Endlich war er schließlich gesalbt und angetan, wie es sich für diesen Tag geziemte: eine frische, sorgsam gebleichte und damit dem Kleide eines Candidatus nicht unähnliche Tunica mit den leuchtenden Purpurstreifen eines Senatorensohnes hatte man ihm bereit gelegt, darüber eine ebensolche Toga (selbstredend ohne einen Latus Clavus, welcher nur Magistraten und Sacerdotes zuzustehen pflegte) und ein Paar güldene, gedrehte Armreife, wie auch den gleichermaßen güldenen Ring, den sein Vater ihm zu seinen Liberalia vermacht hatte. Da der Tag seiner Geburt auf den Festtag des Iuppiter Liber gefallen war und dieser gleichsam als sein diviner Patron zu titulieren war, dem er in Ermangelung eines eigenen Genius an diesem Tage zu huldigen pflegte, fühlte der Knabe sich ohnehin seltsam an jenen Tag vor zwei Jahren zurückversetzt, welcher ihm damals doch ob seiner Immaturität überaus unplaisierlich im Andenken verblieben war. Hatte er damals erst vierzehn Lenze gezählt, so war er nun mit sechzehn Jahren in jenem Alter, welches eigentlich dazu bestimmt war, einen Knaben seiner Bulla zu berauben und die Toga Virilis zu bescheren. Konträr zum Tage seiner Liberalia hätte dieser Tage wohl auch die Darbringung seiner ersten Rasur keinerlei Umstände bereitet, da doch seit einiger Zeit die ersten Barthaare unter seiner Nase spriesten, deren Stutzung ob ihres überaus gemächlichen Wachstums am heutigen Tage wieder nicht von Erfordernis gewesen war, doch immerhin bereits drei Male des barbierlichen Messers bedurft hatten. Similär zum damaligen Festtage hingegen war wohl das Fehlen seiner geliebten Mutter, obschon diese in jenen Tagen lediglich entfernt von Rom verweilt und somit die Hoffnung wach gehalten hatte, sie in Kürze wieder in die Arme zu schließen, während am heutigen Tag die schmerzliche Gewissheit bestand, dass dies nimmermehr geschehen würde, ehe der junge Flavius im Elysium mit ihr sich wieder vereinen mochte.
In jenem düsteren Gedanken verweilend betrat der Jüngling endlich das Atrium, wo zweifelsohne bereits seine Anverwandten wie die Dienerschaft ihn erwarteten, um ihm seine Aufwartung zu machen und womöglich bereits mit Präsenten zu überhäufen.