Augenscheinlich entsprach es einem lokalen Brauch, zu Einladungen stets ein fluides Getränk als Präsent zu überreichen, wie der junge Flavius langsam zu argwöhnen begann, da nun ein drittes Gefäß mit alkoholischem Inhalt ihm dargeboten wurde, welches seine Luna ihm sogleich reichte. Sie war in der Tat nicht faul, wie er vor Ankunft der Gäste für einen Augenschlag geargwöhnt hatte!
Dessenungeachtet wirkten die Duccii trotz ihrer wilden Frisuren (zumindest bei den Männern) durchaus kultiviert, zumal die Titulatur des Präsentes als Honigwein ihm durchaus zusagte, da dies doch hoffen ließ, dass Met dem römischen Mulsum verwandt und damit von jener Süße war, die Manius Minor bei seiner Nutrition zu sehr schätzte.
"Besten Dank! Sehr gern würde ich es sogleich mit Euch verkosten, doch fürchte ich, dass dafür unsere Gesellschaft ein wenig zu zahlreich ist. Und wie schon der große Alexander sprach: 'Für einen zu viel, für alle zu wenig', nicht wahr?"
Er lächelte ein wenig verlegen ob jenes nicht sonderlich korrekten Zitates aus den Alexandermythen, wo der große Feldherr einen Helm voll Wasser mit dergestalten Worten refutiert und in den Sand der Wüste vergossen hatte.
Er wies auf die Speisen, die nun aufgetragen wurden: Aprikosen, Gurken mit Lamm, Isicia Ormentata und diverses Gemüse. Nichts von all dem erschien dem jungen Flavius sonderlich regional, obschon er dennoch einige Admiration für die Coqua empfand, die hiesig nicht auf einen gewaltigen Stab an Küchenpersonal zurückgreifen konnte, wie dies in der Villa Flavia Felix der Fall war.
"Hinsichtlich der übrigen Speisen und Getränke sollte es indessen ein mehr als suffizientes Angebot geben."
Schon schnellte seine Hand zu den Aprikosen, die sogleich seine sonderliche Appetenz hatten gewonnen, als er nochmalig zurückzog und nach seinem Pokal griff.
"Beginnen wir mit einem kleinen Trankopfer zu Ehren des Bacchus und des... Wotan, nicht wahr?"
Seinem Vorsatz gemäß hatte der junge Flavius sich bei seinen Scribae ein wenig über den Götterhimmel der Germanen informiert, welche ihm berichtet hatten, dass man zu dergestalten Gelegenheiten dem germanischen Göttervater Trankopfer darzubringen pflegte.
So goss der Jüngling ein wenig seines Weines auf den Boden, wo seine Diener es letztlich wieder hinfortzuwischen genötigt sein würden, ehe er dann doch sich an den Speisen gütlich tat. Nachdem er die überraschend pikante Aprikose schließlich verkostet hatte, blickte er neuerlich in die Runde.
"Nun, ich bin durchaus angenehm überrascht, welch kulinarische Vielfalt es selbst hier im hohen Norden zu kosten gibt."
, begann er ein wenig allgemein.
"Da ich bereits vielfältig gefragt wurde, ob ich bereits örtliche Köstlichkeiten versucht habe, möchte ich die Gelegenheit nutzen, die Frage in leichter Modifikation zurückzuwerfen: Welche Spezialitäten darf ich nicht verpassen? Gibt es hier in Mogontiacum Speisen oder auch kulturelle Angebote, welche ich unbedingt wahrnehmen sollte?"