• Es war nicht die feine römische Art sich über ein gewisses Maß hinaus schnell zu bewegen. Das Schreiten stand analog zur Würde, wohl auch weil sich dann manche Toga verschieben würde.

    Doch Kimon war kein Römer. Wenngleich er Zeit seines Lebens unter ihnen verbracht hatte, stieß ihn dieses Gehabe und die Charaden seit jeher ab. Einzig in der Villa Aemilia fühlte er sich wohl. Für ihn war es ein Schock gewesen, als dieser unsägliche Nepos, ein Musterbeispiel für Korrumpiertheit, Dekadenz und allem Schlechten was sich die Götter ausdenken konnten ihn mit nach Mogontiacum nahm. Warum? Weil er Lesen und Schreiben konnte, weil Lepidus, die gute Seele ihn mit seinem Sohn Pius zu einem griechischen Lehrer geschickt hatte. Nun bei ihm hatten die Lehren gefruchtet, er war eine Zierde seines Standes geworden,...bei Pius hingegen. Oh, er mochte dieses Schlitzohr.

    Als gemeldet wurde, daß er vor der Regia wartete ließ Kimon alles stehen und liegen, und machte sich selbst auf seinen alten Freund abzuholen.

    So schritt er behände dahin, zog manchen unmutigen Blick auf sich und nahm sich erst vor der Porta wieder zusammen. Er nickte dem Wachposten zu und man ließ die beiden eintreten.

    Marcus Aemilius Lepidus, Lucius Claudius Victor,...willkommen in Mogontiacum. Die Etikette forderte in solchen Fällen ja vornehme Zurückhaltung, aber Kimon war sicher, daß Pius sich weniger darum scheren würde.

  • Pius Blick hellte sich auf, als man sie endlich einließ. Das stand die frustrierte Version seines alten Kumpels Kimon, der weiland mit Nepos hierher verfrachtet wurde.

    Wortlos schritt er an den Wachposten vorbei und begrüßte seinen alten Freund wie er es immer zu tun pflegte. Mit einer kräftigen Umarmung.

    Kimons Körper war nicht mehr derselbe wie in Roma. Er erdrückte den hageren Kerl fast mit seinem Übermut. Und nur ein leises Ächzen bewahrte ihn vor der Zertrümmerung seines Oberkörpers.

    Pius hielt grinsend inne und hielt Kimon mit beiden Händen an den Schultern vor sich. Kimon, du alte Schniefnase! Was ist denn mit dir passierte? Du bist ja kaum noch da!

    Grinsend nahm wandte er sich an Vic und meinte, Vic, das ist Kimon, Antigonos´Sohn. Ohne ihn hätte ich manche Klausur in den Sand geschmissen.

    Schneeweiße Zähne blitzten auf. Man konnte sehen, daß Pius den ausgemergelten Kerl liebte.

    Doch dann wurde er zusehends ernster und meinte,

    Ich nehme an, du weißt warum wir hier sind?

  • Victor, der auf dieser Reise wohl niemals auslernte wurde Zeuge einer weiteren von Pius´ abartigen Vorgehensweisen, die ihn so unendlich liebenswert machten.

    Nachdem er einem hageren unscheinbaren Kerl fast die Augen aus dem Schädel gedrückt und vorgestellt hatte, konnte er eine Verbindung herstellen. Antigonos war ihm natürlich ein Begriff. Doch sein Sohn schien wohl eher nach der Mutter zu kommen. Entgegen Pius bewahrte Victor die klassenübliche Distanz und schlug zur Begrüßung nur kurz die Augenlider zu. Das war sicherlich schon genug Aufmerksamkeit. Er musste ja nicht jeden von Pius Bekanntschaften kennenlernen, da würde er in diesem Leben sicherlich nicht mehr fertig.

  • Natürlich war es dem Claudier ein Graus einem gemeinen Sklaven vorgestellt zu weden, auch wenn er diesen im Grunde schon ewig kannte. Was für ein Schnösel, genauso ein elitär vertrackter Typ wie Nepos. Pius´Frage riss ihn aus den Gedanken. Oh, natürlich, ...ich nehme an ihr wollt die sterblichen Überreste des guten Bassus in eure Heimat bringen?

    Natürlich war es eine Spitze, natürlich betrachtete er bei der Feststellung den Claudier durch eines seiner Schlupflider.

    Wenngleich auch er in Roma geboren worden war betrachtete er die Heimat seines Vaters als die seinige. Wobei die besten Zeiten Spartas lange hinter ihm lagen, so verband die Überbleibsel dieser einst stolzen Kriegernation doch ein gewisser Erhaltungsinstinkt an die Ruhmreiche Vergangenheit.

    Dann folgt mir bitte in die Privaträume der Regia...übrigens ist dein Bruder Nero auch schon eine Weile hier, er überlebte den Angriff, der deinen Cousain einforderte, ...wen die Götter lieben, stirbt jung. Kimon empfand es nur als fair, Pius vor dem allseits unbeliebten Nero zu warnen.

  • Als Kimon den Namen seines Bruders erwähnte, kam ihm kurz in den Sinn, daß es ein seltsamer Ratschluß der Götter war der hinterhältigen muttermordenden Kröte den Vorzug vor dem strahlenden Bassus zu geben. Er tröstete sich mit dem Gedanken, daß seine Seele sicherlich gut aufgenommen worden ist und daß , was die Stinkmorchel Nero anging, noch nicht aller Tage Abend war. Sie folgten Kimon in den Privatbereich der Legaten, der sich mit den Amtssitzen in Roma durchaus messen konnte.

  • Das kursierende Fieber, welches bislang kein Medicus zu kurieren vermochte, mied auch nicht die Mächtigen der Provinz. Einigermaßen besorgt zeigte sich der neue Tribun, denn die eigene Vitalität ward ihm ein kostbares Gut, nachdem bereits die letzte Amtszeit er an das Wetterleiden hatte verloren. Dies sollte in der aktuellen Periode nicht geschehen! So hielt er die postalische Konversation für optimal, um gegenüber den toxischen Miasmen, welche Kranke zu verströmen pflegten, Distanz zu wahren.


    "Salve, guter Mann", ließ seinen Gruß er verlauten, "Mein Name ist Tribunus laticlavius Galeo Seius Ravilla. Der Legatus Augusti Pro Praetore ist zweifelsohne von seinen Pflichten okkupiert, doch möchte ich die Okkasion nicht versäumen, ihm postalisch meine Aufwartung zu machen. Hättest du die Güte, ihm folgende Epistel darzureichen?"


    Das Schreiben sagte alles und nichts, doch Ravilla befand sich noch nicht in der Position oder Situation, konkreter zu werden. Ihm ging es vorerst einzig daran, Kontakt zu jenem Manne aufzunehmen, welcher die Geschicke von Germania superior in seinen Händen hielt, anstatt stillschweigend zu hoffen, dass jener nicht das Augenmerk auf ihn lenken würde, wie manch anderer es liebend gern tat, sobald er mit den Mächtigen in Kontakt geriet. Ravilla jedoch, mit einem beträchtlichen Maß an Selbstsicherheit gesegnet, bevorzugte den gegenteiligen Weg, denn seine Leistungen sollten keineswegs ungesehen bleiben!



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    Ad


    Legatus Augusti Pro Praetore

    Aulus Aemilius Nepos

    Regia Legati Augusti pro Praetore

    Mogontiacum



    Amtsantritt des Galeo Seius Ravilla als Tribunus Laticlavius der Legio XXII Primigenia



    Verehrter Legat,


    als neuer senatorischer Tribun der Legio XXII Primigenia absolviere ich auf eigene Bitte mein Tribunat hier in Germania superior an einer von Roms gefährlichster Grenzen, um daran zu wachsen.


    Manchmal mag es angebracht sein, den Dienstweg abzukürzen und den direkten Weg zu präferieren: Solltest du ein persönliches Gespräch wünschen, um dir einen Eindruck von meiner Arbeit zu machen oder mir deine Wünsche mitzuteilen, sehe ich dem freudig entgegen.


    Hochachtungsvoll


    306-siegel-galeo-seius-ravilla-basis




  • Zu pünktlicher Mittagsstund erschien, wie im Brief gewünscht, Galeo Seius Ravilla an der Porta der Regia, um dem Legaten seine Aufwartung zu machen. Ihm schritt Anaxis voraus, als Sklave nicht zu erkennen, weder von der edlen Kleidung noch von seinem hochnäsigen Gebaren her, als müsse die Welt in Dankbarkeit schmelzen, da sein teures Schuhwerk auf ihrem erdigen Antlitz wandelte:


    "Mein edler Herr, der Tribunus Laticlavius Galeo Seius Ravilla, folgt seiner Einladung durch unseren Legaten!" Das Schreiben trug er anbei, ging jedoch nicht davon aus, dass von einem der Milites verlangt würde, Einsicht zu nehmen, wenn ein Mann in der Rüstung eines Tribuns vor der Porta eines noch edleren Magistraten erschien.


    Der Tribun selbst, für den Termin aufgrund der militärischen Natur seines Amtes in einen teuren und für ihn maßgefertigten Panzer gewandet, den Helm mit dem roten Rosshaarkamm unter dem Arm, versank zu jener Zeit im Anblick einer fein gemeißelten Säule, deren Gleichmaß zu ihren steinernen Schwestern bewundernd. Gemeinsam das Dach tragend wirkten sie beinahe, als hätte göttlicher Wille sie gefertigt, doch waren es die Hände von Menschen, die zu solcher Kunstfertigkeit imstande waren.

  • Cerretanus schritt aus der Regia und stieg die wenigen Stufen nach unten. Dort hatte er auf den Tribun gewartet um diesen persönlich zu begrüssen. Die vage Zeitangabe, die er selbst in dem Brief einfließen hat lassen, hinderte den Germanicer nicht etwas länger warten zu müssen doch.....


    Kurzerhand schritt Cerretanus an der Wache vorbei und übernahm die Begrüssung. So würde die Sache um einiges schneller von statten gehen als über die Wache und weiter durch die Meldekette in der Regia.


    " Tribun Seius. Salve." Der Germanicer setze ein freundliches aber nicht zu offenes Lächleln auf. " Mein Name ist Germanicus Cerretanus, Princeps Praetorii und heiße dich herzlich Willkommen."

    " Wenn du mir bitte folgen möchtest. Der Legat erwartet dich bereits."

  • Bei solch edlem Empfang musste Anaxis beiseitetreten und die hohen Herren von Angesicht zu Angesicht miteinander sprechen lassen. Es war nicht länger obligatorisch, dass er als sozialer Puffer zwischen seinem Herrn und allzu gewöhnlichen Personen dienen musste.


    "Ah, Salve, sehr erfreut. Princeps Praetorii Germanicus, nehme ich an?" Das herzliche Lächeln Ravillas, in römischen Kreisen vielleicht ein wenig zu viel des Guten, entblößte seine weißen Zähne. Kein Soldat sollte so lächeln, noch weniger ein Stabsoffizier, doch war Ravilla nach wenigen Tagen des Dienstes bei der Legio noch weit entfernt davon, seinen Posten vollendet auszufüllen.


    Nunmehr in umgekehrter Reihenfolge, Ravilla samt Princeps vorweg und Anaxis hinterdrein, flanierte das Grüppchen sich auf jenem Wege, welchen der Gastgeber vorzugeben präferierte.

  • Cerretanus erwiederte den Gruß wobei dessen lächeln nicht ganz dem eines Pferdes glich sondern verhaltener.

    Seius würde sich etwas ungewöhnlich müssen. Legionäre waren ein eigener Haufen der leicht missverstehen könnte wenn jemand wie ein frsichlackiertes Schaukelpferd grinst

    Beizeiten würde er es dem neuen Tribun flüstern. Im Inneren der Regia war es für ortsunkundige leicht verwirrend durch die Gänge, entlang vieler Türen, zu flanieren.

  • 524-anaxis

    Anaxis


    Der Sklave von exotischer Schönheit war sicher manch einem im Gedächtnis geblieben. Anaxis bewegte sich nicht wie ein Sklave noch senkte er das Haupt vor einem Mann, der nicht sein Herr war, doch war sein Gebaren von ausgesuchter Höflichkeit. "Salve, verehrter Herr. Mein Herr, Tribun Galeo Seius Ravilla, erbittet eine Audienz bei seinem Legatus Augusti Pro Praetore, dem hochverehrten Aulus Aemilius Nepos", teilte er dem Wächter an der Porta mit. "Es geht um die Via Seia, zu deren Vollendung er einen Bericht erstatten zu dürfen bittet. Ich wurde fürderhin angehalten, zu erinnern, dass auch der ruhmreiche Caesar Appius Aquilius Bala während der Planungsphase ein Interesse an dem Projekt geäußert hatte."


    Ein wenig dreist war dieser Vorstoß, doch handelte Anaxis hierbei im Auftrag seines Herrn und nicht in eigenem Antrieb. Ein sanfter Zug um seine Mundwinkel milderte den Vorstoß um Versöhnung bittend ab. Aus schwarzen Augen, elegant umrandet, betrachtete er den Wächter in Erwartung einer Antwort.

  • " Salvete" grüßte Cerretanus freundlich. " Lang nicht gesehen und doch gleich wieder erkannt." Ein spitzbübisches Grinsen machte sich breit und nickte höflich als der Mann sein Anliegen vorbrachte.

    " Ich denke es sollte kein Problem sein dass dein Herr zum LApP kommen kann. Wann hatte Seius Ravilla vor dem LApP einen Besuch abzustatten?"

  • 524-anaxis

    Anaxis


    "Wann immer es dem Legatus Augusti Pro Praetore beliebt", antwortete Anaxis mit einer eleganten Handbewegung, die alles und nichts bedeuten konnte, jedoch adrett anzuschauen war. "Freilich gilt wie stets: Je eher desto besser. Doch ist es nicht an meinem Herrn, unserem geliebten Stadthalter die Bedingungen zu diktieren, und er wird es sich jederzeit einrichten. Doch um einen Zeitrahmen anzubieten: Am geeignetsten sind die sehr frühen Morgenstunden oder die Zeit des Abends."

  • " Morgenstund hat Gold im Mund." Ein kurzer Aussetzer überfiel Cerretanus was sich ab und zu in solche, eher sinnlosen, Gebabbel Niederschlag.

    " Richte deinem Herren aus dass er ein Nachricht erwarten kann wann genau der LApP gewillt ist ihn zu empfangen. Meinereiner wird sich bemühen um den Aemilius zu motivieren."

  • 524-anaxis

    Anaxis


    Der Sklave war Anfälle überflüssiger Wortäußerungen gewohnt, so dass ihm jener seines Gegenübers nicht auffiel. Sein eigener Herr glänzte durch die Gegenteile von Wortkargheit und Bescheidenheit. "Ich werde ihm deine Nachricht ausrichten, Princeps Praetorii, und danke dir für deine Aufmerksamkeit und deine Mühen." Die Stellung seines Gegenübers hatte er bei vergangenen Treffen memoriert. Er machte einen höflichen Knicks, eine Geste, mit der er abseits seines Herrn Verneigungen zu ersetzen pflegte.

  • Zur siebten Stunde des folgenden Tages ließ Ravilla von Anaxis seine Ankunft an der Porta Regiae verlauten, um dem Legatus Augusti pro praetore seinen Abschlussbericht vorzulegen und bei Rechenschaft über sein Herzensprojekt abzulegen. Anbei trug er die Unterlagen, für den Fall, dass Einsichtnahme oder genaue Zahlen erfragt würden. Seiner Schilderung sollte es nicht an notwendiger Substanz mangeln.

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