• Der Tiro Octavius saß auf einer Bank in den Lagertherme, so dass er gerade nur noch einen kleinen Blickwinkel auf das Kaltwasserbecken hatte. Seine Hände krampften sich an der Sitzfläche und seine Augen waren starr auf die Wasserfläche gerichtet, während seine Zähne fest aufeinander gedrückt langsam aber stetig malten. Wie aus weiter Ferne drangen die Worte des Centurios an sein Ohr.
    Kopfschütteln war seine erste Antwort, danach abermals Kopfschütteln. „Nein es wird nicht gehen. Ich werde untergehen, wie ein Stein …. und dann werden sie mich wieder unterdrücken immer und immer wieder.... „
    Wenn man jetzt genau hinhörte konnte man das Zähneklappern des kalkweißen Frugis hören.

  • Avianus hatte nicht den blassesten Schimmer, was sein Rekrut da vor sich hin redete. Dementsprechend verständnislos blickte er Frugi auch an. Der Tiro hatte Angst, soviel war auch ihm klar. Aber was für ein Trauma auch immer das war, mit dem der Octavius zu kämpfen hatte, da musste er jetzt eben durch.
    "Sieh mal, Octavius, du kannst hier drin stehen. Du wirst nicht untergehen. Und hier ist auch keiner der dich unters Wasser drücken wird", erklärte er, "Und falls doch irgendein Kindskopf glaubt, einen meiner Tirones bei den Schwimmübungen runter drücken zu müssen, sorge ich dafür, dass der so viel Wasser schluckt, dass er das bei keinem mehr macht." Der Iunius wollte seinem Tiro gegenüber vorerst locker bleiben und hoffte einfach es würde Früchte tragen. Er konnte den schlotternden, kreidebleichen Jungen ja schlecht ins Becken prügeln. Davon würde die Angst sicher nicht besser werden.
    "Oder häng' wenigstens mal die Füße ins Wasser und gewöhn dich dran." ... aber beweg einfach mal deinen Hintern zum Becken, bei den Göttern.

  • Aus weiter Ferne drangen die Worte des Centurio zu dem Octavier vor. Klebriger Angstschweiß hatte sich nicht nur auf der Stirn des Tiro gebildet. An den Händen, die krampfhaft die Kante der Bank umklammerten, zeigten die weißen Fingerknöchel wie angespannt der ganze Körper war.
    Plötzlich, bestimmt von dem kalten Schweiß ausgelöst, rutschten die Hände ab und Frugis Körper schnellte nach vorne, kam ins stolpern, konnte sich nicht halten und näherte sich stolpernd dem Beckenrand. Kurz vor dem Rand schaffte er es irgendwie zu einem Stopp. Gerade noch aus der Starre erwacht, stand er nun schon wieder mit von Angst geweiteten Augen und starrte auf die Wasserfläche, die sich weit und riesig wie ein Meer vor ihm auftat.
    Wer den Octavier so da stehen sah, hätte annehmen können, er würde überlegen, ob er an den Beckenrand treten wollen um ins Becken zu springen oder es lieber mit Anlauf versuche wolle. Doch bei genaueren hinsehen sah man dann den starren Blick.
    Plötzlich, fröhlich vor sich hinpfeifend, kam Theopompus, der riesige Stubenkamerad von Frugi um die Ecke. Ehe irgendwer sich hätte einmischen können meinte er lachen, wobei er dem Octavier mit seiner riesigen Pranke auf den Rücken schlug, so dass dieser nach vorne und kopfüber ins Wasser schoss, „was stehst du da rum und hüpfst nicht rein?“
    Zunächst schaute Theopompus verwundert auf den plötzlich wild ums sich schlagenden, zappelnden Frugi, bis ihm dann wohl endlich ein Licht auf ging. Blitzschnell war Pompus, wie er allgemein unter den Kameraden genannt wurde, im Wasser und hatte sich den Kleinen, wie er Frugi immer nannte, geschnappt und war dann auch schon wieder mit diesem auf dem Boden am Beckenrand. Reumütig kam von ihm, „Mann Kleiner ich wusste ja nicht das du.... sag mir Bescheid wenn ich dir irgendwie helfen kann.“
    Hustend und schniefend kam von diesem, „dann hilf mir, dass ich schwimmen lerne.“

  • Na sowas. Wieder mal ein richtig tolles Theaterstück, das sich da vor seinen Augen abspielte. Na wenigstens soff der Octavier nicht ab. Nur blieb der Tiro leider nicht im Wasser. Zu schade. Denn spätestens wenn er ein paar Pedes unter der Wasseroberfläche den Boden gespürt hätte, hätte er vielleicht bemerkt, wie unnötig sein Gezappel war. Bevor er sich aber wieder seines wasserscheuen Rekruten annahm, wollte er sich erst noch den anderen Schlaukopf zur Brust nehmen. Wobei er sich aber nicht einmal die Mühe machte, aus dem Wasser zu steigen, sondern lediglich Frugis Kameraden, der ja auch unter seiner Fuchtel stand, vom Beckenrand aus anblaffte: "Wie grüßt man, wenn man seinem vorgesetzten Offizier über den Weg läuft, Soldat?!" Welcher Centurio wollte auch von seinen Leuten ignoriert werden. Soweit kam's noch. Jetzt war Avianus doch ein wenig genervt.
    Und dann war da der Octavius. Verdammt nochmal ... der Octavius. Hatte er nicht gesagt, dass er in dem Becken stehen konnte? War wohl irgendwie nicht bis zu Frugi durchgedrungen. Ebensowenig dass sein Centurio ihm schon die ganze Zeit klar machen wollte, dass sie eben dazu da waren: Damit der Tiro das Schwimmen lernte. Entweder hatte der Junge was auf den Ohren oder einfach derart Angst, dass er gar nichts hörte.
    "Und du, Octavius, hörst mir jetzt zu: Das Becken ist nicht tief. Du kannst hier gar nicht ertrinken, wenn dich niemand bewusstlos schlägt. Du kommst also rein, wir machen ein paar Übungen, ich werde dir dabei helfen und dann war es das für heute." Oder er musste das Nervenbündel wirklich packen und sprichtwörtlich ins kalte Wasser werfen. "Oder ich werde dafür sorgen, dass du reinkommst."

  • „Öhm, ja... Salve Centurio, … ja... ich hatte dich nicht gesehen, Entschuldigung.“ Sichtlich nervös stotterte Theopompus herum. So einen Anpfiff hatte er noch nie bekommen. Schließlich konnte er ja nicht ahnen, dass der Centurio bei dem Frugi war.


    Der Tiro Octavius bekam kaum etwas mit, ihm stand die pure Panik im Gesicht geschrieben. Immer wieder schüttelte er mit dem Kopf. „NEIN, ich geht dort nicht mehr rein“, kam sich stetig wiederholend von ihm.
    Man konnte ihm viel erzählen, hatte er gerade doch wieder erlebt was geschah wenn er im Wasser war. Dann war eben alles umsonst gewesen und heute sein letzter Tag bei den Urbaner. Da bekam man ihn jedenfalls nicht rein.

  • Avianus wusste ja, seine Truppe bestand aus Kindsköpfen, aber er hatte gehofft, dass sie ihren Mann stehen würden, wenn es darauf ankam. War wohl nicht bei allen so. Ganz im Gegenteil, der Octavier schlotterte immer noch voller Angst am Beckenrand vor sich hin. Wenn das so weiter ging, scheiterte es vielleicht tatsächlich noch an dem bisschen Schwimmen und sie mussten einen Tiro rausschmeißen, bloß weil der so wasserscheu war, wie eine Katze und sogar im schulterhohen Becken zu ertrinken drohte. Da alle Überredungsversuche bisher fehlschlugen, beschloss der Iunier, dass also doch rabiatere Methoden notwendig waren.
    "Na wenn das so ist …", bemerkte er seufzend und blickte zu Frugis Kamerad. Der würde sich nach der Zurechtweisung gerade eben sicher als besonders loyal beweisen wollen. Und dafür hoffentlich auch seinen Kollegen sprichwörtlich ins kalte Wasser schmeißen. "Wärst du so freundlich?", fragte er diesen und wies mit einem flüchtigen Winken, darauf hin, dass er den Tiro gerne ins Becken befördert sehen würde. Das würde der Hühne wohl auch ein zweites Mal hinkriegen. Ein knappes, bekräftigendes Nicken kam hinzu, als kleine Geste dafür, dass der Centurio alles im Griff hatte, denn natürlich würde er dafür Sorge tragen, dass der Octavier nicht absoff, falls er tatsächlich nochmal im Wasser landete.

  • Theopompus schaute hin und her von einem zum anderen. Von seinem Centurio zu seinem Kameraden. Wie sehr bereute er es doch zu den Lagerthermen gegangen zu sein und nicht mit den anderen hinter die VII Baracke zu einem Würfelspiel. Heimlich wegstehlen oder die Beine in die Hand nehmen um ab zu hauen, war nicht mehr möglich. Was also nun tun? Dem eindeutigen Hinweis des Centurios ignorieren, einfach dumm stellen um nicht bei seinen Kameraden unten durch zu sein? Oder den Kleinen einfach nehmen und kurzer Hand ins Wasser befördern. Damit würde er dem Ärger von oben aus dem weg gehen.
    Abermals wanderte sein Blick hin und her. Verzweifelt strich er sich über sein kantiges Kinn und seufzte tief. Warum sollte ich den Frugi da rein werfen? Damit er schwimmen lernt und bei uns in der CU bleiben kann, gab er sich selber, nach kurzem nachdenken, die Antwort. Also gut ich mach es für unseren Kleinen, nicht für mich.
    Schneller als es irgendwer für möglich gehalten hätte, war Theopompus neben dem Octavier, nahm ihn auf beide Arme schmiss ihn ins Wasser. Fast gleichzeitig mit diesem war er dann selber auch im Wasser, ganz in der Nähe von Frugi und brüllte den wild zappelnden, nach Luft schnappenden, untergehend drohenden an. „Los Kleiner beweg die Arme und Beine. Du kannst es,... du gehst nicht unter. Stell dich nicht so dumm an. Du bist doch kein Feigling.“Da außer fuchteln und prusten nichts von diesem kam, überlegte er sich härtere Maßnahmen zu ergreifen. „Wenn du jetzt nicht bald anfängst dich zu bewegen komme ich und tauch dich unter.“
    Frugi der wie wild um sein Leben zappelte bekam kaum etwas mit. Selbst den Gedanken warum Pomus ihm das antat konnte er in seiner Angst nicht zu Ende denken. Das zurufen von dem Hünen hörte er nicht, zu sehr war er mit sich und der Wasserflut beschäftigt. Die Drohung, dass sein Kamerad kommen wollte um ihn zu ertränken versetzte ihn derart in Panik, das er einigermaßen koordiniert seine Arme und Beine bewegte und sich in Richtung Beckenrandes bewegte um sich dann schnell an den Rand festklammerte.
    Dem plötzlich vor ihm auftauchenden grinsenden Gesicht des Großen hätte er liebend gerne ein rein gedonnert. Wütend schlug er mit der Hand ins Wasser und schnauzte, “ man Pompus ich hätte ertrinken können.“ „Und bist du es? Sei doch dankbar. Du kannst schwimmen.“ Fassungslos starrte Frugi ihn an.„Stimmt, ich bin geschwommen“, kam nach einer ganzen Weile.

  • Na wie schön, wenn die Soldaten das unter sich regelten. Er hatte ja nichts Besseres zu tun, als in den Thermen herumzustehen und denen beim Zanken und Jammern zuzusehen. Avianus wurde es zu blöd. Er nahm den Tiro grob am Arm und blickte ihn mit verengten Augen an. Sein Mitleid dem Octavius gegenüber hatte sich inzwischen verflüchtigt. Vielleicht hatte er sich in Frugi geirrt und er war als Zivilist doch besser aufgehoben.
    "Das hier, was wir hier machen, ist noch immer deine Ausbildung, Tiro, verstanden? Wenn du die nicht durchziehst, bist du draußen. Ganz schnell. Und das liegt dann nicht an mir. Und solange du noch hier drin bist, hast du zu tun, was ich sage. Ist das soweit klar?!"
    Hier bestand, neben Frugis Angst vor Wasser, eindeutig auch ein Vertrauensproblem. Warum sonst sollte sich der Tiro noch immer am Beckenrand festklammern, obwohl sein Centurio ihm mehrmals versichert hatte, dass das Wasser gar nicht tief genug war, um einen am stehen zu hindern? Nebenbei hätte er auch sehen müssen, dass auch der Iunier im Becken stand. Avianus konnte es sich nicht recht erklären. Hatte er jemals einen seiner Soldaten ins Messer laufen lassen? Einfach nur zum Spaß Strafen verteilt? Er konnte sich nicht daran erinnern.
    Jedenfalls ging er davon aus, dass seine Botschaft angekommen war, ließ den Jungen wieder los und nahm sich vor, mit dem Schwimmunterricht, wenn man den als solchen bezeichnen konnte, fortzusetzen. "Du wirst jetzt den Rand loslassen, Tiro. Du kannst die Beine auf den Boden stellen, versuchen, dich im Wasser treiben zu lassen ... Ich will, dass du verstehst, dass du hier nicht ertrinken kannst, solange du bei der Sache bist."

  • Nicht nur das der Trio Wasser mit dem Mund aufgenommen und geschluckt hatte, nein weit unangenehmer war das Wasser aufnehmen mit der Nase gewesen. Noch immer spürte er es im Rachenbereich, während der der Centurio ihn sich vorknöpfte. Immer wieder nickte er, irgendwann krächzte er zwischendurch, „jawohl Centurio“, in der Hoffnung der würde ihn erst mal zu sich kommen lassen, denn sein Herz hämmerte immer noch wie wild von der ganzen Aufregung. Dann endlich war es soweit,gerade wollte er seinen Kopf an den Beckenrand lehnen, da ging es wieder von vorne los. Gibt der denn nie Ruh? Was redet der? Nicht ertrinkst wenn du bei der Sache bleibst. Wenn es um das Thema schwimmen ging, war er immer bei der Sache. Gerade wollte er schon wieder verzweifeln, als er Pompus Fuß an seinem Bein spürte. Ihn hatte Frugi gerade ganz vergessen, doch nun schaute er ihn an und der zischte ihm zu.[SIZE=7] „Mach schon was der Alte sagt, ich bin ja auch noch da.“[/SIZE] Dies beruhigte den Octavier und er drehte sich langsam, immer noch ein Hand am Beckenrand, ließ diese langsam los. Noch einmal tief einatmend stieß er sich vom Boden ab und versuchte sein Glück mit Schwimmbewegungen. Sehr unbeholfen und zögerlich. Ganz auf sich konzentriert, bekam er nicht mit ob einer der Beiden in seiner Nähe war, irgendwann stieß an den Beckenrand. Erleichtert suchten seine Füße den Boden und er hielt sich am Rand fest. Diesmal nicht mehr voller Angst und Panik, eher ein wenig erschöpft; denn für ihn war das gerade die größte Leistung seines Lebens überwunden. Er hatte sich selber, seine Angst bezwungen. Erwartungsvoll suchte er den Blick seines Centurios.

  • Der Tiro hatte verstanden. Oder tat wenigstens so. Das war schon mal ein Anfang, jedenfalls waren sie dadurch weiter als noch vor ein paar Minuten. Avianus hatte Hoffnungen, dass Frugi ihm von jetzt an Gehör schenken würde. Aber das würde sich erst noch zeigen.
    Was der Kamerad seinem Tiro zuflüsterte, verstand der Centurio zu dessen Glück nicht zur Gänze – ansonsten hätte er dem dreisten Kerl eine geschellt – sondern sah nur, wie der Octavius endlich freiwillig den Rand losließ. Das Warum war Avianus inzwischen herzlich egal, denn die beiden hatten ja wirklich ihr Bestes getan, dafür zu sorgen, dass er so schnell wie möglich seine Geduld verlor.
    "Gut gemacht, Tiro", wurde er ein halbherziges Lob los, bevor er weitermachte: "Traust du dich, mit dem Kopf unters Wasser zu tauchen? Halt einfach die Luft an. Und wenn du dabei ein wenig ausatmest, steigt dir nicht einmal Wasser in die Nase. Wenn du willst, kannst du im Wasser auch die Augen öffnen. Falls du irgendwann wieder einmal von jemandem ins Wasser geschmissen wirst, ist das das allerwichtigste: Luft anhalten, Ruhe bewahren, konzentrieren. Versuch's mal."
    So wirklich schwimmen lernen war das ja nicht, aber Avianus hatte auch nicht das Gefühl, dass das Schwimmen selbst das primäre Problem war.
    "Wenn du das hinkriegst, können wir von mir aus eine kleine Pause einlegen und uns im Warmwasserbecken aufwärmen", machte er ein kleines Angebot. Der Centurio stand immerhin schon eine ganze Weile länger als sein Tiro im Kaltwasserbecken herum. Möglicherweise bot sich dann auch die Chance nachzufragen, woher diese panische Angst überhaupt kam ... und wie Frugi sich sauber hielt, wenn ihm schon beim bloßen Anblick eines Wasserbeckens der Schweiß von der Stirn tropfte.

  • Der Grunddienst hatte es wirklich in sich und erschöpft erreichte Trogus die Thermen. So schnell es ging zog er sich um und lies sich erst einmal auf einem der Sitze nieder, genoss die Wärme und legte den Kopf zurück. Eine Massage, das wäre jetzt was feines.
    Also schaute er sich um und erkannte direkt eine freie Liege, wo auch schon ein Sklave wartete, also lies er sich dort nieder und seinen gestressten Rücken durchkneten.
    Herrlich, perfekt, genau das was ich gerade brauche


    Ein Soldat Roms zu sein hatte auch seine Annehmlichkeiten und die Lagerthermen waren sicher eine davon. Hier konnte man zwar nicht so gute Geschäfte machen wie in den zivilen Thermen, aber dafür einige Kontakte knüpfen, zumal ja auch Mitglieder der Garde hier zugange waren und die Garde war klar das Ziel des jungen Quinitiliers.


    Nach der Massage ging er weiter in den nächsten, deutlich wärmeren Raum, nahm dort platz und atmete erst einmal tief durch. Dann schaute er sich um wer so alles überhaupt anwesend war.

    Sim-Off:

    Sollte jemand ebenfalls Lust auf etwas Entspannung und etwas Gerede haben: Nur zu

  • Zitat

    Original von Aulus Iunius Avianus
    Der Tiro hatte verstanden. Oder tat wenigstens so. Das war schon mal ein Anfang, jedenfalls waren sie dadurch weiter als noch vor ein paar Minuten. Avianus hatte Hoffnungen, dass Frugi ihm von jetzt an Gehör schenken würde. Aber das würde sich erst noch zeigen.
    Was der Kamerad seinem Tiro zuflüsterte, verstand der Centurio zu dessen Glück nicht zur Gänze – ansonsten hätte er dem dreisten Kerl eine geschellt – sondern sah nur, wie der Octavius endlich freiwillig den Rand losließ. Das Warum war Avianus inzwischen herzlich egal, denn die beiden hatten ja wirklich ihr Bestes getan, dafür zu sorgen, dass er so schnell wie möglich seine Geduld verlor.
    "Gut gemacht, Tiro", wurde er ein halbherziges Lob los, bevor er weitermachte: "Traust du dich, mit dem Kopf unters Wasser zu tauchen? Halt einfach die Luft an. Und wenn du dabei ein wenig ausatmest, steigt dir nicht einmal Wasser in die Nase. Wenn du willst, kannst du im Wasser auch die Augen öffnen. Falls du irgendwann wieder einmal von jemandem ins Wasser geschmissen wirst, ist das das allerwichtigste: Luft anhalten, Ruhe bewahren, konzentrieren. Versuch's mal."
    So wirklich schwimmen lernen war das ja nicht, aber Avianus hatte auch nicht das Gefühl, dass das Schwimmen selbst das primäre Problem war.
    "Wenn du das hinkriegst, können wir von mir aus eine kleine Pause einlegen und uns im Warmwasserbecken aufwärmen", machte er ein kleines Angebot. Der Centurio stand immerhin schon eine ganze Weile länger als sein Tiro im Kaltwasserbecken herum. Möglicherweise bot sich dann auch die Chance nachzufragen, woher diese panische Angst überhaupt kam ... und wie Frugi sich sauber hielt, wenn ihm schon beim bloßen Anblick eines Wasserbeckens der Schweiß von der Stirn tropfte.



    Warum denn das? Warum soll ich jetzt den Kopf unter Wasser halten, ich bin doch froh, dass ich es schaffte im Wasser zu bleiben, mich dort irgendwie zu bewegen und den Kopf in etwa über dem Wasser zu halten. Der Octavier verstand nichts mehr. Er wusste nur eins, der das sagte war sein Centurio und was der sagte war irgendwie Gesetzt.
    Ob es das war oder die sichtbare Erschöpfung oder sein starker Wille, hätte Titus Octavius Frugi im Nachhinein nicht sagen können. Etwas hatte ihn dann aber dann doch dazu gebracht, das zu machen was der Iunier verlangte.

    Ebenfalls hatte er sich Warmwasserbecken aufgewärmt und dabei seinem Centurio und seinem Freund Theopompus erzählt wieso er solche Angst vor den Thermen hatte. Ihnen gesagt, dass dieses Kindheitserlebnis ihn in solche Panik versetzte und ebenso hatte er versucht zu erklären, wieso ein Befehl bei solch einer Angst nicht helfen würde, dies hätte auch nichts mit mangelndem Vertrauen zu tun, da müsse sich jeder alleine, mit eigener Kraft, raus helfen.


    Einigermaßen erholt ging es dann zurück, dieses mal zurück ins große Becken. Da es nicht Unvermögen oder mangelnde Kraft war, was ihn gehindert hatte zu schwimmen, schaffte er es jetzt gleich mehrmals das Becken von einer Seite zur anderen zu durchqueren.
    Von nun an sah man den Octavier täglich in den Thermen, meist mit seinem Freund Pompus.

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    Caius Rubrius Pennus


    Am liebsten hätte der Optio sich zuallererst selbst ins Becken geworfen, nachdem er nun schon den ganzen Tag auf den Beinen war. Erst waren aber die restlichen Tirones dran, die auf den Tiber hatten verzichten müssen. Die hatte er sich gleich nach seiner Rückkehr geschnappt und in die Thermen zum großen Kaltwasserbecken geschleppt. Genervt schnaubte Pennus, als er registrierte, dass im Becken recht viel los war, mehr verärgert über sich selbst als über die Situation, da er daran nicht früher gedacht hatte. Es war gegen Abend. Was hatte er erwartet? Gute Frage. Aber wenn sie schon hier waren, würde er die Schwimmübungen sicher nicht abblasen, ohne zumindest einen Versuch gewagt zu haben.
    Zumindest einen Vorteil hatte seine grimmige Miene. Eine Ecke des Frigidariums, die von einer Handvoll Milites belagert wurde, hatte er im Handumdrehen mit ein paar Worten geräumt: "Wir brauchen Platz! Wollt ihr mich einen Optio bei seiner Arbeit behindern?! Na los! Sucht euch eine andere Ecke!"
    Und kaum hatten die Milites sich murrend verzogen scheuchte er die Tirones ins Becken.
    "Wer Schiss hat bleibt am Rand, ja? Ich will keinen panischen, halbersoffenen Tiro aus dem Becken ziehen müssen. Holt tief Luft und legt euch flach auf die Oberfläche. Zuerst müsst ihr kapieren: Ihr geht nicht unter, wenn ihr es nicht drauf anlegt. Verstanden? Wenn ihr das im Kopf habt, geht es nur darum, die Arme und Beine so zu bewegen, dass ihr auf der Oberfläche vorwärtskommt." Pennus machte die Schwimmbewegungen vom Beckenrand aus vor, ahnte aber schon jetzt, dass er nicht daran vorbeikommen würde, im Wasser den Schwimmlehrer zu mimen. Gut, dann würde er eben so an seine ersehnte Abkühlung kommen. Entspannend war was anderes, aber besser als nichts.

  • Aulus lauschte dem Optio, für ihn war es ja klar dass er auf dem Wasser liegen konnte ihne unterzugehen, zumindest ohne die Ausrüstung. Mit dieser... war es wohl eh egal ob er schwimmen konnte oder nicht. Die Ansage des Optios allerdings war etwas ungenau, denn er sagte nicht mit welcher Richtung man sich in das Wasser legen sollte. Er ging aber mal davon aus dass er den Rücken meinte, also ging Aulus in das Wasser, legte sich darauf, breitete Arme und Beine etwas aus und lag so auf dem Wasser herum. Je nachdem wie er seine Gliedmaßen bewegte bewegte er sich auf dem Wasser, aber richtiges schwimmen konnte man das ja kaum nennen.
    Ein Fluss wie der Tiber hätte ihn einfach weggespült, aber der Optio wusste sicherlich am Besten wie er seinen Rekruten das Absaufen abtrainieren konnte.

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    Caius Rubrius Pennus


    "Hübsch macht ihr das", lobte Pennus halbherzig. Die lümmelten ja bloß rum, was eigentlich keine große Leistung war. Die würde aber hoffentlich noch kommen. Zuerst musste er sich aber selbst ins kalte Wasser wagen. Murrend ließ Pennus sich ins Becken gleiten. Ein entspannender Thermenbesuch war eben was anderes.
    "Ihr alle habt kapiert, dass das Wasser euch tragen kann, ja? Prima. Dann legt euch allesamt auf dem Bauch ins Wasser ..." - Denn derzeit lag jeder einfach irgendwie. - "... und schiebt euch vorwärts. So ..." Pennus machte die Bewegungen der Arme und Beine vor. Nach ein paar Schwimmzügen zog sich Pennus an den Rand des Beckens. "Beide Hände zusammen nach vorne. Nutzt sie dann wie Schaufeln, um euch nach vorne zu bewegen. Mit den Beinen stoßt ihr euch ab. Versucht es. Einmal die Breite des Frigidarium, und wieder hierher zurück." Meisterleistungen erwartete er selbstverständlich bei weitem noch nicht, sogar eher das Gegenteil. Aber wenn die Rekruten sich am Ende des Tages irgendwie selbstständig an der Wasseroberfläche halten konnten, war das ja schon ein Fortschritt.

  • Etwas mulmig war Aulus ja schon, als er sich nun umdrehen musste. Er versuchte den Kopf über Wasser zu halten und die Bewegungen des Optio nachzumachen, was am Anfang mehr schlecht als recht gelang. Er schluckte Wasser, spuckte es aus und hatte auch Probleme zu atmen, aber nach einer Weile hatte er sich daran gewöhnt und auch den Beckenrand erreicht. Natürlich brauchte er deutlich länger als der Optio, stellte sich aber besser an als manch anderer Rekrut.
    Auf dem Rückweg konzentrierte er sich so gut es ging und war auch etwas schneller wieder auf der anderen Seite als beim ersten Versuch. Doch trotz alledem wirkte das alles noch sehr unbeholfen und unkoordiniert. In der Strömung wäre er verloren gewesen, das war klar.

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    Caius Rubrius Pennus


    Von wahren Glanzleistungen konnte nicht die Rede sein, doch zumindest war keiner abgesoffen. Einige Rekruten hatten Wasser geschluckt und von denen wiederum waren ein paar kurzzeitig unter der Oberfläche verschwunden, früher oder später hatte aber jeder den gegenüberliegenden Beckenrand erreicht und auch den Weg zurück hinter sich gebracht.
    "Gleich nochmal!", kläffte Pennus, und jeder Tiro der ein bisschen was auf dem Kasten hatte, würde sich wohl dessen bewusst, was ihre Aufgabe für den Rest des Thermenbesuches sein würde. In erster Linie machte schließlich Übung den Meister.

  • Anscheinend hatte der Optio ein gewisses Faible für Fische, ansonsten konnte sich Aulus nun nicht erklären wieso er die Rekruten so ausgiebig im Wasser umher schwimmen lies, wo manche auch mehr unter als über der Oberfläche anzutreffen waren. Wie dem auch sei, ihm schadete die Übung nicht und nach den ersten Bahnen wirkte er schon fast etwas sicher. Trotzdem, das unbehagen er müsste in voller Montur durch den Tiber durch lies ihm das Blut in den Adern gefrieren. Was nicht nur daran lag dass das Wasser dort sicher um einiges kälter war als in der warmen Therme.

  • << Die Latrinen der CU


    Die Lagertherme war kleiner als das öffentliche Bad in Rom. Dennoch war hier ausreichend Platz, um alle Centurien der Cohortes Urbanae und Praetoriae täglich den notwendigen Raum zur Körperhygiene zu bieten. Im großen Becken fanden jedoch auch Schwimmübungen statt, ein lebensnotwendiges Unterfangen. Das gesamte Gebäude, mit Ausnahme des Kaltwasserbeckens, war von einer unterirdischen Fußbodenheizung bezeizt. So waren der Boden und das Wasser stets warm. Nachdem sie ihre Kleidung im Umkleideraum in den Wandregalen untergebracht und sich in ein Handtuch gehüllt hatten, durchquerten Lurco und Scato ein Fußbecken, ehe es in die eigentlichen Räume ging. Neben den badenden und auf den Sitzbänken entspannenden Soldaten liefen hier auch Sklaven herum, die sich um alles kümmerten und einen auch massierten oder rasierten, wenn man wollte.


    Scato führte Lurco am großen Becken vorbei zum Warmwasserbecken, das sich in einem Nebenraum befand. Hier war es klein, dunkel und gemütlich. Aufgrund der beträchtlichen Wärme und der aromatisierten Dämpfe hielten die meisten es hier nicht lange aus. Das Gegenstück dazu auf der anderen Seite des großen Beckens war das Kaltwasserbecken, das nur wenige Grad warm war, da es aus unbeheiztem Wasser gespeist wurde. Es war am weitesten von der Heizquelle entfernt.


    Scato warf sein Handtuch irgendwo hin und ließ sich ins warme Wasser rutschen. Er legte beide Arme rücklings auf den Beckenrand und legte mit geschlossenen Augen den Kopf in den Nacken. Das warme, fast schon heiße Wasser tat seinem schmerzenden Bauch gut.


    "Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja ... die Zukunftsplanung. Ich habe mit meinem Sold exakt gar nichts vor, außer, davon vor mich hinzuleben. Es gibt keinen Plan B außer einem Leben in der Castra Praetoria, ich bleibe hier bis zum Tod. Oder bis man mich gewaltsam rausprügelt, weil ich nur noch ein Bein und einen Arm und ein Auge habe. Für den Fall wäre eine Taberna doch gar nicht schlecht. Das Gegenstück zum Blinden Esel, der gegenüber der neuen Station steht. Unsere Taberna würde hier stehen, in unmittelbarer Nähe zur originalen und einzig wahren Castra. Dann könnten wir trotzdem die Kameraden sehen und ihnen was Gutes tun, indem wir uns um ihren Feierabend kümmern. Und oben drüber ... da wohnen wir. Mann, wir kennen uns erst seit kurzem und reden schon davon, zusammen zu ziehen!" Er lachte leise. "Aber besser als allein zu sterben."

  • Lurco folgte Sacto in die Therme. Etwas Schöneres hatte er seit langem nicht mehr gesehen. Dafür dass sie Rom nach ihrer Ausbildung beschützen würden, gab ihnen die Stadt sehr viel zurück. Sie wurden verköstigt, sie hatten ein Dach über dem Kopf, sie hatten alles, sogar derartigen Luxus. Was konnte man sich mehr wünschen?


    Scato führte sie in das abgelegene Warmwasserbecken. Lurco steckte einen Zeh ins Wasser, es war mehr als warm, es war heiß. Vorschtig ließ er sich hineingleiten und machte es sich neben Scato gemütlich.


    "Was für herrliche Therme, hier kann man sich wirklich durchwärmen. Das entspannt die Muskeln und unsere Verspannungen werden im Nu verflogen sein. Ich kann Dir nur zustimmen, es gibt keinen Grund die Cohortes je wieder zu verlassen.


    Genau lass uns das Gespräch von eben weiterführen. Unseren Sold könnten wir so für unser Alter anlegen, wir hätten einen Wohnsitz und würden sogar nebenbei noch Geld machen. Also mehr kann man echt nicht erwarten oder? Wir benötigen nur jemanden, der für uns die Taverne führt. Was spricht denn dagegen, dass wir zusammenziehen? Wir wohnen in Baracke VII auch zusammen und ich denke uns hat das Schicksal zusammengeführt", antwortete Lurco und schloss die Augen.
    "Wir benötigen für unsere Taverne Sklaven", gähnte er.

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