Lurco hörte seinem Praefectus aufmerksam zu und nickte zustimmend. Niemand konnte wissen, was Cerretanus Rom erreichen würde, oder ob er überhaupt Rom erreichen würde. Der Weg war weit und wer wusste, ob Cerretanus nicht etwas roch und sich lieber aus dem Staub machte. Sollte er tatsächlich schuldig sein, dafür sprach fast alles, dann war dem Mann durchaus bewusst, weshalb er zurück nach Rom beordert wurde. Oder er konnte es sich zumindest denken.
Die Fakten mussten vorliegen, bevor Cerretanus hier aufschlug, dass stand fest. Nur fragte sich Lurco ehrlich, wo er anfangen sollte. Prioritäten setzten. Aber hing nicht alles gleichmäßig zusammen? Natürlich nicht der Püppchenmord. Dennoch musste auch diesem nachgegangen werden. Möglich war sogar, dass sich mehrere Fälle am Ende zu einem vereinten, wie man bei den Krähen gesehen hatte. Und genau um die Krähen, den Anschlag auf die Statio und den Mord an Caesoninus ging es.
Nur wer lieferte den entscheidenden Fakten und wie wurde kam man an die Personen die verschwunden waren?
Wie man jemanden suchte, dass war kein Problem. Das Finden schon eher. Sie alle konnten sich sonstwohin abgesetzt haben. Sogar die Spur von Anis dem Wahrsager verlief sich hinter seiner Haustür. In der Subura sprach niemand mit den Urbanern. Denn die Bewohner lebten stets dort, Urbaner kommen und gingen. Sie hatten also damit zu leben und ihre Aussage auszubaden, sollte man sie dabei erwischen. Daran würde hoffentlich die neue Statio etwas ändern, dass auch die redlichen Bewohner der Subura zu den Cohortes Urbanae Vertrauen fassten.
Lurco dachte über die Worte des Praefectus nach.
"Praefectus, Kyriakos war jener Mann der in den Magen geschlagen wurde. Das ist richtig. Allerdings war er nicht nur das. Kyriakos war jener Mann, dessen Lupanar von der Sklavin Eireann angezündet wurde. Jener Sklavin die damals Optio Furius gehörte. Jener Sklavin die eine Krähe war. Der Zusammenhang zwischen Kyriakos und dem Brandanschlag auf sein Lupanar und Optio Furius ist größer als der Magenhieb.
Tiberios war ebenfalls Sklave der Furia zur Zeiten als es Eireann gewesen ist. Er hat diese Sklavin mehrfach verteidigt und einmal vor unserer Castra randaliert. Auf seine Aussage könnten wir verzichten. Vorrangig, er könnte ebenso involviert sein, tauchte aber nicht im Zusammenhang mit den Krähen auf. Vielleicht war er nur ein liebeskranker Tropf.
Gens Furia, da fehlt mir schlicht der Ansprechpartner. Wer aus der Gens könnte sachdienliche Hinweise haben, außer der Tatverdächtige selbst? Und wer der Gens würde gegen das eigene Familienmitglied aussagen? Bestenfalls wissen sie von nichts, schlimmstenfalls decken sie ihren Verwandten. Wen soll ich aus der Gens befragen Praefectus? Ein Gensmitglied auf gut Glück oder alle? Sprich hier bin ich am überlegen und weiß nicht, an wen ich mich dort wenden soll", antwortete Lurco nachdenklich und teilte Menecrates damit seine Gedanken mit.
Nicht das sein Boss noch meinte, er hätte sich die ganze Zeit vor der Arbeit gedrückt oder heimlich auf den Latrinen versteckt, so war es ja nicht. Wobei dass wäre jedem aufgefallen, Lurco kannte sich, er hätte die Latrine säubern müssen. Selbst wenn er sich scheinbar vor der Arbeit verstecken wollte, hätte er gearbeitet, stellte er fest.