This is the end, my dear friends...

  • Alpina war vom Lärm auf der Straße wachgeworden. Als sie vor die Tür trat, sah sie bereits die Flammen. Sie hielt eine Frau auf, die an ihr vorbeihetzte und fragte sie wo es brannte.
    "Die Casa Duccia brennt!", schrie diese und lief weiter, auf die Flammen zu, die den Himmel orangerot leuchten ließen.


    Alpina packte schnell ein wenig Verbandsmaterial, Essig sowie einen größeren Behälter mit Wundheilsalbe und machte sich auf den Weg.


    Als sie in die Nähe des Brandes kam, sah sie Trauben von Schaulustigen um das Inferno herumstehen. Sie schob sich durch die Gaffer hindurch nach vorne. Fast wäre von einem Kerl umgerissen worden, der rückwärtstaumelte, weil ihn Centurio mit dem Vitis zu verscheuchen suchte. Corvinus! Alpina erkannte den Centurio sofort. Sie versuchte sich bemerkbar zu machen.


    "Centurio Corvinus!", rief sie. "Ich bin´s, Alpina! Ich wollte sehen, ob hier jemand meine medizischen Kenntnisse benötigt. Hier in dem Korb habe ich Verbandsmaterial, Essig und Wundheilsalbe um Brand- und Schürfwunden zu behandeln. Kann ich helfen?"

  • Corvinus suchte mit finsterem Blick nach demjenigen der ihn da gerade so persönlich angesprochen hatte. Einen kleinen Moment dauerte es bis er die Sprecherin erkannte. Seine ´Dealerin` wollte er natürlich nicht verprellen. Etwas unschlüssig schaute er in Richtung derjenigen die im Haus gewesen waren.
    "Einen Capsarius hab ich nicht mitgebracht. Die da hinten waren im Haus und können bestimmt deine Hilfe gebrauchen. Ansonsten mal sehen was sonst noch passiert", ein kurzer Blick zu den Gaffern falls die sich nicht bald in die eine oder andere Richtung bewegten würde Alpina auf jeden Fall hier was zu tun kriegen.


    Bis dahin ließ er sie aber durch und zeigte auf die Bewohner der Casa oder zu mindestens die die er für die Bewohner hielt.

  • Witjon hatte bald einen Punkt erreicht, an dem er einfach nur noch funktionierte. Schweiß rann ihm in Strömen über die Haut und sowohl Haupt- als auch Barthaar war an der einen oder anderen Stelle angesengt worden. Der dicke schwarze Rauch stach ihm fürchterlich in den Augen und er begann zu husten. Verzweifelte Hoffnung war sein Antrieb ebenso wie Adrenalin. Pure Angst saß ihm im Nacken. Existenzangst. Das wohl schlimmste Gefühl seines Lebens, so wollte es ihm erscheinen.


    "MEHR WASSER!", brüllte er, doch seine Worte gingen im Getöse des Feuers unter. "Mehr...bei Donar!" Er musste hilflos zusehen wie die Helfer alles Greifbare an ihm vorbei trugen und sich dabei immer weiter aus dem Hausinnern entfernten. Dort war das Feuer am stärksten und der Aufenthalt darob am wenigsten sicher. Jemand packte Witjon schließlich deshalb auch am Arm und zog ihn gegen seinen Widerstand nach draußen, wo er sich losriss und trotzig ein paar energische Schritte zurück auf den Eingang der Casa machte.


    Bevor er die Türschwelle noch einmal überschreiten konnte, ertönte aus dem Hausinnern jedoch ein dermaßen gewaltiges Krachen, dass selbst Witjon zurückschrak. "Was zum? Nein...NEIN!"
    Witjon Evaxson, Anführer der Sippe der Söhne und Töchter Wolfriks, Handelsherr, Eques Imperii, Decurio Mogontiaci - sprich: Einer der mächtigsten Männer der Stadt - war gezwungen hilfslos mit anzusehen wie sein Heim, das Zentrum sämtlicher Bestrebungen seiner Familie, vom Feuer erbarmungslos verschlungen wurde. Das war selbst für den im Laufe der Jahre in seinem Selbstbewusstsein stark gewachsenen Witjon zu viel. Voller Entsetzen taumelte er rückwärts, bloß weg von dieser Katastrophe! Er bekam irgendwen zu packen, krallte sich an dessen Schulter fest und starrte mit panischem Blick in die Flammen. Um ihn her hasteten Helfer, erklangen Rufe. Nichts von alledem erreichte ihn in diesem Moment außer dem Lodern des Brandes, das das Ende bedeutete. Sein Ende, so meinte er.

  • So lange Dagmar etwas zu tun hatte, arbeitete sie mit und ließ ihre Gefühle einfach nicht zu. Sie reichte Eimer mit Wasser, nahm Leere zurück und es begann von vorn. Sie hielt sich soweit hinten wie sie gewillt war es zu tun und noch immer helfen konnte. Doch irgendwann mussten sie einsehen, dass sie nichts mehr retten konnten. Sie mussten das Haus, das sie so lange bewohnt hatten aufgeben. Wieder. Wie oft hatte sie jetzt schon an die Flammen ihr Heim verloren? Zu ihrem Entsetzen kam sie auf vier Mal. Damals als die Chauken kamen und sie aus dem Dorf an der Amisia vertrieben haben. Es hatte eine ganze Weile gebraucht bis das kleine Mädchen damals nicht mehr am Liebsten schreiend weggerannt wäre wenn sie irgendwo ein Feuer sah. Dann das Dorf in Britannien. Wieder vernichtete das Feuer ihre Existenz. Dann ihr Haus in Confluentes und jetzt hier. Schlimmer als zuvor. Sie waren im Haus gewesen, hatten geschlafen und nicht mal mitbekommen wie es um sie herum zu brennen begann. Es brannte lichterloh. Aus dem Dach schlugen schon meterhoch die Flammen empor. Auch aus den Fenstern und Türen. Jetzt wo sie das bewusst warhnahm, hatte sie das Gefühl den Boden unter den Füßen zu verlieren. "Das kann doch nicht wahr sein. Nicht schon wieder." Ihrer Stimme fehlte jede Kraft. Wie oft würde sie wohl noch mitansehen müssen wie das Haus in dem sie lebte den Flammen zum Opfer fiel? Sie sank auf die Knie und konnte nur fassungslos mit ansehen wie das Feuer weiter wütete.

  • Alpina nickte dem Centurio zu und näherte sich der Frau, die am Boden kniete und in die Flammen starrte. Sie legte ihr sanft und beruhigend die Hand auf die Schulter.


    "Kann ich Dir irgendwie helfen? Wenn Du verletzt bist, habe ich Verbandsmaterial und eine Wundsalbe gegen Brandwunden mitgebracht."

  • Es war ein heilloses Durcheinander, das sowohl im Innenhof des Anwesens sowie auf der anliegenden Straße ausgebrochen war. Je höher die Flammen im Gebäudeinneren, desto stärker schien sich Panik unter den Schaulustigen auszubreiten, immerhin waren nicht wenige von ihnen direkte Nachbarn. Hier und da konnte man also schon Menschen sehen, wie sie auf die Dächer ihrer Häuser klettern und wie wild damit begannen Wasser auf und unter die Dachschindeln zu werfen, die derartiges doch eigentlich verhindern sollten.


    Albin, der alte Mann der Casa, der die letzten Jahrzehnte hier verbracht hatte und davon ausgangen war, dass er hier auch seinen letzten Atemzug tun würde, fühlte sich nur allzu deutlich in die unselige Zeit, in die unselige Nacht zurückversetzt als die Chauken sich als wahre Meister im Sprint verstanden und handstreichartig über die Siedlung des Tjaard und des Audaod herfielen... Tage bevor man sie eigentlich erwartet hatte. Auch damals hatte es lichterloh gebrannt und auch damals hatten sich viele der Familienmitglieder in Schockstarre befunden... während die Muntlinge, also Männer wie Albin oder Hartwig, einiges dafür tun mussten die Söhne und Töchter Wolfriks zu retten. Albin hatte an jenem Abend zwei seiner Brüder verloren, Hartwig sogar so gut wie alles... und auch die Sippe Wolfriks hatte bluten müssen.
    Heute sah es fast so aus, als wären sie alle mit dem Leben davongekommen, das merkte Albin als er über den Hof wandelte und die Köpfe zählte. Was ihm wieder nur allzu vertraut schien, war: die geschockten Gesichter derjenigen, die dieses Haus vorher ihr Heim nannten... hier sogar geboren waren.


    Sein Blick wanderte wieder zur Casa, an deren Außenmauern sich gerade die Legionäre und die Fabrori zu schaffen machten und die immer mehr ihrer Arbeit wichen. Natürlich schmerzte es schon die ehernen Mauern der Casa weichen zu sehen, aber noch mehr schmerzte es zu sehen wie das Feuer dort wütete, wo sie bereits unter den Haken und Zurren der Helfer zusammengebrochen waren.


    http://www.kulueke.net/pics/ir…manen-maenner-jung/15.jpg Ein paar Schritte weiter war ein Stöhnen und Ächzen zu hören, das jene von sich gaben die dem Feuer zu nahe gekommen waren.. unter ihnen auch Brimheriwan, der von seiner Ohnmacht den lodernden Flammen gegenüber kaum mitbekommen hatte, wie nahe er den Flammen eigentlich gewesen war. Als das Gebälk der Treppe einstürzte hatte er einen nicht unerheblichen Schwall an Hitze abbekommen, der verstärkt durch kleine Stückchen von Glut und viel heißer Asche seine rechte Seite mit kraterhaften Verbrennungen übersäht hatte. Der Schmerz, den diese Wunden auslösten, war jedoch nichts gegenüber dem lodernden Gefühl der Scham... schließlich war das hier sein Werk.
    Sein Körper jedoch zeigte sich von der Psyche kaum gestört und verlangte unbeeindruckt nach: "Wasser! Jemand... Wasser!"

  • Irgendwann war auch Alan bei denjenigen dabei, die sich zurückziehen mussten, weil die Flammen viel zu groß wurden. Ein paar Soldaten waren dazu gekommen und halfen. Auch viele Nachbarn stießen hinzu. Als sich der Schreiner umblickte, sah er so viel traurige und entsetzte Gesichter. Obwohl er wohl zu den Wenigen gehörte, denen emotional wohl am wenigsten an diesem Gebäude lag, wurde er dennoch in die schlimme Nacht des Brandes in seinem Dorf erinnert. Und das wiederum machte diesen Brand ebenfalls zu etwas persönlichem. Es war das Heim von Dagmar, das war wohl für Alan das Schlimmste. Sie verlor nun ihr Zuhause erneut, hatte sie ihm doch vor gar nicht all zu langer Zeit erzählt wie aufwühlend ihre Vergangenheit gewesen war. Da hätte er ihr so etwas gerne erspart. Mit dem nutzlos gewordenen Wassereimer in der Hand, dessen Inhalt ohnehin nur noch halb war, wich er zurück. Es war ein schauriger Anblick, die Flammen, die gegen den Himmel stoben und die Geräusche der einstürzenden Balken.
    Alan war mittlerweile so weit zurück gewichen, dass er sich umdrehte und nach Dagmar zu suchen begann. Auch wenn er sich nur zu gut an die Worte im Wald erinnerte und an ihre Ermahnung diesbezüglich, so wollte der Schreiner dennoch in ihrer Nähe sein um sich zu vergewissern, dass es ihr gut ging und ihr möglicherweise zur Hand gehen. Wobei auch immer.
    Als er sie schließlich fand, war bereits eine Frau bei ihr, die sie fragte, ob sie ihr irgendwie helfen konnte. Alan war froh, dass sie wirklich diesen Wunsch zu haben schien und nicht einfach ein gaffendes Weib war, die sich am Schaden anderer entzückte. Schweigend kniete Alan sich auf die andere Seite, wechselte nur kurz einen Blick mit der fremden Frau und stellte den Eimer neben sich ab. Das von Ruß geschwärzte und verschwitzte Gesicht gen Boden gerichtet. Die Casa zu verlieren tat nicht mal halb so weh wie den traurigen Blick seiner ehemaligen Domina sehen zu müssen und das Wissen nichts dagegen tun zu können. Vielleicht, so hoffte Alan, konnte er ihr wenigstens durch seine Anwesenheit ein klein wenig Trost spenden.

  • Ohne es zu wollen zuckte Dagmar unter der Berührung zusammen. Es dauerte ein wenig bis die Worte wirklich zu ihr durchgedrungen waren. Die Erinnerungen an all die brennenden Häuser, die sie bisher gesehen hatte, waren so vereinahmend gewesen. Diese Erfahrungen zeigten sich nun deutlich in ihrem Gesicht als sie die Frau ansah. In diesem Moment wirkte sie um Jahre gealtert. "Nein, ich bin nicht verletzt," antwortete Dagmar und sah noch mal kurz zu dem Haus oder viel mehr der Stelle wo es gestanden hatte. "Aber danke der Nachfrage." Aus irgendeinem unerfindlichen Grund war es ihr wichtig sich zu bedanken. Dann sah sie zu Alan, der sich auf ihre andere Seite gehockt hatte. "Unser Heim. Es brennt." Noch immer konnte sie es nicht wirklich verstehen was da gerade passierte. Sie hatte geschlafen, es war noch alles in Ordnung gewesen. Dann war da dieses Feuer und am Ende würde einfach gar nichts mehr sein. Das konnte sie nicht wieder ertragen. Nicht schon wieder. Da sie etwas zum Festhalten brauchte, griff sie kräftig nach Alans Handgelenk. Dann sah sie zu der Frau. "Die anderen. Sie brauchen vielleicht Hilfe. Kannst du ihnen helfen?"

  • Alpina nickte.


    "Ich hoffe es. Zumindest bin ich dafür gekommen. Wenn Du soweit nicht verletzt bist, werde ich meine Hilfe den anderen anbieten."


    Sie stand auf und überließ die traumatisierte Frau dem dunkelhaarigen Mann, der sich neben sie gekniet hatte. Die beiden schienen aus dem brennenden Haus zu stammen. Mit Sicherheit war es gut, wenn er sich um sie kümmerte.
    Alpina trat vorsichtig näher an die Helfer, die fassungslos das einstürzende Gebäude beobachteten. Sie versuchte zu erkennen, ob jemand verletzt war und Hilfe brauchte.

  • Fast ein bisschen erschrocken über den festen Griff sah Alan auf Dagmars Hand hinab. Ja, das Haus brannte, er hätte sie gerne vom Gegenteil überzeugt.
    Doch da ihm im Moment nichts anderes einfiel, schwieg er einfach und stützte seine ehemalige Domina so gut es ging. Als sich die andere Frau erhob sah Alan hier noch kurz nach. Hoffentlich wurden ihre Dienste hier nicht all zu oft gebraucht.
    Als er dann allerdings wieder zu Dagmar sah, legte Alan seine andere Hand auf die Ihre und versuchte sie dennoch etwas aufzumuntern.
    "Das ist nur ein Gebäude aus Holz. Deinen Kindern und dir ist nichts passiert. Das ist viel wichtiger. Eine Casa lässt sich wieder aufbauen."
    Und auch wenn Alan wusste, wie sehr man an seinem Heim hing, so hoffte er dennoch, dass er Dagmars Trauer ein klein wenig durchdringen konnte.

  • Die Casa Duccia sackte stückchenweise in sich zusammen, während das Feuer sich immer höher in den Himmel reckte. Der Brand musste weithin über der Stadt zu sehen sein und überall auf der Straße war hektisches Treiben zu sehen. Die Nachbarn halfen in panischer Angst um ihre eigenen Häuser bei der Eindämmung des Feuers und die Legionäre sorgten dafür, dass die lästigen Gaffer den Helfern genügend Freiraum boten.


    Witjon kam nach einem entschlossenen Rempler von Albin wieder zu Sinnen und überwand die Schockstarre mühsam, um sich dann einen Überblick über das Chaos zu verschaffen. Zu seiner Rechten hörte er Rufe, nein, ein schmerzerfülltes Jammern.
    "Brimheriwan", erkannte Witjon seinen Muntling und eilte zu diesem. "So gib ihm doch jemand was zu trinken!", forderte er die Umstehende auf, woraufhin eine Nachbarin eiligst eine Schale Wasser herbeiholte. "Du bist verletzt", stellte Witjon daraufhin nüchtern fest und erhob sich um Ausschau nach irgendjemand Heilkundigen zu halten. "Einen Medicus!", rief er. "Ist ein Heiler hier? Los, er muss verarztet werden." Witjon stieß Thorgall an, der unschlüssig herumstand und beobachtete wie die Nachbarin Brimheriwan Wasser zu trinken gab.


    "Äh ja, sicher...", schreckte Thorgall auf und begab sich hastig auf die Suche nach einem Medicus. Er kam wenige Schritte später an Venusia, Alan und Alpina vorbei. "Du, kannst du Wunden behandeln?", fragte Thorgall Alpina und wies einfach in die Richtung aus der er gekommen war. "Dann geh' da rüber, du wirst gebraucht!" Womit er bereits weiterlief, um möglicherweise noch mehr Heilkundige aufzutreiben.


    Witjon rede gerade beruhigend auf Brimheriwan ein. "Das wird schon. Wir holen einen Medicus. Alles wird gut." Seine Worte klangen dabei seltsam hohl. Es war alles verloren, was sollte schon gut werden? Jetzt konnte nur noch Schadensbegrenzung betrieben werden. Witjon erhob sich und sah sich erneut um. Gab es noch mehr Verletzte? Hatte sich jemand schwer verbrannt? Es sah zunächst nicht danach aus. Schürfwunden, Prellungen und rußgeschwärzte Gesichter dagegen konnte er überall erkennen und auch die Fabrori würden bei ihrer Arbeit wohl nicht ohne Schrammen davonkommen. Wenigstens war niemand im Haus eingeschlossen worden und verbrannt...

  • Alpina beeilte sich zu dem Mann zu laufen, der ihr genannte wurde. Sie sah sofort die Verbrennungen, die durch herumfliegende Glut und heiße Asche hervorgerufen worden waren. Sie kniete sich neben den jungen Mann, dessen rechte Körperhälfte mit diversen Brandwunden übersät war. Er hatte das Ausmaß seiner Verletzungen noch nicht realisiert und versuchte nach wie vor, den bereits außer Kontrolle geratenen Brand zu löschen.
    Nur mühsam ließ er sich von Alpina dazu bewegen, sich verbinden zu lassen.


    "Komm mit mir!", bat sie ihn und zog ihn beiseite. "Ich habe Verbandsmaterial dabei und werde jetzt Deine Wunden versorgen. Ich bin zwar kein Medicus, aber erfahren genug im Umgang mit Heilkräutern und Wunden, dass Du Dich getrost meinen Händen überlassen kannst."


    Zunächst riss sie die zerfetzte Kleidung von den Körperregionen, die mit Brandverletzungen bedeckt waren. So konnte sie einen Überblick über die Schwere der Verletzungen bekommen. Manche waren nur oberflächlich, einige jedoch hatten kraterartige Vertiefungen. Das verbrannte Fleisch war schwärzlich, die Wundumgebung stark gerötet. Alpina seufzte. Gerade diese tiefen Wunden würden nicht einfach zu behandeln sein und ihre Ausdehnung vergrößerte die Gefahr einer Wundinfektion.
    Sie nahm einen Becher aus dem Korb und ließ ihn mit Wasser füllen. Dann gab sie Essig dazu. Damit tränkte sie frische Stoffstreifen, die sie aus ihrem Korb holte. Mit dem Essigwasser konnte sie Umschläge machen, die zum einen die Wunden reinigten und außerdem einen kühlenden und abschwellenden Effekt hatten. Nachdem sie die Umschläge aufgelegt hatte, bereitete sie eine Wundpaste aus Honig und Myrrhenharz. Sie wechselte die Umschläge eins ums andere mal. Erst als sie das Gefühl hatte, dass die Wundhitze etwas weniger geworden war, füllte sie die tiefen Brandwunden mit der Paste und verband sie. Auf die leichteren Verbrennungen trug sie ihre bewährte Wundsalbe auf.


    "Ich muss unbedingt morgen nocheinmal die Wunden ansehen. Es kann immernoch zu einer Wundinfektion kommen. Wo finde ich Dich?"

  • Als Octavena wieder bei der Casa angelangt war, schien das meiste schon verloren zu sein.
    Das Feuer als solches wirkte nicht als wäre es auch nur ein wenig eingedämmt worden, nein, die Flammen schlugen munter weiter in die Nacht, und ein bedrohliches Knacken ging von dem brennenden Gebäude aus, das nichts Gutes verheißen konnte und als einer oder mehrere Balken ganz besonders laut knackten und damit ihren Einsturz ankündigten, bliebt die junge Petronia nur wie angewurzelt und in halbwegs sicherer Entfernung stehen. Schrecken zeichnete sich auf ihren Zügen ab und eine lange Minute hatte sie das Gefühl, sich nicht mehr rühren zu können, während immer mehr Familienmitglieder die Flucht ergriffen. Die Casa war also verloren.
    Langsam verging der erste Schock und Octavena begann hektisch damit, sich umzusehen. Fehlte jemand? War am Ende jemand in den Flammen eingeschlossen worden?
    Ihre Augen suchten bekannte Gesichter, einige entdeckte sie, die meisten von Schock und Angst geprägt, und zu ihrer Erleichterung waren sie offenbar nur mit kleineren Verletzungen davon gekommen.
    "Witjon!" Ein weiterer Stein fiel von Octavenas Herzen und mit einem stummen Dankesgebet an die Götter schob sie sich an Schaulustigen und vor Angst Erstarrten vorbei auf ihren Mann zu. "Geht es dir gut?"

  • Eine Casa ließ sich wirklich wieder aufbauen. Aber nicht diese. Nicht so. All die Erinnerungen waren fort. Das andere Gebäude würde sich nicht so anfühlen wie das Alte. Sie musste e smit so intensiver Sicherheit weil sie es eben so schon oft mitgemacht hatte. Nie war es wieder so gewesen wie vorher. Aber da gab es etwas das ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Ihre Kinder. Genau. Die waren ja noch da. Mühsam stand Dagmar auf und wartete einen kleinen Moment bis sie sicher stehen konnte. Alles andere war nun egal. Ihre Kinder. Ihr Blick glitt suchend über die Anwesenden ohne sie wirklich wahrzunehmen bis sie die Zwillinge sah. Langsam aber zielstrebig ging sie auf sie zu, hockte sich dann wieder hin und nahm sie in die Arme. Ihr Blick schien abwesend, entrückt zu sein. Sie funktionierte einfach. Jetzt brauchten ihre Kinder sie und sie war da für sie. Körperlich jedenfalls. Ihr Geist hing noch immer bei den ganzen Feuern, die sich auf ein Mal aus ihren Erinnerungen lösten und zu einem gigantischen Sturm vermischten. Stark musste sie sein so wie sie es immer war. Für die Anderen musste sie es einfach sein. "Alan, kannst du schauen ob du etwas findest, das sie wärmt? Sie zittern." Jetzt sah sie ihn an und er konnte genau sehen wie es in ihr vorging.

  • Nachdem er noch den ein oder anderen Gaffer überzeugt hatte zu verschwinden oder zu helfen war die Lage an dieser Seite so im Griff das Corvinus sich wieder dem Hauptgeschehen zuwandte.


    Das Feuer schien, soweit Corvinus "Fachwissen" dieses Urteil zuließ, im Griff und würde nicht weitere Teile der Stadt gefährden. Kurz überkam Corvinus der Gedanke was das wohl für ein Zeichen wäre so kurz nach der Stadterhebung ein Feuer was die halbe Stadt verschlingen würde.
    Dann kam bei ihm aber die Frage auf wie es überhaupt zu so einem großen Feuer kommen konnte.


    Er ging ein wenig durch die Reihen der ehemaligen Bewohner und warf auf jeden an dem er vorbei kam einen kurzen Blick. Die allermeisten waren mehr oder weniger im Schockzustand und saßen oder lagen rum. Jedenfalls von denen die nicht das Feuer bekämpften. Ihm fiel eigentlich nur ein Mann, relativ alt schon, auf der als einziges aktiv war aber nicht das Feuer bekämpfte.
    Gerade rief er nach Wasser welches wohl für einen Verletzten gedacht war.


    Corvinus rief kurz
    "Alpina!" ganz so als ob sie eine seiner Legionäre war. Da er davon ausging deutlich zu erkennen war ging er auf den alten Mann und dem am Boden liegenden zu.
    "Ich selber hab nur etwas Posca dabei aber gleich kommt jemand der ihm helfen kann!"


    An den alten Mann gerichtet folgte ein:
    "Wer bist du und was ist deine Aufgabe hier?"

  • Acilianus sah sich die Bescherung an. Das Dach war schon heruntergekommen, die umgelegten Fachwerkwände kokelten noch vor sich hin aber einige Wände in der Nähe des Atriums hatten noch standgehalten, sodass auch eine Treppe stehengeblieben war. Und die fingen jetzt erst richtig an zu brennen. Er schaute sich um.


    "Wer ist hier der Clanchef? Achso ja, Duccius Marsus, kannst Du mal feststellen, ob alle Deine Leute rausgekommen sind? Ob es Verletzte gibt, da ist ja eine junge Frau, die helfen kann. Und sag mir, ob wir noch versuchen sollen, Sachen aus dem Haus zu holen, vielleicht gibt's noch was, was zu retten ist. Sonst kümmern wir uns nur noch darum, dass der Brand nicht auf andere Häuser überspringt."


    Pacatus meinte zu Corvinus: "Danke, dass Du mit Deinen Leuten die Gaffer verjagt hast. Ich hatte keine Zeit, noch ein paar Männer zusammenzutrommeln."


    Er wies auf den Alten: "Das ist Albin, der Vilicus hier."

  • Corvinus Stimme rief ihren Namen. Sie hallte durch die vielen Rufe der Helfer, die nach wie vor versuchten, ein Übergreifen des Brandes auf die umliegenden Häuser zu verhindern. Alpina sah sich suchend um. Dann erblickte sie den Centurio, der neben einem alten Mann stand. Er winkte ihr. Scheinbar brauchte er ihre Hilfe.


    Sie versicherte sich, dass sie im Augenblick dort nicht mehr gebraucht wurde und eilte an die Seite des Centuios. Zu ihrer Überraschung stand auch der Aedil Pacatus bei ihm.


    "Wie kann ich helfen? Ist jemand verletzt?"

  • Zitat

    Original von Susina Alpina
    "Komm mit mir!", bat sie ihn und zog ihn beiseite. "Ich habe Verbandsmaterial dabei und werde jetzt Deine Wunden versorgen. Ich bin zwar kein Medicus, aber erfahren genug im Umgang mit Heilkräutern und Wunden, dass Du Dich getrost meinen Händen überlassen kannst."


    "Ich muss unbedingt morgen nocheinmal die Wunden ansehen. Es kann immernoch zu einer Wundinfektion kommen. Wo finde ich Dich?"


    http://www.kulueke.net/pics/ir…manen-maenner-jung/15.jpg Brimheriwan wollte doch gar nicht gerettet werden. Er wollte weiter helfen! Er ließ sich tatsächlich nur äußerst widerspenstig zur Seite nehmen, bis Witjon ihn mit einem einzigen eindringlichen Blick davon überzeugte keinen Widerstand mehr zu leisten. Und überhaupt, was wollte Witjon bitteschön mit Trinkwasser? Er musste doch weiter die Casa löschen. Doch während die Unbekannte ihn behandelte - ihren Worten schenkte er vor lauter Aufregung nur wenig Aufmerksamkeit - realisierte selbst Brimheriwan, dass es unmöglich sein würde das Heim der Duccier zu retten.


    Diese Erkenntnis übermannte ihn völlig und endgültig. Brimheriwan schlug die Hände vor das Gesicht und atmete heftig im Versuch die gnadenlosen Tränen der Verzweiflung zu unterdrücken. Er hatte Schuld, er allein! Alpinas Frage nach einem Ort, wo man ihn in Kürze finden könne, blieb unbeantwortet. Statt dessen wurde die junge Frau abgelenkt und ging endlich fort von dem duccischen Handlanger, dessen Gewissen ihn soeben zu erdrücken drohte.


    Zitat

    Original von Petronia Octavena
    Ihre Augen suchten bekannte Gesichter, einige entdeckte sie, die meisten von Schock und Angst geprägt, und zu ihrer Erleichterung waren sie offenbar nur mit kleineren Verletzungen davon gekommen.
    "Witjon!" Ein weiterer Stein fiel von Octavenas Herzen und mit einem stummen Dankesgebet an die Götter schob sie sich an Schaulustigen und vor Angst Erstarrten vorbei auf ihren Mann zu. "Geht es dir gut?"


    Witjon hatte mittlerweile begonnen den Verbleib der Hausbewohner und die Koordination der Helfer zu leiten, soweit der Aedil Matinius und der Magister Fabrorum Acilianus das nicht schon taten. Dabei versuchte er ebenso wie Octavena einen Überblick darüber zu bekommen, ob jemand verletzt war und wenn ja, wie schwer die Verletzung war. Dabei überkam ihn mit Erschrecken die plötzliche Angst, dass seiner Frau etwas zugestoßen sein könnte! Hastig begann er nach Octavena zu suchen. Dagmar fand er unversehrt, Leif hatte nur leichte Kratzer abbekommen, Albin war ebenfalls unverletzt und half weiter emsig den Fabrori.


    "Octavena!", erwiderte er schließlich deren erleichterten Ausruf, als er seiner Frau in die Arme lief. Er umarmte sie herzlich und drückte sie einige Sekunden lang. "Mir geht es gut", bejahte er ihre Frage und löste sich wieder aus der Umarmung, um einen genaueren Blick auf Octavena zu werfen. "Ein Glück, du bist unverletzt", stellte er daraufhin fest und man konnte ihm die Erleichterung angesichts dieses Glücks im Unglück ansehen. "Es sind alle 'rausgekommen, oder? Wir haben alle Bewohner retten können?", lautete die sich anschließende hoffnungsvolle Frage. Octavena hatte ja die Frauen und Kinder hinausgebracht und Witjon versprach sich von ihr einen Zwischenstand über Verletztenquote und den Zustand der Unverletzten.


    Zitat

    Original von Lucius Helvetius Corvinus
    An den alten Mann gerichtet folgte ein:
    "Wer bist du und was ist deine Aufgabe hier?"


    Zitat

    Original von Titus Matinius Pacatus
    "Wer ist hier der Clanchef? Achso ja, Duccius Marsus, kannst Du mal feststellen, ob alle Deine Leute rausgekommen sind? Ob es Verletzte gibt, da ist ja eine junge Frau, die helfen kann. Und sag mir, ob wir noch versuchen sollen, Sachen aus dem Haus zu holen, vielleicht gibt's noch was, was zu retten ist. Sonst kümmern wir uns nur noch darum, dass der Brand nicht auf andere Häuser überspringt."


    Pacatus meinte zu Corvinus: "Danke, dass Du mit Deinen Leuten die Gaffer verjagt hast. Ich hatte keine Zeit, noch ein paar Männer zusammenzutrommeln."


    Er wies auf den Alten: "Das ist Albin, der Vilicus hier."


    Als nächstes kamen schon wieder etliche Leute angelaufen, die etwas von Witjon wissen wollten. Acilianus, der Magister Fabrorum, wollte organisatorische Fragen. Witjon schüttelte dem Mann dankbar die Hand. "Acilianus Largus, ich danke dir und deinen Leuten für die schnelle Hilfe! Soweit ich weiß, sind alle 'rausgekommen", sagte er mit einem Bestätigung suchenden Seitenblick auf Octavena. "Wir haben alle Dinge aus der Casa herausgeschafft, die wir in der Zeit zu packen bekamen. Jetzt ist da doch sowieso nichts mehr zu retten. Kümmert euch also lieber darum, dass das Feuer nicht auf die Nachbarhäuser übergreift." Diese Einsicht laut auszusprechen versetzte Witjon einen schmerzhaften Stich. Für einen kurzen Augenblick blieb ihm die Spucke weg.


    Matinius Pacatus und Helvetius Corvinus waren die nächsten, derer Witjon in seiner unmittelbaren Nähe gewahr wurde. "Pacatus! Danke, dass du hier bist. Und du bist doch der Centurio, der beim Fest letztens die Parade anführte..." Auch den beiden Männern schüttelte er dankbar die Hand. Man sah ihm an, dass er völlig platt war und, dass die Geschehnisse ihn arg mitgenommen hatten. Aufgeben würde er dennoch nicht. Auch, wenn Witjon noch immer allein mit einer Hose bekleidet herumstand und er langsam zu frösteln begann trotz der Hitze, die vom Brand gelegentlich über die Straße geweht wurde.
    Beinahe hätte er die junge Frau übersehen, die beim Aedil und dem Centurio stand. "Ach und du bist...? Danke auch dir für die Hilfe!" Er nahm auch Alpinas Hand und schüttelte sie voll Dankbarkeit.

  • Zitat

    Beinahe hätte er die junge Frau übersehen, die beim Aedil und dem Centurio stand. "Ach und du bist...? Danke auch dir für die Hilfe!" Er nahm auch Alpinas Hand und schüttelte sie voll Dankbarkeit.


    Alpina schüttelte dem Mann die Hand.
    "Mein Name ist Alpina. Ich bin Obstetrix und habe eine Taberna Medica in der Casa Atia. Falls Du oder Deine Familia noch Wundheilsalbe braucht oder ich mich später noch einmal um die Brandwunden kümmern soll, könnt ihr einfach zu mir in die Casa Atia kommen. Braucht noch jemand eine Unterkunft für die Nacht? Die Casa ist nich groß, aber ich kann sicherlich ein paar Menschen Obdach gewähren."

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