“Nunja, wenn es eine einfache Aufgabe wäre, hätte jemand anderes sie sicherlich schon ausgeführt“, meinte Sextus nur möglichst bescheiden und war schon einmal erleichtert, dass der Purgitier sich beteiligen wollte. Denn allein das schon würde die Menge an Senatsdebatten verringern. Im Gegensatz zu Sextus hatte der Consular durchaus eine treue Anhängerschaft unter den anderen Senatoren und eine Menge anderer, die auf seinen Rat hörten. Würde Sextus seine Vorschläge allein einbringen wollen, würden die Debatten sicherlich sehr viel lauter und energischer vonstatten gehen.
“Genau deshalb würde ich eine Gesamt-Neufassung anstreben: Um mögliche Debatten möglichst zu bündeln und sich nicht wieder in zu vielen Einzeldiskussionen zu verlieren, wie es bislang der Fall war.“ Abgesehen davon, dass so durch das Große und Ganze vielleicht einige Punkte in Angriff genommen werden konnten, die bislang immer totdiskutiert und daher nie zur Abstimmung gebracht worden waren.
“Und natürlich habe ich auch eine... nennen wir es Wunschliste an Dingen, die ich geändert wissen wollen würde. Vornehmlich natürlich das Ausmerzen der Ungenauigkeiten, die bislang zuviel Spekulationsraum offen ließen, was auch in den letzten Debatten zum Thema oder Gerichtsverhandlungen deutlich wurde. Also beispielsweise eine genauere Definition, welche Betriebe nun für Senatoren angemessen sind und welche nicht, ebenso wie die Frage, unter welchen Umständen nun Städte Waren anbieten dürfen, und zu welchen Preisen. Dazu finde ich den jetzigen Paragraphen bezüglich der Sklaven recht schwammig formuliert, denn kaum jemand würde wohl einem von einem Freien eingesetzten Verwalter das Recht ernsthaft absprechen, einen Betrieb im Auftrag des Herren zu führen, nur weil der Verwalter ein Sklave ist. Außerdem würde ich durch einige kleinere Änderungen gerne die Märkte insoweit stärken, dass wieder mehr Angebote zu finden sind. Einige Waren sind schon seit Jahren nur noch schwer oder völlig überteuert zu erhalten...
Und noch einige Kleinigkeiten. Du hast aber sicherlich auch einige Punkte, die du besonders ändernswert hältst, und selbstverständlich möchte ich auch zu meinen Ideen gerne ausführlich deine Meinung hören.“ Sonst hätte Sextus ja nicht fragen brauchen, wenn er nur seine eigenen Ideen durchzudrücken gedachte. “Allerdings ist wohl hier und jetzt nicht der geeignete Rahmen, das alles haarklein durchzusprechen. Am Ende werden hier noch Pferde scheu, weil jemand nur zur Hälfte mithört, und morgen verkünden die Ausrufer der Acta Diurna Dinge, die noch gar nicht spruchreif sind. Daher wäre es mir eine große Freude, dich in die Villa Aurelia einzuladen. Da haben wir es auch etwas bequemer als hier auf der Tribüne. Wenn du in naher Zukunft Zeit hast, natürlich.“
Außerdem konnte Sextus so noch einen weiteren Plan, den er gerade entwickelte, lancieren.
[Campus Martius] Decimischer Kommandowechsel
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Ha! Nicht nur meine Rede, auch mein Vorhaben mit dem Denkmal hatte Anklang gefunden. Der Kaiser selbst wollte es unterstützen, ausdrücklich sogar – damit war die Sache ja wohl geritzt. Beschwingt von meinem erfolgreichen Auftritt, berauscht vom Jubel und dem ganzen Brimborium, trat ich schneidig von den Tribüne ab, und kehrte zurück zu meiner Truppe, um den zweiten Teil der Zeremonie von dort und wieder hoch zu Ross zu verfolgen. Den erzwungenen Abschied meines Vaters sah ich ja durchaus zwiespältig. Immerhin wurde er hier in diesem Rahmen mit der angemessenen Ehrerbietung von seiner Präfektur verabschiedet.
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Macer hörte interessiert zu, was Aurelius Lupus ihm erzählte. Mal nickte er dezent, mal wog er den Kopf leicht hin und her, als wenn er noch nicht völlig überzeugt war. Auch auf die Erwähnung hin, dass er selber vielleicht Ideen hätte, blieb seine Gestik und Mimik eher vage, denn so spontan fiel ihm natürlich erst einmal nichts ein. Dazu musste er definitiv gründlicher in sich gehen und vielleicht auch den Gesetzestext zur Hand nehmen, was beides hier zu dieser Zeit und an diesem Ort kaum möglich war. Daher nickte er auch zustimmend zu dem Vorschlag, das Gespräch später in der Villa Aurelia fortzuführen. "Gerne nehme ich diese Einladung an. Ich denke, es sollte ich ein Termin in nahe Zukunft finden lassen. An welchen Tag hattest du gedacht?", erkundigte er sich.
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“Ich würde ja sagen, gleich morgen, aber ich nehme an, dass dies zu kurzfristig wäre. Wie wäre es ein paar Tage nach den Equirria?“ Dann wäre das nächste Wagenrennen, das den Purgitier als begeisterten Russata-Anhänger, wie Sextus sehr wohl bekannt war, sicher in Beschlag nehmen würde, bereits vorüber. “Den genauen Tag überlasse ich gerne dir. Ich habe in diesen Tagen keine Verpflichtungen, die ich persönlich erfüllen muss und die nicht zu verschieben oder zu delegieren wären.“
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"Ja, vier oder fünf Tage nach den Equirra sollte passen", stimmte Macer zu, da er derzeit auch wenige Termine hatte. Vor allem Einladungen zu Abendessen waren vergleichsweise selten derzeit, was aber auch nicht verwunderlich war, nachdem die Wahl vorbei war.
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Sextus war in Gedanken schon einige Schritte weiter. Nicht bei der Lex, da wusste er, was er wollte, und wusste nur noch nicht ganz, wie er alles formulieren sollte. Nein, seine Gedanken drehten sich eher um einige andere Kleinigkeiten, die er bei der Ausgestaltung des Tages mit Purgitius Macer in Angriff nehmen wollte. Sextus war kein Spieler und vertraute daher auch nicht seinem Glück. Daher bedurfte es der Planung. Das hieße in vielen Fällen zwar nur, das Wort Pech durch das Wort Fehleinschätzung zu ersetzen, dennoch war ihm das lieber.
“Sehr gut. Mir sind beide Tage recht. Es wäre sehr nett, wenn du einen Tag zuvor einen Boten senden würdest, damit ich mich besser vorbereiten kann. Ich würde sagen, suprema? Dann haben wir noch ein wenig Zeit, vielleicht sogar schon etwas als grobe Niederschrift aufzusetzen, bevor wir vom Essen zu träge dazu sind.“
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Zitat
Original von Marcus Decimus Livianus
"Ich melde die Cohortes Urbanae zur Kommandoübergabe angetreten, mein Kaiser!"
"Hervorragend." antwortete der Kaiser. Dann drehte er sich mit einer militärisch-zackigen Bewegung wieder zur Menge."Volk von Rom!" begann der Aquilier seine Rede. "Marcus Decimus Livianus ist euch allen wohlbekannt! So lange wie kaum ein anderer verwaltete er im Auftrag der Caesaren diese Stadt, den Augapfel des Imperiums!
Seit frühester Jugend steht er im Dienst des Staates, begann als junger Rekrut und diente sich durch alle Ränge. Er riskierte sein Leben im Kampf gegen Aufständische in Hispania und wurde beim Triumph seines Verwandten mit der Corona Obsidionalis ausgezeichnet! Dieser Ruhm und diese Kompetenz öffneten ihm schließlich die Pforten des Senats und eine Reihe der angesehensten Kommandos des Imperiums: Zuerst brachte er mit militärischer Erfahrung die Cohortes Urbanae auf Vordermann, dann befehligte er seine alte Einheit, die ruhmreiche Legio IX Hispana, anschließend des Kaisers eigene Legion, die Prima Traiana Pia Fidelis und zuletzt die Legio II Germanica im hohen Norden.Doch war er keineswegs nur ein fähiger Soldat und begabter Kommandeur: Neben seinem Kriegsdienst durcheilte er den Cursus Honorum mit dem gleichen Pflichtgefühl, das er im Felde zeigte, und so wurde er auch für jedes einzelne Amt durch den Senat ausgezeichnet. Selbst nach langer Absenz aus Rom genügte sein Ruf, dass er nicht nur in die große Politik zurückkehrte, sondern zugleich seine Karriere mit dem höchsten Amt des Staates krönte und endlich beide Qualitäten vereinte, um erneut als Praefectus Urbi Sorge zu tragen für diese Stadt, militärisch und administrativ.
Nun, nach vielen Jahren des treuen und zuverlässigen Dienstes heißt es nun erneut Abschied zu nehmen von der Truppe. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass dies niemals ein leichter Schritt ist. Und doch heißt es für ihn heute, sich auf einem neuen Schlachtfeld zu beweisen, denn als Curator Rei Publicae wird er nun nicht nur eine, sondern viele Städte Italias betreuen und in ihrer Verwaltung unterstützen." Er blickte hinüber zu dem Geehrten und lächelte. Livianus war ein alter Soldat und aus seiner Lebenserfahrung wusste der Aquilier, dass der Wechsel in die Verwaltung, wo oft mehr geredet als gehandelt wurde, nicht immer leicht war.
"Zuvor ist es aber angemessen, Decimus Livianus, dir für deinen Dienst zu danken und so ist es mir ein Bedürfnis und eine Freude zugleich, dich heute mit der Hasta Pura auszuzeichnen."
Ein Diener trat hervor, in der Hand den silbernen Speer. Der Kaiser ergriff ihn und wandte sich dem Decimer zu. "Ich danke dir, Decimus!" Mit einem Lächeln drückte Severus ihm die Hand und gab dann die Hasta weiter. -
Zitat
Original von Sextus Aurelius Lupus
“Sehr gut. Mir sind beide Tage recht. Es wäre sehr nett, wenn du einen Tag zuvor einen Boten senden würdest, damit ich mich besser vorbereiten kann. Ich würde sagen, suprema? Dann haben wir noch ein wenig Zeit, vielleicht sogar schon etwas als grobe Niederschrift aufzusetzen, bevor wir vom Essen zu träge dazu sind.“
"Einverstanden, so machen wir es!", antwortete Macer und hoffte, dass er die Terminoptionen und die Urhzeit nicht vergessen hatte, bis er zu Hause war und seinem Sekretär das Weitere überlassen konnte. "Ich nehme an, ich darf meinen Tiro mitbringen?" fragte er dann sicherheitshalber noch, rechnete aber nicht mit Ablehnung. -
Eigentlich hätte Sextus es sich denken können, dass der Purgitier seinen Tiro mitbringen würde. Für einen Moment hatte er das nur ausgeblendet, obgleich es eigentlich nur logisch war. Allerdings war das einfach vollständige Ignorieren dieses Faktums nun nicht länger möglich. Und selbstverständlich gefiel es Sextus ganz und gar nicht, dass ein Decimus in seinem Heim herumstiefeln würde. Aber ebenso selbstverständlich war das etwas, das er keinesfalls laut aussprechen oder zeigen würde. Zumindest nicht, solange er auf die Mithilfe des Purgitiers Wert legte.
“Nun, was wäre ein Mann ohne seinen Schatten?“ fragte Sextus also rein rhetorisch zurück. Immerhin war es bei Essenseinladungen in gehobenem Kreis durchaus üblich, dass Gäste auch einen Gast mitbrachten, der dann beim 'Schattenmahl' mit den anderen Gästen von Gästen verköstigt wurden. Nur Gäste von Gästen durften keine Gäste mitbringen. “Vielleicht hat er bis dahin auch seine Stimme wiedergefunden“, meinte Sextus zwinkernd, der durchaus bemerkt hatte, dass der Decimus nicht einmal eine ordentliche Begrüßung ihm gegenüber hatte verlauten lassen. Nicht, dass er darauf gehobenen Wert gelegt hätte, aber immerhin war dieser Umstand bemerkenswert genug, um ihn für einen Scherz zu missbrauchen.
“Dann freue ich mich auf deinen Besuch und vor allen Dingen deine Expertise und überlasse euch bis dahin wieder diesem... Spektakel.“ Immerhin hatte Sextus nur kurz stören wollen und nicht über die gesamte Kommandoübergabe hinweg. -
Schatten? SCHATTEN? Dieser arrogante, elende.... nein Scipio musste ruhig bleiben und erduldete auch den zweiten Seitenhieb des Senators, konnte sich dann aber doch eine spöttische Bemerkung nicht verkneifen.
"Nun Senator Aurelius, in meiner Familie bringt man den Jüngsten bereits bei dass man sich erst in ein Gespräch zwischen Erwachsenen, oder Senatoren und dergleichen, einmischt wenn man direkt angesprochen und etwas gefragt wird. Anscheinend handhabt das deine Familie ja anders und man darf einfach in jedes Gespräch hineinreden. Trotzdem freue ich mich sehr nicht ausgeschlossen zu werden und danke dir dafür."
So, das musste nun einfach sein, auch wenn am Ende vielleicht eine Rüge seitens Macer kommen würde. -
Solange der Aurelier noch bei ihnen war, verkniff sich Macer jeden weiteren Kommentar und war lediglich froh, dass das Gespräch ohnehin gerade beendet wurde. Als der Senator außer Hörweite war, wandte er sich jedoch mit leicht verkniffenem Gesichtsausdruck an seinen Tiro. "Dass das nicht die schlauste Antwort war, weißt du sicher selber, ja?" fragte er und endete mit einem bedeutungsvollen leichten Nicken.
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Unter dem Jubel seiner Soldaten wurde ihrem scheidenden Praefectus vor den Augen des Volkes die Hasta Pura überreicht. Nicht jeder mochte ein Freund des Decimus sein, aber Avianus gehörte definitiv zu jenen, die den Mann schätzten und ihm sowohl die Auszeichnung gönnten als auch den Jubel, der ihm zuteil wurde, nicht zuletzt, weil er Decimus Livianus mehr zu verdanken hatte, als Avianus ihm je zurückzahlen konnte, so fand er. Da spielte es auch keine Rolle, dass sein Verwandter Silanus Klient des Decimers war. Die großen Gefallen seines bald ehemaligen Praefectus waren keineswegs selbstverständlich gewesen. Und noch etwas stolzer als ohnehin schon wurde der Iunius als der Kaiser mehr oder weniger Livianus' kompletten Lebenslauf berichtete, den er bis dato ja nicht einmal gekannt hatte. Ein Mann der sein Leben in der Armee verbracht hatte unterstützte ausgerechnet ihn, den Kerl mit offenbar zu viel Glück. Entweder das oder er und sein Können hielten sogar dem jahre- oder gar jahrzehntelang geschulten Auge des Decimus stand.
Sollte ihr Praefectus noch eine Rede halten wollen, bevor er sein Amt niederlegte, würde er den Soldaten ein Zeichen geben. Allerdings würden sie wohl ohnehin verstummen, wenn der Decimus die Stimme erhob. Zweifellos wäre nun aber der rechte Augenblick für einen gebührenden Abschied von der Truppe, die während der decimischen Amtszeit vorbildlich ihren Dienst geleistet hatte und nun so einwandfrei herausgeputzt vor dem Volk stand. Eine kleine Rede eben, ein ermutigendes Lob an die Männer, etwas Anerkennung von ganz oben für die Milites ganz unten. -
Und wie er das wusste, er hatte es ja bewusst gemacht. "Ja, weiß ich. Aber ich fand seinen Kommentar mehr als zynisch und auch beleidigend." Dann dachte Marcus kurz nach und versuchte noch irgendwie sich aus dem Dreck zu retten, in den er sich gefahren hatte. "Auf der anderen Seite scheint es ja als wäre ich bald sein Gast, vielleicht sollte ich den dortigen Besuch nutzen um ihn von meinen Qualitäten zu überzeugen, sollten diese gefragt werden. Außer du hast etwas dagegen wenn ich aktiv an der Arbeit und den Diskussionen beteiligt bin, natürlich."
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Nachdem Livianus die Hasta Pura vom Kaiser dankend übernommen hatte, wandte auch er sich der Menge zu und stemmte die reichverzierte und kostbare Lanze schwungvoll, einer Siegesgeste gleich, hoch über seinen Kopf. Sie markierte den Abschluss einer jahrzehntelangen Karriere im Dienste der römischen Armee, die mit dieser heutigen Zeremonie ein würdiges Ende finden sollte. Immer wieder zum Dank in alle Richtungen nickend, ließ er den aufbrandenden Applaus und die anerkennenden Rufe auf sich wirken, die am lautesten aus den stolzen Reihen der Cohortes Urbanae zu hören waren. Auch wenn es der alte Decimer eigentlich gewohnt war bei solchen Anlässen einen staatsmännischen Gesichtsausdruck aufzusetzen, so hatte er heute doch ganz schöne Mühe damit, sich nicht von den Gefühlen überwältigen zu lassen, die nun in ihm hoch kamen.
Auch wenn man es zuvor bei den Prätorianern dem neuen Kommandeur überlassen hatte eine kurze Rede zu halten, so ließ es sich Livianus nicht nehmen, ein paar Worte an das Volk und an die vor ihm angetretenen Soldaten zu richten. Er schluckte den Klos im Hals daher runter, ließ die Lanze wieder herabsinken und erhob seine Stimme.
"Volk von Rom! Kammeraden!
Wie unser geliebter Kaiser bereits treffend festgestellt hat, ist es wahrlich kein leichter Schritt. Wenn man wie ich fast sein ganzes Leben im Exercitus Romanus verbracht hat, fühlt sich ein solcher Moment an, als verlasse man seine Familie.
In diesen Jahrzehnten des Dienstes an den verschiedensten Ecken und Enden unseres Reiches hatte ich zumeist das Glück großartige und fähige Römer an meiner Seite zu haben. Von den Anfängen in der Legio IX bis zu meinem letzten Kommando hier bei den Cohortes Urbanae - Vorgesetzte, Offiziere aber auch tapfere Soldaten – Kameraden, von denen manche heute leider nicht mehr unter uns weilen. Bei ihnen sind meine Gedanken und ihnen allen gilt mein besonderer Dank! Ohne sie alle wäre meine Karriere wohl nicht so glanzvoll verlaufen, wie sie sich nun am Ende des Weges auch mir selbst präsentiert.
Ihnen allen möchte ich diese Auszeichnung widmen und versichern, dass sie auch weiterhin ein wichtiger Teil meiner Erinnerungen, Gedanken und Gebete sein werden….."
Die letzten Worte wurde dabei schon fast erstickt vom erneuten Klos im Hals und diente dem Decimer als eindeutiges Zeichen, dass er seine Rede an dieser Stelle wohl besser abbrechen sollte, wollte er einen Gefühlsausbruch vor der versammelten Menge gerade noch so verhindern. Ohnehin wäre die vorhin rhetorisch ausgezeichnete Rede seines Sohnes nicht mehr zu überbieten gewesen. Zumindest in dieser gefühlsbewegten Verfassung nicht, in der sich Livianus befand. Mit feuchten Augen, die zum Glück außer dem Kaiser kaum einer wahrnehmen konnte, der nicht so knapp am Decimer dran stand, wandte er sich wieder dem Augustus zu und streckte ihm in einer dankenden und freundschaftlichen Geste zugleich eine Hand entgegen.
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"Zynisch und beleidigend?" Macer blickte seinen Tiro kopfschüttelnd an. "Wir vertiefen das wohl besser ein anderes Mal." Er machte eine kurze Pause. "Ich werde dir bei unserem Aufenthalt in der Villa Aurelia sicher Gelegenheit geben, dich am Gespräch zu beteiligen", versicherte er seinem Tiro dann nicht ohne einen leicht mahnenden Unterton.
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Scipio verstand, er hatte wohl gerade einen ziemlichen Bock geschossen den er unbedingt wieder gut machen musste. "Entschuldige, ich muss an meinem Temprament noch etwas arbeiten. Aber du wirst in der Villa Aurelia sehen dass ich es auch gut kontrollieren kann."
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Auch diesem Veteranen gönnte der Kaiser den Triumph der Auszeichnung. Obwohl er bei der kurzen Rede noch nicht so überzeugt war, dass er diesen erfahrenen Feldherrn für alle Zeit von militärischen Kommandos ausschließen würde. Vielleicht ergab sich ja eines Tages nochmals die Gelegenheit. Man wusste nie.
Noch einmal schüttelte er schließlich die Hand des Decimers und klopfte ihm zum Abschied auf den Rücken. Dann blieb nur noch eines: die Ernennung eines neuen Praefectus Urbi:
"Jeder Abschied ist auch ein Neubeginn!" führte er auch rhetorisch zum nächsten und letzten Programmpunkt hinüber. "Und diesen Neubeginn vertraue ich heute einem guten Freund an, der nicht wenigen von euch noch von seinem Consulat in Erinnerung sein wird, das er kurz nach meinem Regierungswechsel errang: Publius Stertinius Quartus!" Tatsächlich war dieses Consulat nicht sonderlich spektakulär gewesen. Eher langweilig. Aber dafür war die Personalie gerade den Senatoren wohl ein Begriff, denn dieser Mann hatte maßgeblich den "Wahlkampf" des Aquiliers zum Kaiser organisiert. Deshalb auch das Consulat zu Beginn der Regentschaft. "Er ist kein hochdekorierter General wie die Recken, die ich heute begrüßen und verabschieden durfte. Aber wie wir alle wissen, ist der Praefectus Urbi nicht zuerst Soldat, sondern ein Administrator und auf diesem Feld verfügt Stertinius über hervorragende Qualifikationen: Neben den Ämtern im Cursus Honorum amtierte er als Curator Operum Publicorum und Viarum und verwaltete die Provinz Lycia et Pamphylia." Letzteres allerdings nur sehr kurz. Stertinius war ein Mann, der sich im Senat sehr viel wohler fühlte als in exotischen Ländern oder an den wüsten Grenzen des Imperiums. Und er hatte Kontakte, sodass man ihm dies auch weitgehend erspart hatte. Bis auf einmal: "Doch auch im Bereich des Militärwesens hat er Erfahrung: Er absolvierte nicht nur ein Militärtribunat, sondern hatte auch wie sein Amtsvorgänger diesmal das Kommando der Legio IX Hispana inne." Wenn auch nur ein Jahr. Vor geraumer Zeit.
"Doch auch hier soll zuerst Iuppiter Optimus Maximus seinen Willen offenbaren, bevor dieses wichtige Amt erneut besetzt wird." Der designierte Praefectus Urbi hatte sich schon auf den Weg gemacht, blieb aber nun etwas unschlüssig stehen. Schließlich kam Severus ihm vom Tribunal aus entgegen und nahm ihn mit hinüber zum Augurenzelt. Dort wurde noch einmal das uralte Ritual abgespult, das diesmal ein anderer Augur übernehmen durfte (die Ehre, dem Kaiser zu assistieren, musste schließlich gleichmäßig auf das Collegium verteilt werden). Doch auch diesmal verlief alles wie geplant. Kurz darauf stand der Stertinier nun in Amt und Würden neben dem Kaiser auf dem Tribunal und sprach ein paar nüchterne Dankesworte. Er war kein großer Redner. Ihm lag eher das Vieraugengespräch.Damit war der formelle Teil endgültig abgeschlossen. Blieb erneut Platz für die Stammeinheiten, mit ihrer hervorragenden Formalausbildung zu glänzen!
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Während das Volk noch applaudierte und jubelte, wurde auf dem Campus Martius Platz gemacht für die Vorführungen. Nur seine Einheit blieb vorerst im Zentrum und Avianus beobachtete die Männer angespannt, die von ihren Centuriones und Optiones angeführt ihre Aufführung begannen. Die Bläser gaben ein Signal, im Gleichschritt marschierten sie los, Feldzeichen wogten über ihnen und das gleichmäßige Stampfen der Caligae hallte über den Campus.
Was folgte, war nichts, was den Soldaten Schwierigkeiten machen sollte. Verschiedenste Formationen und Marschübungen wurden präsentiert, bei denen der Trupp als Ganzes agierte, sich teilte, die Soldaten aneinander vorbei, aufeinander zu und durch einander hindurch marschierten, um den Platz, sich wieder vereinten, und so in voller Montur ihr Können zeigten. Eindrucksvoll? Ja. Aber Avianus war sich sicher, dass etwas mehr nötig war, damit dem Publikum die Vorführung in Erinnerung bleiben würde. Genau deshalb hatte er sich noch eine besondere kleine Einlage einfallen lassen, die dem Volk Roms hoffentlich lauten Applaus entlocken würde. Wenn er schon die Ehre erhielt, die Vorstellung der Urbaner beim Abschied ihres Praefectus zu organisieren, würde er sich gewiss nicht erlauben, das Publikum einzuschläfern.
Als er ein entsprechendes Zeichen gab, ließen die Bläser ein tiefes, dumpfes Dröhnen vernehmen, welches Avianus einen leichten Schauer über den Rücken laufen ließ und gleichzeitig zeichnete sich auf seinem Gesicht ein leichtes Lächeln ab. Exakt die gewünschte Wirkung. Gespannt heftete er dieses Mal seinen Blick allerdings nicht auf seine Truppen, die sich auf der anderen Seite des Platzes erneut teilten und abwechselnd nach links und rechts am Rand des Platzes entlang marschierten, sondern auf den Rand des Campus auf der anderen Seite. Die Tirones der Cohors XII mochten noch nicht so weit sein, unter den Milites mitzumarschieren, ihnen war dafür eine "Sonderaufgabe" zugefallen, die sie ganz bestimmt, wie auch der Rest der Soldaten, mit Bravour meistern würden. Einstudiert hatten sie die Vorstellung ja oft genug. -
Der Tribun Avianus hatte sich in der Tat etwas ganz besonderes für diese Mitärvorführung einfallen lassen.
Marschieren, Formationen und marschierende Formationen waren ja vortreffelich, aber was doch eigentlich jeder sehen wollte war, wie sich die Soldaten Roms im Kampfe verhielten.
Und da die Zivilisten nicht auf die Schlachtfelder in die Provinzen kanen, mussten die Schlachten eben zu ihnen kommen. Natürlich würde es hier bei der Vorführung kein Blutbad geben. Allerdings würden die tirones der Cohors XII in barbarische Kleidung gesteckt den Milites einen denklwürdigen Schaukampf liefern.
Sie hatten sich zu diesem Zweck richtig in Schale geworfen um so unrömisch wie möglich auszusehen, wenn sie gleich ohne jede Ordnung auf das ehrwürdige Marsfeld stürmen würden. Irgendwo hatte Maro tatsächlich ein germanisches Fell aufgetrieben, dass er über eine schäbige Tunika geworfen und an seinem Gürtel befestigt hatte. Auch ein stumpfes Langschwert und ein rundes Holzschild hatte er sich "beschafft". Um die Ästhetik abzurunden hatte er sich noch ordentlich Dreck ins Gesicht geschmiert. Seine Mittirones waren ähnlich kreativ gewesen.
Aus dem Innern des Stadium Domitiani, woraus sein Haufen gleich ausbrechen würde konnte Maro die Menschenmenge erkennen. Eine große Menge, die der Vorfuhrung mit würdevollem Stolz zusah und über die Größe Roms sann - oder einfach nur gelangweilt zum nächsten Essenstand, zur attraktiven Nachbarin oder einfach in die Luft starrte. Na wartet, euch werden wir schon noch aufmischen, dachte Maro.
Man konnte die Cives heute nicht mehr mit bloßen Zur-Schau-Stellungen von Waffen und Rüstungen unterhalten. Das war langweilig. Der von opulenten Gladiatorenspielen verwöhnte Zivilist verlangete nach Aktion. Vorzugsweise nach blutigem, heroischem und tragischem Kampf.
Es waren perfekte Bedingungen für die kleine Komödie. Natürlich war klar, dass das ewige Rom in jenem heroischen Scharmützel auf dem Felde des Mars den Sieg davon tragen würde. Doch Maro und seine Kameraden würden sich nicht einfach den Schneid abkaufen lassen und Maro wusste, dass ein paar seiner Mitstreiter besonders dramatische Einlagen planten. Er freute sich schon darauf.
So, nun mochte es bald losgehen. -
Die vom Tribun Avianus geplante Aktion würde sicherlich beiden Seiten etwas abverlangen, aber es würden Miles und Tirones sicherlich auch gefallen.
Peticus und seinen Kameraden Manius Titius Catienus, Antonius Servius Vales, Publius Pomponius Falcidianus Secundus, Artorius Gaius Flaccus, Porcius Publius Livius, Gnaeus Lucretius Voranus, Appius Cispius Saserna, Lucius Herdonius Taurea, Gaius Aurelius Turdus, Servius Lutatius Spurinna, Lucius Firmius Vehilius Verres, Quintus Hosidius Calvisius nahmen in ihrer Eigenschaft als Miles an der Aktion teil.
Marschieren, Formationen und marschierende Formationen, das was sie in ihrer Zeit als Tirones auf dem Exerzierplatz eingebläut gekriegt hatten konnten sie nun hier in Hochformzeigen.
Es sollte noch besser Kommen den Miles fiel die ehrenwerte Aufgabe zu den stolz Roms zu verkörpern, während die Tirones den Abschaum, also den Feind verkörperten.
Tribun Avianus hatte sich eines regelrechten Spektakulums ersonnen, ein Schauspiel in dem beide Seiten ihr Können demonstrieren konnten und nebenher, das Volk erfreute.
Peticus und seine Kameraden waren begierig darauf zu beginnen.Sim-Off: Habe die Kameraden des Peticus mit ins Boot geholt , hoffe das es OK ist?
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