Gespannt lauschte ich Torquatas Geschichte. In der Tat hatte sie in den letzten Tagen, Wochen und Monaten einige Strapazen hinter sich bringen müssen und so war es für mich umso erstaunlicher, wie sie nun lächelnd und anscheinenden ohne einen blassen Kummer vor mir stand. Sie- meine Schwester -war schon immer ein bewundernswertes Mädchen gewesen. Bei der Schilderung ihrer Geschichte, vor allem als sie von unserem gemeinsamen Unterricht erzählte, musste ich ebenfalls lachen. Ach, was war das für eine wunderschöne Zeit. Torquata hatte nun wieder meine tiefsten Erinnerungen geweckt und auch selbst ein wenig erschrocken darüber wie schnell man seine Vergangenheit doch vergessen konnte, lauschte ich weiterhin meiner Schwester. In der Tat hatte sie auch ein ziemliches Glück gehabt, dass sie über meinen Verbleib bei der Urbanerkohorte erfahren hat. Und nicht nur dies. Auch das unsere Verwandten sie aufnahmen und sich gut im sie kümmerten war ein glücklicher Umstand, den vielleicht nicht jedes Kind bekommen hätte. Die Götter hatten sich also nicht ganz von unserer Familie abgewendet, sondern hielten noch- oder wieder -schützend die Hand über uns.
Nun, und wie war es mir ergangen? Ich hatte ebenfalls großes Glück gehabt. Nachdem ich nach Rom gekommen war, dauerte es nicht lange bis ich- wie auch Torquata -in der Casa Iulia untergekommen war. Auch ich hatte die Gastfreundschaft Dives' genossen, genauso wie eben in diesem Augenblick wieder. Von Tsuniro und Audata würde ich ihr jedoch nichts erzählen, soviel stand fest. Immerhin musste meine Schwester auch nicht gleich alles erfahren. Doch jetzt, wo mir wieder die Beiden in den Kopf kamen- was würde ich jetzt nicht alles für ein bisschen weibliche Zuneigung tun.
Aber zurück zur Sache, bevor ich wieder in elendlich weiten Gedankengänge über die Weiblichkeit der Beiden philosophieren würde.
"Da hast du aber großes Glück gehabt, Schwesterchen. Wirklich großes Glück! Aber umso erfreuter bin ich, dass du nun hier in Rom bist und damit auch nicht mehr von mir entfernt. Doch nicht nur du hattest Glück.", zwinkerte ich ihr zu. "Auf dem Weg hierher konnte ich auf dem Karren eines Weinhändlers eine beträchtliche Strecke zurücklegen und nachdem ich in Rom angelangt war gelangte ich nach ein paar falsch eingeschlagenen Straßenkreuzungen zur Casa Iulia, wo ich ebenfalls von Dives empfangen wurde. Nun, nachdem ich ihm meine Lage geschildert hatte erklärte er mir, dass es kein Problem wäre mich aufzunehmen."
Ich erinnerte mich zurück und mir fiel wieder mit einem Lächeln ein, was für großer Stein der Erleichterung von da an von meinem Herzen abgefallen war. Schon mal im Wissen eine Bleibe zu haben, galt dann nur noch die Hürde der Aufnahme bei den Urbanern.
"Ein paar Tage später habe ich mich dann auf den Weg hierher zur Castra gemacht, um einen Dienst bei der Urbanerkohorte anzutreten. Du weißt ja wie gerne ich damals mit meinem Gladius herum gesprungen bin und wieviel Spaß ich damit hatte Soldat zu spielen. Nun, und das Schicksal, dass uns ereilt hatte, tat ihren Rest dazu."
Ich räusperte mich und machte mich einen Augenblick gerade- was bei Militär Strammstehen heißt -um Torquata zu zeigen, dass ich mich hier vollkommen wohl fühlte.
"Die Aufnahme bei den Urbanern hatte ich erfolgreich absolviert und wie du siehst ... Bin ich nun hier im Dienste des Kaisers und Roms. Mir geht es also prächtig, Schwesterchen und mit dem Wissen, dass du ebenfalls hier bist, fühle ich mich noch besser." Ich blickte sie mit einem freudigen Lächeln an und strich ihr mit meinem linken Handrücken liebevoll über ihre weiche Wange.
"Was gedenkst du nun hier in Rom zu tun, Torquata? Hast du dich hier schon eingelebt und sag', warst du noch einmal bei unserem alten Landgut bei Misenum?" Die letzten Worte hatte ich ehr vorsichtig gewählt, um nicht die glückliche Stimmung, die sich im Raum aufgebaut hatte, zu dämpfen. Und ersteres interessierte mich natürlich auch brennend.
[Officium Tribuni] Marcus Iulius Dives
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Torquata zuckte bei Servius' Worten zusammen. Sie wusste, dass nun der AUgenblick gekommen war, ihm von dem Testament ihres Vaters zu erzählen. "Ja, wir beide haben in der Tat großes Glück gehabt", begann sie vorsichtig.
Dann ertappte sie sich selbst dabei, wie sie im Zimmer auf und ab zu laufen begann. Aus Angst? Aus Aufregung? Sie wusste es selbst nicht.
"Tatsächlich hatte ich bis zu meiner ersten Begegnung mit Dives noch überhaupt keine Vorstellung von meiner Zukunft hier in Rom, denn ich hatte meine ganze Konzentration und Kraft darauf gerichtet, dich zu finden", nahm sie den Faden ihres Bruders auf. "Aber du kennst ja Vater: Er hatte einen weiten Blick und plante schon zehn oder gar zwanzig Jahre in die Zukunft." Nach einem kurzen zögern fügte sie dann hinzu: "In meinem Fall nun sogar für die nächsten dreißig Jahre." Natürlich spielte sie so auf die dreißigjährige Dienstzeit einer Vestalin an. Sie hoffte, dass Servius nun vielleicht eine leichte Ahnung von dem bekam, was ihr Vater für sie wollte und der eigentliche Wortlaut deshalb keine große Überraschung mehr für ihn darstellte.
Torquata blieb stehen und sah in Servius' geliebtes Gesicht. Sie konnte es nicht sagen, ohne ihn anzusehen. "Tante Agrippina - du kennst ja Mutters Schwester, sie war schon immer eine sehr energische, selbstständige Frau - gab mir eine versiegelte Ausfertigung von Vaters Testament mit und heiß mich, es dem Hausherrn der Casa Iulia auszuhändigen - was ich natürlich tat."
Sie trat einen Schritt näher an Servius heran. "Darin steht geschrieben, dass Dives die Vormundschaft über mich übernehmen sollte." Das war der einfachere Teil. "Und er solle für mich sorgen..." Nun ja, das war ja schließlich die Aufgabe eines Tutors, nicht wahr?
"...und versuchen, mir den Dienst als eine Vestalin ermöglichen..." Jetzt war es heraus.
Und als sie den Ausdruck auf dem Gesicht ihres Bruders sah, redete sie schnell weiter.
"...was jedoch mindestens ein lebendiges Elternteil erfordert..." An dieser Stelle musste Torquata schlucken, weil ihre Kehle unvermittelt eng wurde. "...sodass er mich adoptieren oder adrogieren wird..." Natürlich mochte Torquata Dives, aber dennoch fühlte es sich für sie so an, als würde sie einen Teil ihrer Eltern - oder was von ihrem Einfluss noch übrig war - verlieren. So, als würde ihren Bildern in ihrem Geist ein wenig Schärfe genommen werden.
Stille.
Torquata seufzte. "Es wird aber nur dem Zweck dienen, mich zur Discipula Vestalis zu machen. Durch die Captio muss ich mich ohnehin jeder weltlichen Familienbande entledigen..." Sie hoffte, dass Servius verstand, was sie sagen wollte, verstand, wie wenig Zeit ihnen beiden blieb - denn später würde jeder ihrer Schritte auf Männer zu misstrauisch beäugt werden.
Ängstlich wartete Torquata auf die Reaktion ihres Bruders.Sim-Off: Zum Landgut in Misenum: Ich habe mich schon etwas ausgedacht für Selenus' Part. Werde ihn als zweite ID anmelden. Hab nur in letzter Zeit relativ viel zu tun. Werde aber zusehen, dass es in den nächsten 2 Wochen passiert.
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Neuer Posten, neue Einheit, neuer Vorgesetzter... und doch kannte Avianus alles bereits von seiner Grundausbildung bei den Stadtkohorten. Mal davon abgesehen war seine alte Einheit ja nur auf der anderen Seite des Lagers. Besser hätte er es ja kaum treffen können, obwohl ihm schwarz natürlich noch immer irgendwie lieber gewesen wäre. Aber welcher Idiot sagte schon nein zu einer Beförderung.
"Salve. Optio Aulus Iunius Avianus, ich will mich beim Tribunus melden", brachte er dem Scriba im Vorzimmer sein Anliegen vor. "Ich wurde eben erst von den Praetorianern hierher versetzt."
Und wenn er sich nicht irrte, war der Tribunus niemand anderes als Torquatas Tutor Iulius Dives. Dann würde er den ja glatt auch mal kennenlernen. -
Torquata redet ungewöhnlich ausschweifend. Das war ich gar nicht von ihr gewöhnt. Sonst war sie doch immer so direkt und plapperte frei heraus. Doch wie lange war es schon her, seit ich sie täglich vor mir hatte? Jeder verändert sich schließlich einmal und anscheinend schien auch mein Schwesterchen an Reife gewinnen. So lauschte ich ihren Worten, den Blick fest auf sie gerichtet, trotzdem mit einem Schmunzeln auf den Lippen, als Torquata von Tante Agrippina erzählte. Bei ihr musste immer alles vorausgeplant sein und stimmen musste auch alles, ansonsten konnte sie auch mal ganz andere Zeiten aufziehen lassen.
Als Torquata jedoch das Testament erwähnte, dass Vater wohl angefertigt hatte stieg in mir eine große Traurigkeit empor. Zwar war es natürlich schön, dass er sich um die Zukunft seiner Kinder Gedanken gemacht hatte, doch hatte es eben immer einen niederen Beigeschmack über den Tod hinaus über die Zukunft zu entscheiden. Und vor allem über den eigenen Tod hinaus. Langsam senkte ich den Kopf. Torquata trat einen Schritt an mich heran und fuhr fort. Doch in meinem Kopf drehte sich bereits alles.
Was hatte Vater wohl in sein Testament über mich geschrieben? Hatte er überhaupt an mich gedacht? Mit diesen Gedanken im Kopf hörte ich nur beiläufig meiner Schwester zu, doch als sie die Worte 'Dienst als eine Vestalin' erwähnte, schrack ich nach oben und starrte sie mit großen Augen an. War das ihr ernst? Als hätte sie meinen Gedankengang lesen können fuhr sie schnell fort und legte den Rest ihres Vorhabens auf den Tisch. Soweit so gut, oder auch nicht?
Wieder einmal brachte Torquata mich in eine heikle Gefühlslage. Zwar war ich froh, dass sie nach der mühseligen Ankunft in Rom auch eine sicher Unterbringung sowohl häuslich als auch wirtschaftlich, doch war es auch das, was sie wirklich wollte, oder hatte lediglich Vater darauf gedrängt, dass Torquata eine Vestalin werden sollte?
"Also, ich bin gerade etwas überrascht, Torquata.", meinte ich mit einem etwas gequältem Lächeln zu ihr. Ich musterte sie eindringlich und fuhr langsam fort. "Nun, ist es wirklich das, was du für deine Zukunft möchtest? bist du dir ganz sicher, dass du diesen Schritt gehen möchtest?" Nachdem ich eine kurze Pause gelassen hatte, um meinen letzten Worten mehr Nachdruck zu verleihen, fuhr ich langsam fort. "Ich glaube nur schwer daran, dass wenn du erst einmal aufgenommen worden bist und es doch nicht das ist, was du dir vorstellst, so einfach wieder aus deiner Lage dich befreien kannst."
Ich blickte sie an und legte meine Hand auf ihre Schulter.
"Bist du dir ganz sicher?" -
| Caius Ursanius Caninianus Urbicus
Es war der Cornicularius selbst, der die Anmeldung des Offiziers entgegennahm. Er nickte.
"Salve. Und du kannst gleich zum Tribunus durchgehen. Er erwartet dich bereits.", erklärte der Ursanier und deutete auf die Tür zum Officium. In der Tat nämlich war Urbicus erst wenige Momente - in etwa vielleicht eine Viertelhora - zuvor dort drinnen gewesen, um von einem neuen Optio für die Kohorte zu berichten. Zum Iulier herein geschickt sollte er werden, sobald er hier vorstellig werden würde. Und so schickte der Cornicularius den Iunier also auch gleich weiter zum Tribun, nichts leichter als das.
CORNICULARIUS TRIBUNI - MARCUS IULIUS DIVES -
Avianus nickte. "Ich danke." Je zügiger er hier weiterkam, desto besser. Deshalb stand er auch nicht mehr lange herum, sondern trat sogleich durch die ihm gewiesene Tür.
"Salve, Tribunus Iulius Dives", grüßte er, nachdem er vor seinem neuen Vorgesetzten Haltung angenommen hatte. "Optio Iunius Avianus meldet sich."
Seine Nervosität hielt sich, ganz im Gegensatz zu seinem Besuch beim Tribunus Cohortis Praetoriae, in Grenzen. Große Überraschungen würden ja nicht auf ihn warten bei der obligatorischen kurzen Besprechung mit dem Iulier. -
Dives blickte auf von seinen Notizen zu einem seiner Inspektionsberichte, die er gerade für das spätere Diktat vorbereitete.
"Salve, Optio Iunius... Avianus.", ging dem Iulier das Cognomen seines Gegenüber ein wenig nachdenklicher über die Lippen. Dann lächelte er schmal. "Steh bequem.", forderte den Unteroffizier anschließend auf, bevor er sich ein wenig zurücklehnte und den Iunier einen kleinen Augenblick lang musternd betrachtete. Ein schmucker, junger Römer war dieser Optio."Ich bin froh, dass ich wieder einmal etwas Unterstützung für meine Kohorte erhalte. Du wirst fortan eingesetzt werden in der dritten Centuria meiner Cohors, der Centuria Ferocis.", wie man sie alternativ nach ihrem Centurio auch nennen konnte. "Dort erwarte ich von dir zunächst vor allem zweilei. Einerseits möchte ich, dass du dem Centurio Duccius bei der Ausbildung der Tirones zur Hand gehst und ihm dabei hilfst, dass aus ihnen treue und loyale, starke und verlässliche, ehrenwerte und... einfach gute Milites werden, die es auch tatsächlich verdienen, sich Urbaniciani nennen zu dürfen." Er machte eine kleine Zäsur, bevor er auf den zweiten Punkt zu sprechen kam.
"Weiterhin hoffe ich, dass ich dich als ehemaliges Mitglied der Cohortes Praetoriae ferner zu einem kleinen Spezialauftrag schicken kann. Du wirst vielleicht davon gehört haben, dass unsere Stadtkohorten vor einiger Zeit ein Nest dieser Christianer-Sekte ausgehoben und dabei unter anderem ihren Agitator, einen... gewissen Ioannis, seiner gerechten Strafe zugeführt haben.", beschrieb der Tribun und lächelte wissend. "Ich gehe davon aus, dass du über entsprechende Kontakte verfügen wirst - als ehemaliger Praetorianer -, mit denen du überprüfen kannst, inwiefern wir dieses aggressiv für sich werbende Christianer-Nest auch wirklich voll und ganz erwischt haben." Den Teil mit der freigelassenen Lupa ließ Dives aus. "Hast du bis hierher schon irgendwelche Fragen?", erkundigte er sich dann, bevor er einerseits einen Tavernennamen als ersten Anhaltspunkt für das ehemalige Wirkungsgebiet der Christianer anzugeben gedachte. Und auf der anderen Seite würde er den Optio natürlich auch nicht ganz allein auf diese kleine Mission schicken. Insbesondere einen Namen hatte er dabei bereits in seinem Kopf... -
Seine angespannte Haltung löste sich ein wenig und Avianus hörte seinem Tribun aufmerksam zu bis dieser geendet hatte.
"Was die Tirones betrifft werde ich selbstverständlich mein Möglichstes tun, Tribunus." Wie jene Tirones sich anstellen würden, war ja eine andere Sache. Aber an ihm sollte es nicht liegen.
Und dann war der Tribun ja noch auf die Sache in Trans Tiberim zu sprechen gekommen. Und ob er davon gehört hatte.
Oh, ihr habt noch viel mehr Leute ihrer gerechten Strafe zugeführt, soweit ich weiß, dachte er im Stillen ohne seine ungerührte Fassade bröckeln zu lassen. Die verdammten Christianer interessierten ihn dabei herzlich wenig, die hatten ja gewusst worauf sie sich einließen… nicht aber einsame, gutgläubige junge Lupae, die sich von ihnen anlocken ließen.
"Ja… ich weiß davon", gab er erst knapp zurück. Allerdings hatte er den Domitius damals nur wegen Sibel ausgefragt, alles andere war ihm ziemlich egal gewesen. "Fragen nicht direkt. Ich werde aber mehr Informationen zu dem Vorfall benötigen." Und ein paar Leute, aber jetzt wo er Optio war, dürfte es wohl kaum mehr eine Schwierigkeit darstellen sich eine Handvoll Soldaten seiner Centuria zu Hilfe zu nehmen -
Dives nickte und lächelte zufrieden.
"Nun, ein erster Anhalts- und Anlaufpunkt sollte dir eine gewisse Taberna 'Zum silbernen Stern' sein. Sie befindet sich irgendwo in Trans Tiberim und soll meinen Informationen zufolge von einem Paar namens Simon und Mirjam geführt werden.", erklärte der Iulier. "Bei der Verhaftung dieses Ioannis unweit dieser Taberna waren sie wohl nicht mit dabei. Ganz auszuschließen, dass sie eventuell trotzdem etwas mit diesem Agitator zu tun haben, kann ich dennoch nicht." Vielleicht orgaisierten diese beiden ja auch 'nur' derlei Aufenthalte solcher Unruhestifter! "Sei also entsprechend wachsam und halt die Augen nach etwaigen Hinweisen offen. Aber merke dir: Du sollst in erster Linie ermitteln, nicht zugreifen und verhaften. Tue dergleichen daher nur im Ausnahmefall.", wies der Tribun an und machte eine kleine Pause.
"Für diesen Sonderauftrag bekommst du selbstredend auch ein paar Männer deiner Centuria zur Unterstützung. Wie viele, meinst du, wirst du benötigen?", erkundigte er sich letztlich. -
Nein, bei der Festnahme des Ioannis waren die beiden nicht dabei gewesen. Dafür hatte der Mann der Wirtin danach erneut Bekanntschaft mit den Stadtkohorten machen dürfen, und vermutlich auch mit dem Carcer. Wo dieser Simon jetzt war, mochten wohl alleine die Götter wissen. Dabei hatte ihm die Wirtin die Ohren voll gejammert, er müsse doch dazu in der Lage sein, ihr ihren Mann zurückzubringen. Nicht einmal Sibel hatte er befreit. Soviel dazu. Und fast wäre er dem Tribun ins Wort gefallen, um ihn zu korrigieren, entschied sich im letzten Moment aber doch noch dazu, den Mund zu halten. Du weißt davon, verdammt nochmal, aber doch nicht jede Kleinigkeit. Du hattest nichts damit zu tun, Aulus. Rein gar nichts.
"Ich verstehe", bestätigte Avianus, "Was wenn diese Christianer noch immer um Mitglieder werben? Werden wir in einer größeren Aktion gegen diese Gruppe vorgehen?"
Und am liebsten hätte er seine neue Einheit bereits gekannt, so hätte er sich im Kopf bereits zurechtlegen können, wen er in seiner kleinen Truppe mitnehmen wollte. Ja, klein würde sie sein, nichts Aufsehen erregendes, nur zur Sicherheit. Und mehr Paar Augen und Ohren bekamen schließlich auch mehr mit.
"Nicht zu viele, wenn wir im Idealfall lediglich ermitteln sollen... um keine unnötige Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen." Denn selbst in Zivil waren größere Mengen stramm stehender Römer alles andere als unauffällig. "Ich bezweifle, dass mehr als ein Contubernium vonnöten sein wird." Je nachdem, wo ihre Ermittlungen sie hinführen würden. Hin und wieder konnte es auch von Vorteil sein, sich auf zwei oder drei kleinere Gruppen aufteilen zu können. -
"Ganz genau.", bestätigte der iulische Tribun nur mit wenigen Worten, dass er agressiv werbende Christianer hier in Roma gewiss nicht dulden würde. Allerdings wollte er eben im Zweifelsfall nicht durch eine (erneut) kleine ungeplante Aktion nur oberflächlich etwas gegen dieses Problem unternehmen, sondern würde stattdessen zu einem wohldurchdachten und unter Umständen gar mit dem Praefectus Urbi selbst abgestimmten Schlag gegen diese Sekte ausholen. Soweit zumindest sein theoretischer Plan.
"Was die Männer betrifft, so will ich dir dann also noch sieben Urbaniciani zu dieser Mission abstellen." Dann waren sie zusammen zu acht - ein Contubernium. "Einer dieser Soldaten wird dabei der Tiro Germanicus Antias sein, der sich doch unter den Seinen, den Tirones, bisher ausgesprochen gut macht.", kündigte Dives in diesem Zusammenhang gleich mal an. "Die Wahl der übrigen sechs Urbaner überlasse ich hingegen gerne dir, wenn du möchtest." Ein paar Bekanntschaften sollte der ehemalige Praetorianer in diesen Castra ja mit dem einen oder anderen Urbanicianus in all der Zeit und der verschiedenen Trakte zum Trotz schon gemacht haben. "Die Namen der betreffenden Milites und/oder Tirones brauchst du mir auch nicht vorab mitzuteilen. Ich wünsche sie lediglich in deinem Bericht zum Abschluss dieser Aufgabe zu lesen... zusammen mit vielleicht dem einen oder anderen einschätzenden Wort zu auffällig positiven oder aber besonders negativen 'Leistungen' der Männer." Dass er sich hierbei dann insbesondere auch für den Namen des genannten Germanicers interessieren würde, lag wohl auf der Hand und wurde seitens des Tribuns folglich auch nicht explizit ausgeführt. -
Ein leichtes Nicken folgte. Der Germanicus also … die Erinnerung an den Tiro mit dem Brief, mit welchem Proculus sich damals einen Spaß erlaubt hatte, ließ für einen kurzen Augenblick ein belustigtes Lächeln in seinem Gesicht aufblitzen. Mal sehen, wer sich in seiner neuen Einheit noch so finden würde.
"Sobald ich mich mit den Männern meiner Centurie bekannt gemacht habe, werde ich mich um alles kümmern, Tribunus", bestätigte Avianus noch einmal.
"Weitere Informationen oder Unterlagen existieren wohl nicht?", fragte er zwar noch, zweifelte aber bereits daran, denn gäbe es solche, hätte der Tribun es ihm bestimmt nicht verschwiegen. So wartete er nun also schlichtweg auf eine Antwort seines Vorgesetzten, oder darauf, wegtreten zu dürfen, sollte es ansonsten nichts mehr zu klären geben. -
Zu sagen, Hadamar wäre verwirrt gewesen, als er von seinem Sonderurlaub gehört hatte, war die Untertreibung des Jahres. Er war nicht nur verwirrt, er war vollkommen perplex. Sonderurlaub? Und das auch noch zwei Wochen? Warum das denn? Und was sollte er mit der Zeit anfangen? Entsprechend stand er noch am selben Tag der Bekanntmachung – an der ja auch schon der Sonderurlaub beginnen sollte –, im Vorzimmer des Tribuns, nach einem kurzen Klopfen oder besser: Rumpeln gegen die Tür, ohne ein Herein des Scriba abzuwarten. „Salve, ich bin Centurio Duccius Ferox von der Dritten. Hat der Tribun einen Augenblick Zeit für mich?“
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"Weitere Informationen oder Unterlagen stehen leider nicht zur Verfügung.", bestätigte Dives die Annahme des Iuniers und nickte. Und viel mehr hatte er dann auch nicht mehr zu sagen. "Wenn du weiter keine Fragen hast, kannst du dann wegtreten, Optio." Freundlich aber dennoch bestimmt wies der Tribun anschließend auf die Tür im Rücken des Unteroffiziers. "Ich wünsche viel Erfolg."
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Sim-Off: Tut mir Leid, dass du warten musstest. -.-
Im Rang eines Centurio genoss man gegenüber den vielen anderen Soldaten der Truppe natürlich gewisse Vorteile und Vorzüge. Und wollten es die Traditionen oder wollte es nur dieser eine Tribun, beim Iulier wurde ein Centurio selbstredend stets auch schnellstmöglich zu Dives vorgelassen. So wurde folglich auch der Duccier nach einer kurzen Ankündigung seines Erscheinens zum Tribun herein gebeten.
"Centurio Duccius.", grüßte jener sodann freundlich von seinem Platz hinter dem Schreibtisch, auf welchem es zur Zeit nicht gerade ordentlich aussah... mal wieder. "Was gibt es?", wollte er anschließend ohne großes Drumherum wissen und hoffte seinem netten Tonfall zum Trotz, dass der Offizier nicht tatsächlich, wie durchaus zu vermuten war, nur mal eben noch 'Tschüss' sagen wollte... -
Schlussendlich war dem Iunier der Bericht doch leichter gefallen, als er erst erwartet hatte: Er hatte einfach jegliche unangenehme Details ausgelassen. Ebenfalls fand das negative Auffallen des Miles Cluvius Sulca im Bericht keine Erwähnung. Seiner Meinung nach war die Angelegenheit nach dem Gespräch in den Unterkünften bereits zu genüge geklärt und bedurfte keiner weiteren Maßnahmen mehr, abgesehen davon dass die Bestrafung inkompetent handelnder Milites ohnehin dem Optio oder Centurio oblag.
ZWISCHENBERICHT ZUR UNTERSUCHUNG DER CHRISTIANERSEKTE IN TRANS TIBERIM
Am ANTE DIEM III ID SEP DCCCLXIV A.U.C. (11.9.2014/111 n.Chr.) wurden wie angeordnet in Trans Tiberim Untersuchungen zur Situation der aggressiv für sich werbenden Christianersekte begonnen.
Folgende Milites waren an den Untersuchungen beteiligt:
Faustus Villius Carbo (NSC)
Lucius Gallonius Cocles (NSC)
Gaius Proculeius Maso (NSC)
Spurius Cluvius Sulca (NSC)
Caius Rubrius Pennus (NSC)Desweiteren die Tirones
Titus Germanicus Antias
Sextus Peducaeus Hispo (NSC)Im Zuge der Untersuchungen wurden sowohl die Wirtin der Taberna "Zum silbernen Stern" als auch Mitglieder der Sekte befragt. Ebenfalls sahen wir uns zur Festnahme eines den Cohortes Urbanae gegenüber ausgesprochen feindlichen und bewaffneten Christianers gezwungen, welcher gemeinsam mit einem weiteren Sektenmitglied unter anderem der Wirtin ohne klar ersichtlichen Grund zur Flucht verhelfen wollte.
Im Hinblick auf die offensichtlich weiterhin bestehende Feindseligkeit und Aggressivität einiger Christianer kann davon ausgegangen werden, dass diese Sekte nach wie vor eine Gefahr für die Ruhe und Ordnung Roms darstellt.
Nach Abschluss des Verhörs dieses bis auf weiteres im Carcer der Cohortes Urbanae verbleibenden Christianers wird ein vollständiger Bericht zu den in Erfahrung gebrachten Informationen vorliegen.
Abschließend sollte noch erwähnt werden, dass sich der Miles C. Rubrius Pennus und der Tiro T. Germanicus Antias als besonders verlässlich erwiesen haben. Insbesondere der Geistesgegenwart des letzteren ist die problemlose Festnahme des zuvor erwähnten streitsüchtigen Christianers zu verdanken und aufgrund seiner Fähigkeit würde er sich in jedem Fall für weitere Einsätze jenseits der Grundausbildung anbieten.
A. Iunius Avianus
Cohors XII Centuria III -
Während der Untersuchung eines Mordes, der mitten in den Straßen Roms und am helllichten Tag stattgefunden hatte, war den Avianus so einiges seltsam vorgekommen. Der Mörder hatte nicht nur den Händler kurzerhand abgestochen sondern auch sich selbst und außerdem waren sie mehrfach auf ein Gerücht gestoßen, das die Familie des Tribunus in den Mord verstrickte. Oder zumindest verstricken könnte, wenn denn etwas dran war an dem Gerede der Leute.
Und um das herauszufinden, hatte er beschlossen, den Tribunus selbst danach zu fragen. Er konnte sich nur schwer vorstellen, dass sein Vorgesetzter tatsächtlich etwas mit dem Mord zu tun hatte, und wenn er damit richtig lag, hatte Iulius Dives mit Sicherheit ebenfalls sein Interesse daran, dass die Angelegenheit aufgeklärt wurde. Und wenn er sich irrte, würde er es vermutlich ebenfalls bald herausfinden. Vor allem interessierte den Iunius aber, wie es um Torquata stand, denn vollkommen egal, ob die Gerüchte der Wahrheit entsprachen, zweifellos gefährdeten sie ihre Aufnahme bei den Vestalinnen.
Also stand er nun vor dem Officium des Tribunus, nicht alleine, sondern mit Anhang. Den Germanicus hatte er ebenfalls mitgebracht, denn es hatte sich nicht regelmäßig nur herausgestellt, dass der Tiro recht gut zu gebrauchen war, der Kerl hatte während der Untersuchungen auch so einiges mitbekommen. Bevor der Iunius das Officium betrat, warf er noch einmal einen Blick über die Schulter zu Antias. Lange Erklärungen hingegen hielt er für unnötig. Zwar kam es nicht täglich vor, dass ein Tiro ins Officium des Tribunus marschierte, aber mit Sicherheit wusste der Germanicus wie man sich halbwegs passabel anstellte, denn dass der Soldat kein Idiot war, wusste er ja bereits.
Dann als er eintrat, stellte er sich dem Scriba sogleich vor:
"Salve, Optio Aulus Iunius Avianus, ich muss den Tribunus wegen einer dringenden Angelegenheit sprechen. Der Tiro Titus Germanicus Antias begleitet mich." -
So sahen sie also aus, die sagenumwobenen Tiefen der Principia, jenes wuchtigen zentralen Komplexes, von dem gemeine Rekruten für gewöhnlich nie mehr zu Gesicht bekamen als Fahnenheiligtum und Zahlstelle. Fast schon enttäuscht hatte Antias auf dem Weg durch die Flure das Fehlen jeglicher Form von Luxus registriert. Keine erlesenen Wandbehänge, keine vergoldeten Standbilder, kein Pomp und kein Protz. Stattdessen schlichte schmucklose Gänge, in die ebenso schlichte und schmucklose Officia mündeten. Es war also wenig dran an den Legenden, die sich die Tirones am abendlichen Herdfeuer gerne zusammen phantasierten. Hier lümmelten die Offiziere nicht kauend auf Elfenbeintriclinia herum und kippten sich edelsten Falerner in den Rachen, es wurde einfach nur gearbeitet. Diese langweilige Tatsache würde den Kameraden gar nicht schmecken. Der Optio schien sich in den steinernen Lebensadern der CU bestens auszukennen. Gesammelt und zielstrebig war er durch die langen Gänge marschiert, gefolgt von seinem schweigenden Trabanten, der sich nun im Vorzimmer der Tribunus so still und stumm wie nur möglich schräg hinter Avianus in Stellung brachte. Antias wusste nicht einmal genau, was er hier sollte, dafür war ihm völlig klar, was er hier nicht sollte: Das Maul aufmachen, ohne gefragt zu werden.
-
Ein erster Zwischenbericht über die ganze Angelegenheit diese Christaner in Trans Tiberim betreffend erreichte den iulischen Tribun. Aufmerksam las er die Worte des Iuniers, der hier eine gute Arbeit zu machen schien. Da war es fast ein wenig schade, dass er nicht der aemilische Klient seines Cousins Lucius Centho war... sondern eben nur ein Dives auch nach dem einen Gespräch dennoch nicht näher bekannter Iunier mit dem dunklen Geheimnis einer Liebschaft zu dieser ehemalig gefangenen Beroe. Ob er wohl mittlerweile wusste, wer sie dereinst auf freien Fuß setzte? Dives wischte diese Gedanken mit einem Kopfschütteln weg. Er wollte nicht darüber nachdenken, über Liebschaften, Liebe und verlorene Geliebte. Letztlich landete er in dieser Thematik doch stets nur bei sich selbst. Und das war gerade hier in den Castra der Cohortes Urbanae alles andere als gut.
Stattdessen machte sich der Iulier lieber ein paar Gedanken über Dinge, die er auch tatsächlich an dieser Stelle beeinflussen konnte: Die erste Sache in diesem Zusammenhang war da natürlich sein Verhältnis zu den Germanicern im Allgemeinen sowie Sedulus im Speziellen. Es mochte nur eine Geste sein, welcher der Germanicer vielleicht nicht die große Bedeutung beimessen würde. Doch es wäre eben auch erst einmal eine Geste der Versöhnung, wenn Dives den bereits mehrfach positiv in Erscheinung getretenen Tiro Germanicus Antias nicht nur frühzeitig für eine Beförderung zum Miles vorschlug, sondern darüber hinaus auch noch für seinen Einsatz auszeichnete. Mit etwas Glück, wer wüsste schon, wie engen Kontakt dieser Antias zur Casa Germanica pflegte, würde es dem Iulier nicht zuletzt auch bei seinen Kandidaturplänen zur Quaestur unter Umständen eni wenig helfen...
Der iunische Optio auf der anderen Seite hatte sich indes ganz sicher ebenfalls eine Auszeichnung verdient! Und wer wüsste schon, wofür ein guter Kontakt bei den Stadtkohorten vielleicht noch einmal gut sein würde? So geizte Dives folglich denn auch mit einem Beförderungsvorschlag nicht, obgleich es sicherlich noch etwas früh zur Ernennung zum Centurio war. Doch zum ad spem ordinis, der folglich bereits sehr gute Aussichten auf eine Beförderung hatte, würde man den Iunier sicherlich machen können. Dazu schlussendlich noch diesen positiv erwähnten Rubrius Pennus mit einer Auszeichnung bedacht und die Cohortes behielten den Iulier vielleicht auch allgemein als einen der besseren Schreibtischtribune in Erinnerung. - Nun, das war doch ein Plan: >>> -
| Caius Ursanius Caninianus Urbicus
Es war der Cornicularius selbst, der gerade aus dem Officium ins Vorzimmer tretend die Anmeldung des Offiziers mit einem schmalen wissenden Lächeln entgegennahm. Was ihm wohl soeben diktiert worden war?
"Salvete. Ihr könnt gleich zum Tribunus durchgehen. Er ist gerade fertig mit seinem Diktat.", erklärte der Ursanier und deutete auf die Tür zum Officium, bevor er selbst seiner weiteren Wege ging. Unterdessen saß im Innern seiner noch Amtsstube der tribunische Iulier leicht zurückgelehnt hinter seinem Schreibtisch und gönnte sich ein paar grüne Weinbeeren zur Entspannung. In Gedanken überlegte er dabei, wem er in den kommenden Tagen noch so alles Briefe würde schreiben müssen: Mit dem Praefectus Decimus hatte er bereits über seine Kandidatur gesprochen. Mit dem Consular Purgitius würde er bei seinem Termin in den Thermen unter anderen darüber sprechen. Bei Senator Sedulus hatte er ebenfalls bereits einen Termin in einigen Tagen... Wer fehlte da noch? Onkel Victor müsste ein paar Zeilen von Dives erhalten. Mitklient des Vinicius, Duccius Vala, dem musste er selbstredend ebenfalls schreiben, was sich sicherlich mit einem Dank für die Einladung zur Hochzeit kombinieren ließ. Und unter Umständen - obgleich sich der Tiberier einst beim Antritt zur Quaestur mitnichten die Mühe gemacht hatte, Dives als Verbündeten wenigstens kurz brieflich davon wissen zu lassen - würde der Iulier auch Lepidus schreiben. Doch letzteres wäre vermutlich auch abhängig davon, wie er zum Zeitpunkt der anderen Briefdiktate gelaunt sein würde...
CORNICULARIUS TRIBUNI - MARCUS IULIUS DIVES
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