der Villa Urbana des Marcus Helvetius Commodus

  • Varus schien es nicht wesentlich besser zu gehen. Die Medica verband den Zeh mit einem dicken Verband was ihm ein ulkiges Aussehen gab. Als der Patient den starken Kopfschmerz angab, verwunderte sie das zunächst nicht. Sie hatte je schon festgestellt, dass er sich ordentlich den Kürbis beschädigt hatte. Nun aber besah sie ihn genauer. Sie lagerte ihm den Kopf ein wenig hoch und lechtete einmal von links und einmal von rechts in das jeweilige Auge während sie das andere zuhielt.


    Die linke Pupille ragierte kaum während sich die rechte regelgerecht verengte. Die Plilnia atmete tief ein. Die erhobenen Befunde ließen auf eine intracranielle Blutung schließen. Das wäre nun wirklich eine Katastrophe.
    "Kannst du alles bewegen, Helvetius Varus? Ich meine, abgesehen vom Schmerz. Heb mir mal den rechten Arm und das rechte Bein an, wackel mal mit den Zehen und Fingern. Wie ist es mit Übelkeit und Schwindel? Verstärkt das Anheben des Kopfes oder des Beines den Kopfschmerz?"


    Für Commodus hatte sie in diesem Augenblick keinen Gedanken mehr. Die Anwesenheit der anderen hatte sie gänzlich ausgeblendet. Nun zählte nur noch der Patient und sein Problem.

  • Varus stöhnte kurz auf und fasste sich an den Kopf. Für ein paar Sekunden ignorierte er die Fragen vollkommen bis er sich kurz schüttelte, was wieder ein schmerzhaftes Stöhnen hervorrief.


    "Ähm...ich glaube bewegen geht alles. Wie gesagt habe ich starke...immer stärker werdende Kopfschmerzen. Mir ist sehr übel und sehr schwindelig und...",


    er schien angestrengt nachzudenken. Dann legte er für einen Moment das Kinn auf die Brust und schloss die Augen. Erst als Commodus ihn anstupste sah er wieder auf


    "ähm...ich...ich weiß nicht mehr wie ich hierher gekommen bin. Ich war eben doch noch beim Tiber?"

  • Die Medica realisierte, dass nun tatsächlich ein Notfall vorlag. Das durfte doch nicht wahr sein! Der Mann, der ihr vor die Sänfte gelaufen war, schien tatsächlich sein Leben aushauchen zu wollen. Was für ein Skandal:
    Die Sänfte der kaiserlichen Leibmedica tötet harmlosen Fußgänger


    Sie musste etwas unternehmen! Aber wie ohne ihre Gerätschaften. Die Plinia drehte sich zu Helvetius Commodus um.
    "Helvetius Commodus, kann ich dich kurz sprechen? Komm bitte einen Augenblick mit vor die Tür."


    Chrysogona sagte es ruhig und sachlich, doch sie ließ keinen Zweifel an der Dringlichkeit.


    Vor der Tür sah sie den Verwandten des Verletzten ernst an.
    "Hör zu, Helvetius Commodus, ich habe die Befürchtung, dass dein Verwandter eine Hirnblutung hat. Der Schlag scheint eine Sickerblutung verursacht zu haben. Sie kann sich von selbst schließen - das wäre der beste Fall. Es kann aber auch viel mehr werden. In jedem Fall aber steigt der Druck im Schädel an. Man sieht es daran, dass die linke Pupille nicht mehr auf Licht reagiert. Auch Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit gehören dazu. Er wird vermutlich bald erbrechen müssen. Und da das durch die Blutansammlung schwellende Gehirn sich nicht im festen Knochenhelm der Schädelplatten ausdehnen kann, klemmt es über kurz oder lang in der einzigen größeren Öffnung an der Halswirbelsäule ein. Das verursacht den Tod. Die einzige Überlebensmöglichkeit ist, den Schädel zu öffnen. Doch dafür brauche ich einen speziellen Bohrer mit Säge. Ich besitze einen entsprechenden Bogenbohrer. Allerdings bei meinen Instrumenten - auf dem Palatin. Es muss jemand ganz schnell dorthinlaufen und ihn holen! Es eilt sehr! Ich kann nicht versprechen, dass es überhaupt gelingen wird - aber es ist die einzige Chance!"

  • Commodus wunderte sich auch immer mehr darüber das die Erholung von Varus nach der Fußbehandlung nur sehr kurz anhielt. Er begleitete Chrysogona nach draußen und hörte sich an was sie sagte.
    Die Schlagzeile die sie im Kopf hatte fiel ihm zwar nicht ein aber dafür andere. Vor allem aber...sollte Varus sterben hier und heute...wäre das nicht nur ein schwerer Schlag für seine Zukunftspläne. Nicht nur die geplante Verheiratung und "Nachwuchsgewinnung" war dann nicht mehr möglich.
    Aber darüber hinaus und im Moment sich noch viel schlimmer anfühlend. Starb Varus...dann war er ganz alleine. Die Last die Gens wieder aufstehen zu lassen wog jetzt schon schwer genug. Bei all seinen Fehlern war Varus die einzige Stütze die er noch hatte. Sonst blieben nur noch seine beiden jüngeren Geschwister aber die würden noch ein paar Jahre brauchen. Ganz davon ab mochte er Varus. Er war wie ein Bruder für ihn inzwischen.


    "Ich..Ich habe so eine ...Drepanation schon einmal...nein zweimal gesehen. Ich hatte auf Paxos griechische Hauslehrer und einer davon war auch Arzt. Er ließ sich komplett auf Paxos nieder und blieb auch nach dem Ende meiner Ausbildung. Jedenfalls unternahm er einmal diese Operation als ich ein Kind war bei einem Seemann der im Hafen ausgerutscht war und sich den Schädel hinten angeschlagen hatte, als auch vor anderthalb Jahren als ein Arbeiter bei den Bauarbeiten ein Stein von oben auf dem Schädel gefallen war...."
    Commodus stockte und ihm wurde bewusst das derlei Geschichten und Einzelheiten nun keine Rolle spielten.
    "Muss es deiner sein? Der Weg zum Palatin ist weit und der Händler bei dem ich schon die Tasche..."
    gemeint war die ungewöhnlich umfangreich ausgestattete die Plinia im Haus vorgefunden hatte.
    "...gekauft habe viel näher! Er muss so einen Bohrer doch auch haben oder?"


    Warum er so kostspielige Dinge hatte und kaufte verschwieg er jetzt erst einmal. Darüber konnte man noch sprechen wenn Varus gerettet war.

  • Chrysogona dachte einen Augenblick nach. Sie durften keine Zeit verlieren.
    "Nun, es gibt tatsächlich in der Nähe des Forums einen Händler, der medizinische Instrumente und andere interessante Gerätschaften verkauft. Er hat sicher auch einen Bogenbohrer. Aber es muss schnell gehen. Ich gehe inzwischen wieder hinein und kümmere mich um Varus. Und schicke zudem einen Sklaven auf den Palatin. Ich brauche auch meine Medicamente. Er wird Schmerzmittel benötigen. Vielleicht nicht sofort aber zumindest sobald wie möglich."


    Sie betrat erneut das Balneum. Chrysogona ging auf Varus zu und sprach beruhigend mit ihm. Erklärte ihm, dass sie jemanden geschickt hatte ihre Medikamenten- und Instrumententasche zu holen. Sie ließ sich einen Eimer sowie Wasser und Tücher für Umschläge bringen. Kühlen war vorübergehend alles was sie tun konnte.
    "Du hast nicht nur eine Platzwunde, die genäht werden muss sondern vermutlich hat sich bei dem Unfall auch ein Gefäß im Kopfinneren geöffnet. Ich werde also für Druckentlastung sorgen müssen. Falls du dich übergeben musst, ist hier ein Eimer. Und jetzt dreh dich bitte auf die Seite. Ich werde die Haare entfernen müssen, die um die Wunde herumsind und auch hinter dem Ohr."


    Sie ließ offen, dass sie plante dort die Trepanation durchzuführen. Als er sich seitlich gedreht hatte, begann sie rund um die kleine Platzwunde am Hinterkopf die Haare mit einem scharften Messerchen aus dem Vorrat der Helvetier zu rasieren. Sie dehnte den Bereich auf den gesamten Hinterkopf und die Region hinter dem Ohr aus. Dort konnte man gut den Bohrer ansetzen. Die Schädeldecke war nicht zu dick und später würde man die Narben und das entstandene kreisrunde Loch nicht so sehen.
    Die Platzwunde war schnell verschlossen.

  • "Ich werde mich um alles kümmern und so schnell wie menschenmöglich", gab Commodus zurück und ließ Chrysogona auch sogleich stehen.


    Er drehte sich um und rief einige Namen und gab Anweisungen. Im drehen konnte die Plinia noch sehen wie er die Synthesis über den Kopf zog und nur noch eine naturfarbene, kurze Tunika trug. Eine von denen die wohl sonst nur Soldaten trugen, jedenfalls vom Schnitt her.



    Wenig später kam der Scriba Personalis von Commodus, der sich ganz kurz als Neoptolemus vorstellte mit zwei Tabulas in der Hand ins Balneum. Hinter ihm stand ein junger Mann namens Legaturus.
    Während die Medica Varus weiterversorgte wollte er von ihr das sie ihm diktierte was genau für Medikamente geholt werden sollten und wo diese waren. Damit beschrieb er die eine Tabula. Auf die andere schrieb er eine Erklärung:




    Ad
    Palastwache
    Domus Augustana
    Palatium Augusti


    Hiermit bestätige ich, Plinia Chrysogona, Medica personalis des Kaiser und seiner Familie, den Sklaven Legaturus der diese Tabula in der Hand hält Zugang zu meinem Bereich zu gewähren ist. Er soll für eine Notfallbehandlung benötigte Medikamente aus meinem Bereich holen.
    Es handelt sich um einen medizinischen Notfall auf den ich getroffen bin und bei dem es um jede Sekunde geht. Deshalb kann ich nicht selber kommen.
    Ich bitte darum diesen Sklaven in meine Gemächer zu führen, ihn die benötigten Dinge an sich nehmen zu lassen und wieder gehen zu lassen.


    Ich schreibe dies ohne Zwang und im vollen Besitz meiner geistigen Kräfte und Freiheit.



    Plinia Chrysogona







    "Hast du einen Siegelring oder ähnliches was wir unter das Schreiben setzen können? Wenigstens unterschreiben solltest du es wohl!"


    Nachdem sie das getan hatte, flitzte Legaturus los.
    Noch während des rasierens kam Miygenus mit einigen Flaschen sehr kühlen Weins.
    "Wir haben einen tiefen Erdkeller und der Wasserbecken im Peristyl. Oder wird das dann zu kalt?"


    Dann geschah erst einmal eine ganze Weile nichts.


    Nach einer gefühlten Ewigkeit war wieder Lärm im Atrium zu hören. Wenig später betrat Commodus und kurz nach ihm zwei Custodii, den einen kannte Chrysogona schon vom sehen her, das Balneum.
    Alle drei waren vollkommen außer Atem.
    Commodus übergab der Medica keuchend einen schweren Lederkoffer. In diesem war ein komplettes Trepanationsbesteck inklusive mehrere konkaver Scheiben in verschiedenen Größen. Die eine Hälfte aus Silber die andere aus Gold. Dazu passende kleine Nägel.
    Die beiden Custodes hatten eine Art Gestellt getragen. Es hatte Vorrichtungen mit denen man den Patienten auf einem Tisch oder Kline liegend an diesen festmachen konnte*.


    "WW...wird...das ....gehen?" Fragte Commodus keuchend.


    "Iich ..hab noch einen Trunk...namens...Lac...Lactucarium mitgebraucht....Opium...war gerade aus..."



    Sim-Off:

    * Bei dem Gestell meinte ich sowas wie hier

  • Zitat

    Original von Plinia Chrysogona
    Sie betrat erneut das Balneum. Chrysogona ging auf Varus zu und sprach beruhigend mit ihm. Erklärte ihm, dass sie jemanden geschickt hatte ihre Medikamenten- und Instrumententasche zu holen. Sie ließ sich einen Eimer sowie Wasser und Tücher für Umschläge bringen. Kühlen war vorübergehend alles was sie tun konnte.
    "Du hast nicht nur eine Platzwunde, die genäht werden muss sondern vermutlich hat sich bei dem Unfall auch ein Gefäß im Kopfinneren geöffnet. Ich werde also für Druckentlastung sorgen müssen. Falls du dich übergeben musst, ist hier ein Eimer. Und jetzt dreh dich bitte auf die Seite. Ich werde die Haare entfernen müssen, die um die Wunde herumsind und auch hinter dem Ohr."


    Sie ließ offen, dass sie plante dort die Trepanation durchzuführen. Als er sich seitlich gedreht hatte, begann sie rund um die kleine Platzwunde am Hinterkopf die Haare mit einem scharften Messerchen aus dem Vorrat der Helvetier zu rasieren. Sie dehnte den Bereich auf den gesamten Hinterkopf und die Region hinter dem Ohr aus. Dort konnte man gut den Bohrer ansetzen. Die Schädeldecke war nicht zu dick und später würde man die Narben und das entstandene kreisrunde Loch nicht so sehen.
    Die Platzwunde war schnell verschlossen.


    "Ich glaube ich bin nach dem Treffer auf der Stirn noch mit dem Hinterkopf auf die Straße geknallt. Weil...weil....verdammt ich weiß nicht mehr wieso...
    Ich bitte dich mir zu helfen...ich darf noch nicht sterben ich muss erst noch meine Schuld gegenüber Commodus und der Gens abtragen....außerdem",
    Varus standen plötzlich Tränen in den Augen
    "würde ich so gerne noch ein paar Jahre Wein machen und leben...es war doch noch nicht so viel Leben da für mich...."


    Varus dämmerte etwas weg und alles weitere Wiederstandslos mit sich geschehen. Zwischendurch versuchte er mehrere Male sich zu übergeben, da er aber den ganzen Tag nichts gegessen hatte war das nicht besonders ergiebig.


    Noch während des Rasierens kam die junge Frau die vorhin schon im Durchgang zur Culina zu sehen war ins Balneum.
    Die Sklavin, zu erkennen an der umgehängten Marke, kniete sich beim Varus am Kopf nieder und tupfte ihm immer wieder mit feuchten kühlen Tüchern übers Gesicht.
    Dabei fing sie an leise ein beruhigendes Lied, allerdings auf hebräisch, zu singen. Jedenfalls wenn Chyrsogona das nicht unterband.

  • Natürlich unterschrieb die Medica die Vollmacht, die den Zutritt zu ihren Räumen im Palatin ermöglichte. Dennoch ahnte sie, dass man den Boten nicht ohne weiteres vorlassen würde. Die kaiserliche Garde besah sich diejenigen ganz genau, die in den Palast vorgelassen werden wollten. Eine ausgiebige Befragung inklusive.


    Die Plinia musste sich auf die Lippen beißen als sie die Verzweiflung des jungen Helvetiers bemerkte. Ja, es war nicht schön zu spüren wenn Persephone anklopfte. Sie ließ geschehen, dass die Sklavin den Helvetier abtupfte. Sein Bewusstsein war noch klar. Zumindest meistens. Ab und an dämmerte er weg, wenn sie dann jedoch seine Augenlider hob um die Pupillenreflexe zu testen, zeigten sich die Befunde unverändert. Die linke Pupille war weit und zeigte sich träge in der Reaktion. Die rechte reagierte prompt. Noch kein Zeichen einer drohenden Einklemmung des Hirnstamms.


    Dann ging alles sehr schnell. Commodus, der nur noch eine einfache Tuinka trug kam mit einem vollständigen Trepanationswerkzeug zurück. Mehr noch. Er hatte die beste Qualität besorgt. Besser als das der kaiserlichen Medica. Die Boten, die in den Palatin geschickt worden waren, hatten sich noch nicht wieder eingefunden, also musste die Medica mit dem Giftlattich Vorlieb nehmen. Der Milchsaft der Pflanze war ein recht gutes Schmerzmittel. Sie nahm zwar lieber Opium aber der Lactocurium war immerhin eine Hilfe.
    "Besten Dank, Helvetius Commodus für dein schnelles Handeln und die Investition. Nun bete zu den Manen deiner Familie, dass sie noch eine Weile auf Varus verzichten mögen."


    Chrysogoga ging wieder zu ihrem Patienten. Sie hob ihm sanft den Kopf an und hielt ihm einen kleinen Becher mit Wein gemischt mit dem Giftlattich an die Lippen.
    "So, Helvetius Varus. Ich werde gleich beginnen. Zuvor trink das hier. Es wird sich nicht verhindern lassen, dass das Scheiden der Haut schmerzt. Auch das Sägen des Knochens ist schmerzhaft, da die Dura Mater, die harte Hirnhaut dem Knochen direkt anliegt. Wir werden dich festhalten müssen während ich ein Loch in deinen Schädel bohre um deinem Gehirn Platz zu geben. Eventuell wird Blut fließen. Wir müssen sehen. Wenn die Götter wollen, wirst du deine Weinberge noch viele Jahre pflegen können. Doch vielleicht magst du, nur für den Fall, dass die Manes entscheiden, dass du bereits jetzt ihre Gesellschaft teilen sollst, ein paar Sätze zu deinem Verwandten sagen. Wir sind deine Zeugen, wenn du ein Testament machen willst"

  • Varus brauchte eine ganze Weile um sich zu konzentrieren nach der Eröffnung durch die Medica. Es fiel ihm auch immer schwerer im Hier und Jetzt zu bleiben sondern es zog ihn beständig stärker in die Bewusstlosigkeit. Das Getränk trank er ohne zögern restlos aus.


    "Commodus...du weißt ein Testament ist nicht nötig...wir haben derlei schon vor einiger Zeit geregelt. Mein letzter Wunsch, sollten mich die Manen doch schon zu sich holen....beerdige mich bitte irgendwo zwischen meinen Reben in den Albaner Bergen. Bitte nicht hier in dieser furchtbaren Stadt. Sei gut zu meinen Sklaven die eh schon deine sind und verzeih mir das ich es noch schwerer gemacht habe die Gens wieder zu altem Glanz zu führen..."


    mehr schien Varus nicht mehr sagen zu wollen oder zu können. War es die Verletzung oder der Lactocurium er dämmerte wieder weg und wachte nicht mehr auf.

  • Commodus tat mit einem Winken das Kompliment von Chyrsogona bezüglich des schnellen Handels und der Investitionen ab.


    "Er ist Familie...fast die letzte die ich noch habe...für wenn nicht für ihn sollte ich meinen Reichtum in so einer Lage einsetzen!"


    Er nickte bezüglich des Opfers.


    "Wenn wir dich nicht stören und alle des Haushaltes die du nicht brauchst werde ich gleich im Atrium versammeln zum beten. Ein Opfertier wird gerade besorgt. Welchem Gott folgst du damit ich auch dafür beten kann das er deine Hände führt?"


    Nach der Antwort von Plinia hörte er sich Varus letzte Worte an und antwortete:


    "Natürlich werde ich das Varus...aber erst in vielen vielen Jahren...solange müssen die Wurzeln deiner Reben hoffentlich noch auf dich warten!"


    Als er dann wegdämmerte blickte er mit sorgenvollem Blick auf Chrysogona.


    "Was und wen brauchst du noch?"

  • Bedrückt hörte Plinia Chrsogona die Worte des Varus. Ja, es war leider nicht im Vornherein zu sagen, ob er den lebensgefährlichen Eingriff überleben würde. Nun ja, viel war es nicht worum er sich sorgte, konstatierte die Medica. Sie bereitete inzwischen alles vor.


    Dann wandte sie sich den Fragen des zweiten Helvetiers zu.
    "Ich bete zu Asklepios oder Aesculapius, wie ihr Römer sagt. Das ist sicherlich auch die passende Gottheit für so ein Problem. Ich werde nicht mehr viel benötigen, ein oder zwei Gehilfen, die ich im Notfall auch zu dir schicken kann. Wasser und Verbandsmaterial habe ich ja."


    Sie wirkte hochkonzentriert.

  • Commodus nickte
    "Ich kenne beide Namen, ich hatte ausschließlich griechische Hauslehrer auf Paxos...leider gehört er nicht zu denjenigen die ich bisher besonders oft um Gnade gebeten habe. Was für ein Opfer meinst du würde ihm am gnädigsten stimmen?
    Müssen die Gehilfen eher geschickt sein oder eher kräftig?
    Wenn du noch was anderes brauchst Miyagenus wird auf jeden Fall in der Nähe der Tür sein um zu hören wenn du noch was brauchst."


    Auch Commodus wirkte eher entschlossen als verängstigt.

  • Die Plinia hatte gerade keine Nerven dafür welches Opfer für diesen Fall und für Asklepios am besten geeignet wäre. Sie dachte einen Augenblick nach. Geld schien für Commodus keine Rolle zu spielen. Also antwortete nicht ohne hintergedanken.
    "Stelle Asklepios ab besten ein Donatio in Aussicht. Für einen guten Zweck. Zum Beispiel für den Erhalt des Tempels auf der Tiberinsel oder für den Betrieb des neuen Tempels am Almo, der für diejenigen errichtet wurde, die ausgesondert werden müssen, weil sie ein ansteckende Krankheit haben. Ich denke, das wäre das Beste."


    Und nur einen Augenblick später war die Plinia wieder bei ihrem Patienten.
    "Nun zu den Helfern. Kraft wird nicht von Nöten sein. Verus schläft im Drogenschlaf. Miyangeus mag warten und eventuell noch ein oder zwei Sklaven nach deiner Wahl. Ich beginne jetzt. Denn es ist keine Zeit mehr zu verlieren."


    Die Medica zückte den Bogenbohrer und einen goldenen Einsatz. Sie steckt ehrfürchtig das Instrument zusammen. Dann legte sie das Operationsbesteck zurcht. Skalpelle, Wundhaken, Sonden, Nadel und Faden.
    Plötzlich stockte sie und wandte sich noch einmal an Commodus.
    "Ich könnte noch eine Münze brauchen. Eine Silbermünze von der Größe eines Denarius. Würdest du mir so eine Münze holen und mit Essigwasser reinigen?"

  • "Ein Donatio für den Tibertempel von ihm...gut das werde ich machen und aufnehmen..."


    Commodus sah ein letztes Mal zu Varus. Er legte seine Hand kurz auf seine Schulter und drückte zu.
    "Ich warne dich...komm zurück...lass mich nicht alleine mit der ganzen Aufgabe!"


    "Miyagenus wird direkt vor der Tür warten und alle anderen sind eh im Atrium. Wenn du noch was brauchst sag es!"


    Er wollte gerade gehen als der Medica doch noch was einfiel. Die Frage irritierte ihn zunächst und er brauchte ein zwei Sekunden um sie einzuordnen. Dann verließ er ganz kurz den Raum und kehrte keine halbe Minute später wieder mit einem ziemlich neuen Denarius wieder über den er gerade äußerst großzügig Essig gibt.
    "Hier geht der?"

  • Commodus brachte den Denar. Chrysogona besah ihn sich genau ob er Zeichen der Verunreinigung aufwies. Da er jedoch relativ neu und dazu noch mit Essig gereinigt worden war, nickte sie zufrieden.
    "Hervorragend. Ich brauch ihn als Verschluss für Varus Schädeldecke nach der Trepanation. Andernfalls bliebe ein Loch übrig, durch das das Gehirn bei Stößen Schaden nehmen könnte. Besten Dank, Helvetius Commodus. Dann will ich mal zur Tat schreiten."


    Als Commodus gegangen war und Ruhe einkehrte, machte sich Chrysogona an die Arbeit. Varus zuckte kaum, als sie die Haut halbkreisförmig mit dem Skalpell durchtrennte und die Schädeldecke hinter dem Ohr freilegte. Chrysogona klappte die Haut beiseite. Sie setzte den Bohrer an. Die Spitze piekte sich in den Knochen, die Sägezähne der zylinderförmigen Knochensäge begannen einen Kreis in den Schädel zu schneiden. Die Helfer hielten den Kopf fest. Sie brauchten jedoch keine Gewalt anzuwenden. Varus bewegte sich nur wenig in seinem Rauschzustand.
    Chrysogona musste mehrfach den Sägevorgang unterbrechen und ein kühlendes Essig-Wasser-Gemisch über die Trepanationsstelle gießen. Es blutete erstaunlich wenig. Nach einiger Zeit verlangsamte die Medica den Bohrvorgang. Sie wollte das empfindliche Nervengewebe der Hirnhäute und das Gehirn nicht schädigen. Als sie ein Nachgeben fühlen konnte hörte sie auf und nahm den Bohrer weg. Mit dem stumpfen Ende einer löffelartigen Sonde hebelte sie sorgsam die Runde Knochenscheibe heraus. Ein Schwall Blul entleerte sich auf die Unterlage auf der Varus lag. Die verbliebenen Haare tränkten sich mit Blut.


    Sie hatte Recht behalten. Ein epidurales Hämatom. Eines der Gefäße, die sich zwischen Schädel und harter Hirnhaut befanden, war gerissen. Da die Medica die Stelle des Risses in der kleinen Öffnung nicht finden konnte, blieb ihr nur die Hoffnung, dass es sich von selbst schließen würde, vielleicht sogar schon geschlossen war und hier nur noch das Hämatom abblutete. Die Trepanation bot nicht nur eine Abflussmöglichkeit für das Blut, sie gab auch dem Gehirn ein wenig Platz um sich auszubreiten. Natürlich nicht viel bei der geringen Größe der Öffnung, aber besser als gar nichts. Varus war noch jung und er wirkte vital genug, dass er eine solche Verletzung und die Folgen der Operation überstehen konnte.


    Die Plinia wartete ab bis kein weiteres Blut kam. Der Blick auf die Dura mater ließ erahnen, dass keine übermäßige Schwellung des Gehirns vorlag. Mit etwas Glück waren die Symptome nur von dem raumfordernden Hämatom gekommen. Sie beschloss die Öffnung sogleich wieder zu verschließen und legte die Münze auf die Hirnhaut auf. Sie würde sich mit dem Knochen verbinden, wenn dieser erneut Callus bildete. Mit Akribie nähte sie den Hautlappen wieder fest. Es würde später nur eine hauchdünne rötliche Linie übrig bleiben. Gedeckt vom vollen Haupthaar des Helvetiers würde wohl niemand sehen können welch schwere Verletzung er davongetragen hatte. Vorausgesetzt er überlebte den Eingriff ohne Infektion.


    Noch immer schlief Helvetius Varus im Rausch des Giftlattichs. Chrysogona kontrollierte die Atmung und die Pupillenreflexe. Noch keine Veränderung was die ungleichmäßige Reaktion der Pupille anging. Doch für ein besseres Ergebnis war es zu früh. Sie begann ihn und den OP-Bereich zu reinigen. Dann ließ sie Commodus rufen.

  • Der Patient schien die Operartion ganz gut mitzumachen. Lediglich als Chrysogona die Knochenscheibe heraushebelte sah sie wie für einen Moment der linke Arm von Varus zuckte und besonders die Hand krampfte.
    Als der Schwall Blut dann aber ausfloss legte sich das schnell wieder.


    Die Atmung war etwas flacher geworden hatte sich aber ansonsten nicht verändert.
    Nachdem alles gesäubert war hätte man denken können das Varus nur sehr sehr tief schlafen würde.

  • Zitat

    Noch immer schlief Helvetius Varus im Rausch des Giftlattichs. Chrysogona kontrollierte die Atmung und die Pupillenreflexe. Noch keine Veränderung was die ungleichmäßige Reaktion der Pupille anging. Doch für ein besseres Ergebnis war es zu früh. Sie begann ihn und den OP-Bereich zu reinigen. Dann ließ sie Commodus rufen.


    Commodus kam als er gerufen wurde sofort ins Balneum. Seine Hände waren bereits gesäubert aber man konnte auf seiner Tunika noch deutlich die Spuren des Opfers sehen welches er eben dargebracht hatte. Das Tier hatte, soweit man das erkennen konnte, nicht wild gezappelt aber einiges von seinem Blut war eben auf Commodus Kleidung gelandet.


    "Hier bin ich...wie geht es ihm....wie ist es gelaufen?"


    Sim-Off:

    Das Opfer beschreibe ich noch, bin ich bisher nur noch nicht zu gekommen.

  • Immerhin war sie nicht die einzige bei der man Blut auf der Kleidung sehen konnte. Allem Anschein nach war Commodus ein frommer Mann. Er schien auch wirklich einiges für seinen Verwandten übrig zu haben.
    Chrysogona begann zu berichten. Sparsam, denn aus Erfahrung wusste sie, dass man einem Laien nicht allzu viele medizinische Details zumuten durfte.


    "Es lief erstaunlich gut. Unter der Schädeldecke hat sich ein großes Hämatom befunden. Mit etwas Glück läuft kein weiteres Blut nach. Das Gehirn schein nicht stark anzuschwellen. Die Münze wird den Verlust des Knochenstücks ausgleichen. Ich habe es hier:" sie hielt Commodus ein gereinigtes kreisrundes Knochenstück hin. "Ich hätte es wieder einsetzen können, doch halte ich lieber die kleinere Münze dort für sinnvoller. Noch hat damit das Gehirn ein wenig Spiel, falls es doch noch schwillt oder weiter Blut nachläuft. Wenn die Kallusbildung einsetzt wird die Münzen festwachsen. Dann unterscheidet sich nichts mehr von dem Knochen. Ach ja, manche verwenden die entnommenen Knochenscheiben als Talismane. Sie löchern sie und tragen sie an einem Lederband um den Hals. Ich weiß ja nicht was dein Verwandter für ein Typ ist, aber wenn er stolz darauf ist, Proserpina noch einmal entkommen zu sein, könnte das was für ihn sein."

  • Wenn Commodus die Gedanken von Chrysogona gehörte hätte, wäre wohl ein Protest gekommen. Er war ein frommer Mann geworden vielleicht...besonders die letzten Jahre auf Paxos nach dem Erdbeben dort und das was es angerichtet hatte, hatte ihn Demut gelernt.
    Die Sache hatte ihn Jahre gekostet aber auch viel gelehrt. Er war ganz und gar nicht mehr der Mann der er vorher gewesen war und vorher hatte ihn Religion zum Beispiel nur im absolut nötigen Mindestmaß interessiert.
    Nun hatte er quasi am eigenen Leib erfahren wie wichtig die Pax Deorum ist.


    Commodus hörte sich den Bericht von Chrysogona an und nahm schließlich das hingehaltene Kochenstück an sich. Er drehte es kurz zwischen den Finger und sah es sich genau an.
    "Schon ein Wunder zu was alles der Mensch inzwischen fähig ist und was der Körper aushält...ich werde Varus das Stück seiner selbst jedenfalls geben und ich bin mir sehr sicher das er es behalten und wie einen Schatz verwahren wird. Entschuldige die Nachfrage aber meine Stunden in Anatomie sind sehr lange her und seitdem habe ich sie nur selten gebraucht. Was ist eine Kallusbildung? Außerdem...nun ich habe irgendwann schon mal gehört das es oft vorkommt das Menschen nach so schweren Eingriffen und Verletzungen am Kopf danach nicht mehr dieselben sind. Meinst du das wird bei Varus auch passieren?"

  • Chrysogona nickte nachdenklich.
    "Ja, das kann alles passieren. Es kann sein, dass er stirbt, es kann auch sein, dass er Lähmungserscheinungen hat oder nicht mehr er selbst ist. Vielleicht ist er nicht einmal mehr das was wir gemeinhin einen Menschen heißen. Es gibt Zustände zwischen Himmel und Erde und manche, die wie er einen Fuß in die Unterwelt gesetzt haben, kehren nie wieder richtig in die Welt der Lebenden zurück. Wollen wir hoffen, dass es bei Varus nicht so ist. Unter Kallusbildung versteht man das Wachsen von neuem Knochen. Wie nach einem Bruch die beiden Bruchstellen zusammenwachsen so bildet auch der Schädel neuen Knochen und schließt im besten Falle die Münze ein."


    Sie sah lange und nachdenklich auf den Patienten. "Wollen wir das Beste hoffen!. Der Saft des Lactocuriums wird ihn noch einige Stunden schlafen lassen. Ich will sehen, dass ich wieder hier bin wenn er zu sich kommt. Aber nun muss ich unbedingt in den Palatin."

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