• Verblüfft wölbte Dexter die Brauen. Ein Sklave, der sich erdreistete, mit einem Flavier zu rechten? Ein Sklave, der lieber dem Enkel des Flavius Felix die Türe wies, als sich dazu zu bemühen, einen kleinen Blick aus dem Fenster zu werfen, und sich zu vergewissern, dass draussen keine Verbrecherbande lauerte? Was für eine Farce.
    Wie überaus... unpassend. Ist es denn möglich, dass meine Verwandten die Zügel so schleifen lassen?
    "Es reicht. So du mich hier noch länger warten lässt wird es bei der Peitsche nicht bleiben. - Sieh einfach aus dem Fenster, Servus." forderte Dexter den Tölpel trocken auf. "Dann lass mich unverzüglich ein, und wecke meinen Bruder Scato."

  • Caimon blickte unsicher zu Antras. Der Besucher war etwas zu hartnäckig. Der ältere Sklave zuckte mit den Schultern und murrte leise: "Entweder er ist, wer er behauptet, dann wird er dich auspeitschen lassen. Oder du weckst Scato ohne guten Grund, dann wird der dich auspeitschen lassen."


    Welche Wahl er auch traf, am Ende würde Caimon einem Enkel des Flavius Felix ausgeliefert sein. Und auch wenn der alte Herr der Villa schon lange nicht mehr in Rom war, seine Strafen waren im Haushalt der Sklaven noch immer legendär. "Geh und schicke Ajax und Diomedes ins Atrium. Dann wecke den Herrn Scato."


    Caimon schob seinen Schemel unter das hohe Fenster und stieg hinauf. Draußen standen tatsächlich nur drei Gestalten, von denen im Halbdunkel nicht einer aussah wie der Sprößling einer patrizischen Familie. Da die Gefahr einer Erstürmung der Villa jedoch gering schien, öffnete der Sklave schlussendlich die Porta. Eine ungüstiöse Mischung aus diversen Ausdünstungen schlug ihm entgegen, was die Geschichte noch unglaubwürdiger werden ließ.
    "Folgt mir ins Atrium" lies er die Besucher abweisend ein, verriegelte die Porta hinter ihnen und führte sie in das Atrium.

  • Nun endlich schien die Verwirrung ein Ende zu haben. Flavius Dexter trat ein, gefolgt von den zwei Sklaven. Die schmutzigen Reisecalcei patricii streifte er noch im Vestibulum von den Füßen. Darauf heftete sein Blick sich auf den Servus, welcher ihm so frech hatte die Türe weisen wollen, und darob die natürliche Ordnung der Dinge gestört hatte. Eine natürliche Ordnung, um die wieder herzustellen, Dexter dafür Sorge würde tragen müssen, dass dieser Sklave bestraft wurde. Dass das Personal einer harten Hand bedurfte, um reibungslos zu funktionieren, das hatte Dexter anhand der Vorbilder seines Vaters und Großvaters schon früh gelernt.
    Andererseits, so zweifelte der junge Anhänger des Pyrrhon seinen eigenen Gedankengang sogleich routinemäßig an Hatte der Servus zugleich standhaft seinem Befehl gehorcht, niemanden hineinzulassen. Sollte er also zugleich belohnt und bestraft werden? Oder wiegen jene beiden Implikationen seines Handeln sich gegeneinander auf?
    Er folgte dem Schein der Lampe.

  • Ein warmer Frühlingsregen trommelte auf die Ewige Stadt, an jenem Abend, es dämmerte grau über den Hügeln, und vom erhitzen Pflaster der Straße stiegen seltsame Dünste auf, als ich mit schnellen Schritten vom Mons Caelius zum Quirinal eilte. Den Brief, der mich in diese heillose Verwirrung gestürzt hatte, den hielt ich fest umklammert in der Hand, unter der weiten Wollpaenula von der das Wasser perlte. Bei meinem kopflosen Aufbruch hatte ich nicht mal an einen Leibwächter gedacht, aber Pelias war mir nachgelaufen und hatte sich wie ein Schatten an meine Fersen geheftet.
    Als das gewaltige Anwesen der Flavier vor mir aufragte, da schließlich stieg doch der Zweifel auf – was zum Hades machte ich hier, warum zum Cerberus konnte ich ihm nicht einfach einen gelassenen Brief schreiben, anstatt hier angelaufen zu kommen wie ein.... - nein verdammt, ich MUSSTE ihn sprechen, und zwar jetzt! Hoffentlich war er zu Hause! Es KONNTE nicht warten.
    Ich pochte an der Türe, schob meine Kapuze zurück, und wischte mir unruhig die Regenspritzer aus dem Gesicht.
    "Salve." sprach ich zu dem Ianitor. Meine Stimme war belegt. Ich räusperte mich.
    "Ich bin Tribun Decimus Serapio. Bitte melde mich dem Senator Flavius Gracchus."

  • [Blockierte Grafik: http://www.niome.de/netstuff/IR/nsc/Acanthus.png| Acanthus


    Acanthus saß auf seinem Schemel neben der Türe und lauschte dem Prasseln der Tropfen während er darüber nachdachte, woher der Regen kam, diese scheinbar endlose Masse an Wasser, die niemals zu versiegen schien, und weshalb dieser Regen nur ab und an über Rom fiel und nicht dauerhaft. Da der Tag sich bereits dem Ende zuneigte, rechnete er nicht mehr mit Besuchern, sprang jedoch pflichtbewusst wie eh und je auf, als es an der Porta klopfte. Tribun Decimus Serapio - natürlich kannte der Ianitor diesen Namen, ebenso wie die zugehörige Geschichte. Jeder in Rom kannte diese Geschichte von Salinators gefallenem Wachhund. Doch Acanthus war nur ein einfacher Sklave, der sich damit begnügte den wahrhaft phantastischen Geheimnissen dieser Welt nachzuspüren, und war vollkommen uninteressiert an Politik und Gerüchten, weshalb er den Tribun einließ wie er jeden anderen Tribun auch eingelassen hätte - denn ein einzelner Tribun war zweifelsohne wichtig, aber ohne eine Kohorte in seinem Rücken kaum gefährlich.
    "Bitte tritt ein, Herr, ich werde nachhören lassen, ob der Senator Zeit hat."
    Einige schnelle Zeichen veranlassten den Laufburschen, der kurz nach dem Klopfen ebenfalls von seinem Platz auf dem Boden aufgesprungen war, zu Gracchus' Officium zu eilen, während Acanthus dem Besucher den Mantel abnahm und ihn im Atrium abstellte und zu warten bat. Schon wenige Augenblicke hernach kehrte der Junge dorthin zurück.
    "Der Senator wird dich empfangen, Tribun, bitte folge mir", sprach der junge Sklave ohne Serapio ins Gesicht zu blicken und führte ihn in Richtung des Officiums.




    IANITOR - VILLA FLAVIA

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • [Blockierte Grafik: http://s14.directupload.net/images/141030/2fpejz9u.gif| Cnaeus Flavius Aetius


    Die Reisegesellschaft des Cnaeus Flavius Aeius hatte es also tatsächlich in das Innere der verschlossenen urbs aeterna geschafft! Wäre er nur unwesentlich später am Stadttor erschienen, hätte er ohne größere Hindernisse einziehen können. So aber haftete nun ein Hauch von Exklusivität an der Geschichte, die er von nun an bei jedem Trinkgelage unter Freunden zum Besten geben würde.


    Zunächst aber überfiel den Flavius nach all der Aufregung eine heftige Erschöpfung. Außerdem wollte er den Staub der Straße, der sich in seinen Kleidern und auf seiner Haut festgesetzt hatte, los werden. Darum ließ er sich und seine Perlen geradewegs zur flavischen Villa tragen.
    Philon, der mit zehn Schlägen bei Morgengrauen bereits bei seinem Herrn in der Kreide stand, konnte den Ianitor dazu überreden, seinen Dominus ohne großes Gezeter einzulassen. Sofort veranlasste er ein Bad zu richten, auf das sich Flavius Aetius samt seiner drei Perlen von den Strapazen der langen Reise erholen konnte.

  • Da stand er nun und beschaute sich das ehrwürdige Haus, welches er vor sechs Jahren im Gefolge seiner Domina überstürzt verlassen hatte, wobei er sich mit beiden Händen fest an die beutelartige Tasche klammerte, die über seine Schulter hing. Einerseits war es ja gut, dass die strapaziöse, staubige Reise, welche er zu Fuß angetreten hatte, nun ihrem Ende entgegen ging, doch andererseits war er sich sicher, dass eine weitere gleich nach seinem Anklopfen beginnen würde. Noch einmal atmete der Sklave tief durch und trat dann vor die Porta, wobei er noch einmal einen Blick über seine Schulter hin zu dem kleinen, gedrungenen Maulesel warf, der den Rest seiner Ausstattung bei sich trug. Vor allem handelte es sich dabei um Schriftrollen und Bücher, welche man ihm aus Baiae mitzunehmen erlaubt hatte. Von der kleinen Reisegruppe, der er sich hatte anschließen sollen, um den weiten Weg gefahrloser hinter sich zu bringen hatte er sich inzwischen getrennt und war allein vom Mercatus Urbis zum Quirinal herauf gekommen. Mica hob seine Hand hin zur wuchtigen Pforte und gemahnte sich selbst noch einmal der eindringlichen Worte, welche die Domina Flavia Agippina zu ihm gesprochen hatte. Gut zu führen hatte er sich und zu benehmen und er hatte ihr selbstverständlich regelmäßig Bericht zu erstatten. Sollte er wirklich hier um Einlass bitten? Vielleicht wäre der Dienstboteneingang besser gewählt? Noch einmal rang er schwer nach Atem und wagte es dann doch den Türklopfer zu betätigen, der ein weitaus wuchtigeres Pochen ertönen ließ, als er sich vorgestellt hatte. Mit einem bis zum Halse schlagenden Herzen, welches ihm die eigentliche Erschöpfung aus dem Leibe trieb, wartete er, ob sich hinter der Tür etwas regte.

  • [Blockierte Grafik: http://www.niome.de/netstuff/IR/nsc/Acanthus.png| Acanthus


    Acanthus saß auf seinem Schemel und sann über die wirklich wichtigen Fragen des Lebens nach, zum Beispiel ‚Bin ich noch tolerant, wenn ich Intoleranz nicht toleriere?`oder ‚Wenn ich jemandem alles Glück der Welt wünsche, bleibt dann für mich nur Pech?‘ Glücklicherweise klopfte es im rechten Moment, so dass sich seine Synapsen nicht noch weiter ineinander verschlingen konnten.


    Das Individuum jenseits der Tür wurde mit einem geschulten Blick ins Visier genommen. Auffallend dabei war der tierische Begleiter des Fremden, der bis obenhin mit Schriften und Schriftrollen beladen war. Schnell kombinierte der Ianitor, dass es sich hierbei um einen Hausierer, einem fahrenden Händler handeln musste, welcher wohl mit Büchern handelte und den flavischen Herrschaften wohl die Encyclopaedia Romana in 250 Schriftrollen aufs Auge drücken wollte.


    „Wir kaufen nichts! Außerdem ist das hier nicht der Lieferanteneingang!“, schnauzte der Ianitor den Fremden an und war bereits im Begriff, demselben wieder die Tür vor der Nase zuzuschlagen.

  • Von Nervosität ergriffen trat Mica von einem Bein auf das andere, doch er musste nicht lange warten, bis das pompöse Portal sich öffnete. Sogleich schaute ihm ein Mann entgegen, der wohl als Ianator im Dienst war und der der ihm zugedachten Rolle ganz trefflich nachkam. Er beschaute sich ihn selbst und dann das Tier und verkündete auch augenblicklich, dass man nichts zu kaufen gedachte und dies auch nicht der Lieferanteneingang sei. Ob des harschen Tonfalles, der dabei zum Tragen kam, wich Mica unwillkürlich einen Schritt zurück, ehe auch er sich noch einmal nach dem Maultier umdrehte. Sah er aus wie fahrendes Volk, das etwas an den Mann zu bringen gedachte? Vielleicht, aber nein, nein! So war das ja gar nicht!


    “Nicht!“, brachte er schnell heraus, als die Tür drohte, sich wieder zu verschließen. “Ich will doch gar nichts verkaufen!“


    Hastig trat er wieder einen Schritt nach vorn und hob die Hand, um sie gegen das Türblatt zu legen, doch unterließ er dieses Unterfangen im letzten Moment.


    “Die Domina Flavia Agrippina schickt mich. Ich bin den weiten Weg aus Baiae gekommen... Mein Name ist Mica und ich habe... Er nestelte etwas umständlich einen Brief aus seiner Tasche und hielt es dem Ianator ein wenig unsicher entgegen. “... ein Schreiben dabei.“

  • [Blockierte Grafik: http://www.niome.de/netstuff/IR/nsc/Acanthus.png| Acanthus


    Quasi im letzten Moment gelang es dem Bittsteller, den Ianitor von seinem Vorhaben abzubringen, die Tür mit einem lautem Krachen zufallen zu lassen. Noch einmal zog Acanthus die Tür für einen Spalt auf und streckte seinen Kopf dem Fremden entgegen. Domina Agrippina aus Baiae.. ihr letzter Besuch hier in Rom lag lange zurück. Doch allein das Erwähnen des Namens der Domina genügte bereits, um ein Umdenken des flavischen Ianitors herbeizuführen.


    Der Sklave aus Baiae hielt ihm mit zittriger Hand ein Schreiben entgegen. Acanthus griff danach und begann zu lesen. „Hmm… aha.. naja..mhm… na dann!“, brummte er, während er sich das Schriftstück zu Gemüte führte. Kurze Zeit später sah er wieder zu Mica auf und deutete mit seinem Finger auf den tierischen Begleiter des Sklaven. „Trotzdem kommst du mit dem hier nicht herein! Benutze einfach den Hintereingang. Ich schicke dir den Jungen hier,“ er deutete dabei auf den jungen Phoebus, der sich den lieben langen Tag in Acanthus‘ Umgebung aufhielt, um bei Bedarf die Gäste der Villa ins Innere zu führen. „Er wird dir dann hinten das Tor öffnen und dich zu den Ställen führen.“ Kaum hatte der Ianitor dies Mica mitgeteilt, spritzte der Junge auch schon auf und lief zum Hintereingang, um dort auf den Sklaven aus Baiae zu warten.

  • Fast wäre die Tür wieder zu gefallen, doch die bloße Erwähnung des Namens seiner Domina schien sie wieder zu öffnen. Ein Glück. Nun nahm der Ianator das Schreiben entgegen und las unter einem sonoren Brummen. Mica blieb nichts anderes übrig als zu warten und sich die klammen Hände ein wenig an der Tunika abzuwischen. Den ganzen Weg lang hatte er sich überlegt, was er sagen wollte und erst recht, was er sagen sollte. Vor Jahren im Gefolge von Domina Agrippina war es einfacher gewesen und nun stand er mehr oder weniger auf eigenen Füßen. Zumindest so lange, bis er endlich Einlass gefunden hatte. Unter den Worten des Ianators schaute er sich noch einmal zu dem Maultier um. Sicherlich war es nicht möglich das gute Tier durch die Haustür zu führen und er nickte eifrig. “Ich danke dir!“, entgegnete er dann, als er die Aufforderung erhielt dem Jungen zu folgen, der sich sogleich auf den Weg gemacht hatte. Mit seinen Blicken hatte er noch verfolgt, wohin der Weg nun führen sollte und er schritt die wenigen Stufen hinunter, um das Maultier am Zügel zu fassen.


    Amu, wie er es genannt hatte, war ein wenig störrisch und war nicht sofort zu bewegen sich ihm anzuschließen. Doch mit ein wenig Anstrengung schaffte er es schließlich, das Tier zum Folgen zu animieren. “Mein Name ist Mica!“, stellte er sich dann auch dem jungen Sklaven noch einmal vor und trat dann durch das Tor, welches auf einen kleinen Hof und offenbar auch zu den Ställen führte. “Sag, wer ist denn hier im Haus zugegen? Meine Domina wünscht nämlich, dass ich hier meine Studien fortführe und ich weiß nicht, ob der Brief aus Baiae schon eingetroffen ist, oder ob ich vollkommen... unangemeldet bin.“ Unter einem zurückhaltenden Lächeln schaute Mica dem Sklavenjungen entgegen, der ihm hoffentlich sagen konnte, an wen er sich nun wenden musste. Keineswegs wollte er aufdringlich wirken, doch er würde einem der Flavier Bericht über seine Ankunft erstatten müssen. Während er noch geredet hatte, hatte er sich bereits an Amus Statteltaschen zu schaffen gemacht, um sie dem Tier vom Rücken zu lösen.

  • | Phoebus


    Phoebus hatte am anderen Tor bereits gewartet. Der Junge war nicht sehr redselig, was keineswegs daran lag, dass er gar unfreundlich war. Lediglich bei Acanthus war dies anders. Der Ianitor war sein großes Vorbild und er hoffte darauf, wenn er älter wurde, irgendwann einmal seinen Platz einnehmen zu dürfen.
    „Salve,“ begrüßte er den Sklaven aus Baiae einsilbig und hielt ihm das Tor auf, damit er und sein Esel eintreten konnten. Sein Gegenüber lächelte ihm zu. Wahrscheinlich war er ein netter Kerl. Aber Phoebus war nicht hier, um Freundschaften zu schließen.
    Mica, so hatte sich der Sklave vorgestellt, war wohl weitaus gesprächiger als er, denn innerhalb kürzester Zeit erhielt er jede Menge an Informationen, wer der Sklave war, woher er kam und was noch wichtiger war, was er hier wollte. Phoebus wusste, wie wichtig es war, die wirklich wichtigen Informationen aus all dem übrigen gesagten herauszufiltern. Nur wenn er sich darauf konzentrierte, konnte er es noch weit bringen.
    „Dominus Gracchus, der Hausherr ist zugegen,“ entgegnete er. Natürlich waren noch andere Herrschaften im Hause, doch wenn es darum ging, Entscheidungen zu treffen, war man bei dem Hausherrn an der richtigen Adresse.


    Doch zunächst musste das Tier versorgt werden! Phoebus ging schweigend voran und überquerte den Hof. Um diese Zeit herrschte hier hohe Betriebsamkeit. Dutzende Sklaven gingen ihrer Arbeit nach. Manche sahen kurz auf, um den Neuankömmling und sein Tier zu begutachten. Schließlich kam ihnen einer der Stallknechte entgegen, der ihnen den Esel abnahm.


    „Folge mir“, meinte er dann und steuerte das Haus. Er brachte den Sklaven zunächst ins Servitriciuum. Dort konnte er sich erst etwas ausruhen oder etwas essen und trinken. Später dann würde er ihn zum Hausherrn bringen.

  • Während er noch die Haken und Schnallen des breiten Geschirrs löste, kam er nicht umhin festzustellen, dass der kleine Sklave nicht sonderlich gesprächig war. Zwar hörte er ihm aufmerksam zu, doch ein Gespräch wollte sich nicht entwickeln. Warum auch. Später würde es gewiss noch Gelegenheit geben, sich mit dem ein oder anderen zu unterhalten, auch wenn Mica sich nicht ganz sicher war, ob er dies überhaupt wünschte. Eigentlich war ihm nach ein wenig Ruhe und einer Möglichkeit, den Staub von der Reise abzuwaschen. Ja, er würde sich später nach Artomaglos und Asny erkundigen, die er noch von seinem letzten Besuch kannte. Auch würde er irgendwo seine ihm sehr wichtigen Habseligkeiten unterbringen müssen. Er schulterte schließlich sein Gepäck und streichelte Amu noch einmal liebevoll über den Hals, ehe er von einem der Knechte zum Stall geführt wurde, wo sicherlich eine Belohnung und Form von Heu auf das Tier wartete. Er schaute ihm noch einen Moment nach.


    “Dominus Gracchus?“, fragte er dann. Mica nickte verhalten und rang dann ein wenig nach Luft. “Ja, wenn er denn Zeit hat!? Ihm war er noch nie wirklich begegnet, doch er wusste, dass es niemand geringerer als der Pontifex war, der auch einige Zeit in Baiae verbracht hatte. Mehr oder weniger um ein schweres Fieber auszukurieren. Doch das war sehr lange Zeit her. Er selbst war zu dieser Zeit noch fast ein Kind gewesen, was allerdings nicht ausschloss, dass er noch meinte, sich an den gravitätischen Mann zu erinnern, auf den er damals ein paar Blicke erhaschen konnte. Ebenso wortlos wie es der Junge war, folgte er dann, schwer an seinen Schriften und Büchern tragend, in das Servitriciuum.

  • | Phoebus


    Nachdem Mica sich von seinem Esel getrennt hatte und sie sich nun auf den Weg ins Innere der Villa machten, wandte sich der Junge, der nicht zum gesprächigsten seine Art gehörte, zu dem Sklaven noch einmal um. Ein wenig Bewunderung ob seines Tatendrangs schwang in seinem Blick mit. Der lange Weg von Baiae auf dem Rücken des Esels musste doch sehr beschwerlich und ermüdend gewesen sein und trotzdem war Micas erster Gedanke seine Pflicht! Dennoch oblag es dem jungen Phoebus, den Neuankömmling erst einmal zu bremsen. „Gewiss wird er das. Doch es wäre sicher von Vorteil wenn du dich zunächst etwas frisch machst. Der Herr mag es nicht, wenn sein Gegenüber nach Tier riecht!“ Und das war eigentlich noch recht freundlich ausgedrückt, denn der Staub der Straße, der Schweiß und nicht zuletzt die Ausdünstungen des Tieres ergaben eine gefährliche Mischung, gegen die jede patrizische Nase (und erst recht jene flavische) sehr empfindlich reagierte.
    „Ein paar frische Kleider wären auch angebracht!“ Denn sein jetziges Erscheinungsbild war nicht nur eine Beleidigung für die Nase, nein auch für die Augen!
    So führte Phoebus den baiaeischen Sklaven direkt zum Balneum servorum und ließ ihn dort vorerst alleine zurück.

  • Mica schaute sich um, während sie durch die Villa schritten, wobei alte Erinnerungen wach wurden. Viel hatte sich nicht verändert. Lange wollte er sich seinen Betrachtungen allerdings nicht hingeben. Er umfasste seine wertvolle Fracht noch ein wenig fester und schritte weiterhin neben dem jungen Sklaven einher. Wahrscheinlich hatte der Junge recht und er sollte sich erst einmal frisch machen, bevor er dem Hausherrn gegenüber trat. Also nickte er auf die Worte des Jungen hin, jedoch nicht ohne ein kleines Stutzten seinerseits. Machte er wirklich einen derartig ungepflegten Eindruck, sodass es gleich ins Balneum gehen musste? Mica schnupperte ein wenig am Stoff seiner Tunika, der sich über seine Schulter spannte. In der Tat war der Geruch, der ihm entgegenschlug dem von Amu nicht ganz unähnlich. Schließlich waren sie im Balneum angekommen.

  • Etwas nervös war ich ja schon. Das konnte ich nicht leugnen. Wer dieser Flavius Scato wohl genau war? Auf jeden Fall gut gesittet, nach allem, was man über die Flavia Felix wusste und er war wohl auch am Beginn seiner politischen Karriere, wie man an seiner erfolgreichen Kandidatur zum Vigintivirat sehen konnte. Aber mehr war da noch nicht. Ich wusste nur, dass genau dieser wohl bereit sein würde, ihm eine Arbeit zu geben und für mich hing wirklich viel davon ab, ob ich z.B. jemals mehr aus mir machen konnte, ob es noch irgendetwas hinter dem derzeitigen Alltagstrott gab. Meinem Namen gerecht zu werden, danach suchte ich und vielleicht fand ich die Möglichkeit genau hier, in der Villa Flavia.


    Ich klopfte energisch an die Tür, drei kräftige Male und hoffte, dass man mir bald aufmachen würde. Die Spannung war eigentlich kaum zu ertragen.

  • Nicht gerade vertrauensseelig, wie man hier begrüßt wird, dachte ich mir und versuchte durch den Türspalt den Sprecher der harschen Worte zu erkennen. Aber in Rom hatte man es wohl mit allerhand Gesindel zu tun, doch zumindest hier auf dem Quirinal schien es doch etwas ruher zuzugehen als unten in der Subura. "Ähm, ich bin Quintus Marcius Rex", sprach ich etwas verunsichert. "Ich wurde von Flavius Scato hierher eingeladen" Und im nächsten Moment zückte er den Brief hervor und hielt ihn vor den Türspalt, auf dass der Ianitor die Echtheit seiner Worte überprüfen konnte.


    Ad Quintus Marcius Rex
    Ostia


    Salve Marcius,


    Einer meiner Sklaven berichtete mir von deinem Aushang auf den Märkten in Roma. Ich bin neulich zum Vigintivir gewählt worden und suche für meine Amtszeit und eventuell auch darüber hinaus nach fähigem und verlässlichem Personal.
    Anbei einige Sesterzen um deine Reisekosten nach Roma zu decken.
    Bei Interesse erwarte ich deine Ankunft in der Villa Flavia Felix, am besten zeitnah.


    Auf bald,


    Caius Flavius Scato

  • [Blockierte Grafik: http://www.niome.de/netstuff/IR/nsc/Acanthus.png| Acanthus


    Acanthus musterte das Schreiben kurz. Das Siegel fehlte, aber wenn der Dominus Scato in Eile schreibt passierte das schon einmal. Darüber hinaus schien es seine Handschrift zu sein, und die Worte waren auch die des Flaviers..
    "Der Dominus empfängt dich in seinem Cubiculum, ein Sklave führt dich hin." sagte der immer noch argwöhnisch blickende Ianitor und öffnete die Pforte.

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