Eine Insula am Rande der Subura aber noch Rande zum Esquillin

  • Zitat

    Original von Morrigan
    ...
    „Nun Orestilla was kann ich für dich tun?“ wieder ein Blick zu der Sklavin, die sich nun hinsetzte. „Deine Freundin scheint sich hier unwohl zu fühlen. Sollten wir sie nicht lieber in die Küche schicken? Dort kann sie auf dich warten und wir können ungezwungen reden?“


    Morrigan konnte nur hoffen, dass die Flavia auf ihren Vorschlag einging, denn sie wusste sehr wohl, das es nicht Candace ist die hier was wollte. Und Morrigan würde sich dann auch wohler fühlen. Sie wusste ja auch das Dracon in der Culian war, der würde seine „Freundin" schon einnorden und dann wäre zumindest dieses Problem vom Tisch.


    Ganz starr saß Candace da und versuchte den Blicken Morrigans auszuweichen. Sie gab keinen Laut von sich, denn wenn sie schwieg, dann konnte sie auch nichts Falsches sagen, dachte sie sich. Kleine Perlen des Angstschweißes hatten sich bereits auf ihrer Stirn und dem Nasenrücken angesammelt. Innerlich hoffte sie nur, so schnell wie möglich wieder hier herauszukommen.
    Die Flavia hingegen schien in ihrem Element zu sein und ließ sich von der Einfältigkeit ihrer Sklavin keineswegs bremsen. Sie bediente sich selbst und goss sich ein wenig Wein in ihren Becher. Dies schaffte sie mit einer glänzenden Bravour, obwohl sie nur an den Saturnalien dazu genötigt war, solcherlei Tätigkeiten selbst zu verreichten. Genüßlich nippte sie nun an dem Rebensaft, der gar nicht mal so übel schmeckte.
    „Nun, mein Wunsch klingt wahrscheinlich etwas ungewöhnlich,“ druckste die Flavia noch etwas unschlüssig herum. „Doch sah ich in dem Besuch dieses Etablissements den einzigen Ausweg aus meiner…nun ja, wie soll ich mich ausdrücken… Misere.“ Ein unschuldiges Augenzwinkern folgte, ehe sie ihren Blick wieder auf ihre Sklavin richtete, die gerade die Aufmerksamkeit durch ihre steife Angespanntheit bei Domitillas Gesprächspartnerin erregt hatte. Ein düsterer Blick, der auf nichts Gutes schließen mochte, folgte schließlich.
    „Nun ja, wie mir scheint, hast du recht,“ meinte sie nachdenklich. Warum man aber ihre „Freundin“ einfach so in die Culina abschieben wollte, wollte ihr nicht so richtig aufgehen. Dennoch wandte sie dann im gewohnten Befehlston an ihre vermeintliche Freundin: „Regilla, geh hinaus! Lass uns allein!“ Candace ließ sich das nicht zweimal sagen. Sofort spritzte sie auf. Gerade noch rechtzeitig konnte sie sich ein ‚Ja, Domina‘ verkneifen und verließ das Separee in Richtung Küche.
    Ein Moment der Stille verging, ehe die Flavia wieder an ihren Faden anknüpfen konnte und auf den Sinn und Zweck ihres Besuchs zu sprechen kam.
    „Nun, in wenigen Wochen werde ich heiraten. Ausgerechnet einen Mann, den ich kaum kenne und nun ja, der sich mir bisher eher als leidenschaftslos und überaus fade präsentiert hat. Mein Problem ist, ich werden den Rest meines Lebens an seiner Seite verbringen müssen. Und ich wünsche mir, dass dies nicht auch noch die langweiligsten und unbefriedigtsten Jahre in meinem Leben werden, wenn du verstehst, was ich meine. Ich möchte nicht als alte fette Matrone enden, die nachdem sie ihre Pflicht getan hat, in ihr cubiculum verbannt wird.“ Ein tiefer Seufzer folgte schließlich, dann nahm sie noch einen weiteren (diesmal aber einen ordentlichen) Schluck von dem Wein.


    ~~~


    [Blockierte Grafik: http://imageshack.us/a/img51/84/d2q8.gif]
    Candace


    Candace war schnurstracks zur Culina gelaufen. Der Geruch von frisch zubereitetem Essen wies ihr den Weg dorthin. Dabei hatte sich gar nicht erst in dem Haus genauer umgesehen. Auch sah sie sich nicht nach den „Damen“ des Hauses nicht nach, die ihr, nur spärlich bekleidet, unterwegs begegneten.
    In der Culina angekommen, erlebte sie schließlich die zweite Überraschung des Abends. „Dracon, was machst du denn hier?! Ich dachte du wärst fort… mit deinem Herrn… in Gallien.“

  • Zitat

    Original von Morrigan


    ...
    „Greif zu, und dann erzähl mir wo du herkommst und was du vorher so gemacht hast.“ sagte Morrigan schließlich. Zum einen wollte sie wissen, mit wem sie es zu tun hatte und zum andere wollte sie wissen, wie viel Erfahrung die Frau hier vor ihr schon hatte, damit sie abschätzen konnte wie viel man ihr noch beibringen müsste und was...


    Beroe war ihr gefolgt. Ihre Wohltäterin hatte sie bei der Hand genommen und gemeinsam waren sie zu dem nahegelegenen Lupanar gegangen, welches von außen doch recht unscheinbar wirkte. Allerdings änderte sich das schlagartig, als sie das Innere betraten. Das "Aedes iste Laetitia" war keine billige Absteige und meilenweit von dem entfernt, was die Lykierin bisher gewohnt war. Alles war sauber und ordentlich und auch das Atrium, in das sie geführt wurde war mit der Hingabe zum Detail eingerichtet worden. Mit offenem Mund sah sie sich erst einmal staunend um und konnte es einfach noch immer nicht glauben.
    Dann fiel ihr Blick auf die Anwesenden, bei denen es sich zweifelsohne um die Belegschaft des Etablissements handeln musste. Ein wenig unbeholfen nickte sie den Frauen zu, während die Verwalterin bereits an zwei der Frauen Anweisungen gab, ihrem Neuzugang ein Bad einzulassen. Ein Bad – nur für mich, dachte sie. Nein, das kann doch nicht sein! Sicher nur ein alter schäbiger Bottich. Ein wenig ungläubig sah sie den beiden Frauen nach, als sich diese sofort auf den Weg machten.
    Ein gutaussehender junger Mann erhielt den Auftrag, in der Culina einen Imbiss zu richten. Noch ehe sie sich darüber wundern konnte, wurde sie weiter mitgezogen, vorbei an den einzelnen Zimmern, in die sie einen flüchtigen Blick werfen konnte. Schließlich stand Beroe inmitten des Balneums. Auch hier hatte man nicht an der Ausstattung gespart: Der Boden war mit Mosaiken verziert war und an dessen Wänden erkannte man anmutige Fresken aus der römischen Mythologie. Statt des erwarteten Bottichs fand sich dort ein beachtliches Becken, welches mit warmem Wasser gefüllt war das ungefähr bis zur Brust reichte, sobald man hineingestiegen war. Um das Becken herum standen einige Klinen.
    Der Duft eines verführerischen Öls drang in Beroes Nase, als man sie entkleidete. Sie sog ihn ein und schloss dabei die Augen. Wenig später tauchte sie in das angenehm warme Wasser ein. Sofort tauchte sie einmal kurz unter. Ach, wie herrlich war das denn!


    Inzwischen war auch der junge Mann mit einem Tablett voller Leckereien erschienen und stellte es auf einem kleinen Tischchen in Beckenrandnähe ab. Ihre Wohltäterin hatte es sich bereits auf einer Kline bequem gemacht und beobachtete sie. Sie ermunterte sie, doch zuzugreifen, was die Lykierin dann auch tat. Auch wenn der Hunger groß war, versuchte sie langsam zu essen und nichts zu überstürzen. Schließlich hatte ihr Körper die letzten Wochen auf Sparflamme gelebt.
    „Ich komme ursprünglich aus Myra. Das ist eine Stadt in Lykien. Aber durch ein großes Unglück geriet ich als Kind in Sklaverei,“ begann sie schließlich. Irgendwie spürte sie wohl, dass sie der Frau vertrauen konnte, obwohl sie noch nicht einmal ihren Namen kannte. Deshalb wahrscheinlich erzählte sie ganz ungehemmt weiter. „Man brachte mich in den Süden Italias, wo ich fast mein halbes Leben in einer Villa in Misenum verbrachte. Meine Domina und mein Dominus dort waren streng und es war nicht immer einfach. Doch die Folgen des Bürgerkriegs brachten mir schließlich die Freiheit und ich beschloss, nach Rom zu gehen, weil ich ja sonst niemanden mehr hatte.“ Beroe ließ doch lieber die Umstände ihrer „Befreiung“ etwas im Dunkeln, denn im Grunde war sie ja trotzallem noch immer eine geflohene Sklavin. „Als ich hier ankam, merkte ich recht schnell, dass es für eine Frau wie mich nicht sehr einfach sein würde, den Lebensunterhalt zu verdienen und so geriet ich an einen sehr gewalttätigen Bordellbesitzer, der mich wie seine Sklavin behandelte. Ich musste für ihn auf der Straße anschaffen gehen…“ Aber zum Glück hatte es damals Avianus gegeben, der sie von Silanus befreite und ihr die Aussicht auf ein besseres Leben geschenkt hatte. Voller Sehnsucht versuchten ihre Gedanken abzudriften, bis sie sich eingestehen musste, dass es den jungen Pretorianer für sie nicht mehr gab. Er war gegangen und nicht mehr zurückgekehrt, vielleicht sogar tot. Und wenn nicht, dann hatte er sie längst vergessen.
    „Vor etlichen Wochen dann wurde ich von den Urbanern aufgegriffen und landete im Carcer. Erst gestern haben sie mich laufen lassen und nun bin ich hier.“

  • Zitat

    Original von Apolonia


    Was war nur los? Apolonia verstand nicht was mit ihr geschah. In ihren Ohren rauschte es, ihr Herz hämmerte wie wild und sie hatte das Gefühl, dass es gleich zerspringen würde.
    Seine Stirn berührt mich, dachte sie bevor seine Worte nur noch aus weiter Ferne zu ihren Ohren drangen. Wie durch einen riesigen Wust aus Kissen abgedämpft, von dem jetzt langsam Kissen für Kissen abgetragen wurde und das was er sagte deutlicher zu hören war. Wenn keiner an dich denkt, ich tue es. Innerlich wiederholte sie den Satz. Dann hörte sie den letzten Teil zum schnellen Rhythmus ihres Herzschlages. Ich tue es - ich tue es - ich tue es.
    Dieser flüchtige zarte Kuss riss ihr fast den Boden unter den Füßen weg. Unwillkürlich schaute sie zu Boden. Als sie den Kopflangsam anhob konnte man das leuchten in ihren Augen sehen. Ein tiefer Seufzer von einem „Ja“, gefolgt, ein Kopfnicken um zu antworten. „Ja, heben wir beide sie auf und machen daraus gemeinsam den schönsten Krug der Welt.“
    Vorsichtig, fast als wenn sie Angst hätte, sie könne mit ihrem Berühren ein Traumbild zerstören, trat sie dich an ihn heran und schmiegte sich einfach nur an ihn.



    Antias hielt Apolonia schweigend in den Armen, atmete ihre Wärme durch jede Pore, fing ihren Herzschlag mit jeder Faser seines Körpers ein wie schwingende Saiten einer Lyra.


    Unzählige Bilder trieben durch seinen sturmgepeitschten Geist: Der erste zaghafte Austausch von Berührungen mit Aanet, der Tochter eines germanischen Rhenusfischers. Aanets Tränen unter den langen Weidenästen am Fluss, als er sich schließlich in sie vorgewagt hatte. Seine Bestürzung über ihren Schmerz und seine unbeschreibliche Erleichterung über ihr Lachen, das durch die Tränen geflackert war. Atemloses Ineinanderkrallen, elysische Ermattung. Das warme wissende Lächeln im jungen Gesicht seiner Mutter. Die bleichen erloschenen Züge Aanets. Tage ohne Licht, Nächte ohne Trost, Winter unter schwarzem Schnee. Das aufmunternde Winken seines Vaters am Lagertor, endlose Tage und Nächte des Wartens. Die erstickende tosende Leere, die sich aus dem Fluss erhoben hatte. Die dumpfe Trauer im alternden Gesicht seiner Mutter. Die undeutlich gewordenen Schemen von jungen Frauen zogen an ihm vorbei. Gleichgültiges Zucken schweißgetränkter Leiber. Die spitzen kehlige Schreie von Mägden und Sklavenmädchen unter ihm, die spitzen kehligen Schreie seiner Mutter aus dem Nebenraum. Weinnebel. Ekel. Leere. Die dunklen Male am Hals seiner Mutter, die zerschmetterten Kiefer unrasierter stinkender Legionäre. Wut. Hass. Leere. Der stetig wachsende Eispanzer in seiner Brust, Samen, Blut, Schleim. Das ersterbende qualvolle Lächeln im greisen Gesicht seiner Mutter. Verschwendete Jahre, verschwendetes Leben ….


    Doch bei jedem Atemzug, der sich von Apolonias Brust in seine übertrug verloren all die Bilder nach und nach ihre Bitterkeit und wurden durchdrungen von Wärme, die sich in den Schatten löste wie Waldhonig in saurem Wein. Mochten die Jahre auch für immer verschwendet sein, alles was geschehen war, hatte ihn dennoch hierher geführt.


    Still war es in ihm geworden und als sie beide dort eng umschlungen im Raum standen, hatten sie für ein paar Augenaufschläge den mahlenden Strudel der Zeit verlassen. Aber allmählich begann die Wirklichkeit, ihn zurückzufordern. Gesprächsfetzen von draußen wehten an sein Ohr, das dumpfe Poltern genagelter Militärstiefel drang vom Flur und der rückwärtigen Treppe her ins Zimmer. Die Urbaner kehrten von der Durchsuchung in's Atrium zurück. Seufzend und sacht löste sich Antias von Apolonia und grinste warm zu ihr hinunter.
    „Wenn du mir vielleicht sagen könntest, warum ich hier bin .. ich hab's vergessen.“


    Dann wurde er ernst, nahm ihren Kopf in beide Hände und sah sie eindringlich an.
    „Ich muss jetzt gehn', Apolonia. Aber ich werde trotzdem bei dir sein. Und nochmal: Was auch immer du tust, es ist ehrenhaft! Mach dir keine Gedanken darüber, ja?“


    Mühsam gefasst hauchte er ihr einen Kuss auf die Stirn, ging zur Tür, nahm Hasta und Scutum auf und trat in den Flur hinaus. Nach ein paar tiefen Atemzügen drehte er sich noch einmal zu Apolonia um, lächelte ihr zu und schloss dann die Tür.

  • Mit eingefroren Lächeln, wie zu Eis erstarrt stand Apolonia da und starrte auf die geschlossene Tür. War das eben Traum, ein wunderbarer Tagtraum oder war es Wirklichkeit? Wie in Nebel verhüllt, von dem sich immer wieder Fetzen lösten, blitzte kurz Bilder vor Apolonia auf. Der ungewohnte Lärm im Atrium brachte sie langsam zurück. Mit staksenden Schritten ging sie zu dem Stuhl an dem kleinen Tisch, wo ihre Haarbürste lag. Wie ferngesteuert ergriff sie diese und führte sie durch ihre Haare. Langsam bildete sich ein Wort auf ihren Lippen. An ti as „ Antias,“ sagte sie leise zum ersten Mal seinen Namen. Es war als ob sie ihn kosten wollte und dann wieder …„Antias“ und noch einmal und dann mit dem Bürsten im Gleichklang "…Antias....Antias …Antias“. Was für ein Name, was für ein Mann. Mitten in der Bewegung hielt sie inne, legte die Haarbürste weg. Ja ich weiß was ich hier mache ist nicht schlecht ich muss mich nicht schämen, antwortete sie ihm im Geiste. Schlecht war das aus der Vergangenheit. Die zahllosen Benutzung seit ich ein Kind war, von meinen ehemaligen Herren und ihren ganzen Familien, von den Soldaten. Die zahllosen Strafen
    für nichts, die immer so waren, dass mein Körper unversehrt blieb. Diese Hülle konnte man ja noch weiter nutzen, sie musste unbeschädigt bleiben, sie sollte bei einem Verkauf einen guten Preis erzielen. Wie oft habe ich deshalb meinen Körper gehasst und wollte ihn beschädigen, doch dann siegte mein praktisches Denken. Vielleicht ist er doch noch für etwas besseres gut. Wie hatte er mich eben noch genannt Gazelle? Ein Lächeln formten ihre Lippen langsam.
    Träumerisch schloss Apolonia ihre Augen. Antias was für ein Mann, ja ichwerde ihn zu finden wissen und wieder sehen.

  • Bevor ich irgend jemanden einlud dieses Lupanar, was in den höchsten Tönen gelobt wurde, zu besuchen, musste ich wenigstens einen kurzen Abstecher dahin machen und prüfen ob die Gerüchte der Wahrheit entsprachen. In Ermangelung ziviler Kleidung und aus Wohl fühl Gründen, hatte ich meine respektable Bekleidung ala alexandrinischen Flotte, mit ein paar persönlichen Akzenten an. Eine wollweiße, Knielange Tunika mit zwei Horizontalen schmalen purpurnen Streifen, die mich als centurio auswies. Mein cingulum Militare, Paenula im typischen Blau, anstatt der caligae, trug ich ein paar mit Fell gefütterte calsei. Lorica hamata, Cassis und feminalia hatte ich im Quartier gelassen. ich war hier nicht im Dienst und nicht auf Kriegszug.


    Der Schriftzug wäre mir beinahe entgangen. Milites der Urbaner bewaffnet hier? Das bedeutete nichts gutes oder waren sie auf einen kostenlosen Besuch aus? Das war hier in Rom sicher nicht so gefährlich, wie in Alexandria. Ein Problem sah ich deshalb nicht, das Lupanar zu betreten. Rein und umsehen was geboten wurde. Im vorderen Teil des Atrium's war es relativ ruhig und leer. Ein robuster, stämmiger Klatzkopf und eine zierliche junge Frau tummelte sich hier. Im hinteren Teil war man geschäftiger. Urbaner durchstöberten anscheinend die Räumlichkeiten, ihrer geschäftigen Lauferei nach zu urteilen. Was tun? Weiter gehen und nachsehen wo der Chef des ganzen hier war. In einer gemütlichen Ecke des Atrium's sah ich dann, den wahrscheinlichen Chef der Urbaner über einem Berg Schriftkram sitzen. Ihn bei deiner Arbeit anzusprechen vermied ich. Ärger wollte ich hier nicht haben. Ein Milites lief mir über den Weg. " He milites, wo finde ich den Chef des Lupanar's?" war meine Frage, laut und deutlich, für jeden verständlich.

  • „Seh ich aus wie ein Straßenschild?“ blaffte Hispo kurz angebunden. Zuerst ließ man ihn nicht in die Weibergemächer und dann wurde er auch noch schräg angequatscht.
    „Hispo!“ zischte Antias alarmiert als er zurück ins Atrium hastete. Offensichtlich war Kundschaft eingetroffen, für die Hispo sich nicht zuständig fühlte, zu recht. Antias legte seinem Kameraden besänftigend die Hand auf die Schulter und musterte den Fremden. „Entschuldige. Suchst du den Tribun?“

  • Der junge Mann war wohl nicht zum Zug gekommen? Im Lupanar sein und im Lupanar sein waren zwei verschiedene Dinge. " Ich hatte nach dem Inhaber des Lupanar's gefragt." erläuterte ich nochmals meine Frage. Stiller Teilhaber, dass wäre nicht abwegig. So gut wie das Lupanar eingerichtet war, liefen hier die Geschäfte ganz passabel und ich bin direkt in den Zahltag hinein geplatzt. Oder der Inhaber stellte sich quer und der Tribun nutzt heute die Gelegenheit ihm klar zu machen, wer hier das Sagen hatte. " Liegt was gegen den Laden hier vor?" Der zweite Urbaner war etwas höflicher, aber kopftechnisch nicht unbedingt besser dran. Eher schlechter. Der Part Zimmer durchsuchen war immer das i Tüpfelchen in Alexandria. Der hier stand auch unter Zugzwang. Hier schien verkehrte Welt zu herrschen. So was verspanntes konnte nur schlechte Laune haben. Verständlich in meinen Augen. Nach mehrwöchigem Aufenthalt an Bord eines Schiffes konnte ich das sehr gut nachvollziehen. Nach Ankunft in Ostia war dort für die nächsten 24 Stunden keine der Lupae mehr zu haben. Ein einträgliches Geschäft an diesem und den folgenden Tagen für Frau und Mann. Meine Spekulation auf Rom waren wohl ein Reinfall. Am Ende musste ich ein anderes Lupanar suchen. " Der Laden hier würde gut nach Alexandria passen." sinnierte ich, bei meinem ersten ausgiebigen Rundum-blick. Dort wäre ich zu 100 Prozent stiller Teilhaber.

  • Antias deutete Hispo mit einem mordenden Blick an, sich gefälligst abseits zu halten. Zwar konnte Hispo bekanntlich eine Senatorentoga nicht von einem Wandteppich unterscheiden, aber dass es sich hier um einen Marineoffizier handelte, hätte selbst dem triebhaften Riesen nicht entgehen dürfen. In respektvollem Ton wandte sich Antias wieder dem offenbar dienstfreien Offizier zu.


    „Wer die Geschäfte wirklich leitet, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Jene dunkle junge Frau dort trüben ist jedenfalls mit der Verwaltung betraut. Ich bezweifle, dass etwas gegen das Lupanar vorliegt, meines Wissens führen wir hier nur eine Routinekontrolle durch. Die Verwalterin oder Tribun Iulius Dives dort am Schreibtisch können dir da sicher weiterhelfen.“

  • Na prima, der Tribun ließ sich Zeit und gerade jetzt kam ein neuer recht vielversprechender Kunde.
    Wenn es nach Morrigan gegangen wäre, hätte sie die Urbaner jetzt mal geschmeidig vor die Tür gesetzt, aber leider leider leider ging das nicht. Also hieß es wohl nun das Beste aus der Situation zu machen.
    So ging sie also auf den neuen Kunden zu.
    „Salve. Mein Name ist Morrigan. Ich leite dieses Lupanar.“ sagte sie mit einem bezaubernden Lächeln. „Du musst entschuldigen, normalerweise herrscht hier nicht so ein Chaos.“ Sagte sie mit einem Blick auf die anwesenden Urbaner. „Aber sag mir, was kann ich gutes für dich tun?“
    Die Zimmer waren ja scheinbar wieder benutzbar, zumindest fanden sich jene, welche zur Durchsuchung abkommandiert waren nach und nach wieder im Atrium ein. Und Morrigan würde sich sicher nicht von einem dahergelaufenen Tribun das Geschäft vermiesen lassen.....

  • Die Auskunft des Miles war kaum verklungen, da mischte sich glatt die Verwalterin ein. „ Das dachte ich mir schon. Wäre nicht gut für das Geschäft. Und…“ Mir war aufgefallen, dass der Tribun über einem Stapel Unterlagen saß. „ Die Routinekontrollen in Alexandria sehen anders aus. Keine Unterlagen, nur eine zügige Kontrolle der Lupae durch die Milites und eine freundliche Geste des Hauses an den Centurio.“ stellte ich lächelnd fest. So besserte man seinen Verdienst auf und hielt die Truppe bei Laune. Das war wichtig. Alexandria war für römische Legionäre nicht ungefährlich. Ausgeglichene Leute waren weit weniger streitsüchtig. Das ersparte viel Ärger. „ Ich wollte mir einen Überblick verschaffen, wie es hier zu geht und was du zu bieten hast. Entspricht es meinen Erwartungen kommen wir ins Geschäft.“ Von der Ausstattung des Atrium’s ausgehend, war es vielversprechend. Sie war nicht minder sehenswert. Setzte sich das fort, stand der Besuch hier außer Frage. Nur nicht zu viel Optimismus, es konnte sich auch als Mogelpackung erweisen. „ Danke Miles. Ich würde euch raten die Zimmer noch mal richtig gründlich zu durchsuchen.“ Hoffentlich verstanden sie die Anspielung. Sie taten nichts, was ihnen nicht befohlen worden wäre. „ Nauarchus Decimus.“ Stellte ich mich Morrigan vor. „ Das Lupanar würde sich gut in Alexandria machen. Dort würde ich mir die Durchführung der Routinekontrollen nicht nehmen lassen.“



    Sim-Off:

    Post umgeschrieben :D

  • Erleichtert darüber, die Öffentlichkeitsarbeit vom Hals zu haben, schob Antias Hispo mit dem Scutum vor sich her zum Schreibtisch hinüber. Wie seine Kameraden vor ihm trat er schließlich stramm vor den Tribun und machte Meldung.
    „Tribun. Alle rückwärtigen Gemächer kontrolliert. Nichts verdächtiges. Keine Waffen, kein Geld, keine Dokumente, keine Kunden.“


    Dann trat er neben Hispo zurück ins Glied, das sich zum etwaigen Empfang neuer Befehle oder zum Abmarsch an der Wand formiert hatte.
    „Was ist egentlich los mit dir in letzter Zeit?“ knurrte Antias halblaut zu Hispo hinüber, ohne den Kopf zu drehen.
    „Pfff“ anwortete Hispo trotzig. „Und mit dir? Was war da hinten in den Zimmern?“
    Antias blickte stur geradeaus, genaugenommen noch sturer als stur.
    „Gar nichts.“
    Hispo schnaubte verächtlich.
    „Hör doch auf. Als du zurückgekommen bist, hast du ausgeschaut als hättest du deine Leber rausgekotzt.“


    Antias erwiderte nichts und beide verfielen in bockiges Schweigen. Einerseits wäre Antias am liebsten zu Granit erstarrt um dieses Lupanar nicht mehr verlassen zu müssen, andererseits brannte er geradezu darauf, zurück ins Freie zu kommen, zu marschieren, sich zu schinden und zu verausgaben um endlich seine Gedanken wieder sortiert zu bekommen. Der Tribun allerdings machte noch keine Anstalten, abrücken zu lassen. Er war im Gegenteil so penibel ins Studium der Dokumente vertieft, dass es den Anschein machte als wolle er sämtliche Aufstellungen und Berichte auswendig lernen.

  • Ja Morrigan hatte von solchen Kontrollen gehört. Bisher waren sie von derartigen Kontrollen verschont geblieben, wahrscheinlich weil es sich auch unter den Miles schon herumgesprochen hatte, dass hier durchaus auch die ein oder andere wichtige Persönlichkeit Roms anzutreffen war und wer wollte so jemanden schon sein vergnügen versauen.
    Sie hatte ja auch damit gerechnet, das ihre Lupas jetzt erst mal mit den Soldaten beschäftigt wäre und sie dem Tribun ne ganze Stange Geld in die Hand hätte drücken müssen, aber nichts der Gleichen geschah, der Tribun war wohl ein besserer Buchhalten und brütete förmlich über den Unterlagen. Naja ihr sollte es egal sein, denn die Unterlagen waren so in Ordnung wie sie nur eben sein konnten. Ja nichts geht über den ach so berühmten Amtsschimmel...
    Aber genug davon, hier galt es nun einen Neukunden zu umwerben, der schon aufgrund seiner Aufmachen Geld versprach.
    Einen Überblick wollte er sich also verschaffen, dass konnte er haben. Noch bevor Morrigan aber irgendetwas sagen konnte, nannte er seinen Namen, was Borkan dazu veranlasste scharf Luft einzuziehen und er ließ auch noch fast sein Tablett fallen.
    Dies brachtet ihn einen tadelnden Blick von Morrigan ein. Natürlich hatte er ihr erzählt was er im Purpurgarten erlebt hatte. Natürlich hatte Borkan den Mann erkannt. Aber anzunehmen, das die beiden hier sich kannten oder gar verwandt waren? Nein das war zu vermessen. Decimer gab es wie Sand am Meer.
    Morrigan wand sich nun also dem Decimer zu und bat ihn freundlich ihr zu folgen, damit er sich ein Bild von den Zimmern und auch von den Frauen und Männern hier im Lupanar machen konnte.


    Auch er würde sehen, wie sauber es hier war, nichts von dem Schmutz und dem Gestank welcher sonst in einem Lupanar herrschte. Die geschmackvolle Einrichtung, wie alles mit viel Liebe zum Detail ausstaffiert war.


    Auch die „Angestellten“ des Lupanar würde er sehen und sich davon überzeugen können, das hier nichts billig oder aufdringlich wirkte und das wirklich für jeden Geschmack etwas dabei war.
    „Nun Nauarchus Decimus, die Räumlichkeiten, die Männer und Frauen hast du gesehen, was kann ich dir noch zeigen...“ Morrigan lächelte verführerisch. „... damit wir ins Geschäft kommen?“

  • Langsam kehrten Apolonias Gedanken in das Alltagsgeschehen zurück. Die Schritte draußen waren verklungen aber waren nicht noch Stimmen zu hören. Apolonia legte die Haarbürste beiseite und erhob sich langsam. Lauschend blieb sie stehen. War das nicht? Ja, das war seine Stimme oder? Sie öffnete die Türe damit sie besser hören konnte. Ja das war eindeutig Antias
    Stimme. Er ist noch im Haus jubilierte es in Apolonia. Ich muss ihn sehen noch einen Blick auf ihn werfen. Seine Anwesenheit genießen. Alles was sie vorher zurück in ihr Zimmer getrieben hatte, vergessend über Bord werfend ging sie rasch ins Atrium.
    Da stand er, in voller Größe und in voller Pracht. Sie wollte sich zu Morrigan gesellen, doch die war mit einem anderen Offizier beschäftig. Der schien ein Kunde zu sein. Das war jetzt jedoch für sie zweitrangig. Sie positionierte sich so, dass sie sowohl den Tribun wie auch Antias im sehen konnte. Mit einem scheuen Lächeln blickte sie zu ihm hinüber.

  • Oh verdammt! Verdammt! Da war Apolonia! Das machte alles auf eine widersinnig wunderbare Art noch viel schwerer. Antias schluckte ein paarmal vernehmbar an dem faustgroßen Stein, der ihm die Kehle zu blockieren schien, stützte sich mit verkrampften Fingern auf die Hasta und versuchte so verzweifelt wie vergeblich, seine Atemzüge flach zu halten. Vorsichtig und fast unmerklich erwiderte er ihr Lächeln. Und wieder sah er hervorleuchten, was vielleicht nur er an ihr wahrnehmen konnte. Verdammt!


    Er wusste, wer sie war. Er wusste, was sie war – und es war gut. Alles war gut. Alles war richtig so lange es richtig für Apolonia war. Sein Lächeln wurde noch etwas wärmer. Er entspannte sich zusehends und verlor offensichtlich gerade dadurch seine mühsam aufrechterhaltene Tarnung, denn neben ihm pfiff Hispo leise durch die Zähne und murmelte ein mitfühlendes: „Oooh Scheiße.“


    Antias hätte es nicht besser auf den Punkt bringen können. Wie blödsinnig grotesk das alles war. Die erstarrten Tirones an der Wand aufgereiht wie Mastenten am Bratspieß, der reglose Tribun offenen Auges lesend scheinbar dem Wachschlaf verfallen, Morrigan mit dem Offizier vertraulich ins Gespräch vertieft, sicherlich ihre Ware auf's wärmste anpreisend, darunter Apolonia. Apolonia, die scheu lächelnd dort drüben stand und der einzig wirklich freie Mensch im Raum zu sein schien. Ihr gegenüber Antias, der abwechselnd ein- und auszuatmen vergaß und inständig hoffte, Morrigan würde dem interessierten Nauarchus nicht hier und jetzt und vor seinen Augen Apolonia zur Probe anbieten. Es war ihr Leben und er respektierte restlos alles daran, aber Götter, nicht hier, nicht jetzt, nicht vor seinen Augen!


    „Jau, Scheiße.“ bestätigte er leise. „Allerdings.“

  • Die Führung durch die Verwalterin war aufschlussreich. Kein verkommenes Drecksloch. Hier ließ es sich aushalten. Nur vereinzelt in Thermen mit abgetrennten Bereichen konnte man mit ähnlichem rechnen. Hier gab es mehr Auswahl, gepflegter, sauberer. Das Lupanar war eine gute Adresse. „ Wir sind im Geschäft. Eine cena für 5 Männer des Exercitus. Vom Milites bis Centurio. Übermorgen? Ich werde für alles aufkommen.“

  • Zusammen kamen sie zurück ins Atrium, Morrigans Blick fiel auf Apolonia... ach du... Noch einmal betrachtet sie ihre Freundin... oh bei den Göttern... später ja später würde sie sich Zeit für sie nehmen.


    Aber erst mal musste sie das Geschäft hier unter Dach und fach bringen. Was wollte er .. ach ja, eine Cena für 5 Männer, dass sollte kein Problem sein. Sie würde alles vorbereiten.
    „Es wird alles so vorbereitet sein, wie du es wünscht, Nauarchus Decimus“ Ja das war nun wirklich kein Problem... gut Apolonia plante sie im Geiste schon mal raus, so wie die schaute würde die wohl erst mal... Morrigan lächelte und verabschiedete den Demicier.
    Sie ging zu ihrer Freundin. „Ich glaube es ist besser, du ziehst dich zurück, der dort... „Morrigan deutet auf den Trio. „.. verliert sonst die Fassung. Und nachher erzählst du mir was passiert ist.“ Ein warmes Lächeln und ein freundliches Streicheln über die Wange folgte. „Und nun geh.“
    Nun fiel Ihr Blick auf den Tribun, der hier scheinbar Wurzeln schlagen wollte. Sie hatte ja wirklich viel Verständnis, aber so langsam wurde es ihr zu bunt. Denn so langsam wurde dieser Belagerungszustand hier geschäftsschädigend und wenn es ums Geschäft ging, ja da kannte sie weder Freund noch Feind.
    So ging sie also in den hinteren teil des Atriums und baute sich vor dem Tribun auf.
    „Tribun Iulius Dives ist irgendetwas nicht in Ordnung? Fehlen Unterlagen? Kann ich dir irgendwelche Fragen beantworten? Ich würde nämlich so ganz gern wieder zum Tagesgeschäft übergehen:“ Sagte sie zuckersüß, doch wer sie kannte wusste, dass das nur aufgesetzt und Fassade war.

  • Unwillkürlich zuckte Apolonia zusammen als Morrigan plötzlich neben ihr stand. Verlegen grinste sie diese an, ja Morrigan hatte wie meistens sofort durchschaut was da lief. So lächelte Apolina noch einmal in Richtung Antias, hob ein klein wenig ihre Hand, so als ob sie ihm zuwinken wollte, nickte Morrigan zu und ging, wenn auch mit Widerwillen, zurück in ihr Zimmer.

  • Antias sog erleichtert die Luft ein und stieß sie bekümmert wieder aus. Da ging sie hin. Düster und kalt wurde es im Atrium. Der Sommer wich, die Herbststürme fegten das Laub aus den Eichen und schließlich erstarrte alles im eisigen Winterfrost.


    Wach auf, Idiot! Sie ist nicht fort. Sie ist in ihrem Zimmer und es geht ihr gut. Sie hat Morrigan, sie hat ihre kleine Welt und es geht ihr gut! Du siehst sie wieder. Du lässt sie nicht zurück, du trägst sie bei dir, also sei verdammt nochmal dankbar dafür und nimm deine Kraft zusammen für die Tage, an denen sie dich braucht. Du wirst sie wiedersehen, kapiert? Und hör auf, wie ein Schwachsinniger auf den leeren Türrahmen zu starren!


    Antias begann sich zu sammeln und sein Geist kehrte allmählich in den strammstehenden Tiro zurück, der inmitten seines Contuberniums die östliche Wand eines Lupanars bewachte. Sein Blick fiel besorgt auf den katatonischen Tribun, der Morrigans Fragen anscheinend gar nicht wahrgenommen hatte. Lebt der überhaupt noch? Vielleicht sollte mal irgendjemand rüber gehen und ihm den Puls fühlen.

  • Zitat

    Original von Dracon
    „Ich bin Geschäftspartner, sorge hier für Ruhe und Ordnung und beschütze die Damen des Hauses.“
    Ein Stapel Papyri und Tabulae wechselte den Besitzer. Ein Wink von Morrigan, Dracon setze sich zu ihr in Bewegung.


    Er gab an, gar ein Geschäftspartner zu sein, was in den Ohren des Iuliers in der Tat eine interessante Selbstbezeichnung für jemanden war, der offenbar erst die Erlaubnis respektive den Befehl der Verwalterin Morry-Gänn benötigte, um der tribunischen Bitte des Abstand Wahrens nachzukommen. Ja, damit wirkte er doch vielmehr wie ein Angestellter und Untergebener dieser Frau, was im Umkehrschluss vermutlich auch erklärte, weshalb er sich selbst als geschäftlicher Partner sah. Wer wollte im Normalfall schon der offen Untergebene einer Frau sein?


    Zitat

    Original von Morrigan
    Ungeachtete der Worte des Tribun wurden Wein, Wasser und ein paar Kleinigkeiten gebracht und leise auf dem Tisch abgestellt.


    Die kleine Sklavin brachte nun auch die gewünschten Unterlagen. Morrigan überreichte sie dem Iulier.
    „Hier die Unterlagen. Bedien dich oder auch nicht. Wir werden uns zurückziehen um dich deine Arbeit machen zu lassen. Sollte es Fragen geben, so stehe ich gern zur Verfügung um eben jene zu beantworten. Wenn du also sons nichts weiter möchtest...“ sagte Morrigan immer noch freundlich.
    Sie hatte nichts zu verbergen, nichts was man in den Unterlagen oder hier im Lupanar finden konnte. Deswegen sah sie dieser Überprüfung auch gelassen entgegen. Sie gab Dracon einen Wink, und falls dieser ihn verstehen würde, würden beide nun in den vorderen teil des Atriums gehen, wenn der Tribun nichts mehr von ihnen wollte.


    Kurz darauf dann erreichte Dives ein kulinarischer Gruß, den der Tribun nach wie vor links liegen ließ. Das mochten die Mitarbeiter dieses Etablissements genauso wie die anwesenden Urbaniciani verstehen oder auch nicht verstehen. Dem Iulier war das egal. Er würde seine Position hier sicherlich nicht ausnutzen, war ihm das verwandschaftliche Band zwischen dem hiesigen Eigentümer und seiner Frau doch durchaus bekannt, wie er auch ganz allgemein wenig davon hielt, sich so stumpf und offenkundig für jedermann irgendwelche kurzfristigen Vorteile zu verschaffen, die ihm zu einem späteren Zeitpunkt durchaus noch zu erheblichem Nachteil gereichen könnten. Stattdessen vergrub er sich kurz darauf sodann in die dargereichten Akten und Unterlagen, die er mit einem dankbaren Nicken entgegennahm.
    Den ersten Kontrollpunkt bildeten die Ein- und Ausgaben des Lupuanars. Letztere schienen mit rund 191 Sesterzen durchaus im Bereich des Normalen zu liegen. Nichts deutete auf die Organisation von Glücksspiel oder den hauptbetrieblichen Verkauf von Speis und Trank hin, was beides schließlich gewisse zusätzliche Aufwendungen bedeutet hätte. Die Einnahmen auf der anderen Seite jedoch hätten bei einem Bordell dieser Größenordnung im Schnitt bei etwa 250 Sesterzen liegen sollen. Tatsächlich lagen sie allerdings bei knapp drei Aurei. Dives wurde ein wenig misstrauisch und warf einen genaueren Blick in die Unterlagen. Jedoch stellte sich heraus, dass lediglich höhere Dienstleistungspreise in diesem durchaus erkenntlich auch gehobenen Bordell für die höheren Einnahmen und den entsprechend auch höheren Gewinn verantwortlich waren. Es ließen sich keine Zusatzeinnahmen durch Waffen- oder Menschenhandel nachweisen.


    So kam der Tribun folglich zu den Unterlagen der Mitarbeiter und Angestellten dieses Etablissements. Er las, dass eine Morrigan diesen Laden hier verwaltete - und keine Morry-Gänn. Ferner stolperte er über Apolonia, Borkan, Dedina, Greta und Ines. Es ließ sich selbstredend nicht sofort zuordnen, wer hier eventuell wer war. Stand dort Greta in der Tür oder Ines? Welche der Damen war Apolonia? War dieser selbsternannte 'Geschäftspartner' Borkan? - Doch letztlich wen interessierte das auch? Viel wichtiger war sowieso die Frage: Woher kamen all diese Personen? Beim ersten Durchblick durch die Akten waren dem Iulier keinerlei Sklavenkäufe in dieser Größenordnung aufgefallen. Stattdessen schien es Löhne zu geben, was zusammen mit diesen Namen eindeutig auf Freigelassene oder Peregrini schließen ließ. Doch wie und womit hatte der Besitzer all diese Leute anwerben und für sich verpflichten können bei seinem Lupuaner dieser Größe? Konnte es sich folglich eventuell auch um entwendete Sklaven handeln, denen die Freiheit und ein gewisser Lohn gegeben wurde dafür, dass sie hier arbeiteten? Vielleicht sollte man in den Unterlagen der Stadtkohorten mal nach Anzeigen gegen Unbekannt wegen Sklavenraubs suchen...


    Zitat

    Original von Titus Germanicus Antias
    Erleichtert darüber, die Öffentlichkeitsarbeit vom Hals zu haben, schob Antias Hispo mit dem Scutum vor sich her zum Schreibtisch hinüber. Wie seine Kameraden vor ihm trat er schließlich stramm vor den Tribun und machte Meldung.
    „Tribun. Alle rückwärtigen Gemächer kontrolliert. Nichts verdächtiges. Keine Waffen, kein Geld, keine Dokumente, keine Kunden.“
    Dann trat er neben Hispo zurück ins Glied, das sich zum etwaigen Empfang neuer Befehle oder zum Abmarsch an der Wand formiert hatte.


    Der Tribun sah auf, als einer seiner Soldaten ihm Meldung machte. Es war wohl auch anhand der Unterlagen zu erwarten gewesen, dass man auf den ersten und zweiten Blick nichts Verdächtiges hier würde finden können. Doch was war mit dem dritten Blick? Könnte ein solcher hinter eine eventuelle Fassade sehen?
    "Sehr schön... ähm?!?", ließ der Angesprochene seinen Untergebenen wissen und drehte seine rechte Hand so, dass die Handfläche nach oben zeigte. Dabei wollte er selbstredend nur im übertragenen Sinne etwas in die Hände gelegt bekommen - nämlich den Rang und Namen des Meldung machenden Urbaners, bei dem es sich wohl folglich sehr wahrscheinlich noch um einen der Tirones handelte.


    Zitat

    Original von Morrigan
    Nun fiel Ihr Blick auf den Tribun, der hier scheinbar Wurzeln schlagen wollte. Sie hatte ja wirklich viel Verständnis, aber so langsam wurde es ihr zu bunt. Denn so langsam wurde dieser Belagerungszustand hier geschäftsschädigend und wenn es ums Geschäft ging, ja da kannte sie weder Freund noch Feind.
    So ging sie also in den hinteren teil des Atriums und baute sich vor dem Tribun auf.
    „Tribun Iulius Dives ist irgendetwas nicht in Ordnung? Fehlen Unterlagen? Kann ich dir irgendwelche Fragen beantworten? Ich würde nämlich so ganz gern wieder zum Tagesgeschäft übergehen:“ Sagte sie zuckersüß, doch wer sie kannte wusste, dass das nur aufgesetzt und Fassade war.


    "Natürlich würdest du das. Wer würde das nicht?", antwortete der Iulier der Dame kryptisch und lächelte schmal. Er konnte der Frau selbstredend kein Wort erzählen von seinen vorherigen Gedanken - nicht bevor er entsprechende Nachforschungen außerhalb dieses Bordells angestellt hätte. Entweder schließlich würde er diese Morrigan nur unnötig warnen, wo man sie besser in Sicherheit wiegte, oder aber er würde sich mit seiner Vermutung selbst zur Lachnummer machen, sollte sich herausstellen, dass er hier nur unbegründet übermäßig misstrauisch war. Beides stünde ihm kaum gut zu Gesicht, sodass er sich letztlich von seinem Platz erhob.
    "Scheint so, als wäre hier alles in Ordnung.", erklärte er und ließ seinen Blick noch ein letztes Mal kurz von ilnks nach rechts und von rechts nach links schweifen. Dann fokussierte er erneut diese Morrigan. "Haltet euch weiterhin stets an Recht und Gesetz und auch der nächste Kontrollbesuch wird niemandem irgendwelche Probleme bereiten.", gab er ihr noch mit auf den Weg, bevor er das Contubernium Soldaten im Innern antreten und gefolgt von ihm selbst wieder nach draußen abmarschieren ließ...

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Lauschend lehnte Apolonia gegen die Türe ihres Zimmers. Da war da nicht was zu hören? Fußgetrappel? Richtig Schritte, Tritte im Gleichmarsch die sich entfernten.
    Hastig riss Apolonia die Türe auf un rannte an die verdutzt dreinblickende Ines vorbei in Richtung Ausgang. Streifte mit einem kurzen Blick Morrigan die gerade die Unterlagen aufeinander stapelte. Sie erhaschte noch ein Blick auf das gerade um die Ecke, der schmalen Gasse verschwindende Contubernium Soldaten mit ihrem Tribun. Noch ein Seufzer und letzter sehnsuchtvoller Blick von ihrer Seite, bevor sie sich umdrehte und nachdenklich zurück ins Atrium ging.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!