Tja, scheinbar, so verzeichnete der Caelier am Ende dieses Gespräches für sich selbst, war er zu spät eingeschritten. An der Zimmertür hatte er sich noch einmal kurz zu Dives umgedreht, um zu sehen, ob man ihn für einen Moment allein lassen könnte, und schwupp, war der Aedil mit einem Sklaven vorneweg gen Ausgang verschwunden. Soetwas nannte man dann wohl verhärtete Fronten, schätzte er.
Dabei gingen ihm selbst durchaus beide Argumentationen auf. Der Helvetier verstand diesen Angriff grundsätzlich als Angriff gegen eine Amtsperson - ob nun im Dienst oder nicht -, was diesen wohl mehr oder minder automatisch zu einer städtischen Angelegenheit machte. Dass er als Aedil, der für die städtische Sicherheit verantwortlich war, da natürlich aktiv werden wollte, war nur einleuchtend. Dives hingegen argumentierte, dass er nicht mehr im Dienst war, daher im Moment der Attacke gegen ihn eine Zivilperson und es folglich auch einzig und allein seine Privatsache war, ob und gegebenenfalls wie lange und intensiv er ermitteln ließ, wieviele Leute er für die Arbeit an diesem Fall anheuerte et cetera. Als rechtlicher Laie stand der Archivschreiber einer Bibliotheca da so ziemlich auf dem Schlauch, was die Frage nach dem Recht anbelangte... Andererseits: Selbst wenn die Sache eine Angelegenheit der Civitas sein würde, so hätte der Duumvir als Duumvir gegenüber dem Aedil wohl ein wenig mehr Einfluss, was den Fall anbelangen würde, und... Ach, hätte-hätte Blumenkette...
So begab sich Caldus nach einem kurzen, seufzenden Durchatmen erst einmal in Richtung Küche. Essen konnte bekanntlich durchaus dabei helfen vergangenen Ärger besser herunterzuschlucken und anschließend zu verdauen. Danach würde es dem Iulier dann hoffentlich auch wieder besser gehen, so dachte er sich.
Unterdessen hatte sich Dives einen Sklaven in sein Cubiculum gerufen und ihn das Zimmer von innen verriegeln lassen. Anschließend begann er mit zwei längeren Diktaten, die er verständlicherweise aufgrund seines gesundheitlichen Zustands nur stückweise und mit fortlaufend immer wieder kleinen und größeren Pausen zu Tafel bringen ließ. Sollte Ocella nach diesem Gespräch schließlich doch vielleicht gar noch auf eigene Faust privat an den Hintergründen der Sache forschen lassen, dann mochte durchaus damit zu rechnen sein, dass der Herennier sich noch einmal etwas klarer 'auszudrücken' versuchen könnte. Für diesen Fall wollte Dives dann doch besser vorgesorgt haben und es entstanden ein privates Testament, welches die Verteilung seiner Besitztümer im Falle seines Ablebens regelte, wie auch ein letzter politischer Wille, der, wie der Name schon sagte, nicht mehr und nicht weniger als ein rechtlich völlig unverbindlicher Wunsch seinerseits war. Und zumindest jenes letztere Dokument sollte sogar, wennauch in einem Fall, der eigentlich nicht ganz eingeplant war, letztlich tatsächlich einmal seinen Weg in die Curia finden...