der Villa Urbana des Marcus Helvetius Commodus

  • Commodus hörte mit sorgenvoller Miene Chrysogona zu. Das erste Mal sah er sich die Medica nun einmal genauer an. Er konnte ihr Alter schlecht einschätzen, sie wirkte noch sehr jung und voller Kraft und Elan. Auf der anderen Seite wirkte sie sehr kompetent und sicher in ihrem Tun und war ja auch immerhin die Leibmedica des Kaisers...so jemand würde wohl kaum sehr jung sein. Er schätzte sie vorsichtig auf Anfang 30 und war sich sicher das sie eigentlich nicht älter sein konnte. Natürlich leicht getrübt durch das Blut auf ihrer Kleidung machte sie einen eleganten Eindruck auf ihn und nicht nur ihre schlanke Figur deutete daraufhin das sie gut auf sich achtete. Das sie außergewöhnlich intelligent und gebildet war merkte man ebenfalls sehr schnell.


    "Das wusste ich gar nicht das auch an der Stelle der Knochen wieder nachwächst. Ich dachte man setzt die Münzen deshalb ein weil das Loch verbleibt..."


    Dann wollte sie gehen:
    "Oh natürlich....wie kann ich unsere Schuld begleichen? Soll ich jemanden informieren? Einen Ehemann oder Familie vielleicht? Legaturus hätte eigentlich längst zurück sein müssen. Es gab wohl doch Probleme...die Prätorianer sind im Moment sehr....offensiv. Ich hoffe es gibt keine weiteren Probleme. Ich lasse auf jeden Fall sofort eine Sänfte rufen und",
    er sah auf die besudelten Sachen der Medica
    "Leider wohnt keine Frau hier da weder ich noch Varus verheiratet sind. Meine Cubicularia hat aber einige Sachen die denke ich besser wären als blutbesudelt...soll ich sie rufen damit sie schaut ob sie passen und du entscheidest ob du sie tragen würdest?"

  • Die Medica nahm die Besorgnis des Helvetiers ernst. Er wollte wissen, was mit seinem Verwandten geschah.
    "Das Loch würde vermutlich nie ganz zuwachsen. Dafür ist es zu groß. Schon deshalb ist die Münze nötig. Aber es ist durchaus wahrscheinlich, dass sich die Knochenränder mit den Rändern der Münze verbinden. Naja, es soll uns egal sein, solange er es überlebt und ihm niemand mit einem spitzen Gegenstand hinters Ohr piekt."


    Dann kam der Helvetier auf ihren Wunsch zu sprechen, zunächst in den Palatin zurückzukehren. Sie war lange nicht dort gewesen. Ein paat Stunden mehr oder weniger machten es tatsächlich nicht fett, aber sie war pflichtbewusst. Und die medizinische Versorgung der kaiserlichen Familie war ihre erste Pflicht.
    "Schuld? Nun hör mal, Helvetius Commodus. Meine Mietsänfte hat deinen Verwandten schwer verletzt. Das war doch das Mindeste, was ich für ihn tun konnte. Informieren musst du niemanden. Der Bote, der zum Kaiserpalast aufgebrochen war, kam nicht zurück. Man scheint ihm nicht getraut zu haben. Ich war lange weg, musst du wissen. Womöglich kennen mich die Wachen nicht, die jetzt Dienst tun. Einen Ehemann habe ich nicht und meinen einzigen Verwandten, meinen Vater, habe ich vor nicht allzu langer Zeit in Alexandria zur Ruhe gebettet."


    Commodus sprach ihre besudelte Kleidung an. Chrysogona sah an sich herab. Die teure Kleidung war eindeutich nicht mehr vorzeigbar im Kaiserpalast. Sie hörte sich seinen Vorschlag an. Hm die Sachen einer Cubicularia waren wohl kaum angemessen für einen Auftritt im Palatin.
    "Nun, vielen Dank. Ich fürchte, ich werde noch etwas angemessenes kaufen müssen. Aber für den Weg auf einen der Märkte wäre ein Kleidung der Cubicularia wohl passend. Wenn ich mich danach noch einmal hier reinigen und umziehen dürfte? Ich werde die Sachen selbstverständlich zurückbringen, wenn ich in ein paar Stunden nach dem Patienten sehe. Wäre das möglich?"

  • "Ich verstehe" antwortete Commodus auf die Erklärung von Chyrsogona und auf den kleinen Scherz ging er sogar mit einem kurzen Grinsen und einem:
    "Nein das sollte er wohl lieber lassen...", ein.


    "Er ist normalerweise äußerst zuverlässig...ich denke es muss etwas von dem sein was du gesagt hast. Vielleicht solltest du für die Zukunft entweder irgendeine Art von Amtszeichen...vielleicht ein Siegelring anfordern. Oder aber du ringst dich dazu durch nicht mehr mit Mietsänften Jagd auf Bürger zu machen."
    Commodus hoffte das sie erstens seinen kleinen Witz verstehen würde und zweitens das wirklich alles mit Legaturus in Ordnung war.


    Dann wurde er aber wieder ernst und er spürte plötzlich das ihn einiges mit der Medica verband.
    "Das tut mir leid mit deinem Vater mein Beileid. Ebenso das andere...also nicht das mit dem Ehemann. Dafür hast du sicherlich deine eigenen Gründe die ich jetzt bestimmt nicht in irgendeiner Form diskutieren oder kommentieren werde. Aber ich weiß wie schwer es ist und wie einsam man sich manchmal fühlt wenn man der Letzte ist. Wobei ich ja noch wenigstens Varus habe..."


    Die Begeisterung die Kleidung einer Sklavin zu tragen hielt sich erwartungsgemäß in Grenzen.
    "Es tut mir leid dir nichts anderes bieten zu können. Vielleicht findet sich ja etwas was du tragen kannst. Wenn du tatsächlich noch auf einem Markt ein anderes Stück kaufen wirst dann erlaube mir wenigstens diese Kosten zu übernehmen!"


    Derweil wurde auf kurze Anweisung von Commodus nach der Cubicularia geschickt.


    Wenig später betrat eine junge Frau, allerhöchstens 20 Jahre alt, das Balneum. Sie stellte sich als Simia vor.
    Nach kurzer Erklärung würde Simia Chrysogona in ihr Cubiculum führen und ihren gesamten Bestand an Bekleidung vor der ausbreiten. Darunter befand sich alles zwischen ein Hauch von Nichts bis hin zu Dingen die man wohl nur im Winter trug. Unter den Sachen befanden sich auch einige sehr neutrale Chitons.
    Allen Stücken war gemein das sie von hochwertiger Qualität waren.

  • Chrysogona beantwortete Commodus Scherz mit einem nicken und einem Lachen.
    "Ja, ich sollte die Jagd auf Bürger einstellen. Da hast du recht. Es bringt nur Kummer - allen Beteiligten. Und schmutzige Kleidung."


    Der Helvetier bedauerte, dass Chrysogona keinen Familienanhang hatte. Bislang hatte ihr nicht viel gefehlt. Sie war ja immer unter Menschen. Doch nach dem Tod ihre Vaters war ihr erstmals aufgefallen, dass es jetzt tatsächlich niemanden mehr gab, dem sie ihr Herz ausschütten konnte. Und wenn es nur brieflich war. Mit ihm hatte sie regen Briefverkehr gepflegt und sich über medizinische wie auch private Themen ausgetauscht. Das fiel nun weg. Chrysogona seufzte.
    "Ja leider ist niemandem das ewige Leben beschieden. Oder sagen wir so, es wäre auch nicht gut so, aber ich vermisse meinen Vater. Wollen wir Proserpina bitten, dass sie dir Varus lässt. Alleine sein ist für niemanden schön."


    Sie überlegte ihn zu fragen warum er keine Frau hatte. Er war offensichtlich wohlhabend und sah auch noch gut aus. Ausreichend Gründe für eine Familie sich ihn als Schwiegersohn zu wünschen. Warum das wohl nicht geklappt hatte?


    Das Angebot die Kleidung zu übernehmen lehnte die Medica dankend ab. Sie entschied sich doch in die Kleidertruhe der Cubicula zu sehen. Und tatsächlich hatte Simia einige Tuniken und Chitons in guter Qualität. Chrysogona entschied sich für einen cremefarbenen Chiton.
    "Besten Dank dafür. Ich werde in ein paar Stunden wieder hier sein. Wenn Varus vorher aufwacht wird er sehr viel Durst haben. Gib ihn nur wenig und langsam zu trinken. Das Schlucken klappt oft noch nicht gut und er könnte Wasser in die Lungen bekommen, wenn er sich verschluckt. Hoffen wir, dass er die Prozedur ohne große Schäden übersteht. Kopfschmerzen werden ihm von nun an aber sicherlich Begleiter sein."

  • Die Stimmung kippte etwas und die Worte von Chrysogona trafen ins Schwarze.
    "Proserpina wurde und wird angefleht sei versichert. Es mag Zeiträume geben...kurze Zeitspannen...sagen wir nach einigen sehr arbeitsreichen Tagen bei denen man viele Menschen um sich hatte. An solchen ist Alleine sein angenehm. Doch die meiste Zeit ist `nicht schön´ doch schon eine Untertreibung. Wobei Freunde und gute Bekannte doch einen Teil auffangen können. Doch ich glaube das jeder Mensch sein Herz einige wenige Male im Leben verschenkt und wenn dies getan ist helfen alle Freunde und Bekannte nicht mehr. Dann fühlt man oft gemeinde, fiese Einsamkeit wenn der- oder diejenige nicht da ist."


    Danach trat ein Moment Schweigen ein und scheinbar wusste keiner von beiden was er als nächstes sagen sollte.
    Das eintreffen von Simia beendete diese Episode dann. Simia und Chrysogona gingen in das Cubicularium und fanden dann tatsächlich doch noch etwas.


    "Kann ich sonst noch etwas tun um seine Chancen zu verbessern. Oder gibt es wiederum andere Dinge die unbedingt vermieden werden sollten? Soll er auf der Kline im Balneum bleiben oder sollen wir ihn in sein Bett tragen?
    Ich habe hier eine Sklavin die sehr schön singen kann und die gerne Kranken vorsingt, wäre das hilfreich?"
    Commodus war offensichtlich ein wenig überfordert damit für einige Zeit für Varus zuständig zu sein. Sonst war er es scheinbar sehr gewohnt Entscheidungen zu treffen und eine Richtung vorzugeben. Etwas was ihm hier bei Varus offensichtlich alles andere als leicht fiel und ihn sehr unsicher wirken ließ. Was er auch wirklich war.

  • Helvetius Commodus fragte was er tun könne, um die Chancen seines Verwandten zu verbessern. Chrysogona überlegte einen Augenblick.
    "Nun, er sollte auf keinen Fall kopfabwärts gelagert werden und Ruhe haben. Natürlich wäre ein angenehmes Bett bequemer als die Kline hier. Ich habe ihm zwar einen Verband gemacht, doch weitere Nachblutungen sind durchaus möglich. Das musst du entscheiden."


    Die Vorstellung, dass eine Sklavin Varus etwas vorsingen würde gefiel Chrysgona, doch war sie nicht sicher wie sein lädiertes Gehirn das aufnehmen würde. Normalerweise empfahl man so wenig Reize wie möglich.
    "Hm, das ist so eine Sache. Für gewöhnlich würde ich sagen, dass der schöne Gesang einer Sklavin etwas der Gesundheit zuträgliches ist, aber nach so einem Eingriff benötigt das Gehirn Ruhe. So wenig Reize wie möglich. Dunkelheit, Stille und keine Beanspruchung mit Denkaufgaben wäre das Beste für seine Rekonvaleszenz."


    Sie schob eine weitere Empfehlung hinterher.


    "Sorge dafür, dass er so viel Ruhe hat wie möglich und lass eine kräftigende Suppe kochen. Aus Gerstengraupen, leicht gesalzen. Die mag er, wenn ihm danach ist zu sich nehmen. Und vielleicht etwas weiches Brot. Aber so sehr schnell wird ihm nicht nach Essen sein, fürchte ich. Und es kann sein, dass er gefüttert werden muss und nicht selbst essen kann. Die Sklavin zur Beobachtung ist also auf jeden Fall angebracht."

  • "Ich denke dann lass ich ihn in ein bequemes Bett bringen. Er wird ja wahrscheinlich eine ganze Weile liegen und da ist ein Bett sicherlich die bessere Variante. Ich habe auch genug kräftige Männer hier das der Transport ins Obergeschoss schonend sein wird."


    Sollte am Ende das Bett voller Blut sein wäre Commodus der Letzte den das stören würde.


    "Nein dann werde ich nichts riskieren und das Singen unterbinden. Ebenso werde ich für Dunkelheit, Stille und keinerlei Aufregung für ihn sorgen!"


    Die Zutaten der Suppe hörten sich nicht besonders gut an und gehörten nicht zu dem was Commodus regelmäßig verspeiste. Aber natürlich war das auch keine große Hürde.


    "Die Suppe wird kein Problem sein und er wird ohne Unterbrechung von einem Sklaven beobachtet werden."


    Nun kam der Moment des zumindestens zeitweisen Abschiedes. Commodus reichte der Medica die Hand.


    "Plinia Chrysogona es war mir eine Ehre und ein Privileg dich kennen zu lernen. Andere Umstände wären mir lieber gewesen aber die Parzen haben es wohl so gefügt. Ich bin dir Dankbar und vieles schuldig dafür das du Varus gerettet hast. Ich freue mich dich bald wieder zu sehen!"


    Danach brachte er sie persönlich zur Tür, wo die bereits gerufene Sänfte bereit stand.

  • Die Entscheidung fiel zu recht zu Gunsten des weichen Bettes aus. Man brachte den Bewusstlosen dorthin. Chrysogona überprüfte noch einmal die Vitalfunktionen, die Pupillenreaktion und den Sitz des Verbandszeugs. Dann verabschiedete sie sich für den Moment von Helvetius Commodus.


    "Ich denke es war wenig ehrhaft für mich, denn ich trage die Schuld am Zustand deines Verwandten. Doch wie du schon vermutest müssen wir wohl den Göttern anlasten, dass alles so geschehen ist wie es eben kommen musste. Ob ich Varus retten konnte liegt auch noch in der Hand der Götter. Er macht allerdings einen stabilen Eindruck. Ich hoffe das Beste. Nur deiner schnellen Hilfe und deinem Einsatz ist es zu verdanken wenn er überlebt, denn die Zeit spielt in solchen Fällen eine große Rolle. Sowohl bei der Rettung als auch leider dann in der Rekonvalszens. Varus wird sehr viel Geduld aufbringen müssen, fürchte ich."


    Sie lie sich zur Sänfte begleiten.
    "Besten Dank für alles Helvetius Commodus. Ich werde noch vor Einbruch der Dunkelheit wieder hier sein, um nach Varus zu sehen. Vale bene"

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