Area | Per aspera ad astra

  • Niemals hatte der junge Flavius ein wahrhaftiges Scutum in Händen gehalten, sondern lediglich in Kindertagen mit infantilen Attrappen größerer Leichtigkeit sich begnügt, doch erschien es ihm doch ein wenig mirakulös, dass man selbiges nicht bedarfsgemäß bisweilen über das Haupt, bisweilen vor andere attackierte Partien zu halten imstande war, da doch der kurze Gladius nicht eben geeignet erschien, kraftvolle Hiebe einhändig zu parieren.


    Dennoch wagte er als Laie es nicht, gegen die Zurechtweisung des Octavius zu protestieren, weshalb letztlich er den Kopf eifrig schüttelte und der Dinge harrte, welche da kommen mochten.

  • Maro wartete kurz, ob sich bei Minor ncht doch Widerspruch regen würde. Bis hierher hatte sein Schüler alles mehr oder weniger unhinterfragt hingenommen, was Maro ihm erzählt hatte. Dies verwunderte Maro ein wenig. Patrizier waren doch schon von ihrer Erziehung in dialektischer Philosophie von Kindesbeinen an darauf geschult, Annahmen und Aussagen zu hinterfragen. So jedenfalls hatte Maro gehört. Er selbst hatte in Germania nie sonderlich viel geistige Erziehung abbekommen. Ein bisschen Griechisch hier und da und Mathematik.


    Maro gab sich einen Ruck. Es war im Grunde eine gute Sache, dass der Flavier im militärischen Umfeld bereit war Dinge einfach als gegeben hinzunehmen. Das würde ihm mit seinem zukünftigen Vorgesetzten immens helfen. Maro hatte gehört, dass es nicht viel gab, was Legaten mehr hassten, als naseweise Jungtribune, die überzeugt waren durch Lektüre Caesars in die höchsten Weihen von Strategie und Taktik aufgestiegen zu sein und dies jeden um sich herum wissen ließen.


    Er nahm den Gladius auf, gab es dem Flavier doch noch nicht.


    "Bevor wir hier mit dem wahren Handwerk anfangen: Ich denke ich sage dir nichts neues, wenn ich annehme, dass du dich aufgrund deiner... nun ja, wie sagt man... Physis her nicht zu den großen Athleten zählen kannst. Gibt es irgendeinen... körperlichen Faktor deinerseits den wir beachten müssen? Ich will dem gewesenen Konsul, deinem Vater, nicht erklären müssen, dass du beim Üben draufgegangen bist, weil ich dich... überfordert habe"


    Sim-Off:

    Sorry, hatte nicht gesehen ,dass du schon geantwortet hattest :D

  • Ein wenig beschämt blickte der junge Flavius an sich hinab, als der Optio final auf seine Statur zu sprechen kam, sodass sein unansehnlicher Wanst ihm ins Blickfeld geriet. Überaus familiar waren ihm die Konstriktionen, welche die Resultate seines lucullischen Schlemmens ihm bereiteten, sei es durch seine Reitstunden auf den Familiengütern, sei es durch die gymnastischen Versuche in Alexandria. Doch was mochte er davon seinem Instrukteur berichten, um nicht einerseits in inadäquater Weise geschont zu werden, andererseits tatsächlich ernstlichen Schaden zu nehmen?
    "Nun"
    , hob er somit ein wenig unschlüssig an und nach einer kurzen, der Genanz geschuldeten Pause, welche von einem Erröten seiner Wangen war geleitet, brachte stockend er endlich hervor:
    "Ich gerate leichtlich... außer Atem."
    Verlegen schloss er die Augen und atmete durch, um Mut zu fassen seine Vorsätze in Aktion zu versetzen. Dann fixierte er den Octavius mit hartem Blick und mit fester Stimme fügte er an:
    "Ich bitte jedoch keine Schonung zu erfahren."
    Immerhin waren ihm keine Mängel seines Leibes bekannt, welche ihm spezifische Regungen versagten, während seine Hypermetropie ihm nicht als notabel erschien.

  • "Du gerätst leicht außer Atem, nun gut. Das musst du in jedem Fall ändern. Das Militär, auch das Tribunat, ist kein Ort für Beeinträchtigte. Man würde dich auslachen. Und zu recht.
    Das wir deine körperliche Konstitution verbessern ist von allergrößter Bedeutung.
    Wenn du also keine sonstigen Beeinträchtigungen außer deiner fehlenden Athletik hast, werde ich dich auf gar keinen Fall schonen."


    Maro sagte dies mit flacher, sachlicher Stimme. es brachte nichts, den Jungen vorzeitig zu demoralisieren. Er hatte den Verdacht, dass das vielleicht uausweichlich war. Allerdings hatte Maro trotz Minors Bitte nicht vor direkt mit dem vollen körperlichen Pensum anzufangen, das von den Rekruten in der Principia verlangt wurde. Das wäre sinnlos. Minor war im Moment schlicht zu fett.


    "Du musst außerdem wahrscheinlich deine Ernährung umstellen. Wir werden uns später darüber unterhalten. Aber jetzt will ich erstmal sehen, wie es tatsächlich um deine Physis so steht.
    Zeige mir... fünf Runden im Laufschritt um diesen Hof, danach zehn Liegestütze und zehn Kniebeugen. Die Muskeln müssen gelockert werden, bevor wir mit dem Gefuchtel anfangen. Auf gehts."


    Maro hatte sich vorgenommen langsam den Ton soldatischer werden zu lassen. Gebrüll wie auf dem Exerzeirplatz wäre hier in dieser piekfeinen Villa auch absolut deplatziert gewesen. Fast lächerlich.

  • Die Perspektive, dem Hohn und Spott der Kommilitonen anheim zu fallen, beschämte den jungen Flavius und erweckte in ihm den Vorsatz, eifrig die athletischen Exerzitien des Instrukteurs zu vollziehen und klaglos die diätischen Maximen zu akzeptieren, welche auch der familiare Medicus Capsa bisweilen versucht hatte.


    Nicht lange währte indessen sein Mut, als sogleich deren praktische Bewährung gefordert ward und er zögerlich sich anschickte, unter dem strengen Auge Maros den nicht sonderlich großen Hof zu umrunden, in welchem er sich den Blicken seines Dieners Patrokolos wie seines Optios extraditiert fühlte als sei er ein Gladiator in der Arena. Kaum hatte er die erste Runde vollführt, begann bereits seine Velozität zu schwinden, die Frequenz seines Atems hingegen antizipiertermaßen zu steigen, sodass final er bereits japste, als er sich zu Grunde begab, um die Liegestützen als nächste Übung auf sich zu nehmen.
    Hier jedoch scheiterte er bereits bei seinem ersten Versuch kläglich, denn anstatt kontrolliert seine Arme zu beugen schlug sein massiger Leib gleich einem nassen Sack auf den staubigen Boden des Hofes, aus welchem er trotz mehrmaliger Versuche er sich nicht emporzuwuchten imstande war.
    "Ich... vermag dies... nicht!"
    , lamentierte er in meiner Mixtur aus Klage und Infuriation über sich selbst ob seiner Inkapabilität, welche ihm hingegen angesichts seiner minimalen muskulären Ausstattung und seines beachtlichen Leibesumfanges durchaus explikabel erschien.

  • Maro musste seine Befürchtungen, was den physischen Zustand Minors anging vollkommen bestätigt vorfinden. Während eer versuchte eine gleichmütige Miene zu bewahren überlegte er einerseits, wie in aller Welt er aus dem dicken Flavier auch nur an den Rand der Militärtauglichkeit bringen sollte. Vielleicht sollte er versuchen ihm die Karriere beim Militär auszureden? Das würde die ultima Ratio sein, dachte sich Maro. Es war nicht im Interesse des Flaviers sich in einem aussichtslosen Versuch in der Legion bis auf die Knochen zu blamieren. Vorerst jedoch würden sie es weiter versuchen. Es waren schon aus ganz anderen Leuten brauchbare Soldaten geworden.


    "Doch, du kannst das."


    Maro kniete sich neben Minor auf den Boden und sagte leise aber bestimmt.


    "Leute vollbringen jeden Tag unglaublichere Taten. Ich könnte dir jetzt eine lange Rede über Durchhaltewillen und so weiter halten. Stattdessen glaub mir einfach, wenn ich dir sage, dass du diese Liegestütze kannst. Überwinde dich selbst. Eine zentrale Tugend in den Legionen des Kaisers. Diese Tugend kannst du auch genauso gut jetzt schon lernen."


    Er stand auf und blickte sich um. "Könnten wir wohl etwas Wasser zum Trinken bekommen?" fragte er in Richtung der Tür wo zweifellos ein Sklave eilfertig wartete. An Minor gewandt meine Maro: "Trink einen Schluck und dann zeigst du mir die Liegestütze. Ach und noch was. Sätze mit dem Inhalt - Ich kann das nicht - werde ich konsequent überhören. Ich würde sagen, das ist heute die Hauptlektion, die du lernen kannst: Überwinden der scheinbaren Überforderung."

  • Patrokolos stand an der Pforte des Hofes und blickte mitleidig auf seinen Herrn, welcher noch immer im Staube lag und sich in der Compassion seiner selbst suhlte, während der Optio sich mühte, ihm Selbstvertrauen einzuflößen. In der Tat fasste er aufs Neue Mut, hob seinen massigen Leib auf allen Vieren wieder auf und nickte, da zweifelsohne es die adäquate Reaktion auf seine Inkapabilitäten war, schlicht sein Lamentieren zu ignorieren.


    Doch kaum hatte er die Beine wieder durchgestreckt verspürte er jene Last auf seinen Armen, welche ihn kaum wagen ließ, seine Ellbogen zu neigen und damit sie von seinem Knochengerüst auf die Muskulatur zu transferieren. Wütend kniff er die Augen zusammen, seine verschwommen sich präsentierenden Finger betrachtend, an welchen noch sein flavischer Siegelring prangte. Sodann winkelte er die Arme umsichtig und mit höchster Konzentration zur Seite...


    ...und stürzte neuerlich mit einem heftigen Schlag auf seinen Bauch, was ihm die Luft aus den Lungen presste und ihn mehr aus Überraschung denn Schmerz aufstöhnen ließ. In keinster Weise war er imstande gewesen, die Masse seines Körpers auch nur für einen Augenschlag mit muskulärer Kraft zu balancieren, so schwächlich war seine Konstitution (und so gewaltig seine Adiposität). Sich auf seine Ellbogen stützend, blickte er fragend zu dem Octavius.
    "Es funktioniert schlichtweg nicht."

  • Mit hochgezogenen Brauen verfolgte Maro den schwächlichen Versuch des Flaviers. Was in aller Welt wollte dieser Junge denn bei den Legionen? Junge Aristokraten wählten gern das Militär als Einstieg für die Karriere. In seinem momentanen Zustand jedoch würde Minor seine Karriere eher ruinieren, als befördern. Er nahm sich vor den Flavier gelegentlich danach zu fragen.


    Im Moment musste Manius Minor sich jedoch vor allem selbst überwinden. Dabei konnte Maro ihm nur wenig helfen. Trotz der Schwächlichkeit, die ihm sein Schüler bisher gezeigt hatte, war Maro noch nicht bereit die Übung fallen zu lassen.


    "Was funktioniert und was nicht, bestimmen allein die Götter und dein Vorgesetzter. Für den Moment also ich." antwortete er mit einem sarkastischen Lächeln auf Minors Behauptung. "Auch ein adliger Militärtribun tut genau das, was der Legat ihm befiehlt und wenn es ihm noch so unmöglich erscheint. Glaubst du Scipio Africanus hat den Befehl Karthago zu erstürmen gegeben, weil es besonders möglich war? Möglich. Unmöglich. Diese Kategorien existieren für einen Befehlsempfänger erstmal nicht. Wenn ich das mal drastisch formulieren darf. Also. Auf gehts. Wenigstens eine Liegestütze. Betrachte es als dein ganz persönliches Karthago."

  • Spontan fühlte Manius Minor sich an die atomistischen Imaginationen Epikurs erinnert, als Maro jenes vermessene Postulat formulierte, er sei den Göttern gleich imstande die Physik kraft seines Befehles zu kontrollieren, doch entging seinem wohlexerzierten Ohr selbstredend nicht der sarkastische Unterton, der klarifizierte, dass es hier lediglich um inhaltsleere Parolen ging, welche ihn gemahnen sollten, das Impossible zu versuchen, so es seinem Befehl entsprach.
    Weitaus zugänglicher erschien dem Jüngling hier das Exempel des Scipio Africanus, da doch jener wunderbare Triumph in der Tat weniger dem klugen Abwägen des Strategen denn dem fulminanten Mut der Legionen zugesprochen wurde, welche das Impossible possibel machten. So biss er neuerlich die Zähne zusammen, hievte seinen massigen Leib aufs Neue auf Füße und Arme und begann aufs Neue mit bebendem Leib, seine Arme anzuwinkeln.
    Schon vermeinte er, aufs Neue zu straucheln, doch kniff er die Augen zusammen und mobilisierte mirakulöserweise neuerlich Kräfte, um seinen Torso in Position zu halten. Dennoch ergriff sogleich ihn die Furcht, aus dem Status in größter Proximität zum Boden nicht mehr entweichen zu können, weshalb er seine Arme eilig und mit einem neuen Kraftaufwand wieder in die Ausgangsposition restitutierte, während sein Gesäß nahezu in der tiefen Position verharrte und ihm somit die Last erleichterte. In der Tat: Er hatte die erste Liegestütze seines Lebens vollführt, selbst wenn sie nach objektiven Maßstäben reichlich kläglich ausgefallen war. Doch immerhin hatte er bewiesen, dass er den Willen besaß, um eines Tages zum Soldaten heranzureifen.

  • Maro nickte. Mehr war wohl für den Moment nicht drin. Bevor Minor auf die Truppe losgelassen werden konnte, musste jedoch noch einiges passieren. Er hatte sich entschlossen auf die Kniebeuge zu verzichten. Es war ihm nicht daran gelegen Minor mehr als nötig zu demütigen.


    "Gut. Du hast es geschafft. Du hast dich selbst überwunden. Das wird dir ab jetzt leichter fallen. Nicht leicht, aber leichter. Es gibt viel zu tun. Was deine Physis angeht. Es wird ein striktes Ertüchtigungsprogramm nötig sein, ja. Das wird sehr hart für dich werden. Das muss dir bewusst sein.So. Jetzt brauche ich aber erstmal deine volle Konzentration auf das hier."


    Maro nahm wieder den Gladius zur Hand.


    "Wir werden jetzt beginnen, dich auch technisch mit dem Gladius vertraut zu machen."


    Er hielt dem Flavier das Schwert hin.


    "Das hier ist ein echter, scharfer Gladius. Äußerste Vorsicht. Das nächste Mal werden wir mit dem Ausbildungsgladius üben. Der ist etwas... anders. Aber jetzt erstmal der hier.Schwinge ihn ein bisschen, fühl, wie er in der Hand liegt."

  • Furcht ergriff den jungen Flavius, als er jene Worte vernahm, da in der Tat ihm Übles schwante, würde er ernstlich versuchen sein Gewicht zu mindern. Doch vorerst blieb er von jenen Mühen noch dispensiert, denn anstatt weitere Runden durch den kleinen Hof oder andere humiliante Sportübungen zu absolvieren, griff der Octavius zum Schwert.


    Der Jüngling erhob sich unterdessen, um nicht gleich einem Wurm seinem Instrukteur zu Kreuze zu kriechen, und nahm schließlich die Waffe an sich, um sie wie befohlen ein wenig zu schwingen, obschon selbige Übung ihm ein wenig albern erschien, da nun wie ein Knabe mit ihr herumzufuchteln, wobei seine mangelnde Expertise in der Fechtkunst seine Schwünge hölzern und unbeholfen erscheinen ließ.
    Dies war nicht das erste Mal, dass er mit einem originalen Schwert exerzierte, dennoch mühte er sich, das geforderte Gefühl zu erspüren, das jene Übung in ihm evozierte. Der hölzerne Griff erschien ihm erstlich agreabel kühl, nahm jedoch sogleich die Temperatur seiner erhitzten, schweißfeuchten Hand an. Das Gewicht der Klinge erforderte von seinem Handgelenk einige Kraft, aufrecht sich zu halten, was indessen durch die Fliehkräfte der Schwünge erleichtert wurde, selbst wenn das Bremsen der Hiebe am Ende jedes Schwunges die Last umso größer ließ erscheinen.


    Nach einigen Versuchen blickte er wieder fragend zu Maro.

  • Maro nickte Minor aufmunternd zu. Der Flavier hatte offenbar keine Erfahrung mit dem Schwert, doch schien er gesunde Achtung davor zu empfinden und unterließ es dankenswerterweise, wild mit dem Ding herumzufuchteln, wie allzu stürmische Rekruten es gern taten


    "Schwinge ihn ruhig noch ein bisschen weiter im Kreis. Du musst ein Gespür dafür bekommen, was das Schwert im nächsten Moment tun wird.


    Es wird lang dauern, bevor du ein Schwert völlig kennen gelernt hast und jedes Schwert unterscheidet sich wenig von allen anderen.Optimalerweise wird sich das Schwert grad wie eine Verlängerung deines Armes anfühlen.


    Also. Schwinge es doch noch etwas.


    Kreisende Bewegungen, schön geschmeidig, nicht verkrampfen. Und dann beschreibe mir doch die Eigenheiten. Wie fühlt es sich an? Gut? Wo ist der Schwerpunkt? Einfach ungefiltert, was dir dabei in den sinn kommt. Dein Animus hinsichtlich des Schwertes ist von zentraler Bedeutung. Deswegen."

  • Artig vergrößerte der junge Flavius den Radius seiner Schwünge und in der Tat gewannen sie dadurch an Rondesse, obschon nunmehr die Klinge nicht mehr zu jeder Zeit in jener Stellung sich fand, in welcher die Schneide in die Direktion ihrer Bewegung zeigte. Dennoch erschien sie dem Jüngling natürlicher als zuvor, ja selbst weniger fatiguierlich, selbst wenn er nicht gewagt hätte, in selbiger Movierung einen propiären Geist der Waffe zu identifizieren.


    Nach einigen Schwüngen schließlich beendete er jene erste Exerzitie und blickte fragend zu dem Instrukteur, dessen Studienprogramm ihm geradehin poetisch erschien, da er augenscheinlich primär zu deskribieren und nun gar Animi zu erspüren hatte.
    "Je rascher ich den Gladius zirkulieren lasse, desto leichter erscheint es mir ihn auf seiner Bahn zu lenken, obschon die Kurven ein wenig beschwerlicher erscheinen als die geraden Linien."
    , begann er somit und hob und senkte das Schwert erneut, um auch die zweite Frage adäquat kommentieren zu können:
    "Balanciert ist die Waffe augenscheinlich an einem Punkt unweit des Knaufes."
    Mit spitzen Fingern griff er nach der Schneide, um empirisch jenen Scheitelpunkt einer ausgewogenen Balance zu ergründen. Dann jedoch umgriff er aufs Neue den Griff und senkte die Waffe, als ihm eine Information seines Onkels in den Sinn kam, welche als Knabe ihm bereits zuteil geworden war, angesichts des nunmehrigen Trainingsprogramms indessen ein wenig insekur stimmte:
    "Doch dient der Gladius nicht primär als Stoßwaffe?"

  • Maro nickte auf die Frage.


    "Wie wir es vorhin besprochen hatten."


    Er hatte den Flavius während seiner Übung genau beobachtet. Der fasste das Schwert nun immerhin nicht mehr an, als wäre es jederzeit gegen ihn selbst gerichtet und es schien sich ein gewisses Selbstvertrauen zu etablieren. Jedenfalls so viel, dass der Junge sich Gedanken über das Objekt machen konnte.


    "Auch deine andere Beobachtung ist wichtig. Je schneller du das Schwert bewegst, desto weniger Kraft benötigst du um es in dieser Bewegung zu halten. Die richtung jedoch zu ändern fällt dann aber in gleichem Maße zunehmend schwer. Es ist wichtig jederzeit die Kontrolle zu haben und zu wissen, wo die Grenze der eigenen Physis liegt."

    Die Zahl der Rekruten, die sich aufgrund von Unerfahrenheit selbst Schnitte zufügten, war stets konstant.
    Es war eine Frage der Gewöhnung.


    "Nun zu den Stichbewegungen. Auch hier zuerst mal trocken zur Gewöhnung. Stich einfach mal auf den Pfahl ein. Einfach so. Die richtige Technik kriegen wir dann schon. Danach werde ich dir eine der wichtigsten praktischen Tugenden im Umgang mit Waffen und dem Schwert generell verraten."

  • Der Jüngling schritt zu dem Pfahl, welcher selbstredend prompt zu einem amorphen Dunkel verschwamm, welches jedoch eine Breite aufwies, dass er mühelos imstande war, es mit seiner Waffe zu treffen. Somit holte er aufs Neue aus und stieß zu, bohrte die Spitze in das Holz und zog wieder zurück. Es war eine infamiliare Bewegung, welche ihn argwöhnen ließen, dass sie er ein wenig ridikulös dabei aussehen mochte. Dennoch stieß er tapfer weiter, bisweilen etwas fester, sodass es einige Mühe kostete, die Klinge aus der Umklammerung des Holzes zu befreien, bisweilen, um die wachsende Exhaustierung seiner unexerzierten Muskeln ein wenig zu mildern, ein wenig sanfter.


    Nach einer Weile verlor er auch an Konzentration, sodass mit einem Male er nicht recht zentriert seinen Stoß platzierte und die Klinge an den mächtigen Pfosten abglitt, was ihn nötigte ungelenk das Gleichgewicht zu wahren, um nicht dem Schwunge seiner Attacke folgend den Leib zu sehr vorwärts schwingen zu lassen.
    "Oh."
    , entfuhr es ihm surprendiert ob jenes Fehltrittes, um sogleich jedoch seine Sinne aufs Neue zu sammeln und beim nächsten Angriff aufs Neue das Holz zu treffen.

  • Auch diese Bewegung würde noch geschmeidiger werden müssen, zweifellos.
    Maro störte sich nicht weiter an den ungelenken Bewegungen. Das würde sich mit jenem intensiven Training, durch das Minor gehen werden musste schon noch verbessern.


    "Sieh nur zu, dass du nicht in dein Schwert stürzt, wenn du das Gleichgewicht verlierst. Wie sinnlos wäre das. Wiewohl du in guter Gesellschaft wärest. Im Tartarus sagt man, kann man so manchen ruhmreichen Quiriten mit seiner Klinge irgendwo zwischen den Rippen steckend herum laufen sehen... entschuldige, ich bin respektlos."


    Er schüttelte den Kopf. Maros sarkastischer Humor hatte ihn schon manches Mal in Schwierigkeiten gebracht.


    "Bevor wir pausieren, möchte ich dir noch eine wichtige Tugend im Umgang mit dem Schwert nahebringen, die bisher unausgesprochen geblieben ist."


    Er ging auf den Flavier zu und schlug ihm das Schwert aus der ermüdeten Hand.


    "Nun, was habe ich dir damit grade beigebracht?"


    Sim-Off:

    Sorry für die lange Absentia -.^

  • Der amüsant gemeinte Kommentar des Instrukteurs hinterließ bei Manius Minor einen erschreckten Eindruck, als er imaginierte, just durch jene Exerzitien seinen vorzeitigen Tod zu erleiden, welcher in seinem Falle doch implizierte, dass kein Raum zur Satisfaktion seines unwürdigen Lebenswandels mehr würde gegeben sein, sodass er seinem prädisponierten Schicksal, dem ewigen Qualen des Tartaros, zweifelsohne würde verfallen. Doch erkannte er rasch, dass jene Bemerkung selbstredend gänzlich irreal war, da selbst ein Sturz mit der Waffe lediglich ihm einige Verwundungen beizubringen geeignet war, so nicht die Parzen einen überaus deplorablen Schicksalsfaden ihm gewoben hatten, sodass endlich er ein insekures Lächeln sich abnötigte.


    Die folgende Lektion erkannte er indessen sogleich, als der unerwartete Hieb die Waffe seiner Hand entgleiten und mit lautem Klirren auf den gestampften Lehm des Hofbodens stürzen ließ. Es lag auf der Hand, was dies ihm zu lehren geeignet war:
    "Allzeitig bereit sich zu halten?"

  • Maro nickte.


    "Vollkommen richtig. Wenn du im Dienst bist, musst du immer darauf vorbereitet sein, dass von irgendwo her eine Gefahr auf dich zukommt. Wenn du im Kampfeinsatz bist und du dein Schwert gezogen hast dann schon sowieso. Stete Wachsamkeit. Das Schwert immer festhalten."


    Der Optio hoffte, dass das eindrücklich genug war. viel zu viele Soldaten des Kaisers verschwedeten ihr Leben wegen irgendeiner nachlässigen Blödheit.


    "Nun gehen wir doch an das richtige Training. Das werden wir eine Weile betreiben und dann mal was trinken. Dann werd ich dir auch noch ein oder zwei Dinge über Taktik sagen, die absolutes Grundwissen sind. Ein Soldat, der dieses Grundwissen nicht hat, ist lächerlich. Aber vorher: Beginnen wir mit dem scheinbar einfachsten."


    Maro steckte den Gladius in die Scheide und gab Minor das Schwert mitsamt Hülle und Gurt zurück.


    "Leg den an. Auf mein Kommando wirst du das Schwert ziehen. Eine schöne, effiziente, platzsparende Bewegung. Verstanden? Dann seh ich auch, ob du die Lektion mit dem Schwertfesthalten gelernt hast. Fertig?"

  • Artig fasste Manius Minor den Beschluss, jene Ermahnungen zukünftig unbedingt zu befolgen, da er doch zu viele Tage seines Lebens in Nachlässigkeit und Unachtsamkeit hatte gefristet. Sodann blickte er hinab auf das im Staube liegende Schwert, dessen Verlust im Kampfe zweifelsohne sein Todesurteil würde sein und ihn stante pede vor das Gericht der Unsterblichen würde katapultieren, wo ein Versagen aus Unachtsamkeit zweifelsohne wenig Gnade würde erwarten lassen.


    Dennoch konnte er sich einiger Enervierung ob der Perspektive, den übrigen Tag mit dem Einstechen auf jenes mäßig variantenreiche Ziel zu fristen, nicht erwehren, weshalb er, als erstlich Patrokolos nach dem Schwerte sich beugte, Maro jedoch dem Diener zuvor kam und es samt Equippement ihm reichte, ein wenig beklommen mochte dreinblicken. Umständlich hängte er sich den Waffengurt samt Gladius um den feisten Leib, wobei Patrokolos ihm aufs Neue emsiglich assistierte, um das verdrehte Leder an seiner Schulterpartie zu richten.


    Dann fuhr der Jüngling bedächtig über den Beschlag der Scheide, umgriff ihn und hielt die Rechte bereit, um sein Signal zu geben:
    "Fertig!"

  • "Alles klar. Dann wollen wir mal sehen wie du dich anstellst. Ab jetzt kann ich dich mit der Leistung der Rekruten direkt vergleichen. So. Damit du dich an die Kommandos gewöhnst, die du befolgen und auch befehlen wirst, werde ich genau die Kommandos benutzen, die auch im Militär in Gebrauch sind. Wundere dich also nicht, wenn ich jetzt auf einmal mehrere Leute anzusprechen scheine. Also: Gladios stringite!"


    Mal sehen, wie der gut aufgewärmte Flavier sich so beim Drill anstellen würde. Er hoffte, dass ihm der Gladius wenigstens nicht aus der Hand fliegen würde. Instinktiv machte Maro sich schon mal zum Sprung bereit. Schon bei normalen Rekruten, war diese denkbar einfachste Übung regelmäßig ein einziges Trauerspiel. Aber Minor war schon etwas besonderes. Mal sehen.

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