Auf dem Marsfeld – Die Weihe der kaiserlichen Imagines

  • Zitat

    Original von Ein Praetorianer


    Blöder Gaul.
    Jetzt nur nicht aus dem Konzept bringen lassen. Ich machte sowas ja nicht zum ersten Mal. - Beziehungsweise... doch. Zwar hatte ich eine Menge Kaiser wechseln sehen, doch eine Imagoweihe, wirklich mit allem Pomp groß zelebriert, die erlebte auch ich zum ersten Mal. Und man hörte ja so einiges über die Macht dieses Rituals. Eine verdammt große Ehre war es ausserdem, hier, stellvertretend für die Einheit und direkt beim Kaiser, der Frontmann beim Voropfer zu sein. Und darum hatte heute verdammt nochmal alles glatt zu gehen.
    Ruhig Blut, Faustus.
    Beruhigend war auf jeden Fall die Gewissheit, dass Manius mit seiner ungeheuren Erfahrung als der Pontifex alle Abläufe der komplexen Zeremonie im Blick hatte.
    Age.


    Hochaufgerichtet an den Altären stehend, der Linie der Gardefeldzeichen zugewandt, nahm ich meinen attischen Helm ab, und zog eine Ecke meines Paludamentums, in dessen Schwärze silbrig die Konturen des Skorpions eingewirkt waren, über den Kopf. Die mitwirkenden Offiziere taten es mir gleich, bedeckten ihre Häupter mit dem Sagum.
    Für heute hatte ich meinen schönsten Paradeharnisch gewählt, ein brüniertes Kunstwerk mit silbernen Intarsien, welche den Sieg römischer Legionäre über parthische Kataphrakte darstellten, dazu Medusenhäupter und das Wappen meiner Gens. Der einzige Farbtupfer meiner Erscheinung war die rote Tribunenschärpe darüber. Auch mein Subarmalium darunter war höchst modisch, mit schnittig zulaufenden, von einem Mittelgrat betonten Pteryges. Meine schönste Zierde waren aber meine auf Hochglanz polierten Auszeichnungen, die ich heute stolz zur Schau trug (und meine patriotischste Zierde waren sicherlich die Narben, die ich im mir Kampfe für Kaiser und Reich zugezogen hatte, aber von denen bekam das Publikum ja nur ein bisschen was zu sehen.) Um den Hals trug ich zu meinem Serapis-Amulett auch mein altes Mars-Amulett, das kleine Ancile das Tante Lucilla mir damals mit an die Front gegeben hatte.


    Ich überblickte von meiner erhöhten Position die massive schwarze Formation der Garde, die bunte Menschenmenge darum, die 'bessere' Gesellschaft auf den Rängen der Tribüne, den schneeweißen Fleck ganz vorne wo die vestalischen Jungfrauen Platz genommen hatten... und griff nach der ersten Handvoll Weihrauchkörner (die allerauserlesenste Sorte, versteht sich), streute sie über den reichverzierten zentralen Glutrost, was sogleich aufgegriffen wurde von den zahlreichen Opferdienern, welche den Offizieren ebenfalls Weihrauch reichten und Glutschalen umhertrugen, so dass die Centurionen und Decurionen nun ebenfalls eine Menge Weihrauchschwaden aufsteigen ließen, und all unsere Feldzeichen gebührend einnebelten, so gründlich, als wollten wir gleich als raffinierte Kriegslist aus unserer eigenen Nebelbank heraus angreifen. Auch zwischen den Reihen der Garde liefen Opferhelfer mit Weihrauchschwenkern entlang und verteilten den Rauch bis zur hinterletzten Kohorte und Turma...


    "O Mars, mächtigster Streiter, unüberwindlicher Vorkämpfer Roms,
    O Mars, Vater der Krieger, stets obsiegender Lenker der Schlacht,
    O Mars, Wächter des Reiches, verlässlich beschirmender Hüter...."

    begann ich, während der Weihrauch emporstieg und verwirbelte, die erste Anrufung. Mit volltönender Stimme und in Exerzierplatz-Lautstärke natürlich. Kurz zogen die Erinnerungen an die mannigfaltigen Marsopfer der Vergangenheit an mir vorüber... fast könnte man sagen 'ich sah mein Leben im Spiegel meiner Marsopfer' – von episch, bis knapp, bis tiefempfunden, bis zum richtungsweisenden allerersten vor langer Zeit.
    "Io Mamarce!
    Sieh Deine streitbaren Söhne, sieh auf uns, die prätorianische Garde. Wie oft haben wir Dir gehuldigt im blutigen Kampf. Heute jedoch sind wir im Frieden aufmarschiert, hier auf dem Dir geweihten Felde, um das Bildnis unseres Imperators, das Bildnis unserer Augusta, das Bildnis unseres Caesar für unsere Feldzeichen zu empfangen.
    Wir erbitten von Dir, Vater Mars: Gewähre uns Deine Gunst. Möge unser Mut Dich stolz machen, möge unsere Kampfeskraft Dich mit Wohlwollen erfüllen! Auf dass wir Prätorianer, Dir folgend und Dich ehrend, o Allgewaltiger, unserem Herrscher und seiner Familie stets stählerner Schild und Schutz sind - sowie trefflichste Waffe gegen jedweden Feind.
    Io Mamarce!"

    schloß ich die erste Anrufung des Gottes. (Manius hatte mich nämlich dazu verdonnert, mich kurz zu fassen, weil es ja nur das Voropfer war. Und ich selbst hatte mich ganz bewusst dazu entschieden, den Aspekt des rächenden Mars ultor nicht mit heraufzubeschwören. Wegen der neuen Zeit und so...)
    Die versammelten Offiziere stimmten ein, so wie der Chor im Theater, und rauh und kraftvoll erscholl der alte Name des Kriegsgottes aus ihren Kehlen:
    "IO MAMARCE!!"


    Doch nur kampfstark und mutig zu sein war ja bekanntlicherweise nicht ganz ausreichend für des Kaisers Garde. Auch rebellieren und putschen konnte man kampfstark und mutig, darum war ich mit der Litanei noch nicht am Ende.
    Das nächste Räucherwerk wurde gereicht, und sowohl auf den Altären als auch um die Feldzeichen herum verbrannt. Ladanum, das Harz der kretischen Zistrose, verbreitete seinen honigschweren Duft...

  • Serena ließ, während ihr Mann die Formation abtritt ihre Blicke schweifen. Dem ein oder anderen bekannten Gesicht nickte sie lächelnd zu, dazu gehörte natürlich auch der Prätorianer – wie war doch gleich sein Name? - Ach ja Vatinius Postumus, der sie doch so recht nett hatte abblitzen lassen und darauf bestanden hatte, dass ihre Leibgarde in zivil auftrat. Nun ja war nicht zu ändern um so mehr freute sich die Kaiserin die Garde hier und heute in ihrer volle Pracht bewundern zu dürfen. Und man sah ihr das auch an, ja ihre Augen glänzten und sie konnte ihre Blick kaum von den Männern in schwarz lösen.
    Als ihr Mann seine Rede beendet hatte legte sie sich ein Tuch über die Haare. Und lauschte dann den Worten des Prätorianer, welchen sie als erstes hatte kennen lernen dürfen - Decimus Serapio.
    Ihr gefiel was sie bisher gehört hatte, die Rede ihres Mannes ebenso wie das Gebet des Decimus. Und wie man hören und sehen konnte gefiel es nicht nur der Kaiserin, sonder auch dem Volk. Nun blieb die Augusta gespannt wartend auf das Opfer und ob Mars ihnen heute gewogen war. Ja das hoffte Serena sehr, denn immerhin war es eine große Ehre für sie, dassunter anderem auch ihr Bildnis auf das Feldzeichen zieren sollte

  • No Ares, no party, pflegten die Griechen zu sagen und so hätte es des gigantischen Weihrauchnebels gar nicht bedurft, um die Aufmerksamkeit des Kriegsgottes für dieses Spektakel auf dem ihm geweihten Feld zu wecken. Aber da Mars naheliegenderweise auch keine Abneigung gegen eine dramatisch-martialische Darbietung hatte, erfreute sich am bisherigen Geschehen und widmete dem weiteren Fortgang der Ereignisse seine ungeteilte Aufmerksamkeit.

  • Im nächsten Schritt galt es die Soldatentugenden zu beschwören, die das Verhältnis zwischen Garde und Kaiser prägten. Oder zumindest... prägen sollten. Idealerweise.
    "O Fides, Schwurherrin, edelste Tugend der Treue, höre auch Du unseren Ruf und tritt an die Seite des Kriegsgottes, lass uns Dich ehren.
    Hehre Göttin Fides, erwachsen aus Gedächtnis und Standhaftigkeit, Du bist es, die den Schlächter vom Soldaten scheidet...."

    Dies war auch so eine Stelle, an der ich noch eine ganze Menge mehr hätte sagen wollen. Sei's drum.
    "...Du bist es, die den Krieger vor der Schande des Verrates bewahrst. Dein ist der Weg des loyalen, des wahren Soldaten Roms.
    Hüterin der Eide, kaisertreue Fides, mögest Du in unseren Standarten Deinen Wohnsitz haben!
    Mögest Du mit dem Bildnis des Imperators Aquilius Severus und seiner Familie immerdar in unseren Feldzeichen verankert sein!
    Und mögest Du die Treue in unseren Soldatenherzen heiß erglühen lassen, ein jedes Mal wenn unser Blick auf unsere Feldzeichen fällt.
    IO FIDES!"


    Und "IO FIDES!!" grollte das Echo der Soldaten über den Platz.
    Wie passend, dachte ich so bei mir, dass die Augusta, welche später das Hauptopfer an diese Tugend vollführen würde, deren bildlicher Darstellung so perfekt entsprach. Ebenso wie der Caesar die dritte Gottheit – oder die dritte Tugend, wie man's nimmt – im Erscheinungsbild perfekt verkörperte.


    Nun kam das kostbarste Räucherwerk überhaupt zum Einsatz: Adlerholz, auch Tarum genannt, von irgendwo aus dem allerfernsten Ländern jenseits des Morgendlandes. Irrsinnig teuer natürlich, (und allein vom Namen her schon sehr passend für die Zeremonie die uns ans aquilische Herrscherhaus band). Großzügig verteilte ich die Späne über der Glut und atmete andächtig ein, genoß das balsamische Kitzeln in der Nase. Mhm...! Köstlich, ambrosisch. Mein Kopf fühlte sich mit einem mal so angenehm leicht an! So beschwingt...
    "O Honos, mannhafte Ehre, ruhmvollste Tugend, auch Dir wollen wir huldigen!
    Tritt herbei zu Kriegsmacht und Treue, auf dass der Bund vollständig sei!"

    rief ich den dritten im Bunde an.
    "Hoher Honos, kühner Honos, leuchte uns, gleissend wie die Sonne und beständig wie der Polarstern.
    Durchdringe unsere Taten, o Rechtschaffenster unter den Unsterblichen, Dein sei unser Streben, Ruhmbekränzter!
    Auf dass unsere Streitmacht frei von niedrigen Beweggründen walte. Auf dass unser Handeln stets auf das hohe Ziel gerichtet sei.
    Auf dass unsere Schlagkraft unermüdlich dem Wohl unseres Kaisers - und damit dem des Reiches! und damit dem des Volkes! - diene!
    O Honos, sei mit uns. Mögen unsere Taten Roma Aeterna zum Ruhme gereichen!
    IO HONOS!!"


    "IO HONOS!!" erhoben sich wie Donnerhall die Stimmen der Soldaten über das Marsfeld. Zudem erscholl nun von den verhüllten Käfigen an der Seite das rauhe, urtümliche Brüllen eines Löwens...
    Auch wenn ich den Kinderglauben an personifizierte Götter, die wie übermächtige Menschen über den Wolken wandelten, schon lange (und mit dem Bürgerkrieg endgültig) hinter mir gelassen hatte... und so wie die meisten gebildeten Bürger Roms eher die ewigen Prinzipen verehrte, die hinter diesen mythologischen Masken steckten.... so lief mir an dieser Stelle doch eine erhabene Gänsehaut über den Leib, und mir war tatsächlich "als ob die Gottheit nahe wär".

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Neben seinem Vater ritt Appius Aquilius Bala an den unendlichen Reihen der Schaulustigen entlang. Er hatte seinen Rücken durchgedrückt und machte eine würdevolle Miene. Sein Paradepanzer stand dem des Kaisers in nichts nach. Gelegentlich ließ er sich dazu herab, dem Volk verhalten zuzuwinken. Schadenfroh hatte der Caesar außerdem zur Kenntnis genommen, dass die Augusta an diesem Tag keinen überraschenden Auftritt zu Pferde hinlegen konnte, sondern mit einer offenen Kutsche vorlieb nehmen musste. Recht so, dachte sich Bala, dem das hochtrabende Getue seiner Stiefmutter zuweilen höchst lästig war.


    Beim Anblick der aufgereihten Gardisten schüttelte der Caesar die Gedanken über seine Stiefmutter ab. Er genoss dieses Bild sehr. Waffenstarrende Milites der Cohortes Praetoriae in funkelnden Harnischen, welch ein triumphaler Aufmarsch! Bala ging das Herz auf bei dem Gedanken, dass diese Männer einst einzig und allein ihm Gefolgschaft schwören würden. Doch das war noch Zukunftsmusik und so verlangsamte er sein Pferd etwas, während sein Vater durch die Reihen der Soldaten ritt, um ihn in diesem Moment noch deutlicher hervorzuheben. Vor der Haupttribüne stiegen Vater und Sohn unter den Augen der vielen Würdenträger und Ehrengäste von ihren Pferden. Der Caesar nahm seinen Platz auf der Tribüne ein, während der Kaiser zu seiner Rede ansetzte. Andächtig lauschte Bala den Worten seines Vaters...

  • Nebelschwaden gleich zog der Rauch der Räuchergaben über den Platz, umhüllte die prächtigen Prätorianer, verbarg sie einige Augenblicke vor den Augen der Zuschauer, nur um im nächsten sie um so herrlicher wieder daraus zu entlassen. Donnernd hallten ihre Rufe zu den Göttern empor, dass es kaum wohl vorstellbar schien, dass irgendwer - gleich wie weit entfernt - sie nicht hätte vernehmen können. Ein wohliger Schauer erfasste Gracchus, denn im Angesichte dieser puren Macht wurde leicht vorstellbar, wie Roms Soldaten über die barbarischen Länder hinwegfegten und alles zerschlugen, was wagte der Größe Roms sich in den Weg zu stellen - und dass Serapio diese Macht heute aufs prächtigste anführte, trugt zweifelsohne mehr noch zu Gracchus‘ Entzücken bei. Als der Nachhall der Rufe verklungen war wurde der Opferstier herangeführt - ein kraftstrotzender, rotbrauner Bulle, dessen Fell eingerieben mit Kupferspan weithin rotfarben schimmerte, akzentuiert von den mit einer hauchdünnen Schicht Gold überzogenen Hörnern und Hufen. Um seinen Kopf herum schaukelten bei jedem seiner massigen Schritte die weiß- und rotfarbenen, wollenen infulae und vittae um seinen Kopf, welche aus feinster Lammwolle gesponnen worden waren, und sein Atem dünstete als kleine neblige Wolken aus seiner Nase, als wolle auch er seinen Beitrag zum Voropfer leisten. Abgesehen von einem unflätigen Schnauben - als müsse er allen seine Anwesenheit verkünden - marschierte er bereitwillig, wenn auch allein schon durch seine pure Muskelmasse überaus majestätisch - zum Opferaltar hin. Während die Kette des Stieres dort an einem ehernen Ring im Boden verankert wurde, trat Gracchus mit einer Schale kühlen Quellwassers in der einen und einem Pinsel aus Pferdehaar in der anderen vor den Kaiser und seine Familie hin und besprengte sie - dabei eine uralte liturgische Formel vor sich hinmurmelnd - mit Wasser, um die rituelle Reinigung durchzuführen. Simultan zu dieser Handlung durch den Pontifex pro magistro taten eben dies eine Reihe weiterer Sacerdotes, welche die Soldaten der prätorianischen Garde, sowie die vorderen Reihen der Zuschauer auf eben diese Weise reinigten. Sodann erhob der beste Herold des Cultus Deorum seine Stimme und gebot den Anwesenden mit einem lauten
    “Favete linguis!“
    zu schweigen - doch im Vergleich mit dem vereinten Ruf der Soldaten zuvor klang er an diesem Tage beinahe ein wenig kümmerlich. Indes hatte es ohnehin kaum jemand gewagt nach dem Voropfer seine Stimme auch nur zu einem Flüstern zu erheben, so dass die geforderte Ruhe zweifelsohne gegeben war. Während leises Flötenspiel einsetzte, um dennoch jedes etwaig störende Geräusch zu überdecken, traten zwei Kultdiener zum Augustus hin, um ihm eine Schale mit warmem Wasser zur Handwaschung anzubieten, sowie auf einem silbernen Teller das weiche mallium latum, hernach trug ein weiterer die mola salsa heran. Nachdem der Stier von seinem Schmuck befreit worden war und der Imperator auch die rituelle Entkleidung durchgeführt hatte, trat Gracchus zu ihm hin, sukzessive das Opfergebet einzuflüstern.
    "Mars pater, Vater aller Römer, Herr des Krieges und seiner Streiter!
    Dieser Stier sei Dir gegeben aus freien Stücken, Dein Wohlwollen zu erbitten, Deinen Schutz und Deine Stärke für die treuen Streiter des Imperium Romanum, eingefasst im Abbilde Roms Herrschers und seiner Familie!
    Marspiter, der mit seinem Schild das Imperium schützt und mit seiner Lanze die Feinde des Reiches vernichtet!
    Dieser Stier sei Dir gegeben aus freien Stücken, dass Du das Abbild Roms Herrschers und seiner Familie unter Deine Gunst stellst, dass es Deinen Streitern vorangetragen Roms Söhne beschirmen mag!
    Mamars, waffengewaltiger Lenker und unbezwingbarer Wender der Schlachten!
    Dieser Stier sei Dir gegeben aus freien Stücken, dass du das Abbild Roms Herrschers und seiner Familie mit Deiner Stärke und Deinem Mut beseelst, dass es Deinen Streitern vorangetragen Roms Feinde zerschmettern mag!
    Allgewaltiger Mars, nimm Du unsere Gabe für Dein Wohlwollen, Deinen Schutz und Deine Stärke!“

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    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Es war der Tag der Tage. Heute sollte der letzte entscheidende Schritt getan werden, der den Kaiser vollends in alle Facetten seines Amtes kleidete: Die Weih der Imagines. Durch diesen Akt würde sich das Band der Garde mit dem "neuen" Kaiser schließen. Auch wenn beide Seiten wussten, dass dieses Band so schnell durchschnitten werden konnte, wie die Nornen es mit den Lebensfäden taten, das hatte die Geschichte ja schon bewiesen, gab bis bislang keinen Zweifel daran, dass alles gut werden würde. Der Kaiser schien eine klare Linie zu fahren und schien für seine noch recht kurze Amtszeit doch ziemlich kompetent als mächtigster Mann der Welt. Die Zeit und das ein oder andere Donativum würde darüber entscheiden, wie lange der Aquilier Kaiser sein würde. Heute galt es allerdings für die Garde mit stolz geschwellter Brust der Kaiserfamilie ihre Treue zu schwören.


    Ein schwarzes Meer von Skorpionen hatte sich auf dem Marsfeld versammelt, umringt wurden sie von den schaulustigen Menschen, dem Publikum, sowie einer Tribüne, auf der die Crème de la Crème der Stadt saß.


    Vespa eskortierte an diesem Tag nicht die Kaiserin, während der Tross der Kaiserfamilie auf dem Marsfeld einkehrte. Natürlich, er war schon einmal als Schutzeskorte für die Augusta eingeteilt worden, damals auf dem Markt, aber heute war es ein feierliche Anlass, eine Parade, bei der den dienstältesten Decuriones mit ihren Turmae diese Ehre vorbehalten war, wofür der Grieche vollstes Verständnis hatte. So sah er sich im schwarzen Meer der Skorpione samt seiner Männer eingereiht und wartete, bis die Kaiser Familie vollends eingetroffen war.


    Nachdem der Kaiser eine doch sehr optimistische und in den Ohren der Soldaten gut klingende Rede mit gekonnt politischer Wortwahl gehalten und das Favete linguis gesprochen hatte, begann das Opfer. Zum Beginn des Voropfers traten die Offiziere an die kleineren Altäre, die am heutigen Tage hier aufgebaut worden waren, heran und wuschen sich mit Hilfe der Opferdiener die Hände, um sich für die folgenden Handlungen zu reinigen. Auf dem erhöhten Altar war es nun der Tribun Decimus Serapio, der das Gebet für das Voropfer sprach. Ebenso wie er verhüllten die Offiziere ihre Köpfe und streuten den Weihrauch in die Kohlebecken, sodass sich der duftende Nebel um die heiligen Feldzeichen der Garde windete."IO MAMERCE!", "IO FIDES!", "IO HONOS!" stimmten die Männer samt Vespa mit ein und vollzogen die rituellen Handlungen, die ihr Tribun ebenfalls vollzog. Auch wenn der Grieche nicht viel für den Glauben an die Götter übrig hatte - selbst wenn er im Bürgerkrieg während der Schlacht um Vicetia das ein oder andere mal im Schlachtengetummel nach ihnen gerufen hatte - erfüllte ihn die ganze Szenerie mit stolz. Nicht, weil alle um sie herum die Männer in ihren schwarzen Gardeuniformen bewunderten, egal ob Mann, Frau oder Kind.. er spürte einen gewissen Zusammenhalt, sie waren eine Einheit, jeder dieser Männer hatte es sich verdient hier zu sein und keiner war unehrenhaft. Demnach hatte der Vibier auch am Vortag keine disziplinarischen Schwierigkeiten mit seinen Männern, als er ihnen eintrichterte, dass die Paradeuniformen so blitze-blank wie es eben nur möglich war auszusehen hatten. Es gab eben keinen Ausreisser, keinen Schwachkopf in der Turma wie oftmals bei der Legio, wo er diesen klar machen musste, wo ihr Platz war. Jeder hier wusste wo sein Platz war und war mehr als stolz darauf.


    Als das Voropfer geendet hatte, übernahm einer der Pontifices, vermutlich der höchste unter ihnen, das blutige Opfer.

  • Mit dem Rücken zu den Soldaten, den von seiner Toga bedeckten Kopf zu den Standarten gewandt, verfolgte der Kaiser das Voropfer. Mit Wohlwollen stellte er dabei fest, dass der Decimer eine durchaus gute Figur machte, denn wie man hörte, war nicht nur alles von ihm organisiert worden, sondern er übernahm auch seine Aufgabe vor den Augen seiner Kameraden mit einer Souveränität und Würde, die einem Kommandeur wohl anstand.


    Auch ihn fuhr es aber schließlich eiskalt den Rücken herunter, als das Geschrei aus tausend Kehlen erscholl, das die Götter anrief und zugleich ihr Handeln belegte: Schon jetzt wirkten Honos und Fides in diesen schwarz uniformierten Körpern und gaben ihm das Gefühl, gut beschützt zu sein. Als der Tribun dann seinen Teil abgeschlossen hatte, wandte auch der Aquilier sich nach rechts und sah zu, wie man den Opferstier heranführte. Wie die Prätorianer war er eine imposante Erscheinung und doch so zahm, als würde selbst die Tierwelt sich der Macht dieses Rituals beugen.


    Wie an einem Kiesel perlte kurz darauf das reinigende Wasser an seiner ernsten Miene ab, ehe er vortrat und auch seine sorgfältig manikürten Hände in das kühle Nass tauchte. Beseelt vom martialischen Auftreten der Garde dachte er dabei an seine Hoffnung, das Wasser möge zumindest für diesen Tag alle kleinlichen politischen Kalküle und unheroischen Züge an ihm wegwaschen, um ihn ganz für den göttlichen Mars zu öffnen.


    Dann ließ er sich den Culter reichen und trat näher an den Stier heran, dessen Größe und Kraft ihn zu besonderer Aufmerksamkeit zwang. Die Kette im Boden war sicherlich keine Garantie, dass dieses Vieh unter Kontrolle zu bringen war, wenn es plötzlich ausrastete. Aber er ließ sich von der Entkleidungszeremonie nicht stören, sodass Severus ein wenig erleichtert an seinen Platz an der Seite des Pro Magistro zurückkehren konnte.


    Dann breitete er die arme aus und sprach das Gebet, das Gracchus ihm eingab: "Mars pater, Vater aller Römer, Herr des Krieges und seiner Streiter! Dieser Stier sei Dir gegeben aus freien Stücken, Dein Wohlwollen zu erbitten, Deinen Schutz und Deine Stärke für die treuen Streiter des Imperium Romanum, eingefasst im Abbilde Roms Herrschers und seiner Familie!


    Marspiter, der mit seinem Schild das Imperium schützt und mit seiner Lanze die Feinde des Reiches vernichtet! Dieser Stier sei Dir gegeben aus freien Stücken, dass Du das Abbild Roms Herrschers und seiner Familie unter Deine Gunst stellst, dass es Deinen Streitern vorangetragen Roms Söhne beschirmen mag!


    Mamars, waffengewaltiger Lenker und unbezwingbarer Wender der Schlachten! Dieser Stier sei Dir gegeben aus freien Stücken, dass du das Abbild Roms Herrschers und seiner Familie mit Deiner Stärke und Deinem Mut beseelst, dass es Deinen Streitern vorangetragen Roms Feinde zerschmettern mag!


    Allgewaltiger Mars, nimm Du unsere Gabe für Dein Wohlwollen, Deinen Schutz und Deine Stärke!" Langsam wurde er immer geübter im Nachsprechen der Opferformeln, sodass es beinahe wirkte, als spräche er sich aus dem Gedächtnis, wie Severus zufrieden feststellte.


    Für den Rest brauchte er jedoch keine Regieanweisungen mehr: Die Kette des Stiers wurde angezogen, sodass das Riesenvieh seinen Kopf neigte. Ein Stier von einem Mann trat hinzu, einen mächtigen Opferhammer in der Hand. Ein weiterer, nicht ganz so eindrucksvoller Minister hielt das Opfermesser parat und fragte laut: "Agone?"


    "Age!" rief der Kaiser und ein Krachen von Knochen und ein langgezogener Schrei schallten über das Marsfeld. Als der Aquilier das zuckende Monstrum betrachtete, kamen ihm wieder philosophische Gedanken: Alle Kraft und alles Äußere hatten den Stier nicht vor einem raschen Ende bewahrt. Zumindest würde er zur Ehre des Kriegsgottes dienen.

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  • Bisweilen kam es Gracchus in den Augenblicken der Schlachtung vor als würde die Zeit ein wenig langsamer verlaufen als sonst, ein wenig gedehnter, zähflüssigem Honig gleich, in jenem Zeitpunkt da die Tiere irgendwo zischen Leben und Tod verharrten, da bereits das rotfarbene Blut aus ihren Kehlen schoss, doch gleichsam ihre Augen noch zwinkerten, ihre Ohren noch zuckten. Schlussendlich hauchte der Stier seinen letzten Atemzug während ein Kulthelfer bereits die zweite Schale mit Blut an seiner Kehle auffing - jenes Blut, welchem bei Annahme des Opfers mystische Kräfte würde zugesprochen werden, welches die Macht in sich barg, die abscheulichsten Flüche zu brechen. Insgesamt fünf Schalen wurden gefüllt und zu den beiden vorigen getragen, welche über glühenden Kohlen erwärmt wurden, um zu verhindern, dass das Blut gerinnen würde. Ein victimarius trennte sodann die dicke Bauchdecke des Stieres auf, verschwand beinahe selbst im Inneren des massigen Leibes und entnahm kunstfertig die vitalia, welche auf einer güldenen patera an den Opferaltar herangetragen wurden. Sorgsam begutachtete Gracchus die Eingeweide - denn obgleich das Ergebnis bereits fest stand, so musste nicht nur der Anschein ausgiebiger Prüfung erweckt werden, sondern ob des Opferherren auch der tatsächliche Wille der Götter eruiert werden, um den weiteren Kurs des Cultus zu bestimmen.
    "Litatio!
    verkündete der Pontifex pro magistro schlussendlich und legte die vitalia zurück, welche vorerst auf dem Altar würden verharren bis nach den nun anschließenden Opferungen für Fides und Honos.

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  • Beflügelt vom Donnergrollen der Stimmen, der aufwogende Stimmung der Masse, der gewaltigen Kraft die sich hier auf dem Marsfeld ballte... da sah ich ihn: den Genius der Garde, wie ein einziger gigantischer Skorpion, sich aufrichtend, höher als die Hügel der Stadt, in seinem nachtschwarzen Insektenpanzer, wie er den Stachel reckte, und.... uiuiui, ich hatte wohl eine ganze Menge von dem Räucherwerk eingeatmet.... Ich atmete, blinzelte, und der Riesenskorpion zerfiel wieder in die einzelnen Einheiten, Reihen, Gardesoldaten...
    Entrückt verfolgte ich den Fortgang der Zeremonie...... nahm Manius' Flüstern gerade noch wie ein leises Raunen wahr, auf das wie ein Echo, doch ein verkehrtes, da vielfach verstärktes Echo, das Gebet des Kaisers folgte. Darauf die Opferung des gewaltigen Stieres, immer wieder ein Sinnbild dafür wie Menschenverstand und Menschenkraft siegten über die urtümlichen, uralten Kräfte des Kosmos... das Sterben des Ungetüms.... heftig herausspritzend das kostbare wunderkräftige Blut, so rot, so glühend wildrot leuchtend in diesen grauen Tag hinein, dass jede andere Farbe verblasste, fahl und unwirklich wurde, vor dem ROT allen ROTS...
    ...und der Gestank der Eingeweide, und die schöne Klarheit in Manius' konzentrierten Zügen, wie er kundig aus dem Chaos glitschigen Gewühls und fettflockigen Gekröses die Botschaft herauslas.

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    Klient - Decima Lucilla

  • Die Annahme des Opfers an Mars war gerade verkündet, da wurde bereits das nächste Opfertier herbeigeführt - eine Löwin. Selbst die Kette um ihren Hals änderte nichts an der Eleganz und Grazie, mit welcher die Katze über das Feld schritt, ihr helles, gekalktes Fell elfenbeinfarbig, samtig glänzend. Ein leises Raunen ging durch die Menge, denn ein solches Opfer war nicht nur Rarität und zeigte die Außergewöhnlichkeit des gesamten Ritus, darüberhinaus sah man in Rom ein solch exotisches Tier üblicherweise nur in der Arena - und dort nur in der Nähe von verurteilten Verbrechern oder aber geschulten Gladiatoren, nicht jedoch gefährlich nahe des Augustus und seiner Familie! Selbstredend waren die Sinne der Raubkatze ebenfalls mit Rauschmitteln ein wenig betäubt, worden, dennoch war zur Sicherheit ein Tierbändiger aus der scholae bestiarum bestellt worden, um sie zu führen und später den Opferschnitt durchzuführen. Als sie am Platz des Opfers angekommen waren, zog jener Mann ein wenig an der Kette, dass die Löwin ihren Unmut in einem hoheitsvollen Fauchen kundtat - welches von Außen betrachtet überaus perniziös wirkte, indes für das Tier nicht mehr als eine träge Andeutung darstellte. Zwei Kulthelfer traten zur Augusta, der Opferherrin dieser Opferung - welcher zuvor die Ungefährlichkeit des Tieres versichert worden und die lediglich instruiert worden war, keine allzu hektischen Bewegungen vor der Raubkatze durchzuführen -, und boten ihr Wasser und das weiche Tuch zur Handwaschung an. Nach der Weihung der Löwin und ihrer rituellen Entkleidung trat Gracchus neben die Augusta und flüsterte nun auch ihr das Opfergebet ein - wobei es ihn durchaus ein wenig mühte, sich vollends auf die Worte zu konzentrieren und nicht die Löwin argwöhnisch zu beäugen, war er doch hin- und hergerissen zwischen der Bewunderung ihrer Anmut und der Furcht vor ihrer Wildheit.
    "Fides populi romani, Treue des römischen Volkes, Herrin der Schwüre und beeideten Worte!
    Diese Löwin sei Dir gegeben aus freien Stücken, Dein Wohlwollen zu erbitten, Deinen Schutz und Deine Standhaftigkeit für die treuen Streiter des Imperium Romanum, eingefasst im Abbilde Roms Herrschers und seiner Familie!
    Fides publica, Treue des römischen Staates, die das Imperium in seinen Überzeugungen und Grundfesten stützt!
    Diese Löwin sei Dir gegeben aus freien Stücken, dass Du das Abbild Roms Herrschers und seiner Familie unter Deine Gunst stellst, dass es Deinen Streitern vorangetragen Roms Söhne beschirmen mag!
    Fides exercitus, Loyalität der römischen Soldaten, Bewahrerin der Eide und Gelübde, welche die Herzen unserer Streiter erfüllt!
    Diese Löwin sei Dir gegeben aus freien Stücken, dass du das Abbild Roms Herrschers und seiner Familie mit Deiner Treue und Deiner Stärke beseelst, dass es Deinen Streitern vorangetragen Roms Feinde zerschmettern mag!
    Allgewaltige Fides, nimm Du unsere Gabe für Dein Wohlwollen, Deinen Schutz und Deine Gunst!“

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  • Als die Opferhelfer die Bauchdecke des Stiers öffneten und seine Eingeweide herausrissen, fühlte der Kaiser sich seltsam an so manchen Kaisermord erinnert. Caligula hatten sie damals auch in Stücke gehackt. Aber glücklicherweise blieb es ihm in dieser Stimmung zumindest erspart, die Vitalia selbst zu überprüfen. Das Ergebnis stimmte trotzdem. Gut hatte es der Flavier gemacht.


    Damit war sein Teil des Opfers weitgehend beendet und die nächste Göttergabe wurde vorgeführt. Eine Löwin für Veturia passte auch erstaunlich gut auf seine junge Frau, die noch so voller Energie war. Dies war einer der ersten Auftritte für seine Frau, bei der sie mehr tun musste als lächeln und winken. Und so war der Kaiser gespannt, wie sie sich schlug.

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  • Auch der Augusta lief es kalt den Rücken herunter. Sie ar voller Ehrfurcht und Bewunderung. Ein schwarzes Meer tat sich da vor ihren Augen auf und wie aus einem Munde sprachen dieses Männer und riefen die Götter an. Ja dies war ein wahrlich erhebender Moment. Zu gern hätte sich die Augusta in diesem Moment verloren, doch sie wusste, dass auch ihr noch eine gewichtige Rolle bevorstand. So versuchte sie nun also ire Nervosität abzulegen und sich auf ihre Aufgabe zu konzentrieren. Hier und heute würde sie nun also ihren ersten öffentlichen und offiziellen Auftritt haben, bei dem sie nicht nur Dekoration war.


    Sie überprüfte nochmal den Sitz ihres Tuches, welches ihre Haare bedeckte.
    Ihr Blick fiel nun auf das stolze und wilde Tier. Ja dies war wohl ein angemessenes Opfer so wiederholte sie nun laut und deutlich die Worte die ihr eingeflüstert wurden.


    "Fides populi romani, Treue des römischen Volkes, Herrin der Schwüre und beeideten Worte!
    Diese Löwin sei Dir gegeben aus freien Stücken, Dein Wohlwollen zu erbitten, Deinen Schutz und Deine Standhaftigkeit für die treuen Streiter des Imperium Romanum, eingefasst im Abbilde Roms Herrschers und seiner Familie!
    Fides publica, Treue des römischen Staates, die das Imperium in seinen Überzeugungen und Grundfesten stützt!
    Diese Löwin sei Dir gegeben aus freien Stücken, dass Du das Abbild Roms Herrschers und seiner Familie unter Deine Gunst stellst, dass es Deinen Streitern vorangetragen Roms Söhne beschirmen mag!Fides exercitus, Loyalität der römischen Soldaten, Bewahrerin der Eide und Gelübde, welche die Herzen unserer Streiter erfüllt!
    Diese Löwin sei Dir gegeben aus freien Stücken, dass du das Abbild Roms Herrschers und seiner Familie mit Deiner Treue und Deiner Stärke beseelst, dass es Deinen Streitern vorangetragen Roms Feinde zerschmettern mag!
    Allgewaltige Fides, nimm Du unsere Gabe für Dein Wohlwollen, Deinen Schutz und Deine Gunst!“


    Ja so mancher war nun wohl erstaunt, auch wenn die Kaiserin zierlich wirken mochte, so hatte sie doch eine kräftige Stimme, die unterstütze vom Wind bis zu den letzten Reihen der Prätorianer und auch bis zu den letzten Plätzen der Zuschauer getragen wurde.


    Nun wenige Augenblicke später standen die beiden Männer die schon den Stier geofert hatten wieder bereit. Der Mann mit dem Opfermesser sah die Kaiserin an. "Agone?" fragte er laut.


    "Age!" lautet die Antwort und damit war das Schicksal der Löwin besiegelt. Nun Momente später hauchte diese mit einem leisen Röcheln ihr Leben aus.

  • Wiederum wurden einige Schalen vom Blute des Opfertieres aufgefangen, etwas weniger zwar als bei dem Stier, was schlichtweg der unterschiedlichen Größe der Tiere geschuldet war, doch hinlänglich genügend als dass es ein schlechten Omen mochte darstellen. Auch die vitalia der Löwin waren ein wenig kleiner als die des Rindes, und es war das erste mal überhaupt, dass Gracchus die Innereien einer Raubkatze begutachtete. Viel Unterschied zu denen eines Schafes oder eines Schweines konnte er indes nicht entdecken, was ihn ein wenig verwunderte, hätte er doch geglaubt das Herz einer Löwin etwa wäre gewiss viel größer als das eines Schafes. Die Similarität jedoch half ihm zumindest dabei ausschließen zu können, dass die Organe nicht annehmbar waren, so dass er schlussendlich auch für dieses Opfer verkünden konnte:
    "Litatio!"
    , so dass nun das letzte Opfertier - jenes für Honos - an der Reihe war in die göttlichen Gefilde überzugehen.

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  • Was für ein wunderschönes, tödliches, wie aus einem Traum entsprungenes Tier... und wie kraftvoll unsere Augusta die Worte des Pontifex erklingen ließ. Fides des Volkes, Fides des Staates, Fides des Soldaten, die Worte erhoben sich, riefen das Unsterbliche, vergegenwärtigten die Pflichten, und hellsichtig durch das Übermaß an Räucherwerk verlor ich mich um ein weiteres Mal im Bann von Manius' Worten – Manius' Worten, die mich von jeher verzaubert hatten – Manius' Worte in feuriger Klarheit ausgesprochen von unserer umschwärmten jungen Kaiserin... und... wo war ich... - ja... - ja, sichtbar und greifbar wurden in diesen machtvollen Worten mit einem Mal die Bande, die sich um uns alle, ausnahmslos alle Menschen hier auf dem Marsfeld schlangen und uns, Volk, Kaiser, Soldaten, uns banden und hielten, Halt und Fessel, Pflicht und Steg, Wehr des Zerfalls, Webmuster des Staates... und uns unausweichlich zu einem Größeren verknüpften.
    Blut, Blut, Blut. Metallischer Dampf und Litatio.
    Nun war es am Caesar, die heutige Trias zu vervollständigen, am Caesar wie Horus-Harpokrates zu Isis und Serapis zu treten. Eine kaiserliche Familie wie die göttliche Familie. Honos, Faustus, nicht Horus. Ja, Honos. Zu Fides und Mars.
    Oh, dieses Adlerholz. Wo man das wohl in dieser Qualität kaufen konnte? Sicher hatte der Cultus Deorum da seine geheimen Quellen...

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  • Hatte so manch ein Zuschauer wohl geglaubt die Löwin stelle bereits den Höhepunkt der Exotik dieses Rituales dar, so musste diese Ansicht zweifelsohne revidiert werden - wurde doch nun an einer Kette ein Löwe herbeigeführt. Stattlich bauschte seine sandfarbene Mähne sich um den Kopf, durchzogen von den rot- und weißfarbenen Bändern des Opferschmuckes, wehten einzelne Strähnen im lauen Wind, dass Gracchus sich für einen kurzen Augenblick die Frage stellte, ob gar ein Tonsor herangezogen worden war, das Opfertier vorzubereiten. Obgleich auch der Löwe selbstredend zuvor ein wenig ruhig gestellt worden war, musste der Tierbänder nicht erst nachhelfen, um seine beeindruckende Stärke vorzuführen, denn angeregt durch den Duft aus frischem Blut und Fleisch brüllte das Tier auf halbem Wege auf, dass dies zweifelsohne bis in die letzten Reihen der Zuschauer zu vernehmen war, während die vorderen Ränge sich auch der furchteinflößenden Zähne des Löwen konnten versichern. Da es aus kultischer Sicht nicht zulässig war zum Schutz des Opferherren einem Tier seine charakterlichen Züge zu nehmen etwa durch das entfernen der Reißzähne oder das Ziehen der Klauen, indes an diesem Tage nichts geringeres auf dem Spiel stand als die Sicherheit des Caesars, respektive der gesamten kaiserlichen Familie, wurde der Löwe nicht nur an seiner Kette um den Hals auf dem Opferplatz befestigt, sondern ihm gleichsam auch um die Klauen eherne Fesseln gelegt. Mit ruhigen, bedachten Bewegungen - um das Tier nicht weiter anzuregen - wurden die notwendigen rituellen Handlungen durch die Kulthelfer unterstützt, und als Aquilius Bala schlussendlich mit dem Opfermesser über den Rücken des Tieres gefahren war, trat auch Gracchus ein wenig näher an den Löwen - welcher ihn weit weniger schreckte als die Löwin zuvor -, um dem Caesar das Opfergebet zu soufflieren.
    “Honos populi romani, Würde des römischen Volkes, Herr der rechtschaffenen Taten, der Du Rom zu wahrer Größe führst!
    Dieser Löwe sei Dir gegeben aus freien Stücken, Dein Wohlwollen zu erbitten, Deinen Schutz und Deine Stärke für die treuen Streiter des Imperium Romanum, eingefasst im Abbilde Roms Herrschers und seiner Familie!
    Honos divinus, Ehre und Hehrheit des römischen Staates, der du die Erhabenheit des Imperium in Deinen Händen trägst,
    Dieser Löwe sei Dir gegeben aus freien Stücken, dass Du das Abbild Roms Herrschers und seiner Familie unter Deine Gunst stellst, dass es Deinen Streitern vorangetragen Roms Söhne beschirmen mag!
    Honos exercitus, Herr des kriegerischen Ruhmes, Lenker triumphaler Siege, der Du die Herzen unserer Soldaten mit Ehrenhaftigkeit erfüllst,
    Dieser Löwe sei Dir gegeben aus freien Stücken, dass Du das Abbild Roms Herrschers und seiner Familie mit Deiner Würde und Deiner Stärke beseelst, dass es Deinen Streitern vorangetragen Roms Feinde bezwingen mag!
    Allgewaltiger Honos, nimm Du unsere Gabe für Dein Wohlwollen, Deinen Schutz und Deine Stärke!“

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  • Der Stier, den der Kaiser opferte, erfüllte den Standard eines großen Opfers. Die Löwin, die daraufhin von der Augusta geopfert wurde, übertraf jedoch bereits alles, was der Caesar bisher im Rahmen eines öffentlichen Opfers gesehen hatte. Er musste sich zwingen, nicht zurückzuweichen, als die große afrikanische Wildkatze fauchend ihren Unmut kundtat. Appius Aquilius Bala hatte größten Respekt vor den exotischen Tieren, deren Gefährlichkeit er bereits an vielen Arenatagen hatte studieren können. Um seine Nervosität angesichts der Raubkatze zu verbergen, ließ Bala seinen Blick über die waffenstarrenden Reihen der Garde schweifen. Der herrliche Anblick der Milites in ihren prächtigen Harnischen ließ sein Herz höher schlagen. Balas Blick blieb kurzzeitig an Faustus Decimus Serapio hängen, der mit seltsam verklärtem Blick in die Luft starrte. Der Tribun war manchmal schon ein komischer Kauz, befand der Caesar. Seine Gedanken wurden jedoch unterbrochen vom Tod der Löwin. Fast bedauerte Bala das Ableben dieses stolzen Tieres, wäre da nicht auch die Beruhigung über die Beseitigung der latenten Gefahr, die von der Raubkatze ausgegangen war.


    Doch jetzt stieg dem Caesar erneut die Nervosität in den Hals, da er sich seiner näherrückenden Rolle in diesem Spektakel erinnerte. Alles reine Routine, dachte Bala sich und atmete tief durch. Der flavische Pontifex würde ihm helfen. Es konnte nichts schief gehen.


    Und dann brachten sie den Löwen auf das Marsfeld! Welch Ungetüm! Welch Bestie! Bala stockte der Atem. Je näher der Löwe an ihn herangeführt wurde, desto weicher wurden seine Knie. Bona dea, hoffentlich haben die Priester diesem Vieh genügend Rauschmittel eingeflößt, hoffte der Caesar inständig. Das Brüllen des Löwen fuhr ihm durch Mark und Bein. Bala riss erschrocken die Augen auf. Sein Nackenhaar stellte sich auf. Ruhig Blut, Appius, dachte er sich. Der Löwe soll geopfert werden, nicht du. Er schluckte sein Entsetzen herunter im Versuch seine Fassung zu wahren, was ihm letztlich gelang. Etwas mechanisch führte er sodann die nötigen Opferhandlungen durch. Nach der rituellen Reinigung weihte Bala, nun das Haupt mit seiner Toga bedeckt, den Löwen mit der mola salsa. Er war froh um die Unterstützung durch die Opferhelfer, denn ganz Rom sah in diesem Augenblick auf ihn. Jetzt bloß keine Fehler machen!


    Er beging keinen Fehler. Mars ist mit mir, rief Bala sich in Erinnerung und so gestärkt fasste er sich ein Herz und brachte die Zeremonie zum Ende. Mit dem Opfermesser fuhr er über den Rücken des Löwen und breitete sodann die Arme für das Opfergebet aus, das der flavische Pontifex ihm soufflierte:
    “Honos populi romani, Würde des römischen Volkes, Herr der rechtschaffenen Taten, der Du Rom zu wahrer Größe führst!
    Dieser Löwe sei Dir gegeben aus freien Stücken, Dein Wohlwollen zu erbitten, Deinen Schutz und Deine Stärke für die treuen Streiter des Imperium Romanum, eingefasst im Abbilde Roms Herrschers und seiner Familie!
    Honos divinus, Ehre und Hehrheit des römischen Staates, der du die Erhabenheit des Imperium in Deinen Händen trägst,
    Dieser Löwe sei Dir gegeben aus freien Stücken, dass Du das Abbild Roms Herrschers und seiner Familie unter Deine Gunst stellst, dass es Deinen Streitern vorangetragen Roms Söhne beschirmen mag!
    Honos exercitus, Herr des kriegerischen Ruhmes, Lenker triumphaler Siege, der Du die Herzen unserer Soldaten mit Ehrenhaftigkeit erfüllst,
    Dieser Löwe sei Dir gegeben aus freien Stücken, dass Du das Abbild Roms Herrschers und seiner Familie mit Deiner Würde und Deiner Stärke beseelst, dass es Deinen Streitern vorangetragen Roms Feinde bezwingen mag!
    Allgewaltiger Honos, nimm Du unsere Gabe für Dein Wohlwollen, Deinen Schutz und Deine Stärke!“


    Der Caesar ließ nach einem Moment der Stille die Arme wieder sinken und ließ noch einen weiteren Augenblick verstreichen, bevor er zum Minister hinübersah. Dieser fragte das obligatorische "Agone?" Appius Aquilius Bala zögerte nicht. "Age!" Mit weiterhin erhöhtem Herzschlag aber in der Gewissheit, dass Mars ihn schützte, erwartete der Caesar das Ende der Bestie.

  • Ein Schlag mit dem malleus auf den Hinterkopf brachte den Löwen beinahe um seine Besinnung, so dass er den im nächsten Herzschlag folgenden Kehlschnitt allfällig nicht einmal mehr registrierte. Einen letzten Augenblick wehten einige Strähnen der prächtigen Mähne um sein Haupt ehedem der Körper der Raubkatze auf der Seite aufschlug und ein Schwall des dunkelrotfarbenen Blutes sich auf den bereits befleckten steinernen Grund ergoss. Rasch wurde eine patera angereicht, um den Lebenssaft aufzufangen, zwei weitere noch folgten dieser hernach, das übrige Blut sammelte sich sodann um den toten Löwen als der Schlächter ihn ausnahm und die vitalia aus seinem Inneren schnitt. Gracchus musste wohl eingestehen, dass dieses Ende als Gabe für die Götter einem solch majestätischen Tier weitaus angemessener war - wenn auch aus Sicht der Raubkatze nicht minder deplorabel - als jenes langsame Hinscheiden, welches seinen eigenen Löwen einst hatte ereilt. Bedächtig begutachtete er die Innereien, suchte nach Makeln auf der glitschigen Oberfläche, nach Verfärbungen und Knoten oder sonstig abnormalen Zeichen. Letztlich blickte der Pontifex auf und verkündete:
    "Litatio!"
    Eilig wurden die Überreste des Opfertieres beiseite geschafft, um Platz zu machen für das Zeremoniell das nun folgte, denn die vitalia würden erst nach dem Kochen dem Opferfeuer übergeben. Eine tragbare Feuerstelle mit glimmenden Kohlen wurde herbeigetragen, darüber eine große, golden glänzende Schale platziert, ehedem Fanfarenstöße ertönten, um noch einmal Ruhe einzufordern. Gracchus trat hervor, noch immer das Haupt mit einem Zipfel seiner weißfarbenen Toga bedeckt, und erhob die Stimme - zu den Opferherren und Zuschauern, doch mehr noch zu den Prätorianern.
    "Die Götter haben entschieden! Mit Wohlgefallen haben Mars, Fides und Honos unsere Gaben angenommen und konsentieren der prätorianischen Garde ihren göttli'hen Schutz und ihre göttliche Gunst zu gewähren, die Herzen der Praetorianer mit Stärke, Treue und Ehrenhaftigkeit zu erfüllen, auf dass sie das das Wohl des Imperator Casesar Tiberius Aquilius Severus Augustus und seiner Familie - das Wohle Roms - zu schützen vermögen! Durch die Kraft des ihnen geopferten Lebens wird ihre göttliche Stärke in jedem Augenblicke eures Tuns präsent sein und euch ermä'htigen, eure Pflicht zu erfüllen, euch gemahnen an euren Eid, aber auch an das Ver..trauen und die Zuversicht, welche Rom in euch setzt!"
    Zu seiner Seite hatten sich die ministri eingefunden, die auf ledernen Tüchern die warmen Schalen mit dem aufgefangenen Blut der Opfertiere trugen. Während ein leises Trommeln einsetzte nahm Gracchus die erste Schale - eine von jenen, welche das Blut des Stieres enthielten, und goss den roten Lebenssaft weihevoll in die große goldfarbene Schale hinein, dabei einige altlatinische Worte raunend, um die Kraft des Opfers zu binden. Auf diese Weise wurde auch das weitere Blut des Stieres, des Löwen und der Löwin beigefügt und zuletzt mit einem goldenen Stab ein wenig vermengt. Sodann marschierte eine Riege kaiserlicher Beamten auf, allesamt in weißfarbenen Tuniken mit goldenen Rändern und efeubekränzten Köpfen, in ihren Händen purpurfarbene, samtige Kissen, auf welchen die neuen Imagines noch unberührt glänzten. Einer um den anderen trat vor den Pontifex pro magistro hin, der ein zu einem Pinsel geformten Büschel aus weißfarbenem Pferdeschwanzhaar in das vermengte Blut tunkte und sodann die Bildnisse der kaiserlichen Familie damit besprengte - so dass das erste Blut, welches die Imagines benetzte stets das den Göttern geweihte war. Die Beamten waren beinahe schon alle an ihm vorbeigegangen als Gracchus bei der Weihe seinen Arm ein wenig ungeschickt über die Schale hielt und beim Zurückziehen - ganz wie zufällig - ein Zipfel der Toga sich in den roten Lebenssaft hin eintauchte. Gänzlich professionell ignorierte er dieses vermeintliche Malheur, denn letztlich war es nicht weiter ungewöhnlich, dass das Gewand des Pontifex oder des Opferherren während eines Ritus Spuren des Opfers erhielt. Nachdem alle Beamten samt ihrer Kissen voll Imagines an ihm waren vorübergeschritten - weiter zur kaiserlichen Familie hin - traten nun unter militärisch knappem Kommando und Fanfarenstoß die Standartenträger der Prätorianer hervor. Nur vor der göttlichen Macht oder dem Imperator Augustus war es ihnen erlaubt, ehrenvoll ihre Standarte zu senken - und an diesem Tage taten sie beides. Zuerst zogen sie an Gracchus vorbei, welcher nun auch Standarte um Standarte mit dem Opferblut benetzte und der Kraft der Götter weihte, und der dabei nicht umhin kam durchaus ein wenig persönlichen Gefallen zu finden an dem prächtigen Anblick der herausgeputzten Signiferi. Sodann traten sie zur kaiserlichen Familie hin, um die Imagines aus deren Hände zu empfangen.

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  • Der Kaiser war ganz glücklich, dass er die Opferung des eindrucksvollen Löwen seinem Sohn überlassen konnte. Er kannte Appius gut genug, dass er erkennen konnte, dass auch der Caesar sich zusammennehmen musste, um die Weihe des Raubtiers zu vollziehen. Alles andere schien dann wieder ganz dem Schema zu entsprechen, das auch bei seinem Stier abgelaufen war.


    Nach der Opferzeremonie folgte nun die eigentliche Weihe der Imagines, die sein pro Magistro übernahm. Beim Anblick der heißen Schale kam Severus kurz der Gedanke an die zahlreichen Garküchen Roms, wo leckere Eintöpfe in weniger edlen Gefäßen, aber auch ähnliche Weise zubereitet wurden. Schade, dass er kaum mehr die Gelegenheit hatte, durch die Gassen Roms zu spazieren. Als die Imagines dann zu seiner Familie gebracht wurden, nahm er bereits sein eigenes Kultbild, um es genauer zu betrachten. Trotz der Blutflecken darauf zeichnete sich sein Profil deutlich ab. Nur ob seine Haut wirklich noch so makellos war wie die des bärtigen Kaisers, wagte er zu bezweifeln. Für Zweifler war sein Name aber rundherum angebracht.


    Der Fanfarenstoß riss ihn aus seinen Gedanken und ließ ihn wieder einmal über die makellose Formalausbildung der Prätorianer staunen. Wie ein Mann traten die Signiferi vor. Und dann war die kaiserliche Familie wieder an der Reihe: Der Aquilier trat, gefolgt von Frau und Sohn, vor und ging die Reihe der Feldzeichenträger ab. Mit der Hand berührte er jede einzelne, als ziehe er sie heran, um dann die runde Scheibe an ihren Träger zu überreichen. Jedem der tapferen Soldaten schenkte er einen ernsten, langen Blick, ehe er weiterging. Nach dem fünfzehnten Gesicht nahm die Intensität des Blickkontakts zwar etwas ab, aber nur bis der Kaiser dies registrierte. Denn ihm war natürlich wohl bewusst, dass diese tapferen Recken Mann für Mann mindestens einen Augenblick Aufmerksamkeit verdient hatten! Und so gewährte er den letzten beiden Signiferi einen besonders langen Blick und sogar ein geflüstertes: "Danke für euren Dienst!" Dem letzten legte er zusätzlich kurz die Hand auf die breite Schulter und drückte sie, ehe er sich umwandte und an die Seite des flavischen Pontifex zurückkehrte.

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  • Eine kalte Bö fegte über den Platz. Fasziniert verfolgte ich das letzte und spektakulärste Opfer. Was für ein Ungetüm hatten wir da beschafft! Ja, sowas bekam man eben nur bei einer Imagoweihe geboten. Wenn da mal nur alles glatt ging! Dem jungen Caesar war hier wahrlich die Gelegenheit geboten, sich dem Volk als "kühner Prinz" zu präsentieren. Und er nutzte diese, unter dem atemlosen Staunen der Menge.
    Damit war die Trias komplett und die Zeremonie nahm mit der eigentlichen Weihe der Imagines durch den Pontifex höchst gravitätisch ihren Lauf. Alles griff ineinander wie die gutgeölten Räder eines Automaton. Der Kaiser betrachtete sein Portrait und schien zufrieden damit. Gut. (Hoffentlich war das auch bei der Augusta der Fall. Den ersten Schwung der Scheiben mit ihrem Antlitz hatte ich ja wieder einschmelzen lassen, weil man ihrem Portrait ein Doppelkinn verpasst hatte... Die zweite Version war in meinen Augen gut gelungen... höchstens die Ohren etwas zu prominent, womöglich, dafür die Frisur sehr hübsch getroffen – aber die weibliche Eitelkeit war ja bisweilen eine unberechenbare Naturgewalt.)
    Was hätte ich ausserdem dafür gegeben, mir ein kleines Fläschchen von dem wundermächtigen Opferblut abzuzweigen...! Aber da war ich wohl nicht der einzige. Es fand seinen Weg auf die Imagoscheiben und auf die Standarten, weihte die Wohnstatt unseres Korpsgeistes, und die Imagines gingen durch die Hände der in ihnen Verkörperten wiederum zu den Standarten.


    Der Kaiser ehrte unsere Signiferi – und damit natürlich die gesamte Einheit - beifällig sah ich wie er sich die Zeit nahm die Imagines ihrer Bedeutsamkeit angemessen zu übergeben. Eine kluge Geste, genauso wie vorhin, als er unsere ganze Formation abgeritten hatte. Es war mir eine Genugtuung, die Garde, die unter Cornelius Regime ein so unangemessenes Schattendasein gefristet hatte, nun endlich wieder in aller Öffentlichkeit in Aktion und geehrt zu sehen. Unbezahlbar waren solche Gesten für die Moral der Männer.

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