[Castra Aestiva Legionum Seditiosorum Verona] Das Hauptlager der Rebellen bei Verona

  • Zitat

    Lucius Duccius Ferox...



    Corvinus hatte sich beim eintreten von Ferox ruckartig aufgesetzt und gerade gehalten und das bisher auch die ganze Zeit getan. Er blickte nun kurz zur Zeltbahn um sich zu versichern das sie geschlossen war und wohl kaum jemand von draußen reinschauen konnte.
    Er ließ die Schultern sacken und wurde ein ganzes Stück kleiner.
    "Alter ich bin sowas von fertig! Kann kaum noch klar denken und beim Marsch hierher... ich schwöre noch eine Meile mehr und ich wäre zusammengebrochen. Mein Schädel schmerzt ich möcht ihn fast abreißen und noch viel schlimmer ist mein Arsch wo dieser Wichser mir sein Pugio reingerammt hat. Ist das zu fassen... das komplette Ding war darin versenkt... zum Glück von der Seite sonst würde ich nun wohl aus zwei Löchern scheißen.... der muss Grieche gewesen sein das er sich selbst im letzten Zucken noch so für meinen Arsch interessiert hat."
    Er trank einen tiefen Schluck und schaute dann noch einmal zum Zelteingang ob da auch wirklich niemand war. Dann klopfte er sich leicht auf die Brust in Herzhöhe
    "Außerdem tut es hier verdammt weh.... ich vermisse Alwina...", ein weiterer Schluck.
    "Meiner Centurie geht´s wohl ähnlich... die Hälfte hab ich verloren, viele davon tot einige verwundet... wie siehts aus kriegst jetzt auch sowas?"
    Er zeigte kurz auf seine Crispa.

  • "Gute Entscheidung", kommentierte Corvinus zuerst die Antwort und dann die Ansprache an die Männer von Seneca.


    "Dann lass uns keine Zeit verlieren damit ich gleich morgen wieder wie vernünftige Legionäre oder meinetwegen Gardisten rumlaufen könnt."


    Corvinus erhob sich und rief seinen Optio ran der zur Legionsführung rannte und entsprechend Meldung machte das die Gefangenen die sie mitführten gleich beim Fahnenheiligtum eintreffen würden. Bereit den Eid auf Palma abzulegen.



    Corvinus wartete derweil um die Prätorianer zum Sacellum zu führen wo sie wenig später eintrafen.



    "So wir warten jetzt eben noch ob der Legat oder einer der Tribune vorbeikommt und dann kann es losgehen!"

  • Das Angebot des Helvetiers ließ Avianus erneut aufhorchen. Sich ihnen anschließen? So weit sollte es also kommen. Er hielt sich zurück, sich erneut einzumischen. Er wollte wegen des Bürgerkrieges nicht alles verlieren, aber genauso wenig wollte er die Seite wechseln und am Ende auch noch den Befehlen eines Mannes gehorchen müssen, dem er nicht im Geringsten vertraute.
    Seneca traf seine Entscheidung und das für sie alle. Avianus hörte den Worten seines Vetters mit ungerührtem Blick zu, würgte alle Worte, die in diesem Moment seinen Hals verlassen wollten, mit einem Räuspern ab und schluckte schwer. Er konnte nur vermuten, wie es den anderen, alteingesessenen, Prätorianern ging. Den Rest der Rede, der nach "Ich werde es annehmen" kam, hörte sich für ihn dann fast schon wie eine Rechtfertigung dessen an, was ihr Centurio entschieden hatte.
    Und das wars? Noch schnell ein neuer Eid und sie waren also "offiziell" Teil der Rebellen.
    Avianus betrachtete die Standarten, während sie also abwarteten.

  • Im Grunde hatte Sextus besseres zu tun, denn so außergewöhnlich war es nicht, dass einige der feindlichen Truppen sich ihren Truppen nun anschlossen. Vor allem beim niedrigen Fußvolk war es häufig zu sehen. Immerhin gab es bei ihnen drei Mahlzeiten am Tag und das Versprechen auf Sold, und nichts anderes hatte die Männer auch unter dem Banner des Vesculariers zusammengehalten. Warum also sollten sie es bei Palma anders handhaben? Den wenigsten dieser neuen Treuebekundungen wurde also auch nur irgendeine Beachtung geschenkt.
    Das hier aber waren nicht die kleinen Schildträger und Hilfstruppen, der Bote hatte ihm gemeldet, dass auch einige der Prätorianer sich ihnen anschließen wollten. Dieser Sache konnte man dann doch etwas mehr Beachtung schenken, denn bei den Männern dieser Truppe zählte sicherlich nicht nur der monetäre Aspekt des Überlaufens.


    Also kam Sextus zum Sacellum, wo die Standarten ihrer Einheiten aufbewahrt wurden. Ein Abbild des Kaisers aus Marmor fehlte freilich noch, vor allem, da von Palma noch keine genauen Abbilder existierten. Aber das störte nicht weiter.
    “Centurio“ grüßte Sextus den Mann mit Rang, ohne Namen – er hatte sich nicht einmal die Hälfte der Namen der Centurionen gemerkt, vor allem, da diejenigen, die er sich gemerkt hatte, zum größten Teil entweder verwundet oder tot ihnen nicht mehr zur Verfügung standen und durch neue Namen und Gesichter ersetzt worden waren. Ruhig stellte er sich an die Seite, um dem Schauspiel beizuwohnen und durch seine Anwesenheit das nötige Gewicht zu verleihen. Den Vorgang an sich durchzuführen traute er aber durchaus dem Mann zu, der die Prätorianer bis jetzt schon betreut hatte.

  • Autsch... Corvinus schien es wirklich übel erwischt zu haben, so wie er plötzlich ein wenig sich zusammensackte, kaum dass die Zeltplane hinter ihm zugefallen war. Hadamar neigte sich ein wenig vor und klopfte ihm kurz auf die Schulter. „Klingt absolut beschissen, Alter... Dich hat's ja ordentlich erwischt. Hättst draußen bleiben sollen, als ich da rausgezogen hatte...“ Ein eher unpassendes Grinsen zuckte kurz über sein Gesicht, als es um Corvinus' Arsch ging. „Wer weiß schon wo der herkam... bei Germanen kann dir das net passieren. Kannst denn überhaupt gscheit sitzen?“
    Er trank einen weiteren tiefen Schluck und wurde etwas... nun ja... er fühlte sich etwas peinlich berührt, als Corvinus von Alwina sprach. Er kannte das nicht. Hatte keine Ahnung davon. War auch ziemlich froh, dass es so war, denn Corvinus schien es dreckig zu gehen damit. Entsprechend hatte er keinen Peil, was er darauf nun sagen sollte, schon gar nicht, was da angebracht war, damit es ihm vielleicht besser ging. Außer halt den Standardspruch: „Naja... wirst sehen, dauert nimmer lang, und wir marschieren heimwärts. Rom noch... dann geht’s zurück.“
    Noch ein Schluck, ebenso wie bei Corvinus, dann räusperte Hadamar sich. „Ich weiß net... ich...“ Er kratzte sich heftig am Ohr. „Mein Vetter hat da so was anklingen lassen. Dass er da... weiß net, nen gutes Wort für mich einlegen könnt... oder so...“ Das war mit ein Grund, warum er hier war. Weil er Corvinus' Meinung hören wollte, bevor er mit Alrik noch mal darüber sprach. Oder ob er überhaupt Alrik noch mal drauf ansprach. So lange hatte er sich dagegen gewehrt, sich von seiner Familie helfen zu lassen... wurde man nicht so leicht los, so was. Und dann waren da noch seine Selbstzweifel. Hadamar ließ die Hand von seinem malträtierten Ohr sinken und starrte erst auf den Weinschlauch, bevor er etwas zögernd zu Corvinus aufsah. „Was hältst du davon?“

  • Natürlich fühlte sich der Iunier nicht allzu gut, es war ja auch nicht gerade eines der ruhmreichsten Kapitel der Prätorianer, oder in der persönlichen Vita eines jeden Soldaten mitten im Krieg die Seiten zu wechseln, für Seneca machte es sein Hass auf Salinator, und das Wissen dass das Testament von Salinator gefälscht wurde erträglich, auch wenn er als Prätorianer eigentlich nicht die Hinterfragen sollte, sondern nur Handeln, so hatte er es als guten Vorwand vor seinem eigenen Gewissen genommen, seine lang verdrängten Sorgen wieder hervorzuholen. Auch das, was Salinator mit seiner Cousine gemacht hatte, hatte er nicht vergessen, aber seine Männer wussten nichts davon, nicht einmal Avianus...


    So stand er also da, mit seinen Männern, bereit den Eid zu schwören, eine Hand auf einem Skorpion auf seiner Rüstung, sie waren immerhin Gardisten und keine Legionäre, wartete der Iunier darauf dass der Helvetier die Zeremonie beginnen würde...

  • Als der Tribun erschien grüßte Corvinus ebenso knapp aber verbunden mit einem militärischem Gruß mit
    "Tribun!" zurück.


    Anschließend hielt er sich im Hintergrund. Er hatte keine Ahnung wie solch ein spezieller Eid zu laufen hatte und ging außerdem davon aus das der Tribun der ja auch noch Haruspex war die Sache leiten würde.


    Die Prätorianer nahmen Aufstellung und... es geschah erst einmal nichts. Corvinus sah, äußerlich ungerührt, nur mit den Augen zur Seite wo er im Augenwinkel gerade noch erahnen konnte der Tribun stand.
    Der würde sicherlich gleich was sagen. Die Patrizier liebten ja dramatische Sachen und das hier war bestimmt sowas. Eine dramatische Pause.

  • Zitat

    Autsch... Corvinus schien es wirklich übel erwischt zu haben, so wie er plötzlich ein wenig sich zusammensackte, kaum dass die Zeltplane hinter ihm zugefallen war. Hadamar neigte sich ein wenig vor ....



    "Klingt nicht nur beschissen fühlt sich auch so an. Willst mal sehen die Kacke?"
    Corvinus, auch das wohl ein Merkmal das er nicht ganz auf der Höhe, stand recht langsam auf, hob seine Tunika und hielt Ferox seine Hüfte hin wo man im Moment allerdings nur einen dicken Verband sehen konnte der leicht durchgeblutet war.
    "Muss den wohl bald wieder wechseln lassen. Ist das dritte Mal heute... ich sag dir wenn wir hier nicht ein paar Tage Pause machen muss ich hierbleiben."
    Er schwankte mehr als nur leicht und setzte sich wieder auf die Liege.


    "Wie... wat... draußen bleiben... und dir den ganzen Spaß alleine lassen? Nee das ging doch nicht und einer musste die Bresche ja schließen. Der Nachbarcenturio hat sich ja den Unterschenkel von einem schon am Boden liegenden abhauen lassen."


    Die Sache mit den Germanen kommentierte er erstmal nicht. Inzwischen hatte auch er ja begriffen das Ferox zumindestens germanische Vorfahren hatte und deshalb "leichte" Sympathien für diese Barbaren hegte.
    "Sitzen geht genauso beschissen wie stehen oder liegen...",
    er nahm nen weiteren kräftigen Schluck und gab Ferox erstmal den Schlauch zurück. Wenn Ferox das Gewicht des Schlauches spüren würde, dann würde er merken das es wirklich ordentliche Schlücke gewesen waren.


    Corvinus Gedanken kamen schließlich zu den letzten Dingen die Ferox gesagt hatte.
    "Na das halte ich für eine gute Idee... wenn dein Vetter, wer war das nochmal??. Na wenn der da was machen kann umso besser. Aber ich glaub auch so hast du gute Chancen. Weiß jetzt nicht genau wie es in den anderen Cohorten aussieht aber alleine in der IIten fehlen uns 3 Centurios und von den dreien wird höchstens einer in ein paar Monaten wieder Dienstfähig sein. Vielleicht kriegst ja nen Posten in der IIten Centurie... dann wären wir wieder zusammen.
    Wieviele Centurios hat die Ite denn verloren? Den Primus Pilus den alten Saftsack hat es nicht gerissen oder?"

  • Die Kriegsereignisse zogen wie ein Film an Menecrates vorbei. Es gab Tage, an denen er im Sattel saß, und solche, wo er dem Fieber Tribut zollte. Möglicherweise verringerte sich im Alter die Widerstandskraft gegenüber Krankheiten, zumindest gelangte der Legat in den letzten Wochen zu dieser Erkenntnis.
    So oft es ging, trotzte er der Schwäche. Die Tatsache, dass Offiziere und Soldaten der Garde ihre Überheblichkeit verdrängten und ihre Ausrichtung änderten, mobilisierte den geschwächten Claudier. Er pflegte seit Jahrzehnten eine Abneigung gegen dieses - wie er fand - eingebildete Volk und lehnte seinerzeit auch deren Werbungsersuchen ab. Zwischenzeitlich gehörten Angehörige der Garde auch zu seinem Klientenkreis und er differenzierte inzwischen. Aber inwiefern der einzelne der bei Verona aufgegriffenen Männer aus der Masse herausragte, blieb abzuwarten. Er wollte dies persönlich bewerten.


    Als Menecrates das Fahnenheiligtum betrat, diente ein Soldat aus seiner eigenen Leibgarde mit der Schulter dem Legaten als Stütze. Der Soldat rief: "Milites, state! Legatus legionis adest!"



    "Die Zeremonie möge beginnen", entschied Menecrates unverzüglich, um die Zeit des Stehens kurz zu halten.
    Trotz seiner körperlichen Schwäche entging seinen Augen keine Regung der Gesichtsmuskeln und auch kein Schwanken der Stimme bei den überwechselnden Offizieren und Soldaten.

  • Wirklich gut sah das hohe Tier dass die Vereidigung vornehmen würde nicht aus, aber auch Seneca hatte sich schon einmal besser gefühlt, und so nahmen sie Haltung an, und harrten der Dinge die da kommen würden, Palma, Salinator, egal, hauptsache Rom würde nicht weiter im Krieg versinken, und hätte einen starken Imperator, und nun hatten sich die Götter wohl entschieden, und dem galt es zu folgen, also wartete der Iunier nur noch auf den Eid.

  • Vom Tribun kam immer noch nichts als dann plötzlich etwas überraschendes eintrat was für Centurio Corvinus die Erklärung war.
    Tatsächlich hatte der Legat sich von senem Krankenbett erhoben und wollte die Vereidigung scheinbar mit ansehen.


    Das erklärte natürlich warum der Tribun noch gewartet hatte mit dem Beginn.


    Corvinus blieb wie befohlen im Stillgestanden auch wenn sein geschundener Körper und vor allem seine Hintern/Hüfte das blöd fand.
    Der Legat gab aber quasi sofort das Kommando zu beginnen, konnte also nicht so lange dauern.
    Gespannt wartete er, äußerlich bis auf einen kleinen Zitterer im Bein natürlich unbewegt, auf die Worte die der Tribun nun wählen würde.

  • Zitat

    Original von Lucius Helvetius Corvinus



    Hadamar lehnte sich grinsend etwas zurück und war kurz versucht zu fragen, wer nun den Griechen gab, als Corvinus seine Tunika lüftete um seinen Arsch zu präsentieren. Naja, die Hüfte. Die verbundene Hüfte. Als er das Blut sah, das durchsickerte, verschwand der Schalk aus seinen Augen, und er runzelte die Stirn. „Das blutet immer noch so? Seit die Schlacht rum is?“ Da waren mittlerweile ein paar Tage vergangen... und Hadamar konnte sich noch gut erinnern, als er damals den Speer im Oberschenkel stecken hatte, als er als Tiro ausgebüxt war – und wie langwierig sich der Heilungsprozess danach hingezogen hatte. Der Trottel damals im Valetudinarium hatte da auch nix nähen wollen, hatte im Gegenteil sogar gemeint, das wär nix, und prompt hatte die Wunde später angefangen sich zu entzünden und zu eitern... nein, war definitiv nicht schön gewesen, und ein paar Tage lang war es ihm ziemlich dreckig gegangen, bis das besser wurde... und es hatte noch weit länger gedauert, bis es schließlich komplett verheilt gewesen war. Und bis heute hatte er eine ziemlich hässliche Narbe auf seinem Oberschenkel. Immerhin war das, was bei Corvinus da durchnässte, rot und nicht irgendeine undefinierbare Pampe... trotzdem war das nicht gut, dass die Wunde immer noch blutete. „Hat dir das kein Trottel genäht oder was?“


    Tatsächlich ein wenig besorgt beobachtete er, wie Corvinus sich wieder hinsetzte, grinste aber dann gleich wieder. „Genau das. Mir alles überlassen. Das wär die richtige Einstellung...“ Er nahm den Schlauch wieder entgegen und trank selbst ein paar kräftige Schlucke. Vorausschauenderweise hatte er ja einen zweiten mitgenommen... und wenn das nicht reichte, mussten sie irgendwo Nachschub auftreiben. Das hieß, so wie Corvinus Hüfte aussah wohl er, während Corvinus auf ihn warten würde. Aber für einige Zeit würden die zwei, die er dabei hatte, wohl reichen.
    „Duccius Vala. TribLat der VIII. Der der den Ausfall kommandiert hat, der uns den Arsch gerettet hat...“ Zum ersten Mal in seinem Leben wollte Hadamar mit etwas angeben, was jemand aus seiner Familie gemacht hatte. Und er war tatsächlich irgendwie stolz drauf, mit Alrik verwandt zu sein. Außerdem: um klar zu machen, welchen Einfluss Alrik geltend machen konnte, musste er ja auf solche Sachen hinweisen. Auch darauf: „Der hatte eigentlich die ganze Zeit das Kommando der VIII., weil der LAPP ja anderweitig beschäftigt war. Ich denk mal genug Einfluss hätt der schon...“ Er musterte den anderen, unschlüssig, was er jetzt denken sollte. Corvinus hielt das also für eine gute Idee... und dachte, dass er auch ohne Alriks Hilfe wohl befördert werden würde. Sein Blick wanderte wieder auf den Schlauch in seinen Händen, und er trank erneut. „Fast alle Cohorten hatten Verluste. Bei der dritten ist's keiner, bei der vierten dafür auch drei... und so weiter.“ Er wusste das. Er hatte die Zahlen zusammengestellt, für den Primus Pilus, der sie an den Stab weiter gereicht hatte. Seit er Optio geworden war, wusste er mittlerweile so gut wie alles über den Zustand der Legion. „Nee, der ist putzmunter, nach wie vor. Und sonst hat die erste nur einen verloren... und einer ist erst mal außer Gefecht, aber der kommt wieder.“ Noch ein Schluck, dann reichte Hadamar den Schlauch wieder weiter. „Weißt du, ich... das klingt jetzt vielleicht blöd, aber ich bin mir net so sicher, ob ich wirklich zum Centurio taug. Weißt was ich mein? Und...“ Corvinus hatte ja sogar selbst nur davon gesprochen, dass die Chancen gut standen, weil einfach viele Posten frei geworden waren – und auch unter den Optiones hatte es Verluste gegeben, also war die Konkurrenz gar nicht mal so scharf. Aber das sagte noch nichts darüber aus, ob er geeignet war, und er... er hatte ja schon so Probleme als Optio gehabt, wirklich anzukommen. Wie würde das erst als Centurio werden? Hadamar rieb sich den Nacken, während er seinen Kopf von rechts nach links und wieder nach rechts legte und die Wirbel knacken ließ. „Ich bin mir ja bis heut net so sicher, ob ich als Optio wirklich geeignet bin. Also, was den ganzen Arbeitskram angeht schon, aber... so... diese Respektsache...“

  • Avianus stellte sich aufrecht hin, als der Tribun zu ihnen trat.
    Es war noch gar nicht allzu lange her, als er damals den Eid bei den Stadtkohorten geschworen hatte. Wenn er zurückdachte, kam es ihm vor, als wäre er zu der Zeit noch fast ein Kind gewesen im Vergleich zu heute. Und alles war ganz anders gelaufen wie gedacht. Und nun würde er auch noch alle guten Vorsätze die er bisher gehabt hatte über Bord werfen. Wenn Seneca sich sicher war, dass es das Beste war, würde er es tun. Natürlich nicht ohne ein mulmiges Gefühl in der Magengrube, aber es blieb ihm nichts anderes übrig.
    Der Legat kam hinzu und Avianus streckte sich erneut durch. Keine Frage, er wollte es einfach hinter sich bringen.

  • Zitat

    Lucius Duccius Ferox



    "Doch klar das wurde genäht... war ja ein richtiges Loch. Der Pugio war ja wie gesagt bis zum Heft verschwunden. Aber das ist mir schon zweimal wieder aufgegangen. Einmal im Lager... hab ich eigentlich von der Sache mit der Aurelia erzählt? Naja und das andere Mal halt beim Marsch hierher gestern."


    Ruhig hörte Corvinus sich die Ausführungen von Ferox an und klaubte dabei wieder nach dem Weinschlauch und nahm ein paar tiefe Schlücke.
    Nur zum Ende hin verdüsterte sich sein Gesicht etwas und er setzte einen ärgerlichen Gesichtsausdruck auf.
    "Man... manchmal glaube ich du bist ein dummes Arschloch. Entweder setzte du an dich Maßstäbe an die selbst ein Hercules nicht erfüllen kann oder dein Tribunverwandter hat die da irgendwelchen Mist erzählt.
    Schau dich doch mal an. Du führst quasi ne Centurie der ersten Cohorte die ja bekanntlich doppelt so groß ist wie eine normale und dann noch die vom Primus Pilus der ja oft nicht da ist weil der Legat seine Hilfe braucht. Machst also schon mehr als Leute wie ich die ne normale Centurie führen. Und dann denk mal an die beschissene Schlacht.... ich seh aus wie ein Stück Scheiße und du bist da ohne einen Kratzer rausgekommen. Jedenfalls seh ich nüscht. Hast gerade doch selber aufgezählt wieviele Centurios und Optios offensichtlich weniger drauf haben als du weil sie sich haben abstechen lassen bei der Sache in Vicetia.
    Und was die Respektsache angeht... gut an deiner Statur und deinen Muskeln müssen wir immer noch arbeiten. Du siehst immer noch aus wie ein Strick in der Landschaft und es wird immer Legionäre geben dir die nicht einfach so Respekt sollen. Aber das sind verdammt nochmal fiese Typen die auf ein Wort jeden abstechen.... denen musst du einfach so oft eins auf die Fresse hauen bis sie es sich bei dir nicht trauen und das tun was du sagst. Alle anderen hast du doch schon im Sack und mal ehrlich wenn wir wieder in Mogo sind... was meinst du was die neuen Tirii sehen werden wenn du hochdekoriert und Veteran dieses Feldzuges vor ihnen stehst. Die werden von vornerein schon glauben du pisst Feuer. Wenn du dann nicht anfängst mit ihnen zu kuscheln dann bleibt das auch so!"
    Corvinus hatte sich richtig aufgeregt und in Rage geredet. Richtig aufgebäumt und auf Ferox eingeredet. Natürlich nur weil er es gut meinte mit diesem.
    Am Ende war er dann aber ächzend wieder zusammengesunken und musste sich mit beiden Händen festhalten um nicht ganz umzufallen
    "Uhhh.... das ist neu... oder spürst du das Erdbeben auch?"

  • Es gab nichts, was Priscus an diesen Tagen im Lager bei Verona nicht tun musste. Er unterstand mit den verletzten Soldaten seiner Einheit einem anderen Centurio aus ihrer Kohorte, der selber so verletzt worden war, dass er den Marsch auf Rom nicht hatte antreten können. Jeden Morgen ließ er sich aus seinem Nachtlager helfen und vor sein Zelt setzen, um von dort zumindest einen Blick auf das Lager werfen zu können und in dieser Form irgendwie seinen Aufgaben als ranghöchstem Offizier der Kohorte nachzukommen. Piscus und der Signifer einer weiteren Centurie regelten als Unteroffiziere, was zu regeln war. Priscus im Lager, der Signifer bei der Logistik außerhalb. So fiel es Priscus dann auch hin und wieder zu, den Sanitätern bei der Versorgung der besonders schwer verletzten Kameraden zu helfen. Nicht immer bedeutete eine schwere Verletzung gleich das Ende der Soldatenkarriere für diesen Soldaten, denn auch schwere Schnittwunden und Knochenbrüche hatten eine Chance auf Heilung. Aber im Moment konnten diese Kamerade erst einmal nichts anderes machen, als mit Verbänden umwickelt in ihren Zelten zu liegen und sich buchstäblich bei jedem Kleinscheiß helfen zu lassen - inklusive sich über einen Eimer halten und anschließend den Hintern abwischen zu lassen, weil man das mit verbundenen Armen, Beinen oder einem steifen Hals nun einmal nicht selber kann.

  • „Aurelia? Was für ne Aurelia?“ horchte Hadamar auf. Weib im Lager, eines mit einem Namen, hieß keine Lupa, hieß vielleicht... aber nee. Aurelia. So hieß doch auch ihr TribLat... erst mal abwarten, was Corvinus da zu erzählen hatte. Außerdem war dessen Gesundheitszustand grad dann doch etwas wichtiger: „Pass bloß auf dich auf. Damit ist net zu spaßen, wenn dir das ständig aufgeht, entzündet sich das noch.“


    Was dann passierte, damit hätte er dann allerdings weniger gerechnet. Corvinus ereiferte sich regelrecht, kaum dass Hadamar geendet hatte. „Also... mal langsam...“ Mehrfach wollte er dazwischen fahren, wollte etwas sagen, aber er kam gar nicht zum Zug, und er wünschte sich abwechselnd, nichts von seinen Zweifeln gesagt zu haben, oder sich klarer ausgedrückt zu haben, oder aber das Verständnis in Corvinus einzuprügeln, das dem offenbar fehlte... vor allem aber wünschte er sich, ganz einfach nichts gesagt zu haben. Klang jämmerlich, was er so von sich gegeben hatte, wenn er da im Nachhinein drüber nachdachte, und so wollte er gar nicht klingen. Er wollte sich auch nicht so fühlen. Und er wollte es schon gar nicht sein... aber er hatte die Befürchtung, dass es genau das sein würde, was ihm blühte, wenn er wirklich Centurio werden würde. Jämmerlich... ein jämmerlicher Centurio.
    Andererseits... Alrik hatte ihm auch schon den Kopf gewaschen, als der was von seinen Selbstzweifeln mitgekriegt hatte. Jetzt Corvinus, der noch weit deutlichere Worte fand als sein Vetter. Dazu die Art, wie er neuerdings angesehen wurde, seit der Schlacht. Vielleicht wär das doch keine so schlechte Sache. Vor der Arbeit an sich scheute er sich ja nicht, da glaubte er im Gegenteil schon ziemlich genau zu wissen, was auf ihn zukommen würde, und dass er das schaffen würde... zumal er ja dann einen Optio haben würde, auf den er das langweilige Zeug würde abwälzen können. War halt nur die Verantwortung, die man dann hatte... und der Respekt, den man sich sichern musste. Er rieb sich das Kinn und begann sich ernsthaft zu fragen, ob Corvinus... naja, vielleicht tatsächlich Recht hatte.


    Als der dann allerdings zum Ende kam, guckte Hadamar gleichermaßen irritiert wie besorgt. „Erdbeben? Wasn fürn Erdgeben?“ fragte er nach, während er sich ein wenig nach vorn beugte, bereit, Corvinus aufzufangen, sollte der plötzlich umkippen... wonach er gerade ein wenig aussah. „Alles klar?“

  • Musste man hier denn alles selber machen? Eigentlich war Sextus davon ausgegangen, dass – wie in den ganzen anderen Fällen, denen er nicht beiwohnte – der Centurio die Männer schon durchschleusen würde. Vor allen Dingen, nachdem der Legat hereingeschlurft war – was eigentlich ein Wunder an sich schon war, hatte Sextus den Mann seit gefühlten Monaten schon nicht mehr irgendwo irgendetwas machen sehen – und Befehl gegeben hatte, dass die 'Zeremonie' beginnen sollte. Welche auch immer das sein sollte. Den Eid auf die Götter und dergleichen hatten die Männer immerhin schon bei ihrem Eintritt in ihre Einheiten damals geschworen, ein 'Überläuferprotokoll' gab es soweit nicht. Und so wie Sextus das verstanden hatte, wechselten die Männer ihre Gefolgschaft, ähnlich Atius Romanus, und schrieben sich nicht neu für die Legionen ein. Von daher hatte Sextus nicht die geringste Ahnung, welche Zeremonie hier nun feierlich vonstatten gehen sollte.
    Nachdem also niemand irgendwelche Anstalten machte, von sich aus etwas zu sagen, atmete Sextus einmal leise durch und trat einen Schritt vor. Improvisation gehörte zum täglichen Brot eines Haruspex, auch hier würde er sich irgend etwas aus den Fingern wohl saugen können. Man bringe ihm etwas, aus dem er lesen konnte: Wildschweine, Essen, Kuchen, Cervesa... oder kleine Hunde.
    “Praetoriani, state!“ befahl er also zackig und wartete darauf, dass die Männer, obwohl sie schon ordentlich und gerade standen, nochmal sichtbar zuckten, um anzudeuten, dass sie jetzt stillgestanden waren und damit bereit zu... was auch immer. “Ihr habt tapfer gekämpft und bewiesen, dass ihr Ehre und Treue besitzt. Nur galt diese dem falschen Mann und war daher von den Göttern verflucht.
    Schwört ihr also, dem einzig wahren Kaiser Appius Cornelius Palma die Treue, so sprecht mir nach.
    Ich, Name einfügen, schwöre hiermit bei allen Göttinnen und Göttern, jeden Befehl des einzig wahren Kaisers Appius Cornelius Palma auszuführen, den Dienst nicht zu verlassen und dem Staat mit meinem Leben oder, wenn der Dienst es erfordert, meinem Tod zu dienen.“
    Kurz, prägnant, nichts besonderes, und doch alles enthalten.

  • Nochmal spannte Seneca obligatorisch ein paar Muskeln an, dann konnte es jetzt ja endlich losgehen...


    "Ich, Aulus Iunius Seneca, schwöre hiermit bei allen Göttinnen und Göttern, jeden Befehl des einzig wahren Kaisers Appius Cornelius Palma auszuführen, den Dienst nicht zu verlassen und dem Staat mit meinem Leben oder, wenn der Dienst es erfordert, meinem Tod zu dienen."


    Und so leicht war man Teil der Rebellion.. Es blieb nur noch zu hoffen dass sich Salinator ergeben würde ohne die halbe Bevölkerung Roms zu verheizen, aber so wie Seneca seinen Schutzbefohlenen kannte, dachte der gar nicht daran zu kapitulieren..

  • Dieses Mal sprach er die Worte nicht halb so stolz aus wie damals, als er den Cohortes Urbanae beigetreten war, aus der vollen Überzeugung heraus, das Richtige zu tun. Aber es war ja auch nicht derselbe Schwur. Jedenfalls schwang dieses Mal mindestens das Doppelte an Entschlossenheit mit. Nicht, weil ihm Palmas Sieg alles bedeutete, nein, auf keinen Fall. Er hatte keine andere Wahl, er musste hier durch, und wenn er das schon musste, würde er verdammt nochmal beweisen, dass er was konnte.
    "Ich, Aulus Iunius Avianus, schwöre hiermit bei allen Göttinnen und Göttern, jeden Befehl des einzig wahren Kaisers Appius Cornelius Palma auszuführen, den Dienst nicht zu verlassen und dem Staat mit meinem Leben oder, wenn der Dienst es erfordert, meinem Tod zu dienen."
    Der Helvetier hatte ihn damals einen Welpen genannt. Kein Prätorianer war ein Welpe. Niemand, der Vicetia praktisch unbeschadet überstanden hatte, war ein Welpe. Der Centurio würde schon noch sehen, zu was er fähig war. Eigentlich hatte er mit der kleinen Auseinandersetzung wieder abgeschlossen, aber jetzt fand er gerade darin wieder neue Motivation. Irgendeinen Grund brauchte er ja, sich den Rebellen anzuschließen, für sich selbst. Irgendeinen anderen, als nur den, dass Seneca diese Entscheidung getroffen hatte.

  • Ganz vorsichtig ließ Sextus seine Cousine auf sein Bett nieder, nachdem er sie durch das halbe Lager vorsichtig und langsam getragen hatte. So musste er zwar die Nacht auf dem Boden verbringen, andererseits machte diese eine Unbequemlichkeit nun auch keinen Unterschied mehr gemessen an den vielen Schmerzen und Blessuren, die er schon allein aufgrund der Reise erlitten hatte. Eine Nacht auf dem Boden würde ihn nun definitiv auch nicht mehr umbringen, und immerhin konnte er so seiner Cousine ein einigermaßen bequemes Nachtlager bieten. Wenngleich kein Vergleich zu einem vernünftigen Bett in einem vernünftigen Haus, wie es ihr zugestanden hätte. Dafür würde Sextus Sorge tragen müssen.
    Er verdrängte die Fragen, die sich in seinen Geist bohren wollten. Welcher Wahnsinn hatte dazu geführt, dass Prisca hier war? Sie hätte überhaupt nicht hier sein sollen. Es war schon ein Fehler gewesen, dass er nicht darauf bestanden hatte, dass sie nach dem Tod ihres nichtsnutzigen Mannes wieder zurück in die Villa Aurelia gekommen und mit ihm geflohen war. Er hätte den Flaviern doch mehr zugetraut, als dass sie sie erst in ihrem Hause behielten, bis es zu spät war, und dann nicht für ihre Sicherheit zu garantieren oder ihr wenigstens einen schmerzfreien Tod zu schenken anstelle der Schmach einer Gefangenschaft. Wer konnte schon wissen, was ihr angetan worden war? Früher oder später würde Sextus darüber reden müssen, ob sie angefasst worden war oder nicht. So oder so aber würde er ganz sicher den Mann töten, der sie gefangen hatte, allein schon, um den Gerüchten Einhalt zu gebieten und sich für diese schier unbeschreibliche Schmach zu rächen. So etwas durfte nicht unbeantwortet bleiben. Die Feinde der Gens Aurelia mussten lernen, dass sie keine Großzügigkeit und keine Gnade zu erwarten hatten. Sie würden keine Schwäche zeigen.


    Aber für den Moment war Prisca für derlei Gespräche wohl zu betrunken und würde die Tragweite der Entscheidungen nicht einmal ansatzweise begreifen. Nicht, dass sie diese nüchtern wohl begreifen würde, sie war eine Frau und damit von rationalem Denken ausgeschlossen oder dazu nur bedingt fähig – angesichts der Wahl ihres vorigen Ehemanns Sextus' unmaßgeblicher Meinung nach eher überhaupt nicht.
    Also beschäftigte er sich lieber damit, wie die Cousine unterzubringen war, während er demnächst nach Süden abreisen würde. Mitnehmen würde er sie keinesfalls. Ein Lager war kein Platz für eine Frau, und er war nicht so verrückt wie Priscas Entführer. Im Grunde hatte er aber nicht viele Möglichkeiten, wollte er sichergehen, dass seine Cousine nicht in verrückter Manier und von Emotionen getrieben der Sicherheit und dem Komfort einer standesgemäßen Unterbringung entsagte, um in romantischer Verklärung ohne Sinn und Verstand zurück nach Rom wollte. Eine Frau hatte auf einem Feldzug nicht das geringste zu suchen, eine Patrizierin schon zweimal nicht. Erst recht nicht, wenn dahergelaufene Plebejer aus den eigenen reihen sie beinahe besprungen hätten, wäre er nicht gekommen.


    Eigentlich hatte Sextus nicht viel Auswahl, was er unternehmen konnte. Im Grunde sogar nur eine einzige. Daher fiel es auch nicht schwer, den Befehl zu erteilen. “Geh und such Tiberius Ahala, er müsste bei der ersten Legion zu finden sein“, schickte er einen der Männer vor seinem Zelt los. Noch war es nicht so spät am Abend, dass er den Mann nicht mehr zu sich zitieren konnte.

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