Die letzten 160 Meilen bis Rom

  • Einigermaßen fasziniert und erstaunt verfolgte Cornelius Palma das kleine Kunststück mit dem Ledertornister, bevor er sich wieder auf seine Rolle als Senator, siegreicher Feldherr und kommender Kaiser besann. Weitere Befehle wurden gegeben und auch das angeforderte Pferd stand inzwischen tatsächlich bereit.


    "Selbstverständlich! Wir werden einen Wagen beschaffen. Gabinius Dasius, einer meiner Tribune, wird dir behilflich sein."


    Der genannte Offizier war auch schon von seinem Pferd gestiegen und gab nun seinerseits dem Soldaten, der das Pferd für Iunia Axilla gebracht hatte, Anweisungen. Zwei andere Soldaten aus der Leibwache von Cornelius Palma holten derweil das Gepäck herbei. Nun wartete alles darauf, dass Iunia Axilla dann auch tatsächlich das Pferd bestieg, damit es weiter in Richtung Rom gehen konnte. Cornelius Palma ließ derweil einen der Unteroffiziere der Reiterei zu sich kommen und fragte nach, ob Gehöfte in der Nähe gesehen worden waren und wie weit es bis zur nächsten Stadt war, wo man eventuell einen Wagenbeschaffen konnte. Dieselbe Frage ging auch an einen der Offiziere der Flotte, die mit ihm ritten, und der sich hier in der Gegend vielleicht besser auskannte.

  • Ein Pferd wurde herbeigeschafft, ebenso ihr Beutel und das Fell. Axilla raffte die Tunika bis zu Knie und ging dicht an das Tier heran. Vermutlich wäre es klüger gewesen, erst die Schuhe anzuziehen, aber an die dachte Axilla nicht einmal so recht. Ihre Gedanken waren vielmehr gefangen in der Überzeugung des eigenen Versagens, und noch ein wenig bei dem Decimer und seinem Hilfsangebot, wie sie es auffassen sollte. Sie war sich da alles andere als sicher, und ein Teil von ihr war durchaus so neugierig, um auch ohne konkretes Anliegen am Abend vielleicht bei ihm vorbeizusehen, wenn sich die Gelegenheit ergab. Natürlich vor dem Zelt und nicht im Zelt, um jedwedem Gerede vorzubeugen. (Was ihren Verstand aber ebenso zu der Frage trieb, wo sie denn wohl würde schlafen sollen unter all diesen vielen Männern. Vermutlich einsamen Männern...)
    Ein Legionär kam und stellte sich neben sie, machte seine Hände zur Räuberleiter. Axilla stützte ihr Knie in seine Hände und griff nach Mähne und Zügel. Mit einem Ruck und etwas Schwung durch den Legionär saß sie dann auch schon im Sattel, schob ihre Tunika wieder so weit zum Knie, wie es mit etwas hin und herrutschen eben ging und ihr noch einen einigermaßen bequemen Sitz ermöglichte. Besonders tief war es wohl dennoch nicht. Nichts für sittsame Damen, soviel stand fest.
    Ihr Beutel wurde ihr ebenfalls angereicht, so dass sie ihn hinter sich aufs Pferd legen konnte. Mit ein bisschen Zurren und der Mithilfe des Legionärs war er dann wohl auch recht schnell an die Hörner des Sattels gebunden. Schließlich ließ sich Axilla noch das Bärenfell angeben, welches sie sich um die Schultern zu drappieren versuchte. Sie musste es festhalten und mit einer Hand zuhalten, damit es den Wind etwas abhielt. So halb ging sie in dem ganzen Fellwust dabei dennoch unter. Aber wenigstens bedeckte es sie ein wenig und war wärmer als nur die bloße Untertunika. Und sie würden ohnehin nicht schneller als Schrittgeschwindigkeit reiten, so dass sie ihre Hände nicht wirklich zum Reiten brauchen würde. Im Grunde genommen durfte sie nur nicht vom Pferd kippen.
    Mit ein wenig Zupfen und Zerren war sie dann auch so weit, den Weg in Palmas Heer fortzusetzen.

  • Cornelius Palma verfolgte die Vorbereitungen für den Weitermarsch schweigend und ohne sich weiter einzumischen. Als alles erledigt schien, schwang er sich auch wieder auf sein Pferd, gab ein Zeichen und wenig später setzte sich der Zug wieder in Bewegung. Während um sie herum die Reiter der Legionsreiterei als Kundschafter und Melder eilig vorbei ritten, ging es bei Cornelius Palma und seinen Offizieren im üblichen Marschtempo der Infanterie voran, was den Männern Gelegenheit für weitere Gespräche mit Iunia Axilla gab. Neugierige Fragen gab es schließlich viele, aber man war höflich genug, die Frau nicht völlig zu belagern, zumal diese in ihrem Fellmantel nicht weniger mythisch wirkte als zuvor in ihrem weißen Gewand. Da ließen die Offiziere gerne ihrem Feldherrn den Vortritt, der als mutmaßlicher zukünftiger Pontifex Maximus wohl noch am wenigsten Angst vor bösen Geistern haben musste.


    "Wie kommt es, dass wir ausgerechnet hier auf dich getroffen sind? Hast du Rom vor der Belagerung verlassen und hier in der Nähe auf einem Landgut Unterkunft finden können?"

  • Eine Villa Rustica lag in der Nähe, das wusste der Offizier der Flotte. Sie gehörte einem gut situierten Römer. Durchaus möglich, dass sich dort ein Reisewagen auftreiben ließ. Er ritt mit zwei Leuten los. Vor Sonnenuntergang waren sie sie zurück. Ein Reisewagen gut ausgepolstert. Schließlich wussten sie, dass er für diese Frau sein sollte, die sie heute aufgesammelt hatten. Warum der Senator sie unbedingt bei sich haben wollte, wusste keiner so genau. Als Ablenkung und Unterhaltung, sie waren lange unterwegs. Die Gedanken waren vielfältig und endeten alle beim gleichen. Mit dem Wagen brachten sie drei Amphoren besten Landwein mit. Er war die freundliche Zugabe des Besitzers der Villa. Das ersparte ihm das herumschnüffeln der Legionäre und eventuell einhergehende Verluste. Bevor der Wagen beim zuständigen Tribun Gabinius Dasius abgeliefert wurde, befreite man den Wagen von seiner Fracht. Die Amphoren wurden auf einen Wagen im Tross der Flotte umgeladen.

  • Titus bekam einfach keinen Blick nach vorne. Er ärgerte sich maßlos, doch auch alle Flüche und Schubser nutzten nichts, denn der Rest ging einfach nicht zur Seite. Demnach musste sich da vorne gerade etwas interessantes abspielen.


    "Verdammt noch mal, sagt schon. Was ist da vorne los?"


    "Schnauze da Hinten. Der neue Kaiser hat gerade ein neues Spielzeug für die lange Reise gefunden."


    Es setzte allgemeines Gelächter ein, aber nur so laut, dass sie keine Problem mit den Vorgesetzten bekamen. Ein weiterer fügte hinzu:


    "Das ist aber auch ein Prachtweib. Wieso kommt die nicht einfach mit zu uns ins Contubernium."


    Titus lachte auf und rief nach vorne:


    "Ach Flaccus, was willst du mit einem Weib in deinem Zelt? Du kriegst ja doch keinen hoch."


    Wieder setzte allgemeines Gelächter ein. Im Allgemeinen war die Stimmung wieder ziemlich gelöst, nachdem sie die Schlacht überstanden hatten und bis sie Rom erreichten war es noch ein wenig hin. Das Wetter war ebenfalls wunderbar und somit auch das Marschieren keine echte Qual. Es dauerte aber nicht lange, da versetzte Flaccus natürlich eine giftige Antwort:


    "Schnauze Flavus, sonst rappelts."


    Allem Anschein nach war die Iunierin eine willkommene Abwechslung für die Soldaten, welche im Normalfall nur unter sich waren. Von daher verwunderte auch nicht der Ausspruch von Bibulus:


    "Verdammt, ich werde allein schon wegen der Weiber Offizier."


    Wieder setzte Gelächter ein und man wartete heiter, bis es weiter ging.....

  • So gut es ging, kuschelte sich Axilla in ihr Fell und überließ es dem Pferd, die Richtung und Geschwindigkeit zu finden. In der Kolonne war es ohnehin nichts spektakuläres, das Pferd folgte einfach der Herde in langsamen Trott.
    Es war ein wenig seltsam. Axilla hatte nie ein Problem gehabt mit Blicken, die Männer ihr zuwarfen. Sie taten es oft und gern. Axilla wusste,dass sie nicht häßlich war. Und sie zeigte ja auch durchaus gerne etwas von ihrer Figur, wickelte Männer hier und da mal um den Finger, flirtete ausgesprochen gern. Aber im Moment empfand sie die Blicke, das Lachen, das Getuschel als bedrohlich, es bedrückte sie irgendwie, und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als einfach nur zuhause zu sein bei ihren Kindern und ihrem Mann, ganz sittsam eingepackt in jede Menge warmen Stoff.
    Der Schlamm an ihren Füßen begann, zu trocknen (oder zu gefrieren), und ihre Haut spannte sich leicht. Sie hätte sich wirklich ein paar schöne, hohe Schuhe anziehen sollen. Allerdings war es eine sakrale Handlung gewesen, die sie vollzogen hatte, da hatte man barfuß zu sein. Axilla hatte soviel göttlichen Beistand brauchen können, wie nur möglich. Auch wenn sie letzten Endes doch gescheitert war.


    Die Frage des Kaisers riss sie da ein wenig aus ihren doch recht trübsinnigen Gedanken. “Bei Ausbruch des Krieges, kurz nach der Machtergreifung von Vescularius, hat mein Mann dafür Sorge getragen, dass meine Söhne und ich in Ostia eine Unterkunft fanden. Und mit uns das Testament von Valerianus sicher verwahrt außerhalb der Stadt und des Einflussbereiches des Usurpators war.“ Gut, von letzterem wusste Imperiosus genau genommen nichts. Letzteres war Axillas alleinige Entscheidung gewesen. Aber diese kleine Ungenauigkeit tat ihr nicht weh und half vielleicht doch letzten Endes ihrem Mann. “Als Rom dann schließlich belagert wurde, ließ ich meine Kinder in vertrauenswürdigen Händen und habe mich aufgemacht, um dich zu suchen. Ich wusste nicht, dass du diese Straße entlangkommen würdest, bis dein Heer am Horizont erschien.“ Axilla ließ Malachi in ihrer Erzählung aus. Und die Pferde. Dass sie nicht die hundert Meilen gelaufen war,konnte Palma sich sicher denken. Und Axilla wollte den Gladiator, der sie so beschützt hatte, nicht ohne Not in Gefahr bringen. Er hatte mehr als eine Stunde Vorsprung, er würde lange vor ihnen Ostia erreichen. Und solange Palma nicht nachfragte,musste sie an diesem Zustand nichts ändern.
    Axilla sah zu dem Cornelier hinüber, in ihrem Blick war kein Stolz auf das, was sie getan hatte, aber auch keine Scham. “Du wirst sicher verstehen, dass eine Mutter stets alles für das Wohl ihrer Kinder zu tun bereit ist. Dich zu finden war das mindeste, was ich für sie tun kann.“


    Eigentlich wäre es wohl schicklicher gewesen, jetzt wieder zu schweigen und dem Kaiser weitere Nachfragen so zu ermöglichen, oder zumindest den Verlauf des Gespräches zu bestimmen. Aber andererseits saß Axilla hier in ein Fell gehüllt und barfuß auf einem Pferd. Was war da schon Schicklichkeit?
    “Über deinen Sieg habe ich nur Gerüchte gehört. Wie kommt es, dass die Classis an deiner Seite marschiert? War sie nicht ausgezogen, um dich zu bekämpfen?“ Wenn man schon einmal im Gespräch war, konnte Axilla auch ihre Neugierde stillen. Letztendlich war sie das Kind eines Soldaten, die Schlacht interessierte sie wirklich. Undob es eine gegeben hatte. “Ein vorbeiziehender Händler meinte, du hättest Dämonen beschworen, um zu siegen. Deine Armee scheint mir doch sehr irdischen Ursprungs zu sein, dennoch lassen auch solche Gerüchte schon auf einen interessanten Sieg schließen.“

  • Cornelius Palma und auch die ihn begleitenden Offiziere hörten interessiert zu, was Iunia Axilla zu erzählen hatte. Alle Rätsel löste es noch nicht oder warf zumindest ebenso viele wieder auf, wie beantwortet wurden. Zwar wusste Cornelius Palma nun, dass das Treffen kein zufälliges gewesen war und wann Iunia Axilla Rom as welchem Grund verlassen hatte, aber warum genau sie ihn überhaupt hier gesucht hatte und ob mit ihren Kindern, die sie nun wiederholt erwähnte, irgendetwas besonderes war, das wusste er immer noch nicht. Also fragte er nach.


    "Drohte deinen Kindern unter Vescularius Salinator denn eine besondere Gefahr, vor denen du sie schützen wolltest? Oder droht ihnen jetzt noch eine, die es abzuwenden gilt, indem du mich triffst?"


    Gleichzeitig wäre es unhöflich gewesen, ihre Fragen einfach zu übergehen, zumal es wohl eine gute Gelegenheit war, an seinem eigenen Image als Feldherr zu feilen. So ging Cornelius Palma auch auf diese Punkte ein.


    "Ja, die Classis war in der Tat ausgezogen, uns zu stellen, aber Octavius Dragonum ist ein kluger Kommandeur, der rasch erkannt hat, das römisches Blut nicht sinnlos im Kampf untereinander vergossen werden sollte. Dämonen waren dazu nicht notwendig, wohl aber eine andere glückliche Fügung, durch die recht unerwartet eine starke etruskische Streitmacht zu uns gestoßen ist."

  • Kurz huschte ein sehr gequältes Lächeln über Axillas Züge. Drohte ihren Kindern von Salinator eine Gefahr? Vermutlich nicht, aber wer konnte das so genau sagen? Es gab sehr viele Menschen in ihrem Umfeld, die wegen Salinator gestorben waren.
    “Meine Cousine hat vor Jahren versucht, gegen einen seiner Günstlinge Klage einzureichen. Die Klage wurde durch Vescularius, der damals noch Praefectus Urbi war, abgeschmettert, und meine Cousine kurze Zeit später tot auf der Treppe zum Tempel der Tyche in Alexandria gefunden. Mein erster Mann war Caius Aelius Archias, der wie sein Vetter Aelius Quarto ein erklärter Gegner von Vescularius war. Er war der lebenslustigste Mann, den ich je kannte, und dennoch stürzte er sich angeblich vom tarpejischen Felsen, und Vescularius beschlagnahmte sein gesamtes Vermögen – mein Erbe – wegen einer angeblichen Beleidigung gegen seine Person, von der aber wohl sonst niemand jemals etwas mitbekommen hatte. Geschweige denn, dass es dazu ein Verfahren gegeben hätte.“ Und als ich hingegangen bin, um das Erbe zu erbetteln, hat er mich vergewaltigt... Axilla blickte nach unten auf den Hals des Pferdes, ließ sich von dem ruhigen Gang kurz durchschaukeln und atmete durch.
    “Mein Mann ist Klient von Vescularius. In seiner Position am Kaiserhof war das auch sicherer. Niemand stieg in den Senat oder in der Kanzlei auf, ohne sich in der einen oder anderen Weise an ihn zu binden.“
    Axilla blickte wieder zu Palma hinüber, blickte ihm fest in die Augen. “Also sag mir, Cornelius, droht meinen Kindern eine Gefahr von dir? Sie sind Kinder eines Klienten von Vescularius, eines hohen Beamten seines Reiches. Und sie lieben ihren Vater.“

  • Cornelius Palma hörte weiter aufmerksam zu und veruchte weiter zu ergründen, was die Frau antrieb, die ihn hier aufgesucht hatte. Er vertand ihre Motivation noch immer nicht ganz und das machte ihn gleichermaßen neugierig wie vorsichtig. Auch wenn es mit ihrem voluminösen Fellmantel etwas schwer zu schätzen war, schätzte er sie auf Mitte 20 oder höchsten Ende 20 und ihre Kinder dementsprechend auf kaum 10 Jahre. In seinen Augen damit definitiv zu jung, um sie als ernsthafte Gefahr betrachten zu können. Selbst wenn sie aus Liebe zu ihrem Vater seine größten Gegner sein sollten, wäre es wohl kaum zu spät, sie noch vom Gegenteil zu überzeugen. Dementsprechend schüttelte er auf die Frage von Iunia Axilla den Kopf.


    "Von mir droht ihnen keine Gefahr. Du hast mir nicht einmal ihre Namen gesagt und ich wüsste weder, warum ich sie suchen sollte, noch wo ich sie finden könnte. Aber ich hoffe doch sehr, dass du sie mir eines Tages vorstellen wirst, denn wie ich schon sagte wird Rom auf sie kaum verzichten können, wenn sie nur einen Teil von deinem Mut geerbt haben. Doch sag, werde ich deinen Mann auch in Rom antreffen oder hat er die Stadt ebenfalls verlassen und weiß noch nichts davon, dass du bald zurückkehren wirst?"


    Zweifellos würde er sich um die hohen Beamten tatsächlich bald kümmern müssen, und je mehr er schon vorab über sie wusste, umso besser. Zwar wollte sich Cornelius Palma dabei ohnehin auf möglichst viele Quellen aus seinen eigenen Reihen verlassen, aber eine Information mehr als geplant hatte in seinen Augen noch nie geschadet, selbst wenn Iunia Axilla bezüglich ihres Mannes wohl kaum unparteiisch war.

  • Coriolan musste schon reichlich schmunzeln aufgrund der Frag von Flavus. Darüber hatte er sich eigentlich kaum Gedanken gemacht, aber es stimmte wohl. "Tja Titus, anstatt die großen Meere unsicher zu machen, sind wir wohl die reinsten Landratten geworden."


    Klar, wenn man an die Classis dachte, dann dachte man wohl zuerst an große Schiffe und große Kämpfe auf See. All dieses romantische Zeug, dem auch Coriolan vor seiner Verpflichtung erlegen war. Für ihn selbst hatte sich jedoch ein ganz anderes Bild ergeben. Er musste sich nicht wirklich von vom Seemann zum Kämpfer auf dem Land schulen, sondern hatte überhaupt nie etwas anderes kennengelernt seit er in der Classis war. Da gab es nur diese eine Fahrt von Ostia nach Misenum. Den Rest der Zeit befand man sich auf festem Boden.


    Doch über Sinn und Unsinn des Daseins in der Classis konnte kaum noch ausführlich diskutiert werden. Auch Coriolan konnte nicht wirklich erkennen, was nun diese Verzögerung verursachte. Aber es dauerte nicht lange, bis man irgendetwas von einer Frau hörte, die bei Palma vorsprach, dem Kaiser, den sie nun neuerdings die Treue hielten (oder vielleicht halten mussten).


    "Typisch, dass wieder ein Weibsbild den ganzen Verkehr aufhält. Ich sag‘s dir, Flavus. Wenn der Kaiser sich auch in Zukunft so einfach ablenken lässt, dann wird er nicht lange Kaiser bleiben." Coriolan musste erst einmal ausspucken. "Ich sag dir, das ist ein böses Zeichen. Wir müssen echt aufpassen, dass uns demnächst nichts schlimmes passiert", orakelte der junge Gnaeus dann gleich noch etwas weiter und sprach in einem Ton als wäre Medusa persönlich erschienen. Nein, das konnte alles nichts Gutes bedeuten. Und ein abergläubisches Herz, wie dasjenige des Coriolan war immer wieder anfällig für solche Gedanken.

  • Titus musste lachen ob der abergläubischen Art von Coriolanus. Er selber glaubte zwar an die Götter, doch war er sich sicher, dass er sein Schicksal auch selber in der Hand hielt. So reagierte er auch auf die Aussage seines Freundes:


    "Ach Coriolanus, du machst dir immer zu viele Sorgen. Unser neuer Kaiser ist doch auch nur ein Mann und was glaubst du, wann dieser zum letzten Mal eine richtige Römerin im Bett hatte. Bestimmt nicht seit diese ganze Scheiße angefangen hat."


    Auf die Idee, dass ein wohlsituierter Senator wie es Palma schon lange war auch während eines Bürgerkrieges keine große Mühen haben dürfte, an Frauen zu kommen, soweit reicht die Logik von Titus in diesem Moment nicht.


    "Deshalb ist es besser du malst nicht gleich Cerberus an die Wand, sondern überlegst dir lieber, wie wir selber in Rom endlich an ein paar Frauen kommen. Schön und gut, dass wir in der Classis sind, doch immer nur von Männern umgeben zu sein, das liegt mir nicht so ganz."


    Titus lachte auf und konzentrierte sich wieder aufs marschieren, nachdem er mit seinem großen Zeh gerade gegen einen Stein auf der Via gerannt war. Dieser schmerzte nun höllisch.


    "Sag mal Coriolanus, hast du eine Ahnung wie weit es noch ist bis Roma? Ich war noch niemals dort. Du?"


    Titus war wirklich gespannt endlich das Zentrum des Imperiums zu sehen.....

  • "Ein Senator und erst recht ein Kaiser hat andere Pflichten als wir, vor allem jemand, dessen Position noch nicht ganz gesichert ist. Er kann sich ja noch genug mit Weibern austoben, wenn dieser Krieg wirklich vorbei ist", das erschien dem jungen Soldaten nur logisch, aber wer war er schon, dass er die Entscheidungen und das Verhalten eines Hochwohlgeborenen anzweifeln konnte.


    "Ich war tatsächlich noch nie in Rom, auch wenn ich es von Osita aus nie sehr weit gehabt hätte. Aber den Weg konnte ich dann doch nie auf mich nehmen. Ich bin also genauso gespannt auf Rom wie du. Mit seinen vielen großen Häusern, den Tempeln und ja, sicherlich auch den Frauen." Coriolan schmunzelte. "Mal ganz ehrlich, wir ziehen wohl auf der Seite des Siegers in die Stadt ein: Mit solch einm Ruhm dürfte es ein leichtes sein, ein paar Frauen zu verführen, erst recht, wenn wir ihnen ein paar heldenhafte Kriegsgeschichten erzählen." Diese konnte man natürlich hier und da ein wenig ausschmücken. "Verdammt stark wäre es natürlich schon als richtiger Soldat und nicht als Tiro auf Frauenjagd zu gehen, aber die Weiber kennen wahrscheinlich ohnehin nicht den Unterschied, von daher können wir denen wohl ohnehin erzählen, was wir wollen."


    Coriolan sah seinen Kameraden ins Gesicht und musste sich seine immer noch nicht ganz verheilte Nase ansehen. "Die Frage ist halt nur, ob die Frauen deinen Riechkolben so anziehend finden werden." Gnaeus lachte laut auf, besonders als er mitbekam, dass sich Flavus auch noch am Zeh verletzt hatte. "Du musst wirklich aufpassen, dass du dich nicht noch selbst zum Krüppel machst, mein Bester." Sprachs und Gnaeus gab dem Kameraden gleich noch einen kräftigen Klaps auf die Schulter, während er amüsiert dreinschaute. Ja, Rom, das konnte noch wahrhaft aufregend werden.

  • Kurz überlegte Axilla, ob sie die Namen ihrer Söhne bei dieser Gelegenheit sagen sollte und das eine implizierte frage war. Aber Palma hatte recht, er kannte weder ihren Aufenthaltsort, noch ihre Namen, und in der Anonymität hatten sie definitiv ein Stück weit mehr Sicherheit. Denn so nett der Cornelier auch erschien – und er erschien Axilla durchaus nett, auch wenn sie sich darüber vor Anspannung nicht so Gedanken machen wollte – Axilla wollte nicht das Risiko eingehen, dass dies doch nur sein Politikerlächeln war und entgegen all seiner Worte ihre Kinder sehr wohl in Gefahr. Solange er nicht mehr wusste, als dass sie in Ostia waren – oder vielleicht auch in Rom bei Senator Purgitius, wenn Salvia Pulchra dies für sicherer befunden hatte und der Consular zugestimmt hatte – waren sie sicherer.
    Als der Cornelier dann aber nach ihrem Mann noch expliziter fragte, musste sich Axilla doch noch einmal schwer zusammenreißen. Sie wollte nicht weinen. Nicht vor so vielen Kerlen. Als Frau war es zwar nicht ganz so schlimm, wie es bei Männern gewesen wäre. Ihrem Geschlecht sagte man Schwäche und Gefühlsduselei nach, manchmal erwartete man sogar übertriebenes Verhalten. Bei Beerdigungen gehörte es schon zum guten Ton, sich die Haare zu raufen und die Wangen aufzukratzen und dergleichen. Aber Axilla wollte sich solche Schwäche nicht leisten. So hatte ihr Vater sie nicht erzogen, dass sie wie ein kleines Mädchen bei jeder Kleinigkeit losheulte. Sie war stark. Sie hatte diese ganze Reise hierher geschafft, da klappte sie jetzt nicht bei einer einfachen Frage dann zusammen. Nicht vor so viel Publikum.
    Dennoch musste sie kurz schlucken und sich leicht räuspern, ehe sie zu einer Antwort fähig war. “Ich weiß nicht, ob Pompeius Imperiosus in Rom ist. Oder ob er noch lebt. Vor meiner Abreise wurde Rom belagert, und die Truppen in Rom waren definitiv zu wenige, um die Urbs Aeterna lange dagegen zu halten. Ich nehme an, dass Rom auf die eine oder andere Art und Weise erobert sein wird, wenn du eintriffst.
    Bevor ich abreiste, war mein Mann noch in Rom. Aber ich habe keine Nachricht von ihm, noch nicht einmal einen Traum oder eine Ahnung, was mit ihm geschehen ist.“
    Wahrscheinlich ist er tot.... Allein der Gedanke riss eine tiefe Wunde in Axillas Seele. Zu Beginn ihrer Ehe hätte sie das nicht für möglich gehalten, dass es jemals so sein würde, aber sie liebte ihren Ehemann. Aufrichtig. Und sie wollte sich nicht vorstellen, dass er vielleicht von einem wütenden Mob zerrissen wurde, oder bei der Erstürmung des Palastes im Eifer des Gefechtes erschlagen worden sei. Oder dass die Casa Pompeia niedergebrannt worden war. Oder die Casa Iunia. Axilla hatte so schreckliche Angst vor all diesen Möglichkeiten, dass sie sich weigerte, auch nur eine Sekunde daran zu denken.
    “Wenn er... noch lebt“ und die Worte kamen nur sehr schwer von ihren Lippen, “Wird er sicherlich sehr erleichtert sein, mich in Sicherheit zu wissen. Und ganz sicherlich all das bestätigen, was ich dir gesagt habe. Aber auch, wenn er...“ Axilla konnte es nicht sagen. Sie konnte es nicht einmal denken. “... werde ich mein Wort halten, Cornelius, und all das, was ich weiß, der Welt auch offenbar machen. Und ich hoffe, dir dann meine Söhne vorstellen zu dürfen. Denn sie sind weit besser als ich, und es wird ihnen gewiss eine Ehre sein, Rom zu dienen, wenn sie alt genug dafür sind.“

  • Zitat

    Original von Gnaeus Coriolanus


    Titus musste schmunzeln:


    "Mag schon sein, dass er ein Senator und bald Kaiser ist, aber hauptsächlich ist er doch ein Mann. Wenn ich Kaiser wäre, dann würde ich mir jeden Tag ein anderes Weib suchen und bestimmt nicht Bürgerkrieg führen."


    Titus war sichtlich angetan von diesem Gedanken, doch wurde er von der nächsten Bemerkung seines Kameraden ziemlich jäh aus diesem angenehmen Gedanken gerissen:


    "Ach halt die Klappe!"


    zunächst noch beinahe wütend beruhigte sich Titus schnell wieder und musste selber lachen. Er sah auf seinen lädierten Zeh hinunter und antwortete scherzhaft:


    "Aber du hast recht. Ich glaube ich muss Fortuna mal wieder was opfern. Die Anzeichen verdichten sich, dass sie mit mir nicht zufrieden ist. In einem Krieg zu kämpfen und als Verletzung einen Sturz auf die Schnauze und einen angerempelten Zeh nennen zu können ist nicht sonderlich ruhmreich. Aber das werden wir den Damen schon noch anders erzählen in Rom als es war. Und keine Sorge. Wenn die Weiber sehen das wir Uniform tragen, dann geht der Rest von alleine. Ob Tiro oder Nauta ist da sicher egal, vor allem da wir als Sieger einziehen."

  • Das Stocken in der Stimme von Iunia Axilla war auch für Cornelius Palma nicht zu überhören, so dass er erst einmal von weiteren Fragen absah. Stattdessen gab er einem der neben sich reitenden Männer Anweisung, bei nächster Gelegenheit die bisher eingegangenen Meldungen aus Rom auf den Namen Pompeius Imperiosus zu durchsuchen und im nächsten Brief nach Rom nach genau diesem Namen ebenfalls zu erwähnen, so dass vielleicht sogar noch vor dem Eintreffen in Rom mehr über seinen Verbleib in Erfahrung gebracht werden konnte.


    Anschließend führte Cornelius Palma das Gespräch etwas belangloser weiter, bevor er sich entschuldigte, um seinen Pflichten als Feldherr nachzukommen und sich an verschiedenen Stellen der Marschkolonne zu zeigen und so gleichermaßen Motivation und Disziplin der Truppe zu steigern. Gleichzeitig begannen bei Vorhut und Voraustrupp schon die Vorbereitungen für das nächste Nachtlager. Auch wenn der Weg durch italisches Kernland ging und er lieber heute als morgen Rom erreichen würde, wollte Cornelius Palma nicht auf ein geordnete Marschlager verzichten und ließ daher nicht bis nahe an die Abenddämmerung heran marschieren. Stattdessen endete der Marschtag bereits am Nachmittag, um den Männer genug Zeit für die weiteren Verrichtungen zu geben.


    Tatsächlich wurde zu dieser Zeit auch ein Reisewagen vorgeführt, der auf einem naheliegenden Landgut requiriert worden war. Auch um die nächtliche Unterbringung des zusätzlichen Gastes hatte man sich inzwischen Gedanken gemacht, die der damit beauftragt Tribun der ihm anvertrauten Frau vortrug: "Für die Nacht gibt es die Möglichkeit, dass du im Reisewagen übernachtest, der dann selbstverständlich separat bewacht wird. Dies als Option, wenn du nicht mit einem Offizier das Zelt teilen möchtest. Ansonsten wäre es möglich, im Zelt von Tribun Sisenna Acilius Renianus einen abgeteilten Bereich zu bekommen, in dem du nächtigen kannst."

  • Zitat

    Original von Titus Flavus


    Vielleicht war Coriolan auch einfach nur neidisch, weil dem Kaiser natürlich alle Möglichkeiten offenstanden. Der konnte sich nunmal ins Bett holen, was ihm lustig war. Klar, wenn er selbst in der Situation wäre, würde er sich auch lieber mit Frauen beschäftigen, anstatt mit Bürgerkriegen, obwohl das sicherlich auch nicht die Absicht eines Kaisers war. Bürgerkriege zetteln ja dann meist die Aufständischen an und nicht gerade ein Kaiser selbst, der seine Ruhe haben möchte. Jetzt, wo er gesiegt hat, wird dem Cornelier sicher besseres einfallen, als Krieg zu führen.


    Derweil freute Gnaeus sich, dass sein provokanter Scherz über das Aussehen und die Geschicklichkeit seine Freundes so gut gesessen hatte. "Glaub mir, Fortuna hat dich schon gern, sonst hätte sie dich nicht lebend vom Schlachtfeld gelassen. Sie wollte vielleicht einfach nur, dass du es dir ganz besonders gut merkst. Aber opfern solltest du ihr natürlich und in Rom hast du dazu sicherlich die beste Möglichkeit. Da kannst du vielleicht gleich einen ihrer Tempel aufsuchen. Wenn wir die Gelegenheit dazu bekommen, dann mach ich das sicherlich auch. Apollo müsste ich um Gesundheit in Friedenszeiten bitten und den Castores danken, dass sie in der Schlacht über mich wachten."

  • Schweigsam ritt Axilla weiter, nachdem der Kaiser sie verlassen hatte. Vielleicht hätte sie mit den umstehenden Soldaten das ein oder andere Gespräch anfangen können, aber ihr war auch gerade nicht unbedingt nach reden. Und irgendwie hätte sie die Vorstellung seltsam gefunden, jetzt hier ihre Maske der Fröhlichkeit aufzulegen und ungezwungen über seichte Themen ohne tieferen Sinn zu reden. Also ließ sie das Pferd schweigend weitertrotten und hing ihren Gedanken nach, die sich mehr und mehr um ihre Familie drehten. Sie wusste nicht, ob Imperiosus noch lebte, und sie versuchte verzweifelt, nicht daran zu denken. Sie betete, dass Atticus und Largus beide in Sicherheit waren. Ihr Mann würde sicherlich dafür sorge getragen haben, dass deren beider Aufenthaltsort geheim blieb. Also würden die Belagerer nicht wissen, wo sie nach den beiden suchen sollten, und sie wären in Sicherheit. Vielleicht auch war Salvia Pulchra mit ihnen zu Consular Purgitius gegangen, der sich hoffentlich ihrer Söhne angenommen hatte. Zwar hatte er damals, als Axilla ihn darum gebeten, ja angebettelt hatte, abgelehnt, sie aufzunehmen. Aber die Situation jetzt war eine andere. Sie glaubte – musste daran glauben – dass sie sich in dem Mann nicht so getäuscht hatte und er nicht zwei Kinder für seinen persönlichen Profit opfern würde. Er war selbst auch Vater. Er würde Axilla verstehen, und er würde wissen, dass er auch in der umgekehrten Situation hätte sein können. Wenn er sich das nur eine Sekunde vorzustellen vermochte und ihre Angst und ihren Schmerz nachvollziehen konnte, würde er sich um ihre Kinder sicherlich kümmern.


    Irgendwann kam ein Tribun herbei, um ihr die Entscheidung des Kaisers bezüglich ihres Nachtlagers mitzuteilen. Oder ihr die Wahl zu lassen, in einem Reisewagen zu schlafen (was vermutlich unbequem war), oder im Zelt eines Tribunen (was ganz sicher ihrem Ruf sehr abträglich war). Axilla lächelte also den Überbringer dieser Botschaft leicht an und versuchte, dankbar dabei auszusehen. “Auch wenn das Angebot von Tribun Acilius sehr großzügig ist, wäre denke ich der Reisewagen die bessere Wahl. Richte sowohl ihm als auch dem Kaiser bitte meinen Dank aus, falls ich nicht selbst Gelegenheit dazu habe, diesen auszudrücken.“
    Natürlich gab es da nicht großartig etwas zu überlegen. Würde sie auch nur einen Fuß in das Zelt von irgendjemandem setzen, würden sich die Gerüchte wie ein Lauffeuer verbreiten, dass sie mit diesem Jemand eine Affäre hätte. Und Axilla würde ihrem Mann das auf keinen Fall antun, dass seine Frau auch nur den Hauch eines Zweifels auf seine Ehre fallen ließ. Sofern er denn noch lebte.

  • Sim-Off:

    Ich fang hier mal einen weiteren Handlungsstrang für abends im Lager an


    Nachdem sie das Lager zur Nacht aufgeschlagen hatten, hatte sich Axilla in ihrem Reisewagen erst einmal häuslich eingerichtet. Nun, viel einzurichten gab es nicht, sie hatte nur sehr wenig Gepäck, und wie alle Wägen war auch dieser nicht unbedingt groß oder komfortabel. Immerhin war er gepolstert, so dass Axilla trotz der beengten Möglichkeiten wohl bequemer nächtigen würde als die gesamten Wochen davor. Und wohl auch weit wärmer und windgeschützter.
    Axilla zog sich also in dem Wagen etwas um, wenngleich die Männertuniken, die sie für die Reise mitgenommen hatte, auch nicht gänzlich der Etikette wohl entsprachen. Aber dennoch war es besser, wie ein Mann in blauer Wolltunika durch ein Lager voller Männer zu gehen, als in einer viel zu dünnen Untertunika aus weißem Leinen. Auch zog sie ihre hohen Calcei wieder an. Ihre Haare flocht sie nur einfach zu einem Zopf, den sie mittels einer beinernen Haarnadel am Hinterkopf zu einem einfachen Knoten feststeckte, wobei sich eine Haarsträhne beharrlich geweigert hatte, sich mit einfangen zu lassen und etwas neckisch an ihrem Gesicht entlang herunterfiel. Eine dicke, braune Paenula um die Schultern gelegt trat sie dann auch schon wieder ins Freie.


    Inzwischen wurde es langsam schon dunkel. Kochfeuer waren hier und da entzündet worden, die Zelte der Männer standen soweit schon. Axilla ließ ihren Blick über das gesamte Areal des Lagers einmal schweifen und atmete tief durch. Gedanken an ihren Vater drängten sich auf. Wie oft er wohl so einen Anblick in seinem Leben gesehen haben mochte? Er war viel im Lager gewesen, mehr als daheim in jedem Fall. Und er war auch gerne Soldat gewesen.
    In diesem Augenblick, als die Sonne alles in abendliches Gold tauchte, fühlte sich Axilla ihrem Vater mit einem Mal unglaublich nah. Fast, als wäre er hier bei ihr. Und auf eine unbeschreibliche Art, die sie selber nicht hätte in Worte oder auch nur Gedanken fassen können, gab es ihr Ruhe und Frieden.


    Eine Weile stand sie so, beobachtete das Treiben. Eigentlich hätte sie wohl Hunger haben sollen, aber sie hatte keinen. Und sie wusste auch gar nicht, wohin sie hätte gehen sollen, um etwas zu essen. Vielleicht würde der Kaiser sie später einladen, zumindest bestand da durchaus die nicht allzu kleine Chance. Aber im Moment wusste sie noch von nichts und war daher auch sehr frei, zu tun, was immer sie mochte.
    Also beobachtete sie zunächst einmal nur, genoss die Geschäftigkeit und Ordnung, mit der alles hier geschah, und das sichere Gefühl, das sich bei diesem Anblick langsam einstellte. Erst nach einer ganzen Weile erinnerte sie sich an einen Beschluss, den sie eher am Tag getroffen hatte. Neben dem Zelt des Präfekten der Classis... Axilla sah sich um, und hatte nicht wirklcih eine Ahnung, wo sie war. Oder wie Lager aufgebaut waren, die sich aus mehreren Teilen zusammen setzten. Normalerweise hätte sie einfach die via principalis oder die via praetoria des Lagers gesucht und wäre die solang entlanggelaufen, bis sie zum Zelt des Präfekten gekommen wäre. Aber hier gab es jetzt mehrere Legionen, mehrere Präfekten, und Axilla hatte keine Ahnung, ob diese nun alle einen zentralen Knotenpunkt für alle ihre Zelte hatten, oder ob diese nach Legionen und Truppen getrennt ihre Lager aufschlugen. Mit solchen Feinheiten hatte sie sich nie auseinandergesetzt.


    Aber es half alles nichts, sie ging einfach einmal in eine Richtung los und suchte irgend etwas, das vielleicht nach Classis aussah. Wobei das auch schwer auszumachen war, ob es sich bei den Soldaten nun um Legionäre, Auxiliare oder eben Einheiten der Classis handelte, wenn alle ähnliche Rüstungen trugen, oder im Moment hauptsächlich Tuniken.
    “Entschuldigt bitte, ich suche das Zelt des Präfekten der Classis“, fragte sie unbekannterweise einfach irgendeinen Soldaten, als ihr aufging, dass sie sich mit ihrer Methode sonst dumm und dämlich suchen würde, ohne auch nur annähernd etwas zu finden.


    Sim-Off:

    Wer sich angesprochen fühlen will, darf gerne

  • Nach vielen Meilen des marschierens und nur der kurzen Pause aufgrund dieser unbekannten Frau, schlugen wir unser Nachtlager bei Sonnenuntergang auf.
    Sobald die Zelte aufgebaut waren, setzte sich Ahenobarbus an ein wärmendes Feuer und aß die wohltuende Mahlzeit. Müde war er noch nicht und es gab auch sonst nichts mehr zu tun, deshalb wollte er sich mal diese Frau ansehen, welche für solch ein Aufruhr am Nachmittag sorgte. Zum Glück war es jedem bekannt wo sich der Wagen befand und so machte er sich kurzerhand auf den Weg.
    Die Finsternis sorgte dafür, dass nur noch die kleinen Feuer zu sehen waren die überall im lager loderten und viele der Soldaten würden sich schon recht bald schlafen legen. Ahenobarbus war nach kurzer Zeit dem Wagen sehr nah, doch musste er garnicht erst versuchen die Frau im Wagen zu sehen, denn sie sprach ihn sogar an. Er musterte sie kurz und musste gestehen das sie wirklich gut aussah, aber definitiv irdischer Herkunft war und keins der Gerüchte von Gottesentsandter oder ähnlichem zu stimmen schien.
    Zwar wusste er selber nicht exakt wo das Zelt stand doch wusste er das sie in die falsche Richtung ging weil das Lagerabschnitt der Classis woanders stand:
    "Um das Zelt zu finden musst du in diese Richtung" und deutete die Richtung mit einem Handwink an "wenn du möchtest kann ich dich auch ein Stück begleiten".

  • Aha, also ging es wohl genau in die andere Richtung. Axilla sah den ihr gewiesenen Weg entlang und musste nicht lange überlegen, ob sie denn das Angebot annehmen sollte. “Danke, wenn du mich begleiten möchtest, wäre das sehr zuvorkommend.“ Wenn der... was war der Soldat überhaupt? Legionär? Auxiliar? Axilla hatte keine Ahnung. Wenn der Mann also wusste, wohin sie gehen musste, um zu dem Decimer zu gelangen, nachdem dieser sie schon so generös eingeladen hatte, dann war es das praktischste, sich den weg einfach zeigen zu lassen. Sonst würde sie an jeder zweiten Ecke doch wieder anhalten und erneut nach dem Weg fragen müssen.


    Axilla also ging gemächlichen Schrittes in die Richtung los, die der Unbekannte ihr gewiesen hatte, und wartete, dass er zu ihr dabei aufschloss. Natürlich wahrte sie zu ihm einen sittlichen Abstand und hakte sich nicht etwa unter. Immerhin war das hier kein Schlendern durch den Park mit einem alten Bekannten, und wie schon zuvor bei der Auswahl ihres Schlafplatzes wollte sie mitnichten ein wie auch immer geartetes schlechtes Licht auf ihren Ehemann werfen. Zumindest kein schlechteres, als sich angesichts ihrer Kleidungsauswahl als unumgänglich erwies.
    Allerdings konnte Axilla ihren Begleiter jetzt nicht mit Schweigen strafen, nachdem dieser sie netterweise begleitete. (Auch wenn kurz die Möglichkeit durch ihre Gedankenwelt huschte, dass er dafür abgestellt worden sein könnte, sie zu bewachen. Immerhin schien er durchaus sehr an ihr interessiert gewesen zu sein, was sie peripher mitbekommen hatte. Aber vielleicht lag das auch an ihren nackten Unterschenkeln.) Also begann Axilla mit der hohen Kunst der unverfänglichen und doch situationsbezogenen Fragen. Wobei das Wetter dabei mal ausfiel, das war selbst ihr dann doch zu unverfänglich. “Es ist sehr nett, dass du mich begleitest. Ich hoffe, ich halte dich nicht von deinem Dienst ab? Oder vom Essen?“

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