Tirones T. Octavius Frugi, N. Germanicus Ferox, Tib. Decimus Rusticus

  • "Consistite!" Laut und deutlich war der Befehl zu hören und rums standen alle. Nach mehrmaligen wiederholens, hatten vielleicht nun alle ihren linken Fuß entdeckt.
    "Wer von euch weiß, wie das Marschieren um eine Kurve funktioniert?" Was ist denn das für eine dämliche Frage, will der uns veralbern? In dem man einen Fuß vor den anderen setzt, beantwortet Frugi die Frage des Centurio in Gedanken. Merkwürdig war nur, keiner seiner Kameraden antwortete. Ob sie alle die Frage zu albern fanden? Langsam wurde er aber unsicher. War es eine Falle nur damit sie anschließend wieder 50 Liegestützen machen durften? Marschieren in einer Kurve grübelte er dann doch. Noch nicht oft aber das ein oder andere mal hatte er eine Cohorte an sich vorbeimarschieren gesehen. In seiner Vorstellung ließ er diese um eine Kurve gehen ohne dass dabei die exakte Linie zerstört wurde. Natürlich, dass muss es sein, fast hätte er sich mit der Hand gegen die Stirn geschlagen. Es musste mit der Schrittlänge zu tun haben. Die Außen gingen hatten einen weiteren Weg. Vorsichtig äugte der Octavier nach links und rechts, lauschte ob ein anderer sich meldete, das wäre ihm eigentlich lieber gewesen, doch nichts kam. Jetzt holte er luft, kratzte seinen Mut zusammen und begann:“ Centurio Iunius Avianus, die korrekte Antwort weiß ich nicht, doch es müsste mit der Schrittlänge zusammen hängen, denn die Tirones die außen gehen haben den weiteren Weg.“ So jetzt hatte er es gesagt unwiderruflich, angespannt stand er da und wartet auf einen Brüller.

  • Der Octavier war der einzige, der sich dieses Mal meldete, zwar nur mit einer halben Antwort, aber besser als nichts.
    "Exakt, Tiro Octavius, und deshalb machen die Tirones außen auch größere Schritte! Und diejenigen, die in der Kurve innen marschieren, machen natürlich kleinere!", wiederholte Avianus ausführlicher und laut genug für alle.
    "Also: Am Ende des Platzes will ich eine schöne Kurve nach rechts sehen! Pergite!"
    Und auch danach kam noch mehrmals die Befehle "Ad dextram*!" oder "Ad sinistram**!", um die Tirones lange genug über den Platz marschieren zu lassen, bis jeder halbwegs den Dreh raus hatte. Bis zur Perfektion brauchte am ersten Tag noch niemand das Marschieren zu beherrschen, aber zumindest soweit, um nicht über die eigenen Füße oder die der Kameraden zu stolpern.


    Sim-Off:

    * rechts um / rechts schwenkt
    ** links um / links schwenkt

  • Liegestütze, gerade aus laufen, links, recht, Kurven. Wer konnte ahnen das die Armee so anstrengend wäre. Dies hatte sein Vater jeden Tag mit gemacht? Nicht das er sich beschwehren wöllte, doch merkte Rusticus schon die Erschöpfung des Vormittags, noch ehe er Vorbei war. Wie sollte dies erst heute Abend aussehen?


    Aber genug gejammert. So gut es ging blieb Rusticus in Formation, Schulter an Schulter mit seinen Kameraden. Dabei achtete er darauf nicht aus dem Takt zu kommen. Es war gar nicht so einfach mit den anderen Tiros mit zu halten, was weniger mit seiner Ausdauer zu tun hatte, sondern eher mit der Tatsache, dass Rusticus um einige Zentimeter größer ist, als alle anderen. Dementsprechend hat er auch eine andere Schrittlänge als sie. Immer wieder korrigierte er nach, schaute auf seine Füße und auf die seiner Kameraden. Ob der Centurio etwas merkte? Gern würde Rusticus mehr erfahren, wie das weitere Training aussieht, doch leider war sprechen, während dem Training verboten. Er würde sich bis zum Mittag gedulden müssen, bis er mit ein paar seiner Kameraden sprechen könnte.

  • Vergnügt marschierte Ferox. Das hier machte ihm richtig Spaß! Dass seine Hacken von den nagelbeschlagenen Sohlen seines Hintermanns bluteten und sein Vordermann auch schon blutige Achillessehnen hatte, trübte seine Laune nicht im geringten.


    Als es um eine enge Kurve ging, musste er fast auf der Stelle marschieren, während die Kameraden an der Außenseite fast Ausfallschritte machten. Der Block geriet in Unordnung, einige mussten rennen, um wieder Anschluss zu finden. Ferox trat an der Stelle und freute sich.


    Dann ging es in die andere Richtung und gehörte er zu denen, die so riesige Schritte machen mussten. Da er nicht gerade der Größte war, war das anstrengend und sah alles andere als elegant aus. Einer seiner Kameraden, ein bärtiger Lulatsch auf der Innenseite, hatte das umgekehrte Problem. Er hatte Mühe, seine langen Beine zu sortieren. Er sah aus wie ein Storch zwischen watschelnden Enten. Am einfachsten hatten es die Kameraden in der Mitte. Immer wieder fluchte es leise, wenn jemand die Nagelsohlen in die Fersen bekommen hatte.

  • Frugi konnte nur immer wieder denken, was er doch für ein Glück hatte in der Mitte der Reihe zu marschieren. So konnte er mit einigermaßen normaler Schrittlänge marschieren. Wenn er das Gestöhne und Gefluche so mit bekam, waren seine Fersen bisher auch noch ziemlich verschont worden, wie auch die seines Vordermannes. Doch sonst fand er das Ganze schon sehr ermüdend und anstrengend. Wenn er sich vorstellte so in Zukunft seine Tage zu verbringen, grauste ihm schon sehr. Hoffentlich würde es bald eine Pause geben und etwas anderes auf dem Programm stehen.

  • .....so spazierte ich über den Campus, und pfiff dabei eine Melodie vor mich hin, die aufpeitschend war, und melancholisch zugleich, und eine Menge Erinnerungen in sich barg. Es war die des alten Marschliedes "Von Britannias rauhen Küsten / Bis zu Parthias großem Strom / Ziehen wir mit Mut zu Felde / Für den Kaiser, Ruhm und Rom "....
    Von der Ecke, in der soeben eine meiner (leicht entvölkerten) Gardecenturien den blitzschnellen Formationswechsel probte..... spazierte ich, vorbei an einer Reihe sich einzeln im Nahkampf auftrainierender Gardisten.... bis hin zu der Ecke, in der gerade ein Urbanercenturio einen Haufen Frischfleisch schliff. In meinem Windschatten folgten drei Gardisten als Leibwächter (gerade hier in der Castra ging ich kein Risiko ein) und mein Beneficiarius.
    Nachdenklich fasste ich die ganze Versammung ins Auge, die Rekruten, abgehetzt und doch viele mit Feuereifer dabei, wie sie da gerade das Exerzieren lernten, und den jungen Centurio, der es ihnen beibrachte. Und der mir nicht unbekannt war.
    (Wie ewig lange es her war, dass ich selbst an seiner Stelle gewesen war. Und wie noch viel ewiger, dass ich auch so ein geplagter Rekrut gewesen war.)
    Hmm... Meine Schritte wurden noch langsamer, ich verzog keine Miene doch ich beobachtete genau.

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Ein Trüppchen Prätorianer ging am Rande des Exerzierplatzes entlang. Einer von ihnen sah aus, als sei er ein hohes Tier, aber so genau kannte Ferox sich da noch nicht aus. Die Schwarzröcke wurden langsamer und derjenige, der wohl ihr Befehlshaber war, beobachtete die marschierende Formation der angehenden Urbaner. Einige der Tirones nahmen sofort eine strammere Haltung an.


    Ferox erinnerte sich daran, dass Antias ihm erklärt hatte, die Prätorianer würden ihre Mitglieder aus den anderen Einheiten rekrutieren. Offenbar hegten einige der frischgebackenen Rekruten entsprechende Hoffnungen, denn sie gaben sich besonders große Mühe, ordentlich zu marschieren, was meistens jedoch lediglich zur Folge hatte, dass sie so steif daherstaksten als hätten sie einen Besen im Arsch.


    Ferox für seinen Teil hegte eher die Vermutung, dass die Schwarzröcke sich über die grässlich schiefe Formation amüsierten. Seinem Vordermann lief das Blut von den Fersen und seine eigenen sahen wohl nicht besser aus. Ein Riemen seiner Caligae scheuerte in einer offenen Wunde, welche von der benagelten Sohle seines Hintermannes in seine Hacke gerissen worden war. Nein, ein ehrwürdiger Anblick waren sie sicher nicht.


    Dennoch hatte er nach wie vor gute Laune. Für ihn, der seine Kindheit fast allein in einer Waldhütte verbracht und nur sporadischen Kontakt zu Gleichaltrigen gehabt hatte, so dass es in seinem Leben viel nachzuholen gab, erschien dies alles wie eine riesengroße Spielwiese für Erwachsene.


    Er ahnte noch nicht, dass ihm diese Unbekümmertheit schon in wenigen Tagen ausgetrieben werden sollte und ihn wortwörtlich auf den harten Boden der Tatsachen befördern würde, wobei ihm das erste Mal klar bewusst wurde, dass der ganze 'Spaß' in der Castra ihn darin schulen sollte, das Recht Roms durchzusetzen - und zwar mit allen Mitteln.

  • Schritt um Schritt quälten sich die frisch gebackenen Tirones über den Exerzierplatz, Stunden mussten schon vergangen sein, ging Rusticus durch den Kopf, als er abermals den Stand der Sonne kontrollierte.


    Es war ein anstrengender, eigentlich zermürbender Tag für ihn. Er hätte nicht gedacht, dass der Centurio die Tirones schon am ersten Tag derart hart ran nimmt. Schließlich waren die meisten hier körperlich kaum in Form. Junge Burschen, Bauern und andere. Wobei die Bauernjungen die wohl besten körperlichen Voraussetzungen hatten. Sie waren harte Arbeit gewohnt. Ganz anderes Söhne etwas höher gestellter Persönlichkeiten. Man konnte es den Männern schon ansehen woher sie kamen. Rusticus war zwar kein Bauernsohn, hatte jedoch den kleinen Vorteil, dass hatte sich körperlich schon vorbereitet hatte, doch selbst er merkte wie ihm die Kräfte immer mehr verließen.


    Seine Caligae fühlten sich an wie aus Stein, die Riemen schliffen an seinen Knöcheln und eigentlich wünschte er sich nur für ein paar Minuten nicht die Worte "Ad dextram!" oder "Ad sinistram!". Dann würden einfach alle Tirones gegen eine Wand laufen, Befehl ist halt Befehl, er hätte nichts dagegen. Zum einen gäbe es dann etwas zum lachen, zum anderen hätten die Tirones wenigstens einige Minuten, in denen man sich hinlegen könnte, einen Grund gäbe es ja.


    Zu allem Überfluss betraten genau in diesem Moment auch noch einige Prätorianer den Exerzierplatz. Prätorianer, was wollten Prätorianer nur hier? Laut dem Centurio rekrutieren sie gern ihre eigenen Männer aus den Reihen der Urbaner.


    Viele der Tirones waren von einem Augenblick auf den anderen wie ausgewechselt. Plötzlicher Glanz in Augen, wo noch vor wenigen Sekunden ein matter Schein war. Ein Wechsel, als wäre der Kaiser persönlich erschienen. Der Schritt einer Tirones wurde hart und zackig. Die Körperhaltung stramm, aber mit Exerzieren hatte dies nichts mehr zu tun.


    Alles an ihrem Exerzieren war mehr als übertrieben, aber mit was man diesen Gang bezeichnen konnte, konnte Rusticus beim besten willen nicht sagen. Doch war er sich sicher, dass die Prätorianer bei diesem Anblick etwas zum lachen hatten und die steifen Urbaner an sich, konnten froh sein, dass sie Urbaner waren und keine Pferde. Wären sie welche, hätten sie wohl die nächsten morgendlichen Sonnenstrahlen nicht mehr erlebt. Zu groß wäre die Gefahr, dass diese Tiere eine gefährlich ansteckende Krankheit hätten, die beinahe unkontrolliertes Muskelzucken verursachte.


    Der junge Tiro Rusticus machte bei diesem Schauspiel nicht mit, er verhielt sich weiterhin normal, als wären die Prätorianer gar nicht da. Er vermutete sowieso, dass es reiner Zufall war, dass sie gerade jetzt hier vorbei kamen. Was wollten sie denn auch in diesem gerade zusammen gewürfelten Sauhaufen auf finden? Männer, Krieger oder gar zukünftige Führungspersönlichkeiten in den Reihen der Prätorianer? Eher nein, da gäbe es in anderen teilen des Lagers bessere Auswahl. Dem entsprechend war es wohl eher Zufall das sie hier waren oder es war keiner und sie waren einfach verzweifelt, weil keiner mehr zu ihnen gehören wollte und sie jetzt schon blutige Anfänger rekrutieren.


    Aber dies war auch Unsinn, jedoch interessieren würde es ihn trotzdem, warum sie hier waren. Vor allem als er sah das ein Verwandter, Faustus Decimus Serapio, die Prätorianer anführte.


    Was wollte Serapio nur hier, fuhr Rusticus plötzlich durch den Kopf, als sein Herzschlag augenblicklich noch schneller wurde. Schweis lief ihm das Gesicht herunter, wollte Serapio ihn etwa holen? Hatte ihm Großtante Drucilla geschrieben und ihm geraten mich aus der Armee zu holen? Sie war schon immer dagegen gewesen, dass Rusticus in die Armee geht …


    Jedoch, nein, dass konnte nicht sein. Davon konnte sie noch nichts wissen! Erst gestern hatte er sich eingeschrieben, ein Bote wäre niemals so schnell bei seiner Tante und wieder hier gewesen.


    Rusticus Herzschlag und seine Atmung gingen wieder auf ein Exerzierniveau herunter, aber trotzdem beobachtete er die Prätorianer nervous. Wollten sie vielleicht doch einige von ihnen holen, was wenn die Wahl auf ihn fallen würde, wie würde er sich entscheiden?

  • Alle Tirones marschierten, die einen mit mehr, die anderen mit weniger Begeisterung, allesamt stumm, und wenigstens funktionierte es … irgendwie. Zumindest solange, bis eine kleine Gruppe Praetorianer auftauchte, die Avianus zunächst nur im Augenwinkel wahrnahm, und von denen er, wenn er sich nicht irrte, den voranschreitenden sogar kannte.
    Er fühlte sich beinahe so, als stahlen die Schwarzröcke ihm die Show, denn ganz plötzlich waren die Gestalten am Rande des Exerzierplatzes im Zentrum der Aufmerksamkeit der Tirones, nicht mehr er. Und weshalb die jungen Kerle mit einem Mal allesamt über den Platz stolzierten wie aufgeplusterte Gockel konnte er sich lebhaft vorstellen, doch wenn es tatsächlich so war, wie er dachte, dann waren seine neuen Rekruten noch ein ganzes Stück naiver, als er zuvor angenommen hatte.
    "Heute ist euer erster Tag… glaubt ihr ernsthaft, die sind hier auf der Suche nach neuen Rekruten? Konzentriert euch lieber aufs Exerzieren!", schallte es über den Exerzierplatz, um den Übereifer der herumstaksenden Tirones zu bremsen und dafür zu sorgen, dass sie sich wieder auf ihre eigentliche Aufgabe konzentierten. Denn darauf, eine weitere Kollektivstrafe auszuteilen, hatte auch der Iunier herzlich wenig Lust.
    Ganz davon abgesehen, dass seine Tirones nicht gerade eine Glanzleistung ablieferten, machte es ihn ebenfalls etwas nervös, dass er wahrscheinlich mindestens so sehr beobachtet wurde, wie die Rekruten. Und ebenfalls wusste er, wie das Marschieren bei den Praetorianern aussah: Perfekt synchron, geordnet und jeder Befehl wurde exakt befolgt. Da fehlte seinen Leuten eindeutig noch einiges an Übung ... monatelanges Üben, um genau zu sein. Mindestens.
    Da konnte er ja fast von Glück reden, dass er hier und da blutige Fersen entdeckte, ein paar Rekruten bereits die Luft ausging und die Übung schon eine ganze Weile andauerte. Mit anderen Worten: Es gab einige triftige Gründe, das Marschieren für den heutigen Tag abzuhaken und die Rekruten vorerst wieder hübsch in eine Reihe zu bringen, was hoffentlich besser funktionieren würde, als beim ersten Mal. Und wenn nicht, hatte er immer noch seinen Rebstock.
    "Gut, das reicht erstmal. In aciem venite. State."

  • Wenn ich behauptet habe, dass ich keine Miene verzogen hätte... dann entsprich das nicht ganz der Wahrheit. Nur fast. Es sah aber auch zu drollig aus, wie viele der Jungs mit einem Mal über-feuereifrig ihr bestes gaben, und dabei zum Teil ein wenig über das Ziel hinausschossen. (Natürlich waren wir alle damals als Frischlinge genauso komisch gewesen. Ich entsinne mich wie mein Centurio einmal fast platzte vor Heiterkeit, als ich ihm vorführte, was ich alles schon für ultralässige Manöver mit dem Gladius draufzuhaben meinte.)
    Und es erinnerte mich daran, dass der Nimbus der Garde – so sehr wir auch mit noch immer fehlender Mannstärke und sonstigen Bürgerkriegsschäden zu kämpfen hatten – dass der Glanz der Garde, zumindest bei diesen Jungs noch in den Köpfen drin war. Das war doch schon mal was.
    Und was mir noch auffiel – wie verdammt jung die Tirones waren. Jedes Jahr wurden die jünger, echt mal....
    Der Centurio Iunius, Iunius Avianus, Ex-Prätorianer und Sohn des Iunius Lucullus wie ich mich natürlich erinnerte, hatte seinen blutjungen Sack Flöhe gut im Griff. Ich nickte ihm "militärisch knapp" zu, als ich in einiger Entfernung vorüberging.


    Doch halt, was war denn das – ich stutzte, wir tauschten einen Blick – der eine Tiro, der lange mit dem Bart, der sah meinem jungen Cousin Rusticus verdammt ähnlich... Nein, das war er tatsächlich. Na sowas. Der Ianitor hatte mal gemeint, Rusticus wäre in der Stadt, und habe mal vorbeigeschaut, sei aber schrecklich in Eile gewesen. Und nun hatte er also bei den Stadtkohorten angeheuert. War ja eine gute Wahl, diese Einheit, dachte ich so bei mir, und ich fand es auch sehr löblich ex caligae anzufangen (auch wenn diese Haltung, die zu meiner Zeit vorherrschend war, mittlerweile als altmodisch galt...) Aber was Großtante Drusilla wohl dazu sagte? Sie meinte doch, er sei zu zart und müsse immerzu gut auf seine Gesundheit achten. Oh je, darüber war sie bestimmt nicht amüsiert.
    Natürlich erlaubte ich mir keine Vertraulichkeiten, ich ging nach diesem kurzen Stocken weiter, verließ dann den Campus und entschwebte Richtung Principa.

  • Rusticus sah sich um. Hörten alle ausser ihm den Befehl nicht oder war der Schweiß der morgendlichen Übung in ihre Ohren geflossen? Dabei konnte man den Befehl des Centurios kaum überhören, sein Organ schmerzte in den Ohren, aber dass musste es wohl.


    Schnell stand Rusticus dem Centurio in einigen Fuß Abstand gegenüber, um so den Anfang einer Reihe zu bilden.

  • Ferox und ein Großteil der anderen traten wie befohlen in einer Linie an. Die Prätorianer waren nicht entschwunden, sie waren entschwebt, was schon ein Kunststück war in voller Montur. Wahrscheinlich jahrelang geübt, um Eindruck machen zu können. Bei vielen hatte der Auftritt ja auch seine Wirkung nicht verfehlt.


    Ferox drängelte sich halbwegs gegenüber von Avianus zwischen zwei Kameraden, weil er keine Lust hatte, die gesamte noch im Entstehungsprozess befindliche Reihe entlang zu laufen, um einen Platz abzubekommen. Da er nicht der Einzige mit diesem Gedanken war, wurden die Tirones in der Mitte ziemlich zusammengepresst.


    Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, wenn die Reihe sich aus dem Marschblock wie eine abgewickelte Perlenschnur gebildet hätte, irgendein Schema, bei dem jeder wusste, in welche Richtung er nun zu gehen hatte. Aber das kam sicher noch, für den Anfang hätte das wohl für noch mehr Chaos gesorgt, als ohnehin schon herrsche. Ferox stand da, eingepresst wie er war und versuchte würdevoll dreinzublicken.

  • Trotz seiner guten Position, war Frugi voll damit beschäftigt sorgsam auf seine Schrittfolge sowie Schrittlänge zu achten. Er hatte vom Geschehen außerhalb seines eingeschränkten Blickfeldes zu achten. Erst durch die Stimme, noch mehr durch das was der Centurio sagte, wurde er darauf aufmerksam, dass etwas passiert sein musste. Suchend schweifte sein Blick umher, bis er sie entdeckte. Ach die, die interessieren mich nicht, dachte er. Sicher wusste Frugi auch, dass es der Traum vieler junger Männer war einmal bei den Prätorianer zuvor seiner nase so schnell gebildetz, dass er kein landen. Hier gab es bestimmt viele davon.
    Da kam dann auch der erlösende Befehl des Centurios in Linie an zu treten. Diesesmal hatte Frugi Pech, die Reihe hatte sich vor ihm so schnell gebildet, dass es für ihn keine Lücke gab wo er sich dazwischen quetschen konnte. Jetzt musste er zum Ende der Reihe rennen. Jedes mal wenn er dachte, er hätte es erreicht verlängerte sich die Reihe und er musste weiter rennen. Endlich war es geschafft und er stand ganz außen rechts. Noch einmal schaute er dorthin wo eben noch die Gruppe der Prätorianer gestanden hatte, doch sie war weg. Na ja hier werde ich denen noch oft begegnen, dachte er sich dabei.

  • Avianus registrierte noch das Nicken des Mannes, der da mit seinen drei anderen Gardisten am Rand des Geschehens stand. Natürlich kannte er den. Der Decimus. Wie klein die Welt doch war. Doch kaum hatte er das Gesicht des Offiziers zugeordnet und wandte sich für einen Augenblick wieder seinen Leuten zu, machten sich die Praetorianer mindestens so schnell wieder auf den Weg, wie sie aufgetaucht waren. Übel nehmen konnte er es ihnen nicht. Das Trauerspiel von einem Rekrutenhaufen, das man hier zu sehen bekam, würde er sich als Teil des Kommandostabs der Praetorianer auch nicht lange geben wollen. Er selbst hatte als Ausbilder eben keine Wahl, und tröstete sich einfach damit das noch werden konnte, was nicht war.
    "Eine letzte Sache gibt es noch, bevor ich euch eine Pause erlaube … dafür will ich aber mindestens eine Armlänge Platz zwischen jedem von euch sehen!", rief er den Tirones zu, während nach wie vor noch ein paar damit beschäftigt waren, einen Platz in der Reihe zu finden, und wartete darauf, dass sich die Rekruten sortierten. Eine kleine Überraschung und hoffentlich ein Ansporn dafür, sich demnächst noch ein wenig mehr anzustrengen – sofern sie sich heute angestrengt hatten jedenfalls.
    "Rechts an eurem Cingulum hängt euer Gladius. Ihr zieht es mit der rechten Hand", erklärte er und machte es zur Veranschaulichung den Tirones vor. Den Handrücken nach innen gedreht zog er seinen Gladius geübt aus der Scheide.
    "Jetzt ihr! Gladios stringite*!"


    Sim-Off:

    * Zieht blank!

  • Hatte Frugi vorhin gedacht es wäre ein Gedränge und Geschuppse gewesen, so hatte er sich geirrt, denn jetzt begann es erst wirklich. Es dauerte eine ganze Weile bis sich die Linie so verlängert hatte, dass zwischen ihnen der von dem Centurio gewünschte Abstand entstanden war.
    Nach dem das Ziel erreicht war, kam erst die wirklich schwere Aufgabe. Gesehen hatte er schon wie der Centurio die Hand gedreht hatte und es auch schnell geschafft seine Hand mit dem Handrücken nach innen zu drehen und den Schwergriff zu umschließen. Aber dann, das verdammte Ding klemmte irgendwie und wollte sich absolut keinen
    digitus bewegen. Alles ziehen und zerren nutzte nichts. Je öfter er die Geräusche von den Erfolgen seiner Kameraden hörte, je nervöser wurde er. Warum hatte er als Kind auch nicht wie andere Jungen mit einem Schwert gespielt. Bestimmt stellte er sich gerade wie der letzte Depp an. Plötzlich und für Frugi völlig unerwartet und das obwohl er es die ganze Zeit probiert hatte, klemmte das vermaledeite Ding nicht mehr und kam mit einem gewaltigen Ruck rausgeschossen, so das Frugi ein wenig ins wanken geriet. Mit nicht nur vor Anstrengung, sondern auch vor Schreck rotem Kopf betrachte er seinen Gladius.
    Jetzt tat sich ihm die Frage auf, sollte er ihn wieder reinstecken und das raus ziehen weiter üben oder es lieber bleiben lassen um sich die Schande nicht erneut anzutun.

  • Pause!


    Das hörte sich gut an. Die Tirones bewegten sich auseinander, rempelten ein wenig, doch schneller als zuvor hatten sie es geschafft, wie befohlen eine Linie mit ausreichend Abstand zwischen den einzelnen Männern zu bilden. Und nun erfuhren sie auch, wofür dieser Abstand gut war. Die Augen glitzerten, als sie das erste Mal ihre Waffe ziehen durften!


    Es war grässlich umständlich, den Gladius mit der rechten Hand zu ziehen, wenn er auf der rechten Körperseite in der Scheide steckte. Man musste den Ellebogen stark anwinkeln und dann, wenn die Klinge befreit war, eine stoßende Bewegung nach vorn machen, um es in Position zu bringen. Das würde noch einige Übung benötigen. Die Klinge glitzerte verführerisch. Ferox neigte sie ganz langsam, so dass ein Sonnenstrahl vom Heft bis zur Spitze entlang glitt.


    Sein Gladius war wohl von seinem Vorgänger nicht lange benutzt worden ... das wiederum war gruselig. Ferox runzelte die Stirn und betrachtete sein Schwert. Neuware war es nicht, ein paar Scharten hatte es, aber viel weniger als die seiner Nebenmänner, wie Ferox mit einem verstohlenen Blick feststellte. Hoffentlich würde es kein Unglück bringen, das Schwert eines Gefallenen zu führen. Ferox zog die Stirn wieder glatt und beschloss, sich den feierlichen Moment dadurch nicht verderben zu lassen. Geister konnten besänftigt und verscheucht werden, wozu gab es haufenweise Rituale?


    Das Licht fuhr wie zur Bestätigung seiner Gedanken ein zweites Mal an der Klinge entlang. Natürlich war das nur eine unbewusste Handbewegung gewesen ... oder?

  • "Ausgezeichnet", sagte Avianus, da zumindest ein paar Soldaten es schafften, ihren Gladius mehr oder weniger auf Anhieb zu ziehen. Solange sie zumindest die Technik begriffen, und es nicht einfach mit Links zogen oder ohne die Hand zu verdrehen, wie bei einer seiner ehemaligen Truppe an Rekruten, war das ja schon mal die halbe Miete und nicht vollkommen zum Verzweifeln.
    Nach ein paar Wiederholungen schickte er die Tirones mit einem "Abite" vom Platz, damit sie ihre durchaus verdiente Pause genießen konnten. Zwar war nicht alles so glatt gelaufen wie erhofft, gearbeitet hatten die Tirones dennoch.


    ***


    "Tirones, venite!", durften die Rekruten einmal mehr auf dem Exerzierplatz antreten, "Wir beginnen heute mit den ersten Kampfübungen!" - Denn den Gladius ziehen zu können, war ja bei weitem noch nicht alles. Ganz im Gegenteil, jetzt ging der Spaß doch erst richtig los. Und auch die für ihn recht gemütlichen Stunden, während derer die Rekruten auf Pfähle einstechen durften, und er lediglich zuzusehen brauchte.
    "Dort drüben ..." Avianus deutete über den Platz hinweg. "... liegt Übungsausrüstung aus Holz für euch bereit. Sie ist um einiges schwerer als eure eigene, damit euch ein paar Muskeln wachsen. Jeder nimmt sich dort ein Scutum und einen Gladius und kommt wieder hierher zurück!"
    Und glücklicherweise brauchte er sich von jetzt an nicht mehr alleine mit den Frischlingen herumzuschlagen, sondern konnte sich eventuell anfallende Unannehmlichkeiten mit seinem neuen Optio teilen, sodass er sich zumindest um Kleinigkeiten wie ungepflegte Ausrüstung oder Tirones, die nicht exakt in der Reihe standen, nicht mehr zu kümmern brauchte.

  • War das eine Schinderei gewesen in den letzten Tagen immer wieder hatte Frugi nicht nur auf dem Exerzierplatz, nein auch abends vor der Baracke da gestanden und geübt seinen Gladius zu ziehen. Was ihm fehlte war einfach die Kraft um Schnelligkeit und Geschicklichkeit miteinander zu verbinden.
    Eigentlich hatte er ja vorgehabt etwas für sein Krafttraining zu unternehmen, doch in den ersten Tagen schmerzte sein rechter Arm zu sehr. Ein wenig bewunderter er sich selber, dass er nicht aufgab obwohl ihm jede Muskelfaser schmerzte.War er anfangs nahe dran gewesen alles hinzuschmeißen und aufzugeben, gleich welche Konsequenzen sich für ihn daraus ergeben hätten, so wuchs langsam sein Ehrgeiz, alles zu schaffen und durchzuhalten. Immer wieder sagte er sich was andere schaffen das schaffst du schon lange.
    So war er wie die meisten von den Rekruten, wie jeden Morgen müde und kaputt angetreten. Er hatte auch gleich den Haufen der Holzausrüstung gesehen und war nun gespannt was neues auf sie zu kam. Dieses mal war er sogar bei den ersten die mit einem Holzgladius und Scutum wieder angetreten war.

  • Stocksteif und ohne ersichtliche Gemütsregung hatte Antias sich einige Schritte vom Centurio entfernt aufgebaut. Die arglose Neugier, mit der die Tirones den Worten des Offiziers lauschten, amüsierte ihn gleichermaßen wie sie ihn wehmütig machte. Es ging nun an die Pfähle, und damit an die Substanz. Die Rekruten würden diese Dinger bald zu hassen lernen, ebenso wie die schweren Übungsscuta und Holzgladii. Diese unscheinbaren abgenutzten Pfosten begleiteten alle Soldaten – auch ihn – bis an das Ende ihrer Dienstzeit und in manch traumreicher Nacht wohl noch darüber hinaus. Geschwollene Arme, verrenkte Schultern, blutende Handflächen, Schmerzen, Flüche und eimerweise Schweiß erwarteten die Tirones, aber auch ihre Stärke, ihre Kampfkraft, ihre Überlegenheit würden sie hier erlangen. Die jungen Burschen würden mit der Zeit gegen vielerlei Gegner antreten, gegeneinander, gegen andere Einheiten, gegen Aufrührer und Unruhestifter, am Anfang aber standen stets diese verdammten Pfähle. Am Pfahl kämpfte jeder gegen sich selbst. Die Pfähle machten einen fertig, im besten Sinne des Wortes.


    Schweigend und reglos beobachtete er die Tirones beim Aufnehmen der Übungswaffen. Scuta und Gladii waren alle gleich unhandlich, egal, ob sie bereits hunderte von Fäusten durchwandert hatten oder neu angefertigt worden waren, zumindest darüber brauchten sich die Rekruten keine Sorgen zu machen. Als endlich auch der Letzte gewappnet mit seinen schweren Holzutensilien wieder angetreten war, stapfte Antias zum Ende der Reihe, überprüfte deren Ausrichtung, brachte den einen oder anderen Tiro mit der Hastile auf Linie und wandte sich dann zufrieden wieder dem Centurio zu. Die Rekruten mochten das selbst vielleicht noch gar nicht bemerkt haben, aber die Ordnung schliff sich so langsam ein. Täglich wurden sie Soldaten ähnlicher, auch wenn noch so einiges zwischen ihnen und erfahrenen Urbaniciani stand. Die Pfähle beispielsweise.


    "Tirones! Scuta sursum! Gladios stringite!"

  • Was für ein Glück das wir in den letzten Tagen und Nächten, ja auch Nächte, wenn Frugi seine Träume, in denen er sich mit dem Gladius herumgeplagt hatte, mitzählte, nur geübt haben den Gladius zu ziehen. Sonst hätte er nicht gewusst wie er es schaffen sollte sein Schild zu heben und dabei fast gleichzeitig sein Schwert zu ziehen. Dabei hatte das Scuta ein Gewicht was nicht zu verachten war.
    Jetzt wurde ihm erst wirklich bewusst was die Soldaten täglich leisten mussten. Auch hatte er bemerkt wie sich langsam seine Einstellung zum Militär veränderte. Er war gegen seinen Wunsch, nur wegen seines Erbe hier eingetreten. Für ihn standen die Soldaten nur an den Stadttoren rum um die Leute zu ärgern oder rannte wichtigtuerisch durch die Straßen. Obwohl er erst am Anfang seiner Ausbildung stand begriff er allmählich was es hieß ein Urbaner zu sein und die Menschen in Rom zu beschützen, dass sie dafür in körperlich guter Form und durchtrainiert sein mussten gehörte einfach dazu. Ohne das Eine war das Andere nicht möglich.
    Während er zu ihrem Optio rüberschaute, freute er sich schon auf das einheitliche Geräusch, bei diesem Befehl, wenn sie dereinst ihre Grundausbildung beendet hätten, so wie er es bei anderen Einheiten schon gehört hatte.

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