die Ersten gewesen, die am Frühstückstisch saßen - wenn überhaupt, denn sein Vater hatte oft gar nicht gefrühstückt. Sicher war aber jedenfalls, dass der Alte ihm die Hölle heiß machen würde, wenn er zu spät kam - was andererseits offensichtlich sowieso schon der Fall war. Verärgert brachte er deshalb endlich ein paar Worte hervor:
    "Warum hast du mich nicht früher geweckt?"
    "Ich - äh - wusste nicht, dass dein Vater schon wach ist. Er ist quasi direkt zum Frühstück gegangen und mir hat man - äh - erst jetzt Bescheid gesagt!"
    rechtfertigte sich der Sklave. Lucius gähnte herzhaft - das klang wie eine typische Sklavenausrede! Er kroch aus dem Bett und richtete sich schweigend auf. Dann kratzte er sich am Kopf, knackste genussvoll er mit den Fingergelenken und gab seinem "Wecker" eine schallende Ohrfeige, dass dieser dreinblickte, als hätte ihn ein Pferd getreten.
    "Ich hatte dir befohlen, mich zu wecken! Verpiss dich, ich brauch' dich nicht!"
    knurrte er ihn dann an. So viel hatte er mit dem Alten doch gemein - er hasste Leute, die ihre Arbeit nicht ordentlich machten! Und sofern diese Leute unter ihm standen, durften sie das ruhig auch physisch spüren. Und außerdem hatte dieser Idiot ihm seinen schönen, mathematischen Traum verdorben!


    Kurze Zeit später hatte er wieder seine Übertunica an und streckte den Kopf aus der Tür. Dort stand der Sklave von eben noch immer und rieb sich die Wange.
    "Wo geht's zum Frühstück?"
    fragte er unwirsch, während er sich noch den Gürtel - übrigens den, den andere Duccier aus einer unglaublich fern scheinenden Welt ihm geschenkt hatten - zuschnallte.


  • Und wieder kurze Zeit später betrat der junge Petronier das Triclinium, in dem Duccius Vala, Haakon und der Alte es sich bereits schmecken ließen.
    "Guten Morgen!"
    begrüßte er die Anwesenden und kletterte auf die freie Kline. Seine Haare standen links, wo der Kopf auf dem Kissen gelegen hatte, noch etwas zu Berge und rasiert hatte er sich auch nicht. Aber immerhin war er da und für diesen germanischen Emporkömmling musste man sich ja nun wirklich auch nicht unbedingt hübsch machen!

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    Klient - Herius Claudius Menecrates

    DECURIO - MOGONTIACUM

    MUNICEPS - MOGONTIACUM

  • Haakon folgte seinem Patron durch diese riesengroße Villa. Er hatte noch nie solch ein großes Gebäude gesehen, in dem nur eine Familie zu wohnen schien. Daher war es auch kaum verwunderlich, dass noch genügend freie Zimmer zur Verfügung standen um die Gesandtschaft aus Mogontiacum unterzubringen.


    In dem Raum für das Frühstück angekommen, wurden sie direkt, oder eher sein Patron, vom Gastgeber entdeckt und begrüßt. Ein Duccius, genau so einer wie Duccius Marsus, auf dessen Hochzeit Haakon als Begleitung vom Petronius Crispus war. Und was man aus dem Fortgang des Gesprächs schließen konnte, waren die Beiden wohl direkt miteinander verwandt. Wenn der anwesende Duccius gerne Grundstücke in Mogontiacum erwerben wollte.


    Haakon bediente sich in der Zwischenzeit schweigend an dem deftigen Frühstück, das ganz nach seinem Geschmack ausfiel. Offensichtlich war zumindest die Esskultur nicht gänzlich verloren gegangen in diesem Moloch.


    Später stieß auch der jüngere Crispus zu ihnen, natürlich viel zu spät. Was sollte man auch von solch einem Typen erwarten. Wobei Haakons Gedanken dabei wieder zurück zu dem Zwischenfall in Gallia Narbonensis gingen und ihm ein leichtes süffisantes Lächeln, ob der Verspätung des Petronius Minor ins Gesicht zauberte.

  • "Nicht ganz ohne...", sprach Vala mit leisem Schmunzeln während er sich wieder ein kleines Stück Brot mit Schmalz bestrich und diese schließlich mit einer Fingerspitze Salz bestreute, "Zwei habt ihr schon... einerseits den Prätoraten Germanicus Avarus, dessen politisches Gewicht beim Kaiser ich kaum einzuschätzen weiß. Zu lange ist es her, dass er im politischen Rom wirklich etwas bewegt hat.", kommentierte Vala den Sachverhalt ohne wirklich wertend zu klingen, da er mit dem Germanicus weder Freundschaft noch Feindschaft verband. Dass der Mann seit Jahren vom Ruhm längst vergangener Tage lebte war allseits bekanntes Fakt, das dessen Bedeutung aber kaum zu schmälern vermochte... alte Namen trugen ihre Bedeutung noch Jahrzehnte mit sich, die Spitze der römischen Gesellschaft war voll von all jenen... weshalb die Civitas gute Chancen hatte, mit dem Germanicus dennoch einen potenten Fürsprecher zu haben. Oder eben nicht.
    "Und natürlich mein eigenes Wort...", gab Vala sich deutlich unverblümt, "..ich hatte bisher nicht die Notwendigkeit, mein politisches Kapital beim Kaiser auszureizen, und für die Sache Mogontiacums würde ich dies nur zu gerne tun. Darüber hinaus ist ein Empfehlungsschreiben des Decimus und des Vinicius auch nur Makulatur, das könnte ich, so euch dies beliebt, recht schnell organisieren. Vor allem dem Vinicius dürfte eine Erhebung seiner künftigen Residenz zupass kommen. Aber darüber hinaus lehne ich mich nicht weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte dass diese Unterstützung reichen dürfte, um den Kaiser von eurer Sache zu überzeugen. Zudem ist die Bedeutung Mogontiacums für die Region nicht zu unterschätzen... das dürfte auch dem Kaiser klar sein. Eine Erhebung zum Municipium ist längst überfällig, wenn du mich fragst."

  • Crispus zuckte mit den Schultern und biss in sein Brot.


    "Achso... naja, also wenn du das machen kannst, wär' das natürlich optimal."


    Scheinbar unterschätzte er den Einfluss des Ducciers doch ein bisschen...


    Dann tauchte Lucius auf - wie sah der nur wieder aus? Scheinbar war er gerade erst aufgestanden und trat nun in einem völlig zerzausten Zustand unter die Augen ihres noblen Gastgebers - wäre er zu Hause gewesen, hätte er dem Burschen wahrscheinlich erstmal eine Ohrfeige gegeben. Damals bei den Adlern wäre schlimmeres gefolgt...


    "Wie siehst du denn aus?"


    fuhr er seinen Sohn deshalb an.


    "So kannst du nicht am Tisch eines Senators liegen! Geh' und richte dich erstmal ordentlich her!"


    Entschuldigend wandte er sich wieder an Vala.


    "Tut' mir leid. Der Junge is' ein fähiger Bursche, aber er muss noch ein paar Manieren lernen, wenn er Eques werden will, fürcht' ich..."


    Darüber hatte er noch gar nicht gesprochen, wie ihm gerade einfiel. Aber vielleicht sollten sie auch erstmal das eine klären, bevor er schon wieder das nächste Thema anschnitt:


    "Naja, egal - du würdest dich also für uns verwenden und noch ein paar weitere Fürsprecher organisieren? Dann blieben für mich eigentlich nur die Germanici?"


    Das war natürlich weitaus weniger als befürchtet...

  • Das Erscheinen des jungen Petronius nahm Vala, der ganz in seine Gedanken zur Förderung der mogontinischen Sache vertieft war, erst wahr, als dessen Vater begann ihn anzublaffen. Mit einer Mischung aus beiläufigem Interesse und Irritation verfolgte er die Maßregelung, und entsann sich gleichsam einer Zeit, in der es vollkommen egal war wie jemand morgens zum Morgenmahl erschien... weil es nie sicher war, ob man die Nacht überhaupt überstand und somit der nächste Morgen somut zum absoluten Glücksfall geriet. Diese Zeit lag allerdings weit zurück, und dazwischen hatte ihn seine Zeit im Reich und sein Aufstieg in demselben ordentlich romanisiert.
    Gerade unter Soldaten wäre sowas nicht vorgekommen, weshalb Vala schon fast automatisch eine Miene verzog, als er sich entsann, hier niemanden anderes vor sich zu haben als den Sohn des langjährigen Primus Pilus der zweiten Legion. Hätte er sich größere Gedanken darüber gemacht, hätte er wohl anderes erwartet. Deutlich anderes.


    "Ja, genau so verhält es sich.", griff er also den Faden wieder auf, "Ich werde mich noch heute um die Fürsprache dieser beiden Großen bemühen, und gleichzeitig eine Audienz beim Kaiser erwirken. Ich hoffe, dass es bis dahin nicht allzu lange hin sein wird..."

  • "Oh, das is' ja wirklich optimal!"


    erwiderte er und fragte sich kurz, ob er sich viel zu viele Gedanken gemacht hatte - jetzt schien ja doch alles am Schnürchen zu laufen und sie hatten sogar einen Insider, der alles für sie regelte. Wenn das alles gut ging, würde er Vala wohl anbieten, ob er nicht Patron der Civitas werden wollte - da würden seine Mit-Decurionen sicherlich keine Einwände haben.


    Er schob sich noch ein Stück Brot in den Mund und fragte dann


    "Dauert das lang, so einen Termin zu bekommen? Oder wollen dieser Vinicius Hungaricus und der Decimus dann noch genauere Informationen? Ich meine - wir sind ja jetzt schonmal alle hier und wenn sie Fragen haben, können sie gern sich melden - oder wir kommen zu ihnen."


    Er konnte es noch immer nicht so ganz glauben, dass alles dermaßen glatt gehen würde!

  • Ein vinicischer Bote gab einen Brief ab. Beziehungsweise eigentlich zwei Briefe.


    An Titus Duccius Vala
    Casa Accia


    Salve mein Klient,


    ich muß doch sagen, du hast eine wahrhaft seltsame Begabung, mich mit deinen Ideen oder - wie in diesem Fall - Bitten zu überrumpeln. Auch wenn ich dem Anliegen positiv gegenüberstehe, noch mehr freut mich eines: Du stehst in meiner Schuld.


    Mit gleichem Boten erhältst du das gewünschte Schreiben. Richte der Gesandtschaft aus, daß ich in Mogontiacum ein Gespräch mit ihnen wünsche.


    vale bene,
    M. Vinicius Hungaricus
    Consular


    An den Imperator Caesar Augustus
    Appius Cornelius Palma
    Palatium Augusti


    Aufgrund meiner baldigen Abreise nach Mogontiacum ist es mir leider nicht möglich, persönlich die Anliegen der mogontinischen Gesandtschaft zu vertreten. Ihr Wunsch, Mogontiacum zu einem Municipium zu erheben, findet meine volle Zustimmung und da ich in diesem Vorhaben nur Vorteile für beide Seiten erkennen kann, schließe ich mich der Bitte der Gesandtschaft an und erbitte ebenfalls die Erhebung Mogontiacums zum Municipium.


    vale bene,
    M. Vinicius Hungaricus
    Consular

  • Ein Bote aus der Casa Decima übergab eine Tabula des Consuls.



    Mit großer Freude habe ich die Nachricht über das Ansinnen der Civitas Mogontiacum aufgenommen, die Erhebung zum Municipium anzustreben. Als amtierender Consul möchte ich der Stadtverwaltung für ihr Vorhaben meine Fürsprache und meine Unterstützung zusichern.


    Als ehemaliger Legatus Legionis der Legio II habe ich Mogontiacum immer noch als eine der wichtigsten Civitates an der Grenze zu Germania Magna in Erinnerung, die bereits damals ihre Aufgabe, als über den Limes hinweg strahlendes Vorbild von römischer Ordnung und römischen Rechts zu wirken, bravurös gemeistert hat und damit Rom und den römischen Bürgern alle Ehre machen konnte.


    Es ist daher aus meiner Sicht nur Gut und Recht der Civitas Mogonticum für ihre Treue und für ihr bisher immer vorbildhaftes Handeln zu danken und die bisherigen Leistungen der Provinzhauptstadt von Germania Superior mit dieser Erhebung zum Municipium zu würdigen.



    MARCUS DECIMUS LIVIANUS
    Consul

  • "So sie diese wollen, werden sie sie bekommen... und du hast recht, für den Fall der Fälle seid ihr ja genau dafür hier...", antwortete Vala während er zum Messer griff um sich einen schmalen Streifen des harten Käses abschnitt, um damit das essigsaure Brot zu garnieren.


    "Über der Termin selbst kann ich wenig sagen... es kann morgen sein, aber auch erst in drei Tagen... je nachdem wie schnell die Mühlen im Palatium mahlen... und je nachdem wieviel mein Ansinnen dort wert ist.", meinte er, als er sich den Bissen mit einem Schluck Bier runtergespült hatte, um gleich das Thema zu wechseln: "Dein Junge soll es zum Eques bringen? Was hast du dir da angedacht? Dienst im Exercitus?"

  • Die Erklärungen des Senators klangen nicht ganz so optimal, wie sie sich gerade eben noch angehört hatten - andererseits waren sie aber auch nicht unbedingt pessimistisch.


    Dann kam aber wieder sein Sprössling zur Sprache und diesmal konnte er auch genauer darauf eingehen, denn zum einen war dieser gerade nicht da, zum anderen war das vorhergehende Thema eigentlich abgehandelt - vorerst zumindest.


    "Lucius soll die Militia Equestris ableisten, genau. Dafür braucht er natürlich noch ein paar gute Fürsprecher, damit er recht bald den Ritterring bekommt. Land hab' ich schon, ein bisschen Erfahrung hat er auch schon gesammelt - er war Magister Vici und ist seit einiger Zeit Decurio in Mogontiacum..."

  • Als sein Vater ihn so anfuhr, blickte Lucius verwirrt an sich herunter. Sicherlich trug er die Tunica, in der sie gestern in die Stadt geritten waren - aber was auch sonst? Seine vernünftige Kleidung lag ja auch in weiter Ferne in Ostia! Und überhaupt - warum musste der Alte ihn jetzt so herunterputzen? Ständig erzählte man ihm, dass er jetzt ein Mann war und eine glänzende Karriere vor sich hatte und bla bla bla und dann wurde er doch herumgescheucht wie früher, als er noch ein kleiner Junge gewesen war!


    Er warf dem Alten einen tödlichen Blick zu, sagte aber nichts. Stattdessen stand er auf und ging ohne ein weiteres Wort hinaus. Der nächstbeste Sklave, den er dann traf, bekam seine Demütigung zu spüren: Der junge Petronier packte ihn grob an der Schulter und riss ihn zu sich her:
    "Bring mir einen Spiegel!"
    befahl er und schubste den völlig verdutzt dreinblickenden Diener wieder weg, um mit großen Schritten in Richtung seines Zimmers zu stampfen - ob der Sklave wusste, wo der Spiegel hinsollte, war ihm egal. Sollte der es doch herausfinden!

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    DECURIO - MOGONTIACUM

    MUNICEPS - MOGONTIACUM

  • Ad
    Senator
    Titus Duccius Vala
    Casa Accia
    Urbs Aeterna


    Salve Senator Duccius,


    der Imperator erwartet die Mogontinische Gesandtschaft zur öffentlichen Audienz nach den Feiertagen.


    Der Termin ist angesetzt für ANTE DIEM VII KAL IAN DCCCLXIV A.U.C. (26.12.2013/110 n.Chr.) zur dritten Stunde.


    Im Namen des Kaisers


    Tiberius Iulius Crassus
    ~~Primicerius ab epistulis - Administratio Imperatoris~~


  • "Um seinen Vater, den langjährigen Primus Pilus der zweiten Legion, letztlich sogar noch zu übertreffen?", schmunzelte Vala und schob Messer und Teller von sich, als Zeichen dafür, dass er nun genug gehabt hatte, "Es dürfte noch ein weiter Weg bis zum eigenen Kommando sein.. aber zumindest entstammt er einer Familia die nicht erst seit vorgestern das Bürgerrecht hat. Ich werde seine Laufbahn mit Neugier verfolgen, Petronius... soviele Provinzielle aus Mogontiacum schaffen es nicht hoch hinaus, da ist jeder für sich bemerkenswert genug."

  • Ihn übertreffen? Das würde Lucius sicherlich. Natürlich war er manchmal ein ziemlich beschränkter Kerl, der seinen Lehrern immer Sorgen bereitet hatte und unfähig war, auch nur eine Handvoll echter Freunde zu finden, war stur und ignorant gegenüber den wichtigen Dingen und hatte irgendwelche philosophischen Flausen im Kopf, mit denen er viel zu viel Zeit verschwendete - aber trotz alledem war der alte Petronier natürlich stolz auf seinen Sohn und wollte das Beste für ihn (auch wenn er das ihm gegenüber natürlich nie zugeben würde, damit es ihm nicht zu Kopf stieg).


    "Naja, viele Primipilari schaffen's ja direkt in den Ritterstand und bei mir hätte es vielleicht auch klappen können, wenn ich mich drum bemüht hätte..."


    ... zumindest redete er sich das immer ein.


    "Aber mein Junge soll's natürlich 'mal weiterbringen. Jeder Vater wünscht sich ja, dass sein Sohn ihn stolz macht - und Dein Vater wäre sicherlich auch stolz, wenn er sähe, wie Du als Germane im Senat sitzt!"


    Das war wilde Spekulation - Crispus kannte sich bei den Verwandtschaftsverhältnissen der Duccier nicht so richtig aus, wusste aber, dass viele von ihnen jenseits des Limes lebten. Und da er Vala nicht aus Mogontiacum kannte, war er wohl ebenfalls von dort.

  • "Soweit ich weiß, ist dein Name in der Provinz auch über die Grenzen der Civitas ein Begriff...", schmeichelte Vala wie selbstverständlich seinem Gast, "..es ist zwar vor meiner Zeit geschehen, aber ich habe oft davon gehört wie du den meinen das politische Leben schwer gemacht hast. Es ist nicht uninteressant zu sehen, wie sich ein ehemaliger Gegner in einen offensichtlichen Verbündeten verwandelt... so ist nun mein Vetter mit deiner Base (?) verheiratet. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass dein Sohn eine gute Basis hat um sich im Ordo Equestris hochzuarbeiten."
    Mittem im Schluck des dünnen Bieres hielt Vala allerdings inne, als der Petronius auf seinen Vater zu sprechen kam.. ein Thema, das Vala zwar unausweichlich und stets im Hinterkopf herum spukte, er aber gekonnt zu verdrängen gelernt hatte. Und seit er in den Senat berufen worden war, und somit seinen Vater schlussendlich überflügelte, war das Thema auch zu einer marginalen Note geworden... sehr zur Freude des duccischen Senators.


    "Ja, das wäre er wohl.", antwortete Vala einsilbig und warf Sirius einen der in jahrelanger Zusammenarbeit eingespielten Blicken zu, die dieser sofort verstand und sich mit einem Räuspern bemerkbar machte: "Dominus, die Arbeit."
    "Oh, ja...", nahm Vala den Faden auf und gab sich in perfekt einstudierter Überraschung von der Zeit überrumpelt, "...Petronius, wenn du mich nun entschuldigst, es gibt noch viel zu tun und ich möchte alsbald mit guten Nachrichten aufwarten können. Wir treffen uns spätestens heute zum Abendessen wieder, dann kann ich euch hoffentlich mehr erzählen." Sprach's, komplimentierte sich selbst aus der Unterhaltung und ließ die Gäste aus Mogontiacum miteinander allein.


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    Als sie am Abend wieder zum Essen zusammenkamen, zeigte Vala sich von deutlich besserer Laune als am Ende des morgendlichen Gesprächs noch: "Meine Herren... ich freue mich euch gleich drei gute Nachrichten mitteilen zu können.", schmunzelte Vala auf gewinnende Art und Weise und legte ohne weitere Worte den Gästen die am Tage eingetrudelten Schreiben vor: das Empfehlungsschreiben des decimischen Konsuls, das seines Patrons (ohne das an ihn persönlich gerichtete) und die Terminadresse der kaiserlichen Kanzlei.
    "Ich würde sagen, das ist doch schon was...", konnte Vala sein Grinsen kaum verkneifen, als er seinen Erfolg auf ganzer Linie mitteilen konnte. Immerhin war die Resonanz ebenfalls ein Zeichen dafür, wieviel sein Wort in Rom binnen kürzester Zeit bewegen konnte.

  • Crispus ging dem Senator voll auf dem Leim und lächelte zufrieden, als Vala ihm Komplimente machte. Dass er die Quereleien zwischen Ducciern und Petroniern für beendet hielt, war zusätzlich erfreulich - selbst wenn er die Schuldfrage natürlich etwas anders bewertete.


    Allerdings wurde das Gespräch dann doch recht schnell abgebrochen und sie verabredeten sich erneut zum Abendessen. Bis dahin würde auch Crispus einiges zu tun haben, um den Rest der Gesandtschaft hierher zu bringen und einzuquartieren!


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    Als man am Abend wieder zusammentrat, hatten sich auch die übrigen Gesandten der Civitas eingefunden, die wie ein Haufen nervöser Hühner die Köpfe zusammensteckten und miteinander geraunte Worte austauschten. Als Vala eintrat, verstummten alle sofort und blickten gespannt auf den Senator, der nach und nach seine Trümpfe ausspielte. Erstaunt musterte der alte Petronier ein Schreiben nach dem nächsten, bis er endlich ziemlich baff alles an seinen Nebenmann weitergab.


    "Senator Duccius, das ist... großartig!"


    brachte er schließlich hiervor, während die Schreiben noch durch die Hände gingen. Ovinius fühlte sich ebenfalls bemüßigt, einen Kommentar abzugeben:


    "Dann haben wir ja bis dahin einiges zu tun! Besten Dank, Senator!"

  • "Dafür nicht.", gab Vala sich großmännisch und sich mit zunehmender Mühe in der selbstverordneten Bescheidenheit einsperrend, "Wie ich bereits gesagt habe: die Sache Mogontiacums ist auch meine Sache. Nun lasst uns essen und trinken und auf diesen vorläufigen Erfolg anstoßen."

  • http://farm4.staticflickr.com/…89441494_0a50c11b22_n.jpg Selten hatten die Bediensteten der Casa Accia derart rotieren müssen, selten hatte es soviel im vorneherein zu planen gegeben... und selten wurden derart viele und derart erlauchte Gäste in die Casa gebeten wie an diesem Abend. Eigentlich hätte der Hausherr nicht lange mit sich reden lassen, wenn es darum ging die Casa und deren Bewohner in solche Sphären emporzuheben, allerdings hatte der Groll des Acciers hinsichtlich Valas willfähriger Unterbringung der mogontinischen Gesandtschaft lange gewährt und dem Duccius einige Diskussionen hinsichtlich der Hausherrenschaft eingebracht.
    Nun allerdings hatte er den Accius breitschlagen können und so wurden Einladungen versandt die die Gäste hierher bitten sollten um an diesem Abendessen, oder eher: an dieser Diskussion mit Dreingabe von Speis und Trank teilzunehmen.
    Das Triclinium war für eine derart große Zahl natürlich zu klein, und so verwandelte man das Atrium in eine große Version desselben, mit Stoffbahnen überdacht und mit Kohlebecken beheizt, der so entstandene Raum wurde stillvoll und doch nicht aufdringlich geschmückt und auf den Abend vorbereitet.
    Der Hausherr selbst, nicht zuletzt aber der Duccius eilten seit Stunden nervös durch die Casa, ließen ihre Aufmachung dreimal kontrollieren und stellten sicher, dass alles am Platz war. Letztlich ging es heute Abend nicht nur um die Möglichkeit eine Art Diskussionsforum zu schaffen, der Hausherr konnte sich so präsentieren... und der Duccius sich für die kommende Wahl empfehlen.
    Nachdem alles hergerichtet war verblieb Vala ungeduldig und sich nervös immer wieder durch die Haare fahrend im Atrium um die ersten Eintreffenden zu empfangen.


    Bildquelle

  • Obgleich Gracchus keine genaue Vorstellung davon hatte, was von diesem Abend in der Casa Accia, zu welchem Senator Duccius Vala, hatte geladen, zu erwarten war, so hatte er doch sich dazu entschieden, dieser Invitation zu folgen. Mehr noch, er hatte sich zudem dazu entschieden, seinen jungen Verwandten Fusus mit sich zu nehmen, waren solche 'informellen Rahmen' doch eine gute Möglichkeit für einen jungen Mann, erste Einblicke in die politischen Strukturen Roms zu erhalten. Da sein Sohn Minor ihm - seines Erwachsenenstatus zum Trotze - noch ein wenig jung für diese Dinge schien, er gleichsam die nie endenden Fragen dessen fürchtete, und sein Neffe Scato bei seinem Vetter Furianus als Tiro war untergekommen, hatte er schlussendlich Fusus eingeladen, ihn zu geleiten - nicht gänzlich uneigennützig indes, denn insofern der Abend sich als Ansammlung farbloser Speisen und dröger Thematiken würde herausstellen, würde zumindest Fusus' Anwesenheit ihm eine angenehme Gesellschaft bieten, wiewohl für diesen allfällig sich die Gelegenheit ergab, die anderen Tirones kennenzulernen und einige Kontakte zu knüpfen. Zwar war der Sohn seines Großneffen nicht offiziell sein Tiro - ein politisches Anhängsel, für welches Gracchus sich nicht im mindesten präpariert, wie prädestiniert fühlte -, doch galt in patrizischen Kreisen die verwandtschaftliche Beziehung zweifelsohne als gleichwertig, was der Duccius schlichtweg würde hinnehmen müssen. Von einem Sklaven des Hauses wurden die beiden Flavier in das Atrium geführt, welches zum Speisezimmer war umfunktioniert worden, und in welchem Senator Duccius der Gäste harrte - von welchen sie augenscheinlich die ersten waren.
    "Salve, Senator Duccius! Ich danke dir für deine Einladung und bin bereits voller Er..wartung, was der Abend uns bringen wird."
    Obgleich diese Intention Gracchus nicht bewusst - ihm lediglich von Geburt an inhärent - war, so klang doch unterschwellig in der Couleur seines Tonfalles mit, dass diese gespannte Erwartung sich vorwiegend darauf bezog, was ein Homo Novus aus Germania diesbezüglich zu bieten imstande war. Sodann wies der flavische Senator auf den jungen Mann, welcher ihm folgte.
    "Dies ist Iullus Flavius Fusus, Sohn des Titus Milo und Enkel meines Vetters Secundus Felix. Er ist erst kürzlich nach Rom zurückgekehrt, um in die Fuß..stapfen seines Großvaters zu treten."
    Dass diese Fußstapfen enorm groß waren und Fusus mitnichten die Absicht hatte geäußert, in diese allzu bald hineinzutreten, war für seine Vorstellung gänzlich irrelevant, denn letztlich hatte ein Flavius nun einmal zu sein - oder zumindest darzustellen -, was er war - ein Flavius.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

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