Arbeitszimmer des Pater Gens

  • "Dass Du es nicht geplant hast, will ich auch hoffen."


    Meridius blickte ihn an.


    "Und ein > ich habe es versucht < reicht nicht. Du wusstest das sie Deine Cousine ist, und dass Du ihr Cousin bist. Ich bin nicht dumm und lass mich nicht zum Narren halten. Ich habe meine Erkundigungen eingeholt und so oft wie Du und Valeria sich über den Weg gelaufen sind, kann man von einem > vesuchen < mit Sicherheit nicht reden.


    Was hast Du Dir gedacht? Dass Du mit ihr eine Liebesaffäre führen könntest, von der nie irgendjemand etwas mitbekommt. In einer Casa voller Leute? Hast Du gedacht, dass Du mit ihr schlafen kannst, ohne dass sie eines Tages schwanger werden könnte? Hast Du gedacht, Du könntest die Natur austricksen? Ich hätte Dich wohl in einem Bordell aufklären sollen, wie man es anstellt mit einer Frau Sex zu haben, ohne dass sie schwanger wird... aber das ist jetzt zu spät."

  • Maximian blieb fast die Sprache weg. Er musste sich erstmal sammeln, um seinem Vater wieder entgegentreten zu können, nach dem, wie er ihn angefahre hatte.
    "Nein, das habe ich nicht gedacht. Ich habe nur die Hoffnung nicht aufgegeben, dass es nicht doch einen Weg geben könnte. Dumm genug. Jetzt habe ich es begriffen. Ich hätte es vor Wochen schon akzeptieren sollen, dann würde Valeria heute nicht schwanger sein und ich könnte sorglos davon ziehen... Zu spät."
    Er unterbrach sich kurz und senkte den Kopf.
    "Und Acht gegeben habe ich. Ich bin auch nicht dumm. Dass es passiert ist, muss ein unglücklicher Zufall gewesen sein. Ich kann es mir nicht anders erklären."
    Herumgedruckse. Maximian beglückwünschte sich selbst.
    "Es wird kein zweites mal passieren. Ich werde sie nicht mehr anrühren."

  • Maximian war ein wenig verwirrt.
    "Wie ich dachte, dass es weitergeht? Bei mir ist es klar. Valerias Zukunft ist Valerias Zukunft. Ich habe nicht über die Zukunft nachgedacht."
    Er hatte rumgealbert, mehr jedoch nicht.
    "Aber jetzt... Jetzt weiß ich es nicht mehr, wie die Zukunft überhaupt für irgendwen aussehen soll."
    Das wusste er wirklich nicht. Er wünschte sich beinahe, es gäbe erst gar keine Zukunft mehr.

  • Meridius hatte schon so etwas befürchtet. Zwei Jugendliche, welche sich zueinander hingezogen fühlte, den Verstand ausschaltete, in ihrer Verliebtheit und körperlichen Sucht nach einander, sich selbst hingaben, genoßen und dann von der Realität eingeholt wurden.


    "Was hattest Du vor? Wolltest Du sie heiraten? Eine Familie mit ihr gründen? Soll ich Dir zehntausend Sesterzen als Starthilfe geben und eine Casa in Rom? Wie wirst Du sie und Dein Kind versorgen?"

  • Maximian schluckte und sah betreten zu Boden, die ersten Fragen seines Vaters ignorierend, weil er sich verspottet fühlte. Und er konnte es ihm nicht einmal übel nehmen, denn ein Maximian konnte nicht mal sich selbst verköstigen. Und der Lohn eines Probatus würde wohl bei weitem auch nicht für mehrere Personen reichen.
    "Ich weiß es nicht", sagte er niedergeschlagen.

  • Gequält sah Maximian auf.
    "Sie ist eine starke junge Frau, aber sie leidet dennoch sehr unter unserem Fehler. Ich wäre dir und auch jedem anderen in der Familie zutiefst dankbar, wenn man ihr Schutz und Hilfe der Gens nicht entziehen würde. Sie hat das nicht verdient. Ich werde ihr meinen Lohn zukommen lassen, wenn ich erst mal welchen einstreiche und dem Kind so gut es eben geht der Vater sein, den es braucht."
    Er seufzte.
    "Sie bedeutet mir viel."

  • "Sie ist keine Decima."


    Meridius sah seinen Sohn an.


    "Sie hatte mir gestanden, dass ihre Mutter sie Praetorianus nur unterschieben wollte. Statt sie davonzujagen, entschloss ich mich, sie dennoch als Angehörige der Familie zu behandeln. Freilich konnte ich ja nicht wissen, dass es so laufen würde. Oder hätte ich des dennoch wissen sollen?"


    Er hielt inne.


    "Du bist römischer Bürger, Sohn eines Senators und dessen Erbe. Zumindest hatte ich das so vorgesehen. Du wirst vielleicht eines Tages in den Senat eintreten. Valeria ist eine liebenswürdige Frau, aber die Tochter eines Niemand. Tochter eine verstorbenen Niemand. Eine Frau, welche als Tochter des Praetorianus gilt, obwohl sie es nicht ist.


    Ich habe zwei Möglichkeiten. Entweder sie bleibt in der Familie, bleibt deine Cousine, dann haftet Dir der Makel an, Deine Cousine geschwängert zu haben. Oder ich verstosse sie aus der Familie und sie gilt als Betrügerin, welche versuchte auf diesem Wege zu Reichtum und einem besseren Leben zu kommen.


    Für welche Variante würdest Du Dich entscheiden?"

  • Wie bitte, was?! Maximian starrte seinen Vater ungläubig an. Sein Kopf versuchte zu verstehen, aber das fiel schwer. Selbst das Atmen war beinahe unmöglich.
    Sie war keine Decima? Sein Vater hatte es gewusst? Erbe. Tochter eines toten Niemand? All das wollte keinen Sinn ergeben.
    Aber die nächsten Worte verstand Maximian. Er stürzte kurz den Kopf in eine Hand und hob ihn dann gleich wieder. Entsetzt sah er Meridius an.
    "Nein, bei allen Göttern! Soll mir bis ans Ende meines Lebens ein Makel anlasten, es entspricht der Wahrheit. Aber sie ist keine Betrügerin. Das ist sie ganz gewiss nicht", sagte er nachdrücklich, obwohl er vor lauter Lügen und Wahrheiten schon nicht mehr wusste, wo hinten und wo vorn war.
    "Ich bitte dich, bedenke das bei deiner Entscheidung."

  • "Ich bin kein Unmensch, Maximian."


    Meridius beugte sich etwas vor.


    "Was ich tun werde, weiß ich selbst noch nicht. Ich habe zudem ein Schreiben bekommen, heute Morgen. Praetorianus ist tot. Auch wenn er nicht der richtige Vater von Valeria war., es wird einiges verändern. Sein letzter Wille soll es gewesen sein, dass ich mich seiner Kinder annehme. Das bedeutet: Ich werde Romanus als meinen Sohn adoptieren. Was es für Valeria bedeutet?


    Ich schlage vor, wir überstürzen nichts. Du jedoch reißt Dich in den kommenden Tagen am Riemen. Ich werde Valeria nach Rom schicken. Du wirst hier bleiben, vorerst und dann gegen später Deinen Truppendienst in der Legio IX Hispana beginnen. Valeria wird ihr Kind bekommen und wie wir weiter verfahren, werden wir sehen..."

  • "Praetorianus ist tot? Das tut mir leid. Er war dein Bruder, oder?"
    Romanus würde also sein Adoptivbruder werden. Das war gut. Sie waren eh schon wie Brüder.
    Er wollte seinem Vater sagen, dass er sich schon gut zusammenriss. Dass er endlich zur Vernunft gekommen war. Aber er unterließ es und seufzte nur leise. Er würde mit Valeria sprechen müssen. Vielleicht konnte sie ihm behilflich sein und mit ihm seine Gedanken entknoten.
    "Gut. Und nach Rom geht sie so und so, das steht schon fest. Ich frage mich nur, weshalb ich nicht davon erfahren durfte, dass sie keine Decima ist?"

  • "Ich ging davon aus, dass Du diesen Tatsachenbestand dazu benutzt hättest Deine Beziehung noch offener und entschlossener zu führen. Dies hätte unweigerlich dazu geführt, dass es publik wird, dass Valeria keine Decima ist. Und ich wollte ihr dies ersparen.


    Ich ging gleichfalls nicht davon aus, dass sie sich entgegen unserer Abmachung weiterhin mit Dir einlassen würde..."


    Meridius sprach es direkt aus.


    "Du hättest sie in Ruhe lassen sollen."

  • "Hm", brummte Maximian. Der Unmut seines Vaters war unüberhörbar. Er hatte ja auch recht. Von zwei, die noch grün hinter den Ohren waren, nach Strich und Faden ignoriert und belogen zu werden, war bestimmt nicht der Traum. Vor allem nicht eines Vaters.
    Maximian fühlte sich schlecht und steckte aus Respekt ein. Aber es ärgerte ihn irgendwo auch. Einer, der auf dem Präsentierteller saß, wollte sich halt nicht wehrlos auffressen lassen. Er hob den Kopf wieder.
    "Wieso hast du damals meine Mutter nicht in Ruhe gelassen?"

  • Meridius hatte mit einer solchen Frage gerechnet. Maximian war zu leicht zu durchschauen und von einem Decimus hatte er auch nichts anderes erwartet. Decima kämpften immer bis zum letzten, und ließen sie sich nicht mehr verteidigen, gingen sie in den Angriff über. Dies war bei Tertia, Lucilla und Flaccus auch nie anders gewesen.


    "Ich glaube nicht, dass Du in der Position bist, von mir Rechenschaft zu verlangen. Die Situationen sind nicht vergleichbar."


    Meridius blickte ihn an.


    "Deine Mutter entstammte einer anderen iberischen Familie und wir waren viele Jahre befreundte. Seit unserer Kindheit. Sie ging in unserer Casa ein uns aus. Und jeder wusste, dass wir eines Tages zusammen kommen würden. Dann jedoch fiel mein Vater - Dein Großvater - und die Familie stand plötzlich ohne Oberhaupt da. Und der Vater Deiner Mutter entschloss sich, eine bessere Partie zu suchen. Er hatte eine Anfrage eines einflussreichen Advocaten, Damian, und er verheiratete Deine Mutter mit ihm. Dass sie schwanger war, konnte ich nicht wissen, und dass sie in ihrere Situation den wahren Vater verschwieg, war das intelligenteste, was sie für Dich tun konnte. Ich war damals ein ein Niemand. So wie Du heute. Und ich ging zu den Truppen. Wer zu den Truppen geht, kann sich maximal eine Geliebte leisten. Ein Kebsweib."

  • Maximian hörte seinerm Vater aufmerksam zu. Und auch wenn er wusste, dass die Situationen nicht vergleichbar waren, musste er einen Einwand loswerden. Und er war ziemlich entschlossen.
    "Gut, die Umstände sind wirklich nicht vergleichbar, das habe ich auch nicht sagen wollen. Aber egal wie man es dreht und unter welchen Vorbehalten man es betrachtet, du hast damals eine Frau gechwängert, die dir nicht versprochen war."
    Er unterbrach sich. Das Eis, auf dem er wandelte, war dünn und er wusste nicht, wie weit er sich noch wagen durfte, nach dem, was er sich alles geleistet hatte. Schließlich seufzte er. Er war ja schon längst eingebrochen.

  • "Ich hatte deine Mutter geschwängert, als wir noch zusammenwaren. Und viele Ehen kommen so auf dem Lande zustande. Doch damals ging es ganz schnell und endete eben nicht gewöhnlich. Eines Tages erschien sie nicht mehr zu unserem besagten Treffpunkt. Ich wartete auf sie, doch sie war nirgends. Also machte ich mich auf den Weg zu ihrem Vaterhaus. Also ich an der Türe klopfte, wurde lange nicht geöffnet. Erst gegen später trat ihr Vater heraus, sagte mir, dass sie mich nicht mehr sehen wolle und dass sie einen anderen heiraten würde. Ich versuchte alles, doch hatte ich keine Chance. Man verhinderte, dass wie uns jemals wieder sahen. Und als ich erfuhr, dass sie verheiratet war, war es zu spät."


    Meridius lehnte sich in seinem Stuhl nach hinten.


    "Musst Du sonst noch etwas wissen? Wenn ich Dir ein schlechter Vater war, dann einzig aufgrund der Tatsache, dass ich nicht wusste, dass es Dich gab."

  • "Das habe ich nicht sagen wollen...", sagte Maximian, der sich eingestehen musste, dass der Gegenngriff wohl nach hinten losgegangen war. Meridius Argumente waren zu gut gewesen. Er schnaubte missmutig und senkte wieder mal den Blick.
    "Nein, ich muss nichts weiter wissen."

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