Bereits am Klang seiner Stimme wusste Sibel schon genau, dass „nichts“ nicht ganz der Wahrheit entsprach und dass sehr wohl etwas vorgefallen sein musste, was ihn nun dermaßen beschäftigte und er dafür lieber auf seinen Schlaf verzichtete. Daraufhin trat sie ins Arbeitszimmer ein und näherte sich seitlich seinem Schreibtisch, so dass sie ihn, und insbesondere sein Gesicht, nun besser sehen konnte. Ihre müden Augen sahen auf ihn herab und brachten ein mitfühlendes Lächeln für ihn auf. Sie kannte solche Situationen nur zu gut, wenn einem die Worte fehlten, um etwas auszudrücken, was schmerzlich war oder zu sehr belastete, als dass man es aussprechen konnte.
Nachdem sie das Lämpchen auf dem Schreibtisch abgestellt hatte, legte sie sanft ihren Arm um ihn. Mit ihrer anderen Hand strich sie ihm durchs Haar. „Es ist nicht schlimm, wenn du es mir nicht sagen kannst… aber lass mich bitte für dich da sein,“ bat sie ihn und musste unweigerlich an ihren Ausflug zum Markt neulich denken. Da war auch sie verschlossen gewesen und er war um sie besorgt. Und im Grunde hatte sich daran auch noch nichts geändert, denn ihr Geheimnis trug sie immer noch mit sich herum, im wahrsten Sinne des Wortes...
Zärtlich küsste sie ihn schließlich auf die Stirn, als wolle sie all seine Sorgen, die ihn plagten, von ihm nehmen.