• "In diesem Falle werde ich mich erstlich umkleiden."
    Ein wenig ratlos blickte er um sich, unwissend, in welcher Richtung er Nida vermuten sollte, was die Bestimmung eines Rendez-vous ein wenig diffizil gestaltete.
    "Ich erwarte die Eskorte in etwa einer halben Stunde an der Porta Praetoria des Castellum."
    Es war noch relativ früh am Morgen, sodass er unter Umständen imstande würde sein, am heutigen Tage zu Duccius Vala zu reiten und wieder nach Mogontiacum zurückzukehren, doch würde die Zeit für die Umkleide an diesem Umstand kaum etwas ändern.
    "Sofern dies möglich wäre, könnte mir bereits ein Bote voraus gesandt werden, um Duccius auf meine Ankunft vorzubereiten."
    Ein Vorsprung von einer halben Stunde würde zwar kaum etwas verändern, doch da die Pedites singulares derart hilfsbereit waren, erschien es ihm doch bequem, den Statthalter nicht gänzlich unpräpariert aufzusuchen.

  • Ein staubiger Bote überbrachte folgende Nachricht für den Statthalter.


    Imp Caes Tib Aquilius Severus Aug
    Legati suo Ti Duccio Valae s.p.d.


    Auf Fürsprache des Herius Claudius Menecrates wurde Lucius Iulius Antoninus, Centurio der Legio II Germanica, in den Ritterstand erhoben. Als angemessene neue Tätigkeit für diesen Rang haben wir beschlossen, ihn als Tribun bei den Cohortes Urbanae in Rom einzusetzen. Er hat sich umgehend auf seinem neuen Posten beim Praefectus Urbi zu melden.


    Ich hoffe, Manius Flavius Gracchus Minor ist unterdessen auf seinem neuen Posten bei der Legio II Germanica angekommen. Er ist ein beredsamer junger Mann, dem es aber manchmal etwas an Selbstbewusstsein fehlt. Berichte mir, wie er sich macht. Ebenso wird dir demnächst ein neuer Tribunus Angusticlavius zugeteilt werden. Appius Decimus Massa ist ein verdienter Veteran, der bereits in der Classis in Misenum und Alexandria als Nauarchus gedient hat.


    Überhaupt erwarte ich wieder einmal Bericht aus deiner Provinz. Wie ist die Lage am Limes? Ist die Bevölkerung ruhig und konnten die Tribute ordnungsgemäß eingetrieben werden?


    Vale


  • Ein Bote mit sehr viel Post im Gepäck.
    "Moinsen. Das ist alles für den Statthalter." Darunter auch dieser Brief:


    Imp Caes Tib Aquilius Severus Aug
    Legati suo Ti Duccio Valae s.p.d.


    Ich danke dir für deinen ausführlichen Bericht und es freut mich, dass du so fähige Offiziere in deinen Reihen hast. Ich bin gespannt, wie sich der junge Flavius als Diplomat mit diesen Stämmen bewähren wird und hoffe, dass deine Einschätzung, einen so jungen und unerfahrenen Mann allein dorthin zu schicken eine kluge war. Berichte mir in jedem Fall über seinen Erfolg.


    Mit Appius Decimus Massa wird in Kürze ein weiterer Offizier zur Legio II Germanica stoßen. Er wurde bereits hier in Rom vorstellig, muss jedoch noch einige familiäre Angelegenheiten erledigen, ehe er an seine neue Dienststelle aufbrechen wird. Angehängt findest du die Ernennungsurkunde, die du mit dem entsprechenden Datum versehen publizieren kannst, sobald er seinen Dienst angetreten hat.


    Was deinen Centurio Statorum Tiberius betrifft, werden wir ebenfalls sehen, ob es eine weitere Verwendung für diesen Mann gibt. Rom braucht stets fähige Offiziere, insofern bin ich sicher, dass wir etwas für ihn finden werden.


    Neben den Personalangelegenheiten ist es aber selbstverständlich auch erfreulich zu erfahren, dass es am Limes und in den Civitates ruhig ist und alles seinen geregelten Gang nimmt. Richte Vicus Iulius meinen Dank für das Geschenk aus, das du mir mitgesandt hast. Sollte die Civitas ein spezielles Anliegen damit verbunden wissen wollen, erstatte mir Bericht.


    Zweifellos wirst du über die Geschehnisse hier in Rom bestens informiert sein, sodass ich dich nicht mit der Wiederholung von längst Bekanntem langweilen möchte. Ich darf dir allerdings zumindest voller Vaterstolz berichten, dass meine Gattin, Veturia Serena Augusta, mir einen weiteren Sohn geboren hat: Tiberius Aquilius Iulianus ist gesund und gedeiht prächtig. Ich erlaube dir, für unser und sein Heil Dankopfer in deiner Provinz abzuhalten.


    Vale


  • Der erste Teil war geschafft.
    "So. Und dann ist hier noch die Post für seine Frau." Darunter der Brief:


    Roma, PR ID AUG DCCCLXVII A.U.C.

    Ad
    Tiberia Lucia
    Domus Legati Augusti pro Praetore
    Mogontiacum, Germania Superior



    Iulius Dives Tiberiae Luciae s.d.


    Nachdem ich seit deiner Abreise aus der Urbs Aeterna leider nichts mehr von dir gehört habe, hoffe ich zunächst dennoch sehr, dass es dir, deiner Tochter und deinem Gatten, meinem Mitklienten Duccius, gut geht.


    Ich muss gestehen, dass ich etwas in Sorge war - und ehrlicherweise noch immer ein wenig in Sorge bin -, da ich auf meine letzten Briefe in den hohen Norden bis heute keine Antwort erhielt - weder von dir noch von meinem geschätzten Großonkel, dem Praefectus Castrorum Iulius Licinus. Lange habe ich gewartet, laborierte zwischenzeitlich an einem tückischen Fieber und wartete anschließend weiter auf eine Nachricht aus Germania. Doch damit ist nun Schluss.


    Die aktuellen Ereignisse zwingen mich, mein Warten zu beenden und neuerlich schreibend aktiv zu werden. Denn Tiberia Lucia, Roma wird erfüllt von Angst und Schrecken. Es sind furchtbare Szenen, die sich hier abspielen! Die Domus Iulia blieb bislang zum Glück verschont, sodass wir, ich und die Meinen, bisher unbeschadet davongekommen sind. Die kaum einen Steinwurf entfernte Villa Tiberia jedoch, der ehrwürdige Stammsitz deiner Gentilen, wurde gewaltsam mit Äxten aufgebrochen und brutal geplündert. Ein gerade von den Märkten zurückkehrender Angestellter meines Haushalts erzählte mir die grausamsten Geschichten von kaltherzig Enthaupteten, deren Köpfe absolut barbarisch einfach so den Esquilinus Mons hinunter geworfen wurden. Die ehrwürdige Villa Tiberia derweil fiel zu großen Teilen einer Feuersbrust zum Opfer.


    Ich bin noch immer ganz schockiert von der rohen Brutalität dieser marodierenden Meute; noch immer ganz mitgenommen von dem augenscheinlichen Glück, mit dem die Domus Iulia bisher davonkam; noch immer voller Anteilnahme und Mitgefühl für das Schicksal meiner tiberischen Freunde. Habe ich noch vor eine Weile sehr bedauert, dass sich dein geschätzter Bruder Lepidus aus Roma zurückzog, bin ich heuer äußerst froh, dass ihr beide nicht hier seid; dass ihr beide nicht unter den Opfern seid; dass es nicht eure Köpfe sind, die mit angsterfüllten Gesichtern den Esquilinus Mons hinunter in die Tiefe rollen. Minerva möge euch stets mit Speer und Schild verteidigen.


    In einem Brief an deinen Bruder versicherte ich ihm heute, dass ich ihm jederzeit meine helfende Hand reiche; dass ich zu jeder Zeit brüderlich an seiner Seite stehen werde, wenn es darum geht, die Verantwortlichen für diese abstoßenden Untaten - die neben der Villa Tiberia auch noch mehrere weitere Haushalte in Roma trafen - ihrer gerechten Strafe zuzuführen; und dass die Domus Iulia einem Freund wie ihm jederzeit offensteht. Dieselben Worte richte ich hiermit nun auch an dich - nicht weil ich denke, dass du dieses Angebot als Frau eines Consulars nötig hättest; aber weil es mir ein tief empfundenes Bedürfnis ist, auch dir gegenüber meine Solidarität auszudrücken.


    Mögen die Unsterblichen stets wachen über dich und eure Familia. Vale bene!


    /images/signet/Siegel_IuliaTabula.png



    MARCUS IULIUS DIVES
    SENATOR ET ORATOR


    Und weiter unten .. weil wahrscheinlich erst später abgegeben .. auch der Brief:



    Tiberia Lucia
    Domus Legati Augusti pro Praetore
    Mogontiacum, Germania Superior




    Meine liebe Freundin,


    ich wollte dir schon viel früher schreiben und muss mich dafür entschuldigen, dass ich es nicht getan habe. Der Anlass aus dem ich die heute schreibe ist auch leider kein erfreulicher.
    Marodierend Horden von Sklaven haben es gewagt sich gegen Rom zu erheben und sie haben es gewagt die Villa Tiberia und damit das Kaiserhaus selbst anzugreifen. Ich möchte dir hier nun auch die genauen grausamen Details ersparen. Es tut mir leid dir mitteilen zu müssen, dass von die einstig prächtigen Villa, der Stammsitz deiner Familie nichts weiter als verbrannte Überreste geblieben sind. Doch sei versichert mein Mann wird nicht eher ruhen bis jene die es gewagt haben zur Strecke gebracht und ihrer gerechten Strafe zugeführt wurden.
    Ich weiß nicht wie ich dich in diesen schweren zeiten aus der Ferne über deinen Verlust hinweg trösten kann, doch möchte ich dir versichern, dass ich dir immer zur Seite stehe und du auf meine Hilfe zählen kannst.


    Und damit dieser Brief nicht nur schreckliche Dinge enthält, füre ich mich, dir auch mitteilen zu können, dass ich nun auch stolze Mutter eines Sohnes - Tiberius Aquilius Iulianus – bin. Der Kaiser ist unglaublich stolz auf seinen Nachwuchs und ganz vernarrt in seinen kleinen Sohn.



    Mögen die Götter stets wachen über dich und deine Familie.



    Vale bene!


    Deine mit dir fühlende Freundin


    VETURIA SERENA

  • Während der Wagen durch die Straßen lenkte, begutachtete Merula durch das Fenster, dessen Vorhang er dieses Mal gänzlich beiseite geschoben hatte, die Stadt. In aller Ruhe betrachtete er die Gebäude der Stadt, egal ob es Insulae oder öffentliche Gebäude waren. Hier, in der Hauptstadt der Provinz, erlebte er die kulturelle Vielfalt, welche in anderen Provinzen nicht ganz so vorzufinden war. Das Interesse ließ allerdings schnell nach. Er war nicht mehr auf seiner Bildungsreise - diese hatte er ob der Umstände ja abbrechen müssen - und sein Kopf war voll mit Sorgen und Ängsten hinsichtlich der noch unbestätigtem Gerüchte.


    http://www.imperiumromanum.net…/ava_galerie/Grieche1.jpgVor der Regia bleib der Wagen stehen. Das Spiel um Einlass ging von vorn los. Leicht seufzend stieg Diogenes erneut aus dem Wagen und kündigte seinen dominus an. Den Siegelring zeigte er diesmal direkt vor, in der Hoffnung die Soldaten kannten das Siegel wenigstens hier, wo doch die Frau des Statthalters eine Tiberia war.
    "Mein dominus Titus Tiberius Merula ist hier, um mit seiner Cousine Tiberia Lucia zu sprechen." auf subtile Art etwas frech betonte er diesmal den nomen gentiles seines dominus noch länger, nannte den Namen seiner Cousine und betonte auch deren nomen gentile besonders, damit den Soldaten noch transparenter war, um wen es sich hier handelte. Dass sie lange gereist waren, musste er nicht erwähnen, das konnte man sehen.

  • Arsinoe war in die Stadt geschickt worden, um der alten Sekunda eine Arznei zu holen. Die alte Leibsklavin der Tiberia machte Arsinoe in letzter Zeit sorgen. Sekunda hatte immer häufiger Probleme aufzustehen und verbrachte fast den gesamten Tag im Bett oder warm eingepackt auf einem Stuhl im Zimmer der Domina. Seit der schrecklichen Nachricht aus Rom war die alte Frau nur noch ein Schatten ihrer selbst. Auch Arsinoe machte sich schreckliche Sorgen um ihre Freude, die ebenfalls in der Villa arbeiteten oder nun vielmehr gearbeitet hatten. Niemand hatte es für nötig gehalten über das Wohlergehen eines einzigen Sklaven zu berichten. Aber das war nicht weiter verwunderlich, Lucia hatte ja selbst kaum Informationen zu ihren Verwandten bekommen. Die Sorge tat der alten Sekunda jedoch alles andere als gut und Arsinoe hoffte sehr, dass ihr die Arznei helfen würde.


    Arsinoe kam gerade am Tor an, als ein Wagen einfuhr und ein etwas überheblich wirkender Sklave seinen Herrn ankündigte. Sie wollte ja eigentlich nicht lauschen, aber der Sklave betonte den Namen Tiberia dermaßen, dass sie ihn einfach mitbekommen musste. Das würde die Domina doch sicherlich aufheitern! Frech trat Arsinoe also vor, sie war bei den Wachen ausreichend bekannt, und sprach: "Endlich seit ihr da! Die Domina erwartete euch schon viel früher!" An die Wachen gewandt fügte sie hinzu: "Lasst sie rasch passieren! Ihr wollt doch sicherlich nicht meine Domina erzürnen!" Sie winkte dem Sklaven seinen Herren rasch durchs Tor zu schaffen.

  • http://www.imperiumromanum.net…/ava_galerie/Grieche1.jpg Gerade hatte Diogenes seine Ankündigung mit den Betonungen auf 'Tiberius' und 'Tiberia' vollendet, da schob sich kecker Weise eine junge Sklavin zwischen ihn und die Wachen und ergriff das Wort. Der gebildete Grieche betrachtete die junge Frau mit hochgezogenen Augenbrauen und runzelte ob ihrer Worte die Stirn. Man hat uns erwartet? Das uns bezog sich natürlich auf seinen dominus und sein Gefolge, erwartet war aber natürlich nur Merula. Diogenes hinterfragte das allerdings nicht lange, sondern nutzte die Chance, der weiteren Kontrolle der Soldaten zu entgehen. So stieg er zurück zu seinem dominus in den Wagen und klopfte wieder zwei Mal an die Decke des Wagens, woraufhin der Lenker die Zügel schwang und den hohen Besuch durch die Porta in den Innenhof fuhr. "Man erwartet dich bereits, dominus." "Ist dem so?" fragte Merula verwundert zurück. Vielleicht hatte sich seine Ankunft hier schon verbreitet, was aber doch mehr als unwahrscheinlich war. Ohne weiter darüber nachzudenken zog er seine Kleidung zurecht und stieg aus dem Wagen, als dieser im Innenhof zum Stehen kam.

  • Geschlagen von der Zeit und seiner Vergangenheit, zog Verus, nachdem er zwei Briefe erhalten hatte, zur Porta Regia, um mit seiner Cousine zu sprechen. Es gab Wichtiges zu besprechen und nicht mehr nur ein Picknick. Verus, von seinen Ängsten zerfressen, war direkt aufgebrochen und trug sogar noch seine Rüstung, so dass er als vollwertiger Centurio auflief. Es blieb keine Zeit für ihn, denn diese Umstände hinterließen eine gewisse Dringlichkeit. Verus, gewohnt an diese Gefahren, fand sich in seinem Element wieder und schien recht erkaltet, während er vor die Porta trat. "Ich muss zu Tiberia Lucia," sagte Verus, der seinen Helm abnahm, um sein Gesicht zu zeigen. "Soldat, ich bin Tiberius Verus, Centurio, Primi Ordines der Legio Secunda," stellte er sich vor, um den hierachischen Regeln zu genügen und dem militärischen Protokoll. In seiner Eile hatte er sogar einen Gruß vergessen und blickte den Wachhabenden bitter an. Verus spürte diese kriechende Angst erneut, die sein ganzes Leben bestimmte. Warum ausgerechnet die Villa Tiberia? Warum seine verbliebene Familie? Es war ein böses Schicksal, welches ihn verbitterte.

  • Deplorablerweise war Manius Minor just in jenen Tagen, als Duccius Vala zuletzt in Mogontiacum geweilt hatte, selbst ob einer professionellen Verpflichtung unpässlich gewesen, weshalb er final beschieden hatte, seinem Legaten epistulär Bericht über seine in den eigenen Augen durchaus erfolgreiche Mission zu erstatten. Folglich ließ er seinen Cornicularius rasch eine Relation aufsetzen, welche er mit Siegel und Signet vollendete und sodann an die Regia versenden ließ, von wo aus regelmäßig Stafetten zwischen Mogontiacum und dem jeweils aktuellen Standort des Statthalters verkehrten.

    Legatus Augusti pro Praetore
    Titus Duccius Vala
    In itinere
    Germania Superior


    Tribunus M' Flavius Gracchus Minor Ti. Duccio Valae Legato suo s.d.


    Mit Freuden hätte ich dir, Legatus, persönlich hinsichtlich meiner Mission zu den Chatten Bericht erstattet. Dies war mir indessen ob meiner dienstlichen Absenz während deines letzten Besuches in Mogontiacum nicht möglich, weshalb ich dich nun in schriftlicher Form hinsichtlich ihrer Resultate in Kenntnis setzen möchte.


    Gemäß deinen Befehlen auf der Stabsbesprechung brach ich mit einer stattlichen Vexillatio, bestehend aus den Centuriae III und IV der Cohors I, der Centuriae V und VI der Cohors VIII meiner Legion sowie der Turma I der Ala II Numidia, ANTE DIEM V KAL AUG DCCCLXVII A.U.C. (28.7.2017/114 n.Chr.) auf. Der Marsch in die Gaue der Chatten verlief ohne jedweden Zwischenfall den vereinbarten Treffpunkt.


    Unter Vermittlung der Seherin Iduna alias Luna, welche derzeit in meinem Haushalt als Sklavin dient, war meine Mission nämlich bereits durch Duccia Silvana präpariert worden. Obschon mir bewusst ist, dass der Ratschlag einer Sklavin, die zugleich einen Gegenstand der geplanten Verhandlungen darstellte, in dieser Angelegenheit überaus kritisch zu bewerten war, erschien es mir doch adäquat, mit Duccia Silvana nicht lediglich eine weitere germanische Seherin, welche über hohes Ansehen bei den Chatten verfügt, sondern auch die Tochter des amtierenden Flamen Divi Augusti und Angehörige deiner eigenen Familia zu integrieren, da sie ob letzterem über jeden Zweifel der Loyalität erhaben ist, ob ersterem jedoch ideal geeignet erschien, um den Kontakt mit den chattischen Sippen herzustellen. Entsprechend unseren Abreden war sie bereits einige Tage vor unserem Aufbruch in die Lande der Chatten gereist, um mit den wichtigsten Sippenoberhäuptern jenes Stammes eine Versammlung anzuberaumen, vor welcher mir zu sprechen gestattet wurde. Während unseres Marsches stieß sie sodann zu unserer Vexillatio und setzte mich über die aktuelle Lage vor Ort in Kenntnis, welche sich als überaus günstig präsentierte: So hatte sie in Erfahrung gebracht, dass die Chatten derzeitig Rom durchaus nicht feindlich gesonnen seien, da sie durch interne Zwistigkeiten gelähmt und durch Missernten in ihren Kräften eingeschränkt würden. Auch hinsichtlich der Versklavung der Seherin Idun alias Luna berichtete sie erfreulicherweise, dass diese seitens der Chatten als Ordal akzeptiert sei und somit keinen Casus belli darstelle.


    Aus diesem Grunde entschied ich mich, bei den Verhandlungen eine wagemutigere Strategie anzuwenden. In Begleitung von Duccia Silvana und Aulus Tiberius Verus, dessen Präsenz die Duccia dringlich angemahnt hatte, nahm ich sodann an jenem Thing teil, welcher explizit für mich einberufen worden war. Obschon sich die Disputationen anfänglich als diffizil erwiesen, gelang es mir unter Mithilfe Duccia Silvanas, einen vierjährigen Frieden zwischen dem Stamm der Chatten und dem Imperium zu verhandeln. Hinsichtlich der Konditionen kamen wir überein, dass sämtliche der führenden chattischen Familien jeweils einen Sohn aufbieten, welcher sich für die Laufzeit des Friedensvertrages in römische Kriegsdienste begibt, wobei Verpflegung und Unterkunft unsererseits zu stellen sein wird. Im Gegenzug sind wir gehalten, in einem noch näher zu definierenden Umfang Getreide an die Chatten zu liefern, um ihre Versorgung über den Winter hinweg zu ermöglichen.
    Ich hoffe, mit jenem Vertragswerk meine Kompetenzen nicht überschritten zu haben, doch erschien es mir geboten, die günstige Situation zu nutzen, um eine mittelfristige Sicherung des Limes zu erwirken, welche zudem für uns mit geringen Kosten verbunden ist. Erstlich impliziert die Stellung des chattischen Kampfverbandes nämlich eine überaus wirksame Absicherung des Friedens, da die Anverwandten der führenden Familien gleichsam als Geiseln einzusetzen wären, des Weiteren bietet jene Übereinkunft uns den Zugriff auf potentiell kampferprobte Auxiliartruppen, deren Einsatz in unserem Ermessen steht, und schließlich wurde diesen keinerlei Besoldung zugesprochen, sodass jene Ersparnis zugunsten der verabredeten Getreidelieferungen eingesetzt werden kann. Obschon ich nicht zu ermessen vermag, welche konkrete Mission einem derartigen Auxiliarverband zuzuweisen sein mag, so bin ich doch überzeugt, dass sich eine derartige Mission finden mag, zumal in vier Jahren die Option besteht, jene Konditionen wieder aufzugeben oder bei günstiger Entwicklung der Lage sogar zu prolongieren.


    Ich bin folglich geneigt diese Mission als durchaus erfolgreich zu bewerten und hoffe, damit deinen Erwartungen und Wünschen entsprochen zu haben. Hinsichtlich der Versklavung Idunas alias Lunas ließ der Thing im Übrigen ebenso Versöhnlichkeit erkennen, da Aulus Tiberius Verus ein zeremonielles Schwert überreicht wurde, um fortan als Patron der emeritierten Seherin zu fungieren.


    Sämtliche Beteiligte der Vexillatio haben in exzellenter Weise ihren Dienst versehen, weshalb ich vorschlage, sie für jene durchaus riskante Mission mit einer Phalera auszuzeichnen. Dies möchte ich indessen deiner Entscheidung überlassen und erwarte deine weiteren Befehle.


    Vale bene!

    http://www.niome.de/netstuff/IR/SiegelCaduceus100.png


    [Blockierte Grafik: http://s1.directupload.net/images/131110/noakoh4f.png]
    TRIBUNUS LATICLAVIUS - LEGIO II GERMANICA


  • Tiberia Lucia
    Domus LAPP Germaniae
    Mogontiacum
    Provincia Germania Superior


    Senator Sextus Aurelius Lupus s.d.


    Da Nachrichten ins ferne Germania immer eine gewisse Zeit benötigen, wirst du diesen Brief vermutlich erst einige Wochen nach allen Geschehnissen in Händen halten können. Dennoch sehe ich es als meine Pflicht an, dich über das, was beim Stammsitz deiner Familie vorgefallen ist, aufzuklären, auch wenn es traurige Nachrichten sind.


    Ich schreibe es gerade heraus und ohne Umschweife: Die Villa der Tiberier in Roma wurde geplündert und niedergebrannt. Bei den Spielen des Aedil Flavius gab es einen terroristischen Akt eines wütenden Mobs aus Peregrinen und Sklaven, die im Anschluss brandschatzend durch die Straßen zogen. Es grämt mich, dir zu sagen, dass alle Sklaven und dein Verwandter Titus Tiberius, die sich zu diesem Zeitpunkt in der Villa aufhielten, getötet wurden. Dein Verwandter wurde dabei besonders abscheulich behandelt. Die Einzelheiten erspare ich dir hierzu. Wisse, dass ich für eine angemessene Bestattung Sorge getragen habe.
    Anschließend wurde die Villa angezündet und ist niedergebrannt.


    Ich habe deinen nun obdachlosen Verwandten angeboten, bis auf weiteres in der Villa Aurelia zu wohnen, eingedenk der langen Freundschaft zwischen unser beider Familien. Tiberia Corvina hat dieses Angebot auch angenommen, und heute ist auch eine Tiberia Maximilla eingetroffen, für die mein Angebot auch selbstverständlich gilt.
    Von Tiberius Ahala und seinem Bruder Postumus habe ich leider keinerlei Nachrichten. Ich kann nur versichern, dass sie sich nicht unter den Toten der Villa Tiberia befanden. Dies lässt hoffen. Solltest du Nachricht von den beiden erhalten, wäre es mir eine große Erleichterung, diese ebenfalls zu erfahren.


    Sollten du oder deine Verwandten, zu denen ich keinen Kontakt habe, aufgrund der Ereignisse nach Rom zu reisen gedenken, steht euch die Villa Aurelia selbstverständlich ebenfalls offen.


    Mögen die Götter über dich und die Deinen wachen.


  • Den Wachsoldaten standen die Münder offen, als sie ihn kommen sahen. Ihr Präfekt und in Zivil. Schlimmer noch, Iulius Licinus trug eine toga. Und das Kind neben ihm, dass die Soldaten meist in einfacher tunica zu sehen bekamen, gelegentlich sogar in Kettenhemd und mit hasta, sie trug ein Kleid, dass womöglich aus Seide, jedenfalls aber aus sehr teurem Stoff war.


    Dazu kam noch, dass selbiger Vorgesetzte, anstatt wie sonst üblich mit knappen Gruß an ihnen vorbeizustürmen anhielt. Ab diesem Punkt normalisierte sich die Sache aber, dennn der Blick des Präfekten war nicht weniger scharf, als wenn er Uniform getragen hätte.
    "Hört auf Maulaffen feilzuhalten. Ihr sollt Wache schieben nicht glotzen!" bellte er die Soldaten an. Und fragte dann etwas freundlicher "zum legatus iuridicus bitte sehr?"

  • Pflichtschuldig verfielen die Soldaten in eine etwas dienstgemäßere Gemütslage -- die ungefähr so lange halten sollte, bis der alte außer Sicht- und Hörweite war -- und wiesen dem Präfekten den Weg zu dem erstrebten officium.


    Die Hand auf Esquilinas Schultern und ein "Komm, meine Kleine, jetzt wird es ernst!" auf den Lippen machte er sich durch die Eingangshalle auf den Weg zur Marmortreppe in den ersten Stock, wo die Büros der höheren Beamten untergebracht waren.

  • Ein Kurier der Legion kam zum Tor der Regia und übergab der Wache eine Schriftrolle mit dem Hinweis, dass sie für den Stellvertreter des Präfekten bestimmt ist.



    Provinzverwaltung
    An den Stellvertreter des Präfekten



    Vom Limes wurde uns ein Einfall einer Gruppe Germanen, Größe konnte bisher nicht ermittelt werden, gemeldet. Die Legio hat daher einige Vorsichtsmaßnahmen für Mogontiacum getroffen.


    Vale


    im Auftrag des
    Tribunus Lucius Venicius Massa


    Appius Decimus Massa




  • Ad
    Numerius Duccius Marsus
    Regia Legati Augusti pro Praetore
    Mogontiacum




    Salve Duccius,


    in Absprache mit dem Kaiser soll bis auf weiteres Legatus Iuridicus Potitus Cominius Mammula die Verwaltung der Provinz als Stellvertreter des Statthalters führen. Deine Expertise und Erfahrung wird ihm als Unterstützung aber sich zum Vorteil gereichen.


    Den Befehl der Legio II übernimmt Manius Arennius Cavarinus, Legat der Legio VIII, in Zusammenarbeit mit dem Tribunus Laticlavius als ranghöchsten Tribun.


    Selbstredend sind wir bemüht, der Provinz alsbald einen neuen Statthalter zur Verfügung zu stellen.


    Überdies richtet der Kaiser Wünsche der schnellen Genesung an deinen Verwandten. Mögen die Götter ihm schützend beistehen und er sich zügig von diesem unglücklichen Unfall erholen.


    Vale bene.


    POTITUS MAENIUS FIRMINUS


    Procurator ab epistulis - Administratio Imperatoris



    ROMA - ANTE DIEM IV KAL APR DCCCLXVIII A.U.C. (29.3.2018/115 n.Chr.)



  • Ad
    Potitus Cominius Mammmula et Numerius Duccius Marsus
    Regia Legati Augusti pro Praetore
    Mogontiacum




    Salvete,


    ich schreibe euch um die baldige Ankunft eines neuen Statthalters anzukündigen. Es handelt sich um den Consular Marcus Decimus Livianus, der zukünftig die Geschicke der Provinz in Zusammenarbeit mit euch lenken soll.


    Darüber hinaus wird die Kaiserin persönlich den neuen Statthalter nach Germanien begleiten, um die Provinz zu inspizieren.


    Vale bene.


    POTITUS MAENIUS FIRMINUS


    Procurator ab epistulis - Administratio Imperatoris



    ROMA - ANTE DIEM XV KAL MAI DCCCLXVIII A.U.C. (17.4.2018/115 n.Chr.)

  • Ein staubiger Bote brachte einen Brief für den Statthalter aus dem tiefsten Südosten des Reiches.



    An den Legatus Augusti pro Praetore
    der Provinz Germania
    Mogontiacum



    oder seinen Stellvertreter



    Die Prytanen der Stadt Alexandria haben beschlossen, von den Möglichkeiten der neuen Lex Mercatus Gebrauch zu machen und bieten daher die geerbten Betriebe


    Vitam impendere vero - castigator equus, Pferdezucht Stufe IV
    Zum alten Optio - Taberna Mogontiacum, Taberna Stufe I


    der Provinz Germania gemäß § 17,2 Lex Mercatus zum Verkauf zu deren Anschaffungskosten an.


    Chairete!
    Oineus Kilidis, Archeprytanes Alexandria

  • Nachdem der Quaestor Sextus Fuficius Flamma Carbo mit einem wichtigen Auftrag betraut hatte, eilte der Junge sogleich zur Regia. Dort angekommen meldete er der Wache: "Salve, mein Name ist Norius Carbo. Ich arbeite als Stadtschreiber in der Curia Mogontiaci und muss den Scriba Provincialis in einer kommunalen Angelegenheit sprechen."

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/23.jpg Die Männer der Pedites Singulares brauchten einen Augenblick, um sich von ihrem Platz zu erheben. Sie hatten sich vor der Tür ihrer Wachstube zwei Hocker aufgestellt und saßen dort, wenn nicht viel Betrieb war. Sie waren ja nicht so bekloppt und standen den ganzen Tag lang am Tor stramm, wenn niemand hinsah.


    "Salve", brummte der Miles den jungen Kerl an. Die zur Schau getragene Eile des jungen Mannes entlockte dem Wachsoldaten nur ein Gähnen. "Scriba Norius Carbo, hmhm. Zum Scriba Provincialis, so so." Sein Kollege notierte Namen und Begehr auf einer Wachstafel.


    "Einen Termin hast du wohl nicht?", fragte der erste Miles sodann routinehalber. War ihm im Grunde genommen auch egal. Die Milites der Wachmannschaft nickten einander zu und ein anderer Soldat übernahm den nun verwaisten Posten am Tor. Norius Carbo hingegen wurde in die Regia hinein geführt, wo man ihm den Weg zum Officium der Provinzschreiber wies.

  • Ein Meldereiter aus dem Gefolge des kaiserlich/statthalterlichen Reisetrosses erreichte die Porta Regiae der Statthalterpalastes von Mogontiacum und gab ein Schriftstück ab.


    Ad
    die Verwaltung der Regia Legati Augusti pro Praetore
    in Mogontiacum


    Geschätzter Honoratioren und Beamte der Regia,


    ich schreibe euch diese Zeilen bereits auf meinem Weg in den Norden um mein neues Amt als Statthalter der Provinz Germania Superior zu übernehmen. Wie euch vermutlich schon berichtet worden ist, befinde ich mich in Begleitung der Kaiserin, welche uns in Mogontiacum die Ehre ihrer Anwesenheit geben wird, ehe sie ihre Rundreise durch die nördlichen Provinzen des Reiches fortsetzt. Wir haben soeben die Alpen hinter und gelassen und die Grenzen Germania Superiors überschritten. Unser nächste Ziel ist Vindonissa. Danach werden wir über Augusta Raurica, Argentoratum und Borbetomagus Richtung Mogontiacum reisen.


    Für die Ankunft der Kaiserin soll alles bestmöglich vorbereitet werden. Ich bitte daher alle Beamten und Honoratioren entsprechende Vorbereitungen zu treffen, um der Augusta einen fulminanten und unvergesslichen Einzug in Mogontiacum bieten zu können. Ebenso sollen Vorbereitungen für ein großes Festbankett zu Ehren der Kaiserin und meinem Amtsantritt getroffen werden, zu dem alle wichtigen Persönlichkeiten der Provinz eingeladen werden sollen. Da euch der Meldereiter noch Tage und Wochen vor unserer Ankunft erreichen wird, solltet ihr noch entsprechend Zeit für die Vorbereitungen haben. Ich freue mich bereits darauf euch kennen zu lernen und meine Arbeit aufzunehmen.


    Vale bene



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