Cubiculum | Caius Flavius Scato

  • Innerlich grinste Scato natürlich wie ein Honigkuchenpferd als Candance ihm diese Nachricht überbrachte. Pädagogisch nicht ganz wertvoll, immerhin lehrte es Scato, dass er so oder so alles bekam was er wollte, Sklave, oder eben Verwandte, ganz gleich, er musste nur kalt und schnell genug zuschlagen.


    Äußerlich hob er nur kurz den Kopf und blickte die Sklavin mit einem etwas müden Blick an..
    "Gut, gut. Richte ihr aus dass ich zeitnah ein Treffen arrangieren werde. Wenn das dann alles wäre..", entgegnete Scato und blickte wieder auf seine Unterlagen...


    Er würde die Flavier bald informieren, und dann alles für die Trauung vorbereiten. Eventuell wäre der Tiberier dann kurz vor der Wahl, was ihm auftrieb, und ihrer Verbindung mehr Wirkung sowie mehr Gewicht verleihen würde..

  • [Blockierte Grafik: http://imageshack.us/a/img51/84/d2q8.gif]
    Candace


    Für die Flavia selbst wären wohl die gewählten Worte der Sklavin einen Tick zu unterwürfig gewesen, wenn sie sich denn persönlich entschuldigt hätte. Da sie es aber vorgezogen hatte im Hintergrund zu bleiben und Candace vorzuschicken, hatte sie darauf keinen Einfluss. Die Sklavin, die in diesen Dingen vielleicht noch nicht so abgebrüht war, tat ihrer Meinung nach das Beste, um den Willen ihrer Domina nachzukommen.
    Ihr großes Talent war es jedoch, die Menschen zu beobachten und aus ihrem Verhalten ihre Schlüsse zu ziehen und mit der gewonnenen Erkenntnis ihrer Herrin zu dienen. Der Flavier brachte ihr lediglich einen ermüdeten Blick entgegen, bevor er ihr seine Antwort mitteilte.
    Da die Sklavin nichts Weiteres zu sagen hatte, deutete sie eine Verbeugung an. „Ich werde deine Antwort meiner Domina mitteilen, Dominus.“ Dann verließ Candace wieder den Raum des Flavius.

  • Von dem Officium seines Herrn her brauchte Sciurus nicht lange, um den Aufenthaltsort des Flaivius Scato zu ermitteln, so dass er alsbald an dessen Cubiculum klopfte und nach Aufforderung eintrat und sprach.
    "Herr, dein Großonkel Gracchus Maior möchte dich in einer dringenden Angelegenheit sprechen. Er erwartet dich umgehend in seinem Officium."

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    VILICUS - MANIUS FLAVIUS GRACCHUS

    Einmal editiert, zuletzt von Sciurus ()

  • Scato platzte in sein Cubiculum und ließ die Türen hinter sich mit einem etwas lauteren Knall zufallen. Hastig griff er nach einem Stück Papyrus und nach seiner Feder, während er gleichzeitig auch seinen Sklaven zur Ordnung rief..
    "Angus! Lupus! Irgendwer." rief er, und noch während er die hastigen Schritte hörte welche in sein Zimmer eilten, begann er zu sprechen, "Besorgt mir einen Boten, den schnellsten den ihr finden könnt. Zahlt ihm eine angemessene Summe und lasst ihn ein Stück die Straße herunter warten." orderte er und begann auch sogleich zu schreiben..


    Ad Cnaeus Flavius Aetius
    Villa Flavia
    Ravenna


    Salve werter Aetius,


    sicherlich hast du bislang wenig bis nichts von mir gehört, mein Name ist Caius Flavius Scato, Sohn des Titus Milo, und Enkel des großen Felix.
    Seit der Ankunft deiner Tochter in Roma habe ich mich um sie gekümmert und sie in die feine Gesellschaft der Hauptstadt eingeführt um sie zu einer wahren flavischen Dame gedeihen zu lassen.


    Wie es die Gepflogenheiten verlangen, sollte deine Tochter in ihrem Alter nunmehr einem passenden Gemahl zugeführt werden, und ich habe einen äußerst aufregenden und mehr als passenden Kandidaten ausfindig gemacht, und auch er ist höchstinteressiert an dieser Verbindung.
    Er entstammt dem Haus der Tiberier, sicher, eine Familie welche nicht annähernd die edle Herkunft der Flavia teilt, jedoch, und ich denke da wirst du mir zustimmen, käme niemand in Frage, schon gar nicht unter den aufstrebenden jungen Männern Roms.
    Der Mann der Wahl heißt Lucius Tiberius Lepidus, und er bekleidet derzeit das Amt des Quästors, vielleicht hast du ja bereits von ihm gehört, wenn nicht, wird dies sicherlich bald der Fall sein.


    Kein anderer Kandidat ist aussichtsreicher und wäre besser geeignet für deine geliebte Tochter. Solltest du dir Sorgen um ihr Befinden machen, so sei dir versichert, dass der Tiberier ein äußerst aufrichtiger und ehrhafter Mann ist, von welchem ich nur gutes zu berichten weiß.


    Nun kommen wir zum eigentlich Grund meines Schreibens und einer eindringlichen Warnung: Manius Flavius Gracchus ist dieser Beziehung nicht wohlgesonnen!


    Mehr noch, er drohte deiner Tochter gar mit der Verbannung aus der Villa Flavia!


    Es ist offensichtlich dass Gracchus nur einen Groll gegen dich hebt Aetius, weshalb ich dir auch schreibe, um dir zu versichern dass du einen Verbündeten in Rom hast, und dich von Manius Gracchus nicht bevormunden lassen solltest, denn ein Vater weiß noch selbst was für seine Tochter das beste ist.


    In Hochachtung verneige ich mich vor einem welcher den Flaviern in Rom solch eine schöne Blume schenkte. Ich bin mir sicher dass auch du weißt was zutun ist, und erwarte alsbald eine Anweisung wie ich zu verfahren habe.


    Mögen die Götter stets über dich und die deinen Wachen,


    [Blockierte Grafik: http://www.niome.de/netstuff/IR/SiegelCaduceus100.png] Gezeichnet, Caius Flavius Scato



    Hastig rollte der Flavier das Schreiben zusammen, drückte erneut ein Bruchsiegel darauf und wartete ungeduldig auf seine Sklaven, denn irgendeiner von den beiden hatte sich sicher um einen Boten gekümmert, auch wenn dies wohl noch dauern könnte, was Scato furchtbar auf die Folter spannte.


    Sicher, auch dieser Brief war eine eher modifizierte Form der Wahrheit. Aber was war schon die Wahrheit? Ein abstrakter Begriff. Doch sollte sein Plan gelingen, hätte er Domitillas Vater soweit gegen Gracchus ausgespielt dass diese wohl auf lange Zeit kein Wort mehr wechseln würden. Er selbst könnte wie ein Pendel die Seiten wechseln.. In Rom gute Miene machen, und sich mit Gracchus verbünden, denn eigentlich war er ja auch ein Teil seiner Familie, und ja, stünde er nicht seinen Interessen im Wege, Scato würde sich dazu hinreißen lassen ihn zu mögen.. Und hinter ihrem Rücken würde er die geplante Ehe erfolgreich arrangieren, und seine Ziele erreichen während er relativ unbeschadet aus der Sache herausginge..


    Wenn jetzt nur noch die Sklaven kämen.

  • Gelegentlich hatte ich bei Lupus den Eindruck, er nahm mich inzwischen als einen Konkurrenten wahr, der mit mir um das Wohlwollen unseres Dominus buhlte. Vielleicht ging ihm ja langsam der Ar…llerwerteste auf Grundeis, wie man schön bei uns zu Hause sagte, denn der Flavier gab immer öfter mir den Vorzug, wenn es etwas zu erledigen gab. Na schön, wenn Lupus das brauchte und auf einen Wettkampf scharf war, dann sollte er ihn auch haben!


    Als nun unser Dominus nach uns rief, eilten wir beide sofort herbei. Kurz bevor ich durch die Tür schreiten wollte, schlüpfte er noch in letzter Minute an mir vorbei, so dass er als erster bei dem Flavier war. Ich warf dem Angeber nur einen unwirschen Blick zu, als der Flavier bereits damit herausrückte, was wir für ihn tun sollten.
    Ein Bote sollte her, der Schnellste, der irgendwie aufzutreiben war. Dann begann er auch schon, hastig zu schreiben.


    Sofort lief Lupus auch schon davon, ohne auf mich zu warten. Natürlich wollte ich das nicht auf mich sitzen lassen und eilte ihm hinterher. Auf halbem Wege jedoch blieb ich stehen, und benutzte zur Abwechslung mal meinen Kopf. Ich kannte einen schnellen Boten, der reiten konnte, als wäre morgen seine Hinrichtung – sogar persönlich!
    Schnell eilte ich zu Scato zurück. Just in diesem Moment hatte er seinen Brief beendet, rollte ihn zusammen und drückte sein Siegel darauf.
    „Ähm, wenn du erlaubst, Dominus. Ich könnte doch den Brief… Also ich kann gut und schnell reiten und du kannst mir vertrauen. Außerdem sparst du dir noch eine Menge Geld dazu.“ … und ich bekam endlich einmal wieder die Gelegenheit, reiten zu können, so etwas wie Freiheit zu spüren und ich lernte Land und Leute besser kennen. Man konnte ja nie wissen, wozu sowas noch gut war!
    Kaum hatte ich meinen letzten Satz beendet, erschien auch schon Lupus auf der Bildfläche.

  • Scato hatte den Brief noch immer in seiner Hand und starrte Angus mit leicht verkniffenen Augen an.. Konnte er ihm trauen? Gut, er hatte ihm schon mehr als einmal das Leben gerettet.. Es aber auch schon riskiert. Und diese Mission war enorm wichtig.. Aber lieber er, mit seinem Zeichen der Flavier, als irgendein dahergelaufener der das Geld nahm und davonritt..


    "Gut. Du musst nach Ravenna. Besorge dir ein Pferd und lass dir einen Geldbeutel für deine Unterkunft und Verpflegung geben.", Scato sparte sogar noch Geld, nicht dass das eine Rolle spielte. Er übergab den Brief doch hielt ihn noch einen Moment fest, "Dieser Brief hat äußerste Wichtig und du hast mein Vertrauen. Enttäuschst du es, werden dich keine Götter vor mir beschützen oder verstecken können." gab Scato als kleine Warnung mit und fuhr dann fort als ob nichts gewesen wäre, "Der Brief muss zu Cnaeus Flavius Aetius. Und nur zu ihm, sorge dafür Angus. Nun los. Lupus, hilf ihm beim packen und beim bereitmachen des Pferdes."

  • Der Flavier starrte mich erst so komisch an, so dass ich schon dachte, ich könne mir das mit dem Botengang in die Haare schmieren. Wahrscheinlich traute er mir noch immer nicht wirklich über den Weg. Oder hatte er Angst, ich würde abhauen? Aber anscheinend war ihm die Sache mit dem Brief so wichtig, dass er doch auf meinen Vorschlag einging.
    Nach Ravenna sollte ich. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wo Ravenna überhaupt lag. Aber das sagte ich ihm lieber nicht, sonst überlegte er es sich noch anders. Einen Geldbeutel für Unterkunft und Verpflegung sollte ich auch noch erhalten. Das hörte sich doch mal gut an. Vielleicht konnte ich ein wenig von dem Geld sparen, indem ich einfach nachts unter freiem Himmel kampierte und mir mein Essen selbst jagte.


    Bevor er mir endlich den Brief übergab, redete er noch einmal ganz eindringlich auf mich ein und machte noch einmal deutlich, wie wichtig es war, dass dieser Brief schnell und sicher bei diesem anderen Flavier, und nur bei diesem Flavier ankam. Und na klar, ohne Drohungen kam er nicht aus. Wenn ich versagte, dann war ich fällig. Aber das wusste ich auch schon vorher.
    „Ich werde dich bestimmt nicht enttäuschen, Dominus,“ antwortete ich brav mit einem ernsten Ausdruck auf meinem Gesicht.
    Das Beste aber kam zum Schluss! Lupus hatte tatenlos mit ansehen müssen, wie ich diese „Runde“ für mich entschied. Und als Krönung des Ganzen wurde er dazu verdonnert, mir beim Packen zu helfen.


    Da keine Zeit zu verlieren war, machte ich mich gleich auf. Lupus konnte ja schon mal meine Sachen packen. Ich jedoch begab mich in die Stallung und suchte mir das beste und schnellste Pferd aus – ein schwarzer Hengst namens Sirius. Außerdem informierte ich mich mal bei meinen Standesgenossen, wo Ravenna denn nun lag und wie man an Schnellsten dort hin kam.


    Voll bepackt mit einer Tasche Wechselkleidung, etwas Proviant, einer skizzierten Karte und vieler (hoffentlich nützlicher) Informationen verließ ich am frühen Morgen mit den ersten Sonnenstrahlen die Villa Flavia.

  • Am Abend des neunten Tages nach meiner Abreise hatte ich endlich wieder Rom erreicht. Die letzten Sonnenstrahlen des Tages begleiteten mich, als ich die Villa Flavia ansteuerte und schließlich durch den Hintereingang in den Hof gelangte. Dem Stallburschen überließ ich mein Pferd - den braven Sirius, der mir so viele gute Dienste geleistet hatte. Dann eilte ich in die Villa, um die drei Briefe, die ich in Ravenna entgegengenommen hatte, auszuliefern.
    Den Brief für Flavius Gracchus wollte ich als erstes abgeben. Also eilte ich zu dessen Tablinum, klopfte und wollte, nachdem mir Sciurus geöffnet hatte, den Brief für seinen Herrn abgeben.
    Nachdem das erledigt war, nahm ich mich der Nachricht an, die an Flavia Domitilla gerichtet war. Ich klopfte auch an ihrer Tür und wartete, bis eine ihrer Sklavinnen mir öffnete und übergab ihr die kleine Wachstafel.
    Danach gab es nur noch eins zu tun. Ich eilte zum Cubiculum „meines“ Flaviers, klopfte und trat ein.
    „Salve Dominus. Hier bin ich wieder.“ Der ganze Schmutz der Landstraße haftete noch an mir. Außerdem waren die Strapazen der letzten Tage nicht spurlos an mir vorüber gegangen.
    „Ich habe eine Nachricht für dich. Aus Ravenna.“ Ich kramte den Brief aus meiner Tasche und reichte ihn ihm:

    Ad Caius Flavius Scato
    Villa Flavia Felix
    Roma


    Salve Caius Scato,


    ich muss sagen dass ich schon ein wenig überrascht war dass du deinen Schoßhund mit deiner fein-säuberlich geschriebenen Nachricht zu mir gesandt hast. Ihr Flavii in Rom, unter Gracchus Fuchtel, seid doch alle gleich.


    Ich bin sicher, dem heuchlerischen Stil in welchem du mir schriebst zufolge, liegt dem Ganzen Theater eine Intrige zugrunde. Dem sei dir deshalb gleich versichert: Verkaufst du meine Tochter an den nächstbesten, so wirst du es auch alsbald bereuen mein junger Verwandter.


    Dennoch, auch wenn ich deine Intentionen hinterfrage, so klingt der Bursche doch ganz brauchbar.


    Wenn Gracchus, ich finde gerade keine schmeichelnden Worte, der Hochzeit bezüglich noch einmal nachfragt, so sage ihm, dass ich mit der Vermählung einverstanden bin.


    Ich verbleibe mit wärmsten Grüßen aus Ravenna Caius Flavius Scato, du solltest es einmal besuchen, es könnte dir tatsächlich gefallen.



    Gezeichnet Cnaeus Flavius Aetius

  • Scato war gerade vertieft in einige seiner früheren Schriften, welche er als Jüngling in Athen verfasst hatte. Es mochte Menschen geben welche sich obgleich ihrer jugendlichen Naivität vor Scham gewunden hätten, doch Scato stöberte gerne in seinen "Archiven" und las Texte über Politik und Philosophie welche aus seiner eigenen Feder stammten.. Er war eben recht überzeugt von seiner eigenen Intelligenz und war sich auch nicht zu schade sich diesen Umstand einzugestehen..


    Als Angus den Raum betrat rollte er seine Schriftrolle zusammen und legte sie zurück in den hölzernen Korb in welchem noch viele weitere solcher Rollen lagen und blickte auf..
    "Angus! Gut dass du zurück bist.", sagte er knapp und dennoch hätte ein Sklave der ihn kannte eine subtile Art von Zufriedenheit und Freude bemerken können, "Ich hoffe sie ist zu meiner Zufriedenheit." sagte er und ließ sich die Schriftrolle reichen..


    Natürlich echauffierte sich der Flavier innerlich über die süffisante Schreibart seines Verwandten. Dass es Flavier gab die sich derlei Wortwahl hingaben schockierte ihn, doch sein Gesicht blieb kalt, versteinert, und ohne Regung. Erst als er am Ende des Briefes war, und diesen langsam auf den schweren Tisch hinabsinken ließ, zeichnete sich eine Emotion auf seinem Gesicht ab..
    Seine kühlen Augen fixierten einen Punkt draußen im Innenhof, und seine Mundwinkel verformten sich kurz zu einem siegreichen, aber dennoch irgendwie bedrohlichen Grinsen... Geschafft! Er hat das "Spiel" gewonnen. Domitilla und Gracchus waren nun ohne handhabe, und er bekam seinen Willen.


    "Gut.", befasste Scato und erhob sich von seinem Sessel, "Du bist sicher etwas ausgelaugt von deiner Reise. Die Gründe für deine doch etwas längere Abwesenheit hinterfrage ich später, also sei gewarnt. Nun lass dich waschen, hol dir die doppelte Ration ab und komme später noch einmal vorbei. Es gibt etwas zu feiern und ich fürchte mit meinen Verwandten kann ich diese Freude kaum teilen." erklärte Scato vielsagend und blickte nach draußen in den Innenhof während er darauf wartete dass Angus den Raum verließ..
    ..Hoffentlich war der Bursche schlau genug bei seiner Rückkehr an den Wein zu denken.

  • Konnte ich da etwa einen minimalen Hauch von Freude bei ihm erkennen? Der Flavier war fürwahr kein Mensch, der nur so mit Nettigkeiten und Komplimenten um sich warf, jedenfalls mir gegenüber nicht. Doch ich hatte den Eindruck, dass er wirklich froh war, mich wieder zu sehen. Vielleicht hatte er ja geglaubt, ich könne die Gelegenheit zu einer Flucht nutzen. Wer mich aber richtig kannte, der wusste, dass es für mich im Leben noch ein großes Ziel gab, welches ich unbedingt erreichen wollte und für das ich gerne jede Strapaze auf mich nahm.* Wenn ich aber ehrlich war, dann lag die Freude auch ganz auf meiner Seite. Doch das würde ich ihn natürlich niemals wissen lassen. Am Ende kam er noch auf dumme Gedanken.


    Gespannt beobachtete ich ihn dabei, wie er den Brief seines Verwandten aus Ravenna las. Dabei versuchte ich zu ergründen, ob ich ihm positive oder aber eher negative Nachrichten überbracht hatte. Aber auch das war sehr schwierig zu ermitteln, da seine geschlossene Miene anfangs keine Spekulation zuließ. Erst als er den Brief zu Ende gelesen hatte, gewann ich langsam die Gewissheit, dass es eine gute Nachricht gewesen sein musste.
    Dann erhob er sich plötzlich aus seinem Sessel und wandte sich wieder an mich. In seiner Stimme konnte ich nun einen leicht dezenten "Freudentaumel" spüren. Warum sonst hätte er auf einmal so freundlich zu mir sein sollen? Ich sei ausgelaugt, meinte er. Oh ja, und wie ich ausgelaugt war! Und ich solle mich waschen lassen. Das ließ ich mir kein zweites Mal sagen! Ich würde mich waschen lassen und ich wusste auch schon, von wem. 8) Selbst seine Warnung, die er so ganz nebenbei aussprach, konnte mich absolut nicht schrecken. Ich hatte ja im Grunde nichts zu befürchten, denn wenn hier einer das Opfer heimtückischer Machenschaften war, dann wohl ich! Naja, das mit der doppelten Ration Essen ließ ich vielleicht doch lieber bleiben. Ich wollte mir ja nicht den Magen verderben. Aber trotzdem schätzte ich die gutgemeinte Geste. Natürlich überhörte ich auch nicht, dass ich später noch einmal zurückkommen sollte… und das es etwas zu feiern gab. Aha… ja, ja.


    „Danke Dominus!“, sagte ich ganz lieb und verkrümelte mich. Zielstrebig steuerte ich das Servitriciuum an und tat geschäftig. Nicht dass ich am Ende noch irgendeine Aufgabe aufgebrunmt bekam! Dabei hielt ich meine Augen nach der kleinen germanischen Waldfee auf, der ich seit einiger Zeit verfallen war. Die süße Irmhilta hatte mich mit spätestens seit Scatos ominöser Wahlsiegfeier mit ihrem entzückenden germanischen Akzent ganz in ihren Bann gezogen. Glücklicherweise musste ich nicht lange nach meinem Juwel suchen, denn auch sie hatte schon von meiner Rückkehr gehört und konnte es kaum erwarten, mich wieder zu sehen. Mit einem vielsagenden Blick folgte sie mir ins balneum. Nachdem ein großer Bottich mit angenehm warmem Wasser gefüllt war, ließ ich meine Hüllen fallen und stieg in das erholsame Nass. Irmhilta ging nun ganz gewissenhaft ihrer Pflicht nach und wusch mich mit einem Schwamm, der ein sanftes Reiben auf meiner Haut verursachte. „Ach Irmhila, wie schön, dass ich endlich wieder zu Hause bin!“ Äh,hallo?! Was hatte ich da gerade von mir geben? Hatte ich "Zu Hause" gesagt? Unglaublich nur ein paar Tage in der Fremde und schon hatte mein Hirn einen Aussetzter. Allerdings wenn ich ehrlich war, war dies hier der blanke Luxus, gegenüber dem, was ich in Ravenna erlebt hatte.


    Nach dem Bad hatte Irmhilta auch noch für die Befriedigung eines anderen Bedürfnisses gesorgt, so dass ich mich fast wie im Himmel fühlen konnte. Ja, genau das war das viel beschworene Dolce vital der Römer. Nun kleidete sie mich noch in eine saubere Tunika, so dass ich mich nun rundum wie neu geboren fühlte.
    Bevor ich zu Scato zurückkehrte, machte ich noch einen Schlenker zur culina hin. Dort ließ ich mir einen kleinen Imbiss zusammenstellen. Ein paar Oliven, Datteln im Speckmantel und ein Schälchen Moretum, dazu etwas frisch gebackenes Brot und natürlich eine Kanne Wein! Allerdings nicht irgendein billiger Fusel. Wenn es was zu feiern gab, dann konnte es auch Falerner sein! Vermessen wie ich gelegentlich nun mal war, ließ ich mir zwei Becher geben. Vielleicht wollte der Flavier ja mit jemandem anstoßen, dachte völlig uneigennützig. Na und wenn er alleine feiern wollte, konnte schließlich auch ein Becher zu Bruch gehen…
    Voll beladen mit meinem Tablett in der Hand, kehrte ich also wieder zu „meinem“ Flavier zurück und stellte es auf einem Tisch ab. Dann warf ich einen abschätzenden Blick auf ihn und hoffte, dass ihm immer noch zum Feiern zumute war.
    „Ich habe mir erlaubt, etwas Wein mitzubringen, Dominus,“ sagte ich, mit dem dezenten Hinweis auf das Tablett und all dem, was sich darauf befand.


    Sim-Off:

    *=Wohlgemerkt, dies hier spielt alles noch vor dem großen "Big Bang"!

  • Scato saß noch immer in seinem Sessel und las sich das Schreiben immer und immer wieder durch.. Die Hochzeit war ausdrücklich gewollt, besiegelt, hervorragend! Mit dem aufstrebenden Tiberius würde er einen wichtigen Verbündeten an seiner Seite haben, wenn es dann darauf ankäme. Mit Claudius Felix und der traditionell guten Verbindung zu den Aureliern konnte er sich der Unterstützung aller Patrizier gewiss sein wenn er denn mal wieder für ein Amt antreten wollte..


    ... Genau zum rechten Zeitpunkt kam auch Angus wieder in sein Zimmer, und er hatte wie erhofft Wein dabei, und mehr noch, kleinere Köstlichkeiten, welche im Schein des Triumphes im innerfamiliären Machtkampf noch besser schmecken würden..
    "Angus, hervorragend, schenke mir ein und setz dich." befahl er und deutete auf den Sessel auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches, "Achja, und schenke dir selbst auch ein." sagte er dann ein wenig leiser, immerhin war dies durchaus ungewöhnlich und dennoch: Seiner Tante, seinem Onkel, und Manius Minor war wohl sicher nicht danach zumute mit ihm zu feiern, und seinen Bruder hatte er schon länger nicht mehr gesehen, sicherlich gab er sich irgendeinem künstlerischen Firlefanz hin.
    Es war gewissermaßen ein wenig einsam um Scato geworden in diesen Stunden des kleinen Erfolges, welcher ihm doch recht viel bedeutete, immerhin wahrte er sein Gesicht. Sein anderer Leibsklave, Lupus, kannte die anderen Flavier zu gut um wirklich eine Person zu sein mit welcher man die Abläufe und Knackpunkte dieser kleinen Intrige gebührend besprechen konnte, sodass Angus, wenn auch mittlerweile durchaus vertraut, jedoch noch immer Sklave, als einziger übrig blieb.


    "Stoßen wir an, auf die Verbindung von Flavia Domitilla und Lucius Tiberius Lepidus. Erzähl mir von deiner Reise."

  • Ich nahm einen Becher, füllte ihn mit dem Falerner und reichte ihn an Scato. Stirnrunzelnd ging mein Blick zu jenem Korbsessel, den er mir soeben angeboten hatte. Doch, wie es schien, war dem Flavier noch im rechten Moment eingefallen, dass auch ich ein wenig Wein vertragen könnte. Wenigstens so viel, um mit mir anstoßen zu können. Natürlich hatte ich noch immer keinen Schimmer, was denn eigentlich der Anlass zu dieser kleinen Feier war. Und noch mehr wunderte es mich, wieso er ausgerechnet mit mir, seinem Leibwächter, anstoßen wollte und dabei seine Familie ganz außen vor ließ. Nun ja, unter den Sklaven wurde ja so einiges gemunkelt. Etwa, dass Scatos Tante im Augenblick nicht gut auf ihn zu sprechen war. Die Gerüchte besagten, er habe sie an irgendeinen reichen Patrizier verscherbelt. Natürlich wusste ich nicht, wie viel Wahrheit in diesem Gerede steckte. Es ging mich ja auch nichts an. Allerdings hätte ich es Scatos Naturell durchaus zugetraut. So wie ich ihn bisher kennen lernen durfte, war er bei all den Göttern nicht besonders feinfühlig in Gefühlsdingen.


    Nachdem ich also auch einen Becher für mich gefüllt hatte, nahm ich vorsichtig Platz. Der Korbsessel war ungewohnt für mich. Außerdem schmerzte mich mein Allerwertester, was nach all den Strapazen, die meine Reise mit sich gebracht hatte, nichts Ungewöhnliches war. Als ich endlich saß, wollte er anstoßen und prostete mir zu. Auf die Verbindung von Flavia Domitilla und Lucius Tiberius Lepidus. Es stimmte also wirklich! Er hatte es wirklich getan! Wie schändlich, die eigene Tante! Natürlich ließ ich mir nichts von dem, was mir gerade durch den Kopf ging, anmerken. Stattdessen erhob auch ich meinen Becher und stieß mit ihm an. „Auf die Verbindung von Domina Domitilla und Tiverius Lepidus!“ Dann trank ich einen großen Schluck. Der Wein war verdammt gut! Besser aber ich vermied jetzt jegliche Nachfrage zu der von ihm geschmiedeten Verbindung.


    „Ja, also die Hinreise verlief gut! Ich kam überall zügig voran und brauchte nur drei Tage, bis ich Ravenna erreichte. Natürlich musste ich hin und wieder pausieren, um das Pferd nicht zu überlasten. Dabei hatte ich auch Gelegenheit, die wunderbare Landschaft zu genießen. Stell dir vor, auf der Strecke über den Apennin gab es eine Stelle, an dem der Weg durch den Berg verlief!“ Ja, ja, der Tunnel am Furlo-Pass hatte mich tief beeindruckt! „Am Abend des dritten Tages erreichte ich dann Ravenna. Natürlich überbrachte ich sofort deine Nachricht, Dominus. Dein Verwandter zeigte sich sehr überrascht, von dir zu hören. Er lud mich daraufhin ein, für ein paar Tage die „flavische Gastfreundschaft“ zu genießen.“ Ich war mir nicht sicher, ob ich ihm davon erzählen sollte, wie tatsächlich diese Gastfreundschaft ausgefallen war. Scato konnte ja recht eigen reagieren, wenn ich mich über einen seiner Verwandten pikierte. So überließ ich es ihm, sich seine ganz eigene Vorstellung von dieser „flavischen Gastfreundschaft“ zu machen.

  • Tiverius? Scato stutze kurz, war jedoch zu gut gelaunt und ließ diesen kleinen Fauxpas durchgehen.
    Der Reisebericht interessierte ihn nicht sonderlich, er wollte lediglich hören was sein Sklave die Tage so getrieben hatte und warum es so lange gedauert hatte.. Flavische Gastfreundschaft.. Soso, der Flavier hatte keine Ahnung was dies gegenüber Sklaven bedeutete, immerhin kannte er Aetius nicht persönlich weshalb er diesen Ausspruch natürlich erst einmal für bare Münze nahm..
    "Nun, auch wenn du es dir scheinbar hast gut gehen lassen in Ravenna, ist die von dir überbrachte Nachricht äußerst erfreulich. Dass du noch einiges gelernt hast, zum Beispiel über die römische Ingenieurskunst ist noch dazu ein netter Begleitumstand." fasste Scato zusammen und nippte an seinem Wein, "Was hat Aetius gesagt? War er direkt überzeugt oder haderte er? Wie ist sein Wesen?" fragte Scato, denn der einzig kritische Punkt in seinem Plan wäre ein wankelmütiger Vater seiner Tante.. Kenne deinen Feind, oder in diesem Falle deinen Freund und Verwandten.

  • Sim-Off:

    *hüstel* der Tiverius war eigentlich ein Tippfehler. Aber trotzdem brillant verwandelt! :D :dafuer:


    Ich hatte es mir gut gehen lassen!? Aha! Na klar, die Reise mach Ravenna war eine nette Studienreise mit anschließendem ganztägigen Animationsprogramm in der Gruppe, an der frischen Luft. Und damit die Motivation nicht flöten ging, hatte sich der Veranstalter einige sehr überzeugende und schlagfertige Argumente ausgedacht. Ja, danke auch! Mir wäre beinahe der Kragen geplatzt, hatte ich einen solchen überhaupt besessen. Stattdessen sah ich ihn nur etwas irritiert an. Offenbar hatte Scato keine Ahnung, wie sein Verwandter in Ravenna tickte.
    „Als er deinen Brief las, hatte sich sein Blick verfinstert. Zwischendurch protestierte er auch lautstark. Ich dachte schon, ich könnte mich auf etwas gefasst machen, doch dann, als er zu Ende gelesen hatte, grinste er wieder und meinte, mein Dominus sei ein cleveres Kerlchen. Na ja, was kann ich sonst noch über ihn sagen? Er ist ein älterer Mann so um die sechzig, würde ich sagen. und ich glaube, er ist ein Genussmensch, der sich gerne mit viel jüngeren Frauen umgibt.“ Was er damit wohl kompensieren wollte? „Und, nun ja, verzeih mir, wenn ich es sage, aber man sollte vorsichtig sein, mit dem was er sagt und dem, was er meint.“ Das durfte ich ja am eigenen Leibe erleben. Und ich war mir sicher, dass alles, was mir widerfahren war, auf sein Geheiß geschehen war. Elender Mistkerl!

  • Sim-Off:

    Vergessen sorry :(


    Scato horchte bei Angus' letztem Satz auf, soso, der Flavier kannte das Spiel scheinbar, mehr noch, er hatte ja nun einige Sommer mehr gesehen als Scato sodass er das Spiel eventuell sehr gut beherrschte, auch wenn der Flavier noch mehr Details hören musste..
    "Inwiefern sollte ich aufpassen?", fragte Scato etwas weniger beschwingt als vorher nach, und beschwichtigte dann, schließlich hatten Sklaven oft die Angewohnheit nur das zu erzählen was ihre Herren hören wollten..
    "Du kannst offen sprechen, und hast nichts zu befürchten Angus. Erzähl mir von deinem Aufenthalt in Ravenna." forderte Scato seinen Sklaven aus und lehnte sich etwas zurück, während er gleichzeitig einen kleinen Imbiss zu sich nahm.

  • Meinen Ärger hatte ich mit einem großzügigen Schluck Wein hinuntergespült. Es fiel mir zwar nicht leicht, es zuzugeben, doch die Tage in Ravenna hatten mir aufgezeigt, wie gut es mir hier ging und welch ein Glück ich doch hatte, hier gelandet zu sein und nicht bei einem Schinder, wie Aetius. Was mir aber, kaum dass ich geendet hatte, wieder Kopfzerbrechen bereitete, war Scatos Nachhaken. Natürlich hatte ihn meine Warnung hellhörig werden lassen. Nun saß ich echt in der Bredouille. Sicher kam es nicht besonders gut, wenn ich mich bei dem Flavier darüber beschwerte, dass mich ein anderer Flavier zur Feldarbeit verdonnert hatte. Doch bevor ich mir noch mehr das Hirn über meinen inneren Konflikt zerbrach, ermutigte er mich, ihm alles zu erzählen. Ich hätte nichts zu befürchten. Aber was, wenn Scato in dieser Hinsicht keinen Deut besser war, als sein "netter" Verwandter in Ravenna?


    „Nun ja, wie ich schon andeutete, er meint zumeist das Gegenteil von dem, was er sagt,“ begann ich vorsichtig. Wenn er jetzt noch immer nicht begriff, worauf ich hinaus wollte, dann wusste ich auch nicht weiter. Einen Moment zögerte ich noch, bevor ich weitersprach. Na ja, eigentlich konnte ich inzwischen ja behaupten, Scato zu kennen. Daher redete ich mir ein, dass er nicht so war, wie sein Verwandter in Ravenna. Schließlich ließ ich mich dazu hinreißen, tatsächlich über meinen Aufenthalt in Ravenna zu berichten.


    „Da Dominus Aetius mir die „flavische Gastfreundschaft“ zuteilwerden ließ, brachte mich sein Villicus in einem schäbigen Schuppen unter, in dem die Feldsklaven des Latifundiums hausen. Beim ersten Sonnenstrahl des nächsten Morgens, trieb man mich mit Stockschlägen hinaus zu den anderen Sklaven auf die Obstplantage. Dort verbrachte ich arbeitend auch die nächsten Tage meines Aufenthalts, bis man mich endlich wieder zurückschickte.“ Ich versuchte die ganze Zeit, sachlich zu bleiben und meine Emotionen außen vor zu lassen, falls der Flavier sich doch noch dazu entschließen sollte, es mir übel zu nehmen, weil ich mich über seine Verwandten beschwerte.

  • "Nun, den Erzählungen nach dachte ich mir schon dass er ein recht eigenwilliger Mann sei, weshalb ich bewusst dich zu ihm schickte, strahlst du doch eine gewisse barbarische Robustheit aus.", kommentierte Scato das gesagt knapp, auch wenn er sich innerlich ärgerte, wie konnte es dieser Provinz-Adel nur wagen seinen Sklaven für seine niederen Arbeiten zu verwenden?!
    "Jedenfalls bin ich froh dass du mit so einer frohen Kunde zu mir zurückgekehrt bist. Bald schon werden alle Teile wie ein Mosaik zusammenfallen, und bei den nächsten Wahlen werde ich sicherlich die Unterstützung einiger einflussreicher Familien genießen. Vielleicht werde ich auch im Cultus aktiv, oder mache ein Tribunat, weißt du Angus, durch meine gute Freundschaft mit den Claudii, der Verbindung mit den Tiberiern, und weiterer Verbindungen stehen mir sicherlich viele Türe offnen, ich hoffe du kannst die Freude mit deinem Dominus teilen.", sagte Scato süffisant während er sich einen kleinen Imbiß gönnte, und diesen mit einem Schluck Wein runterspülte, heute war ein guter Tag.

  • Lediglich ein gequältes Lächeln konnte ich auf seine Bemerkung hin aufbringen. Ich strahlte also eine gewisse barbarische Robustheit aus… aha. Wahrscheinlich hatte sein netter Verwandter das gleiche im Sinn gehabt. Das lag wohl in der Familie. Scato jedenfalls schien sich nicht allzu sehr daran zu stören, was mir widerfahren war. Für ihn war es wichtiger, dass seine Pläne aufzugehen schienen, was auch immer er ausgeheckt hatte. Aber so waren eben die Römer. Für sie zählten nur Macht und Geld und noch mehr Macht und noch mehr Geld. Auf diese Art und Weise würde er es sicher noch weit bringen.
    Ich beobachtete ihn, als er so sprach und Überlegungen anstellte, wie seine weitere Karriere verlaufen sollte. Nun ja, solange ich bei ihm war, konnte es mir nur Recht sein, wenn er erfolgreich war, mit dem was er tat. Also konnte ich mich auch mit ihm freuen. Zumindest ließ ich ihn in diesem Glauben. „Auf dass deine Götter für dich eine glänzende Zukunft bereit halten mögen, Dominus!“ Ich hob meinen Becher und trank auf ihn. Schließlich stellte ich ihm die Fragen die ich mir selbst auch schon gestellt hatte, auf meinem langen Weg zurück nach Rom. „Dominus, darf ich fragen, weshalb du dich so engagiert um Domina Domitillas Verheiratung kümmerst… Ich meine, sie ist doch nicht deine Schwester, sondern "nur" deine Tante.“

  • Mit schnellen Schritten eilte der Sklave Antras von der Porta zum Sklavenquartier, um die beiden custodes Ajax und Diomedes zu informieren, sodann weiter durch die in der dunklen Nacht nur spärlich beleuchtete Villa zum Cubiculum des Flavius Scato. Obwohl er klopfte wartete er nicht erst auf eine Antwort, sondern betrat mit einer Öllampe in Händen den dunklen Raum.
    "Herr Scato? Wacht auf, Herr! Ein Fremder ist eben angekommen und behauptet hartnäckig dein Bruder Quintus Dexter zu sein! Er wartet im Atrium."

  • Scato saß wie jeden Nachmittag in seinem Cubiculum, seit der Sache mit Prisca hatte er die Villa nicht mehr allzu oft verlassen. Er hasste Menschenmengen, hasste es unter Menschen zu sein, ihre Ratschläge, ihre Anliegen, momentan wollte er es einfach nicht hören. Er würde wieder in die Spur kommen, ganz sicher, doch diese ganze Posse um Gracchus und Prisca, sie regte ihn mehr auf als er es sich jemals hätte eingestehen können. Gefühle, das hatte man also davon wenn man sich auf so etwas einließ, nur gebrochene Herzen, und weitere Schicht auf den Panzer der ihn umgab..


    Nur wenige hatten Zutritt in sein Zimmer, Lupus und Angus natürlich, sie gehörten zum Inventar, umso besser also dass Angus über die Zeit in der Villa des Lesens bemächtigt wurde.. Er hatte einige Korrespondenz, doch ein Brief machte ihn besonders neugierig.. Sein alter Freund aus Athen, wie viele Jahre waren es? Es war schön, und es hellte sein Gemüt etwas aus als er seinen Namen und sein Siegel laß. Er erhob sich aus seinem Sessel, und blickte kurz in die Gärten hinaus, dann wandte er sich wieder zur Tür, "Angus, hier, lese bitte laut und deutlich.", befahl er seinem Sklaven und reichte ihm den Brief weiter..


    Manius Claudius Maecenas
    Villa rustica Claudiana
    Eleusis ~ Achaia



    Ad
    Caius Flavius Scato
    Villa Flavia Felix
    Roma
    Italia




    Salve Caius, mein geschätzter Freund!


    Wie lange ist es her, seit wir zuletzt voneinander gehört haben? Ich für meinen Teil denke gerne an die schöne Zeit unserer gemeinsamen Studien in Athen zurück. Im Nachhinein übertreibe ich sicherlich nicht, wenn ich behaupte, diese Zeit war die schönste, in meinem bisherigen Leben. Tagsüber widmeten wir uns den Schriften der Philosophen und abends und abends dem Wein, Weib und Gesang.
    Letztendlich aber müssen wir in die Zukunft schauen. Wie mir zu Ohren gekommen ist, hast du bereits erfolgreich begonnen, den Cursus Honorum zu beschreiten. Ich indes werde aber wohl meine Karrierepläne in Rom vorerst hinten anstellen müssen. Unglücklicherweise haben die Götter meinen Vater vor einigen Monaten ganz unerwartet zu sich genommen. Auf einen Schlag war es vorbei, mit dem süßen Lotterleben. Seitdem lastet nun die Aufgabe auf meinen Schultern, mich um unsere Ländereien und unser Anwesen in Athen zu kümmern.


    Dennoch gibt es auch Gutes zu berichten. Stell dir vor, in wenigen Monaten schon werde ich endlich in den Hafen der Ehe einlaufen! Meine Zukünftige, Sempronia, entstammt einem traditionsbewussten Zweig der Gens, der sich bereits vor zwei Generationen in Athen niedergelassen hat. Ihre Mutter ist war um drei oder vier Ecken mit dem verblichenen Prinzeps verwandt! Mit ihr habe ich einen wahren Glücksgriff gemacht. Erinnerst du dich noch an die üppige Statue der Aphrodite im Park nahe der Agora? Dann kannst du dir auch ungefähr das Aussehen meiner Braut vorstellen. Noch vor der Olivenernte wollen wir uns das Jawort geben. Wie du siehst bin ich schon voll in meiner neuen Rolle als „Bauer“ aufgegangen.


    Wie steht es mit dir, guter Freund? Bist du schon in festen Händen? Einem so ansehnlichen jungen Mann, der mit deinen Qualitäten ausstaffiert ist, laufen die Frauen Roms sicherlich scharenweise hinterher.
    Für meine Schwester wird es nun auch langsam Zeit, sich zu binden. Auf dem Totenbett meines Vaters habe ich versprochen, einen geeigneten Gatten aus einem traditionsgebunden und standesgemäßen Haus für sie zu finden.
    Du erinnerst dich doch sicher noch an meine Schwester Agrippina? Jenes kleine nervige Gör, das uns ständig beim Lernen störte und dich jedes Mal angehimmelt hat, wenn du uns besucht hast. Inzwischen ist aus dem hässlichen Entlein ein schöner prächtiger Schwan geworden. Süße sechzehn ist sie nun, also in einem perfekten Alter, endlich vermählt zu werden. Unsere Stiefmutter, der es selbst all die Jahre verwehrt geblieben ist, eigene Kinder zu gebären, war und ist uns eine aufopferungsvolle Mutter. Unter ihren Fittichen hat sich Agrippina zu einer gebildeten, tugendhaften und sittsamen Frau entwickelt. Du würdest sie kaum wiedererkennen.
    In Kürze schon werde ich sie, in Begleitung eines Klienten meines Vaters, zu unseren Verwandten nach Rom senden. Leider kann ich sie nicht selbst begleiten, da mir die Arbeit hier über den Kopf wächst. Solange ich keinen fähigen Verwalter für die Latifundien gefunden habe, wird sich daran so schnell auch nichts ändern. Maevius Tullinus, eben jener Klient, wird sich in meinem Auftrag nach einer guten Partie für sie umsehen und mich auf dem Laufenden halten.

    Da sie in Rom niemanden kennt und ihr selbst die dortigen Familienmitglieder fremd sind, möchte ich dich bitten, hin und wieder ein Auge auf sie zu haben. In einer Zeit, da die Rechte unseres Standes immer weiter beschnitten werden, müssen wir Patrizier zusammenstehen und uns gegenseitig unterstützen. Außerdem wird sich Agrippina wahnsinnig freuen, dich wiederzusehen. Sie ist eh schon ganz aus dem Häuschen, endlich nach Rom reisen zu dürfen. Nun, du weißt ja, wie Frauen so sind...


    In diesem Sinne würde ich mich freuen, bald von dir zu hören. Vielleicht schaffe ich es auch irgendwann einmal nach Rom. Dann können wir gemeinsam in den Erinnerungen guter alter Zeiten schwelgen.


    Mögen die Unsterblichen dich stets begleiten!


    Herzlichst


    Gez. Manius Claudius Maecenas



    War sein alter Freund etwa in Rom? Würde er bald kommen und könnten sie gemeinsame Sache machen? Oh was würde es ihn freuen wenn Manius in der Stadt wäre, ein Licht am Horizont, natürlich hinter einem aus Wein getränkten Ozean.

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