Durch die Wüste - der Weitermarsch der Legio XXII


  • Am frühen Vormittag, und doch schon in sengender Hitze, brachen wir das Feldlager ab und zogen weiter. Hinter uns blieben verbrannte Zelte zurück, und zerstörte Ausrüstung... und die Gräber der gefallenen Kameraden, und die unbestatteten, verstümmelten Kadaver der Angreifer, und damit glücklicherweise auch der süßliche Geruch und das Kreischen der Aasgeier.
    Vor uns lag das endlose Sandmeer, konturlos und leer wie ein unbeschriebenes Blatt, das darauf wartete, unsere Geschichte, also die (hoffentlich) ruhmreichen Taten der XXII. Legion im Kampf gegen die Rebellen, festzuhalten.
    Der Feind hatte sich, seitdem sie uns vor zwei Nächten attackiert hatten, nicht blicken lassen, und der Wind hatte ihre Spuren verweht. Einer, den wir beim Angriff gefangen genommen hatten, hatte im scharfen Verhör ausgesagt, ihre Hauptstreitmacht befände sich vier bis fünf Tagesmärsche südöstlich. Dem wollten wir nachgehen.
    Doch zuvor sollte uns unser Weg zu einem Lager nubischer Nomaden führen. Zwei von ihnen waren uns bei der Frühpatrouille in die Hände gefallen, und der Präfekt, nachdem er mit ihnen gesprochen hatte, wollte wohl die Gelegenheit nutzen, um einheimische Verbündete zu gewinnen.


    Wir marschierten in südlicher Richtung. Heute nur in halber Breite, der Kommandant hatte es bei der letzten Stabsbesprechung so angeordnet. Ein langer, langer Heerwurm war es, der sich da durch die Wüste wand, von unseren Aufklärern wachsam umschwärmt. Meine Kohorte marschierte heute ganz vorne. Die beiden nubischen "Gäste" hatten wir in die Mitte genommen. Als wir wieder einmal eine Düne überquerten, zügelte ich, oben angelangt, mein Pferd am Rand neben der Marschformation und ließ den Blick über die gesamte Legion schweifen. Ein stolzer Anblick! Das Klirren der Harnische, Blitzen der Helme, der Wald der Speere... Die Feldzeichen schwangen im Wind. Ich fand es kaum vorstellbar, dass überhaupt noch jemand auf dieser weiten Welt es wagte, den römischen Adler herauszufordern.
    Heiß war es. Nein, Hitze war gar kein Ausdruck. Die Wüste glühte förmlich, und über den Dünen flirrte und waberte die Luft ganz merkwürdig. Viele der Soldaten hatten sich bereits nasse Tücher über Helm und Nacken gebunden. Bisher war mir das ja ästhetisch allzu fragwürdig erschienen, aber nun kapitulierte ich doch, zog ein großes Taschentuch aus meiner Satteltasche, befeuchtete es mit meiner Feldflasche und knotete es um den Helmkamm herum fest. Ausserdem trank ich ein paar Schluck, aber nicht alles - das Wasser war nämlich rationiert - bevor ich mein Pferd weitertrieb.

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Der Stab, allen vorran natürlich Dragonum, hielt sich stets in der Nähe der zweiten Kohorte auf, schließlich würden sie gemeinsam mit dieser dann die Nomaden aufsuchen und versuchen ein Bündnis auszuhandeln. Dragonum allerdings war mit seinen Gedanken schon bei seinem Plan für die folgenden Tage und bei seinem Klienten der gerade auf dem Weg nach Italien war ...

  • Einige Späher des Nomaden hatten sich außerhalb der Blickweite der Legion versammelt. Sie würden in den nächsten Tagen der Legion folgen und ihre Informationen weiter an das Heer geben. Information war Macht und ohne Tricks oder ähnlichem wäre wohl eine ganze Legion nicht so einfach zu besiegen.

  • Sie wanderten inmitten der Soldaten und die Masse, die ihnen folgte, war unglaublich. Die Sonne stand hoch über ihnen und schickte unerbittlich ihre Strahlen über die Wüste. Der Sand nahm die Hitze auf und sandte sie ebenso heiß von unten zurück. Es war unmöglich, dem zu entkommen. Neriman beobachtete die Soldaten, die sich mit feuchten Tüchern zu helfen versuchten. In ihrer vollen Ausrüstung mußte es die Hölle sein. Innerlich konnte sie darüber nur höhnisch lächeln. Arrogante Römer, die sich als die Herren der Welt fühlten, so hatte man es ihnen erzählt. Das war wohl die Wahrheit, denn ihre Arroganz hinderte sie nun daran, sich an die Wüste anzupassen. Der Sand würde es sicher nicht tun, die Sonne am allerwenigsten. Das war ihr Vorteil, das Leben hier. Sich anpassen bot die einzige Möglichkeit, zu überleben. Und ihre Kleidung, die vielen Schichten des luftigen Stoffes, hielt einen Großteil der Hitze ab. Ebenso das Tuch, das sie nicht nur über Mund und Nase, sondern auch um den Kopf geschlungen trug. Sie mußte das kostbare Wasser, das man ihnen gab, nicht für unnütze Tücher verschwenden.


    Unaufhaltsam marschierte das Heer durch die Wüste, immer in die Richtung, die sie vorgegeben hatten. Es war etwa ein halber Tagesmarsch für sie gewesen, ohne Ausrüstung, ohne Soldaten, die unter der Hitze stöhnten. Sie war gespannt, wie lange diese stolzen Römer durchhalten würden.

  • Die Legion kam nach Dragonums Einschätzung gut voran, die Männer hatten sich in den vergangenen Wochen, so gut es eben ging, an die Hitze der Wüste angepasst. Natürlich war es auch in Nikopolis heiß gewesen, aber die Hitze war auch nicht das schlimmste es war die Trockenheit und die Gewissheit das es noch für viele Tage weiterhin so sein würde. Dennoch war Rom nicht ohne Grund eine Großmacht geworden, die Legionäre waren keine Söldner oder Tagelöhner, keine Sklaven oder Bauern ... sie waren Berufssoldaten, deren einzige Aufgabe in Friedenszeiten war sich auf Kriegszeiten vorzubereiten. Und das zeigte sich auch im Durchhaltevermögen der Legion, denn mit Ausnahme einiger Neulinge und der Verletzten hielten sich alle ausgezeichnet an das vorgegebene Tempo. Diejenigen die etwas nachließen wurden von ihren Kameraden unterstützt und die zu schwer verletzten reisten auf den Wägen des Valetudinariums mit ...


    Bisher lief alles hervorragend nach Plan, nur was die Nomaden anging war Dragonum noch etwas skeptisch, wer schickte denn unberittene Späher soweit aus, wenn er nicht befürchtete von jemandem angegriffen zu werden? Oder war Roms-Ruf in dieser Gegend wirklich schon so schlecht ...

  • Die Luft flimmerte. Ich zog das Tuch über Nase und Mund um den feinen Sand fern zu halten. Der Mund wurde dann nicht so schnell trocken. Der feine Sand setze sich überall hin, kroch in jede Ritze. Mein Vorteil war, ich musste nicht die gesamte Ausrüstung tragen. Sie lag auf dem Wagen hinter uns. Unter der Lorica staute sich die Hitze. Ich hob sie immer wieder an, damit ein bisschen Luft drunter kam. Ich sah zu den beiden *Gästen*. Ihnen schien die Hitze nicht so viel aus zu machen. Wo hatten sie eigentlich ihre Wasserschläuche? Man war in der Wüste nicht ohne Wasser unterwegs. Vor allem war ihr Lager angeblich einen halben Tagesmarsch weit entfernt. Ganz ohne Reittiere konnte ich sie mir auch nicht vorstellen. Sie liefen doch nicht in sengender Hitze in die Wüste um unser Lager aus zu kundschaften. „ He komm her.“ , „Ja Herr ?“ "Ich will wissen, ob sie Dromedare oder Pferde haben und ob sie immer ohne Wasser in der Wüste unterwegs sind.“ „Du bekommst sofort deine Antwort Herr.“

  • Neriman kannte die Römer nur aus Erzählungen und die entsprachen bekanntlich nicht unbedingt immer der Wahrheit. Es gab also keine bessere Gelegenheit, herauszufinden, was wahr, und was erfunden war, als die Zeit mit ihnen. Während sie noch darüber nachdachte, den mit dem Tuch in ein Gespräch zu verwickeln, kam der Dolmetscher wieder zu ihnen. Jetzt wurde dieser Römer, der noch immer tapfer an ihrer Seite ging, neugierig. Möglicherweise sollte er sie auch nur aushorchen. Sie hatten nichts zu verbergen, also antwortete Abay wahrheitsgemäß.


    "Wir haben Dromedare, Pferde wären für uns nur hinderlich, die brauchen zuviel Wasser. Was das Wasser angeht, natürlich waren wir nicht ohne unterwegs. Unsere Beutel sind, wie die Waffen, an unseren Gürteln befestigt, und die hat man uns abgenommen. Das sollte er eigentlich wissen. Vielleicht hat er das aber auch nicht mitbekommen."


    Abay zuckte mit den Schultern. Im Moment waren sie auf die Großherzigkeit ihres Bewachers angewiesen, zumindest, bis man ihnen ihre Sachen wiedergab. Wenigstens kamen sie gut voran, da hatte sie diese Römer dann doch unterschätzt. Allerdings bereiteten ihr die Gedanken über ihre Ankunft ein wenig Sorgen. Sie konnte nur hoffen, dass die Ältesten besonnen reagieren würden. Unterdessen gab der Übersetzer die Antwort an Decimus Massa weiter, gab dabei gleich noch eine Kleinigkeit zu bedenken. "Wenn du ihr Vertrauen willst, solltest du sie vielleicht nicht verdursten lassen."

  • Durst, da sagt der Übersetzer was. Ich nahm meine Flasche und trank einen Schluck. Sie trugen also Gürtel, als man sie aufgegriffen hatte. Ich kam erst später dazu. Sollten das die sein, die der Eques am Sattelknauf hatte? Ich hatte bei der Hitze keine Lust zu fragen. „ Bin ich ihr Kindermädchen? “ murmelte ich vor mich hin. „ Da am Esel hängt ein Schlauch mit Wasser er ist für sie. Alleine Trinken werden sie ja wohl können.“ Die Hitze schlug aufs Gemüt. Der Helm drückte. Die Lorica ließ keine Luft durch. Ich kam mir vor wie im Backofen. Mein Wasser wollte ich nicht verschwenden und ließ dieses Getue mit den feuchten Tüchern. Es war zu kostbar, das hatte ich nach dem ersten Ausflug in die Wüste, bei dem man uns überfallen hatte, gelernt.


    „ Wenn man nicht alles selber macht.“ Knurrte ich den grinsenden Halbwilden an. „ Dafür wirst du mir ein paar Worte in ihrer Sprache beibringen.“ Sagte ich ihm im Vorbeigehen, löste den Schlauch vom Esel und ging zu ihr. „ Wasser.“ Hielt ihn ihr hin.“ Bitte.“ Man ist zu Gästen freundlich. Ich rang mir ein Lächeln ab, bei der Hitze. Den zweien machte sie scheinbar nicht so viel aus. Sie trugen ja nichts außer ihren Sachen, die sie an hatten.

  • Ihr Blick hing sehnsüchtig an seinen Lippen, als er trank. Dabei spürte sie den Durst noch viel intensiver. Natürlich hätte sie um Wasser bitten können, aber noch hielt sie es aus. Er grummelte mürrisch vor sich hin, ein Grund mehr, sich zurückzuhalten. Sie wollte ihn nicht verärgern. Dann nahm er den Schlauch von dem Esel.


    Wasser - Er sagte das, als wollte er ihr etwas beibringen. Wasser - sie machte mit einer Hand eine kleine Wellenbewegung vor ihrem Mund. Ihr Zeichen für Wasser, in jeder Sprache gleich. Dann nahm sie ihm lächelnd den Wasserschlauch ab. Er konnte das tatsächlich auch, lächeln. Es gefiel ihr. Bitte - noch ein Wort, das sie scheinbar lernen sollte. Fragend war der Blick, den sie zum Dolmetscher schickte, während sie den Verschluss öffnete. Dann zog sie das Tuch vom Gesicht, um zu trinken. Sie war schon halb verdurstet, ließ sich aber nichts anmerken. Das Wasser, das sie erst eine Weile auf der Zunge behielt, war wie ein Geschenk in der heißen Wüste. Als es schließlich die Kehle hinunterrann, eine Erlösung. Derweil erklärte der Dolmetscher ihr das Wort Bitte. Bitte - dafür kannte sie kein Zeichen, nicht in der Bedeutung. Schade eigentlich. Nur danken, das konnte sie ihm. Dazu führte sie die Hand von sich in seine Richtung, bis die Handfläche oben lag, begleitet von einem dankbaren Lächeln.Sie nahm noch ein paar kleine Schlucke, gab den Schlauch dann wieder zurück.


    Der Dolmetscher hatte ihre "Sprache", die Zeichen, interessiert verfolgt, so wie alle, die um sie herum waren und es mitbekamen. Nur verstand er ebensowenig, wie sie die Sprache der Römer. Abay beeilte sich, ihnen alles zu erklären. "Das heißt danke." Kommentierte er das letzte Zeichen. "Sie spricht nicht, nicht mehr. Sie konnte es einmal, nun ist sie stumm. Diese Zeichen, das ist ihre Sprache. Damit können wir uns mit ihr unterhalten." Der Dolmetscher übersetzte es für Massa. "Das arme Kind." Dann nahm er Massa den Wasserschlauch ab und reichte ihn Abay. Der Legionär hatte jetzt sicher andere Gedanken im Kopf als den durstigen Jungen.

  • Die Sonne stand jetzt im Zenit, und wir marschierten durch einen Backofen. Ich war echt froh, dass ich nicht mehr zu Fuß gehen musste, wie damals in Parthien! Mein braver Fuchs trug mich, mit gleichmäßigem Schritt, stetig über den Sand. Ich spähte in die Weite, hin und wieder sah man einen unserer Späher, ansonsten war da nur Leere, alle Tiere hatten sich aus dem Staub gemacht, kein Feind ließ sich blicken, das ewige auf und ab der Dünen war nur monoton, und ging mir mittlerweile ziemlich auf die Nerven. Wenn da wenigstens mal ein Baum oder Strauch gewesen wäre, oder ein Felsen, irgendetwas auf dem das Auge verweilen konnte... Aber nichts veränderte sich, auch nicht nach Stunden des Marsches, man hätte meinen können, wir würden auf der Stelle treten.
    Zum Zeitvertreib und zum Durchhalten wurden viele Marschlieder gesungen, und die Cornicen und Tubabläser spielten auf ihren Instrumenten die schmissigen Melodien dazu. Ich stimmte auch eines an, mein Lieblingslied, das ich von der Prima her kannte, nur mit einer veränderten zweiten Zeile:


    "Von Britannias rauhen Küsten *
    bis Aegyptus' großem Strom
    ziehen wir mit Mut zu Felde
    für den Kaiser, Ruhm und Rom..."


    Wir hatten das schon oft gesungen, und so wurde es von der zweiten Kohorte schnell aufgenommen, und erschallte aus vielen Kehlen.


    "Unser Alltag ist das Training
    und die Siege unser Lohn
    und wir tragen stolz den Namen
    einer römischen Legion!"


    Und immer so weiter, all die vielen Strophen... 8)





    *Original von Gaius Tallius Priscus, auf die Melodie von "From the Halls of Montezuma"

  • Zitat von Neriman Seba

    Zitat

    Ihr Blick hing sehnsüchtig an seinen Lippen, als er trank. Dabei spürte sie den Durst noch viel intensiver. Natürlich hätte sie um Wasser bitten können, aber noch hielt sie es aus. Er grummelte mürrisch vor sich hin, ein Grund mehr, sich zurückzuhalten. Sie wollte ihn nicht verärgern. Dann nahm er den Schlauch von dem Esel.........


    Ein kleines Wunder in der Wüste. Hinter dem Tuch verbarg sich ein junges Frauengesicht. Ich sah ihr beim Trinken zu. Es gab keinen Unterschied alle waren gleich durstig in der Gluthitze. Ihr erstes Zeichen hatte ich problemlos als Wasser erkannt, mit dem zweiten wusste ich nichts anzufangen. Abay und Jasim mussten wieder herhalten. Das Zeichen für Danke, was sollte es anderes sein. Skeptisch sah ich wieder zu ihr. Wer war freiwillig bereit das Sprechen aufzugeben. Oder gab es einen triftigen Grund, dass sie nicht mehr sprach. Ich vermied es nachzufragen. Später, vielleicht. Jasim hatte mir den Wasserschlauch abgenommen und Abay gegeben.


    Vermutlich hatte ich meine Augen zu lange bei Nariman Seba. Ihre Augen waren grün, wie die einer Katze und in ihrem Blick lag eine gewisse Neugierde. Mich interessierte, warum sie mich immer wieder ansah. An mir gab es nichts Besonderes. Ich sah aus wie jeder Legionär hier. Das zu Fragen, die Hitze dazu, kam bestimmt nicht gut an, weil es sich eher wie ein Verhör anhörte. Außerdem wäre ihr Freund bestimmt nicht begeistert, wenn er es mitbekam. Streitigkeiten zwischen den Beiden brächte nur Unruhe in die Reihen der Legionäre. Das durfte nicht sein, also sollte ich mich zurückhalten und nichts tun, was ihn verärgern könnte.


    „ Jasim, sage Abay das der Schlauch für ihn und Neriman Seba ist. Sie können trinken wann sie wollen, sollen es sich aber einteilen. Mehr ist nicht da.“ Ich hatte etwas Luft zwischen mich und Nermina Seba gebracht. Ich wusste nicht wie Abay es aufnahm, wenn ich zu dicht bei ihr lief. Für mich war es auch gut, so hatte ich einen besseren Überblick über die Lage. „ Abay, wie viele Köpfe zählt eure Familie. Also deine und Neriman Seba’s.“ Eine einfache und eigentlich unverfängliche Frage. Jasim grinste so komisch als er sie Abay übersetzte.

  • Dragonum hatte bereits jetzt wieder genug von dieser Reise, während seiner Ausbildung an der Militärakademie in Rom hatte er sich stets gefragt warum die Lehrmeister soviel Wert auf die Schlachtzüge gelegt hatten, bei denen man dem Feind auf fremden Terrain folgte, er hatte sich stets gedacht das man doch ehrlos sein musste wenn man vor seinen Feinden davonlief statt sich ihnen direkt zu stellen. Und nun reiste er mit 5000 Begleitern quer durch die Wüste um den wohl feigsten Feind zu bekämpfen mit dem er es je zu tun gehabt hatte, lieber hätte er gegen die stolzen Germanen gekämpft oder zumindest gegen die Pikten ... aber nein für ihn blieben nur Wüstenbanditen die Frauen und Kinder überfielen ... nungut und eine gesammte Legion, Dragonum ließ sich schon von seiner eigenen Propaganda einwickeln ... man durfte den Feind nicht unterschätzen, niemals ...


    Kaum das er sich aus diesen Gedanken befreit hatte konnte er einen Späher erkennen der sich auf direktem Weg zu ihnen befand, scheinbar waren sie endlich auf das Lager der Nomaden gestoßen und hoffentlich machten die jetzt keine Dummheiten. Der Späher hielt direkt vor Dragonum sein Pferd an und salutierte ...


    "Praefectus, wir haben das Lager der Nomaden entdeckt bisher wirkt alles ruhig, was sollen wir unternehmen?"


    Dragonum legte kurz die Stirn in Falten, während er überlegte und winkte dann sogleich ein paar Melder herbei, die seine Befehle an die nicht anwesenden Tribune übermitteln sollten ...


    "Vorerst garnichts, die zweite Kohorte soll ausscheren und auf der Düne vor dem Lager Stellung beziehen, unsere Gäste und dieser .. em Decimus ... Massa, ja der Legionär sollen zu uns stoßen wir werden uns dem Lager dann nähern. Der Rest der Legion drosselt das Tempo und setzt die Route wie besprochen fort! Die Turmae klären weiter auf ich will keinen überraschenden Feindkontakt!"


    Die Melder salutierten und machten sich auf den Weg die Befehle weiterzugeben, als einer von ihnen Massa erreichte, wendete er sein Pferd neben dem Legionär und rief über die Köpfe der anderen Legionäre hinweg ...


    "Legionarius Decimus Massa!? Melde dich mit den "Gästen" beim Stab an der Spitze, quam maxime*!"


    Danach drehte er wieder und stobte in Richtung Fünfte Kohorte davon ...



    *ASAP

  • Die Antwort musste warten. Ich winkte sie sollten mir folgen und ging mit schnellen Schritten vornweg.
    Für Erklärungen war keine Zeit. Beim Laufen drehte ich mich um und trieb sie ein bisschen mehr zur Eile an. Wir gingen an den vorderen Reihen der 2. Cohorte entlang. Die Legionäre gingen in Stellung, hatten keine Augen für meine Begleitung. Besser war es. Wir kamen relativ schnell an der Spitze des Zuges an. So schnell es der Sand und die Hitze zuließen. Ich bedeutete den Beiden und Jasim stehen zu bleiben und ging zu einem der Centurio's, meldete uns vorschriftsmäßig an, salutierte:


    „Legionarius Decimus Massa, 2. Cohorte, 2. Centurie, meldet sich mit "Gästen" wie befohlen beim Stab.“

    Mir qualmten die Füße, eine Schweißperle nach der anderen lief die Schläfen herunter. Es sah so aus, als ob die Späher etwas gesichtet hatten. Entweder die Nomaden oder die Wüstenreiter.

  • Langweilig, immer wieder die selben Lieder zu hören. Der Marsch schien kein Ende zu nehmen. Müßig begann ich vor mich hinzudichten... Aber die Hitze war meiner Inspiration nicht gerade förderlich, und ich brachte in all der Zeit nur eine halbe Strophe zustande:
    "Wenn der freche Feind die Klingen wetzt,
    sprießt die Saat der Rebellion,
    doch wir merzen dieses Unkraut aus
    wir, die römische Legion!"

    Ich ließ die Zeilen von meinem Beneficiarius notieren, damit ich sie nicht vergass, tupfte mir unter dem Rand des Helmes den Schweiß von der Stirn, und ließ den Blick trübe über diese unmögliche Landschaft schweifen...


    Dann endlich hieß es, wir würden uns dem Nomadenlager nähern. Jetzt war ich gespannt! Wie befohlen, ließ ich meine Kohorte aus der Marschformation ausscheren, und zu der besagten Düne marschieren. Dort ließ ich die Centurien nebeneinander Aufstellung nehmen, damit wir in breiter Front vorrücken könnten – denn ich rechnete natürlich damit, dass wir diesem dubiosen Wüstenvolk in voller Kampfbereitschaft gegenüber treten würden.
    Ich ritt die Reihe ab und schärfte allen ein:
    "Militeees! Der Barbarenstamm, zu dem wir jetzt marschieren, das sind NICHT die Bastarde, die uns angegriffen haben. Es ist ein anderes Wüstenvolk. Seid wie immer wachsam, haltet euch kampfbereit, aber unser oberstes Ziel hier ist es, FRIEDLICHEN Kontakt zu machen, und einheimische Verbündete zu gewinnen."
    Den Centurionen befahl ich nachdrücklich, ihre Männer im Zaum zu halten, dann begab ich mich wieder zum Stab. Da war gerade auch Massa eingetroffen, mit den Gefangenen.
    "Praefectus Octavius, die Zweite Cohorte hat wie befohlen Stellung bezogen."

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    Klient - Decima Lucilla

  • Immer weiter marschierten sie durch die Wüste, um sie herum viele, bunte Gesänge. Früher hatte sie auch gerne gesungen, in Gedanken sang sie mit, auch wenn sie die Sprache nicht verstand, die Melodien gingen ins Ohr. Abay brachte den Wasserschlauch wieder zu dem Esel und befestigte ihn, während der Dolmetscher die nächste Frage übersetzte. Ihre Familie? Und das mit diesem Grinsen. Der dachte doch nicht, dass sie beide? Neriman schmunzelte belustigt, doch bevor Abay antworten konnte, erschallte der Ruf eines Soldaten. Neugierig blickte sie um sich, sie waren wohl am Ziel. Sie sollten dem mit dem Tuch folgen, wie hieß er nochmal, Decimus Massa. Also gingen sie hinter ihm her. Durch die Reihen, am Zug entlang, bis zur Spitze. Er schien ziemlich unter der Hitze zu leiden. Wenn sie bei ihrem Stamm wären, bekäme er Schatten. Noch war es nicht soweit. Wieder wurden Anweisungen ausgegeben, Befehle verteilt. Neriman konnte nur hoffen, dass sie nicht schwerbewaffnet vorrücken würden, wobei ihr Volk ohnehin niemals gegen dieses riesige Heer antreten könnte.


    Jetzt, da sich die ersten Soldaten sichtbar auf der Düne sammelten, blieb das natürlich auch im Lager nicht unbemerkt. Wahrscheinlich legten die Männer schon ihre Waffen bereit, die Frauen und Kinder wurden in die Zelte geschickt und die Ältesten sammelten sich um ihren primus inter pares, ihren Ersten. Der würde die Gäste dann auch empfangen, wenn sie denn tatsächlich als diese erkannt würden. Aber noch war es nicht soweit. Im Moment konnten sie nur erkennen, dass es sich um Römer handelte und außer von Erzählungen, hatten sie damit keine Erfahrung. Sie bereiteten sich auf alles vor.

  • Dragonum beobachtete in aller Ruhe wie die Kohorte Stellung bezog und stieg dann von seinem Pferd, der Sand fühlte sich angenehm weich an, selbstverständlich nur wenn mann nicht seit einigen Stunden hindurch watete, aber das war nunmal der Vorzug eines Offiziers. Er blickte mit einem Nicken zu Serapio und bedeutete ihm mit einer Handbewegung ebenfalls abzusteigen ...


    "Es gibt zwei Dinge die man bei Verhandlungen mit solchen Babaren beweisen muss ... das man der Stärkere ist und das man nicht gekommen ist um sie alle umzubringen! Wir geben uns bescheiden und nähern uns so unbedrohlich wie möglich ... nicht das noch jemand auf dumme Ideen kommt!"


    Dann wandte sich Dragonum an den restlichen Stab und erläuterte kurz was im Falle einer Dummheit seitens der Barbaren zu tun wäre, was kurz gesagt gut als "Geht hin und lasst niemanden übrig" durchgehen konnte. Dann wandte er sich schließlich an Massa und den Dolmetscher ...


    "Wir gehen alle gemeinsam ich will nicht das man auf Hintergedanken kommt und mir ist diese ... nuja Bündnis sehr wichtig also gebt euch alle Mühe!"


    Dragonum wartete noch kurz ab ob jemand noch etwas anfügen wollte ...

  • Ich nickte, ließ Pilum und Scutum stehen, öffnete meinen Cassis, nahm ihn ab und schüttelte meinen Kopf, mein lockiges Haar war durch die Hitze angedrückt, so fiel es wieder locker auf meine Schultern. Ohne die Waffen sah ich weniger gefährlich aus. Ganz ohne Waffen war ich natürlich nicht. Meinen Gladius behielt ich bei mir. So gerüstet, ging ich die beiden Gürtel holen, hielt sie Abay und Neriman Seba hin. Ihren hielt ich fest, als sie danach griff. Ich wollte ihre grünen Augen sehen. Sie faszinierten mich. Ein Lächeln von mir, diesmal erleichtert und ungezwungen. Ich ließ den Gürtel los, war bereit zu gehen.

  • Der Ältere stieg vom Pferd und wies den anderen an, das selbe zu tun. Wenn sie doch nur verstehen könnte, was da geredet wurde. Diesesmal wollte sie jedoch kein Wort verpassen, deshalb ging ihr fragender Blick zu Jasim. Der erklärte ihr, dass sie wirklich zu Verhandlungen bereit wären, schärfte ihnen aber ein, dass sie vorsichtig sein müssten. Mit den Römern wäre nicht zu spaßen. Er legte ihr noch beruhigend eine Hand auf die Schulter, bevor er sich wieder bei den anderen einreihte. Neriman wartete gespannt, was weiter passieren würde.


    Ungläubig beobachtete sie dann, wie Massa ihre Gürtel holte und sie ihnen übergab. Waren sie mittlerweile überzeugt, dass sie keine bösen Absichten hatten? Was sollten sie beide auch ausrichten gegen 5000 Mann bestgerüsteter Soldaten. Selbst inmitten ihres Volkes hätten sie nicht die geringste Chance. Sie griff nach ihrem Gürtel, doch er ließ nicht los. Etwas verwirrt blickte sie hoch, direkt in seine dunklen Augen, sah sein Lächeln. Es machte ihn um einiges sympathischer. Er war hübsch mit seinen dunklen Locken, die nun ungebändigt in der Sonne glänzten. Sie wurde leicht rot, als ihr dieser Gedanke durch den Kopf huschte. Glücklicherweise war dank ihres Tuchs davon nicht viel zu sehen. Leider auch nicht ihr Lächeln, das sie ihm schenkte, als er dann doch losließ. Mit dem Zeichen, das er mittlerweile kennen müsste, bedankte sie sich und legte sich ihren Gürtel um. Abay war schon fertig und stand abmarschbereit neben ihr.

  • Und was, wenn es doch eine Falle war?? Wenn plötzlich ein paar Bogenschützen aus den Zelten treten und uns erledigen würden? Wir hätten keine Chance... natürlich würde das Lager dann dem Erdboden gleich gemacht, aber vielleicht war der Feind bereit, das in Kauf zu nehmen, um unseren Kommandanten auszuschalten. Barbarenvölker, die denken nicht wie wir, und dass ihre Tücke unermesslich ist, das hatte ich am Chaboras gelernt.
    Ob ich den Kommandanten wohl davon überzeugen könnte, dass es besser wäre, wenn ich bei meiner Kohorte bliebe? Nein, das sähe ja so aus als mangele es mir an Mut... Und bestimmt konnte ich von ihm was nützliches über Diplomatie lernen... davon hatte ich keine Ahnung. Ich schwang mich klirrend vom Pferd, nickte nervös. Stärker aber bescheiden... gut.
    Ich hatte Magenschmerzen. Scharf musterte ich unsere beiden "Gäste", sie wirkten gefasst, was mich etwas beruhigte. Was mir weniger gefiel, war wie das Wüstenweib und Massa sich gegenseitig schöne Augen machten... ich wandte den Blick schnell wieder ab, glättete meine Stirn, und setzte eine kühle Miene auf - es war unprofessionell sich jetzt von so was ablenken zu lassen. (Und überhaupt völlig albern und unsinnig irgendeine Art von Anspruch zu hegen, was nichts daran änderte, dass ich es eben nicht gerne sah.)


    Wir näherten uns dem Nomadenlager. Vom Kamm der Düne aus, auf dem meine Kohorte Stellung bezogen hatte, stiegen wir den Sandhang hinab, hielten auf die Ansammlung von Zelten zu, entfernten uns immer weiter von der beruhigenden Präsenz in unserem Rücken...

  • Dragonum musterte kurz das Lager und ihre Gäste, Pfeile mit hohlem Schaft waren hier üblich, da es zu wenig massives Holz gab. Selbst trug er einen Muskelpanzer der ihn vor jeglichem Pfeilbeschuss schützte nur leider nicht an den Beinen und Armen. Der Helm mit übertriebenem Rosshaarkamm lies Dragonum, seiner Meinung nach, eher wie einen eitlen Schöngeist denn wie einen erfahrenen Militär wirken, aber er gehöhrte nunmal zur Uniform und die hatte komplett zu sein.
    Deshalb war Dragonum auch so überrascht als er den plötzlichen Diziplinmangel bei dem jungen Decimer bemerkte ...


    "Legionarius, ich sagte bescheiden nicht leichtsinnig! Helm auf und Schild an den Arm, dein Job ist es nicht in den Nomadenstamm einzuheiraten, du sollst dem Tribun und mir während der Unterredung den Rücken freihalten! Und vorallem sorg dafür das unsere Gäste während unserem Weg zum Lager nicht davonlaufen!"


    Wenn das Babarenpack wirklich eine Falle vorbereitet hatte, dann wollte er zumindest sicher gehen das sie auch ihre eigenen Leute erschossen ...


    "Also gut, wollen wir hoffen das sie entweder klug oder schlechte Schützen sind!"


    Dragonum war innerlich vom Haaransatz bis zu den Sohlen angespannt, ein grandioses Gefühl, am liebsten wäre er gleich jetzt seinen Männern voran in das Lager gerannt und ... aber er war ja jetzt der Praefectus und da blieb sowas wohl aus, nach aussen wirkte er gelassen und stolz während er sich dem Lager näherte, schließlich repräsentierte er hier den Kaiser persöhnlich ...

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