Im Morgengrauen verließen wir die Castra und marschierten durch die erwachende Stadt auf das Marsfeld. Die Zeit der Vorbereitungen war vorbei, und auch die des Haderns, jetzt hieß es beherzt handeln und stur seine Soldatenpflicht tun. Vor der Saepta Iulia war aus großen Rasensoden ein Feldaltar aufgeschichtet und geschmückt. Denn natürlich mußten wir uns erst einmal des Beistandes der Götter versichern, und hier war zum einen genug Platz, um das vor den Augen aller Soldaten tun, zum anderen war das Feld des Mars schon dem Namen nach dafür prädestiniert. Ausserdem konnten so auch die Bewohner der Stadt, für deren Schutz wir in diesen verdammten Bruderkrieg zogen, dabeisein, sehen, was sie an uns hatten, und uns verabschieden.
Die Opfertiere waren mit allersorgfältigster Sorgfalt ausgesucht worden, und den Priestern hatte ich im Vorfeld die allerkostbarsten Geschenke zukommen lassen. Schließlich wollte ich gute Omen.
Centurie für Centurie, Cohorte für Cohorte, Turma für Turma, nahmen die Männer der Garde Aufstellung, mit der üblichen perfekten Präzision, auf die ich jedes Mal stolz war. Ich selbst ritt wieder meinen wunderschönen schneeweißen hispanischen Hengst, der mich schon zur Amtseinführung getragen hatte. (Später würde ich ihn dann gegen ein schlachterprobtes und weniger hübsches Ross eintauschen.) Aber anders als an jenem Freudentag, trugen die Männer heute keine Paraderüstungen, sondern die gewöhnlichen Harnische, und jeder hatte bereits sein Marschgepäck dabei.
Campus Martius – Die Garde zieht ins Feld
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Es war eine ungewohnte Situation mal nicht im feinsten Zwirn auf dem Marsfeld zu stehen. Dafür trug Seneca nun schon seine Schlachtausrüstung, weniger ansehnlich, aber dennoch beeindruckend, und dem Zweck angemessen.
Zufrieden beobachtete er, wie seine Centurie genau nach Maßen ihre Aufstellung einnahm, die Augen nach vorne, wartete man auf die Omen und ein paar motivierende Worte.. -
Eine Abordnung der Cohortes Urbanae war unter Führung ihres Tribunen Marcus Iulius Proximus ebenfalls am Marsfeld erschienen, um die Praetorianer zu verabschieden.
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Potitus erschien selbstverständlich auch! Wenn der Praefectus Praetorio ihn schon gebeten hatte mitzukommen und er dies vorerst vermieden hatte, wollte er zumindest zeigen, dass seine Truppen trotzdem jede mögliche Unterstützung hatten! Also war er im Feldherrnkostüm gekommen, mit einem purpurnen Paludamentum, einer goldenen Rüstung und sogar einem Helm.
Die Zeremonien würde er allerdings Serapio überlassen. Immerhin musste der auch die Konsequenzen tragen, wenn etwas schief lief! Entsprechend richtete er sich direkt auf der Tribüne ein, um von dort aus alles aufmerksam zu beobachten.
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Wieder ein Mal hatten sie auch dem Marsfeld Aufstellung genommen. In diesem Sand hatte Antoninus nun schon wirklich öfter gestanden seit er bei der Garde war. Doch noch nie zu so einem Anlass. Auszuziehen um Krieg zu führen war das worauf sich jeder Miles sein ganzes Leben lang vorbereitete. Ungezählte blaue Flecken von Übungen und dem Rebstock seines Centurio bereiteten ihn darauf vor. Und auch Antoninus hatte viel Lehrgeld bezahlt um hier stehen zu können. Doch nun standen sie und zogen gegen ihre Brüder. Zuversicht zu zeigen das war jetzt ihre Aufgabe grade für das Volk das in Rom bleiben würde. Aber auch für sich selbst denn sich selbst Mut zu machen und seine Männer anzuspornen war seine Aufgabe als Centurio. Da es keine Paraderüstung per se gab höchsten eine besonders gut geratene Tunika. Trugen Antoninus Männer alles an Pracht zur Schau was sie hatten. Die [url=http://www.google.de/imgres?q=Pr%C3%A4torianer+relief&um=1&hl=en&biw=1280&bih=880&tbm=isch&tbnid=yN8n-Vb4n0AnnM:&imgrefurl=http://www.cohors-praetoria.eu/index.php/praetorianer/ausruestung.html&docid=czrw4KeHPmkbNM&imgurl=http://www.cohors-praetoria.eu/images/stories/cohors/trajan/trajanrelief%2525204.jpg&w=1400&h=904&ei=OO2UUML-OsvCtAbor4DoAw&zoom=1&iact=rc&dur=493&sig=110008987915505130564&page=1&tbnh=135&tbnw=189&start=0&ndsp=34&ved=1t:429,r:9,s:0,i:93&tx=85&ty=53]attischen Helme die die Prätorianer trugen[/url] und die alten runden Schilde zeigen allen ihr martialisches Aussehen. Denn so zog ein Miles ja auch in die Schlacht, mit allen Auszeichnungen und aufgestecktem Federbusch und auf das Bester polierter Rüstung. Immerhin kämpfte man für die Götter für das Vaterland und da sollte man schon so prächtig aussehen wie es nur ging. Das einzige was in Antoninus Gepäck war der Rebstock mit dem Elfenbeingriff den er nur zur Toga trug. Die Centurionen zu feierlichen Anlässen tragen durften, um sich zur Schau zu stellen. Ansonsten sahen alle Prätorianer aus wie aus dem Ei gepellt, auch wenn die alle ihre Tragestangen auf dem Schildrand liegen hatten. An denen nicht nur die Netze mit der Habe der Männer hing. Sonder auch die obligatorische Dreitagenotration aus hartgebackenem Brot. Alles blitzte und blinkte als sie auf dem Marsfeld fein säuberlich aufgereiht standen als hätte man die Linien mit einer Schnur gezogen. Die Feldzeichen der Garde zeigen alle das Bildnis des neuen Kaiser. Die von Valerianus waren alle in einer Zeremonie entfernt worden und die neuen angebracht worden. Ja der Präfekt konnte mehr als nur stolz sein auf das was er hier sehen konnte. Seine Männer waren die Crem de la Crem. Während es in den meisten Legionen üblich war das etwa ein Drittel im Urlaub war. Oder sonst welche schningeling Aufgaben warnahmen wie Steuern ein zu treiben oder Bewachungsgestellung und Bauunterstützung. Waren die Prätorianer für nichts anderes da als zum Kämpfen und die Bewachung der Stadt. Sie trainierten fast täglich, na ja auch bei der Garde hatten die Männer oft Urlaub. Doch waren sie nicht durch andere Aufträge nicht auch noch ausgeblutete, so dass sie zu den angesetzten Übungen wenigsten fast vollzählig waren. Deshalb konnten man auch mit Fug und Recht behaupten das die Männer die heute hier abrückten die Trainiertesten im ganzen Reich waren.
Nun sollte es also ans Opfer gehen. Waren ihnen die Götter wohl? Antoninus selbst hatte am Vortag dem Genius seiner Centuria geopfert und auch diese war gut ausgefallen. Was Antoninus nur noch weiter in Zwiespalt trieb. Denn er war sich bei leibe nicht so sicher ob das was sie taten das richtige war, ob sie die Waffen für den richtigen zogen. Doch zumindest das Opfer an den Genius seiner Centuria war eindeutig gewesen. Denn bei den Prätorianern gab es anders als bei den Legionen für jede Centuria ein eigenes Feldzeichen, die nur für jeden Manipel eines hatten.
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Über den Altar, über die Dächer der Gebäude hinweg, fiel der Blick direkt auf das Capitol..... wo einstmals der Romulus den Remus erschlagen hatte. Während ich mein Heldenross nach vorne schreiten ließ, um mich gleich zu Beginn selbst an die jetzt komplett angetretenen Soldaten zu wenden, fragte ich mich, so bei mir, ob es wirklich daran lag, dass wir Römer immer wieder gegeneinander kämpfen mußten... ob der Bruderkrieg wirklich "Roms Fluch" war...? Egal. Ich reckte mich im Sattel, trug eine tatkräftige Miene zur Schau, salutierte stramm vor dem Kaiser, und ergriff entschlossen das Wort:
"Milites! Prätorianer! Söhne des Mars!! Der Tag ist gekommen. - Rom zu schützen, den Kaiser zu schützen, das römische Volk zu schützen, dies ist uns seit jeher die höchste Pflicht, die vorzüglichste Ehre! Und unermüdlich seid ihr, tapfere Soldaten, dem nachgekommen, hier in der Ewigen Stadt, bei unserer nie endenden Wacht, dem fortwährenden Kampf gegen all jene böswilligen Verbrecher und zersetzenden Elemente, die unserer großartigen Patria Schaden zufügen wollen!
Doch nun Milites, ist die Zeit gekommen, auszurücken, und diesen Kampf im Felde zu führen, denn der Feind..." - und hierbei blitzte mein Auge, trat ein Feuer der Empörung in meine Stimme – "..die frevlerischen Schergen des verfluchten GIFTMISCHERS und KAISERMÖRDERS Cornelius Palma..." – hier spuckte ich mit tiefer Verachtung aus – "...der Feind hat die Grenzen Italias überschritten. In unermesslicher Machtgier streckt er die blutbefleckte Hand nach unserem geliebten Rom aus! PATRIZISCHE TYRANNEI ist sein Sinnen! Grausam raubt er den guten Menschen dieser Stadt ihr täglich Brot!! Ja, wie ihr alle gesehen habt, schreckt er nicht einmal davor zurück, hier mitten in der Stadt FEUER an den öffentlichen Kornspeichern ZU LEGEN!!!"
Ich dagegen legte eine kleine Kunstpause ein, denn hier durfte sich die öffentliche Empörung über den abgefackelten Kornspeicher Luft machen. Da meine Stimme natürlich nicht an die Ohren aller hier versammelter dringen konnte, hatte ich auch diesmal wieder dafür gesorgt, dass, jeweils in einigem Abstand, Redner bereitstanden, die meine Worte aufnahmen und volltönend weitergaben, an die Soldaten, die weiter hinten standen und an die Zuschauer rundherum."Werden wir das hinnehmen? NEIN!! Es ist an der Zeit dem ruchlosen Treiben ein für alle mal ein Ende zu bereiten! Und darum ziehen wir heute selbst ins Feld, wir, die erlesensten Soldaten des gesamten Imperiums. Lange haben wir uns darauf vorbereitet, und wir sind mehr als bereit, jetzt werden wir marschieren und wir werden kämpfen, WIR, DIE GARDE, DIE VERDAMMT NOCH MAL ALLERBESTE TRUPPE, die die Welt je gesehen hat!! Seite an Seite mit den kaisertreuen Legionen werden wir den Feind in die Knie zwingen und ZERSCHMETTERN!! Auf dass der von Göttern und Menschen gehasste Usurpator, und all jene, die sich so treulos und pflichtvergessen gegen unser geliebtes Rom gewandt haben, ihrer gerechten Strafe nicht entgehen!! NIEDER MIT PALMA!!" Und dies war der Augenblick, in dem ich mein gardeschwarzes Paludamentum über die Schulter zurückwarf, mein Gladius zog, und die blitzende Klinge dramatisch gen Himmel reckte.
"ROMA!! ROMA AETERNA!!!" -
Seneca lauschte den Worten des Praefectus, und war sich sicher in seiner Sache, er würde in den Krieg ziehen, würde seine Einheit so gut wie nur möglich in die Schlacht führen und hoffentlich siegreich sein. Doch für welche Seite kämpften sie? Waren sie die guten oder die bösen? Axilla erzählte ihm davon, dass sie ein gefälschtes Testament gesehen hatte, all die Verhaftungen, all die Urteile, es hatte zu nichts geführt, die Proskriptionslisten waren zu schnell aufgetaucht, und doch hatten die Täter eine Verschwörung zugegeben, all das ergab absolut keinen Sinn, doch nun waren die Zeiten der Forschung vorbei und die Zeit des Schwertes begann.. Seneca regte sein Gladius in die Luft, und seine Männer machten ordentlich Krach, wer wusste schon was auf sie zukommen würde..
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Die Rede die ihr Präfekt nun hielt war den Umständen entsprechen eine doch recht gelungene. Er hatte so zusagen alles zusammen getragen um den Nerv zu treffen. Und vieles was er sagte war auch Antoninus schon sauer aufgestoßen. Der Brennende Getreidespeicher war da nur ein Fünkchen gewesen. Ja sicher im Krieg heiligt der Zweck die Mittel und jede Form von Aufruhr spielte den Rebellen in die Hände. Doch wenn man als der Gerechtere erscheinen wollte sollte man so was doch vermeiden. Wer nun der Giftmischer war das konnte Antoninus nicht mit Gewissheit sagen. Sicher einige der Senatoren hatten gestanden aber das sagt gar nichts. Nicht umsonst hatte der Verstorbene und zu den Göttern erhobene Augustus selbst, die Folter für kein geeignetes Mittel der Wahrheitsfindung angesehen. Und selbst wenn konnte Antoninus sich nicht vorstellen das der Claudius davon gewusst hatte. Aber nun war es wie es war. Die Garde rückte aus um sich den Legionen entgegen die die Stadt bedrohten und unter diesen war nun Mal auch die Legion des Claudius.
Aber Antoninus kannte seine Pflicht die er heute hier auf dem Platz zu erfüllen hatte. Als der Präfekt sein Schwert zog, zog auch er und reckte es in den Himmel. „Roma!!! Roma!!! Roma!!!“ Rief er laut um seine Männer zum Mitmachen zu animieren. Der erste Teil den der Präfekt mit nieder mit Palma begonnen hatte war wie herunter geschluckt und nur noch das Roma war in allen Mündern zu hören. -
Helvetius Varus stand am Rande des Marsfeldes und beobachtete die Zeremonie und den Aufmarsch der Garde.
Die Worte des Präfekten waren gut gewählt und auch in ihm regte sich sowas wie Wut bei den Worten. Auch wenn er, aus einem Grund den er sich selber nicht so wirklich erklären konnte, fand das keiner der beiden die hier anwesend oder angesprochen waren derjenige war der auf dem Thron sein sollte.
Doch was ihn viel mehr davon abhielt inbrünstig mitzujubeln war etwas ganz anderes. Die Tatsache das bald massenweise Römer Römer töten würden wie zu den schlimmsten Zeiten vor Augustus Prinzipiat machte ihn krankt. Das sein Verwandter Helvetius Corvinus, Centurio bei der Secunda war und sehr wahrscheinlich bald gegen die hier angetretenenn Männer kämpfen musste tat sein übriges. -
Dass ich den Kaiser, der dort auf der Tribüne thronte, in meiner Rede nicht namentlich genannt hatte, das war mir, nach dessen Mißachtung unserer Arbeit, schon auch eine kleine persönliche Genugtung. Aber vor allem war es wahr, dass wir für Rom kämpfen, für die Stadt, für das Reich und seine Bewohner, für das Recht, auf dem all das ruhte. Und das war auch das einzige, was bei dieser ganzen beschissenen Angelegenheit dazu taugte, so etwas wie Begeisterung hervorzurufen. ROMA! riefen die Soldaten der Garde, in ein Vescularius! hätten sie wohl kaum mit eingestimmt.
Ich trieb mein Pferd zur Seite, bewegt von diesem Ausdruck von Treue und Pflichtgefühl, nahm meine Position beim Stab wieder ein und überließ das Feld jetzt der Priesterschaft. -
Ein Teil des Collegium Pontificum hatte sich ebenfalls am Marsfeld eingefunden, denn das Opfer verlangte durchaus starke Präsenz. Der Praefectus Praetorio hatte persönlich mit Duilius Verius, dem pontifex pro magistro, das Opfer abgesprochen. Mars, dem Vater aller Römer und ersten aller Krieger sollte selbstredend geopfert werden, zudem Iuppiter, dem Vater des Staates, sowie Fortuna, deren Gunst gerade bei einem Bürgerkrieg besonders entscheidend sein konnte. Ein Stier, ein Ochse und eine Kuh hatte also der Pontifex vorgeschlagen, doch Decimus Serapio hatte sogleich darauf bestanden, dass Mars in jedem Falle drei Stiere geopfert werden mussten! Mit dieser Anforderung - so der Pontifex - würden jedoch auch Iuppiter drei Ochsen dargebracht werden müssen, denn andernfalls mochte der oberste Gott gekränkt sein, so dass letztlich auch Fortuna, um das Gleichgewicht der Trias zu halten, ebenfalls drei Kühe würde erhalten müssen. Mit neun großen, und daher auch kostspieligen, Opfertieren glaubte Duilius den Wunsch des Praefectus Praetorio abgeschmettert zu haben, doch dieser stimmte widerspruchslos zu mit den Worten, dass für ein Staatsopfer aus dem gegebenen Anlass keine Kosten und Mühen gescheut werden sollten - denn alle Welt sollte sehen können, dass die Seite der Verteidiger Roms die rechte war, dass Cornelius Palma und seine Verbündete Verräter am Staate waren und darob die Gunst der Götter auf der Seite Salinators Truppen, dass jede Schlacht, dass selbst ein Bürgerkrieg gegen Brüder, Väter und Söhne gerechtfertigt war!
Aus diesem Grunde also hatten sich die Pontifices umringt von einigem Kultpersonal versammelt, und als der Ruf der Soldaten wieder verstummte trat ein Herold hervor und forderte mit dem obligaten "favete linguis!" die notwendige Opferstille ein - ein überflüssiger Akt indes, da die Männer stumm und aufmerksam in Formation standen, fest verwurzelten Bäumen gleich, nur ihre Helmbüsche wogten wie Blätter im lauen Wind.Der pontifex pro magistro trat an den Opferaltar heran, zog einen Zipfel seiner Toga über den Kopf und wandte seinen Blick ein wenig gen Himmel.
"Iupiter Optimus Maximus - Herrscher über Treue und Wahrheit, über Ordnung und Sieg, der alle Welt überblickt und alle Frevler und Feinde Roms straft! Mars Pater - größter Krieger und Vater aller wahren Römer, der mit seinem Schild das Imperium schützt und mit seiner Lanze die Feinde des Reiches vernichtet! Fortuna Omnium - Wächterin über Schicksal und Erfolg, die mit ihrem Füllhorn das Glück und den Sieg über alle ehrhaften Römer ausschüttet! Große Götter - Iupiter, Mars und Fortuna - blickt herab auf die Söhne Roms, die ausziehen, um euer Imperium zu schützen, die streiten, um euer Rom zu bewahren!"Während die Flötenklänge der tibicines einsetzten traten in weißfarbene Tuniken gekleidete Knaben hervor und reichten Dulius Verius kostbaren Weihrauch, süßes Honiggebäck, schweren Wein und bunte Blumenkränze, die der Pontifex nacheinander den drei Göttern offerierte. Süßlich stieg der graufarbene Rauch aus den Räuchergefäßen zum Himmel empor, um die Aufmerksamkeit der Götter zu locken.
"Unsere Gaben geben wir mit Freude, große Götter - Iupiter, Mars und Fortuna -, dass Ihr uns Eure Gunst gewährt und Euren Beistand für den bevorstehenden Kampf gegen die Verräter Roms!"MFG
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Varus fand das die Worte des Priesters gut gewählt. Nannte er doch keine Namen wer der Gute und wer der Böse war. Dies war auch unnötig sprach er doch die Götter an und diese wussten sicherlich besser als jeder andere hier wer wer war.
Varus sprach von daher das Gebet im Kopf nach und besonders bei Iupiter durchströmten ihn intensive Gedanken. Ausformuliert hätten sie wohl ungefähr so geklungen
"Oh großer und weiser Iupiter Optimus Maximus - Herrscher über Treue und Wahrheit, über Ordnung und Sieg, der alle Welt überblickt und alle Frevler und Feinde Roms straft! Du wirst wissen wer der Schuldige ist der das Reich in den Bürgerkrieg gestürzt und an den Rand der Vernichtung treibt. Ich bitte dich sende zumindestens einen Funken deines Wissens und deiner Erkenntnis an diejenigen Römer die auf der falschen Seite stehen so denn sie dort ohne eigenes Wissen stehen. Strafe dagegen diejenigen die wissentlich die falsche Seite unterstützen." -
Auch Lepidus hatte sich an jenem Tage auf dem Marsfelde eingefunden, freilich diesmal nicht in einer kultischen Angelegenheit (oder zumindest nicht direkt), sondern zum einen, um den Abmarsch der Praetorianer zu betrachten, andererseits auch um einige Mitglieder des Collegium Pontificum im Einsatz zu sehen. Denn ein guter Priester wurde wohl nur, wer sich stetig übte und gleichsam durch Anschauung von den bereits Erfahrenen lernte. Der Rede des Praetorianer-Präfekten hörte er dagegen nur mit einem Ohr zu "Blabla... Kaisermörder Palma, BlaBla... Patrizische Tyrannei." Wohl eher die reinste Phrasendrescherei. Ein Tiberier konnte diese Rede wohl nicht anders wahrnehmen.
Nun erblickte Lepidus auch schon einen alten Bekannten, Duilius Verius. Jener, mit dem er einst dieses interessante Bewerbungsgespräch für den Posten des Aedituus führte. Er hatte sich immer schon gefragt, ob dieser Duilius irgendwie mit Gaius Duilius verwandt war. Lange hatte man ja nichts mehr von der Gens Duilia gehört, aber die Kaiserschaft des Salinator hatte zweifellos so manchen Unbekannten nach oben gespült. Wie es seit neuestem die Angewohnheit des Lepidus war, seit er den Iuppiter-Tempel auf dem Capitol pflegte, begann er auch gleich mit dem Spekulieren um die richtige Wahl der Opfertiere. Drei Stiere für Mars, drei Ochsen für Iuppiter und drei Kühe für Fortuna. Es war in jedem Fall wohl logisch, dass diese Gottheiten gewählt wurden, allerdings wunderte sich der Tiberier, dass es bei der Opferung zunehmend nur noch um bloße Zahlen von Opfertieren ging. Für Mars hätte man doch z.B. durchaus Suovetaurilia opfern können, welche mit eines der besten Opfer für Mars waren, auch und besonders beim Auszug von Truppen auf einen Feldzug, wenn die Suovetaurilia-Opferung auch zu vielerlei Zwecken Anwendung fand. Diese Kreativität hätte der Kriegsgott sicher nicht schlecht gefunden. Stattdessen einfach nur drei Stiere. Die Frage war natürlich, was wohl mehr wert war. Wogen die Götter die Tiere, die ihnen geopfert wurden immer ganz genau ab? Ein Schwein war zweifellos nicht ganz so eindrucksvoll wie ein Stier, aber als Suovetaurilia dann vielleicht doch mehr als drei Stiere? Vielleicht war es aber auch von der Organisation leichter: Drei davon, drei davon, drei davon, da gab es keine Schwierigkeiten. Dazu noch zwei andere Tierarten heranzuschaffen, machte es wohl nur komplizierter. Aber vielleicht hätte Mars ja auch diese Umstände, die man ihm macht, wertgeschätzt? Wer wusste schon, wie die Götter dachten und zur Not waren da ja noch Iuppiter und Fortuna.
Lepidus nutzt die Stille die nach und zwischen der Rede des Duilius Verius einsetzte und nur durch das Flötenspiel gebrochen wurde, um ein wenig in sich zu kehren. Ansonsten achtete er stets auf den Opferungsprozess und wie dieser geleitet wurde. Zweifellos ein gutes Anschauungsmaterial für den jungen Aedituus.
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Die Schlächter nahmen nun ihre Positionen ein neben den Rindern - drei weiße, gekalkte und mit Eisenspänen eingeriebene Ochsen für Iuppiter, drei rote, mit Kupferspäne eingeriebene Stiere für Mars und drei weiße Kühe für Fortuna, deren Hufe und Hörner allesamt überzogen waren mit einer dünnen Schicht aus Gold. Auch die infulae, vittae und dorsule* waren nicht nur aus farbiger Wolle geflochten und gewebt, sondern gleichsam mit Kupferfäden durchzogen, dass sie bei jeder trägen Bewegung der Tiere im Licht der aufsteigenden Sonne schimmerten.
Duilius Verus trat vor die Tiere hin, besprengte mit einem Pinsel aus schwarzfarbenem Ochsenschwanzhaar deren Häupter, reinigte sich selbst die Hände in einer Schüssel voll warmen Wasser und trocknete sie mit dem mallium latum. Schlussendlich übergab er die Rinder, die traditionelle Spruchformeln dabei murmelnd, in den Besitz der jeweiligen Gottheit, indem er die mola salsa ihnen zwischen die Hörner strich. Reihum folgte sodann die symbolische Entkleidung der Tiere, bei welchen ihnen auch der Schmuck entfernt wurde, ehedem der Pontifex die Tiere zur Opferung freigab.
"Iupiter Optimus Maximus, höchster aller Götter, diese Ochsen seien Dir gegeben aus freien Stücken, großer Herrscher, Dein Wohlwollen und Deine Gunst zu erbitten für die treuen Streiter des Imperium Romanum, Deinen gerechten Zorn aber und Deine gerechte Strafe für alle Verräter Roms!"
Auf das agone? folgte das age!, dreimalig, dass einer nach dem anderen Ochsen durch die Opferaxt fiel, eine Kehle nach der anderen durch das Beil durchtrennt wurde."Mars Pater, größter aller Krieger, diese Stiere seien Dir gegeben aus freien Stücken, großer Kämpfer, Deine Stärke und Deinen Mut zu erbitten für die treuen Streiter des Imperium Romanum, Deinen grenzenlosen Zorn aber und Deine vernichtende Schläge für alle Verräter Roms!"
Auch die roten Stiere hauchten ihr Leben in wenigen Augenblicken aus, schwer krachten ihre Leiber auf den Boden, tief rotfarben floss das Blut in den Grund des Campus Martius."Fortuna Omnium, große Wächterin über das Schicksal, diese Kühe seien Dir gegeben aus freien Stücken, erhabene Göttin, Dein Glück und Deinen Sieg zu erbitten für die treuen Streiter des Imperium Romanum, Deine Wirren aber und Deine Niederlage für alle Verräter Roms!"
Die Kühe folgten zuletzt, ein wenig unruhig bereits durch das Geschehen um sie herum, doch längstens nicht derart gegenwärtig, um ihrem Schicksal entkommen zu können.Sorgsam schnitten die Schlächter den Rindern die Bäuche auf, holten die Innereien daraus hervor und verteilten sie auf die bereitgehaltenen paterae, welche sodann dem Pontifex pro magistro wurden vorgelegt.
Nichts war Duilius Verus anzusehen, keine Regung verriet seine Gedanken beim Anblick der vitalia, denn nicht alle Organe waren derart markellos wie sie es für einen solchen Anlass sollten sein. Eine Leber war fleckig, eine andere knotig und hart, ein Herz kränklich verfärbt. Doch Duilius war nicht so einfältig, an die Vorhersage von Opfer zu glauben - er hatte bereits zu viele Ergebnisse bei Opferungen selbst verfälscht - nicht immer zum Wohle des Staates oder viabler Männer, sondern zumeist zum Wohle seines eigenen Geldbeutels oder zur Mehrung seines Einflusses, wiewohl stets ohne dass irgendwelche Götter ihn hätten gestraft.Auch Decimus Serapio hatte zu Genüge dafür Sorge getragen, dass das Opfer erfolgreich beschlossen wurde, so dass der Pontifex schlussendlich lauthals verkündete:
"Litatio! Litatio! Die Götter sind euch gewogen, tapfere Soldaten Roms, denn die Götter streiten an der Seite des einzig wahren Kaisers, die Götter streiten an eurer Seite, gewähren euch ihren Schutz und ihre Stärke im Kampf gegen die Verräter des Imperium Romanum!"Noch ehe irgendwer das Opfer in Zweifel würde ziehen können wurden die vitalia dem Feuer übergeben, welches sie in die Gefilde der Götter überführte. Die Leiber der Rinder würden zerlegt werden und der Trossküche übergeben, denn auch wenn die neun Tiere kaum ausreichten, um der gesamten Menge an Soldaten ein Stück Fleisch zu bieten, so würde doch jeder am Abend glauben können, dass gerade sein Stück der Ration ein Teil eines der gesegneten Opfertiere war.
Sim-Off: * alle verwendeten Ausdrücke und Fachbegriffe im Kontext des Opfer-Ritus sind in dem entsprechenden Artikel der Theoria erklärt.
MFG -
Nun die Götter schienen ihnen Wohl, so wie es aussah. Eine gewisse beruhigende Wirkung auf sein Gemüt konnte Antoninus nicht von der Hand weißen. Auch auf die Männer der Garde würde es sicher seine Wirkung haben. Auch wenn längst nicht mehr alle den alten Göttern huldigten. Einige hatten sich diesem neuen Kult aus dem Osten angeschlossen und auch ihn hatten sie schon einige Male eingeladen und er hatte ihrem Unterricht gelauscht. Doch er wusste nicht so recht was er davon halten sollte. Aber ein Gott der ihm Unbesiegbarkeit versprach. Welchem Miles würde das nicht gefallen? Aber bis jetzt hatten ihm die alten Götter immer geholfen. Nun aber waren sie einverstanden das er gegen seine Überzeugung und gegen den Mann zog der mal sein Patron war. Wo bei letzteres schon ein Sakrileg an sich war.
Aber eine Wahl hatte er ja wohl nicht gehabt. Aber das der Pontifex schon beim ersten Mal Litatio sagte war sicher ein gutes Zeichen. Sie standen unter dem Schutz der Götter und wenn dieser östliche sie unbesiegbar machte um so besser.
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Auch der Princeps Praetorii war hier mit von der Partie; Normalerweise gehörte es nicht zu seinen Aufgaben, mit ins Feld zu ziehen. Normalerweise gehörte es zu seinen Aufgaben, die Castra insbesondere bei Abwesenheit der Mannschaften sowie der Praefecten zu verwalten. Allerdings wich die gegenwärtige SItuation erheblich vom Normalzustand ab, so dass besondere Maßnahmen ergriffen werden mussten.
Man hatte sich entschieden, die Verwaltung der Castra einem kleinen Stab von unteren Offizieren zu überlassen. Der Princeps sollte die nunmehr in den Krieg ziehende Truppe mit seinen logistischen Fähigkeiten unterstützen.
Deshalb stand er nun hier, auf dem Marsfeld, inmitten der anderen hohen Offiziere, lauschte den Worten des Kommandierenden und betrachtete das Spektakel ansonsten mit unbewegtem Gesicht. -
Avianus stand unerwartet ruhig zwischen den anderen Soldaten.
Als der Präfekt seine Rede gehalten hatte und bei dem anschließenden Jubel hatte sein Herz noch gepocht. Die Rede hatte, wie es schien, den Nerv der meisten Soldaten getroffen. Der Iunier hatte selbstverständlich mitgejubelt. Der Zeitpunkt, über die Richtigkeit dieses Krieges nachzudenken, war ohnehin schon lange vorbei. Was jetzt geschah, war nur noch eine Zeit des Vorbereitens, nicht mehr die des Hinterfragens.
Bei dem anschließenden Opfer lauschte Avianus gebannt den Worten des Priesters. Neun Opfertiere würden genug sein. Und sollten ihnen die Götter dann noch immer nicht zur Seite stehen, standen sie wohl auf der falschen.
Doch jetzt, wo der Priester den Soldaten den Beistand der Götter zusicherte, war die Erleichterung für Avianus durchaus spürbar. Nicht nur bei sich selbst, auch bei den anderen Soldaten, die ihn umgaben.
Auf etwas ganz Bestimmtes wartete der Iunier dennoch: Würde auch der Kaiser eine Rede halten? Seinen Soldaten Mut und Stärke einflößen? -
Nach aussen hin weiter meine entschlossen-tatkräftige Miene und Haltung zur Schau stellend verfolgte ich das Opfer angespannt. Hier durfte nichts schiefgehen, schlechte Vorzeichen wären fatal für die Moral. Darum hatte ich ja auch so großzügig "gespendet". Ich folgte dem aufsteigenden Rauch mit dem Blick, lauschte den erhebenden Worten des Pontifex, und war heilfroh als alles gut ging. Litatio!
"Die Götter sind mit uns." wiederholte ich, so für mich. Wie sollten sie es nicht sein, schließlich waren die Opfertiere erstklassige Qualität, und es waren ja keine leere Phrasen, dass wir auszogen, um Rom zu schützen und die Frevler, die es angriffen, zu strafen.
Der Rauch der Opferfeuer verwehte über den Hügeln, und der Geruch von verbranntem Fleisch erfüllte die Luft. Ich blickte zum Kaiser. So wie ich ihn kannte, würde er es sich gewiss nicht nehmen lassen, noch selbst das Wort an uns zu richten. -
So wie einige seiner Klienten gehörte auch Macer zu den Zaungästen der Zeremonie, die sich auf dem Marsfeld abspielte. Es war nicht die erste Parade der Prätorianer, die er hier verfolgte, und doch hatte er diesmal ein ziemlich ungutes Gefühl in der Magengegend. Die Prätorianer waren nicht hier für eine kleine Feier, eine nette Parade oder eine imposante Schau - nein, sie waren hier, um in den Krieg zu ziehen. Aber auch dieser Umstand alleine war es nicht, der bei Macer für Unwohlsein sorgte, denn er hatte schließlich schon selber Männer in die Schlacht geführt. Es war die Mischung aus allem, was hier vor sich ging und in der Luft lag. Angefangen von der latenten Unischerheit, was sich beim Tod des Valerianus wirklich zugetragen hatte, über die niemals öffentlich gestellte Frage, ob Salinator tatsächlich der legitime Nachfolger ist, bis hin zu der Tatsache, dass augenscheinlich die halbe römische Armee auf dem Marsch gegeneinander war. Und nun also die Prätorianer, die ausrückten, um den Kaiser zu schützen und Rom zu verteidigen. Der Bürgerkrieg hatte Rom erreicht! Selbst wenn die Schlachten woanders geschlagen werden sollten, war damit doch das eingetreten, was Macer nicht erleben wollte. Aber wer war er schon, um sich etwas wünschen zu können oder gar zu verhindern. Er hatte ja nicht einmal das Leben seiner eigenen Ehefrau retten können. Also stand er hier, mit einem ziemlich flauen Gefühl in der Magengegend, und guckte den Prätorianern dabei zu, wie sie in den Krieg zogen. Dass die Götter dabei angeblich mit ihnen waren, überraschte ihn nicht. Er war sich ziemlich sicher, dass die Rebellen, wo auch immer sie gerade ihr Lager hatten, jeden Morgen ähnliche Worte von ihren Kommandeuren hören würden. Und es wussten wohl nur die Götter selber, auf welcher Seite sie tatsächlich standen. Murmelnd betete Macer darum, dass sie auf Seiten Roms standen.
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Selbst Augustus hatte den Vestalinnen eine besondere Rolle zukommen lassen, er verzichtete gar zweimal auf einen Triumph und bevorzugte den Altar mit der Anwesenheit der heiligen Vestalinnen. Doch diesmal war es keine Wiederkehr der Truppen, sondern ein Weggang und vor allem kümmerte sich Vescularius bisher einen Dreck um die Jungfrauen, die immerhin dafür verantwortlich waren, dass das Reich nicht in sich zusammenfiel, somit auch der dicke Vescularius weiterhin Imperator bleiben konnte. Doch Messalina war nicht wegen dem Imperator anwesend, sondern wollte ungern ihren Lieblingsonkel ohne einen letzten Abschiedswink fortlassen, wenn auch sich die beiden erst vor kurzem im Atrium Vestae verabschiedeten hatten.
Messalina winkte einige Male und hoffe darauf, dass ihr Onkel sie erkennen würde, gleichzeitig flossen die eine und andere Träne Richtung Boden herab.
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