Arbeitszimmer des Pater Gens

  • Der Einwand seines Cousins war berechtigt.


    "Du hast vermutlich Recht. Ich werde auf Dich hören und die Feierlichkeit in Germanien veranstalten. Die Arbeit wird es vermutlich sowieso nicht erlauben, dass beide Gentes Germanien verlassen können. Iulius Seneca ist Tribun der Legio. Ein fähiger Mann."

  • "Siehst du.... und ich wollte ohnehin schon länger nach Germanien und die Legio IX besuchen kommen. Eigentlich hatte ich mit Crassus einen Überraschungsbesuch bei euch vor.... aber so wird es eben etwas Offizielles."

  • "Caecillius Crassus?"


    Meridius dachte nach. Er war ein guter Offizier gewesen, ein fähiger Mann. Auch er hatte sich um Lucilla bemüht gehabt. Er verdrängte etwaige Vergleiche...


    "Was wolltet ihr bei der Legion?"

  • Meridius nickte.


    "Eines fällt mir jedoch gerade noch ein. Ich wollte Dich fragen, ob ich Dir Marius abkaufen kann. Gallus teilte mir mit, dass er gewisse Neigungen zu Ilaria, einer meiner Sklavinnen hat. Wenn ich nach Germanien reise, könnte ich ihn gut gebrauchen..."

  • Gallus hatte mich zum Arbeitszimmer des Senators geführt. Ich trat ein, grüßte den Legaten und wünschte ihm einen guten Tag.


    "Salve, Senator. Ich bin so schnell gekommen wie es ging."


    Einzig Die Tatsache, dass ich einiges zu erledigen gehabt hatte, hatte ein früheres Erscheinen verhindert.

  • Meridius blickte auf.


    "Sei gegrüsst, Regionarius. Und nimm bitte Platz."


    Er wartete bis jener Platz genommen hatte, schenkte ihm ebenso Wein ein wie zuvor seinem Cousin.


    "Was macht die Arbeit? Und wie geht es dem Vater?"

  • Er wartete bis ich Platz genommen hatte und schenkte mir etwas von dem guten Decima-Wein ein. Ich sah mich in dem Zimmer um, vom Inventar her hatte sich nichts geändert.


    "Danke, das reicht. Ich muss heute noch einiges erledigen, ich sollte nicht allzuviel trinken..."


    Dann nahm ich den Becher und einen Schluck.


    "Vater geht es gut, nehme ich an. Ich habe ihn seit der Hochzeit meiner Schwester nicht mehr gesehen. Ich habe erfahren, dass er in Rom zum Senator ernannt wurde..."

  • "So, zum Senator. Er hat es weit gebracht."


    Meridius brachte seine Anerkennung zum Ausdruck.


    "Doch kommen wir zur Sache. Gibt es etwas Neues in dem Fall? Und wie soll ich weiter verfahren?"

  • Ich dachte nach. Die Sache war in der Tat heikel. Der Senator hatte zwei Erpresserbriefe erhalten. Den ersten schon vor längerer Zeit, den zweiten nach einem gewissen Abstand. Die Forderung war die selbe gewesen. Das zweite Schreiben indess machte keinen Sinn. Die Erpresser mussten davon ausgehen, dass Meridius Erkundungen einholen würde. Er würde feststellen, dass das ganze nur eine Finte war, dass seine Verlobte in Sicherheit war, und er würde nicht eine Sesterze ausgeben. Doch warum dann das zweite Schreiben?


    Es sei denn natürlich, sie gingen davon aus, tatsächlich die Verlobte des Senators in ihrer Gewalt zu haben. Nur dann machte der zweite Brief Sinn.


    Ich schüttelte den Kopf und konnte den Gedanken kaum fassen. Wen konnte sie entführt haben, so dass sie annahmen ein entsprechendes Pfand in der Hand zu haben?


    "Senator..."


    sprach ich


    "ich vermute wir müssen die Sache als ernst einstufen. Entweder es ist ein Bekloppter, oder aber er denkt wirklich, dass er Deine Verlobte in seiner Gewalt hat. Wird irgendjemand in Deiner Familie vermisst?"

  • "Nicht dass ich wüsste. Alle Familienangehörigen sind da, wo sie hingehören..."


    Meridius stockte.


    "Allerdings wird eine Sklavin vermisst. Ilaria...
    Doch, mit Verlaub, sie ist blond. Keiner wäre so dumm..."

  • "Nun, ich kann es nicht mit Bestimmtheit sagen, Senator."


    fuhr ich fort und legte mir einen Plan zurecht.


    "Nehmen wir an, es war ein Scherz. Wenn es ein Scherz war, würde der erste Brief reichen. Wenn es der Versuch einer Erpressung war, nach dem Motto Versuchen wir mal unser Glück, dann würde ebenfalls der erste Brief reichen. Keiner schickt einen zweiten Brief, wenn er davon ausgehen kann, dass Du Dich schon von der Freiheit Deiner Verlobten überzeugt hast. Nehmen wir drittens an, es ist die Tat eines Bekloppten. Wäre es dies, dürften noch mehr Schreiben kommen und Deine Familie wäre akut gefährdet. Letzte Annahme: Irgendjemand wurde entführt und wird für Deine Verlobte gehalten.


    Wenn wir von den beiden letzten Punkten ausgehen, besteht eine massive Gefährdungssituation. Du solltest Deine Familie beschützen lassen. Und der oder die Täter werden es wieder versuchen. Wir sollten der Sache auf jeden Fall nachgehen..."

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