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Auch wenn Sextus gerne gesagt hätte, dass dieser Tag hier allein sein eigener Verdienst war, entspräche dies nicht der Wahrheit. Der Iulier hatte wirklich ganze Arbeit geleistet, als er dieses Rennen gemäß dem Testament des Cornelius mit den Factiones organisiert hatte. Nicht, dass Sextus ernsthaft Grund daran gehabt hätte, an dieser Tatsache zu zweifeln – andernfalls hätte er den Iulius nach dessen kleiner Meldung im Senat weder angesprochen, noch gar ihn hiermit betraut – dennoch war es etwas, dass ihm durchaus positiv auffiel.
Der Platz war fein säuberlich hergerichtet, noch sah man die Striche der Rechen, die den Sand der Rennbahn glatt gestrichen hatten. Die acht Fahrer der verschiedenen Factiones warteten bereits darauf, dass sich noch die letzten Reihen füllen würden und dann das Startsignal gegeben würde. Die Pferde sahen allesamt herrschaftlich und rennfreudig aus, wurden von ihren Betreuuern – Sklaven, wie Sextus annahm – festgehalten, damit keines der temperamentvollen Tiere noch zu schnell davonpreschen würde, während die Wagenlenker sich noch im Ruhm der allgemeinen Aufmerksamkeit zu sonnen schienen. Auf den Tribünen wurde schon fleißig beraten, wie man wohl wetten sollte und welchen Eindruck Wagenlenker und Gespann so machten.
Ein Sonnensegel benötigte man bei den heutigen, frühlingshaften Temperaturen wohl nicht. Die Zuschauer waren vermutlich dankbar über ein paar Strahlen Sonne. Sextus war sich aber sicher, der Iulius hätte auch hier daran gedacht, wenn es nötig gewesen wäre.
“Quaestor Iulius, ich muss dir hierfür Lob und Dank aussprechen. Ich bin durchaus positiv beeindruckt von deinen Bemühungen“, ließ sich Sextus auch zu einem kleinen Lob an den Iulier hinreißen. Gute Arbeit sollte seiner Meinung nach durchaus erwähnt werden. Und diese hier war ihm wirklich eine Hilfe gewesen, hatte er so Zeit gehabt, sich um diverse andere Punkte zu kümmern. Beispielsweise der Frage, ob er das im Testament erwähnte Donativum an die Truppen nun taktisch vor der Ernennung eines neuen Princeps auszahlen sollte, oder in Absprache mit diesem neuen ersten Mann im Staat dann danach. (Nicht, dass er hierzu schon zu einer Entscheidung gelangt wäre...)
Kein Wunder also, dass er von verspäteten Rennanmeldungen ohnehin nicht mitbekam...
Jetzt aber stand erst noch einmal Pflichtprogramm auf eben jenem, so dass er zu einem ausführlicherem Gespräch gerade nicht die Muße hatte. Zunächst galt es, seine Pflichten zu erfüllen, hernach konnte er sich ausführlich der Konversation widmen.
Sextus erhob sich also und trat an den Rand der Loge, so dass das Publikum ihn gut sehen – und zumindest die an akustisch günstig gelegenen Plätzen Sitzenden auch hören – konnten. Er erhob seine Arme in Rednerpose und wartete die obligatorische Erkennungsminute ab, ehe er zu der kleinen Eröffnungsansprache anhielt.
“Volk von Rom! Der verstorbene Caesar Augustus Cornelius Palma hat verfügt, dass wir ihn mit einem Wagenrennen ehren sollen. Heute, am Jahrestag seiner Ausrufung zum Kaiser, wollen wir eben jenes tun, um seinem Leben zu gedenken und seinem Geist im Tode eine Freude zu bereiten!
Das Leben von Imperator Cornelius war stets geprägt von der Sorge um Rom. Noch ehe er unser Kaiser war, diente er Rom viele Jahre lang. Er beschritt den Cursus Honorum zielstrebig und gewissenhaft, verteidigte unsere Grenzen als Statthalter in Syria, Thracia und Asia. Und als Kaiser verteidigte er unser Reich gegen Korruption und Verfall.
Sein größtes Ziel war immer die Eintracht unter den Bewohnern Roms. Er bemühte sich, die Wunden der Vergangenheit zu schließen, Frieden unter jenen zu schaffen, die sich einst als Feinde gegenüber standen und Gerechtigkeit, dieses hehre Ziel unserer Vorväter, wieder allen im gleichen Maße zukommen zu lassen. Ebenso achtete und respektierte er den Senat, dem er zu alter Stärke wieder verhalf und an dessen Entscheidungen er nie Anstoß fand oder sie gar ablehnte.
Er war nicht lange genug unser Kaiser, um die vielen Pläne, die er für unser Volk, unsere Stadt und unser Reich noch hatte, zu verwirklichen. Er hatte nicht einmal die Zeit, all jene, die ihm noch immer, trotz seiner vielen Wohltaten und seiner gelebten Gerechtigkeit, noch immer skeptisch gegenüber standen, von sich zu überzeugen.
Doch soll er mit diesen Spielen all jene Unkenrufe für immer zum Verstummen bringen! Möge dieser Tag im Gedächtnis aller Anwesenden bleiben, so dass sich alle mit Freude und Wohlwollen an Caesar Augustus Appius Cornelius Palma erinnern mögen. Und mögen die Manen des Verstorbenen zufrieden auf uns sehen und Gefallen an unseren Bemühungen finden.“
Es war ganz sicherlich nicht seine beste Rede, aber im Endeffekt machte sich Sextus ohnehin keine Illusionen darüber, dass 90% der anwesenden sowieso nur darauf warteten, dass er zuende geredet hätte, damit endlich das Rennen anfangen würde. Und die Meinung der Bevölkerung über den verstorbenen Kaiser würde er mit ein paar Worten wohl auch nicht ändern. Von daher war die Rede wohl trotz allem gut genug, nicht zu lang, nicht zu überschwänglich und alles in allem akzeptabel.
Und so wartete Sextus noch kurz, bis die Wagen ihre Startpositionen eingenommen hatten, und gab dann das Signal.