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Am frühen Vormittag, und doch schon in sengender Hitze, brachen wir das Feldlager ab und zogen weiter. Hinter uns blieben verbrannte Zelte zurück, und zerstörte Ausrüstung... und die Gräber der gefallenen Kameraden, und die unbestatteten, verstümmelten Kadaver der Angreifer, und damit glücklicherweise auch der süßliche Geruch und das Kreischen der Aasgeier.
Vor uns lag das endlose Sandmeer, konturlos und leer wie ein unbeschriebenes Blatt, das darauf wartete, unsere Geschichte, also die (hoffentlich) ruhmreichen Taten der XXII. Legion im Kampf gegen die Rebellen, festzuhalten.
Der Feind hatte sich, seitdem sie uns vor zwei Nächten attackiert hatten, nicht blicken lassen, und der Wind hatte ihre Spuren verweht. Einer, den wir beim Angriff gefangen genommen hatten, hatte im scharfen Verhör ausgesagt, ihre Hauptstreitmacht befände sich vier bis fünf Tagesmärsche südöstlich. Dem wollten wir nachgehen.
Doch zuvor sollte uns unser Weg zu einem Lager nubischer Nomaden führen. Zwei von ihnen waren uns bei der Frühpatrouille in die Hände gefallen, und der Präfekt, nachdem er mit ihnen gesprochen hatte, wollte wohl die Gelegenheit nutzen, um einheimische Verbündete zu gewinnen.
Wir marschierten in südlicher Richtung. Heute nur in halber Breite, der Kommandant hatte es bei der letzten Stabsbesprechung so angeordnet. Ein langer, langer Heerwurm war es, der sich da durch die Wüste wand, von unseren Aufklärern wachsam umschwärmt. Meine Kohorte marschierte heute ganz vorne. Die beiden nubischen "Gäste" hatten wir in die Mitte genommen. Als wir wieder einmal eine Düne überquerten, zügelte ich, oben angelangt, mein Pferd am Rand neben der Marschformation und ließ den Blick über die gesamte Legion schweifen. Ein stolzer Anblick! Das Klirren der Harnische, Blitzen der Helme, der Wald der Speere... Die Feldzeichen schwangen im Wind. Ich fand es kaum vorstellbar, dass überhaupt noch jemand auf dieser weiten Welt es wagte, den römischen Adler herauszufordern.
Heiß war es. Nein, Hitze war gar kein Ausdruck. Die Wüste glühte förmlich, und über den Dünen flirrte und waberte die Luft ganz merkwürdig. Viele der Soldaten hatten sich bereits nasse Tücher über Helm und Nacken gebunden. Bisher war mir das ja ästhetisch allzu fragwürdig erschienen, aber nun kapitulierte ich doch, zog ein großes Taschentuch aus meiner Satteltasche, befeuchtete es mit meiner Feldflasche und knotete es um den Helmkamm herum fest. Ausserdem trank ich ein paar Schluck, aber nicht alles - das Wasser war nämlich rationiert - bevor ich mein Pferd weitertrieb.