Die Aufforderung zum Sprechen kam und als erstes musste Sisenna schlucken. Sie tat das so verkrampft, dass sie glaubte, alle müssten es sehen. Das Bedürfnis herunterzuschlucken blieb weiter, auch wenn ihr Hals und ihre Zunge vor Aufregung antrockneten. Sie blickte den Kaiser wie gebannt an, weil er zwar aussah, wie ein ganz normaler Mann, aber sie genau wusste, dass der Eindruck nicht stimmte. Alle sprachen immer so ehrfürchtig über ihn, dass Sisenna glaubte, er sei ein Übermensch. Sie wusste nur nicht, welche übernatürlichen Fähigkeiten er besaß. Zumindest lächelte er freundlich, weswegen sie Mut fasste.
"Ja, also es ist so", begann sie mit piepsiger Stimme. "Es ist ja sehr wichtig, dass ich einmal eine gute Aussteuer habe." Sie suchte das Gesicht des Kaisers ab, ob es sich veränderte. Würde es strenger werden, nur ein ganz kleines bisschen, wäre sie eingeschüchtert. Würde es freundlicher werden, erhöhte es den Mut zu sprechen. Es blieb aber gleich, wie sie fand. "und weil … also meine Mama und mein Papa sind …" Sie holte einmal tief Luft und sah zu Serena, während sie mit der freien Hand ihr Kleid zerknitterte. Dann wählte sie einen anderen Anfang. "Ich habe von dem Geld meiner Eltern Bienen gekauft. Ich liebe Bienen." Bei dem Gedanken konnte sie lächeln. Er gab ihr Kraft und sie sprach in der Folge flüssiger. "Ich hätte gerne mehr Bienen, denn mehr Bienen machen mehr Honig. Den kann ich verkaufen und von dem Geld kann ich besser leben und meine Aussteuer wächst. Das ist wichtig." Ihre großen Augen drückten ihre eigene Überzeugung aus. "Ich hätte gerne mehr Bienen, aber mein Onkel sagt, mehr Bienen finden keine Nahrung in unserem Garten. Ich kann das verstehen und hungern sollen meine Bienen auch nicht." Sie linste kurz zu Menecrates. Eigentlich müsste sie erzählen, dass er die Meinung vertrat, sie hätte schon genug Bienen, und ihr deswegen nicht half. Aber sie konnte unmöglich ihren Onkel vor dem Kaiser bloßstellen. Auch wenn er explizit gesagt hat, sie soll sich selbst kümmern.
"Ich bräuchte deswegen ein schönes Blumengrundstück mit Obstbäumen und mein Onkel hat mir erzählt, manchmal gibst du eins ab." Jetzt war es raus und sie fühlte sich erleichtert. Sie atmete einmal tief durch und fügte an: "Bitte, lieber Kaiser, was müsste ich tun, um von dir ein solches Grundstück zu bekommen?" Sisenna wusste beim besten Willen nicht zu sagen, womit sie den Kaiser glücklich machen könnte. Auch wusste sie nicht, welchen Gegenwert oder welche Gegenleistung ein Grundstück erfordern würde. Ihre Augen hingen an seinen Lippen und sie zitterte fast vor Aufregung, während sie auf eine Antwort wartete.