[Clades Vicetia] Die Schlacht bei Vicetia - Die Stellungen der I. und II. Legion

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    Sextus Aurelius Lupus





    Senecio salutierte und stieß ein zackiges
    "JAWOHL!" aus und machte sich davon.


    Als er die IVte wieder erreichte sah es so aus als ob die Bresche zwischen Ihnen und der Nachbarcenturie geschlossen war. Aber er konnte die Crispa vom Centurio nirgendwo sehen. Vorne beim Feldzeichen sag er aber den Helmbusch vom Optio. Er schlug sich zu diesem durch und gab die Order weiter.
    Wenig später, nachdem alle befohlenen informiert waren, wechselte die IVte. An ihre Stelle trat eine vollkommen frische Centurie was wohl, so dachte die IVte jedenfalls, reichen sollte das es hier keinen Durchbruch geben würde.
    Die IVte ging ganz bis ans Ende durch und kam nun endlich dazu durchzuschnaufen. Unter dem Kommando des Optios wurden kleinere Blessuren behandelt, ein großer Schluck Posca getrunken, dafür gesorgt das jeder wieder ein Scutum und nen Pilum hatte und es kehrten sogar ein paar frisch verbundene Leichtverletzte zurück. Senecio und ein paar andere reckten die Hälse um nach ihren Centurio Ausschau zu halten. Nicht das sie ihn sonderlich mochten aber irgendwie konnten sie es noch nicht ganz glauben das er gefallen war.

  • Zitat

    Original von Lucius Helvetius Corvinus



    Hätte Hadamar überhaupt je einen Überblick gehabt, hätte er ihn spätestens jetzt verloren. Um ihn herum schien einfach nur noch Kampfgetümmel zu sein, auch wenn die Veteranen wenigstens versuchten, eine halbwegs geschlossene Linie zu bilden, die verhinderte, dass der Feind weiter durch den zerstörten Wall vordrang. Er machte einfach nur weiter, wurde zurückgedrängt, als Schläge auf ihn einprasselten, und spürte die Erleichterung, als der Druck plötzlich nachließ... und der Mann vor ihm umkippte, mit einem Schwert im Rücken. Hadamar blickte sich kurz um und sah einen Centurio, der aber gleich einen Dolch zog und sich dem nächsten Gegner zuwandte, und Hadamar hatte wenig Gelegenheit, ihm weiter nachzusehen – weil sich ihm auch gleich der nächste Gegner zuwandte. Irgendwie hörte das nicht auf. Und in all dem Getümmel, und dem Geschrei der Kämpfenden, Verwundeten, Sterbenden, begann er zu zweifeln, dass es je aufhörte. Einziger Vorteil an der Situation war, dass für so was nicht wirklich viel Platz blieb, und so war der Gedanke schon wieder verschwunden, kaum dass er ihn wirklich gehabt hatte. Er machte einfach weiter, genauso wie alle anderen auch... bis er plötzlich jemanden etwas sagen hörte, bevor von der Seite genau dieser jemand auf ihn kippte. Hadamar entfuhr ein überraschter Laut und kam aus dem Gleichgewicht, machte einen Schritt zur Seite und knickte mit einem Bein ein, bevor ihm klar wurde, dass der Centurio wieder da war. Und diesmal selbst zusammengeklappt war. Hadamar schirmte ihn mit seinem Scutum gegen einen Schlag eines Angreifers ab und fing sich dafür selbst einen weiteren Treffer ein, war im nächsten Augenblick wieder auf den Beinen und hackte nach dem Kerl, immer wieder, über dem Centurio stehend, bis er irgendwann weg war... Hadamar hatte keine Ahnung, warum genau oder wer dafür verantwortlich war. Er nutzte einfach nur die Luft, die er für einen winzigen Moment hatte, und winkbrüllte einen Miles zu sich, damit der den Platz einnahm, bevor er sich nach dem Centurio bückte und ihn von der Frontlinie fort zerrte, weiter nach hinten... wo er endlich sein Gesicht zu sehen bekam. „Scheiße“, fluchte er lauthals, ließ sich neben Corvinus auf die Knie fallen und fuhr ein wenig unkoordiniert – und ziemlich ahnunglos – über dessen Körper, der irgendwie überall Blut zu verlieren schien. „Capsarius!“ brüllte er dann durch die Gegend, bevor er wieder zu Corvinus sah – und ihm kurzerhand mit der flachen Hand ins Gesicht schlug. Einen Versuch war es ja immerhin wert, fand er...

  • Warum gerade Regulus in dieser Centurie gelandet ist, hätte er sich fragen können, warum gerade sein Centurio zu den Wahnsinnigsten gehörte, hätte er sich fragen können, doch wozu Fragen stellen, auf die es keine Antwort gab, noch dazu mitten in einer Schlacht? Wahrscheinlich war dies auch nur seiner eingeschränkten Wahrnehmung geschuldet, denn eigentlich müsste auch für ihn feststehen: Für die Aufgabe eines Centurios musste man schon etwas durchgeknallt sein. Der Druck seine Männer so anzutreiben, dass sie nicht zurücktrieben, war enorm, kein Wunder, dass der Helvetier so gut wie alles tat, um selbst die Flagge zu sein, hinter der sich seine Männer bedenkenlos sammeln konnten und dabei auch noch sein Leben fast ohne Kompromiss aufs Spiel setzte. Wahrscheinlich würde der Centurio den jungen Regulus dadurch auf den direkten Weg in die Unterwelt führen und das einzige, was der Artorier machen konnte, war ihm blind zu folgen.


    Noch ehe sie sich versahen, befanden sich die Soldaten mitten im Kampfgetümmel an der Einbruchstelle, wo der Feind nachhaltig drückte. Gerade hatte Regulus erst seinen ersten Feindkontakt aufgenommen und überlebt, nun musste er dasselbe Glück noch viele weitere Mal haben. Gleich zu Beginn verlor er seinen Centurio aus den Augen, als er mit seinem Schild den ersten Schlag abwehren musste. Es schmetterte und donnerte unter den vielen Geräuschen des Scutums um ihn herum. Der Schweiß tropfe Regulus von der Stirn und er versuchte irgendwie die Kontrolle zu behalten. Er nahm sich zusammen und während seine Kameraden um ihn herum einen Gegner nach dem anderen zur Strecke brachten, blieb Regulus in einer seltsamen Passivität, die er kaum überwinden konnte. Wollte er jetzt eigentlich sterben oder doch leben? Hatte er nicht ohnehin schon längst abgeschlossen, warum klammerte er sich so an sein Scutum, wenn ihm doch bereits mit allem abgeschlossen hatte und zwischenzeitlich sogar eine gewisse Todessehnsucht entwickelt hatte. Nein, der Frischling wollte leben und die Feigheit vor dem Feind stand der Feigheit vor dem Tode in nichts nach. Auf einmal wollte er schreien, ausbrechen und nichts mehr fühlen. Und er tat es er schrie wie verrückt, als er den nächsten Hieb eines Feindes mit dem Schild abwehrte, kam aus der Deckung und brachte sein Gladius ins Ziel. Ganz und gar nicht, wie es das an den Übungspfählen immer praktiziert wurde, streifte sein Kurzschwert den Hals des gegnerischen Legionärs, der daraufhin aus der Halsschlagader blutend zu Boden ging. Regulus atmete schnell, immer schneller. Er konnte kaum darüber nachdenken, dass dies der erste Mensch war, den er je getötet hatte.


    Für eine Feierlichkeit blieb keine Zeit, während er versuchte so dicht wie möglich mit den eigenen Kameraden zusammenzubleiben, konnte er gerade noch sehen wie Sönke durch einen Treffen auf den Helm einfach zur Seite kippte und mitten zwischen den Toten und dem Geröll der Verschanzung liegenblieb. Das Herz stockte dem Artorier, doch er konnte für den Moment nicht zur Hilfe eilen und hatte das Gefühl komplett den Überblick verloren zu haben. Der Centurio befand sich derweil in einem wilden Kampf mit dem Feldzeichenträger und stieß plötzlich einen Schrei aus, der sich mit den vielen weiteren Schreien und dem klirren von Schilden und Schwertern einfügte. Er war offenbar getroffen, schaffte es jedoch den Kampf für sich zu entscheiden. Daraufhin warf er dem Gegner dessen Helm entgegen und brüllte auch noch mit letzter Kraft, bevor er endgültig dahinsank. Regulus erschreckte, wie man das wohl tat, wenn ein deutlich erkennbarer Centurio zu Boden ging. Doch schnell war für diesen Hilfe zur Stelle, von frisch eingetroffenen Legionären, die wohl ebenfalls die Front hier stabilisieren wollte. All dies verbesserte die Lage wohl merklich, zumal der Feind durch den Verlust des Feldzeichen sicher alles andere als erfreut war (Oder vielleicht gar besonders angespornt, um es wieder zu erlangen?). Wie dem auch sei. Regulus konnte dem Centurio nicht helfen, stattdessen musste er sich mühsam verteidigen und versuchen wieder etwas Luft zu gewinnen. Sobald sich diese auftat und der Artorier gedeckt war, versuchte er dem Beispiel des Mannes zu folgen, der den Helvetier wegschleppte und schritt zu Sönke vor, der immer noch bewusstlos niederzuliegen schien. Zumindest hoffte er, dass er nur bewusstlos war und nicht so tot, wie die Leichen, die den Boden hier sonst schmückten. Er wusste erst nicht wie er ihn wegschaffen wollte. Er beschloss sein Scutum nach hinten vor die Füße anderer Soldaten zu werfen, um ihn mit beiden Armen dort wegschaffen zu können, denn ein typischer Legionäre mit seiner schweren Rüstung wäre auch schleifend nur sehr mühsam mit einer einzigen Hand hinwegzubewegen gewesen. Also packte er ihn mit beiden Armen und schaffte ihn weg hinter die Linien, wo auch der Centurio lag. Er gab ihn ein paar leichte Klapse auf die Wange und rief etwas planlos "Hey, wach auf! Mach mir bloß keine Angst." Wenn es einen freien Casparius geben würde, so würde dieser wohl zuerst den Ranghöheren behandeln, zumal der Helvetier die deutlich stärkeren Wunden davongetragen hatte. Bis man den wieder zusammengeflickt hatte oder ob das überhaupt möglich war, würde sich wohl noch zeigen.


    Ihnen kam entgegen, dass die IV. Centurie nun ohnehin ausgetauscht wurde und eine frische an ihre Stelle trat, war auch bitter nötig schien. Regulus konnte nun durchschnaufen und sich ein neues Scutum besorgen. Er rieb sich seine Stirn, die blutverschmiert war, blickte auf seine Finger, die nur noch aus Dreck bestanden und sah nach vorne, wo es hoffentlich keinen Durchbruch geben würde...

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    Lucius Duccius Ferox



    Der Schlag schien Corvinus wieder halbwegs ins Hier und Jetzt zurück zu bringen. Jedenfalls riss er die Augen auf und zuckte kurz bis er bemerkte das er "in den Armen" eines Freundes lag.
    "Oh Ferox... geht gleich wieder mir ist nur kurz... die Luft weggeblieben", er steckte den germanischen Dolch wieder in die Scheide und klaubte nach dem gegnerischen Feldzeichen und krallte es mit der rechten Hand vor der Brust fest.
    Derweil fand die Untersuchung von "Capsarius" Duccius Ferox" ein Ziel. Der feindlichen Pugio steckte ja immer noch seitlich im Hintern von Corvinus. In dem Moment wo er dagegen kam bäumte sich Corvinus kurz auf
    "HRMPF.......",
    mit glasigen Augen schaute er Ferox dann an und sagte lallend und mit Blut aus dem Mund laufend in einer Tonlage die sich nach durch Schnupfen verschlossener Nase anhörte zu ihm:
    "Helf mir hoch, das die Männer die Crispa sehen und dann helf mir nach hinten, hier sind wir nur totes Fleisch."

  • Corvinus reagierte. Immerhin. Hadamar fluchte trotzdem weiter. Weil der Capsarius auf sich warten ließ, weil Corvinus weiter blutete, weil... einfach nur so. „Luft weggeblieben, von wegen...“ knurrte er, während seine Hände weiter über seinen Körper fuhren, hauptsächlich weil er nicht wusste, was er sonst tun sollte. Sein Kumpel schien darauf eh nicht zu reagieren – bis er plötzlich an irgendein Hindernis kam, und Corvinus sich plötzlich aufbäumte und stöhnte. Hadamar hielt kurz inne, besah sich das genauer und entdeckte einen Dolch. Im Hintern. Ausgerechnet da. Für einen winzigen Moment war da ein irres Kichern, das raus wollte, aber der Laut, der dann über seine Lippen kam, klang doch wieder mehr wie ein Knurren – erst recht, als Corvinus ihn gleich darauf anstarrte und ziemlich dumpf etwas von sich gab. „Du willst aufstehen? Du hast ja wohl nen Knall, du blutest wie nen abgestochener Gaul.“ Das konnte doch gar nicht gut sein, so viel Blut zu verlieren. Schon gar nicht, wenn es auch munter aus dem Mund gelaufen kam. Hadamar schüttelte rigoros den Kopf, während er seine Finger um das Heft schloss und die Klinge mit einem Ruck herauszog, ohne groß darüber nachzudenken. „Aber weiter hinter müssen wir dich bringen“, ächzte er dann, während er ihm nun doch half, sich wenigstens so weit hochzustemmen, dass sie gehen konnten. Er legte sich einen von Corvinus' Armen über die Schulter, griff um seinen Rücken herum und stützte ihn so, dass der Großteil seines Gewichts auf ihm lastete – was bei Corvinus' Größe und Kraft nicht gerade wenig war. Hadamar biss die Zähne zusammen und schleppte den Freund weiter nach hinten, bis ihnen endlich ein Capsarius entgegen gelaufen kam und von der anderen Seite ebenfalls stützte, und gleich darauf kam jemand mit einer Trage. „Wir übernehmen, Optio“, gestikulierte der eine ihn nun weg, während sie Corvinus auf die Trage verfrachteten und zum Lazarett brachten, um seine Wunden zu versorgen.


    Hadamar stand noch einen winzigen Moment da und starrte ihm hinterher, dann drehte er sich um, zurück zum Kampfgeschehen, dass für ihn so wenig zu überblicken war wie zuvor. Sein Blick irrte kurz umher und fiel dann auf einen weiteren Soldaten, der am Boden lag, mit einem Kameraden neben ihm kniend... und Hadamar erkannte Sönke. Sönke. Sein ältester Freund. Mit ihm war er aufgewachsen. Unzählige Male durch die Wälder gezogen, auf dem Hof geschuftet, Streiche gespielt, Saufabende gemacht, in Prügeleien geraten und sich dabei gegenseitig verteidigt. Sönke. Reglos am Boden. Hadamar spürte, wie sich ein Schrei in seiner Kehle zu bilden begann, aber es kam kein Ton heraus. Er konnte auch nicht wirklich fassen, was das eigentlich in ihm auslöste, Sönke so zu sehen, er konnte es nicht benennen, nicht auseinander sortieren. Er wusste nur, dass es ihn umhaute, innerlich. Und er hatte das Gefühl hier nicht bleiben zu können, wo er nichts tun konnte, nicht helfen, Sönke nicht, Corvinus nicht, und auch sonst niemandem von den Kameraden, die hier hinter der Frontlinie waren, manche nur erschöpft von dem Kampf, aus dem sie sich gerade zurückgezogen hatten, weil die Centurien durchwechselten, manche aber auch mehr oder weniger schwer verletzt, und manche sterbend oder bereits tot. Hadamar drehte sich um und machte sich davon, in Richtung Wall, wo er und seine Leute zuletzt gewesen waren, dort, wo sie nach wie vor verzweifelt versuchten die Stellung zu halten und zu verhindern, dass der Feind durchbrach, und am Rande registrierte er, dass es nun wohl komplett die Centurien der ersten Cohorte waren, die jetzt nach vorne gekommen waren, die die anderen abgelöst hatten, weil er von den paar Gesichtern, die er sehen konnte, jedes kannte. Jetzt endlich löste sich der Schrei aus seiner Kehle, der da steckte, seit er Sönke gesehen hatte, und er stürzte sich erneut in den Kampf.

  • Corvinus wollte Ferox gerade sagen das er sich ja "nur" ordentlich auf die Zunge gebissen hatte und das zusammengehauene Gesicht inklusive gebrochener Nase nur Schönheitsprobleme waren. Aber dann zog der Freund mit einem Ruck den Dolch aus seinem Hintern und alles was Corvinus dann noch rausbrachte war ein
    "UNGGEHHTRR"
    Kurz verdrehte er die Augen und war abwesend. Das Ding hatte wirklich verdammt tief drinngesteckt und aus der nun offenen Wunde lief verdammt viel Blut raus, wesentlich mehr als vorher und sendete zudem in Wellen Schmerzen durch Corvinus ganzen Körper.


    Er folgte deshalb, halb im Delirium, einfach dem was Ferox tat. Einzig das eroberte Feldzeichen klammerte er an sich. Das Teil war seine Trophäe. Den Weg nach hinten machte Corvinus mehr oder weniger aktiv mit. Er versuchte lediglich seinen Kopf aufrecht zu halten damit man die Crispa sah. Der Rest ließ sich mehr oder weniger tragen.
    Kurz darauf wurde er hingelegt aber nicht auf den Boden sondern auf etwas unsicherem... ein Trage....
    Er wollte Ferox noch etwas sagen aus seinem Mund kam aber erstmal nur ein
    "Gnargl...Ferohrmfp..hurnnn", bevor ihn wieder einen heftige Schmerzwelle durchströmte. Merkte er nämlich jetzt das er halbwegs auf der Wunde am Hintern lag.



    Beim Verbandsplatz angekommen bekam er, wohl dank seiner Crispa, gleich eine Begutachtung durch einen der niederen Ärzte. Dieser nahm ihm kurz den Helm ab und begutachtete wenig zärtlich sein Gesicht.
    Ein kräftiger Ruck und die gebrochene Nase befand sich wenigstens wieder in der richtigen Position von den Knochen her. Anschließend bekam er einen Stock in den Mund geschoben und mit groben Fingern entschied der Arzt ob er den großen Teil seiner Zunge behalten konnte oder nicht. Er schien wohl Glück zu haben jedenfalls blieb in seinem Mund erstmal alles so.
    Eine erste Anweisung an ihn lautete:
    "Spuck das Blut immer schön aus und wenn es geht nicht mit zuviel Kraft. Dann schließt sich die Wunde vielleicht wieder und du kannst die Zunge behalten. Schluck das Blut jedenfalls nicht runter. Sonst musst du Kotzen und dann entzündet sich alles und du bist hin!"


    Danach besah der Mann sich die vielen kleineren Wunden die alle als kleine Schnitte und Kratzer abgetan wurden. Natürlich bis auf die an seinem Hintern. Er winkte einen Gehilfen heran.
    "Wasch die Wunde aus dann komm ich gleich und näh das. Vorher gibst du ihm ne gute Portion Opium zum rauchen da er erstmal nichts trinken soll!"


    Eine ganze Zeit später, Corvinus fühlte sich inzwischen recht leicht, kam der Arzt wieder. Unsanft drehte er ihn auf die Seite. Mit schnellen, groben Stichen nähte er die klaffende Wunde am Hintern zusammen. Das würde eine schöne Narbe geben aber auf die Verhinderung von sowas legte natürlich kein Militärarzt wert. Nachdem er fertig war, drückte er noch ein wenig herum und entschied dann das er zufrieden mit der Arbeit war. Zu dem Gehilfen sagte er wieder:
    "Verbind das ordentlich und dann schick den Mann zurück zum Sammelplatz seiner Centurie oder Cohorte. Ich hab hier kein Platz für ihn!"
    Beginnend mit ein paar Kräutern verband der Gehilfe die Wunde schnell und fachkundig und half Corvinus anschließend auf die Beine.
    Wieder halbwegs klar im Kopf, was allerdings gleichbleibend mit stärker werdenden Schmerzen war, humpelte Corvinus, zum Teil auf das eroberte Feldzeichen gestützt zurück und begann seine Centurie zu suchen. Er fühlte sich wie 80 und sein ganzer Körper schrie nach hinlegen und ausruhen. Solange er noch am Hauptverbandsplatz war humpelte er gebeugt durch die Gegend aber als er sich dann den noch kämpfenden näherte versuchte er sich wieder aufzurichten und so wenig wie möglich zu humpeln. Er war natürlich nur ein schwacher Abklatsch seiner sonstigen Erscheinung.
    Er erfuhr wo seine Centurie war und machte sich auf den Weg. Kam an einem verdreckten Tribun vorbei den er kurz mit
    "Tribun" grüßte und schickte sich an weiter zu gehen.

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    Original von Gaius Artorius Regulus und Lucius Duccius Ferox



    Wie lange hatte er in dem Graben gelegen? War es überhaupt ein Graben, und nicht der Wall in einer seltsam verformten Welt? Sönke wusste, dass er nicht wach war, weil sämtliche Geräusche und selbst die Bilder vor seinen Augen sich fremd und unwirklich anfühlten.. und so wie im einen Moment seine Sinne schwanden, kehrten sie im nächsten mit doppelter Schärfe zurück. Es stank entsetzlich nach Erbrochenem, Pisse und schlimmerem was Verletzte und Sterbende in den schlimmsten und letzten Momenten ihres Lebens so von sich gaben. Das Gebrüll der Kämpfenden war er gewohnt, aber hier unten im Graben war die Welt erfüllt vom Wimmern und Röcheln all jener, die schon verloren hatten. Einem, der schon seinen letzten Atemzug getan hatte, entwich noch einmal auf abstrakte Art und Weise quietschend ein Schrei als einer der Lebenden sich den Weg mit stampfenden Schritten über den Toten hinweg auf den Wall und darüber hinaus bahnte. Ein entsetzlich Zugerichteter zog sich mit schwachen Regungen unglaublich langsam an und über Sönke hinweg, der in seinem Beobachten nicht einmal die Frage stellte ob er selbst schon tot war oder noch lebte. Es fühlte sich an wie eine halbe Ewigkeit, bis die Bewegungen des Mannes, der seinen Helm schon lange verloren hatte, schließlich immer schwächer wurden... und Sönke sah mit innerem Schrecken und äußerer Regungslosigkeit an den Augen des Mannes seinen ersten Menschen sterben.


    Als er schließlich gepackt und zurück den Wall herauf geschleift wurde, war Sönke immernoch nicht klar, dass er überhaupt noch lebte.. doch zu krass war der Kontrast aus dem Reich der Toten und Sterbenden unten im Wall, aus dem man ihn riss, als dass er sich der Brutalität der Lebenden lange entziehen konnte. Schreie, klirrendes Metal, das stumpfe Donnern der Scuta, das Kreischen der Ausrüstung wenn Mann auf Mann traf.. und immer wieder das Wimmern jener, die dorthin abstiegen aus dem man Sönke gerade erst entrissen hatte. Auch in dem Delirium, in dem er sich gerade befand kam Sönke nicht umhin festzustellen: sie wurden an der Stelle des Einbruchs gerade nach Strich und Faden von den Kaiserlichen auseinandergehauen.
    Das nächste, was er mitbekam war die Ohrfeige des Artoriers, und auch wenn er die ganze Zeit über geatmet hatte... der jetzige Zug der mit Staub, Rauch und viel Gestank erfüllten Luft tat so weh als wäre es der erste seines Lebens.
    "ICH BIN DA!!!" , schrie er auf, und stemmte sich wie zum Beweis nach oben, "ICH BIN... DA."
    Seine Lungen waren jedoch nicht das einzige, die sich scheinbar erst wieder daran gewöhnen mussten doch nicht den Löffel abzugeben, denn sein Magen meldete sich ebenso wieder... und ebenso schmerzhaft ließ Sönke sich wieder zurück auf die Seite fallen und erbrach sich erneut geräuschvoll und äußerst jämmerlich auf den Boden neben dem Artorier.
    Vollkommen erschöpft, obwohl er wohl nicht halb so viel geleistet hatte wie andere, erfolgreichere Kämpfer, stemmte Sönke sich wieder mit den Ellenbogen ab und blickte vollkommen verloren nach oben... "Danke, Mann. Wie steht..?" , wollte Sönke gerade fragen. Ihm ging auf, dass sich der Rest ihrer kompletten Centurie auf dem Rückweg befand, weil er einige ihrer Leute um sie herum sitzen, hocken und stehen sah... nicht einer, der nicht eine zerknirschte, zerschundene oder einfach nur ausdruckslose Mienen zeigte. Den Centurio sah er nicht, genauso wenig ihren Optio.. wen er aber sah, das war Hadamar. Nur einen Augenblick, einen Herzschlag lang. In der seiner Meinung nach vollkommen falschen Richtung.
    Es war nicht dessen Schrei gewesen, der ihn nach vorne hatte blicken lassen, denn hier schrien TAUSENDE um sie herum einen ganz ähnlichen Schrei. Warum auch immer er just in dem Moment nach vorne blickte, konnte er nicht sagen, er tat es einfach... und dieser Moment reichte aus, ihm zu zeigen wie Hadamar (der mal vom Gewand eines Optios abgesehen aussah wie hunderte andere auch auf dem Schlachtfeld) gerade drauf und dran war sich selbst umzubringen. Beziehungsweise: sich umbringen zu lassen.


    Und auch wenn Sönke gerade so etwas wie ein zartes Gefühl des Glücks entwickelte, die Hölle vorne am Wall überlebt zu haben, dieser Anblick ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Wegen weil: früher. Man muss das Stakkato an Gedanken nicht näher beschreiben, es war einfach: früher.
    Früher ließ ihn sich unbeholfen aufrichten, langsam nach seinem Gladius (oder dem, was er für sein Gladius hielt) greifen und einen Schritt nach vorne taumeln... bevor er den Artorier an den Schulterplatten seiner Lorica ergriff und ihn ebenfalls hochzog. Hochziehen wollte... denn besonders stark war Sönke immernoch nicht.. jetzt weniger denn je.
    "Komm schon... wir müssen zu ihm!" , stammelte Sönke, wenig darauf bedacht dabei ernsthaft dreinzuschauen... der Mix aus Dreck, Blut, Speichel und Erbrochenem auf seinem Gesicht machte zusammen mit einem Blick, den man ohne weitere Probleme als wahnsinnig bezeichnen konnte, sicherlich einen besonderen Eindruck.
    Darauf konnte er allerdings keine Rücksicht nehmen, denn er hatte etwas vor.. auch wenn ihn kein wirklicher Wille mehr trieb, sondern nur noch jahrelanger Reflex: eben früher. So ließ es ihn auch nicht weiter darauf achten, ob der Artorier wirklich mitkam.. Sönke taumelte einfach voran, griff sich irgendwo ein zersplittertes Scutum, drängte sich zwischen den an der Front immer dichter stehenden Kämpfern durch bis er schließlich den Helmbusch eines Optios ausmachte und sich mit lautem Gebrüll auf dessen Gegner warf: "HADAMAAAAAAAAR!!!!!!!!!"
    Nicht in perfekt eintrainierter Manier, nein: Sönke verwendete sich einfach samt Scutum als lebenden Rammbock und holte den Typen wie auch immer von den Füßen.
    Als er sich mit einem grenzdebil wirkenden Grinsen Hadamar zuwenden sollte, erstarrte seine Miene noch bevor er den Mund für einen flappsigen Spruch öffnen konnte: das war gar nicht Hadamar.

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    Original von Aulus Hadrianus Fontinalis



    "Gut zu hören." Gerne hätte er noch nach den Totalausfällen und allem ähnlichen gefragt, aber die Schlacht pausierte nicht, damit sich ein einzelner centurio all die Gedanken machen konnte, die er sich gerne gemacht hätte, also sagte er nur noch kurz:
    "Age! Sehen wir zu, dass wir die Männer heil hier rausbringen!"



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    Original von Lucius Licinius Messalinus



    Irgendein Gott war wohl im Nebenberuf Satiriker, dass sich ausgerechnet die beiden Männer mit solch ähnlichen Namen gegenüber standen. Das hätte Licinus gedacht, wenn er a) Zeit gehabt hätte über derlei nachzudenken und b) er den Namen seines Kontrahenten gewusst hätte.
    So war er für ihn nur der Saukerl, der versuchte seinen Wall zu stürmen. Gerne hätte er es ihm direkt gezeigt, aber einige Mann standen zwischen ihm und seinem Opponenten, so dass ihm nur übrigblieb dagegen zu brüllen.
    „Und jeder verdammte digitus wird mit Litern eures Verräterblutes getränkt sein, wenn wir mit euch fertig sind!“


    Dennoch konnte er nicht verhindern, dass der Feind langsam auf der Krone des Walles Fuß fassen konnte. Dennoch war er noch nicht so weit, dass er einen geordneten Rückzug befehlen wollte. Nur ein wenig länger noch. Nur ein wenig länger, hämmerte es ihm durch den Kopf, während er mechanisch gegen seinen Schild drückte, Stiche parierte und selbst welche austeilte, wann immer ein Körperteil seines Gegenübers sich aus der Deckung herauswagte.
    Gleichzeitig stellte sich ihm eine Frage, die ihm Angst machte. Was wäre, wenn er den richtigen Moment für den Rückzug verpasste? Die Antwort war auf erschreckende Weise klar. Und damit auch, dass es nicht passieren durfte.


    Ein weiterer Stich, er fuhr einem Mann der gerade auf Licinus Nebenmann gezielt hatte in den Oberarm. Licinus Blick folgte seiner Schwertspitze und auf einmal sah er es: Irgendwas ging auf der anderen Seite des Flusses vor. Es sah fast so aus… Arrgh. Schmerz durchflutete seinen Arm. Er war einen Moment zu langsam gewesen und nun hatte es seinen Arm erwischt. Ein feindliches Gladius hatte ihm den ohnehin schon arg lädierten Armschutz heruntergerissen und ihm einen Schnitt im Unterarm zugebracht. Seine Armmuskulatur krampfte und sein Schwert wurde geradezu über den Wall hinweggeschleudert hinein in die Masse der Gegner. Instinktiv zog sich Licinus hinter seinem scutum zusammen und verlor damit die Sicht. Aber er war sich sicher, er hatte es gesehen:
    „Männer! Auf der anderen Seite! Das sind unsere, sie haben den Feind umgangen! Wir haben sie im Kasten!“
    Er brüllte so laut er konnte. Nicht nur seine Männer sollten ihn hören, nein. Vielmehr ging dieser Ruf noch an die Truppen des Gegners, die er verunsichern sollte. Gleichzeitig spürte er, wie sein Blut langsam seine Hand hinuntertropfte. Er presste die Zähne zusammen, um sich von dem Schmerz in seinem Arm abzulenken. Und wichtiger noch, um ein Aufstöhnen zu unterdrücken. Er musste sich auswechseln, aber so wie es stand war das nicht möglich.

  • Sönke war wieder da. "Den Göttern sei Dank", brachte er nur hervor und klopfte ihm auf die Schulter. Bei all denen, die heute schon draufgegangen waren, war es doch schon fast beruhigend, dass wenigstens noch ein paar von denjenigen übrig waren, die Regulus etwas besser kannte. Doch wo Philogenes wohl war? Er konnte ihn im ersten Augenblick nicht entdecken. Stattdessen riss ihn der Schrei des Centurios wieder in die Realität. Dass ihm gerade ein Dolch aus dem Arsch gezogen wurde, würde im Falle des Überlebens sicher noch für eine muntere Legionärsgeschichte in Friedenszeiten sorgen. Jetzt im Moment hatte der Artorier allerdings keine Ahnung, weshalb der Mann tatsächlich so schrie und konnte auch keine Zeit für längere Beobachtungen aufwenden.


    Sönke bemühte sich noch eine Frage zu stellen, die Regulus aufgrund der nicht Vollendung nicht mehr in der Lage war zu beantworten. Er konnte sich natürlich denken, dass er wissen wollte, wie es gerade stand, doch zum Denken war gerade tatsächlich nicht allzu viel Zeit. Konnte der Artorier überhaupt ahnen, wie es gerade stand? Hier an ihrem Abschnitt? Vielleicht, aber sein Eindruck war nicht der beste, wie er als eingefleischter Pessimist ohnehin immer glaubte, dass alles eher furchtbar als gut war. Wie es insgesamt stand? Nicht die geringste Ahnung. An einer anderen Stelle der Schlacht hätte der Feind gerade am Durchbrechen sein können, doch das konnte Regulus nicht überblicken. Madarus richtete sich nun immerhin auf, auch wenn er nicht den sichersten Eindruck auf den Beinen machte und begann Regulus an seiner Rüstung zu packen. Sönke musste keine große Kraft anwenden, denn der Artorier kam dem Griff Sönkes entgegen, noch völlig nichtsahnend, was gleich passieren würde. "Wie? Was? Zu wem?", blieb er mit seinen Fragen allein, während Sönke ihn einfach nur wie ein Bekloppter ansah. Wahnsinn war offenbar ansteckend und der Helvetier hatte mehr als genug davon versprüht. Mit großen Augen wollte er Sönke fast ebenso packen und ihn zurückhalten, doch da bewegte er sich schon los und Regulus folgte ihm einfach blind, ursprünglich um ihn aufzuhalten, doch vergebens musste er Madarus nun bis in die vordersten Linien folgen. Regulus war irgendwie gelähmt, nicht körperlich, denn er bewegte sich sehr wohl, aber geistig dafür wohl umso mehr.


    Waghalsig stürzte sich Sönke auf den ersten Feind, dabei wild irgendwas vor sich hinbrüllend. Dass es sich dabei um einen Namen handelte, konnte der Artorier nicht rekonstruieren und bei dem Schlachtenlärm fiel es ihm ohnehin schwer alles voneinander zu unterscheiden. Statt nun zu kämpfen starrte er auf den Optio neben sich und Regulus konnte mit der ganzen Situation überhaupt nichts mehr anfangen. Sein Blick war sofort auf den nächsten Feind gerichtet, der in ihre Richtung kam. Regulus stieß Sönke ein wenig beiseite, der dadurch hoffentlich sofort wieder seinen Blick vom Optio abwenden würde. Nun landete das obere Ende eines Schildes irgendwie im Gesicht des Artoriers, welches sonst wohl Madarus abbekommen hätte. REgulus Lippe war nun aufgeplatzt und er schmeckte sein Blut. Mühsam versuchte er sich zur Wehr zu setzen, setzte hin und wieder auch einen Stich mit dem Gladius, bevor er schwerlich herausbrachte: "Wir gehören hier nicht hin!" Kaum war eine Atempause zu holen, da musste er wieder mit seinem Scutum hantieren. "Wir müssen zu unserer verdammten Centurie!" Aber jetzte steckten sie schon mitten drin im Schlamassel und nur wenn der Druck wieder etwas geringer würde, könnten sie sich womöglich wieder von dort vorne lösen.

  • "Wo bleibt der verdammt Munitionsnachschub?", fluchte Priscus, während sein Blick auf die schwindenden Vorräte an dem Geschütz fiel. Prompt zögerten die Soldaten und warfen ebenfalls einen sorgenvollen Blick auf den nahezu leeren Korb, was den Optio nur noch mehr anstachelte. "Draufhalten! Draufhalten, verdammt noch mal!" fauchte er sie an, denn noch immer stürmte ein Gegner nach dem anderen auf ihre Stellung zu. Priscus hatte längst keinen Überblick mehr, was sich woanders auf dem Schlachtfeld zutrug. Befehle hörte er kaum noch durch den Lärm. Das Feldzeichen seiner Centurie stand noch schräg hinter ihm im Gedränge und ab und zu erspähte er auch den Busch seines Centurio, so dass er hier noch an der richten Stelle war. Wie viele Verletzte und Tote inzwischen nach hinten durch gereicht worden waren und wie viele der Verletzten wieder zurück gekommen waren, hatte er längst aufgehört zu zählen. Die Verteidigung dieser Geschützstellung hier war zu seiner persönlichen Mission in dieser Schlacht geworden. Zumindest so lange, bis kein Offizier seine Centurie woanders hin beorderte. Länger konnte er aber auch nicht darüber nachdenken, denn in diesem Augenblick verließ der letzte verfügbare Bolzen das Geschütz und damit war auch die Wirkung dahin, die bisher die Gegner auf Abstand hielt. "Lücke schließen!" brüllte Priscus daher und stürzte selber nach vorne, um die Lücke im Schildwall zu schließen, durch die bisher geschossen worden war.

  • Priscus hatte den Befehl des Optio nicht gehört, er sah nur, wie einer seiner Nebenmänner im letzten Glied die Formation verließ, der eben erst wieder mit einem frischen Verband am Arm zurückgekommen war.
    Wollte er türmen? Soweit Priscus sehen konnte, hielt die Linie noch.


    Wieder kam ein Verletzter nach hinten, ohne Schild, ohne Schwert, schwer auf einen Kameraden gestützt. Sofort machte sich ein Capsarius daran, den Mann zu versorgen, so gut es hier eben ging. Überall roch man Blut und menschliche Ausscheidungen, ob von den Sterbenden oder auch von den Lebenden, das konnte man nicht sicher sagen. Mittlerweile hatte Priscus auch wieder einen Schild, ganz in der Nähe lag Ausrüstung von den Verwundeten und Gefallenen. Die Centuria hatte bestimmt schon über ein Dutzend Ausfälle, alleine er hatte vier Tote gezählt, meist mit verstümmelten Gesichtern oder klaffenden Wunden am Hals... Alles was nicht geschützt war.


    Gerade gellte wieder ein Pfiff des Centurio, der immer noch in der ersten Reihe stand. So sehr Priscus diesen Mann während seiner Ausbildung gehasst hatte, nun wurde ihm klar, warum alle Respekt vor dem Mann hatten. Nicht nur alleine wegen seiner Vitis, sondern weil er von den Männern nicht mehr verlangte, als er selber bereit war zu leisten. Während der ganzen Zeit im ersten Glied, dazu gehörte Mut und Ausdauer. Die Nachbarcenturia hatte schon gleich zu beginn ihren Centurio verloren, dann war der Optio gefallen und nun versuchte der Signifer, den Haufen zusammen zu halten. Wo blieb nur diese verdammte Verstärkung? Es mussten doch noch Reserven vorhanden sein, die die abgekämpften Männer ablösen konnte? Bis jetzt war nichts zu sehen, nur einzelne Männer kehrten von den Capsarii zurück und suchten ihren Haufen. Wieder wurde ein Mann nach hinten gereicht, blutüberströmt, die Tunika eingenässt. Seine Augen waren geöffnet, doch das Leben in ihnen war schon erloschen. Wut machte sich in Priscus breit, wieder einer der Kameraden.


    Der Optio, sein Namensvetter, brüllte plötzlich. Priscus rempelte seinen Nebenmann an, deutete auf den Tallier, der nach vorne drängte und lief schnell hinterher. Das ganze letzte Glied scherte nach links aus, folgte dem Optio. Die zehn Mann stellten sich in drei Treffen und schlossen die schmale Lücke, durch die das Geschütz gefeuert hatte.
    Priscus sah sich in der ersten Reihe wieder, die Verschanzung war hier fast noch unangetastet, während an vielen Stellen des Walles die Pfähle bereits herausgerissen worden waren. Das Geschütz hatte den Gegner eingeschüchtert, die Masse der Feinde hatte den Durchbruch an den Zwischenräumen der Geschütze versucht. Nun schwieg der Scorpio und schon drängte der Gegner auch schon näher heran, scheinbar hatten sie gemerkt, dass die Munition zu Ende gegangen war.


    Erste Männer drängten heran, der Graben war kaum noch zu etwas nütze. Diesmal kamen sie noch nicht näher, ein paar Soldaten stürmten an, hängten sich an die Verschanzung und rissen sie herunter. Das Erdreich war noch zu locker. Nur vereinzelt blieb noch ein Schanzpfahl stehen, schräg und wie besoffen krumm aus dem Erdreich guckend. Dann kam der Sturm. Priscus hielt seinen Schild neben den des Optio, suchte den Körper ganz mit dem Schild zu decken und auch zum Boden hin wenig Platz zu lassen. Der Gegner stach gerne von unten gegen die Beine. Der erste Soldat, der Priscus anging, hatte einen irren Blick, schlug wie besessen auf Priscus´Scutum, benutzte sein Gladius fast wie eine Axt. Der Mann rechts neben Priscus stieß ihm bei einer dieser Angriffe das Schwert durch den Hals, was ihn von seinen Leiden erlöste. Dankbar nickte Priscus, nahm den nächsten Gegner ins Visier, dieser hatte keinen Schild mehr und versuchte nun, an dem von Priscus zu ziehen. Dieser zog und als er merkte, dass der Mann näher an ihn herankam, stieß er ihm den Umbo vor die Brust und bohrte ihm die Spitze des Schwertes unter die linke Achsel. Mit einem Austöhnen ließ sich der Mann zurückfallen. Nun drängten immer mehr Feinde heran, ein verbissener Schrei rechts von Priscus ließ erkennen, dass sein Nebenmann getroffen worden war. Eine Lücke klaffte kurz auf, mehr Feinde drängten nach. Plötzlich hatte Priscus einen Feind rechts von sich, der nicht auf ihn achtete, sondern die Lücke nutzen wollte. Mit aller Kraft stieß Priscus in die ungeschützte rechte Seite des Gegners, unter den Gürtel aufwärts. Ein heißer Strahl frischen Blutes übergoss seine rechte Hand, machte das Heft schlüpfrig und gleichzeitig etwas klebrig. Der Feind fiel nach vorne und wurde zur Seite gezerrt, damit die Lücke wieder geschlossen werden konnte.


    Mit vereinten Kräften konnten sie die entstandene Lücke wieder schließen, zumindest für den Moment.

  • Entschlossen nickte der Optio seinem Chef zu und machte sich sofort daran die Lücken zu Schließen. Kaum eingereiht schoß auch schon die erste Spitze eines Gladius auf das Gesicht von Fontinalis zu, seine Deckung stand noch nicht richtig.
    Geistesgegenwärtig duckte er sich hinter seinem Schild ab, im nächsten Atemzug warf er sich gegen das selbe und brachte sein Gegenüber ins Wancken.
    Ohne lang zu fackeln schoß des Optios Schwert nach vorne. Er hatte etwas getroffen. Er spürte es wie sich der Stahl in etwas weiches bohrte, begleitet von einem Stöhnen und gefolgt von etwas warmen das nun auf die Hand von Fontinalis tropfte.


    Noch eher er sich vergewissern konnte wenn er da getroffen hatte kam auch schon der nächste Gegner, und wieder einer. Sie kamen wie eine Lawine. Mit der Zeit zählte der Optio nicht mehr mit, er stach auf alles ein was den Wall überwunden hatte.


    Nach einer Endlosen Zeit blickte der Optio wieder in richtung des Centurios. Er stand da, brüllte und blickte in eine bestimmte Richtung. Auf den zweiten blick stellte fontinalis fest das besagter Centurio blutete.

  • Man hatte ja sonst nix zu tun ausser mal die Sandalen neu zu benageln und das Pilum zu polieren und zu säubern. Dreck in der Wunde war eine üble Sache und konnte schon mal zum Tode führen. Es ging drunter und drüber. Schreie aus allen Richtungen. Dort wurde gekämpft, da geschrien und umgekehrt.


    Der Matinier hatte den Griff seines Schwertes fest umschlossen und blickte bestürzt auf die Vorgänge die sich da abspielten. Am liebsten hätte er es einfach laufen lassen und wäre selbst gelaufen doch etwas hielt ihn zurück. Der Optio, der für die Ausbildung in Verona für sie zuständig war hatte sich anscheinend Befehle geholt und hastete nun zu den Verschanzungen die langsam von den Feinden aufgelöst wurde.


    Jetzt oder nie...murmelte Publius zu sich selbst, blickte links und recht zu seinen Kameraden und nickte. Auch wenn sie gerade mal gelernt hatten wie man jemanden das Schwert in den Leib stach hatten sie die Pflicht es zu tun. Im Laufen schnappte er sich ein Pilum das achtlos herum lag, erhöhte das Tempo da er sah dass der Optio Hilfe brauchte und erreichte in wenigen Augeblicken die Stellung.


    Optio. Ich bin hinter dir. Schon hatte er das Scutum hochgehoben und lugte nun über dessen Rand hinweg. Mit einer raschen Bewegung rammte er das Pilum nach vorne, spürte Widerstand und zog es wieder zurück. Unbrauchbar. Nun griff er erneut zum Gladius und nahm den Platz neben Fontinalis ein und bildete nun mit ihm ein Stück Schildwand.


    Es sind so viele flüsterte er und stach nun ziellos mit dem Gladius am Schild vorbei nach vorne

  • Corvinus kam humpelnd bei seiner Centurie an. Noch immer leicht benebelt von dem Opium ließ er sich kurz Meldung machen.
    4 komplette Contubernien waren tod oder kampfunfähig verletzt ausgefallen. Ein weiteres Contubernium an Männern war vermisst, darunter im Moment auch Artorius Regulus und Corvinus Liebling Madarus. Nur Legionär Philogenes war, mit einem ordentlichen Schmiss an der Stirn von Corvinus Vorstoß zurückgekommen.
    Von der restlichen Centurie war gut die Hälfte unverletzt, Kratzer wurden nicht gezählt. Die andere Hälfte war mehr oder weniger schwer verletzt worden aber zumindestens noch halbewegs in der LAge weiterzukämpfen.
    Die Zeit die es gedauert hatte bis Corvinus zurück bei seinen Leuten war hatte auch schon fast ausgereicht das die IVte Centurie der IIten Cohorten kurz davor stand wieder in die erste Schlachtreihe zu müssen. Das war einfach ein Tribut an die fehlenden Männer und die bisherigen Verluste. Corvinus machte sich keine großen Hoffnungen, sollte die Gegenseite nicht ebenso aussehen wie sie, dass seine Centurie beim nächsten Mal stand halten konnte. Zumal er selber durch seine Verwundung keinesfalls mehr so schnell auf einzelne Schwachpunkte reagieren konnte. Er spürte den Schmerz dank des Opiums im Moment zwar nicht so wirklich aber er merkte es bei jedem Schritt das sein Bein nicht gut mitmachte und spürte auch das es ihm warm das Bein runterlief. Nachdem er fast ne ganzen Schlauch Posca getrunken hatte war wenigstens sein Durst besser.


    Doch dann bemerkte er Unruhe in den eigenen Reihen und schließlich pflanzte sich die Botschaft bis zu Ihnen durch.
    Die VIII hatte irgendwoher 2 komplette frische Cohorten gezaubert und griff mit dieser im Sturm den Feind an. Dessen Reihen wankten und, dass war noch unbestätigt, die Kavallerie der Ursurpatortruppen auf dieser Flanke sollte auf der Flucht sein und die eigene Kavallerie den Legion der der VIIIten gegenüberstand in den Rücken fallen.


    Corvinus holte schnell seinen Optio ran:
    "Fabullus wir sind gleich wieder vorne. Wir teilen die Centurie vorher noch schnell auf. Alle diejenigen die unverletzt sind bleiben erstmal im hinteren Teil. Ich bleib mit den verletzten vorne. Wenn der Angriff der VIIIten Erfolg hat und die feindlichen Reihen wanken. Pfeif ich zweimal und du stürmst mit deiner Hälfte vor!"


    Ein kurzes Nicken das der Befehl verstanden wurde folgte und dann wurde alles auch schon ausgesetzt.


    Es kam der Wechselbefehl, Corvinus biss auf die Zähne und wechselte mit seinen Leuten an die Spitze. Vorne angekommen konnte er sehen das der Druck schwächer war als beim letzten Mal. Ein Blick nach rechts und links bestätigte ihm die anderen Centurionen hatten offenbar ähnliches befohlen.
    Corvinus pfiff und auch bei der Secunda griffen die Rebellen mit lautem Geschrei an
    "VICTOR SECUNDA!"


    "VICTOR PALMA!"

  • Der Melder verschwand wieder, um den Befehl auszuführen. Sextus sah ihm nur kurz hinterher, ehe er sich wieder weiter in Richtung seines Pferdes begab. Ob es die richtige Entscheidung war, die er getroffen hatte? Sextus verwehrte seine Gedanken vor solchen Fragestellungen, Selbstzweifel war ein Luxus, den er sich nicht leisten konnte. Überhaupt glaubte Sextus nicht an das Prinzip von richtig und falsch. Er glaubte an Entscheidungen und Konsequenzen, und er würde die Konsequenz dieser Entscheidung ebenso tragen wie die aller anderer Entscheidungen. Zweifel war etwas für Leute, die nicht bereit waren, konsequent zu leben. Oder zu sterben.
    Der Gaul stand inzwischen wieder einigermaßen still, gehalten am Zügel von einem Legionär, der sich wohl damit ablenkte, etwas sinnvolles zu machen. Einige der ihm entgegenkommenden Männer grüßten ihn mit dem rang. Sextus schenkte ihnen allesamt nur ein knappes Nicken, um deutlich zu machen, dass er den Gruß bemerkt hatte, aber es war weder die Zeit noch war es seine Art, sich zu mehr hinreißen zu lassen. An seinem Tier angekommen genügte auch ein kurzer Blick an einen der Legionäre, ohne dass ein Befehl erfolgen musste. Gehorsam ging der nächste Legionär auf alle Viere und fungierte so für einen Moment mit seinem Rücken als Trittleiter, so dass Sextus mühelos sich wieder auf den Rücken des Tieres begeben konnte. Diesmal saß er auf dem zottigen Ding mit weit mehr Schenkeldruck und kurz gehaltenem Zügel, um seinem Untersatz gleich klar zu machen, dass er eine Wiederholung des peinlichen Vorfalls nicht dulden würde.


    Hinter ihm hörte Sextus das Brüllen der Männer, das stumpfe Aufeinandertreffen von Klingen auf Schilde. Es war Ohrenbetäubend. Aber Orpheus gleich drehte er sich nicht danach um, sondern gab seinem Pferd mit leichtem Fersendruck zu verstehen, dass es den Weg weiter hinauf gehen sollte. Am Sammelplatz für die Verwundeten erst machte Sextus halt, wendete den Gaul, wartete kurz auf einen Arzt. Ein kurzer Wortwechsel gab Aufschluss über den Blutzoll, den sie bislang gezahlt hatten, und ließ darauf schließen, dass er noch sehr hoch werden würde, ehe die Schlacht vorbei war.
    Kurz kam doch so etwas wie Zweifel auf, ungewollte Gedanken an die mögliche Niederlage. Angst ließ Sextus nicht zu. Wenn er hier heute sterben sollte, war das besser, als diese ganzen Unbequemlichkeiten und Barbareien noch länger zu ertragen. Und sein Sohn war hoffentlich gut genug verborgen und in Sicherheit, um seinen Namen weiter zu tragen. Zumindest waren dies die nüchternen Gedanken, die Sextus angesichts dieser bewegenden Masse und dem Bewusstsein der Möglichkeit der Niederlage sich selbst zu geben befahl.


    Immer mehr Verwundete kehrten nicht verbunden wieder zurück, immer lauter drang das Schreien an sein Ohr. Vorne schrie die Bestie der Schlacht. Das war nicht mehr die Stimme von Männern oder Waffen, es war ein einziges, ohrenbetäubendes Brüllen eines losgelassenen Tieres. Eines verwundeten Tieres noch dazu. Und hinter ihm schrie ein zweites, gebildet aus Sterbenden und Verwundeten und dem Rufen der Ärzte dazwischen. Es stank nach Exkrementen, Dreck, Eisen und Blut.
    Und so erschreckend es war, so abstoßend und widerlich, Sextus wunderte sich ernsthaft, dass ihm das an und für sich keine Angst machte, sondern nur einen bitteren Galle-Geschmack des Ekels in seinem Mund zurück ließ. Lediglich die Unfähigkeit, die Ereignisse vernünftig zu erkennen und darauf angemessen reagieren zu können, dieses vermaledeite Unwissen, das bereitete ihm Kopfzerbrechen und vor allen Dingen ein sehr ärgertreibendes Gefühl der Hilflosigkeit. Sextus hasste es, die Situation nicht unter Kontrolle zu haben und nicht zu wissen, was als nächstes Geschehen würde.
    Ein verwundeter wurde in seiner Nähe abgeladen von seinen Kameraden. Er murmelte etwas vor sich hin, das verdächtig nach 'Mama' klang. Angewidert zog Sextus einen Mundwinkel hoch und sah hinunter in Richtung der Frontlinie. Nur an den Feldzeichen konnte Sextus erahnen, dass ihre Linie noch einigermaßen dort war, wo sie sein sollte. Ein Blick nach Norden ließ keinen Schluss über die Verfassung der anderen Legiones zu. Sextus brauchte mehr Informationen. Er hatte keine Ahnung, wie er reagieren sollte, was er befehlen sollte, aber er war sich sicher, ungenügend informiert zu sein. Daher erging nun als erstes der Befehl an einen Meldereiter, den Status der anderen Legionen in Erfahrung zu bringen.

  • Hieb auf Hieb folgte, Schlag auf Schlag, immer wieder, immer wieder, immer wieder. Hadamar klingelten die Ohren vom Waffengeklirr, während sie erbittert mit ihren Gegnern um die Oberhand an der Bresche kämpften. Er hatte immer noch keinen Überblick, wenn überhaupt dann noch weniger als zuvor – allerdings störte ihn das nicht mehr. Genauer gesagt: es kratzte ihn überhaupt nicht. Sönke da so liegen zu sehen, hatte irgendetwas in ihm umschnellen lassen... Das einzige was da geblieben war in seinem Aufmerksamkeitsradius, war sein Gegner, und selbst bei dem bekam er nicht einmal mehr wirklich mit, wie oft da ein anderer vor ihm auftauchte.
    Was Sönke trieb, bekam er ebenso wenig mit. Das wäre wohl eins der wenigen Dinge gewesen, die ihn aus seinem Tunnelblick hätten herausreißen können... aber Sönke war zu weit weg, jedenfalls für die Verhältnisse, die hier herrschten – der Lärm, der alles unverständlich machte, was auch nur etwas weiter weg war, hätte wohl auch dann verhindert dass Hadamar Sönke bemerkt hätte, wäre er wenigstens etwas näher gewesen. Stattdessen also kämpfte er einfach nur, bis er nicht von Gegnern zurückgedrängt, sondern von Kameraden mitgezogen wurde, weil der erneute Befehl zum Wechsel kam, damit sie sich ausruhen konnten, auch wenn Hadamar nicht wirklich zur Ruhe finden zu können schien. Oder besser gesagt: nicht wollte. Wann immer er zuließ, dass er auch nur ein bisschen herunterkam von seinem Adrenalintrip gerade, sah er wieder Sönke vor sich im Schlamm liegen. Und er kam mit diesem Bild nicht klar. Er kam nicht mit dem Gedanken klar, der dahinter lauerte und hervor zu brechen. Sönke war einfach immer da gewesen bisher. Allein die bloße Vermutung, das könnte nicht mehr so sein, ließ etwas in Hadamar aussetzen. Also lief er herum von links nach rechts nach links, bis erneut der Befehl zum Vorrücken kam für seine Centurie, und diesmal war wenigstens sein Tunnelblick nicht mehr ganz so schlimm, so dass er zumindest versuchen konnte wieder wie ein Optio zu agieren... auch wenn es ihm nach wie vor an Überblick mangelte. Oder vielleicht auch einfach nur an Erfahrung. Die erste Centurie rückte jedenfalls wieder vor, nahm ihren Platz an der Frontlinie ein und kämpfte weiter, wechselte erneut aus und wieder ein... und dann verbreitete sich wie ein Lauffeuer in den Reihen, dass die VIII anscheinend mit neuem Elan zur Sache ging, gehen konnte, und dass die Kaiserlichen schwankten unter dem Ansturm. Oder gleich brachen? Vielleicht doch nur schwankten? Egal. Was auch immer passierte südlich von ihnen, der Schwung pflanzte sich fort, und die Soldaten der ersten Centurie – und mit ihnen Hadamar – warfen sich mit Gebrüll und neuem Mut wieder nach vorne und drängten auf ihre Gegner ein.

  • Gemeinsam mit dem Optio stürmten weitere Soldaten in die Lücke im Schildwall und stopften sie erst einmal mit ihren Körpern und Schilden, bevor der Gegner heran war. Allerdings dauerte es nur Augenblick, bis auch von der Gegenseite Soldaten heranstürmten und sie mit ihren Schwertern und Schilden bedrängten. Blut bentzte die Klingen, die Schreie der eigenen Leute und der Gegner waren nun ganz nah und jeder Augenblick dehnte sich in eine Ewigkeit aus. Verbissen suchte Priscus nach Halt auf dem wackelig gewordenen Wall und kämpfte mindestens genausi stark um das Gleichgewicht wie mit dem Gegner. Immerhin konnte er die erhöhte Position ausnutzen, von der aus er einem gerade heraufkommenden Gegner einfach die Unterkante seines Schildes ins Gesicht rammte, worauf hin dieser nach hinten kippte und wenig später von seinen Kameraden nach hinten weggeschleift wurde. Auf der anderen Seite kämpften schließlich auch Römer, die genauso vorgingen wie Priscus und seine Kameraden.


    Irgendwo, als ob es ganz in der Ferne sei, meinte der Optio Jubel zu vernehmen, als wenn eine Einheit einen Erfolg errungen hätte und den Feind entscheidend zurückgeworfen hatte. Aber wer da jubelte und wo, das konnte er nicht ausmachen, zumal gerade zwei neue Gegner vor ihm auftauchten und ihn nun seinerseits nach hinten den Wall herunter stießen. Priscus strauchelte zurück und fing sich erst im zweiten Glied wieder, während andere Legionäre seinen bisherigen Platz einnahmen. Mit einem schnellen Blick versicherte er sich, dass das Feldzeichen seiner Einheit noch immer in ihrer Nähe war und auch auf der anderen Seite nebenan der Feind noch nicht durchgebrochen war. So war Sieg oder Niederlage noch nicht erkennbar und Priscus nutzte jetzt wieder sein Scutum, seinen Kameraden vor ihm eine Stütze im Rücken zu geben, damit diese unter dem gegnerischen Druck nicht ebenfalls vom Wall fielen.

  • | Lucius Licinius Messalinus


    Zwar hatte Messalinus die Lücke von Sibyllius wieder schließen können, doch alles in allem kamen sie keinen Digitus voran. Stattdessen tobte der Kampf hier ob weiter und die hier und da fallenden Verwundeten behinderten die noch Kämpfenden umso mehr. Der alte Centurio in der zweiten Reihe war nun auch damit beschäftigt, den Verletzten aufzuhelfen und sie mit eindringlichen Worten in Richtung Graben zu schieben. Zugleich musste er den Überblick bewahren, immer wieder frische Soldaten an die Schwachstellen weisen und den Männern aufmunternde Parolen zurufen.


    Dann aber kamen Rufe - und zwar vonseiten des Feindes, die Messalinus stutzen ließen. Die Rebellen hatten sie eingekesselt? Hatte der Legat ihnen nicht eingetrichtert, dass sie zahlenmäßig überlegen waren?


    "Kämpft weiter, Männer! Der Feind will uns verwirren! Vivat Imperator! Vivat Vescularius!"

    brüllte er schließlich, doch die Sicherheit seiner Stimme spiegelte nicht seine innere Meinung wider. Eingekesselt zu werden war das gefährlichste, was einer Armee passieren konnte, denn ein freier Rücken ließ einen weitaus unbeschwerter kämpfen. Dummerweise konnte er auch nicht selbst nachsehen, wie sich die Gesamtsituation inzwischen ergab - er musste einfach weiterkämpfen, selbst wenn ihr einziger Fluchtweg möglicherweise gerade geschlossen wurde.


    "Weiterkämpfen, weiterkämpfen - vorsicht, Claudius!"


    munterte er seine Männer auf, als er plötzlich einen Stich auf einen seiner Männer kommen sah.

  • Aufgrund seiner Verletzungen konnte Corvinus nicht mehr so aktiv an dem Endkampf teilnehmen wie er wollte. Er hatte seinen noch unverletzten Optio in die erste Reihe stellen müssen.
    Aber ganz untätig wollte er nicht bleiben und da viel ihm ein das er ja noch seine Stimme hatte. Er beschloss zu waagen das er durch das gleich folgende Gebrüll die Verletzung an seiner Zunge schlimmer wurde und das das was er rief sich als Irrtum herausstelle. Aber wenn dem so wäre wäre sowieso alles egal dachte er.


    Da er nicht wirklich sicher war wo ein Durchbruch gelungen war die Gerüchte aber von der VIIIten kamen entschied er sich und legte los. Die nächste Zeit brüllte er bis ihm die Stimme weg blieb, was eine Weile dauerte, und animierte auch die anderen Verletzten um sich rum mit einzustimmen um eine ordentliche Geräuschkullisse aufzubauen:


    "VICTOR SECUNDA!


    VICTOR PALMA


    DIE VIIIte HAT DIE LINIEN DER FEINDE DURCHBROCHEN


    VICTOR PALMA


    UNSERE KAVALLERIE HAT IHRE FLANKE GENOMMEN


    VICTOR SECUNDA


    SCHAUT NUR WIR KREISEN SIE EIN


    VICTOR PALMA


    DAS WIRD EIN SIEG WIE IN CANNAE!"

  • Victor Secunda. Der Ruf pflanzte sich fort durch die Reihen. Victor Palma. Wie ein Sturzflut breitete sich das Gebrüll auf Seiten der Rebellen aus, wurde aufgenommen von seinem Ausgangsort und geschmettert aus tausenden Kehlen. Durchbruch der VIII, Erfolg der Kavallerie, der Feind eingekesselt. Es spielte gar keine Rolle, ob das stimmte. Es konnte auch keiner sagen, wo genau diese Rufe ihren Ursprung hatten. Es wurde gebrüllt von Soldaten der II, und immer mehr stimmten ein, einfach weil es gebrüllt wurde, und weil es so gut klang, und weil sie es wahrhaben wollten, und je mehr mitbrüllten, je lauter der Schrei wurde, desto mehr wiederum schöpften ebenfalls Hoffnung, dass da was dran war, und nahmen den Ruf ebenfalls auf... wodurch er ein weiteres Mal lauter wurde.


    „VICTOR SECUNDA! VICTOR PALMA!“, tönte es von allen Seiten, und wie auf einer Welle vorwärts getragen, gerissen von diesen Rufen, drängten die Soldaten der II noch stärker auf ihre Gegner ein, wagten Ausfälle und versuchten die Chance zu nutzen, die Kaiserlichen zurückzuschlagen von ihren Barrikaden. Und Hadamar war mittendrin. Jetzt, in diesem Augenblick, war keine Gelegenheit für einen Wechsel, kein Moment, um Ressourcen zu schonen, indem die Centurien ausgetauscht wurden. Jetzt, solange sie mit frischer Energie gefüllt waren durch die Nachricht, die VIII und die Kavallerie hätten schon erste Erfolge errungen und damit auch ihnen Vorteile verschafft, ging es nur in eine Richtung: nach vorn.

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