• Scato öffnete die Augen ein wenig, um die Dampfschwaden zu beobachten, die langsam über die Wasseroberfläche waberten. "Stimmt, hier haben wir auch eine Wohngemeinschaft und sind sogar zu acht. Zusammen zu wirtschaften hört sich gut an, falls mal einer krank ist oder Urlaub braucht. Soll ja im Alter vorkommen."


    Er gähnte nun auch, weil Lurco ihn ansteckte. Anschließend rutschte er noch ein wenig tiefer ins Wasser.


    "Oh ja, Sklaven ... der Lockenschopf aus dem Blinden Esel, der war doch zum Beispiel nett. Total gut erzogen und niedlich anzusehen. So einen hinter dem Tresen, das wäre doch was. Schien auch was in der Birne zu haben, das ist wichtig für die Rechnungen und so weiter. Dazu noch einen Großen als Rausschmeißer, vielleicht einen ausgedienten Gladiator. So was in der Art. Aber keine Wirtin, sonst zweckentfremden die unsere Taberna als Lupanar. Ich will keine rumrammelnden Leute in der Bude, in der ich auch wohne. Das soll sein wie hier, auch von der Einrichtung her, so als ob auch unsere Taberna ein Teil der Castra wäre. Eine externe Baracke mit Ausschankgenehmigung! Weißt du was? Statt Sklaven könnten wir auch Veteranen einstellen."


    Er schloss die Augen wieder. "Ist das gemütlich hier. Ich penn gleich ein. Kommst du dann mit auf die Massageliege? Ich will das mal ausprobieren. Und meine Bauchschmerzen loswerden. Mann, ich hab gar keinen Bock dann noch mal auf die eiskalte Latrine zu gehen, ich will dann gleich ins warme Bett. Ich glaube, ich lass es einfach und verkneife es mir bis morgen früh."

  • Lurco wischte sich über das Gesicht und musterte Scato.


    "Ja der kleine Lockenkopf war ganz niedlich, zudem sagt man ja halten sich Männer optisch länger als Frauen. Wenn wir eine Sklavin kaufen und die sieht nach ein paar Jahren total schrullig aus, kommt auch keiner mehr in unsere Taverne. Deshalb besser einen männlichen Sklaven, einen der all das was wir suchen vereint und freundlich ist. Aber nicht zu freundlich, denn er soll auf die Begleichung der Kosten bestehen. Angeschrieben wird nur für Kameraden und Stammkunden.


    Ein Lupanar müssen wir nicht gründen. Einige Tavernen bieten solche Dienste mit an, aber dafür hätte ich dann lieber ein eigenes Haus als dass in unserer Taverne rumgerödelt wird. Die meisten kommen um nach der Arbeit zu entspannen. Falls ein Lupanar oder dessen Angebot in Betracht kommt, sollte das schon ein abgetrennter Bereich sein. Und nicht nur ein einseitiges Angebot. Bedenke dann bentöigen wir mindestens eine Sklavin und einen Sklaven um das zu gewährleisten.


    Lass uns erstmal mit der Taverne anfangen, wo es gute Getränke und Speisen gibt. Ein Sklave reicht aus und vielleicht ein Rausschmeißer. Aber wenn wir eh bei uns in der Nähe eine Taverne aufmachen und die Kameraden bei uns einkehren, finde ich einen Rausschmeißer unnötig. Unsere Leute wissen zu zu benehmen und es anderen notfalls beizubringen. Rausgeworfenes Geld würde ich da sagen. Wir könnten es aber zur Not im Hinterkopf behalten.


    Scato, man verkneift sich nicht den Klogang. Was raus muss, muss raus. Davon kann man krank werden. Also sieh zu, dass Du auf den Topf kommst oder iss etwas, dass Dir dabei hilft", grinste Lurco.


    "Zu den Massageliegen? Ich bin dabei, auf gehts", freute er sich.

  • Scato merkte aus den Augenwinkeln, wie Lurco ihn mit den Blicken fixierte, als wolle er seine Gedanken lesen. Scato lächelte und schloss die Augen wieder. Da konnte Lurco lange gucken.


    "Du hast Recht, beginnen wir ganz entspannt mit einer eigenen Taberna und einem einzigen Sklaven. Wobei der Tiberios ist Scriba, den hinter die Theke zu packen wäre so was von dekadent. Na, mal abwarten, wir haben ja noch sehr viel Zeit und Luft nach oben, was unsere Spar-Amphoren angeht. Viel habe ich nicht mehr, wird Zeit, dass wieder was reinkommt! Ich bin fast pleite."


    Da es langsam heiß wurde, kletterte er wieder aus dem Becken. Er grabschte sein herumliegendes Handtuch und wickelte es um sich. Mit einem Wink bat er Lurco, ihm zu den Massageliegen zu folgen. Er legte sein Handtuch unter und machte es sich bequem. "Pflanz dich", sagte er zu Lurco, grinste und schloss die Augen. Zunächst wurden sie von fachkundigen Sklaven mit Ölen eingerieben, wobei sie eine Massage genießen durften. Danach wurde das Öl mithilfe eines Strigilis abgeschabt, wobei auch lose Hautreste entfernt wurden. Das sanfte Kratzen war ausgesprochen angenehm und es hätte nicht viel gefehlt, da wäre Scato eingeschlafen. Aus Faulheit ließ er sich auch noch rasieren, dann musste er das morgen früh nicht selbst erledigen. Das Haarezupfen an als unschön empfundenen Stellen, was ein Sklave ihm anbot, verschmähte er. Für Folter hatte er nach dem entspannenden Abend keinen Bedarf.


    Als die Massage, die Salbung, die Rasur und eine weitere Salbung beendet waren, fühlte Scato sich dermaßen warm, entspannt und müde, dass er kaum noch stehen konnte. "Ab ins Bett?", fragte er mühsam grinsend.

  • Lurco räkelte sich wie ein müder alter Kater, der in der Sonne gedöst hatte.


    "Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt Scato. Und unsere Taberna beginnt folglich mit unserem ersten Sklaven. Tiberios wäre wirklich purer Luxus für uns hinter der Theke, dekadent wäre das allerdings nicht.


    Bedenke er könnte jeden Gast passend ansprechen, er dürfte kaum Verständigungsschwierigkeiten haben. Die Buchhaltung und die Finanzverwaltung wäre auch kein Problem für einen Scriba. Auf den ersten Blick mag er also dekadent erscheinen, aber in Wahrheit ist er eine Ein-Mann-Truppe. Er ist wäre der Wirt, der Buchhalter und und und in einem.


    Wir würden Dank seiner außergewöhnlichen Fähigkeiten sogar noch Geld sparen, da wir nur einen einzigen Sklaven benötigen würden. Ob Tiberios überhaupt zu kaufen ist, wäre die nächste Frage. Er wird nicht günstig sein und nachfragen kostet nichts. Wir können uns ja mal erkundigen, ob er verkäuflich ist und was er kostet. Falls nicht, können wir ja nach einem Sklaven mit ähnlichen Fähigkeiten Ausschau halten", antwortete Lurco.


    Lurco zog sich ebenfalls aus dem heißen Becken und folgte Scato zu den Massageliegen. Mit wohligem Seufzen ließ er sich auf der Liege nieder.


    "Ja ich hoffe auch, dass wir bald unseren ersten Sold erhalten. Unsere Spar-Amphoren müssen schließlich gefüttert werden. Nach dem ersten Sold können wir schauen, was wir sparen können und wann wir unsere Taberna eröffnen können. Nach einem passenden Ort können wir nebenbei Ausschau halten, auch wenn es finanziell leider noch nicht soweit ist", sagte Lurco.


    Lurco ließ sich nicht nur massieren, sondern nahm das volle Programm mit Rasur und allem was dazugehörte. Man konnte schließlich nicht gepflegt genug aussehen. Ihr Ausbilder würde vermutlich auch darauf achten. Gepflegtes Äußeres und gepflegte Ausrüstung waren Ihr Aushängeschild. Die Optik ließ auf den Geist schließen, wer zerlumpt durch die Gegend schlurfte, hatte sicher keine geordneten Gedanken.


    Die Behandlung war viel zu schnell zu Ende, nach Lurcos Meinung. Scato sah tiefenentspannt und müde aus.


    "Ja ab mit uns ins Bett, morgen müssen wir wieder früh raus. Und Du musst noch auf die Latrine", schmunzelte er und machte sich aufbruchbereit.

  • "Vernünftige Argumente. Dann also ein Luxussklave, aber nur einer. Wir fragen einfach mal, ob er zu verkaufen ist und fangen schon mal an zu sparen", gähnte Scato. "So ein kluges Köpfchen wäre auf jeden Fall ein interessanterer Gesprächspartner als eine Hohlbirne. Falls man mal mit seinem Sklaven mal reden will. Soll ja vorkommen." Damit spielte er auf ihre Begegnung im Blinden Esel an, bei der die beiden angehenden Urbanici mit den Sklaven geplaudert hatten. Tiberios war ein unterhaltsamer kleiner Kerl gewesen, während seine Begleiterin, wie es sich für eine Frau ziemte, die Männer hatte reden lassen, außer, wenn man sie direkt ansprach.


    Scato und Lurco kehrten zurück zur Umkleide. In weiser Voraussicht hatte Scato sich eine frische Tunika mitgenommen. Sie besaßen ja nur zwei und er zog sich nach der Reinigung die saubere zum Schlafen an, die er morgen zur Ausbildung gleich anlassen würde, während die andere dann noch eingeweicht werden würde und tagsüber trocknen konnte. So trug er beide immer im Wechsel. Den Klogang hatte Lurco nicht vergessen, unerbittlich schickte er ihn noch einmal auf die eiskalte Latrine, ehe sie in der Baracke VII zur Ruhe kamen.

  • << Valetudinarium


    So umgänglich und fürsorglich Scato im Allgemeinen auch war, er konnte durchaus anders. Heute war ein Tag, an dem er sich geneigt fühlte, jemanden zu quälen und sein Opfer war Stilo, der ihm alle Berechtigung dazu gab. Zwar war der Kamerad schon entkleidet, moserte aber nun herum. Angewidert musterte Stilo das kälteste Becken der Thermen, in das Scato ihn zu steigen nötigen wollte.


    "Ich will da nicht rein", beharrte der Trunkenbold. Das Frigidarium ließ er sonst in der traditionellen Abfolge der Bäder immer aus, sogar im Hochsommer.


    Scato verpasste ihm einen Tritt in den Allerwertesten. Stilo machte ruckartig ein Hohlkreuz und klatschte bäuchlings in das kreisrunde Becken. Ein paar Kameraden, die da schon saßen, lachten, die übrigen taten durch Gemecker ihren Unmut kund. Prustend tauchte Stilo wieder auf.


    "Das wirst du mir büßen", brüllte er und watete bibbernd wieder in Richtung Rand. Als er rausklettern wollte und gerade einen Fuß auf den Rand stellte, beförderte ein zweiter Tritt ihn zurück.


    "Befehl ist Befehl", rechtfertigte Scato sich. "Sei froh, dass ich dich nicht in den Tiber geschmissen habe."


    "Welcher Befehl? Cerretanus hat dir befohlen, mich zu treten?!"


    "So ähnlich. Und jetzt bleibst du da drin, bis ich es dir sage!"


    Wutschnaubend musste Stilo in der Kälte ausharren, bis ihm die Zähne klapperten. Erst jetzt erlaubte Scato ihm, herauszuklettern. Jedoch erlaubte er ihm nicht, sich im warmem Wasser wieder zu wärmen. Das würde ihn nur wieder in Schlaflaune versetzen. Zu guter Letzt musste Stilo sich rasieren, ölen und strigeln und durfte am Ende niemanden nach einer Massage fragen. Frisch angekleidet, dienstfertig und mit furchtbar schlechter Laune erhielt er zum Frühstück obendrein einen Sauerkrautsaft und saure Gurken. Scato ließ sich derweil genüsslich seine warme Puls mit Milch, Honig und Obst schmecken, ehe er Stilo zum Officium des Optios begleitete.


    Officium >>

  • In der Therme angekommen schaute er sich um, keiner seiner Probanten war zu sehen. Ah, da war doch einer nein die beiden die er als letzte entlassen hatte. „Triones Furius und Triones Cloelius herkommen“.
    Das war doch jetzt eine Gelegenheit dachte Octavius. „Furius deine restliche Kameraden suchen und herbringen ad dextram! Cloelius ebenso 'ad sinistram!'“ Gespannt schaute er zu. Ob die beiden sich jetzt wohl umrannten?

  • Cloelius und er stritten auf dem Weg zur Therme, ob es sich um eine Einladung nach Dienstschluss oder um einen Befehl handelte. "Eine Therme ist doch kein Übungsplatz. Dort wird entspannt", behauptete Merula. "Quatsch, in einer Therme ist Wasser und im Wasser kann man schwimmen", hielt Cloelius entgegen. "Vielleicht keine Strecken, aber Schwimmbewegungen gehen."

    Merula glaubte nicht an ein Training, wollte aber aufpassen, um nicht als disziplinlos zu gelten, wenn er sich in der Freizeit wähnte. Kurz darauf betraten sie die Therme und wurden schnell entdeckt. Die Wortwahl des Corni ließ Merulas Hoffnung schwinden, er befände sich bereits im Freizeitvergnügen, und zu allem Überfluss erntete er von Cloelius einen triumphierenden Blick.

    Ein Kommando wurde erteilt, das die Konzentration wieder hochfahren ließ. In rasendem Tempo suchte Merula die Erinnerung an den Zusammenhang, dachte flüchtig an seine Schreibhand und drehte sich nach rechts, wo er in Cloelius' Gesicht sah. Der Kamerad stand näher bei ihm als ihm lieb war. Merulas Augen und Mund öffneten sich, dann polterte er los. "Falsch! Schreibhand ist doch links gewesen."

  • Mit gefurchter Stirn hörte Oktavius, aber mehr noch, sah er das aufkommende Temperament des Furiers. Na
    dann lassen wir den Dingen doch ihren Lauf und warten auf das Ergebnis. Befehle entgegen zu nehmen und kommentarlos auszuüben ist die wichtigste Voraussetzung beim Militär. Seinen Geist zu bemühen und zu denken ist für den weiteren Weg dennoch wichtig. Er hatte ihnen Hilfestellung gegeben, daraus machen müssten sie selber etwas. Kurz und barsch kam deshalb von Octavius: „Jeder setzt meinen Befehl um,
    jeder wie er es für richtig befindet.“
    Streiten konnten sie sich nach Dienstschluss.

  • Leider befand Merula es für richtig, das zuvor Gelernte in Frage zu stellen, weil er mit Cloelius fast zusammengeprallt war. Er schimpfte mit sich selbst, nicht wissend, dass er gar keinen Fehler gemacht hatte. Auf dem Weg zu den Baracken prägte er sich ein, dass die Schreibhand zum Kommando links gehörte.

    "Mitkommen", rief er gut vernehmlich in die Stube. "Der Cornicularius möchte euch auch in der Therme haben." Begleitet von seinen Kameraden, zu denen Cloelius mit seinen dazustieß, kehrte er in die Therme zurück. Antreten in Linie ging bei den Platzverhältnissen nicht, daher bleib jeder so stehen, wie er gerade Platz fand.

    "Wie befohlen, mit den Kameraden zurück." Ob die Neldung so stimmte, musste sich noch erweisen.

  • *„movemini!“ kam vom Cornicularius als die Triones versuchten mit Haltung sich vor ihn auf zubauen.

    "Nun als erstes zu der Meldung von Tiro Furius. Der letzte Teil seiner Meldung war vorschriftsmäßigen. Als erstes wird der Höherrangige angesprochen ,dann nennt man seinen eigenen Rang und zueletzt die Meldung. Schlussendlich bleibt man mit Haltung stehen und wartet auf die nächste Anweisung. Furius und Cloelius,
    ihr habt wie befohlen eure Kameraden herbeigeschafft, Aufgabe erfüllt!
    Mein letzter Befehl auf dem Exerzierplatz lautete *und nun bis auf Cloelius und Furius wegtreten. Wir treffen und in der Therme. *

    Wieso habe ich euch hier nicht angetroffen und musste euch erst suchen lassen? Patulcius, Epidius, Mettius und Obsidius?
    *cursimi! Zum Exerzierplatz und fünf Runden laufen und nach jeder Runde zehn Liegestützen. Ihr beide Cloelius, und Furius ihr habt Freizeit bis zu eurer nächsten Pflicht. Wegtreten!"

    Innerlich ärgerte Frugi sich, das war nun Zeit die ihm für seine anderen Aufgaben fehlte, aber es half nicht er musste ihnen hinterher.


    Sim-Off:

    *Rührt euch! **Im Laufschritt!

  • Merula nickte, als ihm noch einmal die korrekte Meldung erklärt wurde. Etwas antworten konnte er nicht, denn dann würde er dem Corni ins Wort fallen. Er hörte sich stattdessen die Ermahnung an seine Kameraden an und konnte am Ende sein Glück kaum glauben. Er hatte Dienstschluss! Offensichtlich hatten er und Cloelius fast alles richtig gemacht, trotz der Patzer beim Schwenkkommando. Sein Grinsen hielt er allerdings zurück, bis sie außer Sicht waren, dann stieß er Cloelius in die Seite.

    "Das endete besser als ich dachte. Man, bin ich froh!"

    An diesem Tag schlief Merula zufrieden und im Handumdrehen ein.

  • Im Verhältnis zu dem gefährlichen Alltag, den Stilo in der unterbesetzten Legio XV Apollinaris im Kriegsgebiet gewohnt war, mutete sein Alltag im Dienst der Cohortes Praetoriae bis jetzt erholsam an. Absolut tiefenentspannt gönnte er sich nach Dienstschluss ein Bad in der luxuriösen Therme des Lagers. Wie es seine Gewohnheit war, ignorierte er das Kaltwasserbecken und machte es sich sogleich im wärmsten Abteil bequem. Während der weiße Dampf ihn umwölkte, sank Stilo mit genüsslichem Stöhnen in das heiße Wasser.

  • Die letzte Zeit war stressig und voller Anspannung gewesen. Irgend etwas lag in der Luft. In der Casa waren sie schweigsam geworden, still. Es war als hätte eine Traurigkeit in ihr Zuhause Einzug erhalten. Lurco musste mit Scato klären, was sie bedrückte. Es schmerzte ihn, sein Stöckchen so traurig zu sehen. Dann war dort noch Caepio, den sie aufgenommen hatten und der nun seine ersten Schritte in das werdende Berufsleben wagte.


    Hinzu kamen die Ermittlungen und was sonst noch alles anstand. Auch sein neues, altes Officium musste wieder eingerichtet werden, so dass er sich wohlfühlte. Ein bisschen Entspannung würde ihm gut tun, hatte sich Lurco gedacht und so war er aufgebrochen, um den Alltag hinter sich zu lassen und ein warmes Bad in den Thermen zu nehmen.


    Kaum das er endlich im heißen Wasser lag, sah er ein bekanntes Gesicht.


    "Stilo", rief Lurco erfreut und watete zu ihm herüber.

    "Du siehst so aus, wie ich mich fühle. Auch Entspannung nötig?", fragte Lurco als er es sich neben Stilo bequem machte.

  • "Dann muss es dir ja ausgesprochen gut gehen." Stilo lächelte breit. "Lurco, mein Freund. Du kommst gerade richtig. Verrate mir doch, wo man sich in Rom die Hörner abstoßen kann. Du weißt, ich bin neu in der Stadt. Irgendwelche Geheimtipps? Pansa meint, ich soll zu Tarpas Frau gehen. Sein Bruder hätte ihm das empfohlen und sie würde es kostenlos machen. Aber am Ende bekome ich zu Feierabend aufs Maul."

  • Lurco musste bei Stilos Spruch lachen und schüttelte gut gelaunt den Kopf.


    "Nun ich meinte eher damit, dass ich mich ausgelaugt fühle. Das es Dir gut geht, freut mich Stilo. Wo Du Dir die Hörner abstoßen kannst, kann ich Dir nicht verraten. Kurzum ich habe keinen Geheimtipp für Dich. Ich müsste überlegen, wo ich ein Lupanar gesehen habe im Dienst. Früher hätte ich Dir sagen können, erkundige Dich bei Kyriakos, er betrieb das Ganymed. Ein Lupanar, dass durch Brandstiftung abgebrandt ist. Wer dafür tatsächlich verantwortlich war, war eine wahnsinnige Sklavin. Sagen wir mal über sehr viele Umwege. Aber schuldig war sie, zweifellos. An so manchem. Kyriakos selbst war ein guter Mann. Aufrichtig. Loyal. Ihn hättest Du fragen können. Wo der Mann heute ist, wissen die Götter. Möge Mars ihn beschützen, so wie er einst mich.


    Naja damit möchte ich Dich nicht nerven und mich selbst auch nicht Stilo. Liegt lange zurück und ich habe den Ärger hinter mir gelassen. Einzig und allein Frust ist übrig geblieben.


    Pansa hat Dir empfohlen zu Tarpas Frau zu gehen? Dann muss er der Bruder von Ramnus sein. Asinia heißt die Frau von Tarpa und er hat das Problem nicht zu wissen von wem ihr Kind ist. Er liebt diese Frau wirklich. Sie hat ihn nicht verdient, ich bin froh dass ich mir um sowas keine Sorgen machen muss. Ich hab mit sowas nichts zu tun Stilo, ich bin in liebenden Händen. Und Du willst Dich in den Reigen von Asinia anschließen? Na dann viel Glück. Falls Tarpa nicht Deinen Kopf fordert, wird Dich Ramnus zum Frühstück verspeisen.


    Wissen Deine Kollegen keinen Rat?


    Mal eine Frage an Dich, weißt Du ob Euer Gefangener Didius eine Kette bei sich trug, als er verhaftet wurde? Falls ja wurde sie asserviert? Es geht um eine Ermittlung in Sachen Christen. Angeblich tragen sie Ketten mit einem Fischanhänger. Hast Du davon schon einmal gehört?", hakte Lurco nach.

  • In dem Moment, als Lurco den Namen des Lupanars sagte, sprang neben ihnen jemand ins Wasser und es folgten Rufe der Empörung und Gelächter, so dass Stilo das Wort und die nachfolgenden Erklärungen nicht richtig verstand. Nur, dass es irgendwas Barbarisches war. Stilo stellte sich exotische Schönheiten vor, die ihre sinnlichen Körper mit einem Übermaß an Schmuck behängt hatten. Römerinnen waren ihm entschieden zu dürr und zu blass. Er wollte sich ja nicht auf einen Stapel Scheitholz legen.


    "Klar habe ich die Kameraden gefragt, aber das muss sich in kleiner Runde ergeben und man will auch nicht mit jedem darüber reden. Die meisten Prätorianer gehen dafür überhaupt nirgendwo hin, die gehen einfach nach Hause. Man verdient ein Schweinegeld, weshalb die meisten in meinem Alter neben dem Dienst noch einen Haushalt mit Frau, Kinder und Sklaven führen, auch ohne zu heiraten. Nur ich nicht. Kurzum: Wo finde ich den Laden?"


    Stilo reckte das Kinn und kratzte seine Bartstoppeln.


    "Ja, der Bruder von Pansa heißt Ramnus. Die sehen fast gleich aus, keine Ahnung, wer der Jüngere ist. Wahrscheinlich der Größere, das ist meistens so, aber dafür müsste man sie mal nebeneinanderstellen.


    Ein Fischanhänger ist eindeutig was Christliches, darauf gebe ich dir Brief und Siegel. Niemand sonst hängt sich Fische um den Hals. Allerdings war ich noch nie im Carcer, so dass ich dir nicht sagen kann, wer dort momentan einsitzt und was in der Asservatenkammer so vor sich hinstaubt."

  • "Aha damit bin ich einen Schritt weiter. Was weißt Du generell über Christen? Tragen Christen solche Fischanhänger, als Erkennungszeichen oder Zeichen ihren Glaubens? Und wozu zeichnen sie noch Fische als Geheimzeichen, falls sie solche Ketten tragen?


    Das Ganymed? Wegbeschreibung Stilo.


    Da war ein brunnen in der subura und von dort aus nach links in die Gasse. Dann kommst Du direkt zum Ganymed. Heißt Du gehst die Strasse von der Castra herunter in Richtung Forum Romanum. Das ist die Via Tiburtina Vetus. Durch die Porta Viminalis, den Berg runter, einfach der Hauptstrasse nach.

    Durch die Subura, bis Du zum Brunnen gelangst, links abbiegen und dort in der Gasse ist es schon.


    Tja die Prätorianer haben es gut Stilo, Geld, Ansehen, Macht und unsereins? Manchmal fühle ich mich wie die Lachnummer Roms ins Rüstung. Wir sind immer einen Schritt hinter den Verbrechern und Kriminellen. Das mag in der Natur der Sache liegen. Man kann schließlich nur einen Mord aufklären, der geschehen ist. Lieber wäre mir, man könnte Derartiges verhindern. Müde Gedanken Stilo.


    Zum Glück habe ich einen Ort, an dem ich Zuhause und willkommen bin. Du warst schon dort. Ach was ich Dich noch fragen wollte, was weißt Du alles über Brieftauben? Haltung, Pflege und vielleicht auch Zucht. Was muss man beachten, wenn man Brieftauben als Nachrichtenüberbringer einsetzen möchte? Was zum Beispiel bei Alarmierungen? Tauben sind doch ziemlich schnell", fragte Lurco neugierig.


    "Und wie ist Dein Dienst so bei den Schwarzröcken? Schon irgendetwas Interessantes erlebt?", grinste Purgitius.

  • Irgendwer demonstrierte ein paar Handgriffe beim Ringen. Anstatt dafür in den sandigen Bereich zu gehen, der dafür gedacht war, tat er das im Wasser. Verständlich bei den unwirtlichen Temperaturen, da lagen die meisten am liebsten im Warmwasserbecken. Es platschte und spritzte. Bei dem Krach verstand Stilo nur die Hälfte, aber die Informationen würden ausreichen, um das Lupanar zu finden.


    "Tiburtina Veta runter, am Brunnen links", wiederholte er. "Alles klar. Bezüglich der Fischanhänger liegt die Schlussfolgerung auf der Hand. Warum trägt denn Scato hundert Ketten? Christen hängen sich diese Fischanhänger als Talisman um den Hals. Das geheime Zeichen hingegen, der gezeichnete Fisch, dient der gegenseitigen Erkennung in Gegenden, in denen man diese Gruppierung nicht gern sieht. Mit ihrer Ansicht, dass ihr Gott der einzig wahre Gott sei und ihren öffentlichen Zweifeln an der Vergöttlichung der römischen Kaiser machen sie sich keine Freunde. Und mit anderen Dingen auch nicht."


    Stilo schwieg eine Weile und sah den Soldaten beim Ringen zu. Der eine erklärte den anderen gerade, was er gemacht hatte und sie probierten, den Griff korrekt nachzuahmen.


    "Mit dem, was du schilderst, tut man den Urbaniciani Unrecht. Die Cohortes Praetoriae sind der Dolch in der Dunkelheit. Die Cohortes Urbanae sind das Schwert des Kaisers, das im Sonnenlicht glänzt. Ihr steht mehr als jede andere Einheit im Licht der Öffentlichkeit. Ob ihr als Freund und Helfer auftreten wollt oder als Kettenhunde, liegt an euch. Mein Tipp: Bleib dran an deinem Vorhaben, Eques zu werden, und forme die Truppe zu der Einheit, die du dir wünschst.


    Über Brieftauben weiß ich alles. Sie sind nicht schwer zu halten. Bei der Zucht ist auf Leistung und Gesundheit zu achten, auch die schwarze Gefiederfarbe meiner Zuchtlinie dient der Effizienz und hat keinen ästhetischen Grund. Da sie als Boten im Kriegsdienst eingesetzt werden, ist es mir wichtig, dass man sie auf den ersten Blick nicht von den Krähen unterscheiden kann, die jede Schlacht begleiten, so dass ihr Einsatz nicht gleich bemerkt wird. Aber bevor ich dich mit einem Vortrag über meine Schätzchen langweile, erzähle mir doch, was genau dir vorschwebt."

  • Lurco war erfreut darüber, was Stilo alles zu berichten wusste.


    "Vielen Dank für die Informationen, sie helfen mir echt weiter. Ein Talismann also, sie tragen ihn für sich selbst, nicht für andere. Der gezeichnete Fisch ist ein Erkennungszeichen, wo Christen sich nicht offenbaren können, sollten, dürften. Auch sehr gut zu wissen. Manche von ihnen erläutern die gleichen Grundwerte wie wir sie haben Stilo. Manche kann man sicher retten, es sind Verlorene für die niemand eingestanden hat. Personen die einmal zu oft enttäuscht und in den Arsch getreten wurden. Im Grunde kann man schlussfolgern, dass manche diesen Weg als Ausweg wählen. Andere hingegen werden den Weg wählen, um schlichtwg einen Grund vorweisen zu können für ihre kriminellen Handlungen. Der Rest ist vermutlich wirklich diesem Glauben zugetan.


    Wie kann man den Kaiser anzweifeln? Er ist real, ein greifbarer Gott! Ich selbst habe einst persönlich vor ihm gestanden.... und mich nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Sollte ich je vor Mars stehen, stehe ich da hoffentlich nicht dermaßen dämlich da.


    Weshalb Scato so viele Ketten trägt ist klar, er hat sie verdient. Er braucht göttlichen Beistand und Schutz. Täglich hat er mit Kranken zu tun, sein Beruf ist extrem gefährlich.


    Dolche aus der Dunkelheit und Schwerter des Lichts, poetisch Stilo. Du hast Recht als was sie uns sehen, liegt in unserer Hand. Und was soll man auch an Dankbarkeit erwarten? Erwarte nichts, wirst Du nicht enttäuscht. Am liebsten würde man doch so einem Bürger in Bedrängnis mal sagen, wäre doch toll, wenn jetzt ein Urbaner anwesend wäre. Und dann tut man genau dass, was sie sonst behaupten - wegsehen und weggehen. Mal sehen wie sie sich fühlen würden würden. Aber damit wäre man genau dass, was sie einem unterstellen.


    Ehe ich was ändern kann Stilo, kann ich kein Schwert mehr halten. Dann bin ich ein zahnloser Greis.


    Sprechen wir lieber über Tauben. Ich möchte alles über Tauben wissen. Zuerst dienstlich, denn wir könnten sie als zusätzliche Boten nutzen. Von Statio zu Statio könnten sie im Ernstfall eingesetzt werden. Kriminelle fangen vielleicht die Kameraden ab, verwickeln sie in Kämpfe oder ermorden sie. Das ist leider Tatsache. Zig Tauben die Alarmbotenschaften abzufangen, wird sicher wesentlich schwieriger.


    Privat wollte ich uns zu den schwarzen Tauben auch noch helle Tauben anschaffen. So als schönen Kontrast und ich bin auf der Suche nach einer Nachtigall für Scato. Er braucht eine Nachtigall als Haustier, man sagt ihr Gesang wäre außerordentlich schön. Kennst Du Dich mit Nachtigallen aus?", fragte Lurco entspannt und rieb sich die Stirn.

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