Atticus hatte keine Ahnung, wieso sich der Helvetius, der sicher zehn Jahre älter als er war, eigentlich ausgerechnet mit ihm unterhielt. Normalerweise bevorzugten die Älteren auch ebensolche Gesprächspartner. Und besonders viele offensichtliche Gemeinsamkeiten, über die sie reden könnten, hatten sie wahrscheinlich auch nicht.
“Jop, ich habe mir alles heute angesehen. Auch das Wagenrennen“, meinte Atticus daher vielleicht etwas knapp. Aber er wusste wirklich nicht, was er da jetzt erzählen sollte. Oder ob der Helvetius sich hier nur höflichkeitshalber mit ihm als Jugendlichem unterhielt, wie es die Erwachsenen – Moment, er war ja nun auch einer! – die Alten manchmal taten. Hauptsächlich, weil sie sich mit der Mutter gut stellen wollten, indem sie Interesse an den Kindern heuchelten.
Auf der anderen Seite schleppte seine Mutter ihn auch immer zu eben solchen Anlässen mit, wo irgendwer gezwungen war, sich mit ihm zu unterhalten. Zuletzt selbst der Kaiser. Natürlich wusste Atticus, dass sie das tat, damit alle Welt ihn kannte und er es bei seiner Karriere irgendwann einmal einfacher hätte. Trotzdem empfand er das wohl als mindestens genauso anstrengend, wie sonst sein Gegenüber.
Allerdings hatte der Helvetius eigentlich keinen Grund, sich mit ihm näher zu beschäftigen. Was aber das Urteil über den Anlass des Gespräches auch nicht vereinfachte. Höflichkeitshalber bemühte sich Atticus also um Konversation und schloss seine kurzen Worte mit einem: “Und du?“
Munera Tiberii Duri – Vesper – Gladiatorenspiele
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- Munus
- Sextus Aurelius Lupus
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Varia kam nicht umhin, das Gespräch der beiden Frauen zu verfolgen und musste unweigerlich grinsen, ja die kleine unschuldige Vera, war gar nicht so unschuldig, wie ihr Bruder es vielleicht gern hätte. Varia konnte sie schon bildlich vorstellen, wie Vera die eingeölter Körper der Gladiatoren betrachtet und vielleicht sie sogar berührte? Commodus würde bestimmt... einem Herzinfarkt erliegen.
Commodus unterdes unterhielt sich mit dem Jungen... Wirklich interessant war das ja nicht. Römer halt, reden um zu reden, aber wirklich was sagen taten sie nicht.
So kam Varia nicht umhin, dass sich ihre Aufmerksamkeit doch auf die Arena lenkte. Oh ja sie kannte das Gefühl, es war so wie der Alte es ihr prophezeit hatte. Man vergaß alles um sich herum, man hörte sein eigenes Blut in den Ohren rauschen, ja man verfiel förmlich dem Geiste der Arena.
Jetzt mit den Anfeuerungsrufen der Massen hier konnte sie sich auch vorstellen, wie sich die Kämpfer dort unten fühlten.
Dennoch nach einer Weile des Zusehens, befand sie den Kampf für langweilig. Ihre Arme hatte sie inzwischen vor dem Oberkörper verschränkt und ihr Blick drückte die Langeweile auch aus. -
"Leider waren wir für die Tierkämpfe zu spät. Es soll sich gelohnt haben wie ich hörte."
"Das Wagenrennen haben wir natürlich gesehen. Ich bin da ja relativ frei was den favorisierten Sieger angeht. Ganz anders als Vera... wie steht es mit dir? Irgendwelche Favoriten unter den Factiones?"
Commodus wusste ehrlich gesagt selber nicht ganz genau warum er sich nun mit dem Jungen unterhielt. Zu einem kleinen Teil sicherlich deshalb um bekannt zu werden. Schließlich wusste man ja nie was aus diesem oder jenen in einigen Jahren geworden ist.
Größtenteils aber deshalb damit die Mutter des Jungen sich weiter voll mit Vera beschäftigen konnte. Commodus wollte ja das Vera Anschluss an die Gesellschaft in Roma bekam.Einmal kurz in einer Gesprächspause sah er zu Varia die aber an ihrem Platz stand und leicht gelangweilt schien. Ob sie wohl mitkämpfen wollte...
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Während der linke Secutor sich wieder mühsam aufrappelte (immerhin war es verboten, ihn in dieser Lage weiter anzugreifen. Wo bliebe da die Spannung?), befand sich der rechte Secutor nun im direkten Kampf mit dem Retiarius. Der leichte Kämpfer konnte seine erhöhte Position zu einer ganzen Reihe von Attacken nutzen. Der Dreizack tanzte geradezu durch die Luft, biss nach dem Secutor, glitt über dessen Schild. Ein ums andere Mal riss der Secutor den Schild hoch, um seinen Kopf vor dem Angriff zu schützen.
Und kam keinen Schritt weiter voran, um dem Retiarius dem Vorteil so zu nehmen.
Der zweite Secutor stand schon wieder, als es dann doch passierte. Der Retiarius deutete erneut einen Angriff an, der rechte Secutor wollte den Schlag abwehren und hob wieder seinen Schild. Doch dieses Mal hatte der Retiarius nicht auf den Kopf gezielt. Er führte den Schlag tiefer, so dass der Dreizack unter dem Schild des Secutors hinwegtauchte und ihm in den Oberschenkel eindrang.
Sofort zog der Retiarius seine Waffe wieder heraus und zog sich ein Stück vom verletzten Secutor zurück. Blut floss aus der Wunde und tropfte auf den Arenaboden. Es war ein sehr ordentlicher Treffer. -
Die Entscheidung für den jungen Retiarius und gegen die etwas bulligen Secutoren war wohl nicht unbedingt aus logischen Erwägungen heraus getroffen. Axilla musste noch ein wenig mehr lächeln. Aber es war ja schon richtig, der junge Bursche sah wirklich gut aus. Und zeigte viel nackte, durchtrainierte Haut...
“Ich besitze einen Gladiator.“ Axilla wendete ihren Blick von dem jungen Mann ab und sah zu Helvetia Vera direkt herüber. “Als Leibwächter. Sein Name ist Malachi. Er ist Thraker. Also, die Gladiatorengattung, nicht das Volk.“Das kollektive Raunen im Publikum deutete auf einen Treffer hin, und Axilla sah wieder in die Arena. Der Retiarius hatte einen der Secutoren getroffen. Man sah ein wenig Blut an dessen Schenkel, und der Secutor hatte sich etwas zurückgezogen. “Ich hoffe, dass er meinem Sohn ein wenig Schwertkampf beibringen kann.“
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Cornelius Palma war sich nicht sicher, ob er in der Stimme seines Klienten leichte Enttäuschung ausmachen konnte, dass er hier kein neues Spektakel bieten konnte. Angesichts der umfangreichen Spiele sah er dazu auf jeden Fall überhaupt keinen Anlass. Im Gegenteil - solche Spiele zu Ehren eines Verstorbenen hatte Rom schon sehr lange nicht mehr gesehen.
"Es sagt ja keiner, dass es nicht gut ist, nur weil es nicht neu ist. Im Gegenteil, ich freue mich, einen solchen Kampf auch einmal hier in Rom zu sehen, ohne dafür eine weite Reise unternehmen zu müssen."
Entsprechend interessiert schaute er dann auch in die Arena, wo der Retiarius eine gute Leistung zeigte, seine beiden Kontrahenten gut unter Kontrolle hielt und die ersten blutenden Wunden verursachte.
"Ein guter Kampf bisher. Aus welchen Schulen sind die Kämpfer?"
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Ohje, nicht schon wieder die Factio-Frage!
“Es war mein erstes Wagenrennen. Meine Familie hat keine traditionelle Bindung zu irgendeiner Factio, und ich habe noch nicht genug Wagenrennen gesehen, um einen persönlichen Favoriten zu haben.“ Die Sache mit der Wette auf die Russata ließ er jetzt aus, sonst wurde er am Ende gefragt, wie es ausgegangen war. Und darüber wollte Atticus weder vor seiner Mutter, noch mit einem Fremden reden.
“Und wieso ist Vera da unfrei bei den Favoriten?“ fragte er dann weiter höflich nach, da ihm das der einzige Anknüpfungspunkt an das Gespräch zu sein schien.In diesem Moment aber machte der Retiarius einen Treffer, und aufgeregt sprang Atticus auf, um vielleicht noch etwas mehr zu sehen. In diesem Fall sah er etwas Blut am Bein des Secutors herunterlaufen. Es war ein komisches Gefühl, auf der einen Seite aufregend, auf der anderen Seite auch schrecklich. Noch nie hatte Atticus gesehen, dass jemand so verletzt wurde.
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Auch Commodus verfolgte kurz aufmerksamer den Kampf und dachte schon es gab eine Entscheidung. Doch nach dem ersten Treffer der mit Blut endete war der Kampf noch nicht vorbei.
Deshalb nahm er das Gespräch wieder auf
"Ich persönlich bin ja auch nicht so der große Freund der Wagenrennen. Sie sind ganz nett aber so richtig ist da der Funke bei mir noch nicht übergesprungen."Als der Junge wegen Vera nachfragte antwortet Commodus leicht grinsend.
"Na es war auch ihr erstes Rennen heute und im Gegensatz zu mir begeistern sie Wagenrennen. Nach dem Rennen heute dann war ja klar wer nun ihre Favoriten-Factio ist."Commodus schaute einmal kurz zu Vera ob diese sich auch noch gut unterhielt. Sei es nun beim Anblick des Kampfes oder beim Gespräch.
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Das kam jetzt unerwartet. Sie besaß einen Gladiator! Vera blieb der Mund offen stehen. „ Aha…, ein Thraker…“ Damit wusste Vera nichts anzufangen. Was er trug, mit was er kämpfte und gegen wen. Sie hätte besser bei der Lehrstunde von Commodus zuhören sollen. „ Mit was kämpft er denn so?“ Sie schämte sich nicht ihre Unwissenheit preis zu geben. Das hier war ihr erstes großes Spektakel, das sie besuchte. „ Das ist heute mein erster Besuch bei einem Gladiatorenkampf.“ Damit hatte Vera Axilla vorgewarnt, was ihren Wissenstand zu den Gladiatoren betraf. „ Der ist echt deiner? Malachi heißt er. Aha…Schwertkampf. Eine gute Sache. Ein Mann der sich verteidigen kann ist immer gut. Wie alt ist denn dein Sohn? Und wenn ich fragen darf, wo ist dein Mann? Mag er Gladiatorenkämpfe nicht?“ Vera hatte etwas für wehrhafte Männer übrig. Die Fischer auf ihrer Insel, trugen regelmäßig Wettkämpfe aus. Die hatte Vera immer mit Begeisterung verfolgt. Der Retiarius mit seinem Netz erinnerte sie an diese jungen Männer. „ Ich hoffe der Retiarius gewinnt.“ Ganz hin und weg, seufzte Vera. Ihr wurde ganz bange, als der zweite Secutor wieder in den Kampf eingriff.
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'“Der Retiarius ist von einem freien Lanista aus Massilia. Er nennt sich selbst Gnosidicus Gallus, ein unangenehmer Zeitgenosse. Aber hervorragende Gladiatoren. Dieser dort trägt den Namen Eros, wobei ich nicht denke, dass er ursprünglich diesen Namen trug. Das soll wohl eher für die geneigte Damenwelt – oder auch Männerwelt – ein Ansporn sein.“ Der Kaiser würde schon verstehen, worin dieser Ansporn wohl bestand.
“Die beiden Secutoren hier wiederum sind aus dem Ludus Magnus.“~~~
Der verletzte Secutor zog sich vom Pons zurück und kurz unterbrach der summa rudis den Kampf, was alle Beteiligten dazu nutzten, kurz durchzuatmen. Der Retiarius nutzte die Gelegenheit zudem, um sich in Siegerpose vom Publikum bejubeln zu lassen. Ein Arenahelfer kam herbei mit einer Leinenbandage, die kurzerhand fest um den Schenkel gebunden wurde, um die Blutung zu stoppen. Immerhin wollte das Publikum einen Kampf sehen und keine hinkenden Gladiatoren, die vor Blutverlust tot zur Seite kippten. Das hier war ein Sport und kein wildes Gemetzel.
Als der Kampf wieder freigegeben wurde, nickten die beiden Secutoren einander kurz zu und gingen dann wieder in Richtung Angriff. Der Retiarius hatte sich schon wieder eine der Stienkugeln geschnappt und warf sie mit einer Hand kurz hoch, bevor er sie wieder auffing. Offensichtlich machte es ihm Spaß, seine momentane Überlegenheit auszukosten. Kaum kamen die Secutoren näher, warf er schon wieder gezielt nach dem unverletzten Secutor, eine zweite Kugel gleich hinterher, ehe er sich seinen Dreizack schnappte. Mit einem wilden Brüllen, halb ein Lachen, griff er nun diesen Secutor an und schob ihn fast vor sich her.
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Im Grunde war es Atticus aufgrund des einen durch den Favoriten gewonnenen Wagenrennens nun nicht klar, wieso da nun ein bedingter Zusammenhang zu bevorzugten Factiones entstanden war, aber er musste ja auch nicht alles verstehen. Etwas hilflos mit dieser Feststellung zuckte er nur mit den Schultern. “Ich finde bisher alles gleich interessant, aber auf verschiedene Weise“, meinte er nichtssagend wie philosophisch.
Der Kampf ging auch gleich weiter und Atticus war sowieso viel mehr auf das Geschehen in der Arena fixiert als auf den Gesprächspartner. Fasziniert betrachtete er das Vorgehen des Retiarius und war sich nicht sicher, ob dessen Überheblichkeit sich nicht im weiteren Verlauf gleich noch rächen würde.
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“Malachi? Mit einem gebogenen Schwert und einem kleinen Schild. Nicht so ein wuchtiges Ding wie bei den Secutoren. Es ist viel kleiner und viereckig. Und der Helm hat auch größere Augenlöcher und eine Crista obendrauf“, erklärte Axilla, womit ein Thraker so kämpfte.
Die folgenden Fragen waren aber doch etwas persönlciher. Nicht die nach dem Gladiator. Aber bei der nach ihrem Mann wandte Axilla kurz das Gesicht wieder der Arena zu, um möglichen Ärger in ihren Augen über Imperiosus' Verschwinden zu verbergen. Im Grunde war sie nur noch auf dem Papier verheiratet. Aber letztlich war das Papier das, was zählte. Und solange sie niemanden fand, der sich zu heiraten lohnte, oder wenigstens dafür lohnte, dass sie seine Geliebte wäre, sah sie keinen Grund, die Ehe für beendet zu erklären. “Mein Mann ist auf Reisen außerhalb Roms“, antwortete sie vage auf diese schwere Frage und kam dann mit einem Lächeln auf die anderen Fragen zurück. “Und mein Sohn ist jetzt vierzehn. Von daher wird es Zeit, dass er sich auf seine Ritterlaufbahn nun intensiver vorbereitet, so dass wir in zwei Jahren auch ein erstes Amt anstreben können. Von daher ist es auch einfach praktisch, wenn er nun auch gleich lernt, sich angemessen zu verteidigen.“
Die Hoffnung auf einen Sieg des Retiarius quittierte Axilla wieder mit einem breiteren Lächeln. Es war wohl jeglicher Ausgang des Kampfes möglich, aber Hoffnung machte es wohl erst interessant, es überhaupt anzusehen. -
Commodus wollte dem Jungen nicht länger von seinem ersten Gladiatorenkampf ablenken und schwieg nun erst einmal mindestens so lange bis der Kampf vorbei war.
Ein kurzer Blick zu Vera die sich offensichtlich gut mit der Mutter des Jungen unterhielt.
Ein weiterer kurzer Blick zu Varia ob an deren Haltung irgendwas besonderers oder so zu erkennen war.Schließlich noch ein Rundblick über die näheren Sitznachbarn ob irgendwer bekanntes oder interessantes zu sehen war.
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Der Kampf selber wurde nun ja fast schon langweilig...
Varia die den Kampf nur nebenher beobachtet, fing den Blick von Commodus auf. Sein Blick war forschend fragend... oder er wollte sich nur vergewissern ob sie noch da war.
Oder vielleicht wollte er etwas haben? Sollte sie einfach warten oder … ach man es war schon ein Kreuz, wenn man Rätselraten musste.. aber woher soll auch ausgerechnet sie wissen, wie ein Mann tickt.
Varia überbrückte also die Distanz die zwischen ihnen lag, und fragte leise, so dass es nur Commodus hören konnte. „Kann ich was für dich tun Dominus?“
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Nachdem man sich mit so unterschiedlich stark ausgeprägter Begeisterung dem Wagenrennen gewidmet hat, attendiert die Abordnung der romulanischen Flavier auf wiederum privilegierten Plätzen in den Zuschauerrängen auch die Kämpfe der Gladiatoren.
Zu dieser Darbietung hat Flavius Fusus bislang einen vergleichbaren Enthusiasmus vermissen lassen. Er empfindet die Zurschaustellung von Gewalt zweifelsohne als äußerst aufregend, aufgrund seiner stark empathischen Veranlagung aber zugleich auch zu einem guten Maße als irgendwie unheimlich. Als beobachte er einen schrecklichen aber doch irgendwo spektakulären Unfall oder die grässliche Verunglimpfung eines literarischen Meisterwerks durch einen dilettantischen Vorleser sitzt er angespannt auf seinem Platz und späht in einer Mischung aus Faszination, Spannung und Entsetzen in das sandige Rund. In ihm widerstreben seine eigenen Emotionen einander und das Ereignis wühlt ihn - trotz derlei ständiger Präsenz im kulturellen Leben der römischen Gesellschaft - spürbar auf.
"Herrje, herrje..." murmelt er dabei eher zu sich selbst als das Blutvergießen längst im Gange ist und anschaulich die sukzessiv Verletzten offenbar werden. "Also für mich wäre das ja nichts.... Meiner Treu." -
Wieder was dazu gelernt. Thraker, Retiarius, Secutor , immerhin drei von ….ja, einigen Gladiatorentypen kannte sie jetzt. Ihr Favorit war ein richtiger Draufgänger. Vera ballte die Hände zu Fäusten und hielt sie gespannt vor den Mund. War das eine Aufregung. Die Unterhaltung mit Iunia Axilla lief ganz nebenbei. „ Außerhalb von Rom? Wie unschön. Dann siehst du ihn sehr selten? Ist das nicht manchmal frustrierend? Wobei es hin und wieder sicher von Vorteil ist.“ Vera schmunzelte. Einkaufen, flanieren, mit Freundinnen treffen. Dem nachgehen, was man am liebsten tat. Das Geld ihres Mannes ausgeben. Das ging besonders ohne das Anhängsel Mann gut. Nachteilig, war es sicherlich bei gesellschaftlichen Anlässen oder Einladungen zu einer Cena. Sie hatte ihren Bruder, der musste vorerst dafür herhalten. „ Noch eine ….“ rief Vera urplötzlich in Richtung Arena. Mit was für einer Leichtigkeit er die Steinkugel warf. Und dann…sie hielt den Atem an, als der Kämpfer mit seinem Dreizack auf den Secutor losging. Wie gebannt sah sie dem Geschehen zu, dass er bloß achtgab.
Axillas Sohn war nicht sehr viel jünger als sie selbst, stellte Vera fest. Seine Zukunft war vorausgeplant und wurde wie es aussah zielstrebig von seiner Mutter verfolgt. Das fand Vera überaus lobenswert. Das wollte sie mit ihren Kindern genauso angehen. Falls es welche geben sollte. Wer wusste schon, was ihr Bruder ihr für ihre familiäre Zukunft angedachte. " Du hast ja weitreichende Pläne für den jungen Mann geschmiedet. Man muss schon einiges tun. Sicher spielt die Familie dabei eine sehr große Rolle und man will ja später gut ausgesorgt haben. Ein gutes Ansehen in der Öffentlichkeit und jede Sesterze mehr in der Truhe, vereinfacht das Leben." -
Zitat
Original von Iullus Flavius Fusus
Scato bemerkte das Unbehagen seines Bruders, und auch er selbst konnte nur wenig mit dem plumpen und blutrünstigen Sport anfangen der das simple Volk so zu amüsieren schien..
"Iullus, siehe das Spektakel vor dir weniger als blutiges Hacken und Stechen, sondern als das was römische Kaiser schon seit jeher die Gunst des Volkes sichert." merkte Scato an bevor wieder ein Gladiator am Arm erwischt wurde, "Das Volk bejubelt jeden Treffer, es liebt die Zerstreuung, und es lässt sich gut ablenken." erklärte der Flavier kühl während sein emotionsloser Blick auf den Sand der Arena glitt, "Dennoch wäre es auch hier vielleicht der Situation zuträfglich sich einen Favoriten herauszusuchen." -
Der junge Flavier zieht leicht die Nase kraus und wirft seinem Bruder einen skeptischen Seitenblick zu. "Gewiss, die Beliebtheit dieser Form von Unterhaltung lässt sich kaum leugnen..." Unvermeidlich wird sein Blick unmittelbar wieder vom Geschehen im Zentrum des Amphitheaters angezogen. Wenn ihm auch der rechte Bezug zum konkreten, bewaffneten Kampf - sei es in der Arena und selbst beim Militär - zu fehlen scheint, so zieht die Darbietung dennoch Fusus' Aufmerksamkeit beharrlich in ihren Bann. "...einen Favoriten?" hakt er währenddessen mit ratlosem Unterton zu Scatos Vorschlag an. "Sind sie nicht alle ziemlich einerlei? Der größte Unterschied scheint allenfalls in ihren jeweiligen Waffen zu bestehen. Warum kämpfen sie eigentlich nicht mit der gleichen Ausrüstung, wie das unsere Legionäre tun?" Bislang hat er sich nie wirklich intensiv mit dem Gladiatorenkampf befasst und auch jetzt widerstrebt es ihm noch hörbar, sich damit näher auseinanderzusetzen. Lieber wäre er in die Scheinwelt eines komplexen, tragischen oder auch humorvollen Theaterstücks entflohen.
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Neuerlich gereichte es dem jungen Flavius zum Nutzen, dass seiner Hypermetropie ihm lediglich die Sehschärfe in unmittelbarer Nähe verwehrte, sodass er auch nach dem Wechsel ins Amphitheatrum des Potentials zum Verfolgen der Geschehnisse im Sande der Arena nicht entbehrte. Gänzlich konträr zu Fusus indessen war er derlei Schauspielen bereits unzählige Male ansichtig geworden, war gleichsam damit erwachsen wie mit der Muttermilch und verfolgte jene Darstellungen in großer Differenz zu den Hinrichtungen, deren blutige Grausamkeit den Knaben ebenfalls schreckten, mit einem sportlichen Interesse, welches nicht sehr von jenem angesichts der Wagenrennen differierte. Jene Gewohnheit auch war es, die ihn während der ersten Kämpfe eher zu den Süßigkeiten verkaufenden Händlern lockte, anstatt seine Zeit durch das Verfolgen minderwertiger Kämpfer zu vergeuden, sodass er erst zum Höhepunkt des Abends, dem Kampf des Retiarius, zurückkehrte.
In der Tat erwies sich dieses Gefecht als überaus kurzweilig, insonderheit der Netzkämpfer größtes Geschick bewies, während die Secutores zwei Schildkröten gleich sich abmühten. Die Milonen indessen wirkten wenig ergötzt von jener Darbietung, sondern rezipierten sie in der ihnen eigenen Art einesteils politisch, andernteils hinsichtlich ihrer Ästhetik, was Manius Minor seinerseits zu einer Kommentierung motivierte:
"Der Retiarius in der Mitte symbolisiert den Fischer, die Secutores die Fische. Es handelt sich hier um ein Schauspiel, wenn auch eines mit letaler Brisanz. Würden hier Legionäre die Waffen kreuzen, erschiene es doch, als wären jene tapferen Recken, die den Kriegsdienst für den Kaiser leisten, nichts weiter als Schauspieler, die sich zum Vergnügen Dritter in Stücke hacken lassen."
Die überaus negative Reputation, welche Schauspieler und im Prinzip ebenso Gladiatoren genossen, war zweifelsohne nicht weiter darzulegen, womit er zugleich Anschluss an Scatos politische Interpretation anbot.
"Ich für meinen Teil feuere den Retiarius an, da mir sein Geschick doch beachtenswerter erscheint denn die plumpe Gewalt der Secutores."
, legte er endlich dar, obschon der Knabe selbst ob seiner Leibesfülle zweifelsohne besser in letzterer Waffengattung hätte zu fechten gehabt, was indessen seine Admiration für Wendigkeit und Eleganz nicht im Mindesten schmälerte. -
Vor dem heftigen, wenngleich übermütigen Angriff wich der so attackierte Secutor zurück. Der Retiarius nahm dies als Triumph und jubelte lautstark, jedoch nur einen Moment. Sein Dreizack hatte den Schild des Secutor kaum berührt, und dennoch war dieser zurückgegangen. Und der Retiarius war der Bewegung erst einmal instinktiv gefolgt, ehe er die Falle bemerkte. Schon stand er auf der Schräge zum Abgang, ehe er hinter sich den zweiten Secutor noch über seinen Schulterschutz hinweg bemerkte. Dieser war nicht wie bislang langsam den Aufgang hinaufgekommen, sondern war trotz des Gewichtes seiner Rüstung geradezu hinaufgestürmt. Auch wenn er nun am oberen Ende hierdurch schnaufte wie ein von Vulcanus geschmiedeter Metallbulle, er hatte die Brücke erstürmt und war nun auf gleicher Höhe mit dem Retiarius.
Für diesen eine äußerst ungünstige Situation. Solange er den höheren Stand hatte, war es kein Problem, die beiden Secutoren im Griff zu behalten. Auf gleicher Höhe aber war der Kampf eines Secutoren mit einem Retiarius schon sehr ausgewogen. Gegen zwei, selbst wenn einer noch tiefer stand, hatte er so keine Chance.Es blieb nicht viel Zeit, zu taktieren. Der Retiarius nutzte die einzige Chance, die er hatte, und sprang wagemutig von der Brückenkonstruktion herunter, ehe die Schwerter der beiden Angreifer in in ihrer Mitte einfingen. Auf dem Sandboden waren seine Chancen gegen zwei Secutores zu bestehen zwar sehr gering, aber er hatte immerhin den Platz, ihnen auszuweichen und vielleicht mit etwas Glück wieder auf die Brücke zu gelangen. Wäre er dort geblieben, hätte er gar keine Möglichkeit mehr gehabt.
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