[Officium] Marcus Iulius Dives

  • In der Tat fiel es dem jungen Iulier alles andere als leicht, die Worte seines Großonkels nicht weiter zu kommentieren. Denn Licinus nahm diese ganze Angelegenheit doch wohl nicht etwa auf die leichte Schulter, oder? Dives biss sich auf die Unterlippe, bevor er letztlich nicht umhin kam, doch noch etwas dazu zu sagen.
    "Nun, zur Not werde ich dir wohl mein Hochzeitsgeschenk zurückgeben müssen." Denn wie könnte er selbst dieses Land länger behalten, wenn sein Großonkel ohne Land seinen Ritterstand verlieren könnte, er selbst indes mit dem Grundstück den senatorischen Census noch immer nicht erfüllte? "Melde dich also unbedingt, falls... es zum Äußersten kommt.", erklärte er schlussendlich. Im genannten Falle nämlich würde Dives wohl oder übel zurückstecken zum Wohle der Iulii Caepiones. Schließlich war es besser, es gäbe einen Nicht-Senator und einen Ritter in der Verwandtschaft, als dass es einen Nicht-Senator und einen Nicht-Ritter in der Verwandtschaft gab.


    "Was deinen Verwalter betrifft, so will ich dir auch gar nicht dazu raten, diesen nun sofort zu wechseln. Jedoch denke ich, dass es wirtschaftlich am sinnvollsten ist, wenn du einen harten Bruch in der Verwaltung des Landes vermeidest.", riet Dives seinem Großonkel und hatte nach dem kürzlichen Machtwechsel auf dem Palatin sogar gleich einen zumindest aus seiner Sicht ganz passenden Vergleich zur Hand: "Sieh, selbst an höchster Stelle geht man in dieser Weise vor. Dort nämlich ernannte der Augustus seinen Sohn zum Caesar, nimmt ihn damit offenkundig unter seine Fittiche und bereitet ihn bereits jetzt Schritt für Schritt darauf vor, einmal die... 'Verwaltung' des Imperiums zu übernehmen." Er ließ diesen Vergleich einen Moment lang wirken. "Wenn du dir dies zum Beispiel nimmst und deinem Verwalter bereits jetzt eine rechte Hand beistellst, die später einmal deinem jetzigen Verwalter nachfolgen soll, dann meine ich, dass dein Land davon nur profitieren kann.", fasste er letztlich noch einmal zusammen und nickte einmal bekräftigend.

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  • Da hatte er sich doch wohl gerade verhört. Vielleicht nahm er es wirklich etwas arg auf die leichte Schulter, aber er war Fatalist. Das wurde man beim Militär ja praktisch zwangsweise. Probleme wurden angegangen, wenn sie sich aktiv stellten. Und da war ja auch imemr noch der Umstand, dass Serapio nun schon seit Monaten das Landgut nicht übernommen hatte, obwohl er die Papiere unterschrieben zur Verfügung hatte.


    "Die Erinnyen wirst du tun, mein Junge!" knurrte er, offensichtlich keinen Widerspruch duldend.
    "Im Gegenteil, du wirst zusehen, dass du ein weiteres Stück Land bekommst und Senator wirst, verdammt du hast das Zeug dazu. Meine Karriere ist nach meiner Präfektur zuende, ich bin alt. Du bist jung und hast deine Zukunft noch vor dir. Ergo brauchst du das Grundstück dringender als ich."


    Auch um seine Zukunft machte er sich wenig Sorgen. Seine Gratifaktion würde sicher ausreichen, um sich ein Standbein aufzubauen.
    "Mein Landgut ist nun ein wenig kleiner, als das Imperium. Aber deine Überlegungen sind nicht von der Hand zu weisen. Allerdings muss man auch etwas anderes Bedenken. Beim Militär ist es die Ausnahme, dass Soldaten innerhalb der eigenen Einheit befördert werden" er selbst zählte zu diesen Ausnahmen, das war ihm vollauf bewusst. "denn zum einen befördert es den Neid, wenn jemand aus den eigenen Reihen der neue Befehlshaber ist. Zum anderen ist es schwieirg Autorität gegenüber jenen Leuten zu zeigen, mit denen man einige Dutzend Tage zuvor noch bis zur Bewusstlosigkeit gesoffen hat." Und anschließend Scheiße schaufeln musste. "Das ist, denke ich, die andere Seite der Medaille, weshalb ich zögere den alten Assistenten zu "befördern". Aber du hast recht, ich sollte bald etwas entscheiden."

  • "Aber...", setzte Dives sogleich zum Widerspruch an, da es ihm in der Tat nur logisch erschien, dass eine Familie mit Nicht-Senator und Ritter einflussreicher war als eine mit Nicht-Senator und Nicht-Ritter. Daran letztlich änderte auch das Alter seines Großonkels nichts, zumal dessen Sohn ja womöglich einst ebenfalls eine ritterliche Laufbahn einschlagen würde. Dennoch kam dem Iulier mehr als das eine Wort des Widerspruchs nicht über die Lippen. Stattdessen nickte er einmal leicht zögerlich. Mehr als seinen Großonkel auf diese Option aufmerksam zu machen und ihm zu versichern, dass er diesen Schritt auch durchaus erwöge im Zweifelsfall zu gehen, konnte er schließlich nicht. Darüber in der Folge nun zu streiten, erschien ihm daher nur wenig sinnvoll. So also beließ er es vorerst dabei und hoffte einfach das beste.


    "Es freut mich, dass du das ähnlich siehst. Denn man sollte ein beschädigtes Dach doch stets zeitnah reparieren - sobald der erste Ziegel sich löst. Erst zu reagieren, wenn der Regen bereits den Weg ins Dachgebälk gefunden hat, könnte indes bisweilen recht teuer werden.", malte Dives schlussendlich noch ein kleines sprachliches Bild und lächelte. Denn beim Militär mochte vieles nach dem Muster 'Aktion - Reaktion' ablaufen, ein Heer griff das Imperium an, eine Legion verteidigte die Grenzen. In der Wirtschaft hingegen war es machmal sinnvoll, schon zu reagieren, noch bevor etwas passierte. Dieser Meinung zumindest war der junge Iulier.
    "Nundenn." Dives atmete einmal kurz durch. Dabei sah er Licinus in die Augen und versuchte zu erkennen, ob es sonst noch irgendetwas gab, worüber sie hier und heute vielleicht sprechen sollten. Denn gäbe es kein weiteres Thema, so hatte sein Verwandter ja noch den kleinen Marc zu sehen gewünscht...

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  • Der alte Iulier setzte schon zu einem kategorischen "kein Aber" an, als der junge Iulier von selbst wieder verstummte.


    Und die nächste Metapher, wäre es kein ernsthaftes Thema hätte Licinus sicher angefangen zu schmunzeln, so aber bleib ihm nur zuzugeben:
    "Ich denke, du hast, recht, ich sollte mich wirklich bei zeiten darum kümmern. Nundenn" echote er darauf und machte Anstalten sich zu erheben.
    "Wo ist nun der kleine Racker"

  • Damit nun also war das Gespräch zwischen Großonkel und Großneffe offenkundig erst einmal beendet und Dives erhob sich von seinem Platz.
    "Er wird in seinem Zimmer sein, wo er wahrscheinlich etwas spielt... hoffentlich _ohne_ dabei irgendeinen Unfug anzustellen.", antwortete der Iulier anschließend mit einem Lächeln im Gesicht. Denn es war doch mitunter recht erstaunlich, wie kurz man eine kleine Neugiernase nur unbeaufsichtig lassen musste, bis sie an Regale, Kommoden, Kisten und Truhen ging, alles ausräumte und das ganze Cubiculum damit binnen kürzester Zeit in ein reinstes Schlachtfeld verwandelte. Welch ein Glück war es da, dass der kleine Marc noch immer ein paar unfreie Aufpasser hatte, die ihn umsorgten, ihn beschützten und nicht selten hinter dem Kleinen hinterherräumten. "Gehen wir.", lud Dives seinen Verwandten also ein, bevor sie schlussendlich das Officium in Richtung des Kinderzimmers Marcus Minors verließen...

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  • Ein durchaus etwas niedergeschlagenes Seufzen entwich der iulischen Kehle, nachdem Dives gelesen - oder vielmehl von einem seiner Sklaven vorgetragen bekommen - hatte, dass Tiberia Lucia die Urbs Aeterna in Richtung Mogontiacum verließ. Dabei erreichte den Iulier diese Nachricht selbstredend alles andere als unerwartet. Dass sein Mitklient Duccius Vala ihren gemeinsamen Patron Vinicius Hungaricus als Statthalter der obergermanischen Provinz ablöste, war ihm schließlich keinesfalls entgangen, wie es ihn in der Folge auch kaum überraschte, dass die Patrizierin als Ehefrau des Consulars nun also mit ihm in die Provinz zog. Doch war Dives auch längst nicht nur darüber etwas betrübt. Und längst auch vermochte ihre Bezeichnung des Iuliers als ihr Freund seine Stimmungslage nicht großartig umzukehren. Längst nicht ging es hier nämlich nur um sie.


    Der Stellvertreter des Princeps Factionis der Veneta dachte zurück an das Qualifikationsrennen zur Teilnahme an den Ludi Funebres des Cornelius Palma Augustus. Irgendeinen rundlichen Crassus, vor allem aber einen seinem Namen alle Ehre machenden Callistus von den Ducciern hatte er dereinst kennenlernen dürfen. Ein junger Mann, attraktiv, jugendlich schön, aus der Provinz kommend und damit nicht ganz so schwer zu beeindrucken, zudem interessiert und begeisterungsfähig, nicht unambitioniert und definitiv kein Ungebildeter, so erinnerte sich Dives an den anziehenden Beau - und seufzte erneut. Denn selbstredend konnte er ja kaum ahnen, dass der attraktive Callistus, obwohl er nach dem kleinen Qualifikationsrennen bisher nichts weiter von sich hören ließ, ihn alles andere als vergessen hatte. Stattdessen zeichnete sich dem Iulier mit diesem Abschiedsbrief nun das Bild von seinem Mitklienten, Tiberia Lucia und einer kleinen Duccia Aquilina, wie sie zusammen auch mit dem runden Crassus, dem hübschen Callistus und einem großen Tross die Casa Accia Ducciaque in Richtung Mogontiacum verließen.


    Erst war sein Freund Caldus aus der Domus Iulia überstürzt geflohen. Nun also zog auch der attraktive Callistus mutmaßlich einfach so weiter. Weder Cupido noch - und erst recht nicht - Amor schienen es dieser Tage auch nur irgendwie gut zu meinen mit Dives; als länge gar irgendein gemeiner Fluch auf ihm. Mit einem dritten Seufzen legte er den tiberischen Brief beiseite, während er innerlich beschloss, in den kommenden Tagen wohl eine Antwort darauf zu formulieren und in den kalten Norden zu schicken.

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  • Es war der Tag der Octoberkalenden. Während in der Stadt die Festtage der Ceres und der Fides Publica Populi Romani auf die eine oder andere Weise feierlich begangen wurden, wurde - wie an allen Kalenden - der Herd der Domus Iulia zu Ehren des Lar Familiaris und der Penaten besonders geschmückt. Dazu wurde der Göttin Iuno gedacht, der die Monatskalenden bekanntlich genauso heilig waren wie dem Iuppiter die Monatsiden. Doch als wären dies nicht bereits genug Angelegenheiten für einen Tag, war mit Beginn der Octoberkalenden zugleich auch das dritte Quartal des Jahres zuende gegangen. Und dies wiederum bedeutete für den divitischen Institor gemäß Auftrag seines Großonkels, dass er eine Rumpfabrechnung für das vergangene Quartal aufzustellen und seinem Verwandten zukommen zu lassen hatte...


    COMMENTARIVM NEGOTIALE I
    ___________________________________

    TERTII SPATII TRIMESTRIS ANNO DCCCLXV A.V.C.
    DE VILLA RVSTICA IVLII LICINI CREMONA



    * Gewinnerwartung A (ohne Schreiner-Betrieb) = 6x HS 50.00
    * Gewinnerwartung B (mit Schreiner-Betrieb (IV)) = A + 6x (4x HS 65.00)
    * Gewinnerwartung C (mit Sägewerk-Betrieb (I)) = B + 6x (1x HS 180)



    COMMENTARIVM NEGOTIALE II
    ___________________________________

    TERTII SPATII TRIMESTRIS ANNO DCCCLXV A.V.C.
    DE VILLA RVSTICA IVLII LICINI CREMONA



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    2 Mal editiert, zuletzt von Marcus Iulius Dives ()

  • "Sag, die wievielten Glückwünsche zu meiner Berufung in den Senat waren dies?", erkundigte sich Dives bei seinem Privatsekretär, nachdem er sich bereits seit einer Stunde anhörte, welche Nachrichten und Gratulationen ihn vor allem von Bekannten und Freunden aus Ostia in schriftlicher Form erreichten. "Erst zwölf, Dominus.", antwortete der Sklave unbekümmert. Der Iulier seufzte. "Okay, schön. Dann lies noch eine - und der Rest wartet dann aber bis morgen.", entschied er also, lehnte sich neuerlich entspannt in seinen Schreibtischstuhl zurück und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Unterdessen legte der Sekretär den zuletzt verlesenen Brief auf den Stapel der bearbeiteten Post, bevor er sich den nächsten vom Stapel der unbearbeiteten Korrespondenzen nahm. Dabei handelte es sich um ein Schreiben aus dem Atrium Vestae.


    "Die Vestalin Decima grüßt den Senator Iulius Dives.", begann der Sklave nach dem Öffnen der Wachstafel und einem kurzen Räuspern mit dem Lesen. Wie bei allen anderen Schreiben zuvor betonte er dabei auch hier nun einmal mehr sowohl den Namen der Absenderin als auch den neuen Titel des Iuliers, Senator. Anschließend folgte ebenfalls wie bei allen anderen Briefen ein kurze Pause, damit sich der Zuhörer sodann angemessen auf die Nachricht der Absenderin einstellen konnte. "Es liegt mir... fern... dies zu tun, doch muss ich deine seit Tagen anhaltende gute Stimmung, nach der Berufung zum Senator, unterbrechen." Verwundert blickte Dives auf und sah seinen Sekretär fragend an. Der indes las nach dem anfänglichen, kurzen Stocken nun einfach nur weiter. "Du musst sehr stark sein, mein lieber Dives. Setz dich am besten."
    Die Gedanken des Iuliers begann zu kreisen - und kreisten selbstredend stante pede um seine Tochter, ihren Fehltritt vor der Captio, die unsägliche Gerüchteküche, den Mord am syrischen Händler, die Verdächtigungen und... Serapio... dessen tollen Borkan... sowie Fausta. Denn wohl keiner der drei empfand auch nur annähernd Sympathie für Torquata. Borkan war es, der sie bei ihrem Tête-à-Tête mit diesem Soldaten beobachtet hatte und anschließend offenkundig seinen Mund nicht darüber halten konnte - woher sonst waren die Gerüchte dereinst aus dem Boden geschossen? Serapio war es, der Dives praktisch ins Gesicht gesagt hatte, dass er Torquata für ungeeignet hielt, eine Vestalin zu sein. Dazu war es alles andere als ausgeschlossen, dass er auch hinter den Beobachtungen Borkans steckte, ihn womöglich gar erst zum Bespitzeln losgeschickt und auf Torquata angesetzt hatte oder aber am Ende wenigstens dafür gesorgt hatte, dass sein toller Borkan die nächtlichen Beobachtungen auch ja nicht für sich behielt. Tja, und schlussendlich war da erwähntermaßen auch noch Fausta, die nicht nur aus ihrer Abneigung gegen Torquata nie wirklich einen Hehl gemacht hatte, sondern zudem vor einiger Zeit noch mehr als deutlich sowohl sie als auch ihren gemeinsamen Sohn, beide Kinder Dives, unmissverständlich bedroht hatte.


    Erst Torquatas nächtliches Treffen mit einem Soldaten, anschließend die Ermordung eines syrischen Händlers - was war es diesmal?
    "Ich möchte nicht, aber ich muss. Heute morgen...", betonte der Sklave durch eine künstliche Pause und Dives malte sich bereits die wildesten Szenarien aus. Heute morgen... wurde ein nur halb bekleideter Soldat in Torquatas Zimmer aufgegriffen. Heute morgen... wurde ein weiterer Syrer tot aufgefunden, direkt vor dem Atrium Vestae. Heute morgen... hatte sich Serapio, hatte sich dessen Borkan, hatte sich Fausta, hatte sich einer dieser drei eine neue Intrige gegen Torquata ausgedacht. Heute morgen... "ist deine geliebte Tochter, meine beste Freundin, von uns gegangen.", las der Sekretär weiter. "Wohin?", hakte Dives sogleich ein. "Wohin ist sie gegangen?" Es dauerte einige Augenblicke, bis die Worte der Vestalin bis ins Bewusstsein des Iuliers vorgedrungen waren und er zu verstehen begann. "Ihr Tod war nicht zu erahnen. Es überraschte die ganze Schwesternschaft. Unserer Medicus meinte, dass sie einer kräftigen Krankheit zum Opfer fiel. Ihr kleines Herz zerbrach. - Ich finde dafür keine Worte. Es schmerzt so sehr. - Dives, wenn du mich brauchst. Ich bin für dich da. - Vale bene. Messalina."


    Eine bedrückende Stille erfüllte den Raum. Reglos saß Dives hinter seinem Schreibtisch und fixierte starr einen imaginären Punkt auf der hölzernen Tischplatte. Sein Mund war leicht geöffnet, doch nicht ein einziger Ton kam über seine Lippen. Torquata. Erst kürzlich noch hatte er dem Princeps, dem Caesar und der Augusta von ihr vorgeschwärmt. Erst kürzlich noch hatte er zum ersten Mal ausgesprochen, wie sehr er sich mittlerweile als ihr Vater fühlte. Erst kürzlich noch... Was für ein Schlag ins Gesicht. Vor wenigen Jahren erst war Torquata zur Vestalin ergiffen worden. Vor wenigen Jahren erst hatte Dives sie vor dem Praetor Urbanus als seine eigene Tochter angenommen. Vor wenigen Jahren erst war sie überhaupt erst angekommen in der ewigen Stadt - nur um nun also viel zu früh und lange, lange vor ihrer Zeit aus dem Leben zu scheiden? Der Iulier war fassungslos. Und er war sprachlos. Denn auch er fand, wie die Decima überaus treffend schrieb, keine Worte dafür.

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  • "Ich, nun, äh...", druckste der Privatsekretär nach einer gefühlten Ewigkeit der Stille herum, um die unangenehme und beklemmende Ruhe zu durchbrechen. "Es tut mir Leid. Ich... ich sollte die gelesenen Briefe... ich sollte notieren, wer dir alles geschrieben hat. Ich sollte gehen, um die Liste..." - "JA! MACH! Mach und hau ab!", platzte es ohne Vorwarnung erschüttert aus einem sich ruckartig erhebenden Dives heraus. "Geh, und lass auch du mich allein.", setzte er, während der Sklave bereits geschwinden Schrittes das Weite suchte, kraftlos nach. Der iulische Privatsekretär wäre immerhin nicht der erste, der den frisch in den Senat berufenen Quaestorier verließ. Im Gegenteil reihte er sich nur ein in eine lange Liste von Menschen, in der bereits die divitischen Eltern standen, der gute Freund Helvetius Ocella, die alte Liebe Decimus Serapio, der einstige Verehrer Caelius Caldus, der süße und ohne ein Wort mutmaßlich wieder nach Mogontiacum abgereiste Duccius Callistus und... seit heute also auch Iulia Torquata.


    "AARRGGHH!", stieß er sodann nach einem kurzen Kräftesammeln aus und wischte dabei einmal mit seinem rechten Arm über den gesamten Tisch, sodass zahlreiche Schriftstücke - Papyri wie Tabulae - zusammen mit Schreibgeräten, einer leeren Öllampe, mehreren kleinen Statuetten sowie selbstredend dem vinicischen Dolch, welchen er einst von seinem Patron zur Hochzeit geschenkt bekam, zu Boden gingen. Dives selbst sackte daraufhin auf seinen Stuhl zurück, während sein Kopf und seine Arme endlos schwer geworden auf dem Schreibtisch liegen blieben. Kurz darauf löste sich eine erste Träne aus seinen Augen - und weitere würden ihr leise schluchzend folgen...

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    Einmal editiert, zuletzt von Marcus Iulius Dives ()

  • Ich hatte mich in der letzten Zeit etwas aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen. Dem einen oder anderen war es bestimmt aufgefallen. Der Grund dafür war einfach: Mir ging es nicht so gut. Gelegentliche Übelkeit, regelmäßige Heißhunger-Attacken, Brustschmerzen. Ich wusste es nicht, aber selbst andere bemerkten, dass mein Oberweiten-Umfang wieder etwas zugenommen hatte. Kurz gesagt: Ich war schwanger. Wahrscheinlich seit dieser Nacht damals.
    Mittlerweile war der Geburtstermin nicht mehr weit hin. Ich arbeitete mal wieder von Zuhause aus, koordinierte, organisierte und scheuchte andere Leute in meinem Auftrag herum. Da hörte ich erst den Krach aus dem Büro meines Mannes (zwischen unseren Arbeitszimmern lag ja nur das Atrium). Dann belauschte ich einen Sklaven, wie er einem anderen vom Tod dieser Vestalin Iulia Torquata erzählte. Ich beschloss, dass ich mir selbst ein Bild von der Lage machen wollte....


    Und was war das nicht für ein Bild: Der Boden vor dem Schreibtisch meines Mannes sah aus wie ein Schlachtfeld, während er schluchzend über seinem Schreibtisch hing. Ich seufzte und trat ein. "Ich sehe, du dekorierst um?", kommentierte ich das Chaos trocken. "Dann nehme ich an, dass es wahr ist, was sich das Personal zuflüstert." War die Göre also wirklich tot. "Mein Beileid.", wünschte ich Marcus unberührt. Dann setzte ich mich auf einen der Plätze vor seinem Schreibtisch. Langes Stehen in meinem Zustand ging nämlich ziemlich auf den Rücken. Im Sitzen war es besser. "Was ist passiert?", heuchelte ich ein bisschen Interesse. Innerlich aber war ich froh, dass meine Kinder (mein Sohn und der Nachwuchs in meinem Bauch) nicht länger in Konkurrenz zu dieser in die Familie adoptierten Rivalin standen. Das stärkte ihre Position im Haus.. und nebenbei auch meine.

  • Dives schloss müde die Augen, als seine Frau den Raum betrat und keinen großen Hehl daraus machte, dass sie weit weniger von seinem Verlust getroffen war als er. Im Gegenteil schien es beinahe, als hätte sie ihren Spaß daran, den Iulier in dieser Verfassung zu sehen. Fragte sie ihn in dieser Situation ernsthaft danach, ob er hier umdekorierte?! Ihre Worte des Beileids klangen in den divitischen Ohren nur kühl und wenig aufrichtig, bevor sie schlussendlich fragte, was passiert wäre. Dives atmete einmal tief ein und ganz langsam wieder aus, während er zunächst nicht die Intention hatte, hier und jetzt mit Fausta über dieses Thema zu sprechen. Eine Stille entstand... bis der Iulier letztlich doch seinen Oberkörper aufrichtete und seine Frau aus glänzend feuchten Augen anblickte.


    "Warum bist du hier? Warum... warum kannst du mich nicht wenigstens ein einziges Mal..." In Frieden lassen? Dem Iulier fehlten die Worte. Er wusste nur, dass ihm die Anwesenheit seiner Gattin in dieser Lage nicht half. Stattdessen machte ihr fehlendes Mitgefühl alles nur noch viel schwerer und anstrengender für ihn. "Ich habe gerade meine Tochter verloren, ein junges, bildhübsches, unschuldiges Mädchen. So unglaublich viel noch lag vor ihr. Das Beenden ihrer vestalischen Ausbildung und... über 20 Jahre im Dienste der Vesta." Ein kurzes Schluchzen unterbrach den trauernden Vater. "Es ist erst wenige Jahre her, da verlor sie ihre leiblichen Eltern. Sodann bekam sie mit mir einen neuen Vater. Anschließend gewann sie fünf vestalische Schwestern, nur um kurz darauf dann mit dem Verlust ihres geliebten Bruders dafür zu bezahlen." Er senkte seinen Blick und schüttelte langsam seinen Kopf. Offenkundig war es Torquata nie vergönnt gewesen, ein einigermaßen stabiles Umfeld zu genießen. Ständig gab es tiefgreifendste Veränderungen. Ständig wurde sie von allen Seiten angegriffen. Sie war wie das Dach eines großen Tempels, dessen Säulen - mal von den Göttern und mal von den Menschen - eine nach der anderen zum Einsturz gebracht wurden. Erst ihre Eltern, dann ihr tadelloser Ruf, anschließend ihr Bruder. Und schlussendlich bedurfte es dann offensichtlich nurmehr eines kleines Windhauchs gegen ihre Gesundheit, um das ganze Gebäude wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen zu lassen...

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  • Bitte?!? "Pff. Also ich versteh ja noch, dass dir das alles gerade etwas nah geht. Eben hattest du eine Tochter im Atrium Vestae, jetzt hast du eine Tochter.. naja.. im Grab." Ein Verlust von Macht und Einfluss. Darüber konnte man auch schon mal etwas traurig sein. "Aber bei allem Respekt für die Toten. Unschuldig war die Kleine bestimmt nicht." Wirklich nicht. "Oder nennst du es etwa unschuldig, sich nachts unerlaubt aus dem Haus zu schleichen, sich mit irgendeinem geilen Soldaten zu treffen und sich dann zu allem Überfluss auch noch dabei erwischen und beobachten zu lassen?" Ja, die Göre war tot. Und ja, das war alles ganz, ganz traurig. Aber irgendwo musste man ja auch mal einen Punkt machen. (Und ich machte den Punkt da, wo aus der realen Vergangenheit plötzlich die pure Fiktion wurde, in der alles rosarot und honigsüß war. - Nicht mit mir.) Die Kleine hatte mir jede Menge Ärger bereitet. Sie hatte Marcus jede Menge Ärger gemacht. Und diese unangenehme Wahrheit durfte er sich ruhig auch mal ein bisschen vor Augen führen, bevor er sich und seine restliche Würde hier im Wasser seiner Tränen auflöste!



  • Auf Anteilnahme und Mitgefühl hatte er hier wohl vergeblich gehofft, wollte dem Iulier scheinen. Entsprechend verletzt ergriff er also nach kurzer Stille das Wort.
    "Du...", begann er leise und schwach, obgleich er eigentlich hatte laut und energisch seiner Frau begegnen wollte. "Du musst dich wirklich freuen gerade, nicht wahr?" Er sah sie mit langsam trocknenden Tränen im Gesicht an. "So wie du hier über eine Vestalin, über meine Tochter, über eine Tote sprichst, musst du dich gerade wirklich richtig freuen. Denn endlich ist sie weg, das Mädchen, das du schon von Beginn an nicht leiden konntest, das Mädchen, das ich damals entschieden habe, als meine Tochter anzunehmen, das Mädchen, das du vor nicht allzu langer Zeit gar offen bedroht hast - mir gegenüber mitten ins Gesicht.", nahmen die divitischen Worte allmählich wieder Fahrt auf. "Ja, endlich ist sie weg. Endlich bist du sie los. Endlich ist sie tot." Der Iulier erhob sich gekränkt von seinem Platz.


    "Ich stelle mir nur gerade die gleiche Frage, die du mir eben gestellt hast. Was ist passiert? Warum musste dieses junge Mädchen, meine Tochter, sterben?", warf Dives die Fragen gewissermaßen an Fausta zurück. "Und ich frage mich natürlich auch, wo du ihren Tod doch offensichtlich nicht im Geringsten bedauerst, ob er denn tatsächlich auch so natürlich eingetreten ist, wie mir Vestalin Decima in ihrem Brief schreibt - oder ob nicht vielleicht doch im Hintergrund jemand etwas nachgeholfen hat, ein junges und eigentlich gesundes Mädchen so unerwartet und plötzlich einfach aus dem Leben zu reißen." Eindringlich sah er seiner Frau ins Gesicht. "Deshalb sag mir, hast du oder hast du nicht... deine Drohung wahr gemacht und etwas mit ihrem Tod zu tun?!", brannte Dives darauf zu erfahren, während er sich mit seinen Händen auf dem Schreibtisch abstützte. Denn er befürchtete, er würde diesen hölzernen Halt dringend brauchen, wenn er gleich Faustas Antwort erfuhr.

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  • Meine Augen verengten sich, denn mir gefiel diese Richtung gerade überhaupt nicht, in die sich das Gespräch hier entwickelte! "Ach was. Jetzt bin ich also auch noch schuld an ihrem Tod?" Eine bodenlose Frechheit. "Genauso wie ich wahrscheinlich auch schuld daran bin, dass die Kleine nie auch nur den Hauch von Respekt vor mir als der Hausherrin hier oder mir als ihrer Adoptivstiefmutter hatte. Ich erinnere mich noch, als wäre es erst gestern gewesen, dass sie sich an ihrem ersten Abend unter dem Dach dieses Hauses in mehr Widersprüche über sich und ihre Vergangenheit verstrickte als.." gute Frage "wie auch immer. Und trotzdem habe ich deine Entscheidung, sie hier wohnen zu lassen nicht infrage gestellt. Und selbst als du sie als deine Tochter annehmen wolltest.." Ich sah ihn eindringlich an. "War ich begeistert von dieser Idee? Nein. Aber habe ich mich deshalb gegen diese Entscheidung aufgelehnt und sie zu verhindern versucht? Nein! Das habe ich nicht.", protestierte ich und verschränkte meine Arme vor der Brust. Dann hatte ich meinen Faden verloren und musste kurz überlegen, wohin ich überhaupt wollte mit meiner Argumentation.


    Genau: "Habe ich deine Adoptivtochter also gemocht? Nicht im Geringsten. Aber habe ich ihr auch nur einmal etwas getan?" Ich sah ihn prüfend an. "Nein. Ich habe es akzeptiert, dass du sie adoptierst, weil ich ganz pragmatisch dachte, dass es nützlich sein kann für dich, eine Vestalin zur Tochter zu haben. Und was nützlich für dich sein kann.. das sage ich dir ganz frei heraus.. warum sollte das in diesem Fall nicht auch nützlich sein für mich?!" Zumal mit ihrer Ergreifung zur Vestalin ja jede rechtliche Verbindung zu unserer Familie wieder verschwunden war. Keine Gefahr, was das Erbe meiner Kinder anging. "Sie also jetzt umzubringen, wo sie endlich eine Vestalin ist, wo sie nicht mehr hier wohnt, wo sie keine rechtlichen Ansprüche mehr auf dein Erbe hat und wo selbst dieser beschissene Skandal um sie und diesen Soldaten endlich halbwegs überstanden war.." Sah er jetzt, wie hochgradig lächerlich es war, was er mir hier vorhalten wollte? "Nicht nur dass das Atrium Vestae so gut gesichert ist, dass da niemand so einfach mal reinspaziert und eine der sakrosankten Vestalinnen aus dem Leben befördert, sage ich dir ganz deutlich: Ich habe mit ihrem Tod nicht das Geringste zu schaffen!" Da hatte er seine Antwort. "Und ich bin hochgradig enttäuscht von dir, dass du mir sowas überhaupt zutraust." Wo ich doch gar keinen Grund dazu hatte. (Hätte ich einen Grund dazu gehabt, dann sollte er es mir ruhig zutrauen. Aber so?)


    Da fiel mir etwas ein. "Aber warte mal. Vielleicht sollte ich meine Aussage nochmal etwas revidieren. Denn ich glaube, einer kann mit größter Leichtigkeit da in dieses Haus der Vestalinnen spazieren.. weil eine seiner Verwandten die Vestalin Decima ist. Und er selbst ist Prätorianertribun. Der kennt also Mittel und Wege genug, wie man schnell und leise und ohne Spuren zu hinterlassen einen Mord begeht. Und hattest du mir nicht selbst erzählt, wie wenig er besonders von deiner Tochter hält? Als ihr beide in diesem Theater ward, hat er sie da nicht in den Dreck gezogen, als er sie mit diesem Händlermord in Verbindung gebracht hat? Läuten da nicht alle Glocken bei dir?!" Wenn er unbedingt einen Schuldigen brauchte und einen Schuldigen wollte, dann sollte er gefälligst den nehmen und nicht mich! "Siehst du nicht, wie sich unter diesem Licht plötzlich alles zusammenfügt? Die Gelegenheit dazu. Das Können dazu. Und selbst das Motiv dazu: dir und mir zu schaden.. und dazu seine Verwandte zu "schützen" vor deiner Tochter, von der er so wenig hielt." Das passte wirklich alles ganz ausgezeichnet zusammen. "Ich wette mit dir, er wird dir nicht mal sein Beileid aussprechen, obwohl ihr euch doch mal ach so nahe standet.", lehnte ich mich immer weiter aus dem Fenster. "Und selbst wenn doch, hat er bestimmt nicht mehr als leere Worthülsen für dich übrig. Denn sieh den Tatsachen ins Auge, Marcus: Mehr bist du ihm nicht wert. Und mehr hat er von deiner Torquata nie gehalten.", streute ich genüsslich etwas Salz in diese Wunde, damit sie auch ja nicht verheilte.


    Ich stand auf. "Hass mich ruhig dafür. Aber ich sage dir wenigstens die Wahrheit" meistens.. manchmal "egal, wie weh sie auch tut." Mit den Worten drehte ich ihm den Rücken zu und ging.. bis zur Tür seines Büros. "Und deshalb, wo wir davon sprechen: Reiß dich endlich wieder ein bisschen zusammen, dieses Bild, das du hier abgibst, ist lächerlich! Rom schaut auf dich! Der Kaiser schaut auf dich! Deine Tochter war eine Vestalin, verflucht!" Ich stützte mich am Türrahmen ab, um Kraft zu sammeln für den weiteren Weg. (Meine Schwangerschaft eben..)



  • Und er brauchte ihn wirklich, den hölzernen Halt des Tisches. Denn kaum dass er sie darauf angesprochen hatte, begann Fausta einen langen Monolog, der noch einmal damit begann, wie wenig sie Torquata mochte, an deren Ende allerdings dennoch die Conclusio stand, dass sie nichts mit diesem divitischen Verlust zu tun haben wollte. Dabei klangen einige ihrer Argumente sogar durchaus schlüssig. Warum beispielsweise sollte sie ausgerechnet den jetzigen Zeitpunkt wählen für eine solche Tat? Warum sollte sie überhaupt irgendeinen Zeitpunkt wählen, solange Torquata fern der Domus Iulia im Atrium Vestae weilte und seit ihrer Captio Vestalis auch nicht länger intestatisch erbberechtigt war?
    Andererseits jedoch stand nach wie vor ihre offene Drohung gegen Torquata im Raum, wie Dives spätestens seit dieser Geschichte auch davon ausging und davon ausgehen musste, dass Fausta tatsächlich etwas zu schaffen hatte mit der Ermordung dieses syrischen Händlers. Zuzutrauen folglich wäre ihr wohl beinahe alles - selbst sein solch unglaubliches Vergehen gegen eine, wie sie selbst sagte, sakrosankte Vestalin.


    Doch gerade als der Iulier bereits drauf und dran war, den Ausführungen seiner Gemahlin dennoch zu folgen und ihnen trotz allem bedingt Glauben zu schenken, überspannte sie den Bogen erneut und schlug dabei von einer Wunde sogleich in die nächste. Sie verdächtigte Serapio der Tat - ausgerechnet ihn, der vor Monaten umgekehrt auch sie gegenüber dem Iulier eines Mordes bezichtigt hatte. Doch nicht einmal in seinen Gedanken konnte Dives amüsiert lächeln über die darin liegende Ironie. Denn Torquata, seine Adoptivtochter, war und blieb tot, unwiderruflich.
    "Das würde er nicht tun.", kam ihm letztlich über die Lippen, nachdem Fausta ihre Rede beendet und das Zimmer schon fast wieder verlassen hatte. "Das würde Serapio nicht tun." Er mochte den Iulier vorführen, kränken und demütigen, die divitische Familie beleidigen und mitunter auch die eine oder andere Intrige spinnen - was für einen hohen Praetorianeroffizier gewiss auch allzu ungewöhnlich im Allgemeinen nicht war. Doch ein junges Mädchen, das ihm nichts getan hatte, die Tochter des Iuliers, eine Vestalin... niemals könnte er ihren Tod befehlen. Das konnte und wollte sich Dives nicht vorstellen bei einem Mann, den er vor langer Zeit einst geliebt hatte. "Das würde er nicht tun."

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    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Tze. Das würde er nicht tun? Der Mann war mal einer der beiden Prätorianerpräfekten gewesen. Und den Posten hatte er bestimmt nicht bekommen, weil er immer so mitfühlend und zimperlich war! Aber ich sparte mir trotzdem alle weiteren Kommentare dazu und mahnte Marcus stattdessen nur: "Erinnere dich an meine Worte." Dann trat ich durch die Bürotür zurück ins Atrium und ließ ihn wieder alleine. Manche Wahrheiten brauchten eben ein bisschen Zeit, um eingesehen zu werden. Sollte er also ruhig ein paar Tage für sich mal darüber nachdenken.



  • COMMENTARIVM NEGOTIALE I
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    QVARTII SPATII TRIMESTRIS ANNO DCCCLXV A.V.C.
    DE VILLA RVSTICA IVLII LICINI CREMONA



    * Gewinnerwartung A (ohne Betriebe) = 13x HS 50.00
    * Gewinnerwartung B (mit Schreiner-Betrieb (IV) & Sägewerk-Betrieb (IV))
    = A + 13x (4x HS 65) + 13x (4x HS 180)



    COMMENTARIVM NEGOTIALE II
    ___________________________________

    QVARTII SPATII TRIMESTRIS ANNO DCCCLXV A.V.C.
    DE VILLA RVSTICA IVLII LICINI CREMONA



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    Einmal editiert, zuletzt von Marcus Iulius Dives ()

  • COMMENTARIVM NEGOTIALE I
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    PRIMI SPATII TRIMESTRIS ANNO DCCCLXVI A.V.C.
    DE VILLA RVSTICA IVLII LICINI CREMONA



    * Gewinnerwartung A (ohne Betriebe) = 13x HS 50.00
    * Gewinnerwartung B (mit Schreiner-Betrieb (IV) & Sägewerk-Betrieb (IV))
    = A + 13x (4x HS 65) + 13x (4x HS 180)
    * Gewinnerwartung C (mit Steinmetz-Betrieb (IV)) = B + 13x (4x HS 100)



    COMMENTARIVM NEGOTIALE II
    ___________________________________

    PRIMI SPATII TRIMESTRIS ANNO DCCCLXVI A.V.C.
    DE VILLA RVSTICA IVLII LICINI CREMONA



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  • COMMENTARIVM NEGOTIALE I
    ___________________________________

    SECVNDI SPATII TRIMESTRIS ANNO DCCCLXVI A.V.C.
    DE VILLA RVSTICA IVLII LICINI CREMONA



    * Gewinnerwartung A (ohne Betriebe) = 13x HS 50.00
    * Gewinnerwartung B (mit Schreiner-, Sägewerk- & Steinmetz-Betrieb (je IV))
    = A + 13x (4x HS 65) + 13x (4x HS 180) + 13x (4x HS 100)



    COMMENTARIVM NEGOTIALE II
    ___________________________________

    SECVNDI SPATII TRIMESTRIS ANNO DCCCLXVI A.V.C.
    DE VILLA RVSTICA IVLII LICINI CREMONA



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  • "Moment.", forderte Dives seinen betagten Privatsekretär Aglaopes auf. "Neun-tausend-drei-hundert-sechsundfünfzig Sesterzen, ist das richtig?", konnte der Iulier die Zahl kaum glauben. "Und fünfundfünfzig Hundertstel, ja.", nickte der Sekretär trocken. "Ich nehme an, du wirst großzügig auf diese Provision verzichten, wie du es nach jedem Quartal bisher getan hast, Dominus?", erkundigte er sich und schaute mit dem Stilus in der Hand über seine Wachstafel hinweg, mit der er vor dem Schreibtisch seines Herrn stand. Letzterer lehnte sich auf der anderen Seite des Tisches zunächst zurück und überlegte, bevor er ruckartig seine flache rechte Hand hob. Anschließend verging ein weiterer Augenblick, bis der Senator schließlich aufsah und seinen Fokus auf den Schreiber richtete.


    "Nein. Nein, Aglaopes, ich werde nicht verzichten - nicht in diesem Quartal.", erklärte er sodann mit fester Entschlossenheit in der Stimme. "Im Gegenteil sogar werde ich den kompletten Betrag in Anspruch nehmen - ja das werde ich!" Bei dieser Ankündigung hielt es den Iulier nicht länger auf seinem Platz. Dem eigenen Bewegungsdrang nachgebend erhob er sich folglich elanvoll und ging zwei Schritte, wobei er jedoch auf seiner Seite des Schreibtisches verblieb. "Dominus?", zeigte sich Aglaopes doch mehr als überrascht von dieser neuartigen Einstellung seines Herrn. Letzterer indes beachtete die Reaktion seines Untergebenen nicht weiter, sondern sinnierte noch einen Moment still über sein nächstes Vorgehen, bevor er sich hernach ohne Ankündigung in Bewegung setzte und das Officium dabei zu verlassen intendierte. "Aglaopes, sei so gut.", bedeutete er dabei seinem Sekretär, ihm zu folgen. "Ich gebe 900 Sesterzen an die Veneta, als deren Vicarius ich amtiere und der ich so überaus verbunden bin." Die Factio war reich genug, um auch mit einem kleines Geldbetrag vollkommen zufrieden sein zu können. "1000 Sesterzen gehen an meine teuersten Klienten mit dem Rat, dieses Geld gewinnbringend in die Zukunft zu investieren." Dies mochte ein Honorarium sein, eine Mitgift, ein Investition in Betriebe oder Personal. Hier wollte der Patron nicht kleinlich sein. "Und der gesamte Rest gehe an die zuletzt kümmerlich arme Societas Claudiana et Iuliana, der ich als Magister damit meine ganze Liebe und Zuneigung beweisen möchte. Sie soll etwa die Hälfte des Geldes sparen für die nächsten festlichen Anlässe, indes die andere Hälfte bereits jetzt zeitnah ausgeben und investieren." An der Tür zum Atrium angelangt hielt der Iulier noch einmal inne, um sich zu seinem Sekretär zu drehen.


    "Gib meinem Klienten Petilius Bescheid." Da Helvetius Severus in der Administratio Imperatoris arbeitete und Asinius Celer bereits mit einem Sonderauftrag nach Rhodus verreist war, schien es Dives nur sinnvoll, denjenigen seiner wichtigsten Klienten mit einem Auftrag zu betrauen, der zur Zeit keine anderen Verpflichtungen hatte. "Er soll sich um die Einzelheiten betrefflich der Societas kümmern." Mit einem energetischen Lächeln im Gesicht atmete der Quaestorier noch einmal tief durch. Dann klatschte er zweimal freudig in die Hände. "Auf, auf, Aglaopes. Wir haben eine Wahl zu gewinnen!" Mit diesen Worten nun drehte er sich neuerlich um und verließ sodann das Officium. "Eine...? Aber, Dominus! Wir haben doch noch nicht einmal eine Kandidatur erklärt!", protestierte der alte Aglaopes leicht panisch, bevor er sich bemühte, seinem Herrn schleunigst zu folgen. "Keine Sorge, mein Freund, keine Sorge. Darum kümmern wir uns irgendwann später..."

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