"Ja, lass uns gehen." Serrana nickte lächelnd, war sich aber nicht sicher, ob Calvena das durch ihrer beider Schleier überhaupt würde sehen können. Die Brautvorbereitungen waren mit all den größeren und kleineren Handgriffen und Ritualen ausgesprochen aufwändig gewesen, dennoch waren die letzten Stunden wie im Flug an ihr vorbeigesaust. Unter normalen Umständen hätte sich die stets unsichere Serrana vermutlich noch zigmal davon überzeugt, dass alles ohne Fehl und Tadel war, und Schleier und Kranz am richtigen Platz saßen, aber sie wusste, dass sie Quadrata in dieser Hinsicht blind vertrauen konnte, denn die erfüllte schließlich seit über 40 Jahren die perfektionistischen Ansprüche ihrer Großmutter.
Gemeinsam mit Calvena ging sie den kurzen Weg von ihrem Cubiculum hinüber zum Atrium, doch hielten die beiden Mädchen wie auf Befehl kurz davor noch einmal inne und warfen einen schnellen Blick auf den festlich geschmückten Raum und bereits anwesenden Menschen, die bislang von ihnen noch keine Notiz genommen hatten.
Serrana schluckte kurz, als sie ihre Augen durch das Atrium wandern ließ. Soviel war hier bereits geschehen, vieles davon alltäglich, aber auch einige Dinge, an die sie sich auch in vielen Jahren noch würde erinnern können. In diesen vier Wänden hatte sie ihre Verwandten Silanus, Brutus und Axilla zum ersten Mal gesehen und kennengelernt, hier hatte Sedulus sie das erste Mal besucht und hier hatte auch das erste Zusammentreffen mit seiner Tochter stattgefunden. Und hier hatte sie nach den Ludi Romani auch zum ersten Mal in ihrem Leben offiziell Gäste für eine größere Cena in Empfang genommen. Und jetzt würde sie hier heiraten...
Serranas suchender Blick glitt kurz über die anwesenden Gesichter, erkannte bereits den einen oder anderen Freund und Familienangehörigen, und blieb dann an Sedulus hängen, der gemeinsam mit Valerian in der Nähe vom Eingang stand, vermutlich um die eintreffenden Gäste zu begrüßen. Serranas Nervosität legte sich nicht wirklich, aber die unglaublich schöne Gewissheit, sich richtig entschieden zu haben, legte sich bei seinem Anblick jetzt wie ein warmes Tuch über ihre Aufregung, und sie begann unter ihrem safranfarbenen Schleier zu strahlen.
Ganz leicht stuppste sie Calvena an, erwiderte deren Lächeln und gemeinsam traten die beiden Mädchen aus dem Schatten der Säule ins Atrium hinein. Noch immer waren Serranas Beine ein wenig wacklig, aber mit jedem Schritt, den sie auf ihren zukünftigen Ehemann zumachte, wurde es ein wenig besser.
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