Nein, es machte ihr nichts aus. Genau das war die Antwort, die Nigrina hatte hören wollen, die Antwort im Grunde, die allein schon die Höflichkeit gebot. Aber höfliches Geplänkel war das A und O in der Welt, in der sie lebten. Nigrina lächelte dennoch erfreut und folgte Prisca durch die sich lichtende Menge. Dafür, dass sie keineswegs standesgemäß das Rennen in der Loge hatte verfolgen können, hatte sie es gut getroffen, fand sie inzwischen. Sehr gut, um genau zu sein. Nicht dass sie später nicht doch noch ein Wörtchen mit ihren Sklaven reden würde, bezüglich ihrer Meinung, sie hätten sie nicht durch die Menge hindurchschleusen können bis zu der Loge, aber ihre Laune war nun um einiges besser, und das würde auch ihnen zugute kommen. Sie näherten sich den beiden Tiberiern, ohne dass Prisca sie allerdings ansprach – und das war etwas, was Nigrina sehr gut nachvollziehen konnte. Wenn sie sie kannte, war es an ihnen, sie nun anzusprechen. Ebenso wie die Aurelia also behielt sie ihre Aufmerksamkeit bei ihrer Gesprächspartnerin. „Gleich mehrere? Das klingt verlockend, sind derzeit so viele junge Aurelier in Rom?“ Sie schmunzelte leicht. „Oh, nein, einen bestimmten Wunsch habe ich nicht. Solange er einigermaßen gut aussieht und unterhaltsam ist… Der Abend soll ja schließlich Spaß machen. Aber ich vertraue dir da voll und ganz.“
Ihre Schritte waren unterdessen noch langsamer geworden, während sie sich den beiden Männern näherten. „Nun… offen gestanden, mir wäre eine Komödie auch weit lieber.“ Liebestragödien waren so… so… tragisch. So dramatisch. Nigrina konnte damit nicht viel anfangen. Aber dann wieder konnte sie generell nicht viel mit Liebe anfangen, oder Liebesgeschichten, oder sonst etwas in der Richtung… Beziehungen waren dazu da, ihr zu nutzen, fand sie, vielleicht noch sich gegenseitig zu helfen und nach oben zu bringen – genau das war es, was sie bei ihrem Vater gelernt hatte. Diese Tragik, die manch Verliebte an den Tag legten, fand sie doch sehr übertrieben, und sie musste sich das nicht auch noch im Theater antun. „Dann ist das abgemacht? Das Theatrum Marcelli? Wann hättest du denn Zeit und Lust, dann kann ich Aulus fragen diesbezüglich.“