Von Roma nach Fanum Fortunae - Die Garde auf dem Marsch I

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    Die Via Flaminia hatte uns hinaus aus der Ewigen Stadt geführt und wir folgten ihr weiter, geradewegs nach Norden. Am Abend des ersten Marschtages wurde das gebratene Fleisch der Opfertiere (gestreckt mit dem gewöhnlicher Tiere, versteht sich), an die Männer ausgegeben, jeder erhielt ein kleines Stück. Ausserdem stieß ein Reisewagen mit verhängten Fenstern zu uns, den ich von verschwiegenen Soldaten scharf bewachen ließ. Auch am zweiten Tag marschierten wir noch zwischen Feldern und Weiden, passierten die idyllische Hügellandschaft um das Städtchen Narnia, dann wand sich die Straße hinauf in die Apenninen.
    Der dritte Tag brachte uns einen strammen Aufstieg durch bunte Herbstwälder bis auf die Höhe des Passes von Cales und ein Marschlager in zugiger Höhe, dann ging es abwärts, mit Blick auf die Adria. Wir kamen gut voran, und, so unschön der Anlass auch war, wenn ich vom Sattel aus den Blick über den langen, wohlgeordneten Heerzug schweifen ließ - fünftausend Mann Infanterie in sauberer Marschformation, fast tausend Mann Kavallerie mit ihren edlen Pferden, das Blitzen der Rüstungen und das Wehen der Feldzeichen – dann schlug mein Herz höher, und die Brust schwoll mir vor Stolz, diese Streitmacht, die Blüte römischer Kampfeskunst, ins Feld führen zu dürfen.
    Bei Fanum Fortunae erreichten wir das Meer. An jenem Nachmittag des vierten Tages ließ ich das Lager auf dem sandigen Küstenstreifen errichten. Bis jetzt hatte ich, um möglichst schnell vorwärtszukommen, auf das Schanzen verzichtet und lediglich Pila muralia setzen lassen. Aber nun hatten wir bereits die Hälfte des Weges hinter uns, rückten näher an das, wie meine Späher berichteten, umstrittene Gebiet heran, und damit hies es ab jetzt: Gräben ausheben und Wälle auftürmen.


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  • Der Marsch verlief recht glatt, sicher, am Ende des Tages wusste man was man getan hatte, und nachdem die Männer versorgt waren, schlief auch Seneca immer schnell ein, natürlich nicht ohne dabei an sie zu denken.
    Dann, am Abend des vierten Tages, wurde das Pensum noch einmal erhöht. Langsam schien es brenzlig zu werden, sodass nun auch die Prätorianer beginnen mussten, ihr Lager entsprechend aufwendig abzusichern.
    Überall wuselten die fleißigen Soldaten, während der Centurio auch seine Truppe mit einigen Anweisungen versorgte..
    "Miles, ihr fünf da, Drulla, Avianus, Cato, Macer und Felix, hebt dort drüben einen Graben aus.", der Centurio deutete auf eine Stelle, links und rechts gruben bereits Soldaten einer anderen Centurie, "Die anderen errichten das Lager, bereiten die Rationen vor, und wenn das erledigt ist, helft ihr euren Kameraden, ich will das hier alles in Ordnung ist."
    Was er selbst tun würde, wusste er noch nicht. Vielleicht gab es ja eine Besprechung oder ähnliches, denn so langsam spürte jeder, dass der Feind nicht mehr weit sein konnte..

  • Sie waren quasi im Eilmarsch marschiert. Antoninus schätzte das sie dadurch das abends keinen Graben ausheben mussten am Tag etwa 20 mille passus oder etwas mehr voran gekommen waren. Es war das erste mal seit Jahren das er soweit marschiert war und auch wenn ihm ein Pferd zu stand und er ein guter Reiter war war er doch gelaufen. Um wie früher das Los seiner Kammeranden zuteilen. Es gab den Männer einfach ein gutes Gefühl wenn ihre Offiziere das selbe zu erdulden bereit waren wie sie selbst. Abends hatte er die Wachen kontrolliert mit ihnen gescherzt und hatte an allen Kochfeuern mal gesessen und gelauscht. Sich wunde Füße angesehen ein Mal mit der Feile die Lederkante eines Soldaten Schuhes abgefeilt. So waren die letzte Tag sehr schnell vergangen. Nur heute da sie dem Feinde vermutlich schon so nahe waren wurden Gräben ausgehoben und ein Wall aufgeworfen. Gut Antoninus war weniger einer der schippen musste aber kontrollieren musste er es. Das hatte er auch eben pflichtgetreu getan.


    Es war von verblüffend wie alles in einander griff. Ein Teil der Männer errichtete die Zelte andere wurden zum Getreide mahlen abgestellt damit sie gleich den Puls für ihre ganze Gruppen kochen konnten und andere gruben und setzten die Pfähle. Die Offizier hallten alles zu kontrollieren auch wenn die Prinzipales eigentlich alles im griff hatte. Denn meistens waren es ja grade solche die schon im Vorkommando dabei waren und schon bevor die Hauptkräfte eintrafen die Zeltreihen und Straßen abgesteckt hatten.


    Antoninus würde erst mal zur Prinzipia gehen und sich umhören ob die Späher schon was gemeldet hatten.

  • Decius war den Marsch über in der Kolonne der höheren Offiziere, an der Spitze des Heerzuges geritten. Er hatte die meiste Zeit seine Gedanken schweifen zu lassen versucht, sich nur ab und an mit den Tribunen über das Bevorstehende unterhalten. Er würde seine Konzentration noch früh genug beanspruchen müssen, da war es ihm willkommen, sich zumindest während des Marschs halbwegs entspannen zu können.


    Seine Arbeit begann erst, als sie den Platz zum Errichten des Marschlagers erreicht hatten. Nunmehr galt es, die Bauarbeiten hier und dort zu überwachen, Anweisungen zu erteilen und eine Bestandsaufnahme über den Troß zu machen: Die Maultiere waren zwar von der Reise erschöpft, aber keines war zu Schaden gekommen. Das war der Vorteil, wenn man in zivilisiertem Gebiet marschierte: Die Straßen erleichterten das Fortkommen und minimierten den Verschleiß an Tier und Material.


    Erfreut stellte Decius fest, dass die Männer die Abläufe zum Errichten des Lagers sehr effizient ausführten. Immerhin wurde dies bei den Praetorianern nicht gar so exzessiv trainiert wie bei den Feldlegionen.

  • Der Marsch kam Avianus gar nicht mehr allzu anstrengend vor, nachdem er während der Rekrutierungsreise bereits tagelange Märsche hinter sich gebracht hatte. Wenn er jetzt darüber nachdachte, war es eigentlich gutes Training gewesen, auch wenn es ihm damals fürchterlich vorgekommen war.


    Als es an die Errichtung des Lagers ging, nickte Avianus Seneca zu. "Verstanden, Centurio."
    Noch immer fühlte es sich ein wenig seltsam an, wie er Seneca ansprach, aber es war in jedem Fall angemessen. Eine Sonderbehandlung bekam er erstens nicht und zweitens wollte er auch gar keine.
    Die fünf Milites griffen zu den Schaufeln und begannen an der Stelle, auf die ihr Centurio gedeutet hatte, den Graben auszuheben.
    Nach und nach wurde der Graben tiefer und den Soldaten stand der Schweiß auf der Stirn. Avianus stieß die Schaufel in den Dreck. Ein dumpfes Geräusch ertönte.
    Verdammt nochmal. Der Iunier schaufelte um die Stelle herum, bis ein recht großer Stein zum Vorschein kam. Genervt trat er ihn beiseite und arbeitete weiter.

  • Das sah soweit gar nicht schlecht aus, die Gräben umzogen das Lager und fraßen sich Stück für Stück durch das Erdreich. Seneca selbst hatte zuvor solche Lager nur in Übungen erbaut, und war überrascht wie schnell diese Lager auch im richtigen Einsatz wuchsen, wenn man einfach ein paar tausend Männer buddeln ließ.
    Die Zelte seiner Centurie standen, die Männer kümmerten sich um ihre Ausrüstung und der Puls war schon über dem Feuer, bald also würde es auch für die Einheit des Iuniers ans Essen gehen, und auch Seneca selbst würde sich zu seinen Männern gesellen, er fühlte sich immer noch mehr der Mannschaft als dem oberen Kommando zugehörig, auch wenn er sich letztendlich als Prätorianer fühlte, egal welchen Ranges.


    Nachdem er seine Runde durch die Zelte gemacht hatte, kam er wieder an den Gräben vorbei, wo immer noch fleißig gegraben wurde, und sich auf der anderen Seite ein ansehnlicher Erdwall auftürmte.. Ein kurzer Blick nach links und rechts, denn sicher wie hoch so ein Wall genau sein musste, war sich der, für seinen Rang noch recht junge Centurio nicht, aber es sah ganz gut aus, auch, weil seine fünf auserwählten unterstützt wurden, nachdem die Zelte standen..


    "Das reicht Miles, gute Arbeit, ihr habt euch euer Abendessen verdient.", und Seneca sich auch. Er wartete noch ab bis die Maulwürfe aus den Gräben kletterten und ging dann zu den Feuerstellen, um noch ein wenig mit seinen Männern zu plaudern, bevor der ernst des Krieges losgehen würde..

  • Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio
    ... Ausserdem stieß ein Reisewagen mit verhängten Fenstern zu uns, den ich von verschwiegenen Soldaten scharf bewachen ließ...


    Hatte sie tatsächlich geglaubt es könne nicht mehr schlimmer kommen? Hatte sie tatsächlich angenommen, mit dem auferlegten Hausarrest wäre sie bestens bedient? Welch ein fataler Irrtum. Denn es kam noch viel schlimmer - und völlig überraschend obendrein. Schlimmer konnte es jedenfalls in einem Verlies auch nicht sein, dachte Prisca während sie tagsüber stumm in diesem stickigen Reisewagen saß und den Blick durch ihre beiden Leibsklavinnen hindurch jenseits der hölzernen Wände schweifen ließ. Ihre äußerlich erscheinende Ruhe war trügerisch, denn in ihr brodelte es gewaltig und es verging keine Minute in der sie nicht den Decimer stumm dafür verfluchte, dass er es gewagt hatte sie zu "entführen" und sie sozusagen als Geisel mit in die Schlacht schleppte. Oh du hinterhältiger Mistkerl, wenn ich könnte würde ich dich erwürgen und dir Augen auskratzen, um sie dir sonst wo hin zu schieben … arrrggh Zum wiederholten Male ballte die Aurelia unbewusst ihre Hände und sie begann regelrecht zu zittern, um nur ja nicht loszuschreien und herum zu toben wie eine Furie.


    Das Schreien und Toben hatte sie bislang jedenfalls unterlassen, angesichts der Androhung von Fessel und Knebel. Nein, diese Schmach wollte sie nicht auch noch erdulden. Schlimm genug, dass hier in diesem engen Gefährt eingesperrt war, allein mit ihren beiden Sklavinnen, zwei Kisten Kleidung und dem Allernötigten zum Leben. Wenigstens hielten ihre persönlichen Bewacher etwas Abstand zu dem übrigen Tross und es wurde auch sonst dafür gesorgt, dass in den Marschpausen und über Nacht der Platz um den Wagen herum durch Decken und Fellen vor unliebsamen Gaffern geschützt wurde. So konnte die Aurelia dann wenigstens ungestört ein bisschen frische Luft schnuppern und ihrer üblichen Körperpflege nachgehen.


    Dazu gehörte auch das tägliche Bad in einem hölzernen Waschbottich, der eigens zu diesem Zweck mitgeführt wurde. Eigentlich war es ja unter ihrer Würde in ein so kleines und schäbiges Fass zu steigen, aber sie hatte keine Wahl. Da war es nur ein schwacher Trost, dass wenigstens das Wasser extra für sie temperiert wurde - nur eben an jenem vierten Tag nicht. Warum auch immer und wessen Schuld es war sei mal dahin gestellt, jedenfalls geschah ein Malheur, sodass die Zehenspitzen der Aurelia in eiskaltes Wasser tauchten, worauf ihr prompt der Kragen platzte: "Ahhhhhh! Das Wasser ist ja eiskalt!!! … Jetzt reicht es mir aber endgültig. Will dieser Mistkerl mich umbringen? Dann soll er es gefälligst schnell und schmerzlos tun und mich nicht tagelang durch die Gegend schleifen", schallte die wütende Stimme der Aurelia vernehmlich über ihre abgesperrte Parzelle hinaus. Hastig streifte Prisca ihre Kleider wieder über, stieß ihre Leibsklavinnen zur Seite und war im Begriff den wachhabenden Soldaten ebenfalls umzurennen, wenn dieser sie nicht auf der Stelle durchlassen würden: "Weg da. Aus dem Weg. … Ich will Decimus Serapio sprechen. Jetzt sofort! ", blaffte sie den Soldaten an, der sich natürlich nicht so einfach umrennen ließ wie ihre beiden Sklavinnen. ...

  • Avianus und die anderen legten die Schaufeln beiseite und stiegen aus dem Graben heraus. Einen Moment lang betrachtete der Iunier noch ihr Werk, klopfte sich dann den Dreck von der Ausrüstung und folgte Seneca zu den Feuerstellen.
    Der Geruch von warmem Puls strich durch die Luft. Eigentlich zählte der Getreidebrei nicht zu Avianus' Lieblingsspeisen, jedoch ließ es sich auf einem derartigen Marsch nur schwer wählerisch sein. Abgesehen davon füllte er den Magen und man gewöhnte sich nach einer gewissen Zeit ohnehin daran.
    Sie sollten versuchen, die wenigen vergleichsweise ruhigen Abende, die ihnen vor der Schlacht noch blieben, zu genießen. Also nahm sich Avianus etwas Puls und setzte sich zu den anderen seiner Einheit.
    Während er zu essen begann, dachte er über irgendein aufmunterndes Gesprächsthema nach. Aber alles was ihm einfiel, führte ihn schlussendlich wieder auf den Gedanken zurück, dass Krieg herrschte und sie sich auch noch mittendrin befanden.
    Er beschloss, zu schweigen.
    Hinter ihnen in einiger Entfernung ertönte plötzlich eine Frauenstimme. Avianus runzelte die Stirn, blickte erst über die Schulter und dann unschlussig in die Runde. Hatten die anderen es auch gehört?

  • Kieran konnte diesen Feldzug immer weniger leiden. Schon vorher war er nicht sonderlich glücklich darüber gewesen seinen Herren auf diesen zu begleiten, doch die Realität war für ihn nochmal schlimmer als die Vorstellung. Er war solche Märsche einfach nicht gewohnt und obwohl er längst nicht das Gepäck eines Prätorianers mit sich tragen musste, wurde er doch von Tag zu Tag den er neben dem Pferd seines Dominus herlaufen musste knurriger. Wenigsten stach die herbstliche Sonne nicht so sehr wie sie es im Sommer tun würde und auch Insekten verschonten ihn größtenteils.
    Zum vierten Mal seit dem Abmarsch aus Rom wurde nun der Halt befohlen und der Kelte wusste schon, was nun käme. Die anderen Sklaven und er durften das Zelt ihres Herren aufbauen und anschließend um verschiedene andere Sachen kümmern. Wenigstens war er heute mit dem Polieren der Rüstung dran, eine Arbeit die ihm fast schon Spaß machte, konnte er so doch die herausragende Schmiedearbeit bewundern. Außerdem war das die erste Arbeit die sein Dominus ihm damals gegeben hatte...Es hatte also irgendwie etwas nostalgisches an sich.
    Mit den Gedanken daran machte er sich nun also daran, mit den anderen Sklaven alles für den Aufbau des Zeltes vorzubereiten...

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